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,, Schnäpse

Weniger Lohn als Unterstützung ilog h. b. Der berüchtigte Oberbürgermeister D. Hesse ( Braunschweig  ) hat in den letzten Januartagen vor acht­hundert Zwangsarbeitern eine Rede gehalten, in der er erstens die in Arbeit genommenen Erwerbslosen ver­höhnte, zweitens aber ein wichtiges Geständnis machte. Er sagte:

" Ich bin mir wohl bewußt, daß diese Aufgabe( der Ar­beitsbeschaffung) äußerst schwierig ist, auch daß, obwohl die meisten von euch sich freuen, endlich wieder in Arbeit zu kommen und damit Recht statt Almosen zu bekommen, dieser oder jener dabei ist, dem es nicht ganz nach der Müze ist. Aber darauf legen wir Nationalsozialisten ab­solut feinen Wert. Außerdem werden euch heute zwei fleine Schnäpse eingeschenkt werden."

Und dann kam das wichtigste:

" Ich weiß, daß es noch eine gewisse Härte für die finderreichen Familien gibt. Das erkennen wir voll und ganz an. Es sind schon Schritte unternommen und in Vorbereitung, daß sich die kinder= reichen Familien nicht schlechter stehen, wenn sie Arbeit bekommen, als vorher bei der Unterstützung."

Was wir immer behauptet haben, wird hier amtlich be­stätigt. Es gibt im Zuge der Hitlerschen Arbeitsbeschaf­fung weniger Lohn als Wohlfahrtsunterstützung. Die unternommenen und in Vorbereitung befindlichen Schritte" werden daran nichts ändern. Auch dürfte der einmalige Ausschank von zwei kleinen Schnäpsen nicht lange über diese Tatsache hinwegtrösten.

Der taumelnde Salomon Sechs Monate Gefängnis für den Täter

h. b. In Neumünster   hat in diesen Tagen ein politischer Prozeß stattgefunden, dessen Ausgang große Erregung her­vorgerufen hat. Der fünfundreißigjährige Dreher Willi Otte wurde wegen schwerer Körperverlegung zu einer Gefängnis­Strafe von sechs Monaten verurteilt. Dem Urteil lag folgen­der Vorfall zugrunde.

Am 11. November, also am Tage vor der Reichstagswahl", stand der 16jährige Hitlerjunge Hermann Salomon( sic!) vor dem Fabriktor der Lederwerkstätten von Adler und Oppen­heimer, um Flugblätter zu verteilen, in denen zur Teil­nahme an einer nationalsozialistischen Versammlung aufge­fordert wurde. Der Dreher Otte lehnte es ab, einen solchen Bettel anzunehmen. Der junge Salomon lief schimpfend hin­ter ihm her. Otte, der wußte, daß mit einem Hitlerjungen nicht gut anzubandeln ist, auch wenn er Salomon heißt, schwang sich wortlos auf sein Fahrrad. In der Aufregung rutschte er mit dem Fuß von der Pedale ab. Unglücklicher­weise geschah das gerade in dem Augenblick, als Salomon den Radfahrer erreicht hatte und von ihm verlangte, ein Flug­blatt anzunehmen.

Der Hitlerfnabe erhielt also einen gelinden Stoß, von

dem der offizielle Prozeßbericht jagt, er fei so heftig gewesen,

daß Salomon zurücktaumelte".

Daraufhin wurde Otte von seiner Firma fristlos ent Tassen und jetzt wegen schwerer Körperverletzung verurteilt.

