Aus dem Mordlager Papenburg  

Tatsachenbericht der Opfer

h. b. Ein der Organisationsleitung genauestens bekannter, zuverlässiger Genosse, der seit einiger Zeit im Ausland wohnt, hat in diesen Tagen einen Bericht über die scheußlichen Vorgänge im Mord­lager Papenburg, in dem er längere Zeit als Ge­fangener weilte, zu Protokoll gegeben. Wenn wir vorläufig seine Personalien verschweigen, so tun wir es aus guten Gründen. aladin sideme

Das abgegebene Protokoll enthält u. a. folgende Schilde­

rungen:

Im Viehwagen

Der Abtransport der 195 Gefangenen geschah in Vieh= wagen. Die Bewachung wurde von Schupo und A. ver­ſehen, die uns mit schußbereiten Karabinern flankierten. Hinter uns fuhren Lastkraftwagen mit Scheinwerfern. Vor dem Marsch zum Bahnhof wurden wir verwarnt und mit Erschießen bedroht.

Die Viehwagen wurden verschlossen. Die Ventilation wurde von kleinen Löchern, die mit starkem Drahtgewebe versehen waren, besorgt. Auch Otto Eggerstedt   wurde mit uns verladen. Er war schon arg zugerichtet und hinkte start, weil ihm ein Fußknöchel zerschmettert war. Gegen drei Uhr nachts fuhren wir ab.

' Ankunft.

Morde

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Am 2. September 1933 wurde Hans Alexander   draußen im Moor niedergeknallt. Er durfte am Feierabend beim Ab­marsch sein Zeug nicht mitnehmen und wurde später allein abkommandiert, um die zurückgebliebenen Sachen zu holen. Dabei ist dann der Mord geschehen.

fleine Pausen von je einer Viertelstunde und eine große von zwei Stunden.

Besonders schlecht waren die Juden und Bonzen dran. Bonzen waren alle, die irgendeine Funktion in der Arbeiter­bewegung ausgeübt hatten und die Intellektuellen.

Nach Feierabend mußten wir Steine abladen, Stiefel für die SS. pußen usw. In den ersten vierzehn Tagen haben wir überhaupt keine Ruhe bekommen. Der

Viele Gefangene wurden grundlos mißhandelt. Lagerleitung wurde in solchen Fällen gemeldet, daß die Ge­schlagenen nicht gearbeitet hätten. Nach den Mißhandlungen mußten die Betroffenen weiter schufften. Waren sie nicht da­zu imstande, so wurden sie erneut geschlagen.

Ein Jude, der Röhren tragen sollte und diese Arbeit an­geblich nicht zur Zufriedenheit ausführte, wurde mit dem Gewehrlauf bearbeitet. Dabei wurde ihm eine Rippe zer­trümmert. Trotzdem mußte er weiter arbeiten.

Bei der Arbeit wurden wir auch nußlos schifaniert. Wenn wir in dem leichten Sandboden Gräben aushoben, so durften die Grabenwände nicht abgefteift werden. Dadurch sackten oft ganze Grabenstrecken weg und begruben die Gefangenen unter sich. Dann mußten sie mit großem Hallo ausgegraben werden.

Befürfnisse mußten im Wagen verrichtet werden. Die in Papier   gewickelten Erfremente wurden durch die Luftlöcher entfernt. Das meiite blieb in den Drahtgeflechten hängen, la ,, Prominente" ir Gegen 10 Uhr morgens famen wir in Dörben bei Papen­ burg   an. Wir wurden wie Vieh aus den sechs mit je 32 Mann beladenen Waggons getrieben. Die Schwerkranten wurden auf einen Wagen geladen. Wir andern mußten, von einem Kordon schußbereiter Gewehre umgeben, 28 Kilometer durch tiefen Sand marschieren und dazu singen.

Vor mir ging ein alter Mann, der schwer fußleidend war und deshalb nicht mitkommen fonnte. Er wurde mit Fuß tritten und Schimpfereien bedacht. Ein preußischer Landtags= abgeordneter( der Name steht im Protokoll) mußte auf dem ganzen Wege einen schweren Koffer tragen. Als ihm Mit­gefangene dabei helfen wollten, wurde ihnen das verboten. Dit war er an 100 Meter hinter der Formation zurück geblieben. Was die Wachmannschaften dort mit ihm trieben, erfuhren wir nicht, da uns das Umschen strikte verboten

worden war.

