Katholische Opposition sammelt sich Die ,, schwarze Fahne"
Legationsrat Katzenberger
Legationsrat Katzenberger Jetzt sei die Stunde gekommen, die gebieterisch ein Abrücken von diesen braunen Mördern und
,, Neue Badische Landeszeitung"
Das große Zeitungssterben unter Göbbels Führung
Wie aus Mannheim berichtet wird, stellt die„ Neue Badische Landeszeitung" in Mannheim am 1. Mära ihr Erscheinen ein. Die Zeitung, die im 79. Jahrgang erscheint, gibt int ihrem Impressum noch eine Auflage von 13 700 an. Durch, die Einstellung des Zeitungsbetriebes werden 100 Arbeiter druckerei und Buchverlag, wird fortgeführt.
Hoher Reichsbeamter terrorisiert Saar - Redakteur ugnern verlange. Man zwinge katholische saar- und Angestellte brotlos. Der übrige Betrieb, Akzidenz
In einer Reihe von Zeitungen wird die Frage erörtert, ob Legationsrat Kazenberger aus Berlin an der Aufsichtsratssitzung der Saarbrücker „ Landeszeitung" teilgenom= men hat, die den Chefredakteur Hoffmann beurlaubte, und zwar wegen des in dem Blatte, wie in allen andern katholischen Zeitungen des Saargebiets, veröffentlichten Protestes gegen die Beschimpfung katholischer Einrichtungen durch den Landesführer Spaniol. Wir sind in der Lage zu bestätigen, daß Legationsrat Kagenberger nicht nur an der Sigung teilgenommen, sondern als Vertreter der Aktienmehrheit gegen anfänglich lebhaften Widerstand die Beurlaubung, das heißt die Maßregelung und Entlassung Hoffmanns durchgesetzt hat. Kazenberger hat im mittelbaren Auftrage der Reichsregierung, insbesondere des Vizekanzlers von Papen gehandelt. Der als Nachfolger Hoffmanns in Aussicht genommene linientreue Nazi wurde nach Berlin befohlen und wurde dort von Beauftragten der Reichsregierung auf seine politische Zuverlässigkeit geprüft, ehe weiter über die Leitung der„ Landeszeitung" mit ihm verhandelt wurde.
ländische Zeitungen, die gegen die Germanisierungsreden der NS. - Vertrauensleute protestierten, ihre Redakteure zu ent= lassen. Der unterzeichnete Bund und seine Vertrauensleute hätten erkannt, daß dieser Staat ehrlos sei und ehrlos machen wolle.„ Wir wollen sein eine Sammlung aller Katholiken, die gegen die Hitleregierung sind, weil sie gottlos ist und nur den Interessen des Mammons dient. Am Schlusse des Aufrufes heißt es:
Gegen Hitler - das ist: Für Gott und Volt. Gegen Hitler - das ist: Für Freiheit und
Recht,
*
Die„ Neue Badische Landeszeitung" gehörte zu den großen und angesehenen deutschen Provinzzeitungen, deren politische und geistige Haltung das Leben in den Großstädten Deutsch lands mitbestimmte. Eine Reihe hervorragender Federn, vor allem im Feuilleton, gaben ihr eine Bedeutung, die über Mannheim und über Baden weit hinausreichte.
Während Göbbels alle Augenblicke die Presse zum Appell versammelt und sie mahnt, unter seinem Diktat keine Schoßhündchen" zu werden, sterben die besten Kompanien der deutschen Zeitungen an Auszehrung. Uebrig bleiben allmählich nur die amtlich dotieren Kläffer, die von Anfang an die siegreiche Hundemarfe am Halse trugen.
J. A.: Jos. Woll, Süttigweiler." Heimtückischer Angriff" Was mag er gesagt haben?
,, Schwarze Fahne"
do
Das Jahr 1934 hat erit begonnen, aber täglich verschärft sich der Kampf an der Saar und nimmt nenartige Formen unter Bildung neuer Fronten an. Auf der einen Seite brödelt es von der deutschen Front" in wachsendem Umfange ab; auf der anderen Seite finden sich nahezu täglich andere Männer und andere Organisationen, die sich aus den verschiedensten politischen und wirtschaftlichen Erwägungen wie aus weltanschaulichen Gründen zu den Gegnern Hitlers schlagen.
