Englische Regierungssorgen
Umbildung des Kabinetts
DNB. London, 26. Febr. In der heutigen Morgenpresse
Zur Ermordung des Richters Prince
erörtert. Im„ Daily Telegraph " heißt es, die Sache sei von Regierungsmitgliedern erörtert worden, und es werde zugegeben, daß früher oder später eine Umbildung erfolgen müsse. Diese Aenderungen würden im geeigneten Augenblick durchgeführt werden, vielleicht während der Pfingst ferien. Gegenwärtig mache die heifle Lage der Abrüstungsverhandlungen eine Neubesetzung wichtiger Ministerposten unerwünscht. Simon hat zwar die Nachricht, daß er das Ministerium des Innern übernehmen werde, für eine Erfindung erklärt; aber in der„ Morning Post" heißt es, in politischen Kreisen werde geglaubt, daß der Versuch, Simon zur Annahme des Postens zu überreden, Erfolg haben werde. Das Blatt weist darauf hin, daß der erste Versuchsballon in diesem Zusammenhange von derselben Seite losgelassen worden sei, die seinerzeit die Ernennung Edens zum Lord- Geheimsiegelbewahrer angeregt hatte. Damit ist die " Times" gemeint.
Breite Front
Man schreibt uns aus Neuyork:
Nach einer Periode aufmerksamen Beobachtens hat sich die antifaschistische Seite des amerikanischen Lagers zielbewußt zu sammeln begonnen. Versuche der Kommunisten, sie zu be= einflussen und im kommunistischen Sinne gleichzuschalten, sind erfolglos geblieben. Die Gewerkschaften haben unter dem Namen„ Labour Conference to combat Hitlerism" eine starke Kampforganisation gegen den Hitleris mus geschaffen, der unter Voranstellung der gewerkschaftlichen und proletarischen Probleme den Boykott mit allen Kräften fördert. Neben einem weitverzweigten Organisationsnetz steht ein Nachrichtendienst, der die amerikanische, fanadische und lateinamerikanische Deffentlichkeit mit regelmäßigen Berichten über das wahre Gesicht des Faschismus versorgt. Dertliche Berichterstatter sorgen dafür, daß die Organisation jederzeit über Betätigungsansäße der Nazis informiert ist. Aufklärungsredner gehen durch das Land.
Das alles ist nur ein Anfang. Hier auf amerikanischem Boden sieht sich die Hitleret Kräften gegenüber, die nicht nur aus den deutschen Erfahrungen gelernt haben, sondern mit dem amerikanischen Volkscharafter, Organisationsmethoden usw. weit besser vertraut sind als die Nazis. Hinter ihnen steht die bitter ringende amerikanische Arbeiterbewegung, die ihrer Solidarität mit der gefnechteten deutschen Arbeiter
Die Rerstückelung des Leichnams des Richters Prince im Tunnel bei Dijon ist eine so grauenhafte politische Affäre, daß sie einen Moment selbst die an Sensationen so reiche " gewöhnliche" Laufbahn des Finanzverbrechers Stavisky vergessen läßt. Der zeitliche Zusammenfall mit den nach Deutsch land führenden Spionagefällen, in die die Schauspielerinnen Rita Georg und Marianne Kupfer und der in der deutschen Botschaft verfehrende Industrielle Boch- Bauer einbezogen werden, ist um so auffallender. Hinzu kommt, daß der Mord in seinem äußeren Gepräge, wie wir ausführten, ganz das Muster einer Umlegung nach dem Rezept der SA. hat. Innerlich kommt man den Motiven der Mörder des Mit wissers um die Hintermänner Stavistys wohl am nächsten, wenn man ein Gespräch unterlegt, das einer der maßgebendsten Beamten, die mit dem Fall un= mittelbar zu tun haben, geführt hat. Wir geben dieses Gespräch seiner Wichtigkeit wegen wörtlich wieder:„ Gleich in den ersten Tagen der Einsetzung der Untersuchungskommission hatte M. Prince eine Besprechung mit deren Vorsitzenden M. Les couvré. Er setzte ihm auseinander, daß er in einem der Hauptpunkte der Untersuchung- Nichtgebrauch der Polizei Berichte bei den Geschäften Stavistys- wichtige Aufklärungen geben konnte. Der Vorsitzende des Kassationshofes M. Lescouvré ersuchte Prince, einen schrittlichen Bericht zu machen. Einige Tage darauf teilte Prince, der befanntlich ehemaliger Leiter der Abteilung Finanzprozesse des Gerichtes ist, M. Lescouvré mit, daß er einen oder zwei Tage länger brauche, um alle seine Notizen in Ordnung zu bringen und einen endgültigen Bericht abliefern zu können. Wahrscheinlich würde er also erst Anfang dieser Woche mit dem Bericht fertig werden."
