,, Deutsche Freiheit", Nr. 43
ARBEIT UND WIRTSCHAFT
Deutsche Krisenzahlen Widerlegung des amtlichen Optimismus
Mit unverkennbarer Deutlichkeit schreitet die Teuerung in Deutschland fort, von Woche zu Woche erhebt sie immer drohender ihr Haupt, und selbst die deutsche Tagespresse kann sich nicht mehr in Stillschweigen hüllen. Zunächst redet man freilich noch von ,, kleinen Erhöhungen in den Kosten der Lebenshaltung", aber die Statistik zeigt, daß es sich längst nicht mehr um ,, Kleinigkeiten" handelt.
Index der Großhandelspreise am 20. Januar 1933 90,9, am 20. Januar 1934 96,3; Index der Agrarstoffe am 20. Januar 1933 80,7, am 20. Januar 1934 92,8.
Diese Tabelle ist auf Grund der regelmäßigen Berichte des Deutschen Instituts für Konjunkturforschung zusammengestellt; wer aber noch immer nicht glaubt, daß die Teuerung gerade in den letzten Wochen rasend fortschreitet, dem sei die Kurve vorgehalten, die zum Beispiel der Index der industriellen Rohstoffe beschrieben hat:
21. Januar 1933 87,3, 23. Dezember 1933 89,2, 6. Januar 1934 89,5 und am 20. Januar 1934 90,1.
Auch die Mitteilungen der sogenannten ,, Statistischen Korrespondenz" sind sehr lehrreich für alle, die sich nicht auf das Phrasenzeug der offiziellen Veröffentlichungen verlassen wollen. Da wird in dem letzten Heft eine Erhebung über die Lebenshaltungskosten in einer deutschen Großstadt( es handelt sich um Breslau ) angestellt. Zieht man aus dem Zahlen
der trots ,, nationaler Wiedergeburt" nicht zu leugnende Verlust von drei Millionen Reichsmark und sodann die Tatsache, daß zwar die Zahl des Personals um 14 000 Köpfe stieg, daß sich aber gleichzeitig die Summe der Löhne und Gehälter um zwei Millionen Reichsmark senkte. Das zeigt die Richtung, in welcher sich die deutsche Wirtschaft weiterbewegen wird. Um die Mauer des Widerwillens zu durchbrechen, die heute den größten Teil der Welthandelstreibenden umgibt, muß Deutschland spottbillige Waren auf den Weltmarkt werfen und aus diesem Grunde muß und wird es die Löhne und Gehälter senken, was um so eher zu ,, inneren" Unruhen führen wird, als gleichzeitig die Inlandpreise ansteigen. Wie der deutsche Arbeitsmarkt aussieht, ist im Moment nicht zu erfahren, denn seit genau drei Wochen bleibt die betreffende Spalte im Bericht des Konjunkturinstituts unausgefüllt. Dafür liest man an anderer Stelle der amtlichen Berichte: Das Arbeitseinkommen hat allerdings bis jetzt noch nicht den zehnten Teil des vorangegangenen Absturzes aufgeholt. Es wird für die nächsten Monate darauf ankommen, daß der Aufschwung sich möglichst gleichmäßig auf alle Teile der Wirtschaft ausdehnt. Die Zahl der geleisteten Arbeits. stunden in Deutschland ist im Dezember von 46,6 auf 45.4 Prozent der Kapazität, die Zahl der beschäftigten Arbeiter von 51,2 auf 49,7 Prozent gesunken. In den einzelnen Zweigen ist die Entwicklung uneinheitlich. Die größte
wust das Resultat, so ergibt sich: Für blanke Lebenshaltung Belebung weist die Sektindustrie aus, die ihre Beleg
( Ernährung, Wohnung, Beleuchtung und Beheizung) galt im Oktober 1933 die Richtzahl 123, im November 124, im Dezember 125. Und die Kosten der Ernährung im vierten Quartal 1933 lagen um 2,4 Prozent über denen des dritten Quartals 1933 und um 5,5 Prozent über denen des vierten Quartals 1932.
