Noch eine Gerhart- Hauptmann - Feier
Die ursprünglich auf den 10. Februar angesetzte Veranstal tung des Deutschen Klubs, die infolge der bekannten Ereignisse verschoben werden mußte, findet nunmehr bestimmt am Samstag, dem 3. März, ab 21.30 Uhr im Hotel Littré, 9, Rue Littré( am Bahnhof Montparnasse ), statt.
Fräulein Julia Marcus, früher Solotänzerin an der Ber liner Städt. Oper, die in Warschau im Juni 1933 den ersten Preis für Grotesk- Tänze erhielt, tritt bei dem Maskenball vom 3. März, zu dem Gäste gerne willkommen sind, mit folgenden neuen Tänzen auf:
Walzer 1934, Heiratsannonce, Gandhi und der britische Löwe, Noch eine Gerhart- Hauptmann - Feier! Eintritt für Mitglieder kostenlos, für Gäste 15 Fr.( für Stellungslose 6,75 Fr.). Karten nur an der Abendkasse.
H. v. Gerlach
über die Kriegsgefahr
Im Deutschen Klub sprach Hellmuth von Gerlach vor volibesetztem Saale über die Kriegsgefahr: Die Aussichten einer Erhaltung des Friedens seien noch zu 51 Prozent vorhanden. Viele meinen, Asien wäre jetzt am gefährlichsten, und ein Krieg zwischen Japan und Rußland könne sich auf andere Erdteile ausdehnen. Doch wird Rußland wohl kaum Krieg führen, wenn es nicht dazu gezwungen wird. Auf dem Balkan ist jetzt seit Abschluß des Balkanpaktes ein beruhig
tes Klima.
Die einzige Kriegsgefahr sei Hitler Deutschland, weil es Forderungen erhebt, die nur durch Krieg durchgesetzt werden können. Der französische Leser des Buches Mein Kampf, das jetzt glücklicherweise ohne Hitlers Erlaubnis in französischer Sprache erschien, wird überrascht sein, wenn er sieht, daß dieses Buch von hinten bis vorn ein einziger Haß- Schrei gegen Frankreich ist. Hitlers Auffassung nach muß Frankreich nicht nur besiegt, sondern vernichtet werden. Das ist nur durch Krieg möglich.
Mussolini ist ein leidenschaftlicher Italiener und Patriot, aber er verwirft die Rassentheorie und hat sich bei einer Audienz mit dem Oberrabiner von Italien sogar darüber lustig gemacht und sie einen Rückfall in die Barbarei genannt. Hitlers Rassentheorie wirkt auch auf seine Außenpolitik und ist deshalb doppelt gefährlich.
Nur aus Nervosität heraus könne ein Krieg zur Tatsache werden. Man hat oft gesagt, die Zeit arbeite für Hitler. Der Redner glaubt nicht, daß dies der Fall ist. Immerhin seien die vier Jahre, die Hitler für seinen Vierjahresplan verlangt hat, wahrscheinlich ein Zeit- Minimum für seine Herrschaft.
In der Diskussion sprach der frühere Universitätsprofessor Marck, der darauf hinwies, nicht der Krieg, sondern der Verlust der Freiheit könne das größte Uebel sein.
Danach sprach Dr. Rudolf Breitscheid . Das zentraleuropäische Problem sei äußerst wichtig, in Oesterreich liege eine Kriegsgefahr allerhöchsten Grades. Keine Regierung der Welt habe Hitler ein größeres Entgegenkommen gezeigt als Macdonald und Sir John Simon, vielleicht der unfähigste Außenpolitiker, den das britische Weltreich je gehabt habe.
Im Schlußwort machte Herr von Gerlach sehr interessante Ausführungen über die englische und österreichische Politik.
