Streitbare Gottesknechte
Die Freidenker wollten am Dienstagabend im Aubettesaal Herrn Lorulot aus Paris über ,, Kirche und Krieg" sprechen lassen. In großer Zahl erschienen die Interessenten, darunter viele Gegner aus katholischen Verbänden. Ihr agressives Verhalten schon vor der Versammlung ließ darauf schließen, daß die tapferen Gottesstreiter nicht mit den lautersten Absichten gekommen waren. Kaum hatte sich der Präsident erhoben, um den Redner vorzustellen, ging auch schon der Radau los. Die Gegner suchten durch Zwischenrufe, Gebrüll und allen möglichen Lärm die Versammlung zu verhindern. Natürlich ließen sich das die weit in der Mehrzahl erschienenen Anhänger der Freidenkerbewegung nicht gefallen. Im Nu entwickelte sich eine gewaltige Schlägerei, in deren Verlauf mit Stuhlbeinen und anderen Schlaginstrumenten gearbeitet wurde. Es gab auf beiden Seiten zahlreiche Verletzte. Den Freidenkern gelang es, die Gegner aus dem Saale zu drängen, nachdem die allgemeine Schlägerei durch das kurzentschlossene Eingreifen eines Pompiers, der mit dem Feuerwehrschlauch eine kalte Dusche an die Kämpfenden verabfolgte, beendet worden war. Die Polizei löste die Versammlung auf und räumte den Saal. Hierauf bildeten sich auf dem Kleberplatz zwei größere Demonstrationen. Die katholische Jugend entrollte eine Kirchenfahne und sang ,, Großer Gott, wir loben Dich", während auf der anderen Seite die., Internationale" erklang. Dann zogen die Katholischen in ihr Verbandslokal, während die Anhänger der Freidenker in zwei großen Versammlungen in der ,, Glocke" ihre Kundgebung ohne weitere Störung fortsetzten. Man nahm zwei Entschließungen an, in denen sowohl gegen die Versammlungssprengung durch die Katholiken wie auch gegen den katholischen Einfluß in der Schule im Elsaß protestiert wurde.
Für 175 000 Franken unverkäufliche Pfänder
In der vergangenen Gemeinderatssigung, in der ohne De. batte alle Tagesordnungspunkte erledigt wurden, erfuhr man, daß zur Zeit im Pfandhaus für 175 000 Franken unver käufliche Pfänder aufbewahrt werden. Es handelt sich meistens um Brillante n. Der Gemeinderat setzte von neuem fest, daß auch in Zukunft bei der Auszahlung der Höchstsäge für die Arbeitslosen die übrigen Einkünfte nicht in Anrechnung gebracht werden.
Das Alte stürzt...
Am Schirmecker Tor ist man gegenwärtig damit beschäftigt, den alten noch stehenden Festungswall abzutragen. In einigen Monaten werden Kleingärten, die man anzulegen beabsichtigt, diesem Stadtviertel ein völlig verändertes Aussehen geben. Die Erdmassen, die jetzt abgetragen werden, finden beim Bau eines Eisenbahndammes am Rhein- RhoneKanal in der Nähe des Grünebergs Verwendung. Die ,, Traditionsuniversität"
Den Gerüchten, daß die Universität Frankfurt in absehbarer Zeit geschlossen werde, trat die preußische Regierung mit einer Erklärung entgegen, in der u. a. gesagt wird, daß für die Aufrechterhaltung des Hochschulbetriebs in Frank furt auch maßgebend sei, daß die Frankfurter Universität als Traditionshochschule der Straßburger Universität zu gelten habe. Was man im Elsaß zu solchen rührenden Beweisen treudeutscher Anhänglichkeit meint, sagt die ,, Republique". Sie schreibt: Also ein bißchen mit Rücksicht auf uns, die verlorenen Brüder auf deutschem Boden!! Der Herr Adolf Hitler meint es doch gut mit uns und wir sollten entschieden etwas mehr Dankbarkeit für ihn und für seine Sorge um uns aufbringen. Es ist halt doch schön von Adolfen, uns so konsequent die Blutsbrüderschaft zu halten und ganze Universitäten durchzufüttern, bloß damit wir unsere Traditionskompanie auf geistigem Gebiet behalten."
