Die Kriegsgefahr im Fernen Osten
Der Konflikt ist unvermindert
Moskau , 11, Febr. ag( Taß). In einer Rede vor dem Kongreß der kommunistischen Partei führte Ge= neral Blücher, der Befehlshaber der russischen Streitkräfte im Fernen Osten, aus:
,, Das Gebiet, daß ich im Fernen Osten vertrete, ist gegenwärtig der Schauplas wichtiger internationaler Ereignisse. Troß den anscheinend pazifistischen Reden der japanischen Politiker können wir feststellen, daß Japan Kriegsvorbereitungen trifft. Die Nordmandschuret ist in einen Waffenplay verwandelt. Japan bereitet mit äußerster Energie und unter Inanspruchnahme des gesamten Staatsapparates einen Vorstoß nach dem russischen Fernen Often vor. Diese Vorbereitungen, benen nicht eine Defensiv-, sondern ein Angriffsplan zugrunde liegt, umfassen insbesondere:
1. Den Bau riesiger strategischer Eisenbahn linien; in den letzten zwei Jahren hat Japan mehr als tausend Kilometer neuer Eisenbahnlinien gebaut, die alle nach der sowjetrussischen Grenze führen. 70 Prozent dieser Eisenbahnlinien lassen sich nicht wirtschaft lich begründen. 2. Jn der Grenzzone find in den letzten zwei Jahren 2200 Kilometer neue Straßen gebaut wor den. 3. Fünfzig Flugpläße und Luftfahrtstüßpunkte sind im Dreieck Mukden- Harbin- Tsitsikar und im Norden errichtet worden. 4. In der Mandschurei befinden sich gegenwärtig 500 japanische Flugzeuge. 5. Vor der Besetzung der Mandschurei befanden sich 10 000 japanische Soldaten in den verschiedenen Garnisonen; heute sind es 130 000, d. h. mehr als ein Drittel der ganzen Armee. Zu dieser Armee kommen noch 110 000 bis 115 000 Mann der mandschurischen Wehrbestände und 12 000 Weißgardisten. Endlich ist die Flottille auf dem Sungari um 24 Einheiten vermehrt worden."
General Blücher erklärte, daß angesichts derartiger Vorgänge Sowjetrußland seine Landesverteidigung nicht außer acht lassen dürfe, und schloß seine Ausführungen mit dem Hinweis, daß, falls ein Krieg im Fernen Often ausbrechen sollte, die Rote Armee unter der Führung Woroschilows, Stalins und des Zentrals fomitees fich zu verteidigen wissen werde.
Bur Lage des Fernen Ostens geht uns folgender Auffab zu:
General Arafi, der japanische Kriegsminister, ist vor einigen Wochen zurückgetreten. Araki ist das Haupt der Offizersbünde, die noch in diesem Frühling den Krieg gegen die Sow= jetunion führen wollten. Eine Woche nach seiner Demission bielt Hirota, der Außenminister, vor dem Parlament eine überaus friedliche Rede. Japan kenne keinen andern Wunsch, als den Frieden in Ostasien und damit in der Welt au bewahren. Wer ihm Kriegsabsichten unterstelle und so die ohnedies vergiftete internationale Atmosphäre noch mehr vergifte, sei ein nichtswürdiger Verbrecher. Die Presse stimmte ihm begeistert zu und beklagte sich dabei wieder einmal bitter über das Mißtrauen, dem Japans Politik überall in der Welt, Deutschland natürlich ausgenommen, begegnet. Eines der wichtigen Argumente, die sie für die ehrliche Friedensliebe Japans vorbrachte, war die Kammerdebatte. Die Red ner aller Parteien einige Querköpfe zählten nicht seien mit Hirota. einer Meinung gewesen. Der Außenminister habe für das ganze Land gesprochen. Ganz Japan set für
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den Frieden. 3war gebe es zwischen Rußland , und Japan manches zu bereinigen, etwa die Frage der Ostchinesischen Eisenbahn in der Mandschurei , doch bei einigermaßen gutem Willen lasse sich unschwer eine Verständigung erzielen. Und an Japan solle es wahrhaftig nicht fehlen.
