Offenherzigkeiten des General- Ministerpräsidenten
London , den 21. Februar 1934. Hermann Göring , einer der gefährlichsten und revanche lüsternsten Minister des dritten Reiches", hatte ein Interview mit dem Sonderberichterstatter der„ Daily Mail" gehabt. Dieses Interview ist deshalb so intereffant, weil Göring selbst alles das bestätigt, was über die wahren Absichten der Machthaber in Hitlerdeutschland behauptet worden ist.
Was hat Göring erklärt? Deutschland muß eine de fensive Luftflotte haben. Natürlich nur zur Stärkung des Friedens. Deutschland muß Flugzeugabwehrgeschütze haben.
Der Journalist: Welche und wieviel Flugzeuge bean Spruchen Ste?
Göring : Deutschland grenzt an Frankreich , Belgien , Bolen und an die Tschechoslowakei . Ich muß zwi. fchen 30 und 40 Prozent der gesamten Flug
zeugſtärke dieser Länder haben. Die befenfive Luftstreitmacht, die ich gebrauche, muß natürlich aus Rampfflugzeugen bestehen.
Der Journalist: Wie steht es denn mit den Ueber stunden der Opelwerke, um Flugzeugmotore herzustellen? Göring : Das ist heute nicht mehr richtig, die Opelwerke haben inzwischen die Herstellung solcher Motoren ein gestellt.
Göring gibt also ohne weiteres die deutsche Produktion dieser Flugzeug. motoren zu und behauptet lediglich dem Journalisten gegenüber, daß diese Pro duktion eingestellt sei. Solche Behauptungen find ebenso billig wie unwahr, da nach den neuesten Feststellungen die deutsche Rüstungsindustrie mit größerem Nachdruck denn je arbeitet.
Göring erklärte in diesem Interview, daß die neuen in Deutschland gebauten Flugmaschinen zwar ganz erstklassig seien, aber nur dem friedlichen Passagierverkehr dienten. Das erklärte Hermann Göring , obwohl es ein offenes Geheimnis ist, daß heute schon die gesamten deutschen modernen Flugmaschinen sofort auf den Kriegsgebrauch umgestellt werden können.
Auf die Frage, ob nicht die Reserve an ausgebildeten Flugzeugführern sehr groß sei, erwiderte General Göring : Wir haben getan, was uns möglich war, um die Auf merksamkeit der deutschen Jugend auf die Wichtigkeit der Luftfahrt zu lenken. Alle Länder können ihre Piloten in ihren Luftstreitkräften ausbilden. Wir können dies nur durch Sport tun. Unsere jungen Männer haben den Gleitflug mit Begeisterung aufgenommen und die besten Leistungen der Welt dabei erzielt. Jm Fliegen im Rebel haben unsere Flugzeugführer ebenfalls nicht ihresgleichen und wir haben die beste Organisation auf der festen Erde,
soweit Wetterberichte, wissenschaftliche Apparate usw. in Betracht kommen. Aber die Tatsache, daß wir keine Luftstreitmacht haben, beraubt uns vieler Vorteile bei der Entwicklung der deutschen Luftfahrt.
Kurzum, Hermann Göring gab fchließ. lich zu bzw. in seiner ruhmseligen Art plau. dette er aus, daß tatsächlich die Reserve an ausgebildeten deutschen Flugzeugführern außerordentlich groß ist.
Nachdem Hermann Göring dann einige wohlfeile Friedensphrasen von sich gegeben hatte, stellte er fest, daß der Frieden in Europa nur durch den Faschismus (!!) gesichert werden könne. Er erklärte, daß die Herr schaft demokratischer Parteien in Europa den Weltfrieden untergraben müßten. Höher gehts nimmer. Schließlich stellte Herr Göring fest: Ich sage mit allem Nachdruck, daß die euro
päische Solidarität außerhalb des Bölker bundes gesucht werden muß!" Ein Ausspruch des nationalsozialistischen Ministers, der die Mächte des Völkerbundes von allen Jllusionen freimachen dürfte.