Keinerlei jüdische Versammlungen Generelles Betätigungsverbot

Der Polizeipräsident von Gladbach- Rheydt  , A.- Standar­tenführer Grunert, hat zur Aufrechterhaltung der öffent­lichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit angeordnet, daß, nach­dem die von ihm gegebenen Richtlinien von Versammlungs­leitern und Rednern wiederholt durchkreuzt worden sind, bis auf weiteres jämtlichen jüdischen Vereinen verboten ist, Zusammenkünfte in jeder Form( außer Gottes­dienst in der Synagoge) zu veranstalten. Hierunter fallen auch die sportlichen Betätigungen von Sportvereinen. Ebenso ist es untersagt, besondere Propaganda durch Rundschreiben usw. zu betreiben.­

Geschichtliche Parallelen

1. Konfiskationen

Karl Mary erinnert in seinem Achtzehnten Brumaire des Louis Bonaparte  " an das Wort Hegels, daß alle weltgeschicht­lichen Tatsachen, und Personen sich sozusagen zweimal er­eignen. Und er fügt hinzu: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce. Dieses Wort wird jedesmal in uns lebendig, wenn wir im Reichsanzeiger" die Liste des fonfiszierten staats- und volksfeindlichen Vermögens" lesen, wenn da tonfisziert wird eine staatsfeindliche" Näh­maschine, ein voltsfeindliches" Sparkassenbuch, Einrich­tungsgegenstände, Bibliotheken oder gar der Rückkaufswert einer Lebensversicherung. Wir erinnern uns dann der fürchterlich sten und sinnlosesten politischen Ronfistations tragödie, die in der Geschichte des Abendlandes verzeichnet steht: der Konfiskationen unter dem aweiten römischen Triumvirat.

Wenige wiffen, daß der als milde und gerecht gepriesene Kaiser Augustus   über schlimme Verbrechen an die Macht gelangt ist, die allerdings eine berechnende Geschichts­schreibung auf seinen Jugendnamen Ottavian verbucht hat. Die heutige fapitalistische Presse fragt ja auch nicht nach den Mitteln, die einstmals der 92jährige Rockefeller  angewandt hat, um der reichste Mann der Welt zu werden; und die Verbrechen, die der Machtergreifung Hitlers   voran­gingen, bleiben nur lebendig, weil sie nach der Macht­ergreifung fortdauern, ja, sich steigern.

Der bei der Ermordung seines Oheims und Vorgängers, des großen Julius Gäsar, knapp zwanzigjährige Jüng­ling Oktavian   befand sich gegen Ende des Jahres 43 v. Chr. in sehr unangenehmer Lage. Um die Nachfolgerschaft des er­mordeten Diktators war ein Bürgerkrieg unter 4 oder 5 Feld­Herrn entbrannt derlei war Rom   nun schon seit Jahr­zehnten gewohnt, aber der Sieg entschied sich weniger durch Schlachten als dadurch, daß jeder Prätendent dem andern seine Truppen abspenstig zu machen suchte. Es ging dabei zu wie heute in der kapitalistischen   Konkurrenz: die größeren Unternehmer in Truppen- Anwerbungen verschlangen ihre fleineren Mitbewerber und schließlich schlossen die Uebrig­bleibenden sich zu einem Kartell zusammen, dem sogenannten zweiten Triumvirat( Dreimännerfollegium), durch das Ottavian, Mare Anton und Lepidus   die Herrschaft über das Reich unter sich aufteilten.

Die drei Männer hatten nun die gesamte Macht in der Hand und sie hatten die gesamte Seeresmasse auf dem Halse, die teils durch eigene Werbung, teils durch Ueber­laufen vom Gegner zusammengeströmt war: fünfzig und mehr Regionen. ein Heer, wie es Rom   vorher und nachher nicht in solcher( he beteinander gehabt hat Aber dieses viel schlimmer es war nicht Heer war zwecklos und

Jeder wird geschröpft

Auch der ärmste ,, Volksgenosse"

Die Westfälische Landeszeitung" schreibt:

Lünen  . Es gibt noch immer Volksgenossen, die sich ihrer Pflicht gegenüber der Gemeinschaft nicht bewußt sind und es daher ablehnen, die Spende zum Eintopfsonntag abzuführen. Wer so handelt, stellt sich bewußt außerhalb

Der deutschen   Volksgemeinschaft. Voltsgenossen, die trotz Aufforderung am kommenden Sonntag die Spende nicht in genügender Höhe oder überhaupt nicht abführen, werden öffentlich an ihre Pflicht erinnert werden.