Demnach gäbe es keine Kriegsgefahr mehr? Die Lage im Fernen Osten wäre entspannt, die Welt könnte aufatmen? Unbegreiflicherweise tut sie es nicht. Ete nimmt den Rücktritt Arakis ebensowenig ernst, wie die Rede des Außentritt Arafis ebensowenig ernst, wie die Rede des Außenministers, sie hält an ihrem Mißtrauen fest und argwöhnt hinter der plötzlichen Friedensbereitschaft ein Manöver, bestimmt, den Aufmarsch zu vernebeln. te glaubt nicht an einen so schnellen Frontwechsel. Er kam zu plößlich, um echt zu sein.
Sicherlich kann der hinterhältigen japanischen Politik gar nicht genug mißtraut werden. Es ist durchaus möglich, daß sie, wie schon so oft, ein abgefartetes Spiel treibt. Dennoch wäre es falsch, alles, was in Japan geschieht, nur als ein Schauspiel mit verteilten Rollen anzusehen, dergestalt, daß ein liftige Regie die einen als Krieger-, die anderen als Friedensfreunde auftreten läßt, bis auf einmal die Komödianten das sorglos gemachte Publikum niederbauen. Es mag schon sein, daß der Rücktritt Arakis nur eine Finte ist und Hirota Friedensarien singt, damit man das Säbelschleifen überhört. Die Debatte im Parlament aber, auf welche die japanische Preffe nachdrücklich hinwies, ohne allerdings außerhalb Ja= pans damit Eindruck zu machen, zeigt, daß die bis vor kurzem nahezu gelähmten Kräfte, die sich gegen das Abenteuer eines Krieges wehren, stärker geworden sind als man vielfach ge= meint hat.
Es gehört Mut dazu, im japanischen Parlament für den Frieden zu sprechen, nicht mit allgemeinen Phrasen, sondern konkret, gegen den Krieg mit Rußland und gegen die Kriegstreiber. Es gehört verzweifelt viel Mut dazu, das Militärbudget zu kritisieren. Die„ Patrioten" haben im Killen von Vaterlandsverrätern einige Uebung. Daß in der Debatte dennoch zum Teil sehr scharfe Worte gegen den Uebermilitarismus gefallen find, läßt die Opposition breiter Schichten der Bevölkerung gegen die Abenteurerpolitik erkennen, vor allem die Opposition eines ansehnlichen Teiles der Bourgeoisie. Und das ist durchaus zu verstehen.
Die Eroberung der Mandschurei hat enorme Summen gefoftet. Die Ausgaben für die Besaßungstruppen in Mandschukuo sind außerordentlich groß. Aber um das Erworbene zu halten, also gegen China und Rußland zu Land, gegen Amerika zur See gerüstet zu sein, verlangen Armee und Flotte sprunghaft steigende Aufwendungen. Ein immer größerer Teil des Volkseinkommens geht für Rüstungszwecke auf. Die Rüstungsindustrie hat nichts dagegen einzuwenden, wohl aber die Exportindustrie. Die Wirkungen der JenEntwertung beginnen nachzulassen, der Schleuderexport be= gegnet auf den Märkten, wo er überraschend einzudringen vermocht hat, wachsenden Schwierigkeiten. höheren Zöllen, kleineren Kontingenten, die Löhne der japanischen Arbeiter lassen sich nicht mehr oder nur noch ganz unwesentlich herabsetzen, soll der Binnenmarkt nicht veröden. Das bedeutet aber, daß die Exportindustrie in steigendem Maße staatliche Unterstüßung braucht, was wiederum nur bei einer Begrenzung der Ausgaben für die Armee möglich ist. Die Steuerlasten werden für die Bauern immer drückender, dem steigenden Export steht ein schrumpfender Binnenmarkt ge
genüber. Soll die Eroberung der Mandschurei einen wirtschaftlichen Sinn haben, dann müssen dort gewaltige kapitalien angelegt werden. Und nun gar ein Krieg mit Rußland ! Was könnte Japan durch einen Steg wirtschaftlich gewinnen? Wladiwostok ist tein Konturrent für japanische Häfen. Sibi rien östlich vom Baikal birgt keine Rohstoffe, die es nicht auch in Mandschukno in reichster Fülle gäbe, als Abjaymarkt ist c fast bedeutungslos und zur Anlage japanischen Kapitals bietet Mandichutuo Möglichkeiten, die Japan allein faum wird alle nüßen können. Diejer Krieg wäre ein Krieg um seiner selbst
willen.