Mittlerweile," so fährt der Gewährsmann fort,„ hatte sich M. Lescouvré entschlossen, die Untersuchungskommission für Donnerstag, den 22. Februar, zusammenzurufen. Am Mittwoch, dem Tage vorher, schickte er einen seiner Mitarbeiter zu M. Prince mit der Mitteilung, daß der Rat, wenn er mit seinem Bericht nicht fertig würde, auch mündlich vor der Kommission berichten könne. Aber der Abgesandte des Vorsitzenden des Kaisationshofes traf M. Prince nicht mehr an. Er war bereits in Richtung Lyon abgefahren."
Zur Frage der verschwundenen Sandaften des getöteten Kenners des Stavisfy- Standals bemerkte der hohe Jurist weiter:„ Solange der Bericht oder die Notizen des unglück
schaft durch den Boykottbeschluß und andere Proteſtaufrufe In keinem einzigen alle konnte jedoch eine solche nach
Ausbruck gegeben hat. Langsam beginnt die Hitleragitation zu merken, daß sie im demokratischen Amerika vor Probleme gestellt ist, mit denen sich weder durch billige Demagogie noch durch die beliebten Schlägermethoden fertig werden läßt.
Richter Lynch
gewiesen werden, in einigen Fällen wurde diese Beschuldigung sogar einwandfrei widerlegt.
Bei jedem Lynchmorde spielt auch der wirtschaftliche Faftor eine Rolle, wie z. B. Einbehaltung erarbeiteter Löhne, wucherische Mietsforderungen, Auffündigung von Hypothefen, Zwangsversteigerung wegen Nichtzahlung von Steuern. Alle diese Umstände bilden den grauenhaften Hintergrund für den Versuch, an den neun unschuldigen bei den höheren Gerichtsinstanzen von Alabama Einspruch erhoben wird, einen legalen Lynchmord zu begehen.
Erschreckendes Anwachsen der Lynch- Orgien in Scottsboro - Jungen gegen deren drittes Todesurteil jetzt USA . im Jahre 1933
Neuyork Stadt. Laut der von der JLD. geführten Statistik wurden im Jahre 1933 47 Lynchmorde gemeldet gegen 37 im
Jahre 1982. Von den 47 Opfern waren 42 Neger und 5 Weiße.
Vier der Opfer waren Negerinnen. Die Lynchmorde wurden in 14 Staaten verübt. In 14 Fällen, in denen 16 Menschen gelyncht wurden, ist festgestellt, daß Polizisten und andere öffentliche Beamte sich daran beteiligt, selbst Hand angelegt oder zugesehen haben.
Niemand wurde wegen irgend eines dieser Lynchmorde angeklagt, und obgleich in Maryland vier Männer wegen Teil nahme am Lynchmorde an George Armwood verhaftet wurden, ließ man sie sofort wieder frei. In Süd- Karolina wurde zwar gegen mehrere Lynchmörder Anklage erhoben, aber der Fall wurde nicht weiter verfolgt.
Offiziell werden die Lynch- Orgien damit beschönigt, daß man die Opfer der Vergewaltigung" beschuldigt. Im Jahre 1933 spricht man nur in 9 von 47 Fällen von Vergewaltigung.
Zu seinem dreihundertsten Todestag Von Hermann Wendel
Am 24. Februar 1634 zog Albrecht Wenzel Eusebius Wal lenstein , Herzog von Friedland, in Eger ein, nicht hoch zu Roß, wie es dem größten Kriegstapitän" seiner Zeit anstand, sondern in einer von zwei Pferden getragenen Sänfte, da ihm die Gicht höllisch zuseßte. Schlimmere Qual aber nagte ihm am Herzen, er wußte, daß ihm in der zwiespältigen Lage, in der er sich befand, arge Gefahr von der Hofburg drohte. Sehnsüchtig hoffte er auf die Ankunft des schwedischen Reiterkorps, um das er den Herzog Bern = hard von Weimar gebeten hatte. Aber schneller flogen die Mordbefehle des Kaisers. Der stumpfe und bigotte Habsburger Ferdinand II. hatte sich nicht nur von einem Ausschuß, in dem neben dem Fürsten Eggenberg und dem Grafen Trautmannsdorf der Bischof von Wien saß, das Recht" bestätigen lassen, den unbequemen Feldherrn umzubringen, sondern auch durch seinen Beichtvater, den Pater Lamormain, die Zustimmung des Himmels eingeholt. So entseßte ein faiserliches Patent Wallenstein als Verräter seiner Stelle als Generalissimus und erklärte seine Güter für eingezogen, und von seinen Unterführern waren mehrere durch Aussicht auf Ehren und Pfründen für unselige Tat gewonnen. Bei einem Trinkgelage in der Burg wurden am 25. Februar vier von Wallensteins Vertrauten, insty, Trtschta, low und Neumann abgeschlachtet, und ein weniges später drangen Butlersche Dragoner in das Haus, in dem sich der Herzog schon zur Ruhe gelegt hatte. Seinen Mördern entgegentretend, empfing Wallenstein mit ausgebreiteten Armen mitten in die Brust den Hellebardenstoß, der ihn tot hinstreckte.
