Pariser   Berichte

Weißer Sklavenhandel

mit deutschen   Emigranten?

Alle maßgeblichen Kreise des öffentlichen Lebens, die der Tragödie der deutschen   Emigration mit Wohlwollen gegen­überstehen und mit Helferwillen, müssen diesen unglück­lichen Opfern und ihrem Schicksale eine verschärfte Aufmerk­samkeit zuwenden, je länger die Emigration dauert und die Gefahren der materiellen und seelisch- geistigen Zermürbung

größer und größer werden.

Unter den Emigranten sind zahlreiche Menschen von hoher geistiger und moralischer Begabung und großer Leistungs­fähigkeit auf den verschiedensten Gebieten, ausgenommen einige Emigrationsgewinnler, die ihren notleidenden Lands­leuten Konjunktur und Schwindel vorwerfen und sie nach Deutschland   zurückjagen wollen.

Die Hilfskomitees sind( Februar- März 1934) im Ab­bau begriffen. Man redet jetzt von produktiver Berufsein­stellung Umschulung", an Stelle karitativer Fürsorge, ob­gleich man es versäumt hat, in den abgelaufenen zwölf Mo­naten in dieser Richtung wirklich praktische Arbeit zu leisten. Von der großen Zahl uns bekannter und nachweisbarer Fälle nennen wir z. B.: ein Emigrant übt für fünfzehn fran­ zösische   Franken wöchentlich eine volle Arbeitstätigkeit aus. Ein anderer leistet bei einem Unternehmer neun Stunden Arbeit täglich gegen zweihundert französische   Franken monatlich, d. h. gegen den Monatspreis eines bescheidenen Hotelzimmers. Für Lebensunterhalt und Nebenausgaben er­hält der Betreffende nichts. Kein Wunder, daß sich jetzt die Fälle von Selbstmorden und Selbstmordversuchen unter den Emigranten häufen, ein übrigens sinnloser und feiger Aus­weg zur Lösung des Problems.

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Die allerschlimmste Ausbeutung und Existenzvernichtung durch Existenz ,, aufbau" droht aber einer großen Zahl von Emigranten, wenn die sogenannte Umschulung" in landwirt. Das deutsche   Hilfskomitee schaftlichen Betrieben und Siedlungen zur Wirklichkeit wird. Eine solche ,, Umschulung" soll zwei Jahre dauern und wird auf monatlich hundert deutsche   Reichsmark Kosten für jeden einzelnen Arbeiter im ersten Jahr berechnet, auf fünfzig Reichsmark im zweiten Jahr, eine Summe, die jeden Be­troffenen mit Geldschulden belastet, die er später nur mit größter Mühe oder überhaupt niemals zurückzahlen kann. Ein Großteil des erforderlichen Geldes muß natürlich vor­her durch Kreditaufnahme oder durch Schenkungen auf. gebracht werden, bei nur hundert Emigranten bereits eine recht erhebliche Summe.

Auch uns erscheint das Siedlungsproblem als eine sinn­volle und wirksame Hilfe für eine große Zahl der deutschen Emigranten. Aber jeder Kenner und Fachmann der Land­wirtschaft und des Siedlungswesens weiß auch ganz genau, daß jeder arbeitsfähige und arbeitswillige Emigrant in einen gut geführten bäuerlichen Betrieb sofort, ohne kostspielige ,, Umschulung" eingesetzt werden kann, so daß er vom ersten Tage ab durch seine Leistung seinen Unterhalt verdient. ( Siedlungsfachmann Freese.) Diese Selbstversorgung ist die unterste Grenze als vollberechtigte Gegenleistung für die ge­leistete Arbeit.

Wenn uns auch utopische Kollektive in der Art eines St. Simon für die gegenwärtige Zeitepoche verfrüht er­scheinen, so muß doch die Begründung solcher Siedlungen in den Händen von geistig und moralisch entwickelten Lebens­praktikern liegen, nicht in den Händen jener berüchtigten Emigrationsgewinnler. Lehrkurse, kulturelle Arbeit, künst­lerisch- musikalische Gestaltung der Freizeitstunden, ein höheres Gemeinschaftsleben sind die notwendigen Voraus­setzungen und Persönlichkeiten mit Begabung und Initiative müssen weitschauende Geldgeber finden an arbeits­willigen Mitarbeitern fehlt es nicht. Nur dann kann eine Tragödie vermieden werden, die ohne Uebertreibung als Sklavenhandel mit deutschen Emigranten in Szene gehen würde und ein umfangreiches Schwarzbuch zur Folge haben müßte. Heinrich Gast.