Die ehemalige christlich- soziale Partei des Saargebietes, die ein Teil der radikalfozialen Vitus- Heller - Bewegung war, veröffentlicht einen Aufruf von Katholiken an Katholiken, der eine einzige Kampfansage gegen das
„ dritte Reich" ist. Das ein Jahr Hitlerherrschaft, so heißt es
darin, habe bewiesen, daß die elementarsten Grundsätze der christlichen Religion mit Füßen getreten werden. Zwar habe
Hitler die Gottlosen- Verbände der Linksparteien abgeschafft,
an ihre Stelle sei aber
ein widerlicher Heidenkult
getreten. Man habe einen Vertrag mit der katholischen Kirche abgeschlossen, den zwar die Kirche voll ausfüllen müsse, wäh
rend der Staat mit ihm Schindluder treibe:„ Das Sterilisierungsgesetz, die vielen Todesurteile, die Verfolgung der armen Juden, ja auch die Verfolgung, Einferferung, Folterung und Erschießung sozialdemokratischer und fommitnistischer Parteianhänger fönnen von ehrlich empfindenden Ratholifen nur mit tiefen Widerwillen angesehen werden." Man habe
das„ rassende" Kapital germanisiert", indem man die Aufsichtsräte mit nationalsozialistischen Krippenjägern besetzte. Das Kapital selber herrsche unverändert weiter in brutalster Weise. Alle Rechte der Arbeitnehmer seien abgeschafft, denen man als Ersatz die Organifation„ Kraft durch Freude " geschaffen habe.
Pfarrer in Schutzhaft
,, Kränkende Schilderungen der alten Armee
Bad Aibling , 20. Febr.( DNB.) Das Bezirksamt Bad Aib ling teilt mit: Pfarrer Bergmeier von Großkarolinen feld wurde auf Anordnung des Sonderkommissars bei der Regierung in Oberbayern in Schuß haft genommen, weil er in der von ihm herausgegebenen„ Beilage zum„ Aiblinger Tagblatt" ein Aufsatz des Michael Hirschvogel erschienen ist, in dem dieser bei der Schilderung seiner Kriegscrlebnisse sich in fränkenden Schilderungen der Offiziere der alten Armee ergeht. Die Herausgabe der Beilage wurde auf die Dauer von vier Wochen untersagt."
,, Zurückhaltende Geistliche"
Der Herr Minister in Angriff
München , 21. Febr. In dem Münchener Vorort Deisen hofen sprach Kultusminister Schemm über das The= ma„ Bolf, Staat und Kultur". Dabei übte er kritik an dem Fernbleiben der katholischen Geistlichen von der Versammlung. Der Minister betonte, daß die katholischen Geistlichen von Deisenhofen bei der Versammlung nicht hätten fehlen dürfen. Die Entschuldigung, es handele sich um cine politische Versammlung, und die Vegründung, den Geistlichen sei die Teilnahme an politischen Versammlungen nach dem Konfor dat verboten, könne nicht gelten, denn nirgends enthalte das Konkordat ein derartiges Verbot. Im übrigen sei es das erste Mal, daß, seitdem er als Minister spreche, die Geistlichkeit bei einer von ihm gehaltenen Bersammlung fehle. Unter stürmischen Beifall erklärte der Minister, daß die Herren Pfarrer heute überhaupt nicht mehr auf der Kanzel predigen fönnten, wenn nicht der Nationalsozialismus gefommen wäre.
Bischof ,, Heckel"
Berlin , 21. Februar. Der Reichsbischof hat, wie der Evangelische Pressedienst kirchenamtlich mitteilt ,, das kirchliche Amt für auswärtige Angelegenheiten bei der deutschen Evangelischen Kirche ( firchliches Außenamt) errichtet. Zum Leiter dieses Amtes hat der Reichsbischof Oberkonsistorialrat D. Theodor Heckel ernannt und ihm den Titel„ Bischof"
Wie die„ Volksstimme" meldet, erscheint am Mittwoch, dem des Saargebietes:„ Die schwarze Fahne", unabhängige natio nale Wochenzeitung". Es handelt sich um das Oppositionsorgan der zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossenen Nazi- Oppositionsgruppen des Saargebietes, die mit Schärfe gegen die Rückgliederung des Saargebietes für Hitler unter gleichzeitiger Betonung des absolut deutschen Charakters des Caargebiets kämpfen. Diese Bewegung fordert eine Verschiebung der Saar - Abstimmung um zehn Jahre und für die gleiche Zeit die Beibehaltung des Völkerbundsregimes. Sie ist zugleich ein scharfer Gegner der gesamten Hitlerschen Politik und bezichtigt ihren einstigen Führer des Verrats an seiner Gefolgschaft und des Verbrechens am deutschen Volke.