Auf die Herkunft der Handelnden angesehen, erschien die Tragödie fast als internationale Angelegenheit, Von den Generalen, die zuerst von ihrem Feldherrn abfielen, war Piccolomini Italiener, Gallas aus spanischen Diensten gekommen; von denen, die den Mord ausführten oder deckten, stammte Butler aus Irland Gordon aus Schottland ; von den Opfern waren Trtschka und Kinsky Tschechen, und ein Tscheche, fein Deutscher war auch der passive Held des Dramas, Wallenstein selber. Gleichwohl ging es um Deutschland .
Der Aufstieg Wallensteins vom einfachen böhmischen Edelmann zum mächtigsten Herrn der Christenheit gehört in seiner ersten Hälfte eher einer Geschichte der Geldwirtschaft als des Kriegswesens an. Durch reiche Heirat wie durch Münz - und Grundstücksspekulationen gelangte er zu einem fanatischen Vermögen, das ihm gestattete, zweimal, als in den wirren Kriegsläuften der Zeit das Haus Habsburg so gut wie auf dem letzten Loche pfiff, 1625 und 1632, seine Hilfe als„ Kriegsunternehmer" anzubieten. Beide Male
Gegen deutsche Konsulates
In dem dänischen Ort Esbjerg fanden vor dem deutschen Konsulat große antifaschistische Demonstrationen statt. Die Polizei bemühte sich mehrfach vergeblich, die Menge der Demonstranten zu streuen und bewachte das Konsulat, um Ausschreitungen zu verhindern. Trotzdem gelang es den Antifaschisten, die Front des Gebäudes mit roten Schmähschriften gegen Hitler zu versehen.
In Kolding wurden vor dem deutschen Konfulat von Demonstranten die Fahnenmasten, an denen die Hitlerfahne wehte, umgelegt und die Löcher, in denen die Masten steckten, mit Zement ausgefüllt.
stampfte er große Heere aus dem Boden, beide Male wendete er entweder das Kriegsglück gründlich oder brachte doch den Siegeszug der Feinde zum Stehen. Wie er auf der Höhe seines Erfolgs und Rühms die Fantasie der Mitlebenden in Nahrung setzte, so bot er auch nach seinem jähen Ende späteren Geschlechtern Stoff zum Nachdenken. Viele dünfte er in vielem rätselhaft und problematisch. Was für Gedanken barg der falt Verschlossene, der doch in Laune und Unmut überraschend aus sich herausgehen konnte, hinter der hohen Stirn über dem gelblichen Gesicht, in dem kleine, helle, schlaue Augen spielten? Kibelte ihn die Macht, die ihm als Herzog von Mecklenburg erlaubte, Münzen zu schlagen und den Adel zu verleihen? Berauschten ihn Prunk und Pracht, in der er sich gefiel, etwa, daß in seinem Marstall dreihundert Pferde aus marmorenen Krippen fraßen? Entsprach es seinem innersten Wesen, daß er sich in seinem Pra ger Palast malen ließ: als Triumphatorim Sieges wagen, von feurigen Rossen gezogen, den Glücksstern überm Haupt?