Die Steuerbehörden jammern! Dem geringen Mehraufkommen bei den Verkehrs- und Besitzsteuern stehen gewaltige Einbußen bei den einst so ertragreichen Verbrauchsabgaben gegenüber; hier macht es sich deutlich bemerkbar, daß weniger und immer weniger gekauft und verbraucht wird. Schon heute bleibt das Aufkommen dieser Verbrauchssteuern de facto um mehr als 50 Millionen Reichsmark hinter der planmäßig angesetzten Summe zurück. Dabei muß immer wieder betont werden entgegen allen deut
-
schen Behauptungen, daß der Steuerdruck ärger geworden ist, als er in den letzten Jahren war. Gelegentlich schlüpft doch in dieser oder jener Fachschrift eine Bemerkung über dieses Anziehen der Steuerschraube durch, wie zum Beispiel in Nr. 3/4 des ,, Manufakturist "; diese führende Fachzeitung des deutschen Textilhandels beklagt sich bitter darüber, daß die Unkosten dieser Branche in letzter Zeit gestiegen seien, und in der Aufstellung der einzelnen Positionen heißt es dann wörtlich: ,, Steuern( früher 3 Prozent) jetzt 3,5 Prozent". Der ,, Manufakturist " muß sich freilich mit dieser kleinen Bemerkung begnügen, mehr darf er nicht sagen aber es genügt, um zu beweisen, daß die Steuerlast im dritten Reich" zunimmt. Ist es unter solchen Umständen nicht selbstverständlich, daß sich im Wirtschaftsleben immer stärkere Anzeichen eines drohenden allgemeinen Zusammenbruches bemerkbar machen! Im Dezember zählte man im Tagesdurchschnitt zehn Insolvenzen, in der ersten Januarwoche stieg die Zahl bereits auf zwölf und heute gibt es täglich vierzehn Insolvenzen in Deutsch land , davon nicht weniger als elf Konkurse! Pro Tag! Die deutsche Margarineerzeugung ging von 500 000 Tonnen im Jahre 1932 auf 360 000 Tonnen im Jahre 1933 zurück, zugunsten des Verbrauches von Butter und Schmalz, die zwar erheblich teurer sind, aber der ostelbischen Agrargesellschaft zugute kommen.
Eines der größten deutschen Unternehmen, die ,, Deutsche Industrie- Werke A.-G." in Berlin Spandau , schließt ihre Bilanz mit einem Gesamtverlust von fünf Millionen Reichsmark und schreibt wörtlich in ihrem Bericht: Der ausgewiesene Verlust ist in der Hauptsache dadurch entstanden, daß infolge der Stillegung der Fabrikationswerkstätten nur ein Teil der Aufwendungen gedeckt werden konnte.„, Stilllegung der Fabrikationswerkstätten?" Das ist ja etwas ganz Neues, wo man doch immer nur von dem ,, Aufbau" und den ..Ständigen Arbeitseinstellungen" las! Aber auch die weltberühmten Siemens Schuckert müssen einen dividendenlosen Verlustabschluß vorlegen, und mit einem noch größeren Verlust wartet Mix& Genest auf, die bekannte Tochter der AEG. Ueber den Krupp- Bericht ist mehr als genug gesprochen und geschrieben worden; hier verdienen nur zwei Punkte festgehalten zu werden: einmal
Schuheinzelhandel miserabel
Im Schuhhandel ist der Umsatz im Januar nach einer Mitteilung des Reichsverbandes Deutscher Schuhhändler im Vergleich zu dem sehr lebhaften Geschäft im Dezember stark zurückgegangen, durchschnittlich etwa über 50 Prozent, in nicht seltenen Fällen aber auch um erheblich mehr. Gegenüber der gleichen Vorjahreszeit waren die Umsätze im Januar allerdings noch etwas über 12 Prozent größer, hauptsächlich infolge Verwertung von Bedarfsdeckungsscheinen. Die Preise der Fabriken waren fest, vor allem in regulärer Ware. Für vereinzelte Lederartikel wurde eine Preiserhöhung von 2 bis 5 Prozent von den Herstellern beansprucht. Im Einzelverkauf sei indessen Preiserhöhung nicht durchzusetzen. Im allgemeinen wurde von den VerIm allgemeinen wurde von den Verbrauchern fast ausschließlich billige Schuhwaren verlangt.
