Deutsche Stimmen Beilage zur Deutschen Freifieit". Beilage zur Deutschen Freiheit" Ereignisse und Geschichten

Dienstag, den 27. Februar 1934

Alles schläft, einsam wacht­

Adolf Hitler für Deutschlands Geschick."- Die neuen Hakenkreuz Weihnachtslieder sind soeben erschienen

Gott und Christkind in einer Person

In Berlin erschien soeben ein kleines Heft von Weihnachts­liedern. Es nennt sich ,, Weihnachten im 3. Reich ". Den Um­schlag schmückt ein Weihnachtsbaum mit brennenden Kerzen. Um ihn herum fliegen zwei pausbäckige Engel; sie ähneln etwas zu dick geratenen Mücken. Ueber allem aber schwebt das Hakenkreuz, das alles beherrschende Symbol des ,, dritten Reiches".

Dieses Reich erlaubt keine nur halbe Zuerkennung und Treue. Aber der Autor dieser Weihnachtslieder, Fritz von Rabenau, schaffte es doch: Er brachte die notwendige Ver­einigung der geistlichen und weltlichen Macht zustande. Es ist der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler selber, der strah­lend von väterlichem Wohlwollen über dem Fest steht und zwar nicht als einer, der widerrechtlich die Macht an sich riẞ, sondern als der Erlöser des deutschen Volkes und in Gleich­berechtigung mit dem Erlöser der Menschheit selber.

Wenn das ,, dritte Reich" auch sonst in seinen Bemühungen um eine gute Ehe zwischen der Nazilehre und dem protestan tischen Glauben nicht gänzlich erfolgreich war, hier in diesem Weihnachtsliederbuch ist die Vereinigung von Politik, Reli gion und Dichtung erreicht worden.

Dem Verfasser des Buches gelingt es, so ganz das Wesen unschuldiger Frömmigkeit in den Liedern festzuhalten, dieser Frömmigkeit, die so echt deutsch ist. Sie ging unter der Herrschaft von Juden und Liberalen verloren, aber sie ist nun wieder erstanden( so sagen die Nazis) dank Adolf Hitler . ,, Immer für uns bedacht."

hat. Doch die Mutter sagt dem Kind mit prophetischer Seher­gabe:

,, Vergiẞt in diesem Jahr er Dich, Im nächsten kommt er sicherlich!"

Aber das unschuldige Kind, nicht wissend, daß dies ver ruchte ,, System" Schuld hat, kann nicht begreifen, wie der Weihnachtsmann so vergeßlich sein kann. Es fragt:

, Warum soll er vergessen mich? Warum? Warum? Lieb Muttchen sprich: War ich nicht immer artig, nett,

Gehorsam, fromm, und stets adrett?"

Der Abend kommt, aber es kommt kein Weihnachtsmann. Das war so traurig, daß es nicht zu schildern ist und Mutter vermochte es nicht mehr länger zu ertragen:

,, Und während drauß' der Mond still scheint, Sie schmerzvoll in die Kissen weint."

Hilfe für Würdige".

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Aber dann, ein Jahr später ist alles ganz anders. Das Lied , Weihnachten im 3. Reich " ist geladen mit Freude und Hoffnung. Die Armut ist verschwunden, die Winterhilfe ist unter den Bedürftigen verteilt das heißt wenn sie ihrer würdig sind- Pazifisten, Freigesinnte und Leute ähnlicher Art bekommen natürlich nichts.

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,, Die Winterhilfe treu beschert

Die Volksgenossen, die es wert."

Und überall ist Jubel und Freude, vor allen Dingen auch über das Eintopfgericht die respektlosen Leute in Deutsch­ land nennen es:

,, Arisch stew".

,, Ein jedes Kind in Land und Stadt Zu Weihnacht seine Freude hat, Das Eintopfessen, schmackhaft, fein Bracht vielen Armen Sonnenschein."