Sicher galt auch für Wallenstein das Wort Hegels: Große Menschen haben gewollt, um sich zu befriedigen, nicht um andere." Aber wenn Ehrgeiz und Machttrieb unter den Motoren seines Handelns nicht fehlten, war er doch alles andere als eine grobschlächtige Abenteurer- und Bandenführernatur, der das Aeußere der Dinge genügte. Ob er als Feldherr der Vorläufer der Strategie des achtzehnten Jahrhunderts war, ob ein Nachzügler der Landsknechtsführer des sechzehnten Jahrhunderts, als Staatsmann blickte er in die Zukunft. Gewaltige politische Entwürfe stellten ihn an die Seite eines Richelieu, der in Frankreich über die Zeichen der großen Feudalherren dem königlichen Absolutismus den Weg bahnte. Aehnlich strebte Wallenstein den „ absoluten Dominat" des Kaisers über Deutschland an und machte fein Hehl daraus, daß zu diesem Ende der Uebermut der Reichsfürsten, die auf die Bentralgewalt, pfiffen, gedämpft werden müsse; in seinem Sinne ließ sich einer seiner Vertrauten aus, im Reich mitrden die Schäden nicht aufhören, ehe nicht einem der Kurfürften der Kopf vor die Füße gelegt fet. In einer Zeit, da der Glaubenshader alles zu beherrschen schien und zu zerreißen drohte, suchte er, der, geborener Protestant, wirklich nicht aus inneren Gründen zum Katholizismus übergetreten war, weitsichtig zu einem wahren Ausgleich der Bekenntnisse zu gelangen, und wie über den Konfeffionen sollte nach seinem Willen der Kaiser über den klassen stehen, von denen, im Interesse des Ganzen, auch der ärmeren ein leidliches Los gebührte; kennzeichnend, wie er in dem ihm verliehenen Herzogtum Mecklenburg Bau und Besetzung von Armenhäusern betrieb. Als Symbol dafür, daß ein also geeintes und auf gesunde Grundlage gestelltes Deutschland seine wirtschaftliche und politische Kraft entfalten fonnte, schwebte ihm eine Verbindung von Ostund Nordsee durch einen Kanal vor, ferner die Herstellung unmittelbarer Handelsbeziehungen Hanſaſtädte mit Spanien unter Ausschaltung Englands und Hollands , schließlich die heilige Impresa", der groß organi
der
norddeutschen
lichen Rates nicht wieder gefunden sind, fann man nicht genau sagen, welches die Erklärungen von M. Prince vor der Untersuchungskommission gewesen wären. Ob er Enthüllungen gemacht hätte, die einen Skandal noch erweitert hätten? Ob er, wie man flüstert, den Namen von politischen Persönlichkeiten genannt hätte? Man weiß es nicht. Aber es ist sicher, daß seine erste Besprechung mit dem Leiter der Untersuchungskommission nichts dergleichen voraussehen lick. Bis dahin ging es nur um genauere Aufklärung bereits älterer und zum größten Teil bekannter Vorgänge, die teilweise mit dem Bericht des Kommissars Pachot und dessen Verbleib zusammenhingen. Hatte M. Prince für seinen Bericht neue Tatsachen aufgespart? Das ist das Geheimnis, das nicht geklärt ist."
Festgestellt ist mit Sicherheit,
daß der Mörder die Lebensgewohnheiten von M. Prince fannte, insbesondere seine Liebe zu seiner alten 82jährigen Mutter in Dijon und den Namen des Hausarztes dieser alten Dame, ferner, daß die Täter dem Richter schon lange vorher aufgespürt haben. Das junge lothringische Hausmädchen der Familie, in der rue de Babylone, erzählt von häufigen mysteriösen Anrufen. Ferner hat den Richter ein Unbekannter, der von einem Kollegen sprach, auf der Straße angeredet und ihn nachdrücklich zum Essen einladen wollen. Doch hat Madame Prince, die jetzt mit ihrem Sohne im Trauerhause in Dijon eingetroffen ist, ihrem Manne dringend davon abgeredet. Sonderbar erscheint auf alle Fälle, daß in dem Telegramm, das Madame Prince nach der Anfunft ihres Mannes aus Dijon erhielt, der Name des Arztes, der Ehringer heißt, als„ Sellinger" geschrieben war. Da dies kaum ein Versehen der Post gewesen sein kann, liegt, wie wir bereits vermerkten, die Vermutung nahe, daß der Täter oder sein Helfer deutsch sprechen konnte, da ein nicht des Deutschen Kundiger faum in der Lage ist, eine so typisch deutsche Wortbildung wie den Namen Sellinger zu erfinden. Dieser Name findet sich vorwiegend in Süddeutschland .
Die Ausseßung einer Prämie von hunderttausend Franken durch den Ministerrat wird hoffentlich herbeiführen, daß eine solch furchtbare Sensation, die die Fantafie eines Wallace und selbst das Schwefelbad eines Sarret übertrifft und die nur in den zum System gewordenen mittelalterlichen Mordzügen der politischen SA. ihresaleichen findet, aus dem Leibe Frankreichs ausgeschnitten wird.