Jazz in Paris  

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Das Verbot des Jazz war eine der ersten Ruhmestaten des Hitlerlandes und der Münchener   ,, Simplizissimus" einst der herrlichste Wort- und Bildjazz hat eins seiner ersten gleichgeschalteten Titelblätter zur Verherrlichung dieses Verbotes benützt: Johann Strauß   säubert den vernegerten deutschen   Musikhimmel" von Gulbransson   u. Co....

Kümmert uns dieses Verbot, hat es Bedeutung für unsern Kampf? Ja und nein! Nein, soweit es das Amusement einer nur noch durch Gewalt und Verbrechen existenzfähigen Bourgeoisie betrifft. Ob sie nach Straußschen Walzern oder Jazzband- Klängen ihre Feste im Angesicht des faschistischen Mordregimes feiert, ist höchst gleichgültig. Aber der Jazz", jene neue Art, Musik zu machen, die den Namen eines Negermusikanten trägt, ist etwas mehr, als. Göbbels   Ministe­rium uns vorzumachen beliebt.

Gewiß, der Jazz ist eine der ersten Welterscheinungen, in denen eine Anregung des schwarzen Menschheitsteiles sich durchgesetzt hat. Aber das geistreiche Negerlied( Negro­Spiritual) und die rhythmische Entfesselung der Instrumen­talmusik, diese beiden Quellen des Jazz, sind in den Händen europäischer Komponisten zur Musik dieser Zeit schlechthin geworden Sie beherrschen auf der Straße, auf dem Tanz­boden, durch Theater, Radio, Tonfilm und Konzert, ja in der modernen symphonischen Musik das Ohr, das musikalische Empfinden der Massen. Und es ist kein Zufall, daß die weni­gen Musiker, die in ihrem Schaffen einer neuen Volks­verbundenheit zustreben man denke an Weills Song in der Dreigroschenoper und Eislers Arbeiterlieder, die ihr technisches Rüstzeug von der Jazzmusik beziehen.

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Denn der Jazz war es, der endgültig mit allen Idealen der romantischen Musikepoche aufräumte; ihm gegenüber, der vor keiner Persiflage auch des Heiligsten" zurückschreckt, hat sich heute der Wert jeder Musik durchzusetzen oder doch neu zu erproben. Und hier liegt die politische, die sozio­logische Bedeutung des teutschen Jazzverbots: eine Ge­brauchsmusik, die eine Waffe sein kann, die mit dem ganzen Plunder gemütvoller Haus- und Salonmusik aufräumt, die sportlich, aber nicht militärisch in der Geste ist, deren Witz, Spott und Ironie unbegrenzt, deren Möglichkeiten bis zu einer neuen Massenkunst weitab vom Bockbierfest und Pa­rademarsch reichen, die mußte von der sonst sich sofort schrittlich" gebärdenden Barbarei als blutfremd" und, kul.

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In der rue de la Durance hinter der roten Mauer sind nur noch spärliche Gäste. Das französische   Hilfskomitee stellt alsbald seine Arbeit ein. Ein Hauch des Vergangenen liegt über den Sälen mit den vielen Fensterschreiben. Unten im Hof, über dem Turngerät, das verlassen zwischen abwan­dernden jüdischen Mädchen steht, hängt die Abendluft.

In einem Büro, in dem eine Schreibmaschine klappert, ist einstweilen auch der deutsche Sekretär des neuen Hilfs­werks untergebracht. Auf dem Schreibtische liegen Zettel, Gesuche von Leuten, die sich mit Hilfe des Ausschusses durch Darlehen eine Existenz gründen wollen, der da einen Laden, der ein landwerksgeschäft, der eine Siedlerstelle über dem Meer.

,, Keine karitative Leistung mehr," sagt der Leiter der Stelle ,,, nur mehr produktive Arbeit, Vermittlung der Existenz, das ist die Parole, unter der wir Geld sammeln, hoffentlich mit gutem Erfolg auch unter den reicheren Landsleuten, die in Südfrankreich   und in Paris   in feinen Hotels wohnen. Auf diese Kreise einzu­wirken, in der richtigen Form, wird nicht zum wenigsten unsere Aufgabe sein."

Draußen auf dem Gange drängen sich immer noch die letzten Unterstützten. Einige sechzig Stellen von Stellen­angeboten hängen an der Wand, Posten nach den Kolonien, abgelegenen Stationen der Wüste einer sucht einen Apo­theker für Abessinien, einer Vertreter für spezielle Kon­ditoreiwaren, einer einen Uebersetzer.