Auf freien Fuß gesetzt
Nach einer Untersuchung auf seinen Gesundheitszustand wurde der kürzlich wegen Abtreibung verhaftete praktische Arzt von hier vorläufig wieder auf freien Fuß gesetzt. 5 Minuten früher
Der Schnellzug Paris - Straßburg ( Nr. 35) fährt ab 1. März um 17.40 statt um 17.45 Uhr in Paris ab. Dafür kommt der Straßburger Schnellzug( Nr. 28) in Paris nicht mehr um 12.40 Uhr sondern um 12.45 Uhr an.
Trauerfeier für den König der Belgier
Im Münster fand am Sonntagvormittag für den verstorbenen König der Belgier eine ergreifende Trauerfeier statt, an der neben den Mitgliedern des belgischen Konsulats in Straß burg der Präfekt des Bas- Rhin , Herr Roland Marcel , der Chef du cabinet Theo Freund sowie General Walch, sämtliche aktiven Generale, der Rektor der Universität und eine Reihe anderer Vertreter von Behörden teilnahmen. Der Bischof von Straßburg , Mgr. Ruch würdigte die Verdienste des Königs. Eine große Menschenmenge wohnte der Zeremonie bei.
AGENCE LIBERTÉ
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STRASBOURG
Generalvertretung der
,, Deutsche Freiheit"
für Elsass Loth ingen
Annahme von Abonnements und Inseraten: LIBRAIRIE POPULAIRE, 2, rue Sédillot Strasbourg ( Hinter der Börse)
ABONNENTENWERBER in allen Orten des BAS. RHIN urd HAUT- RHIN sofort gesucht.
Vor einigen Tagen verbreitete eine Pariser Zeitung die Meldung, daß der Präfekt des Bas- Rhin , Herr Roland Marcel , als Nachfolger des Herrn Bonnefoy- Sibourg nach Paris versetzt werde. Bis auf den heutigen Tag war noch keine Bestätigung dieser Nachricht zu erlangen.
Die Zuckerrübenpflanzer tagen
In der Generalversammlung der elsässischen Zuckerrübenpflanzer wurde beschlossen. einen Antrag zu stellen, 80 Prozent des Zuckerrübenpreises statt bisher 70 Prozent auszuzahlen und der Zuckerwarenfabrik in Erstein entsprechende Mitteilung zu machen. Weiter wurden die An
baubedingungen für 1934 bekannt gegeben.
Der Zentralmarkt geht seiner Vollendung entgegen
Der neue Marktplay hinter der Markthalle am Alten Bahnhof ist nun soweit fertiggestellt, daß er demnächst seiner Bestimmung übergeben werden kann. Damit geht ein alter Wunsch der Marktinteressenten in Erfüllung. Mit der geplanten Vergrößerung der Markthalle, die kaum mehr alle ländlichen Verkäufer zu fassen in der Lage ist, wäre dann in Verbindung mit dem neuen Marktplatz ein Zustand geschaffen, der für längere Zeit den zu erwartenden Ansprüchen genügen würde.
Förderung des Fremdenverkehrs
Obwohl das Elsaß mit seinen landschaftlichen Reizen und seinen historischen Sehenswürdigkeiten gewiß nicht hinter anderen Ländern zurückzustehen braucht, läßt der Fremdenverkehr noch sehr zu wünschen übrig. In den Kreisen der Hoteliers macht sich jetzt eine Bewegung bemerkbar, die eine zentrale Zusammenfassung aller Organisationen herbeiführen möchte, die der Förderung des Fremdenverkehrs dienen. Man verspricht sich von einem solchen Zusammenschluß und einer energischen Leitung einen großen Aufschwung des
Fremdenverkehrs.