Einige„ deutsche Front"
Inzwischen geht der Kampf gegen den„ Führer" der deut schen Front, Spaniol, weiter. Die„ Volksstimme" veröffent
licht einige Briefe, die darüber bemerkenswerte Aufschlüsse geben. Jüngst waren die Gauleiter Bürckel und Simon mit anderen Nazigrößen in Saarbrücken , um Ordnung zu schaffen. Gleichzeitig wird um die vier verhafteten oppositionellen Nationalsozialisten gekämpft. In einem Briefe an den pfälzischen Gauleiter Bürckel heißt es darüber:„ Die Regierungskommission und das Oberlandesgericht in Saar louis entfalten eine fieberhafte Tätigkeit wegen der vier verhafteten Pg.8, die sich noch in Berlin befinden. Wir hatten diese Woche nochmals den allerletzten Versuch unternommen, eine Einigung mit der Landesleitung herbeizuführen, leider ohne Erfolg, und es muß nun in aller Kürze unbedingt ein Ausweg geschaffen werden, damit die Bombe nicht zur Ent= ladung kommt, denn dann ist der Schaden für die Bewegung unberechenbar."
Das also sind die Leute von der„ Volksgemeinschaft". Man zankt und organisiert sich auseinander und verkündet nach außen herrliche deutsche Einheit und Einigkeit.
Das Neueste
Der preußische Justizminister Kerri bat fich einem Vertreter des nationalsozialistischen Zeitungsdienstes gegenüber über die Referendarlager geäußert, wobei er u. a. unterstrich, er werde sich dafür einsetzen, daß das Refe= rendarlager zu einer Reichseinrichtung werde. Der Marrist Liepmann in Amsterdam ist wegen Be= leidigung des deutschen Reichspräsidenten zu Gefängnis ver urteilt worden.
Der Landesrai der Sozialistischen Partei tritt am 11. März in Paris zusammen, um sich mit der politischen Lage und mit dem Kampf gegen den Faschismus zu beschäf= tiaen. Der Landesrat wird außerdem Ort und Zeitpunkt für die kommende Landestagung festiegen. Die angesichts der legten innenpolitischen Ereignisse verschoben werden mußte. In unterrichteten Kreisen erklärt man hierzu, daß diese Landestagung am 20. Mai in Lille stattfinden werde.
Im Luftfahrtausschuß der französischen Kammer wurde bei einer Aussprache über das Militärflugwesen die Notwendigkeit betont, neue Mittel für eine durchgreifende Re form des Flugwesens anzufordern. Der Marineausschuß des Senates sprach sich gegen eine Herabsetzung der Streitkräfte Frankreichs aus.
Zu dem Besuch des italienischen Staatssekretärs Suvich in Budapest verlautet, daß am Mittwoch politische und wirt: schaftliche Fragen durchgesprochen worden sind. Grundsäglich soll an dem Plan einer italienisch- österreichisch- ungarischen Zollunion festgehalten werden.
Ein uniformierter Faschist der Mosley- Organiz sation wurde am Mittwoch in dem östlichen Londoner Vorort Leytonstone von mehreren unbekannten Männern überfallen und durch Schläge und Fußtritte lebensgefährlich verlegt. Die Polizei hat eine Untersuchung eingeleitet.
Im Unterhans nahm Außenminister Simon zur öster= reichischen Frage Stellung und lehnte eine Auskunft über die Saltung Englands ab, bevor auch Deutschland Gelegenheit gegeben wird, sich dazu zu äußern.
Die in Budapest geführten deutsch - ungarischen Wirtschaftsverhandlungen haben am Mittwoch zur Unterzeichnung einer Zusakvereinbarung zum deutsch - ungarischen Handelsvertrag geführt.
mit dem Necht zum Tragen eines bischöflichen Amtskreuzes Opposition gegen Macdonald
verliehen.
Das firchliche Außenamt hat die in der Verfassung festgelegte Aufgabe, die enge Verbindung der deutschen evange= lischen Kirche mit den evangelischen Deutschen im Auslande zu pflegen und zu festigen.
*
Das heißt mit andern Worten auf gut Deutsch : Der Name Ber evangelische Kirche soll nun auch im Auslande zu nationalsozialistischer Propaganda mißbraucht werden.