Der Autor hat dem alten und wohlbekannten Weihnachts­lied: Stille Nacht, heilige Nacht " eine neue Form gegeben. Der alte Sinn war so, daß in der stillen Christnacht, wenn alles schläft, Maria, Josef und das Kind allein einsam wachen. In der neuen Naziform ist es nicht mehr die heilige Familie, Und alle wollen opfern um andern zu helfen: die über die Menschheit wacht, sondern Adolf Hitler , wachend über dem deutschen Volk.

Die beiden ersten Verse heißen so:

Stille Nacht, heilige Nacht ,

Alles schläft, einsam wacht

Nur der Kanzler zu treuer Hut,

Wacht zu Deutschlands Gedeihen gut, Immer für uns bedacht.

Stille Nacht, heilige Nacht ,

Alles schläft einsam wacht

Adolf Hitler für Deutschlands Geschick,

Führt uns zu Größe, zu Ruhm und zum Glück, Gibt uns Deutschen die Macht.

,, Der Erlöser."

,, Beamte geben vom Gehalt Dadurch verschwindet Elend bald. Der Schaffende empor sich ringt. Die Arbeitslosenziffer sinkt."

Kühn sein Gang...

Ja, Tatsache, es war die erste wirkliche Weihnachtsfeier seit 1918, dem ersten Jahr des Systems". 1917, da gabs noch richtige Weihnachten damals war bloß Krieg, aber

Reveille

Man vergißt es nicht.

Gewehrkugel durch eine Fensterscheibe,

den Klang, der gelbe Augen hat und schielt. ,, Die Fenster zu!" Es wird gezielt.

Man vergißt es nicht,

daß sich aus Furcht so mancher selbst vergißt und dich und alle und sich selbst bestiehlt fürs Brot. Der Ekel zielt.

Man vergißt es nicht,

das Vergessene, das gegen die Vergeßlichen marschiert. Das Leben hielt

was es versprach: es wurde falsch gespielt.

Man vergißt es nicht,

daß Aerzte dieses Irrenhauses Irre sind, daß ihre Macht den Irrsinn nachbarlich empfiehlt. Gott fürchtet sich, da Wahnsinn seiner Welt Vernunft befiehlt.

Das brave Mütterlein

Der Ingolstädter ,, Donaubote" veröffentlichte kürzlich ein vielfach nachgedrucktes Gedicht eines 65jährigen allein­stehenden Mütterleins, das mit einer Invalidenrente von 31,50 Mark monatlich bescheiden ihr Leben fristet". Der Schluß heißt:

Und der Retter kam

-

-

Was niemand konnte, sieh' er kann's! ,, Hitler , Du, mein großer Kanzler, Für Dich bet ich den Rosenkranz!"

Der ,, Donaubote" meint dazu: ,, die Het priester, die noch immer unter dem Deckmantel der Religion den National. sozialismus bekämpfen", sollten sich das brave Mütterlein zum Muster nehmen.

Unter der Ueberschrift ,, Das ist ein Wort!" meldet die Nazipresse:

Wie das Presse- und Propagandaamt der NS.- Gemein­schaft Kraft durch Freude" mitteilt, erlebte die Beleg­schaft der deutschen Industriewerke in Spandau eine Feier von ganz eigener Art.

In geschlossener Einheit waren die Arbeiter, Angestellten und Direktoren des Werkes in der Kantine des Betriebes versammelt und hörten eine Arbeitsreportage des Deutsch­landsenders, die in ihrem eigenen Betriebe aufgenommen worden war. Der Eindruck dieser Feierstunde war unge­heuer groß.

Zum Schluß sprach Parteigenosse Zilkens, und seine Rede gipftelte in dem Satz: Wir brauchen keinen Kaiser mehr, weil wir Adolf Hitler haben.

nichts von Qual und Plagen. Aber dann brach der Frieden Wollen Sie Führer werden?

aus und der brachte die Demokratie und fünfzehn schreckliche Jahre, in denen Deutchland unter diesem System" leben mußte. Nun hat Hitler alles weggefegt und:

,, Zum erstenmal seit 15 Jahren

Ist festlich unsre Stimmung wieder!"

Des Heilands Geburt und Hitlers Konterrevolution sind in Die Veränderung ist so gewaltig, daß selbst England und folgendem Lied ,, Der Erlöser", miteinander verglichen:

Im fernen Ost erstand

Aus Gottes Vaterhand

Der Heiland, der die Welt beglückt.