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Aus dem kahlen Saal, in dem wenige Bänke stehen, fällt der Blick auf die Mauern, die Fenster, die Wäsche der Vor­ortgegend. Männer und Frauen stehen herum und reden. Darüber ein Plakat in französischer Sprache, zu deutsch  etwa: Man merkt immer nur das weniger Gute, das der eine oder andere tut das Gute der Mehrzahl fällt nicht auf." Dies kann wahrlich die Parole der ganzen Emigration sein Baptist.

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turbolschewistisch" abgeschafft werden. Der deutsche   Arbei­ter kann heute keinen alarmierenden Mackie- Messen- Song, kein Solidarität forderndes Kuhle- Wampel- Lied mehr hören. Die Komponisten von solchem Kulturbolschewismus befinden sich in der ,, schimpflichen Emigration", die Schlagerfabrikan­ten stellen sich in nationaler Erhebung auf SA.- Marsch und Walzerkitsch um, ein Friedhof mehr, es fällt im braunen

Mosaik kaum auf.

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Die übrige Welt, so reaktionär sie sonst sein mag, I acht über die neudeutsche Marotte des Jazz- Verbotes. Paris  , Lon­ don  

, Neuyork, Rom   und Warschau   produzieren weiter Jazz­schlager und Jazzplatten( sogar Eislers revolutionäre Prole­tarier- Songs sollen in Amsterdam   neu herauskommen). Alle Volksschichten tanzen weiter zur rassisch minderwertigen Negermusik", die neben allen Formen der Konzert- und Theatermusik, in die sie eingedrungen ist, auch in ihrer Ur­form, der ,, Jazzband", in immer neuen Variationen weiter. existiert.

Jetzt hat Paris   eine Frau bewundern dürfen, die eine eigene Jazzband kommandiert. Schade, daß keine Koryphäe des ,, dritten Reiches" zugegen war: im vornehmsten Pariser   Konzertsaal produzierte sich Frau Jack Hylton  mit ihren Spielern, die zugleich Sänger, Tänzer und Schau­spieler sind, und die sich von der Frau des englischen ,, Jazz­die ihrem Manne beträchtliche Konkurrenz macht königs"

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dirigieren lassen. Es war nicht ganz so kurzweilig wie bei Mister Hylton persönlich, aber es herrschte so ein bißchen Volksfeststimmung im Saal, man sah viele, die sonst nicht gerade die Konzertsäle bevölkern.

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Saarbrücken, Bahnhofstr.32 Neunkirchen  , Hüttenbergstr.

Dr. B., Paris  . Wir danken für den Brief und werden ihn bringen. W. T. Mülhausen  . Sie sind keineswegs der einzige Kommunist, der unserem Blatt in seiner Grundhaltung zustimmt. Nun wünschen Sie, daß wir bei gelegentlichen Polemiken, die selten genug sind, stets zwischen den kommunistischen Führern" und den Kommu­nisten", also den kommunistischen   Arbeitern, unterscheiden sollen. Die, so schreiben Sie, hätten zu den kommunistischen   Führern" so wenig Vertrauen wie zu den früher führenden Sozialdemokraten. Die von Ihnen gewünschte Unterscheidung ist manchmal möglich. Nicht immer.

Wien  ." In einigen Tagen wird eine Broschüre von Dr. Otto Bauer   über den österreichischen Bürgerkrieg erscheinen. Ferner wird die österreichische Sozialdemokratie aus der Tschechoslowakei   ein Wochenblatt Arbeiter- Zeitung  " verbreiten.

Malstatt  . Danke, das war uns entgangen. Also: die kommu nistische Arbeiter- Zeitung  " in Saarbrücken   bringt in ihrem

pardon! Kopf einen rotumränderten Kasten dieses Inhalts: Burbach geht schärfer ins Zeug und hat drei weitere Abonnenten für die A.- 3." geworben." Drei weitere Abonnenten! Wir gratulieren. Wenn Saarbrücken   nun noch schärfer ins Zeug" geht, fönnen es sieben Abonnenten werden. So geht es im Sturm revolu tionärer Eroberungen den Sowjets an der Saar   entgegen.