Zur Stimmung in England
Bei den Nachwahlen in Portsmouth wurde der konservative Kandidat, Admiral a. D. Sir Rogers Keyes mit einer Majorität von 5678 Stimmen gegen den Kandidaten der Arbeiterpartei gewählt. Die fonservative Majo= rität bei den letzten Wahlen war 14 149 Stim=
men.
Vor dem Sondergericht Darmstadt hatte sich, von einem Untergebenen angezeigt, der Profurist Dr. Kurt Schüller von Darmstadt wegen fahrlässigen Vergehens gegen die Ver= ordnung zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die Regierung zu verantworten. Es wurden ihm in drei Fällen herabwürdigende Aeußerungen gegen die Regierung und den Reichsfanzler zur Last gelegt. Der Angeklagte führte zum Beweis für seine nationale Gesinnung an, daß er während des ganzen Krieges an der Front seine Schuldigkeit getan, im Hamburger Spartakusaufstand als Zeitfreiwilliger gefämpft und in den letzten Jahren in Auslandsbriefen und auf Dienstreisen im Ausland für das neue Deutschland geworben habe. Seine nationale Gesinnung wurde ihm auch durch einen Studienfreund bestätigt. Aber es wurde nachgewiesen, daß er in zwei Fällen Beleidigungen gegen den Reichskanzler und Unwahrheiten über die Regie= rung gesagt hat. Er wurde zu vier Wochen Gefäng= nis abzüglich elf Tage Untersuchungshaft verurteilt.
KPD. - Abgeordneter zum Tode verurteilt
Angeblich den Sohn ermordet
Das Schwurgericht verurteilte den früheren fommunistischen Landtagsabgeordneten Schulz aus Dittersbach, Kreis Waldenburg , wegen Mordes an seinem zehnjährigen Sohn Horst zum Tode. Schulz war bereits 1932 vom Waldenburger Sondergericht wegen schwerer Mißhandlung seines damals elfjährigen Sohnes Werner zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Die gleichgeschaltete Presse berichtet dazu: Horst Schulz war seit den Sommerferien 1932 verschwunden. Seine Leiche wurde im März 1933, in einen Sack gewickelt, aus der Weistrißtalsperre Breitenhain gezogen. Schulz, der bisher behauptet hatte, sein Sohn wäre in Rußland , gab damals an, der Knabe wäre vom Rade gestürzt und dabei tödlich verunglückt. Im Verlaufe des Prozesses kamen die furchtbaren Mißhandlungen zur Sprache, denen sowohl die beiden Kinder als auch die zweite Frau des Angeklagten ausgesetzt waren. Der Staatsanwalt fam in seinem Plädover zu dem Ergebnis, daß die Tötung des Knaben vorsätzlich erfolgt set. RGO. besteht noch
( Jupreß.) Die Große Straffammer des Leipziger Land -. gerichts verurteilte drei Angeklagte zu je drei Monaten Gefängnis, die nach dem Verbot der RGO.( Revolutionäre Gewerkschaftsoprosition) noch Beiträge an diese Organi= sation entrichtet hatten.
Mehr als 50 Personen verhaftet
( Inpreß.) In Kiel sind mehr als 50 Verhaftungen vorgenommen worden, über die die Nazipresse bisher nicht be= richten durfte. Die Verhafteten stehen im Verdacht, im Ausland erscheinende deutsche Zeitungen gelesen zu haben.
,, Deutsche Freiheit"
Abonnementspreise:
Saargebiet Frankreich Luxemburg
Belgien Neubelgien ( Eupen Malmedy ) Holland Dänemark Schweden Schweiz
im Einzel Monat verkauf
fr. Fr. 12, 0,60
fr. Fr. 12,- 0,60 belg. Fr. 15,0,70
belg. Fr. 15,- 0,85 belg. Fr. 12,- 0,50
fl.
1,50 0,12
Kr.
3,20 0,20
Kr.
2,60 0,20
schw. Fr. Schilling
2,40 0,20
7,50 0,30
Tschechoslowakei
4,3 d
Oesterreich
England Palästina
Spanien Polen
Rußland
Argentinien
Kr. 30,-1,20
946
4,-
Peseta Zloty
6,-
-
Rubel Peso
4,20 1,
3,-|
-
Bei Zusendung unter Kreuzband durch die Post sind die Portogebühren vom Besteller mit dem Abonnementsbetrag zu entrichten.