Absatzrückgang
Die Wicküler- Brauerei- A.- G., die wieder 6 v. H. Dividende verteilt, berichtet, daß das Berichtsjahr unter ungünstigen Wirtschaftsverhältnissen verlief, doch waren Zeichen beginnender Besserung nicht zu verkennen. Der Absatrückgang habe sich in mäßigen Grenzen gehalten, doch könne eine Rentabilitätsbesserung erst nach der unbedingt notwendigen Ermäßigung der Reichs- und Gemeindebiersteuer ein
treten.
schaft gegenüber November fast verdoppelt hat. Also die Sektindustrie blüht, und dieser Umstand wird die Ar. beiterschaft ganz gewiß mit der Senkung aller Löhne und Gehälter aussöhnen, von welcher der Herr Reichswirtschaftsminister bereits gesprochen hat; er nannte es ,, Auflock e- rung der Entlohnung"
Es gibt eine sehr starke, besonders in der Landwirtschaft einflußreiche Richtung innerhalb der deutschen Wirtschaft, die den Export- und Dumpinggedanken der offiziellen Stellen hartnäckig bekämpft und die ,, Autarkie zwecks Verbesserung der Außenhandelsbilanz" fordert. Diese Kreise wünschen eine Verringerung der Einfuhr, einmal in der Ueberzeugung, daß sich die Ausfuhr doch nicht mehr auf die alte Höhe bringen läßt, sodann aber aus dem eigensüchtigen Motiv, die inländischen( also hauptsächlich ihre eigenen landwirtschaftlichen) Produkte zu schützen. Es sind die gleichen Herrschaften, die an dem Fortbestehen des deutschpolnischen Zoll- und Handelskrieges aus Gründen der billigen Fleischeinfuhr interessiert sind; und so ergibt sich das Kuriosum, daß Deutschlands Handelskrieg mit dem östlichen Nachbarn noch fortdauert, obwohl andererseits ein militärischer Nichtangriffspakt existiert.
In der Generalversammlung der Ruhr- Stahl- A.- G.", die einen Hauptpfeiler des heutigen Stahltrustes darstellt, sprach man goldene Worte hinsichtlich des fürchterlichen Exportrückganges; noch im Vorjahre betrug der Anteil des Exports an der Produktion 25 Prozent, jetzt ist er auf 12 Prozent gesunken.
Was ist aus der einst so herrlichen deutschen Maschinenausfuhr geworden? Man vergleiche! Deutschlands Ausfuhr an Maschinen betrug:
1930 1516 Millionen Reichsmark, 1931 1221 Millionen Reichsmark, 1932 813 Millionen Reichsmark und Januar bis Ultimo November 1933 519 Millionen Reichsmark. Deutschland exportierte nach Sowjetrußland in den ersten neun Monaten des Jahres 1932 für 254 Millionen Rubel Waren, in der gleichen Zeit des Jahres 1933 aber nur noch für 131 Millionen Rubel.
Und schließlich noch ein charakteristisches Bild: der deutsche Steinkohlen außenhandel. Deutschland exportierte diesen wertvollen Handelsartikel
im Jahre 1929 in Höhe von 530 Millionen Reichsmark, im Jahre 1931 in Höhe von 409 Millionen Reichsmark, im Jahre 1933 in Höhe von 208 Millionen Reichsmark.
Großhandelsindex etwas niedriger
Der Index der Großhandelspreise stellt sich für den 14. Februar auf 96,2; er ist gegenüber der Vorwoche( 96,4) um 0,2 Prozent zurückgegangen. Die Richtzahlen der Hauptgruppen lauten: Agrarstoffe 91.1(-0,6 Prozent), industrielle Rohstoffe und Halbwaren 90,5(-0,1 Prozent) und industrielle Fertigwaren 114,4( unverändert).
Zuviel ehrenamtliche Arbeit
Da trotz des allgemeinen Rückgangs der Arbeitslosigkeit noch viele tüchtige Angestellte keinen Arbeitsplats gefunden haben, hat sich die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung veranlaßt gesehen, darauf hinzuweisen, daß zahlreiche Verbände und Institute nicht nur vorübergehend und stundenweise, sondern dauernd und in stellen und Buchhalter, Stenotypisten, Kontoristen usw. ohne voller Arbeitszeit ehrenamtliche, unbezahlte Kräfte in Arbeit zwingenden Grund beschäftigen. Die ehrenamtliche Tätigkeit im Interesse des Volksganzen hat gewiß ihre Berechtigung und wird auch voll und ganz anerkannt. Sie hat aber ihre Grenzen, wenn sie zu einer Beeinträchtigung des Rechts der großen Zahl arbeitsloser Angestellten auf Arbeit führt. Aus Arbeit und Staat".