In unserem Beisein wurde der Abgeordnete unerhört be­schimpft. Das wirfte auf uns um jo abstoßender, als wir wußten, daß der Mann als Kriegsfreiwilliger an der Front gestanden hatte und Schwerfriegsbeschädigter war. Der Dienst für das Vaterland hatte ihm fünf Beinschüsse ein

getragen.

Empfang mit Knüppeln

Nachmittags gegen 5 Uhr famen wir im Lager an.

Die SS.   stand zu unserem Empfange mit Knüppeln bereit. Wildes Geheul bildete unsern Willkommensgruß im Lager. Geschlagen wurden wir jedoch nicht. Der Lagerkommandant verhinderte es. Einzelne SA.- Leute versuchten, uns die Uhren zu klauen. Auch das wurde verhindert.

Dann mußten wir mit hundert Mann in eine Baracke. Da die Barackentür nur flein war, entstand ein großes Ge­dränge. Dabei wurden wir von den Wachmannschaften furcht bar geschlagen.bts tim

Wir teilten Schränke und Betten ein. Die Betten waren rohe Geſtelle von alten Brettern, ohne Decken und Stroh­säcke. Die ersten drei Wochen mußten wir auf diesen nackten Brettern schlafen, ohne einmal die Kleidung ablegen zu fönnen. Später bekamen erst die Aelteren und dann die Jüngeren je einen Strohsack und eine Wolldecke. Als die Letzten in Besitz dieser begehrten Gegenstände famen, waren fünf Wochen verstrichen. la ninah

Die Mißhandlungen beginnen

Am Tage nach unserer Einlieferung mußten wir antreten. Der Lagerfommandant Kaßmann und sein Adjudant Faust schrien uns an: Schufo, Antifa und Rot- Front  , raustreten!" Die Herausgetretenen wurden schwer mißhandelt.

An demselben Tage wurde ein kommunistischer Gefangener gezwungen, Otto Eggerstedt  , dem früheren Polizeipräfi­denten in Altona  , 18 Schläge mit dem Gummifnüppel zu geben. Als er nicht ordentlich zuhicb, wurde ihm das gleiche Schicksal angedroht.

Am Montag wurden wir zur Arbeit beordert. Wir sollten das Lager, das erst neu errichtet und noch nicht fertig war, in Ordnung bringen. So haben wir Erde geebnet, Gräben für die Wasserleitung gezogen usw. Die Arbeitszeit ging von morgens 7 Uhr bis abends 6 Uhr. Dazwischen lagen zwei

Sondergericht Pfalz Verbotene Organisation

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Der 30jährige Tagner Karl Strauß aus Schifferstadt  , der 39jährige Former Adolf Durt, dessen 30jährige Ehefrau und der 31jährige Elektrifer Emil Mathes, letztere aus Ludwigshafen  , waren beschuldigt, in der Zeit vom Juli bis Oftober 1983 für die Volkshilfe" und die Bestattungs­fürsorge", das find Fortführungen des früheren Vereins proletarischer Freidenfer, Beiträge tassiert zu haben. Die Angeklagten waren zum Teil geständig, wollen aber nicht acmußt haben, daß diese Organisationen verboten find. Das Sondergericht verurteilte die Ehefrau Dürf zu 2 Monaten Gefängnis, die durch die Untersuchungshaft verbüßt sind, die übrigen Angeklagten zu je 3 Monaten Gefängnis ab= alglich je ein Monat Untersuchungshaft.