Es ist wiederholt darauf hingewiesen worden, daß nie­mand von der Abgabe für das Eintopfgericht befreit ist. Die große Plakette befreit auch nicht von der Spende. Die Befreiung der unter Tage arbeiten­den Bergleute von der Beitragsleistung zum Winter­hilfswerk gilt ebenfalls nicht für die Eintopf­gerichtsabgabe.

Außer der Sammlung zum Eintopfgericht findet auch am Sonntag eine Büchsensammlung und ein Verkauf von Ansteckabzeichen statt. Es wird von der Bevölkerung der Stadt Lünen   erwartet, daß sie den Sammlern ihre schwere Aufgabe dadurch erleichtert, daß sie bei der Ab­holung der Eintopfgerichtsabgabe diesen feine Schwierig­feiten bereitet und in genügendem Maße spendet.

An einer anderen Stelle beklagt sich das Naziblatt, daß die Sammler unfreundlich empfangen werden. Man möge ihnen doch ein freundliches Gesicht machen, wenn es auch

schwer fällt.

Ein Heldenstückchen

Ihren eigenen Raub beschlagnahmt

h. b. In Flensburg   ist in diesen Tagen ein Rusarenstück­chen der Hitlerjugend ausgeführt worden, das trotz aller Bitternis den Reiz des Komischen an sich hat.

Die Nazispelunke in Flensburg   heißt Deutsches Haus". In den Kellergewölben dieser Gaststätte entdeckten fürzlich einige Angehörige der Hitlerjugend marristische Fahnen. Es handelte sich um eine Fahne des Reichsbanners, eine des Roten Frontkämpferbundes   und eine der Eisernen Front. Da nun aber mit dem braunen Klapphöschen eines jeden Hitlerjungen polizeiliche Befugnisse verknüpft sind, be­schlagnahmten" die Jungen ihren Fund. Die Presse wurde alarmiert. Flensburg   stand Kopf vor der sensationellen Frage: Wie fommen die staatsfeindlichen Fahnen ausge rechnet in das Hauptquartier der NSDAP  .?

Des Rätsels Lösung ließ aber nicht lange auf sich warten. Schon am nächsten Tage mußte man flein und häßlich zu­geben, daß die beschlagnahmten Fahnen von der SS. aus Polizeibeständen requiriert worden waren. Aus diesem Vorgang erhellt wieder einmal, daß die nationalsozialistischen Schüßer des Privateigentums in man­chen Dingen höchst eindeutigen Rechtsbegriffen huldigen.

Sumpfblumen

In Gestalt von Polizeipräsidenten  

Aus Wuppertal   wird uns folgender Korruptions all aus der NSDAP  . mitgeteilt:

Der in Wuppertal   vor einiger Zeit eingesezte Polizeipräsi­dent und Nazi, Führer" Veller ist ebenso schnell, wie er auftauchte, von der Bildfläche verschwunden. Bis vor fur­zem wußte man hier nicht, was aus Herrn Veller geworden ist. Durch die Unvorsichtigkeit eines Nazisten wurde jetzt be­kannt, daß Herr Veller den Sessel des Polizeipräsidenten mit der Pritsche im Konzentrationslager eingetauscht hat. Herr Veller, der als einer der Führer dazu berufen war, dem Volf in der Praxis die Anwendung des naziotischen Wahl­spruchs vom Meinnuz" flar zu machen, hatte zu diesem 3wede Unterschlagungen begangen, die sich, wie wir zuver­lässig wissen, auf etwa 180 000 Mark belaufen.