Jm weiteren Verlauf des sensationellen Interviews stellte Göring fest, daß es lächerlich sei, einen Krieg zu beginnen, um Kolonien in Afrika zu erlangen. Das erklärte derselbe General Göring , der in ganz Deutschland systematisch die Propaganda für die Forderung nach afrikanischen Kolo nien für Deutschland leitet. Derselbe General Göring , der in ganz Deutschland systematisch den Revanchegedanken hoch züchtet und die deutsche Jugend mit allen Mitteln zum Kriege er. zieht.
Schließlich erklärte Göring , daß Adolf Hitler Europa vor dem Kommunismus und damit vor dem Untergang gerettet habe. Er sei ein Todfeind aller kommunistischen Bestrebungen, ja, er würde niemals erlauben, daß ein Mann wie Gandhi in seiner Gegenwart als ein Freiheits. held gepriesen werde. Gandhi sei ein ganz gefährlicher bolschemistischer Agent. Göring tischte also aufs neue das Greuelmärchen von der sogenannten bolschemistischen Gefahr auf, um die ungeheuerliche Barbarei Gefahr auf, um die ungeheuerliche Barbarei des Nationalsozialismus zu verdecken.
Dieses Interview des nationalsozia listischen Ministers ist das Fanal für alle Anhänger der Freiheit, des Rechts, des Friedens. Wer bislang das wahre Gesicht dieser Machthaber des„ dritten Reiches" nicht kannte, der wird durch die Aussagen des nationalsozialistischen Ministers Göring die ungeheure Gefahr des Nationalsozialismus für Freiheit und Frieden klar erkennen.
Oesterreichs aufgelöste Organisationen
Geist und Wille werden leben
Die Auflösungsbeschlüsse des österreichischen Bundeskanz: Ieramts erstrecken sich auf folgende Organisationen:
1. Verein der sozialdemokratischen Gewerbetreiben den und Kaufleute Desterreichs.
2. Verband der sozialistischen Arbeiterjugend Desterreichs.
3. Verband der jüdisch- sozialistischen Arbeiter= jugend Desterreichs..
und Schulverein
4. Sozialdemokratischer ErziehungsFreie Schule- Kinderfreunde". Reichsverein für Oesterreich.
5. Bund der religiösen Sozialisten.
6. Arbeiter Abstinentenbund in Oesterreich .
7. Republikanischer Bund der Opferdes Krieges und der Arbeit in Desterreich.
8. Arbeiter Samariter bund Oesterreichs .
9 Arbeiter- Rad- und Kraftfahrerbund Desterreichs( Ar bö). 10. Arbeiterbund für Sport und Körperkultur in Desterreich ( Ask ö).
11. Touristenverein„ Die Naturfreunde", Reichsgruppe Desterreich.
12. Touristenverein„ Die Naturfreunde".
13. Arbeiter- Flugsportverband.
14. Arbeiter- Jäger- und Schüßenbund in Oesterreich .
16 Arbeiter- Sportvereinigung Fichte"( ASVS.).
17. Oesterreichischer Arbeiter Turn- und Sport bund..
18. Defterreichischer Arbeiter Handballverband. 19. Arbeiter Schwimmverein.
=
A
22. Arbeiter Funfverein Wien, Niederösterreich , Burgenland .
28. Defterreichischer Arbeiter Schachbund.
24 Gau Wien des Oesterreichischen Arbeiter Sänger bundes.
25 Chormeisterbund der Arbeiter Gesangvereine. 26. Verband der Arbeiter Musikvereine ( 53 a m i).
=
Desterreichs
27 Bund der freien Gewerkschaften Oester
reich 8.
28 Verband der Arbeiterschaft der chemischen Industrie Oesterreichs .
29 Bewerfichas: s- und Rechtsschutzverein des österreichischen Eisenbahnpersonals.
30 Angestelltenvereinigung der Hotel -, Gast- und Kaffeehausangestellten und verwandter Berufe Desterreichs.
31 Bund der Industrieangestellten Desterreichs.
32 Zentralverein der kaufmännischen Angestell. ten Oesterreichs .
33 Zentralverband der Lebens- und Genußmittelarbeiter Desterreichs.
34. Oesterreichischer Metall- und Bergarbei
terverband.