Eben das soll er sein. Das jeder Kriegsmaschine wesent fiche Streben, weiterzulaufen, sobald sie einmal in Bewegung gekommen ist, wirft gewiß sehr start mit. Doch dieser antirussische Feldzug wäre noch etwas ganz andres als die Weiterentwicklung des antichinesischen. Die herrschenden Klassen Japans brauchen den Krieg in ihrem Kampf gegen den inneren Feind. Dieser innere Feind ist die japanische Bourgeoffie. 1918 wurde zum erstenmal in der Geschichte Japans ein Nichadeliger Ministerpräsident. Das war der äußere Ausdruck des wirtschaftlichen Wandels in den Kriegsjahren. Die wirtschaftliche entscheidende klasse, das Bürgertum, zwang den bis dahin allein herrschenden Feudaladel, ihr ein Stück der politischen Macht abzugeben. Bis dahin hatte der Adel alle politischen Kommandohöhen besetzt gehalten; Armee, Flotte, hohe Bürokratie, Diplomatie waren die Domänen, in denen die Feudalen, Japans Herren bis zur Erschließung des Landes, schrankenlos geherrscht hatten. Je mehr das Bürgertum in der Entwicklung Japans zum Industriestaat erstarkte, um so nachdrücklicher erhob es Anspruch auch auf die politische Macht, um so erbitterter wurde der Kampf der Parteien, das heißt des Bürgertums, mit dem Feudaladel. Tessen stärkste Waffe ist die Armee. Am stärf sten ist die Waffe im Kriege. Friede, das bedeutet: Wetterentwicklung Japans auf dem tapitalistischen Weg, Stärkung der neuen Klaffen gegenüber den alten, zunehmende Unmöglichimmer mehr widerstrebenden wirtschaftlichen Verhältnissen feit, die überlieferten politischen Machtverhältnisse, den ihnen gegenüber aufrechtzuerhalten. Der einzige Ausweg, die Voll endung der bürgerlichen Revolution hinauszuzögern und der Abdankung des Feudalismus zu entgehen, ist der Krieg. Denn der andre, der seltsame japanische Faschismus, die Verbrüderung der Ritter mit den Proletariern gegen die „ kapitalistischen Haifische" im Namen des Mikados, ist ja nur auf eine furze Strecke gangbar. Was der japanische Feudal adel braucht, ist der Krieg in Permanez, der Krieg als Mittel, eine durch den Wirtschaftswandel immer unhaltbarer werdende Herrschaft zu behaupten Es soll daran erinnert werden, daß die 3ivilisten", die Regierung in Tokio , damals eine Parteienregierung, im Herbst 1931 von dem Ueberfall der japanischen Truppen auf Mukden nicht weniger überrascht wurden als die Chinesen in Mukden selbst.
So widerspruchsvoll es auch erscheint, die wieder begin nende Opposition bürgerlicher Elemente gegen einen neuen Krieg steigert, nur die Kriegsgefahr. Wenn das Militär siebt, daß sich seinen Plänen Schwieriafetten entgegenstellen, innere, aus dem Gefüge der japanischen Gesellschaft kommende, die notwendigerweise, gewinnen sie nur wieder etwas Raum, schnell wachsen müssen dann wird es um so eher zum Losschlagen drängen. Die beste Antwort auf das Murren der Siviliften ist ein Grenzzwischenfall am Amur . Die Kriegsgefahr ist größer denn je.
Brief einer deutschnationalen Frau
Zur Stimmung im Reiche
Eine deutschnationale Frau schrieb an eine deutsche Freundin im Ausland:
Es hat mich interessiert zu lesen, daß Sie auch von anderer Seite aus Deutschland hören und anscheinend nicht viel Gutes. Aus meinem letzten Brief konnten Sie ja auch eine reichliche Portion Skeptizismus gegen die jetzt herrschenden Zustände herauslesen, und ich habe doch eigentlich so geschrieben, daß ein„ Lobgesang", wie Sie meinen, daraus nicht zu entnehmen ist. Ich habe allerdings die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, daß der jetzige gewaltsam entfachte Nationalismus nicht eines Tages ins Gegenteil umschlägt und wir doch noch den Kommunismus bekommen. Und das wäre sehr schlimm. Jeßt wäre es viel schlimmer. als wenn wir erst den Kommunismus und dann eine anständige Regierung befommen hätten. Sie haben recht, wenn Sie sagen, Deutsch land wird zur Zeit sflavisch beherrscht. Niemand darf an der jezigen Methode mängeln, alles wird vorgeschrieben, und zu allem wird man freiwillig" gezwungen.