Der Gesamtumschlag im Straßburger Rheinhafen ging infolge des geringen Wasserstandes und der teilweisen Vereisung der Häfen im Januar auf 221 247 To. zurück gegenüber 259 305 To. im Dezember und 292 247 To. im Januar vorigen Jahres. Auf die Einfuhr entfielen 148 721 To., auf die Ausfuhr 72 526 To. Der durchschnittliche Wasserstand an der
Schleuse war 1,98 m.( Höchststand am 20. Jan. 2,95 m und Mindeststand am 11. Jan. 1,60 m.) Die Einfuhr besorgten 281 Kähne, 13 Dampfer und 43. Motorschlepper; die Ausfuhr 257 Kähne, 13 Dampfer und 38 Motorboote. Freidenkerkongreẞ in Gebweiler
Der zweite Freidenkerkongreß der elsässischen Föderation in Gebweiler stand bei starkem Besuch im Zeichen des lebhaften Protestes gegen die christliche Dollfuß - Regierung, die in Oesterreich um ihre Freiheit kämpfende Arbeiter und deren Familien niederkartätschen ließ. Gerade der Bürgermeister von Gebweiler, Fouilleron, hob in seiner Begrüßungsansprache darauf besonders ab. Das Referat hielt Galmard vom Comité National. U. a. wurde beschlossen, die Regional organisation als gesetzliche Körperschaft einzutragen, außerdem wurde der Gründung eines Freidenker- Alters- und Jugendheims zugestimmt. Die Forderung auf freie Lieferung der. Lehrbücher zum Moralunterricht wurde einstimmig angenommen, ebenso die von der Straßburger Organisation geäußerte Forderung, den freien Gerichtsschwur ,, je jure" ohne jeden weiteren Zusatz bei den lokalen Gerichtsbehörden zuzulassen. Schneesturm am Dienstag
Dienstag morgen brauste ein Scheesturm von solcher Gewalt über die Stadt, daß er nicht nur im Nu die Stadt wieder
Oesterreichische Arbeitergelder
Ist ein großer Teil ins Ausland gerettet?
Wien , 2. März. Nach der Aufdeckung der Zustände bei der Arbeiterbant, von deren Depots rund sechs Millionen Schilling in die Schweiz und nach Frankreich verschoben worden sind und von deren Forderungen, die für das Geschäfts= jahr 1932 rund 47 Millionen Schilling betragen, ein Großteil uneinbringlich ist, wird die Untersuchung gegen die in
Saft befindlichen sozialdemokratischen Parteiführer und
Mitglieder des Parteivorstandes nach zwei Richtungen geführt. Einerseits foll festgestellt werden, ob und wieweit sie an dem Aufruhr des Schußbundes beteiligt oder mitwissend waren; anderseits, ob sie von der Verbringung der Gewerfichaftsgelder der Arbeiterbank ins Ausland gewußt oder darauf Einfluß genommen haben. Das trifft vor allem auf den ehemaligen Bürgermeister von Wien , Seitz, die ehemaligen Stadträte Breitner und Tanneberg und auf den früheren Präsidenten der Arbeiterbant, Dr. Renner, zu. Ueber die drei leitenden Beamten der Arbeiterbanf und fünf Gewerkschaftsfunktionäre wurde bereits die gerichtliche Untersuchungshaft verhängt. Untersuchung gegen sie wird wegen des Verdachts des Hochverrats, Veruntreuung und Untreue geführt. Wie es heißt, werden alle verhafteten Mitglieder des früheren sozial demokratischen Parteivorstandes demnächst aus der Polizeihaft dem Landesgericht zugeführt werden. Was mit den anderen verhafteten Führern, die nicht dem Parteivorstand angehört haben, geschehen wird, steht noch nicht fest.
Unter den rund 80 aufgelösten fozialdemokra fischen Vereinen befindet sich auch der Touristenverein Die Naturfreunde, der in den österreichischen Bergen viele Schutzhütten errichtet hatte. In einer Eingabe an das Bundeskanzleramt hat sich nun der Deutsche und Deiterreichische Alpenverein bereit erklärt, die Schußbäuser und deren Inhalt unentgeltlich in Beaufsichtigung und Verwahrung zu übernehmen, also zu stehlen.
Faschistisches Parlamentsspiel
400 Kammeranwärter
Rom , 2 März. In der Nacht zum Freitag trat der Große afchistische Rat zusammen, um aus den 1000 vorgeschlagenen Anwärtern für die neu zu wählende Abgeordnetenkammer Die 400 endgültigen Anwärter zu bestimmen. Von diesen 400 gehörten bereits 257 der letzten Rammer an; 143 find Neulinge. Von den bekannten Persönlichkeiten ist keine verschwunden mit Ausnahme des abgesetzten Parteisekretärs
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in einen Wintermantel hüllte, sondern auch viele Störungen an Telefonleitungen verursachte. In Neudorf wurden einige Telegrafenstangen umgeworfen.
Einführung der Sommerzeit
In der Nacht vom 7. auf 8. April wird in Frankreich die Sommerzeit( MEZ.) wieder eingeführt.
Ausschluß aus der SFIO.