Deutschland   ist Moorland geworden. Sumpfblumen gedei­hen ausgezeichnet!

zu besolden, da jeder der Heerführer darauf spekuliert hatte, daß der besiegte Gegner die Kosten zahlen würde. Eine Meuterei der Massen schien unausbleiblich, und die chrsamen drei Männer, vor denen Rom   zitterte, sie zitterten selber um ihr Leben, eingedent peinlicher Präzedenzfälle, in denen meuternde Legionen ihre Führer kurzerhand totgeschlagen hatten...

In dieser Not verfielen die drei Männer auf einen fürchterlichen Ausweg: sie schrieben Proskriptionen ( Aechtungen) aus. Derlei war auch in früheren Bürger­friegen geschehen, Marius wie Sulla  , Cäsar wie Pompejus  hatten politische Gegner proffribiert. Aber in diesem Falle, wo sich die Gegner ja geeinigt hatten, ging man mit un­verhüllter Schamlosigkeit auf das wirkliche Ziel zu: man proffribierte nämlich alle Reichen, etwa 2000 Personen, ohne jeden Unterschied der Partei. Jeder der Triumvire opferte seine eigenen Freunde und Verwandten, damit seine Partner das gleiche taten. Eine furchtbare Metzelei brach los, zu den Opfern zählte auch der greise Redner Marcus Tullius Cicero  .

Nach der Tötung der Opfer folgte die Hauptsache: die Ein­ziehung ihrer Vermögen. Verschleuderung und Unterschleife waren an der Tagesordnung, die Beute fiel daher weit geringer aus, als man gehofft hatte. Natürlich bereicherte sich die engere Umgebung der Triumvire nach Leibeskräften und das Endresultat war eine Schicht neuer Reicher, erheblich ungebildeter, brutaler und kulturloser als die der alten!

Tatsächlich ist im Jahre 43 v. Chr. die gesamte Bourgeoisie Roms enteignet worden. Was diesen Vorgang aber wider­lich und gemein macht, ist die Tatsache, daß diefe Enteignung unter feinem höheren Gesichtspunkt erfolgte, nicht etwa zum Swecke einer besseren Gesellschaftsordnung, sondern als nackter staatlicher Raub. Dieser Riesenraubzug hat dem Lande daher auch keinerlei Segen gebracht, er schuf nur eine Schicht von Parvenus, die alle Fehler ihrer Vorgänger über trafen, ihre fulturellen Vorzüge aber nicht besaßen. Als späterer Kaiser Augustus   hat Oftavian dann vergeblich ver­sucht, eine neue Aristokratie aus dieser Schicht zu züchten. Er erließ Gesetze, die fabelhaft an Hitlers drittes Reich" er­innern; Gefeße gegen Ghelosigkeit, Sondersteuer auf Jung­gesellentum, Bevorzugung Kinderreicher- aber auch das hielt den Verfall Roms nicht auf.

Bisher konnte man die Konfiskationen des Jahres 43 v. Chr. für die sinnlosesten der Geschichte halten, weil eine ganze Schicht von Befißenden enteignet wurde, ohne auch nur den Versuch, dafür eine gerechtere Befibreglung herbeizu­führen. Aber das Hitlerreich zeigt, daß noch größere Sinn­losigkeit möglich ist: es enteiguet die Bewegung der Armen zugunsten der Reichen, zugunsten der Thyssen, Schröder, Schmidt und Genossen. Ueber dem Raubzug der Triumvire leuchtet die düstere Glut eines Abendrotes, das den Unter­gang der alten Welt ankündigt. Die Nähmaschinen, Möbel­

Gründe für Schutzhaft

Kleines Allerlei

Der jüdische Inhaber der Möbelfabrik Schuhmacher in Grünstadt  ( Pfalz  ), Albert Seelenberger, wurde von

der Polizei mit seiner Frau in Schußhaft genommen.