33 Militärverband der Republif Desterreich. 36. Bund der öffentlichen Angestellten Oesterreich ś.
37. Einheitsgewerkschaft der Post- und Telegrafen-, Radiound Bundesbetriebe.
63. Verband der Kunstblumen- und Schmuckfedern Arbeiterinnen und Arbeiter Defterreichs.
=
64. Verein der Buchbinder und Papierverarbei ter Desterreichs.
65. Verband der Bürogehilfen der Industrie Defterreichs.
66. Verband der Friseurgehilfen Oesterreichs .
67. Bérband der Sutarbeiter Defterreichs, eren Bilfs
68. Verein der Kartonagearbeiter, deren Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen Deutschösterreichs.
69. Verband der Lederindustriearbeiter Desterreich
70. Reichsverband der Gemeindeangestellten Defter reichs.
71. Verband der Freien Arbeitsbauern Defterreichs.
72. Reichsverein der Zeitungsbeamten Desterreichs. 73. Verein fotografischer Mitarbeiter Desterreichs. 74. Zentralverband der Landesorganisationen der Kriegsinvaliden und Kriegshinterbliebenen
Desterreichs.
Um die Zukunft des Saargebietes Eine englische Stimme
London , den 21. Februar 1934. Der Genfer Korrespondent vom„ Manchester Buardian", der ausgezeichnet informiert zu sein pflegt, teilt seinem Blatte einige Einzelheiten über die Tagung des Saar - Ausschusses des Völkerbundsrates mit.„ Mr. Knox, der Präsident der Regierungskommission an der Saar , war anwesend bei einer der Sitzungen des Ausschusses. Er hat ein Memorandum geschickt, das der Ausschuß bei seiner Ankunft am Donnerstag vorgefunden hat, und der Ausschuß war, nach meiner Information, durch dieses Memorandum so stark beunruhigt, daß er Mr. Knog er suchte, sofort nach Genf zu kommen, um mündliche Ers klärungen abzugeben. Knox hat nur bestätigt, was er in diesem Memorandum gesagt hatte, und der Ausschuß hat ihn gebeten, das von ihm Gesagte schriftlich festzulegen. Jch höre aus guter Quelle, daß Mr. Knog dem Ausschuß mitgeteilt hat, daß eine internationale Polizeikraft irgendwelcher Art im Saargebiet absolut notwendig sei. Das soll wahrscheinlich eine militärische Kraft sein, da es schwierig sein würde, in einer kurzen Frist eine Polizeimacht zu rekrutieren. Indessen ist nach der Auffaffung von Mr. Knog eine solche Kraft unverzüglich not. wendig, und es ist nicht möglich, zu warten bis zur Zeit unmittelbar vor der Abstimmung."
Der Korrespondent gibt dann die Einzelheiten über die vorhandenen Polizeikräfte im Saargebiet und teilt mit, daß Knor diese Kräfte für völlig ungenügend hält. Nach der Auffassung von Knor soll die neue Polizeikraft aus den Ländern genommen werden, die den Versailler Bertrag nicht unterschrieben haben.
Bon besonderem Interesse sind noch folgende Mitteilungen: Laut der Information, die der Ausschuß erhalten hat, nimmt an der Saar die Stimmung für die Vertagung der Abstimmung ständig zu, und eine große Anzahl von Katholiken, die endgültige Bereinigung mit Deutsch land wollen, kommen zu der Auffassung, daß eine Bertagung wünschenswert det. Die Katholiken, mahrscheinlich nach den Anweisungen vom Vatikan , werden immer mehr und mehr feindlich gegen die national. fozialistische Agitation, und sie werden wahrscheinlich sich von der deutschen Front" trennen, die in diesem Falle zu einer Minderheit wird." Я
und Telegrafenangestellten Gleichschaltung unter Druck Ein typisches Beispiel von der Saar bai
38. Reichsverein der Post- und Telegrafenangestellten Deutschösterreichs für Sterbeabfertigung und Unterestüßung( Seftion der Einheitsgewerkschaft). 39 Mietervereinigung Desterreichs.