Aus der SFIO. wurden zwei Mitglieder ausgeschlossen, denen vorgeworfen wurde, für andere Parteien Propaganda getrieben zu haben. Die ,, Freie Presse" betont, daß es sich hier nicht um die Erledigung eines ,, Richtungsstreites", sondern lediglich um die Ahndung schwerer Verstöße gegen die Parteidisziplin handelt.
Erster Straßburger Kur- und Gesundheitsgarten
Die Liga ,, La famille" beabsichtigt mit Unterstützung der Stadtverwaltung, die ihr das Gelände zu überlassen gedenkt, am Langhaag beim Polygon einen Kur- und Gesundheitsgarten anzulegen, wie er in vielen Städten der Schweiz und auch des oberen Elsaß bereits vorhanden ist. Wenn die Verhandlungen bald zum Abschluß kommen, kann noch in diesem Sommer der Garten in Betrieb genommen werden. Kein Zoo im Schulmeistersgut
Wie sich in einer Besprechung der zuständigen Organisationen mit den Vertretern der Stadt ergab, eignet sich das Gelände im Schulmeistersgut nicht zur Anlegung eines Zoologischen Gartens
Kunstkalender
onzin
Einen großen Erfolg hatte Frau Titayna , eine bekannte Reiseschriftstellerin, mit ihrem sonntäglichen Vortrag im Sängerhaus. Sie berichtete über ihre Reisen zu den Kannibalen und wußte die zahlreiche Zuhörerschaft von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln. Die Wiener Sängerknaben , die bei ihrem erstmaligen Auftreten einen so großen Erfolg hatten, entschlossen sich, am vergangenen Mittwoch ein zweites Konzert zu geben, in dem sie mit vollkommen neuem Programm aufwarteten. Sie führten Lorgings Oper:„ Die Opernprobe" auf und fanden wieder ein dankbares und begeistertes Publikum. Die Come dian Harmonists gastierten am Montagabend im Sängerhaussaal. Der Besuch ließ zu wünschen übrig. Sie sangen die alten Schlager, mit denen sie ihren Weltruhm schufen. Am 9. März spielt der weltberühmte Pianist Rubinstein im Sängerhaus. Am 4. März haben wir das Vergnügen, den großen Organisten Marcel Dupré kennen zu lernen.
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Turati und des früheren Staatssekretärs im Innenministerium Arpinati.
Auf sehr lange Zeit dürften sich wohl die Abgeordneten, die im März zu wählen sind, ihrer Würde nicht erfreuen, da sich bekanntlich die Abgeordnetenkammer nach dem end= gültigen Aufbau der forporativen Verfassung selbst aufzulösen hat. Die neue Kammer wird also eine Lebensdauer von höchstens ein bis eineinhalb Jahren haben.
London, 2. März. Eine gemeinsame Tagung des Generalrates der britischen Gewerkschaften, des nationalen Exekutivfomitees und der Führung der Labour- Fraktion im UnterHause beschäftigte sich vor einigen Tagen mit der Stellung der Partei zu Kriegsfragen. Die Labour- Party hatte im Oktober eine Resolution angenommen, die für den Kriegsfall die Arbeiterschaft zum Widerstand mit allen Mitteln ein= schließlich des Generalstreits aufforbete. Dagegen lehnte der Kongreß der Gewerkschaften so weitgehende Forderungen wie Generalstreik oder den Boykott eines angreifenden Landes ab. Die iebige Tagung diente dem Zweck, die beiden Standpunfte miteinander zu versöhnen. Es wurde beschlossen, daß Vertreter der drei teilnehmenden Organisationen eine Dentschrift ausarbeiten sollten, die einem neuen Kongreß vorgelegt werden sollten.
Madrid, 2. März. Der Präsident der Republik hat den Führer der Radikalen Partei, Lerroux, wieder mit der Kabinettsbildung beauftragt. Lerroux will versuchen, eine Regierung aus Mitgliedern der eigenen Partei, der katalanischen Liga und der Agrarier zu bilden.
Reval, 2. März. Der Parlamentsausschuß, der sich mit den Durchstechereien beim Verkauf zweier Torpedofäger der estländischen Regierung an das Ausland befaßt, hat beschlossen, der Regierung vorzuschlagen, daß gegen den früheren Kriegsminister Keren, der für den Verkauf verantwortlich ist, Anlage erhoben wird.