Die Zeitungen find voller Lubhudelei über die eigenen Taten, jedes Wort, jeder Artikel, ganz gleich ob über Buchrezensionen, Rundfunt, Wirtschaft, Politit, Kirche wird so geschrieben, daß man vor lauter schönen Worten über den Nationalsozialismus zum Schluß nicht weiß, was eigents lich drinstand.
Unser Propagandaministerium ist sehr auf der Höhe, oh ja. Glauben Sie übrigens ja nicht, daß diese Regierung durch Zusammenlegung von kleinen Regierungen und Behörden weniger Beamte beschäftigt; dafür sind die unmöglichsten Ministerien neu gegründet worden, denn all die Nationalsozialisten wollen und sollen untergebracht werden. Sicher waren manche Institute veraltet, und sicher gab es allerlei zu organisieren; doch geschieht jebt bestimmt vieles nur, um an maßgebende Stellen Nazis zu jeßen. Die Postenjägerei durch Parteimitgliedschaft ist größer als jemals. Wer den größten Mund hat und am besten mit den Hacken flappen fann, wird was..
In den Versammlungen, zu denen die Berufstätigen gehen müssen, wenn möglich mit Gesang durch die Straßen, wird mit fabelhaftem Wort- und Stimmaufwand von den verschiedenen Rednern immer dasselbe über den herrlichen Nationalsozialismus geredet. Die männlichen Mitglieder der nationalsozialistischen Betriebsorganisationen müffen jetzt auch eine Art Uniform sich anschaffen. Die bisherigen -Uniformen sollen geändert werden. Das kostet doch alles
Geld! Aber es ist ganz undenkbar, sich irgendwie auszuschließen. Man wird dann wie ein Auslägiger behandelt. Bei vielen Behörden wird auf den normalen Gruß Guten Tag" ein fach nicht geantwortet, man foll Seil Sitler" fagen. Ueber dieses und manches andere habe ich mir schon so oft den
Mund verbrannt, weil ich es bemängelte, daß ich bereits gewarnt worden bin; denn es famen auch Frauen ins Konzentrationslager!
Aus den Zeitungen, die ich Ihnen inzwischen schickte, haben Sie vielleicht gelesen, wie viel Häftlinge zu Weihnachten aus folchen Lagern entlassen wurden auf dem Gnadenwege. Die Lager müssen also gut gefüllt gewesen sein. Es ist soviel Widerspruchsvolles in den Menschen und in der Zeit. Die einen, und zwar nach meiner Erfahrung die gebildeten Kreise, finden fast alles jetzt richtig und gut, soweit sie nicht besonders geschröpft werden und weil sie den Kommunismus fürchten, der sonst dieses Regime ablösen könnte. Dabei fann ich natürlich nicht die Leute in Betracht ziehen, die bee reits eine Führerstellung haben und das sind sehr viele -oder die sonst von der Unfehlbarkeit überzeugt sind, Viele Handwerker und kleine Leute sagen mindestens, es ist alles Theater, wenn sie sich nicht schärfer ausdrücken.
Daß die Abstimmung im November in Deutschland megen des Austretens der deutschen Regierung in Gent so augunsten Hitlers ausfallen würde, hat sich auch der glühendste Nazi nicht träumen lassen. Und da konnten die Leute sich ja äußern, da es„ geheime" Wahl war, aber die Frage, die zu beantworten war, war so geschickt gestellt, daß man gar nicht anders konnte als Ja sagen. Sie hätten mal sehen sollen, wieviel Hakenkreuzfahnen an diefen Tagen der Abstimmung heraushingen! In manchen Gegenden mit ausgesprochen fleinen Wohnungen an Balkon neben Balkon. Die Straßen erichienen ganz rot.
Es paßt eben einer auf den anderen auf. Auch z. B. bei den Winterhilfe- Sammlungen; diese Pakete wurden durch die Hauswalterleute eingesammelt, so daß ieder damit rechnen mußte, wenn er nur ein kleines Paket spendete, wird er durch das Haus verflatscht.