Wieder einmal Reichstagsbrand

In der Wohnung eines Bekannten in Ludwigshafen   soll der 27jährige Matrose Arthur Schwetzer aus Mannheim  geäußert haben, van der Lubbe sei unschuldig hingerichtet worden. Hitler   werde eines Tages im Flugzeug davon­fliegen; wenn er ein richtiger Mann wäre, würde er an das Großfapital gehen. Der Angeflaate leugnete, wurde aber überführt und zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt. Bemerkungen über die Regierung

Der 87jährige Landwirt Jakob Hammel aus Laumers­ heim   soll am 7. Januar d. J. auf der Ortsstraße in Laumers

Die Sozialdemokraten Hans Alexander   und Lüde mann lagen in Baracke 5, die zu ungefähr 60 Prozent mit Schlesiern belegt war.

Außer den schon genannten Sozialdemokraten waren noch einige Bürgermeister, ein Arbeitsamtsdirektor und ähnliche Genossen im Lager. Sie wurden viel schlechter behandelt als die übrigen Lagerinsassen. Die Wahrheit verlangt, festzu= stellen, daß in unserem Lager die Sozialdemokraten viel schlechter behandelt wurden als die Kommunisten.

Eines Tages wurde beispielsweise der Arbeitsamts­direktor wie ein Tier stundenlang über den Lagerhof gehetzt und mit Knüppeln geschlagen. Dann trug man ihn ins Laza­einen an den Lagerfom­rett. Dort schrieb er zwei Briefe mandanten, einen an seine Frau. Dann schlug er eine Flasche entzwei und schnitt sich mit den Scherben die Pulsadern auf. Ein hinzukommender Arzt verhinderte sein Verbluten. Als Aerzte fungierten im Lager zwei Gefangene, ein Sozialdemokrat und ein Kommunist. Ihr Vorgesezter ist ein SA- Student, der noch keine Arztprüfung abgelegt hat.

Ein besonderes Kapitel ist der Arrest. Diese Strafe wird bei den fleinsten Verstößen gegen die Lagerordnung( ver­botenes Rauchen) verhängt. In den Arrestzellen befinden sich feine Betten oder andere Einrichtungsgegenstände. Wenn die SS.  - Lente besoffen waren, so fühlten sie ihr sadistisches Mütchen an den Arrestierten, die sie mit Ochsenziemern miß­handelten.

gegen die Nazis vorgegangen sein und war in einen Prozeß verwickelt, in dem er freigesprochen wurde.

Nach meiner Erinnerung geschah der Mord an Bergmann am 10. 9. 1933.

Dann wurde im gleichen Lager ein Friseur erschossen, der nichts mit Politik zu tun gehabt hatte. Die Nazis behaup­teten, er sei ein Hochstapler gewesen und hätte anderer Leute Geld genommen.

Er hat, ohne daß er es wußte, sein eigenes Grab schaufeln müssen und wurde dabei von einem SS.- Mann in fnicender Stellung erschossen. An dieser Mordtat waren die SS.  - Leute Vogel und Schmidt von der Standarte 19 beteiligt.

Damit hatte das Lager 3 zwei Morde und unser Lager 2 erst einen( Alerander). Das ging unseren Veinigern an scheinend gegen die Ehre. Darum ermordeten sie Ende Sep­tember einen Gefangenen Dauisch aus Oberschlesien  . Als Grund wurde angegeben, er habe seiner Zeit gegen die Deutschen   gekämpft.

Danisch   war schon früher unmenschlich gequält worden und hatte bei den Mißhandlungen ein Auge verloren. Die Nazis behaupteten den Gefangenen gegenüber, er hätte sich das Auge selber ausgestochen.

Am 12. 10. geschah dann der Mord an Otto Egaerstedt. Wir famen nachmittags gegen 3 Uhr von den Moorarbeiten zurück. Um 4 Uhr wurden wir wieder herausgeholt. Wir sollten Baumstämme, die in einer nahen Hölzung gefällt waren, hereinholen. Beim zweiten Transport hieß es, es brauchten nicht mehr alle mit, da nicht mehr genügend Stämme vorhanden seien. Darum wurden nur die Bonzen und neun gefangene SA.- Leute nochmals abfommandiert. Otto Eggerstedt   war der Lette. Er lief hinter den anderen her. Da wurden plötzlich die SA.- Gefangenen zurückgerufen, so daß Eggerstedt ganz allein lief. Wie die Untat geschah, haben wir nie richtig herausbekommen können. Der offizielle Bericht, den die Schreibstube erhielt, lautete: Der Gefangene lief in die Hölzung und holte Holz. Die Bewachung merkte, daß er zirka 50 Meter in tiefes Gebüsch hineinging. Darauf­hin habe sie ihn angerufen. Als er dem Anruf keine Folge leistete, babe ihn die Wache erschosen.