Deutsche Sorgen
www
in
Der amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Dem Preußischen Minister des Innern und dem Preußischen Justizminister gehen fortgesetzt Anträge auf kostenlose Verdeut chung fremdklingender Namen zu. Alle diese Eingaben werden von den Ministerien den Regierungspräsidenten Berlin dem Polizeipräsidenten übersandt, da diesen die Entscheidung über Anträge dieser Art allgemein übertragen worden ist. Es wird daher eine beschleunigte Erledigung erreicht, wenn solche Anträge fortan den Regierungspräsiden ten, in deren Bezirk die Gesuchsteller wohnen in Berlin dem Polizeipräsidenten unmittelbar eingereicht werden.
Mittwoch, den 21. Februar 1934
Der deutsche Außenhandel Die monatliche Bewegung in Zahlen
Wie wir schon berichtet haben, war der deutsche Außenhandel im Januar, seit 4 Jahren zum ersten Male, wieder passiv. Die Einfuhr überstieg den Wert der Ausfuhr um rund 31 Millionen Mark.
In Monatszahlen ergibt sich seit November 1932 folgendes Bild:
Zeitraum
Januar.
Februar März April Mai
Juni
Eintuhr
Reiner
Waren.
verkehr
Lebens
mittel
verkehr
Austuhr
Lebens
mittel
Roh
stoffe
Fertig
waren
Mill, RM.
Mill. RM
1932 November. Dezember
393,3 116.1 214,6 59.4 422,7 1274 2318 604
475 2 21,6
81?
371,1
490 9
18.9
844
3873
1933
367,6 110,9
2136 50,8
390,5
15.6
74 7
299.2
347,1 92,5 200,2 51.8 373,6 14,2
74,1
284,4
361,5
101,8
200.4
56.5 425,6
11,3
76.2
337 1
321.1
857
177,5
55,4
381,8
10,7
68,5
301 8
333,2
87 7
189.6
54 0
421 8
11,8
75,9
333,3
356,6
842
2121 58.3
384,5
12.1
72,4
299 3
360,2
81,7
217,8 582 385,2
10 4
75,9
2984
August
346 8
807
209,8 538 4125
138
781
3201
September. Oktober
337,0
74 7
201,0 58,0
18.0 432,3
77,5
3364
3471)
89,0
193,3
59,9 445,4
19,0
82.6
342.9
351,4 99,7
195.1
3744 103,8
208 1
53.5 394'3 17,2 59.9 423,8
73,9
3025
18,1
37,7
331.4
88,7 2335 381,0 350,3 90,2 201.7 55,8 388,9 124,4 201,0 60,8 5606 289,8 164,1 102,1
55.5 349,8 13.0 405,9 478,3 17,0 86,0 799,9 29,9
77 6
2586
14,3
75,3
315.6
3741
151,1
615,0
Juli
November Dezember
1934
Tanuar Monats-( 1933 durch- 1932 schnitt 1931
Wohnungsbau nahm zu Im Jahre 1933
Nach ,, Wirtschaft und Statistik" wurden in sämtlichen Gemeinden mit 10 000 und mehr Einwohnern 96 700 Wohnungen erstellt, d. s. 25 300 oder 35 Prozent mehr als 1932, in welchem Jahr allerdings die Bautätigkeit ihren bisher tiefsten Stand erreicht hatte. Unter Zugrundelegung der be antragten, genehmigten und begonnenen Wohnbauten dürften auf 1934 außerdem 35-40 000 unfertige Wohnungen übernommen worden sein. Die Teilung alter, meist größerer Wohnungen hatte bereits 1932 zugenommen. Sie entfaltete sich aber auf Grund der erhöhten staatlichen Förderung erst ganz im Jahre 1933. Im ganzen wurden 31 500 Wohnungen( 1932: 12 900 oder 44 Prozent sämtlicher in den Groß- und Mittelstädten erstellten Wohnungen durch Umbau geschaffen( 1932: 24 Prozent, 1931: 5 Prozent). Der gesamte Wohnungsbestand in den Groß- und Mittelstädten dürfte sich Anfang 1934 auf insgesamt 6,5 Mill. Wohnungen beziffern, von denen etwa 1,2 Mill. oder 18,6 Prozent aller Wohnungen nach dem 1. Juli 1918 erstellt worden sind. Die Durchschnittsgröße der erbauten Wohnungen hat in den Groß- und Mittelstädten wieder etwas zugenommen Die Unterstützung der Neuba u tätigkeit mit öffentlichen Mitteln ist im Jahre 1933 weiter erheblich eingeschränkt worden. Insgesamt sind 1933 nut 49 Prozent( 70 Prozent) aller durch Neubau erstellten Wohnungen mit Unterstützung aus öffentlichen. Mitteln errichtet worden.