In Schutzhaft genommen wurde der Tagner Johannes Schuster, geb. 18. 3. 1875, wohnhaft zu Kaiserslautern  , Am Enkenbacher Weg Nr. 23, weil er trotz polizeilicher Warnung einen Gefangenentransport zum Hauptbahnhof Kaiserslautern   begleitete und sich an Sammelschubwagen heranmachte. Dort versuchte er mit einem Gefangenen in Verbindung zu kommen und ihm etwas zuzustecken. Dies sei eine Warnung für diejenigen, die es nicht lassen können, beim Abtransport von Schußhaftgefangenen aus Neugierde oder sonstigen Gründen zugegen zu sein.

Die fortgesetzten Schwindeleien, die von verschiedenen Zeit­genossen zum Schaden des Winterhilfswerks verübt werden, veranlaßten die maßgebende Stelle zu einschneidenden An­griffen. Einige Fälle sind nach und nach bekannt geworden. Die Folgen stellten sich für die Betrüger rasch ein. Ver­gangene Woche wanderte eine Auslese in Schutzhaft. In­zwischen liefen aus der Bevölkerung heraus, die sich aus gesundem Rechtsbewußtsein gegen diese Sorte Schmaroßer wendet, neue Anzeigen ein. Der gewesene Fabritarbeiter Ernst Theobald, 33 Jahre alt, aus der Pfarrgasse 9, ist gestern ebenfalls in Schuzhaft genommen worden. Auch ihm kam der Gedanke, den Kohlenbezugsschein nach seinem Da­fürhalten besser verwerten zu können, als Brennstoff für seine Familie zu beschaffen. Er gab ihn einem hiesigen Friseur als Ratenzahlung hin, um sein Schuldenkonto für Nafieren, Haarschneiden und Zigaretten herabzudrücken. Die Geschichte fam aber rasch auf. In letzter Minute versuchte er die ganze Angelegenheit zu bemänteln, gab die Tat dann doch zu und will es nicht wieder tun." Die Möglichkeit zu einer Fortsetzung wird ihm auch für einige Zeit fehlen.

Erwerbsloser und Nazipastor

Aus Puttkamerun

In der Wohnung des Arbeiters Wilhelm Schulz zu Zanow   in Pommern   erschien Anfang Januar der Arbeiter Richard Klitz und teilte Schulz mit: er sei durch den Kösliner Arbeitsnachweis zu Planierungsarbei= ten auf dem 3anower Friedhof bestimmt. Gleichzeitig fragte Klip: ob Schulz geneigt sei, wieder in die Kirche einzutreten. Schulz verneinte dies, worauf Klit ihm sagte, er möge sich bei dem Kaufmann Dittberner, eben­falls zu Zanow, melden.

In dieser dann stattfindenden Unterredung sagte schließlich Dittberner zu Schulz: aus Arbeit dürfe er nicht rechnen, da er nicht in der Kirche sei. Schulz überreichte darauf dem Herrn Dittberner die Verfügung des Stellvertreters des Führers vom 13. Oftober 1933, worauf er ihm das Blatt wieder zurückgab mit den Worten: e ß, Heß. Donnerwetter, der wiegelt ja die gan­zen Leute auf!"

Schulz verlangte nun eine Bescheinigung dafür, daß er nicht arbeiten dürfe. Man bat ihn, diese Forderung zu widerrufen. Als er aber auf seinem Standpunkt blieb, schickte man ihn zum Zanower Pastoren, Herrn Lüpfe. Dieser versuchte zunächst, Schulz zum Wiedereintritt in die Kirche und zum Christentum zu befehren. Schließlich gab der Pastor an Schulz die verlangte Bescheini­gung. Dazu schreibt der Reichswart":"

Hier unterstehen sich ein Pastor und die. unter seinem Einfluß stehenden Bürger, wahrscheinlich Mitglieder des Magistrats und des Kirchenvorstandes, den grundlegenden Gedanken des Nationalsozialismus zu durchbrechen und da mit zu verneinen: daß jeder Volksgenosse das Recht auf Arbeit hat. Die Anmaßung dieser Herren ist geradezu naiv und kann wohl höchstens durch ihren bormierten Fanatismus überhaupt erklärt werden...