Wieder Tote und Verletzte
Ein neuer schwerer Schneesturm hat Neuengland heimgesucht, wo die bei dem Sturm am Dienstag niedergegangenen Schneemassen noch hoch aufgeschichtet liegen. Seit Sonntag= mittag ist in Newyork bei starkem Wind Schnee gefallen und hat die Straßen in eine dichte weiße Decke gehüllt. Der Flugverkehr ist eingestellt worden In Northport auf Long Island sind viele Familien, die noch vom letzten Sturm her eingeschneit sind, von Mangel an Lebensmitteln und Brennstoffen bedroht. In Philadelphia ist eine Frau erfroren.
Teile der Staaten Mississippi , Alabama und Georgia wurden von schweren Wirbelstürmen heimgesucht. 17 Personen wurden getötet und mindestens 40 verletzt. Am schwersten hat Alabama geliften, wo 10 Todesfälle berichtet werden. Eine Familie von sechs Personen kam bei Zerstörung eines Landhauses ums Leben.
*
DNB. Salt Lake City, 26. Febr. Das mit acht Personen besetzte Verkehrsflugzeug, das am Freitag in einen Schneesturm geraten war und seitdem vermißt wurde, ist in den Wasatsch- Bergen am Rande einer tiefen und engen Schlucht zerstört aufgefunden worden. Die Insassen sind bei dem Unglück ums Leben gekommen.
sierte Kampf gegen die Türken und ihre Vertreibung aus Europa .
Aber so sehr sein Ziel, die weltliche Erbmonarchie Deutsch land , auf dem Wege des geschichtlichen Fortschritts lag, so starfe und unbedenkliche Gegner brachte Wallnstein damit gegen sich auf. In seiner allgemeinen Entwicklung hinkte Deutschland hinter Frankreich her, das sich für RicheLieus umgestaltende Pläne reif erwies. Während hier der Anarchie der Großen der Garaus gemacht wurde, schoß dort die Anarchie der Großen üppig ins Kraut, und ihre Nutznießer, die Kurfürsten des Reichs, schlossen sich, Katholifen und Protestanten, über ihre fonfessionellen Gegensäge hinweg wider den zusammen, in dem sie den grimmsten Feind ihrer Hausmachtsinteressen erkannten. Aber auch das Bürgertum der Hansast ädte, statt einsichtiger zu fein, weigerte sich seinen Plänen, und der Kaiser vollends, für dessen Machterweiterung Wallenstein stritt, pfuschte ihm nicht nur mit einem fanatisch katholischen Akt wie dem Restitutionsedift von 1629 ins Handwert, sondern ließ sich auch immer mehr von der Hofklerisei und seinen spanischen Freunden gegen den„ Ungläubigen" einnehmen, der freilich alles andere war als ein Vorkämpfer der allein seligmachenden Kirche gegen die lutherische Reßerei. Nicht einmal das Heer, das er geworben hatte, besoldete und unterhielt, bot Wallenstein eine sichere Stüße für seine politischen Strebungen. An thren Wachtfeuern sangen die Soldknechte aus aller Herren Ländern, die beim Friedländer Handgeld
genommen hatten:
Wir han gar kleine Sorgen Wol um das römisch Reich, Es sterb heute oder morgen, So gilt uns alles gleich, und auch die Offiziere band fein Ideal und keine Idee, sondern einzig die Aussicht auf Gewinn an ihren Feldherrn. Da derart der Herzog nirgends festen Boden unter den Füßen hatte, bewegte er sich in Zickzacklinien vorwärts, und der heiße Drang, die für richtig befundene Politik, die Befriedung Deutschlands , auch gegen den Willen feines faiserlichen Schuldners. durchzuführen, brachte ihn zu felt= samen Winkelzügen, zu geheimen Verhandlungen mit Schwe den und Sachsen , Franzosen und tschechischen Emigranten. Aber das gefährliche Doppelspiel, auf das er sich einließ, entsprang weniger der Verschlagenheit seines Charafters, sondern Franz Mehring trifft mit der Erklärung ins Schwarze:" Wallenstein war fein Abenteurer und Fantast, der mit großen Dingen nur zu spielen wußte, sondern weil die großen Dinge, die er in tief geschöpften und weit ne= faßten Plänen verfolgte, in Deutschland unmöglich waren, geriet er in eine abenteuerliche und fantastische Politik, die ihn in einen tragischen Untergang verstrickte."
Diese Feststellung des sozialistischen Historikers deckt sich mit den neuesten wissenschaftlichen Funden und Forschungen über den Mann, in dem Ranke„ die außerordentlichste Gestalt in der weitausgreifenden Bewegung der Epoche" fiebt, und den Hans Delbrück „ den ganz großen Persönlichfeiten der Weltgeschichte" zuzählt.