Hochkonjunktur...
... in Ehestandsdarlehen
Die Nachfrage nach Ehestandsdarlehen übertrifft, wie das Reichsfinanzministerium mitteilt, alle Erwartungen. Es war bei Erlaß des Gesetzes über Förderung der EheschlieBungen in Aussicht genommen worden, ab 1. August 1933 monatlich rund 20 000 Ehestandsdarlehen zu gewähren. Die Zahl der gewährten Ehestandsdarlehen hat jedoch in den ersten sechs Monaten, August bis Januar, 183 000 erreicht. Der Monatsdurchschnitt der bis jetzt gewährten Ehestandsdarlehen beträgt demnach 30 500. In den ersten zehn Tagen des Februar sind weitere 10 000 Ehestandsdarlehen gewährt worden. Die Summe der gewährten Ehestandsdarlehen übersteigt bereits erheblich das bisherige Aufkommen an Ehestandshilfen der Ledigen. Diese Tatsache bedingt, in der Erteilung von Ehestandsdarlehen eine Unterbrechung bis zum 31. März eintreten zu lassen.
Unternehmer in Schutzhaft
Ein Renommierstück?
Wie der Pressedienst der„, Deutschen Arbeitsfront Bayern" mitteilt, wurde in Eggenfelden vor kurzem der Inhaber der Firma Straßner wegen unsozialen Verhaltens in Schughaft genommen. Ueber den Fall erfahren die MNN. u. a.:,,Schon seit längerer Zeit herrschte unter den Arbeitern der Firma ungeheure Erbitterung. Verschiedene Volksgenossen waren körperlich mißhandelt, verschiedene Arbeiterinnen mit nicht wiederzugebenden Schimpfnamen belegt worden. Sie wagten es jedoch nicht, sich zur Wehr zu setzen, weil sie Straßner wegen seiner Brutalität fürchteten. Außerdem bezahlte der Unternehmer etwa 20 Prozent unter Tarif, und vom Betriebsrat darauf aufmerksam gemacht, erklärte er, daß er den Tarif nicht und unter Umständen seinen Betrieb anerkenne schließen würde, wenn man auf der Einhaltung des Tarifs bestehe."
Elend der ,, Arbeitsschlacht"
h. b. Das Arbeitsamt in Lübeck hat dieser Tage eine öffentliche Bekanntmachung erlassen, die eine Warnung an diejenigen Arbeitslosen enthält, die in der Hoffnung nach Lübeck kommen, dort Arbeit in der Industrie oder bei Behörden zu bekommen. Meist seien es verheiratete Erwerbslose, die, von Not getrieben, diesen Weg be. schritten. Da es bei der Arbeitslage in der Stadt Lübeck unmöglich sei, diese Arbeitslosen in Beschäftigung zu bringen, das Arbeitsamt es auch ablehnen müsse, die Arbeitsuchenden vordringlich zu vermitteln, werden alle Arbeitslosen vor dem Zuzug nach Lübeck gewarnt. Sie würden nur die Zahl der dem Elend anheimfallenden Volkgenossen ver. größern. Darum werden sie aufgefordert, auf dem Lande zu bleiben, denn dort seien eher Unterbringungsmöglichkeiten vorhanden als in der Stadt.