Keine Ausländer- Steuerb shoV
Der französische Senat hat die Steuer von 10 Prozent, die nach dem Vorschlage des Finanzgesetzes von ausländischen Arbeitern erhoben und vom Unternehmer bezahlt werden sollte, gestrichen. Der Beschluß ist natürlich von großer Bedeutung für alle ausländischen Arbeiter, die eine( in Frankreich allerdings sehr schwierig zu erlangende) Arbeitskarte besitzen. bedral sh
Man muß sich erinnern, daß der Zweck des Finanzgesetzes die Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalt ist. Ob die Frage der Beschäftigung von Ausländern angesichts der unter den Franzosen selbst bestehenden Arbeitslosigkeit aber trotz des Verschwindens der von der Kammer genehmigten 10- Prozent- Steuer nun günstiger wird, ist eine Frage der Polizeipraxis. Immerhin sollte die Verwaltung und das Arbeitsressort sich dann der Einstellung Deutscher gegenüber günstig verhalten, wenn es sich um neue von deutschem Kapital gegründete Unternehmungen handelt, die in ihrem Produktionszweig eine Lücke der französischen Volkswirtschaft ausfüllen. Wie neulich von unterichteter Seite mitgeteilt wurde, hat ein deutscher Unternehmer für die Errichtung eines Großunternehmens die Beschäftigung von 50 Prozent Deutscher zur Bedingung gemacht, ohne auf Ablehnung zu stoßen. Solche Ausnahmen sind hervorzuheben.
Wichtig ist ferner, daß der Senat auch die neu vorge. schlagene Konsumvereins- Steuer ebenfalls beseitigt hat. Die Rückvergütungen der Cooperativen bleiben steuerfrei.
Ebenso wurden die Einheitspreisgeschäfte, und zwar mit ausdrücklicher Betonung der Interessen der Konsumenten, nicht der neuen Sondersteuer unterworfen, obwohl extra eine scharfe Agitation in dieser Richtung, besonders von neuen antisemitischen Blättchen hitlerscher Observanz, getrieben war.
Eine neue Besteuerung der Wertpapiere, die sogenannte carte d'identité fiscale, wurde beibehalten, allerdings mit dem Zusatz, daß das Datum des Inkrafttretens zum 1. April aufgehoben und der Regierung der Zeitpunkt überlassen wurde. Ebenso wurde die allgemeine 10prozentige Erhöhung der Einkommensteuer für das laufende Jahr geschluckt.
Schließlich erhielten die Konsumenten noch ein Geschenk vom Hause der Senatoren bei den Beleuchtungskosten. Die vorgesehene Sondertaxe auf Gas und Elektrizität und die Sonderreglung für Wachs- und Talg lichter wurde abgelehnt, um keine neue Verteuerung des Lebens der Bevölkerung eintreten zu lassen.nl A mob 207
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Die schwarze Liste
Gehts nicht wie ein geheimnisvoller Faden durch alle Korruption? Auch eine schwarze Liste ist da. Abgeordneter Guernut, der Mann mit dem alten Nibelungennamen der Burgunden, Oberster der Untersuchungskommission der Kammer hat sie in Händen: Erstens A y mard ( Liberté") 50 Mille Bons, zweitens Altmeister Dubarry ( ,, Volonté ", Hitler- Verständiger) 200 000, drittens Gué bin, immerhin 100 000, viertens die ,, Confiance ", da kommts schon anständiger, eine Mililion. An Desbrosses, vormals Pfandhaussekretär in Orléans , immerhin 200 000. Voix hat mit ein paar Schecks bloß 45 000 eingeheimst, d'Anquétil bloẞ 2000. Aber Guiboud Ribaud( ein bisher unbekannter Fall, Pariser Anwalt) reißt dann das Unternehmen wieder heraus: 700 000. Gaston Bonnaure, Haupt- Spezi ( Reisegenosse nach Budapest bei den Optanten- Bons, Abge
ordneter des 3. Pariser Bezirks und Bewohner von ,, Villa Chagrin", wohin er gerade wieder aus dem weicheren Krankenhaus in Bayonne gebracht wurde), empfing 400 000 Fr. in Bons, hauptsächlich Ende 1931. Romaguino, auch ein Vertrauter, der jetzt geflüchtet ist, klebt mit sieben Millionen, Schließlich der schöne Alexandre" selbst, StaviStaviskys Privatsekretär Pardon gar mit 30 Millionen! sky, zog 40 Millionen zu seinen Gunsten. Man fragt sich, wohin alle dieses Geld gekommen ist.