Eine edle Methode, eine christliche Methode, das muß man sagen! Und eine Auflehnung gegen den Stel(= vertreter des Führers und Reichsminister, die nicht überboten werden kann!"

( Reichswart, 3. 2. 34.)

stücke, Bücher, Versicherungspolicen aber, nach denen die braunen Machthaber angeln, das sieht alles nur aus nach ein paar pfiffigen Mause haten allerkleinsten Formates. Selbst in Verbrecherkreisen gibt es einen gewissen Be­rufsstolz. Ein zünftiger Geldschrankknacker z. B. würde es entrüstet ablehnen, wenn jemand ihm zumuten wollte, Wäsche von der Leine zu stehlen! Die Matadore des dritten Reiches" tennen solchen Berufsstolz nicht: fie fingern noch nach der letzten alten Hose des Staatsfeindes" und find gebläht vor Stolz, wenn sie einen Koffer mit getragener Wäsche ab= fangen. Aber schließlich: so müssen ja die Konfiskationen einer Regierung mehr oder weniger aussehen, deren eigent­liches Ziel die Erhaltung der aroken mögen ist und die lediglich die A

sie einmal nach Höherem strebten.

2. Ruere in servitium

Da wir einmal beim Zeitalter de schichtsschreiber Tacitus sagt von den

er=

daß

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in dieser Epoche: Ruere in servitium... Sie stürzten in die Knechtschaft. Sie gaben die Republik   auf und heimsten dafür eine Rette immer grausamer werdender Despoten ein: auf Augustus  folgten der mißtrauische Tiberius, der vom Gäsaren­wahnsinn gepackte Caligula, der blutgierige Claudius  und schließlich jener sadistische Schöngeist Nero  , dessen An­zündung Noms früher die berühmteste Brandstiftung der Weltgeschichte war und jetzt nur noch die zweitberühmteste ist. Immerhin: daß die freien Römer soweit verfielen, ihr Haupt unter den Fuß von Bestien zu beugen, dazu hatte es dreier Generationen voller Bürgerkrieg und fürchterlichen Gemetzels von Tausenden bedurft, worin die herrlichsten Köpfe unter­gegangen waren, sowohl von den Aristokraten wie von den Demokraten: Die beiden Gracchen  , Scipio der Jüngere, Vompejus, Cäsar, Cicero  , Crassus Catilina, Cato, Brutus  , Cassius, Antonius und noch Dußende erlauchter Namen feiner von ihnen ist eines natürlichen Todes gestorben. Erst nach Hekatomben blutiger Opfer war der Rest zur Knecht­schaft reif. Trotz der scheinbaren Blütezeit des auguftäischen Zeitalters aber bedeutete dies den tatsächlichen Still­stand, der den unaufhaltsamen Verfall der römischen Kultur einleitete.

Die Deutschen  ? Ohne jede Entschuldigung wird die Ge­schichte von ihnen einst vermelden: Ruere in servitium." Und es drängen sich noch immer Millionen hinterher, die gar nicht schnell genug in die Knechtschaft kommen können: in Oesterreich  , im Saargebiet, die Faschistenaruppen in Däne­mart, Belaien, Holland  , den baltischen Staaten usw. Von den Deutschen   wird man im Gegensatz zu den Römern nur melden fönnen: im Grunde seien sie noch niemals innerlich freie Menschen mit Bürgerstolz und Zivilcourage gewesen.

Im großen gesehen. steht hinter der Erscheinuna abermals das Wort: Verfall. Der Verfall Gras, der besiegelt ist, wenn die Freiheit der europäischen  ... lionen untergeht.