Dieser Bericht ist nicht glaubwürdig. Denn uns wurde alle schoffen. Angerufen wird nicht!" Tage gesagt: Wer die gerinaite Bewegung macht, wird er­

Sonst wurden die Erschossenen von den Gefangenen herein-/ geholt. Otto Eggerstedt   aber wurde von SS.  - Leuten herein­Grothenn( Rheinland  ) und SS.  - Mann Eisenau, Standarte 19. Eisenau war bei allen Mordtaten im Lager 2 beteiligt. Der Leichnam wurde am 17. 10, in der Gegend bei Papen­ burg   beigesetzt. Anschließend fam Polizei mit schußbereitem Karabiner und transportierte 30 bis 40 Gefangene in ein anderes Lager. Die SS. wurde während des Abtransp..tes von der Polizei in eine Baracke gejagt.

gebracht. Seine Mörder sind der stellvertretende Truvvführer

Einem Reichsbannergauführer, dem man schon offen ge= den Abtransport das Leben gerettet worden." droht hatte: Du kommit auch noch dran," ist vielleicht durch

In einer Baracke entstand eines Tages wegen einiger Kommunisten eine Unruhe, die allerdings von der Lager­wache bewußt herbeigeführt worden war. Daraufhin wurden nachts alle Barackeninsassen im Hemd mit Veitschen auf den Hof gejagt. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrere Male. Acht Tage hatte die Belegschaft der Baracke fürchterlich zu leiden.

Nachdem die Arbeiten im Lager beendet waren, wurden Nachdem die Arbeiten im Lager beendet waren, wurden wir zur Moorarbeit fommandiert. Dabei mußten wir fin­gen. Wer nicht sang, wurde geschlagen. Die ersten zehn bis fünfzehn Tage war die Arbeit leidlich. Später aber wurde ein Pflichtpensum eingeführt, wonach jeder Gefangene pro ,, Stiehlt alles" Tag 18 Meter Graben, 80 Zentimeter breit und 90 Zenti­meter tief, ziehen mußte.

Vor allem Otto Eagerstedt hatte bei diesen Arbeiten viel zu leiden. Man mißhandelte ihn seelisch auf das Gemeinste. Oft mußte er allein mit SS  - Leuten zurückbleiben und wurde dann höhnisch gefragt: Ottochen, Tu glaubtest wohl, wir wollten Dich erschießen?" Wenn er dann antwortete: Nein, von Ihnen glaubte ich das nicht!" so fragte man ihn weiter: Glaubit Du es denn von unseren Kameraden?" Fand er darauf keine befriedigende Antwort, so wurde er geschlagen.

Einmal mußte er niederknieen und wurde mit einer Latte furchtbar zugerichtet.

Wenn im Lager gesoffen wurde, trieb man die Promi­nenten zusammen einmal waren es 30 Mann- und miß handelte sie viehisch.

Schon am Morgen des Mordtages herrschte unter uns cine gedrückte Stimmung. Wir wußten, daß etwas passieren würde. Während wir an den anderen Tagen Wanderlieder fangen, mußten wir an diesem Tage" Vaterlandslieder" fingen.

Als Alerander niedergeschossen war, mußten ihn acht Mann auf die Bahre legen und tragen. In das Lager wurde er später gefahren. Uns jagte man in die Baracken.

Otto Eggerstedt   wurde gezwungen, die Leiche abzuwaschen, die Juden mußten sie anziehen. Keiner durfte in die Arrest­zelle, in der der Ermordete aufgebahrt worden war. Am nächsten Sonntag erfolgte der Abtransport. Wir mußten in den Baracken bleiben.