Zugleich mit Bekanntwerden der schwarzen Liste" hat es auch noch an zwei anderen Enden eingeschlagen: erstens bei dem Inspizienten der Stadtkredite im Handelsministerium M. Constantin, der die Kontrolle in Bayonne sehr müde vorgenommen und das Haus des braven Tissier gar noch gelobt haben soll. Zweitens bei dem Polizeikommissar Bay- ard, der, trotz seiner Namensgleichheit mit dem echten Kriegskapitän ,, ohne Furcht und Tadel", dem ,, schönen Alexandre" eine Dauerkarte mit Einführung und Empfehlung im Ministerium des Innern verschafft haben soll. ibid redi
Eine neue Belohnung
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Nichts Gewisses weiß man nicht Gerüchte gehen, die kanntlich früher Richter im oberschlesischen Abviel vermuten. Eins will sogar wissen, daß Prince, der bestimmungsgebiet war, das Opfer einer verspäteten Feme der Oberschlesien - Banden sei. Der„ Intran" gibt dem heute Ausdruck. Nun, das geht wohl ein bißchen weit. In
Ein Frauenschreck und das mutige Mädchen von Clichy
Die Pariser Polizei hat zwei Individuen unschädlich ge macht, die einen nächtlichen Schreck einsam heimkehrender Frauen verbreiteten. Eine junge Näherin stieg dieser Tage abends 11.30 Uhr vom Autobus R bis in Clichy ab, an der Ecke Boulevard de Lorraine und der rue Victor Hugo . Zwei Männer gingen hinter ihr her. Das junge Mädchen wollte in die Wohnung ihrer Eltern, Madame- de- StaelStraße. Aber die beiden Uebeltäter drängten sie in eine Ecke der rue Pierre- Curie .
Dort sah sie, daß die beiden Verfolger schwarze Masken über dem Gesicht trugen und Revolver anlegten. ,, Gib dein Geld raus, aber schnell," zischelten sie. Aber die junge Handtasche weg, der andere schoß. Dann flohen beide in die Näherin war mutig und schrie um Hilfe. Da riß ihr einer die
Dunkelheit.
Zwei Radfahrer- Polizisten und das junge Mädchen gingen jetzt auf die Suche. Zahlreiche Einwohner von Clichy , durch die Schüsse aufgeschreckt, halfen mit, Schließlich entdeckten sie den einen Uebeltäter auf dem Hof eines Grundstücks, dessen Tür offen stand. Er hatte seine schwarze Maske, den Revolver und die Handtasche in einem Dreckkasten geworfen, wo sie gefunden wurden.
Dann verpfiff er auch seinen geflüchteten Raubgenossen. Er selbst heißt André Dupuis, stellte sich als ein erst neunzehnjähriger Stallbursche heraus, ohne Bleibe und Arbeit. Der Freund ist Dachdecker, 22 Jahre alt, namens Louis Cornefert, er wohnte in einem kleinen Hotel in Paris und wurde beim Eintreffen dort verhaftet.
Die beiden Frauenschrecks gaben zu, daß sie oft im 18. Arrondissement allein gehende Frauen und Mädchen überfallen haben, denen sie Geld und Handtaschen abnahmen, besonders in der Gegend von Sacré- Coeur und rue des TroisFrères. Auch machten sie sich öfter an die Insassen von Autos heran, die einsam nächtlich auf abgelegenen Straßen Pause machten.
** Die junge Näherin von Clichy , Melle Gilberte Virot, hat also wirklich etwas für die Sicherheit ihrer Heimatstadt, des historischen Pariser Vororts, geleistet.
den Spionage- Kreisen aber sollte man in der Tat Abonniert die ,, Deutsche Freiheit"
suchen. Denn der Zusammenhang von Stavisky und Nazi- Burschen steht fest.
Schließlich hat, wegen der vielen Gerüchte und dunklen
Punkte, die Gesellschaft der Freunde der Magistratur eine Sammlung von Unterschriften für Belohnungen ausgesetzt für folgende Ermittlungen: a) Angaben über die näheren Umstände der Abreise von Prince, oder b) über seine Fahrt im Auto vom Bahnhof in Dijon , oder c) über den Kaufmann, der das gefundene Messer verkauft hat. Angaben an den juge d'instruction oder den procureur de la République in Dijon , oder in Paris , an den Untersuchungsrichter M. Lapeyre. Nun, das ist ja auch ganz verlockend, daneben winkt aber auch noch die große Belohnung von 100 000 Franken, vom Staasministerium: ausgesetzt für diesen seltsamen Fall, der würdig der Fantasie eines politischen Wallace ist
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London . Besten Dank für die Uebersendung des Sunday Referee" mit dem Abdruck des Martyriums Heilmanns aus der„ Deutschen Freiheit".
H. Basel. Es ist richtig, daß auf die Wohnung des oppositionellen evangelischen Pfarrers Niemöller in Berlin eine Bombe geworfen worden ist, die aber nur geringen Sachschaden anrichtete. Es sind eben„ Deutsche Christen ". ob
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Biz in Dud weiler ; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden 8, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrücken.
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