R. W. Paris  . Sie gratulieren uns zu unserem Feldzug". Wir sind mit unseren Offensiven noch lange nicht zufrieden. Niemandem ist mehr bewußt als uns, welche großen Mängel wir noch zu über­winden haben. Ihre Anregung, öfter und nachdrücklich darauf hin­zuweisen, daß der notorisch unwahrhaftige Schwäger Papen   die Versprechungen nicht halten wird, die er den Juden des Saargebiets für den Fall der Rückgliederung macht, werden wir erfüllen. Wer weiß denn überhaupt, wie lange Fränzchen noch Vizekanzler ist. Er ist ganz auf die Gnade der Hitler und Röhm angewiesen.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pis in Dud­ weiler  ; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken  . Rotationsbruck und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrücken.

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Uraufführung einer ,, Jüdischen Symphonie" Im letzten Konzert des Orchestre Symphonique de Paris  spielte die bekannte englische   Pianistin Hariett Cohen das D- moll- Concert von Bach. Die Darstellung des Werkes er­hielt spontanen Beifall nach jedem Satz. Aber nach Schluß des Werkes begann, von einer bestimmten Gruppe im Saale ausgehend, ein Zischen und Pfeifen. Als der Dirigent Mon­teux nach kurzer Pause wieder an das Pult trat, rief man ļaut durch den Saal: ,, Wieviel hat die Pianistin bezahlt, um hier spielen zu dürfen?!"

Dem Nicht- Pariser fehlt das Verständnis für einen solchen Zwischenfall im Rahmen einer der besten und vornehmsten Konzertinstitutionen, die Paris   besitzt. Hariett Cohen ist eine in beiden Weltteilen bekannte und anerkannte Pianistin, ihre Leistung war über Tempofragen läßt sich bei klassischen Werken immer streiten ausgezeichnet, der erste Dirigent Frankreichs   und das erste Pariser   Orchester hatten sich mit ihrer Arbeit identifiziert.

Im gleichen Konzert wurde eine Jüdische Symphonie mit Hymne" von Daniel Lazarus uraufgeführt. Das Werk ist vor dem Beginn des ,, dritten Reiches" geschrieben worden. Es hält sich auch fern von allzu starker Verwendung judi­schen Melodiengutes, will vielmehr mit seinen Instrumental­und Vokalsätzen in moderner Tonsprache ein Bekenntnis zu Weg und Schicksal des Judentums darstellen. Die fünf Teile haben programmatische Ueberschriften: der Einleitungssatz stellt die ewige Wanderung der Kinder Israels   durch Länder und Zeiten dar, ein Andante kündet von der Mis­sion Israels  ": die Schläfer aufzurütteln, Friedens­

Man darf Frau Hylton nach diesem Start recht viel Erfolg kämpfer zu sein; Po grom" ist der dritte Satz betitelt, ein prophezeien für die Tournee, die sie durch ganz Mitteleuropa  führen wird, ausgenommen natürlich in Deutschland  ; denn dort würde sie nicht nur mit ihrem Jazz- Programm, sondern auch mit ihrer modernen Frisur, ihrem ein klein wenig nach­

teuflisches Scherzo, in dem alle Geister des Hasses sich aus­zutoben scheinen, bis das Klagelied eines Solo- Cellos über­leitet in den schönsten und ergreifendsten Satz des Werkes: den Trauermarsch für die gefallenen jüdischen Front­

gemalten Gesicht und ihrem gutsitzenden Hosenrock pein- kämpfer. Ein Hymnus" zu Worten von Denise Alphan­

lichstes Aufsehen erregen.

Bruckners ,, Rassen" im Oeuvre

P. W.

Die Uraufführung der französischen   Fassung der ,, Rassen" von Ferdinand Bruckner   findet, wie wir hören, am 7. März im Pariser Theatre de l'Oeuvre statt. Das Schauspiel( das bekanntlich in Hitler- Deutschland, in einer rheinischen Uni­versitätsstadt spielt) ist durch G. Cace übersetzt worden. Die Aufführung wird von Raymond Rouleau   inszeniert.

déry, der den Blick auf eine bessere Zukunft in der irdischen und ewigen Heimat lenkt, gibt den erhebenden Ausklang.

Die Symphonie, deren Tonsprache man etwa als eine Mo­dernisierung der Mahlerschen Orchestertechnik bezeichnen könnte, und die jedenfalls einen starken Talentbeweis dar­stellt, wurde widerspruchslos mit einhelligem starken Beifall, der auch dem Orchester, dem Philharmonischen Chor von Paris   und dem Dirigenten Pierre Monteux   galt, auf. Paul Walter,

genommen.