40 Desterreichischer Land- und Forstarbeiterverband. 41. Freie Lehrergewerkschaft Oesterreichs . 42. Union des Bühnen und kinopersonals Desterreichs.
43. Frete Gewerkschaft der Schuhmacher Desterreichs.
44. Freier Gewerkschaftsverband.bente 45. Berband der sozialistischen Studenten Oesterreich 3.
46. Zentralorganisation der Hotel, Gast- und Kaffee hausangestellten und verwandter Berufe Defter
reichs.
47. Reichsverein der Bank- und Sparkassen beamten Oesterreich 8.
48. Bund der Bank- und Sparkassen gehilfen Oesterreichs .
49. Desterreichische Baugewerkschaft.
50. Bekleidungsarbeitergewertschaft
reichs.
Defter.
51. Desterreichischer Reichsverein der Buchdruderei und Zeitungsarbeiter..
52 Deutsch Oesterreichischer Bühnenverein.
53. Desterreichischer Faftorenverband.
54.„ Einigkeit", Verband der Hausgehilfinnen, Erzieherinnen und Hausarbeiterinnen.
55: Verband der Holzarbeiter Oesterreichs : 56. Oesterreichischer Musikerverband. 57. Verband der Schuh- und Lederarbeiter Oester reichs .
58. Oesterreichischer Senefelderbund.
59. Reichsverein der Angestellten der sozialen Versicherungs- und Verwaltungsdienst e Desterreichs.
60. Union der Textilarbeiter Desterreichs.
61 Gewerkschaft der Unternehmungsangestellten der Stadt Wien .
In einem faarländischen Betriebe außerhalb Saarbrüdens ( wir können aus begreiflichen Gründen den Namen vorläufig nicht preisgeben) wurde anläßlich der Rundfunkrede Hitlers An die deutschen Arbeiter" durch ein Anschlag am schwarzen Brett der Belegschaft dieses Betriebes zur Kenntnis ges bracht, daß die Rede Hitlers in dem Betrieb übertragen und während dieser Zeit der gesamte Betrieb ruhen werde. Daraufhin machte der Arbeiterausschuß die Werksleitung darauf aufmerksam, daß die Firma nach den Bestimmungen des Manteltarifes verpflichtet ist, den Arbeitnehmern die ausfallende Zeit zu vergüten.
So weit aber ging nun wieder nicht die Hitlerbegeisterung und der Prozentpatriotismus der Firma, die sich zwar gleichgeschaltet hat, aber dafür kein Opfer bringen, sondern höchstens Borteile haben will: Mein Nuz geht vor Dein Nuz!"
Sie ließ deshalb unter den Arbeitnehmern eine Abs ftimmung vornehmen und siehe da:
Mehr als 3 weidrittel aller Arbeitnehmer stimmten geheim, mit Stimmzettel, über= haupt gegen jede Uebertragung, weil sie sitler gar nicht hören wollten. Trotzdem aber wurde die Rede im Wert übertragen! Und nun geschah das weiterhin Bezeichnende: Die Uebers tragung erfolgte in einem bestimmten Raum des Werkes, zu dem sich die Arbeiter hinbegeben mußten, d. h. man zwang fie nunmehr, fich öffentlich zu bekennen, wer für oder gegen Gleichschaltung ist.
Und in Sorge und durchaus begreiflicher Angst um ihre Arbeitsstelle und um das Brot der Fas milie begab sich nunmehr etwa ein Drittel der Beleg= schaft, die gegen jede Hitlerübertragung geheim abge= stimmt hatten, mit den Fäusten in der Tasche und zusam mengebiffenen Zähnen troß ihrer im geheimen bekundeten Gegnerschaft in den Uetertragungsraum, um sich nicht irgendwelchen Repreffalien auszusehen,
während der übrige Teil der Arbeitskollegen auch vor diesem
62. Verein der Versicherungsangestellten Defter öffentlichen Bekenntnis ihrer Hitlergegnerschaft, das fie reichs.
ihre Brotstelle foften konnte, nicht zurückschreckte