Für unser deutsches Land

Hat Christus uns gesandt,

Den Führer, der uns all' entzückt.

Im fernen Ost einst bracht'

Erlösung aus der Nacht

Der Gottessohn durch Opfertod.

Durch Hitler unserm Land

Erlöser jetzt erstand

Zu ewig hellem Morgenrot.

Die Periode von der Revolution 1918 bis zur Errichtung des ,, dritten Reiches" mit dem ,, ewig hellen Morgenrot" wird, wie man weiß, von den Nazis die ,, System"-Periode genannt. Weihnachten in der, System- Periode" war eine besonders traurige Sache: ,, Mutter, wann kommt der Weihnachtsmann?" frägt da in einer der neuen Weihnachtslieder, genannt: ..Weihnachten in der Systemzeit" ein kleiner Junge. Aber der Weihnachtsmann ist so durcheinander mit seinen Sachen in­folge des Systems", daß er tatsächlich das Kind vergessen

Frankreich mit größtem Respekt auf Deutschland blicken.

,, Zum erstenmal seit fünfzehn Jahren

Vor uns die Feinde Achtung haben, Und freudig können wir gewahren Auf deutschen Tischen Weihnachtsgaben."

Es ist Adolf Hitler , der dies Wunder getan hat, darum sind ihm auch vor allem anderen diese Weihnachtsgrüße ge­widmet:

Gewaltig ist sein Schaffensdrang, Aufrecht sein Tun und kühn sein Gang. Dabei war er zu jeder Frist

Ein gläubiger und frommer Christ! Der Weihnachtsgruß sei ihm geweiht: daß, mehr als je, wir sind bereit, zu folgen ihm in Treue fest, solange Gott uns leben läßt."

Dieses alles entnehmen wir, um das Entzücken des Lesers an dem deutschen Gott und Helden zu steigern, der großen englischen Zeitung ,, Manchester Guardian". Man kann sich vorstellen, wie die Heiligenlieder auf Hitler auf die religiösen Empfindungen und Vorstellungen der Engländer wirken.

Kleines Rundfunk- Intermezzo

Wer hat gestört?

rungen vom Auslande her durchgeführt werden und es sei anzunehmen, daß diese Störungsversuche von Westen her

Vor kurzem weilte Reichssendeleiter Had a mowski in Pirmasens . Bei dieser Gelegenheit entwickelte sich eine Aussprache über die Irrungen Wirrungen des deutschen - kommen. Rundfunks, die politisches, funktechnisches und psycholo­gisches Interesse besitzt. Die ,, Pirmasenser Zeitung" berichtet darüber:

Kreisleiter Dr. Ramm weist einleitend darauf hin, daß die ganze Bevölkerung an der Westmark früher mit München sehr zufrieden gewesen sei. Der Südwestfunk sei fast gar nicht oder nur mit großen Störungen zu hören. Dagegen empfingen wir hier an der Grenze sehr gut die französischen und den luxemburgischen Sender. Seit der Umstellung habe ein Chaos eingesetzt in der Rundfunkübertragung, so daß wohl die meisten Hörer am liebsten ihr Gerät mit der Axt zerhackt hätten. Die Bevölkerung der Grenzmark werde überfüttert mit der westlichen Kultur und mit den Hetberichten der Emigranten. Auf dem schnellsten Wege müsse hier Abhilfe geschaffen werden. Die kerndeutsche Bevölkerung dürfe nicht länger den Einflüssen der westlichen Nachbarn aus­gesetzt werden. Bei dem Kaiserslauterer Sender sei ein außergewöhnliches Fading festzustellen. Es sei auch bemerkt worden, daß bei nationalen Kundgebungen systematische Stö­