Die Warenhäuser und Staufleute, die Fabriken, sie können gar nicht anders als fortwährend spenden. Dabei sind die Sammler zudringlich; Kinder von der Hitler- Jugend haben kürzlich gleich fünfmal hintereinander bei uns an der Tür geläutet.
Für den Luftschuß wird eifria gesammelt, d. H. man soll beitreten, damit man monatlich zahlt. Alle Gelder sollen in einen großen Topf fließen, wozu? Sie haben von der Reichsfulturfammer gelesen; nicht wahr? Die Handwerker müssen wieder alle in Innungen sein, die Freizeit soll organisiert werden. Es soll eben jeder unter Aufsicht sein. Die monat= lichen Abzüge wachsen ständig, mindestens ein Viertel des Rohnes bekommt man nicht zu sehen. Den jungen Leuten und den Kindern macht das Uniformtragen und durch die StraBen mit Gesang rennen ja Spaß. Aber auch da paßt einer auf den anderen auf, und vor allem denkt jeder, er könnte ein bißchen mehr werden, irgend so ein kleiner Führer einer Gruppe vielleicht.
Die Minifter, Göring ganz besonders, find natürlich mit ihrem Troß und Staatsräten usw. so überzeugt von ihrer Sendung und Größe, daß man nur den Kopf schütteln fann.
Nun liest man in den Zeitungen manchmal Artikel, daß die anderen Länder die Juden auch nicht wollen und daß sich nationale Grüppchen bilden, so daß man ja wirklich nicht weiß, was aus allem mal wird und ob die Deutschen jezt nicht recht hatten. Uebrigens soll durch Rundfunk gesagt wor= den sein, daß man auch in nicht- arischen Geschäften kaufen kann, da diese Leute ja auch Steuern zahlen! Man sieht wohl bereits ein, daß sie zu Anfang das Kind mit dem Bade ausgeschüttet haben. Ebenso sollen die Gebäiüigkeiten gegen die christlichen Logen sehr nachgelassen haben. Ich glaube, Hitler denkt ießt schon manchmal: die Götter, die ich rief, die werd ich nun nicht los.
Die Arbeitslosenfrage ist auch solch Problem. Von einem weiß ich: er bekam als junger unverheirateter Mann mittler. weile von der Wohlfahrt 8,- Mark pro Woche. Nun muß er bei Straßenarbeiten helfen, wogegen ia an sich gar nichts einzuwenden ist; dafür bekommt er für fünf Tage 4,- Mark mehr.
D. h. er erscheint nun nicht mehr in der Arbeitslosens statiftit, bekommt aber unverhältnismäßig wenig bezahlt. Bei diesen Notstandsarbeiten bezüglich Wegebau, Fluß regulierungen usw., die für die Arbeitslosen erdacht sind, werden auch die seltsamsten Dinge gemacht, um nicht zu sagen die dümmsten. Aber dadurch, daß das Reich die Wirtschaft anfurbeln will durch Vergebung von Arbeiten und Reichszuschüssen, werden gänzlich sinnlose Dinge ausgeführt und vor allem sucht jeder wieder seinen eigenen Profit. Viele. Arbeitslose wollen gar nicht mehr arbeiten; fie bekommen thr bestimmtes Geld, sehr billige Lebensmittel, Koblen, Freifahrten und allerlei gespendet und mancher, der Arbeit hat, befommt vielleicht doppelt sopiel Geld, braucht aber andere Kleidung, Fahrgeld und muß immerzu spenden. Alle Studenten müssen für die Folge eine Arbeitslagerzeit absolvieren, wozu denn? Sie verlieren dadurch ein Semester; fie sollen auch braune Anzüge tragen. Den Bauern wird durch viele Maßnahmen, z. B. die Erbhofverleihung, so der Hochmut gestärkt, daß die Auswirkungen nicht abzusehen sind. Ich hoffe, bald wieder von Ihnen zu hören..
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Geschmacklosigkeit" strafbar
( Inpreß. Der frühere Abteilungsdirektor und Profurist Dr. Kurt Sch., ein früherer Offizier, Baltikumfämpfer und Zeitfreiwilliger gegen das rote Hamburg ", wurde vom Sondergericht zu vier Wochen Gefängnis verurteilt, weil er über die nationalsozialistische Bewegung und deren Führer Bemerkungen gemacht hatte, die mehr als grobe Geschmack. losigkeit" gewesen sein sollen.
Eine Naziblüte