Reichssendeleiter Hadamowski betonte einleitend, daß diese augenblicklichen Störungen von den Sendern herrühren und als, technische Kinderkrankheiten" zu bezeichnen seien, die aber, nachdem schon einige Fehlerquellen festgestellt worden seien, bald behoben sein würden. Mitte Februar werde der neue Stuttgarter Großsender in Betrieb genommen werden und dadurch eine wesentliche Erleichterung ge­schaffen. Bei Störungsversuchen während nationaler Kund­gebungen müsse der Störer durch die Störungsstelle sofort angepeilt und festgestellt werden. Die letzte ausländische Stö­rung sei bei der Rede des Führers in der Siemensstadt fest­gestellt worden. In diesem Falle sei es der Moskauer Sender gewesen, der sofort angepeilt wurde. Die Störungen hörten sofort auf, als dieser gemerkt habe, daß er entdeckt worden sei. Die Störungen von Pirmasens glaube er weniger auf ausländischen Einfluß zurückführen zu müssen, als auf die Tatsache, daß bei nationalen Kundgebungen plötzlich alle Hörer ihre Apparate einstellen, während sonst nur ein Teil in Betrieb ist.

Die Siemens- Studien- Gesellschaft für psychologische Wissenschaften e. V., Hom­ burg v. d. H." hat ein Mittel gefunden, das jeden befähigt, ,, Führer" zu werden und zwar so: Wer zum Führer auf­rücken will. wer Führer heranzubilden hat, wer schon Füh­rer geworden ist, kann einer guten Anleitung zur Entwick­lung seiner Führereigenschaften nicht entbehren. Die einzig­artige Siemenslehre vermittelt die Grundlagen der Führer­schulung und zum persönlichen Aufstieg: Persönlichkeits­bildung, Charakterausbau, Willensstählung, Förderung der Entschlußkraft, Erziehung zu Selbstbewußtsein und Verant­wortungsfreudigkeit, Gedächtnisschulung, praktische Men­Die schenkenntnis, Redegewandtheit. aus jahrelanger Forschung und Erfahrung hervorgegangene Methode ermög­licht es jedem begabten vorwärtsstrebenden Menschen, sich diese Kenntnisse selbst und ohne Berufsstörung anzueignen." Wer also Führer werden will, braucht nur die fünf ,, Lehr­gänge" dieser Siemens- Studien- Gesellschaft" zu kaufen; Preis 45 RM.

Die Fülle des Geistes überquillt

Das städtische Presseamt von Münster i. W. begründet die Schaffung einer nationalsozialistischen Bücherei auf Kosten der Gemeindesteuerzahler folgendermaßen:

,, Fast täglich wirken sich Hitlers Gedankengänge in grundsätzlich neuen Anordnungen und Gesetzen aus. Und man ist mit Recht erstaunt und fast freudig er schrocken, wenn man die Wege allmählich klar erkennt, die dereinst unser so geliebtes deutsches Volk in ein glück­liches Reich hineinführen sollen.

Unübersehbar ist die Befruchtung gerade auch des geistigen Deutschlands . Man kann die Menge des heute auf dem Markte erscheinenden geistigen Bildungsgutes kaum fassen." Der deutsche Buchhandel, der ,, freudig erschrocken" in einer noch nie erlebten Pleite steht, weiß ein Lied davon zu singen.

Bücher- Eingänge

NRA Unpolitische Beobachtungen von E. B. 72 Seiten kart. Verlag Oprecht u. Helbling Zürich. Preis 2 Franken ( 1,60 Mark).

Am 4. Januar 1934 stellte Präsident Roosevelt bei der Eröffnung des 73. Kongresses fest, daß mehrere Millionen unter angemessenen Löhnen und Lebensbedingungen wieder in den Arbeitsprozeß eingeschaltet sind.

Das Auf und Ab der Ereignisse während der ersten Mo­nate des Roosevelt- Planes, des gigantischsten Wirtschaftsexpe­riments der Gegenwart, ist in fesselnder Form von einem auf­merksamen Beobachter unter dem unmittelbaren Eindruck des Erlebens geschildert. Diese Artikel, die teilweise in der Schweizer Presse veröffentlicht wurden, sind durch die nahen Beziehungen des Verfassers zu den Kreisen der Verwaltung, der Gewerkschaften und des Kapitals der USA . eine Lektüre, die alle Schichten der europäischen Bevölkerung lebhaft inter­

essieren muß.