Später wurde im Lager 3 ein früherer Berliner   Polizei­beamter Bergmann erschossen. Er soll seiner Zeit dienstlich

heim gegenüber mehreren Personen geäußert haben: " Früher waren Spizzbuben an der Regierung, heute sind auch einige darin, die gehen ins Ausland und schaffen ihr Geld dahin." Der Angeklagte, der im Krieg eine schwere Kopfverlegung erlitten hat, leugnet die Aeußerungen. Da der Hauptbelastungszeuge seine früheren bestimmten Aus­sagen wesentlich einschränkte, kam das Gericht zu einem Frei­spruch, den auch der Staatsanwalt beantragt hatte.

Ein undenkbarer Vergleich

Der 45jährige Tagner Karl Stein aus Oppau, der schon vielfach vorbestraft ist, war beschuldigt, am 18. Dezember v. J. in einer Wohnung in Oppau geäußert zu haben, Hitler   habe dasselbe Programm wie die Kommunisten, nur fet er für die Kirche und nicht international eingestellt. Der Angeklagte bestritt diese Aussagen, wurde aber durch die Zeugenaussagen überführt und zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.

Verbotene Druckschriften aus dem Saargebiet

Der 26jährige Händler Peter Ebling aus Kaiserslautern  , der mehrmals die verbotenen kommunistischen   Druckschriften Die Deutsche Freiheit", die Bolt sit imme" und die Arbeiterzeitung" aus dem Saargebiet mit nach Haufe brachte und sie hier dem 37jährigen Erdarbeiter Otto Graf gab, der sie dann an andere Personen zum Leien weiter­leitete, wurde zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt, während das Verfahren gegen den mitangeflagten Graf zwecks Ladung einiger Zeugen ausgesetzt wurde.

Die oben erwähnten SA.- Gefangenen waren böse zurecht­gemacht, als sie in das Lager eingeliefert wurden. Sie trugen Armbinden mit dem Aufdruck SA  . Die S.- Lente schrieen sie an: Was heißt das auf der Binde?" Die SA.­Leute, denen dieser Vorgang scheinbar geläufig war, ant­Brüder in der schwarzen Uniform zufrieden. worteten: Stiehlt alles!" Mit dieser Antwort waren ihre

In der Gegend von Papenburg   befinden sich fünf Lager mit je tausend Gefangenen. Die Gefangenen bekommen in der Woche 5 Pfund Brot, ungefähr 50 Gramm Margarine, ein kleines Stückchen Wurst und Käse und etwas Marmelade. Wenn wir uns ein einziges Mal hätten richtig sattessen sollen, so hätten wir die Wochenration an Zubrot bequem zu einer Mahlzeit aufeisen fönnen. Während der ganzen Zeit, in der ich im Lager weilte, haben wir kein Fleisch zu sehen be­

kommen.

Selbstverpflegung war möglich. Wir konnten in der Kantine kaufen und auch Pakete erhalten. Briefe schreiben durften wir in den letzten zehn Tagen, Briefe erhalten in den ersten zehn Tagen des Monats.

Außerdem durften wir pro Woche drei Mark zugesandt er­halten. Besuchserlaubnis bestand nicht.

Wir waren in Baracken zu je hundert Mann unter­gebracht.

Unsere Wachmannschaften setzten sich zusammen aus jungen Leuten im Alter von 18 bis 25 Jahren.

Das ist der wahrheitsgetreue Bericht eines Sozialdemo­fraten, dessen Zuverlässigkeit außer Zweifel steht. Er runder das Bild, das wir aus der Schrift Gerhart Seegers über das Konzentrationslagertreiben der heutigen Machthaber ge­wonnen haben

Der eiserne Vorhang

Die Wahrheit darf nicht nach Deutschland   hinein 3eitungen eingeschmuggelt haben die Arbeiter B. Sproll, R. Pasqualott und G. Lanz aus Singen, wes­wegen sie sich vor dem Sondergericht zu verantworten haben. Das Urteil lautet für Sp. 10 Monate, für P. ein Jahr und fünf Monate, für L. acht Monate Gefängnis.

Es bleibt bei der Strafe! Das Frankenthaler   Ge­richt verwarf die Berufung gegen den Maurer Gutting aus Berghausen. Derfelbe gehört der SPD  . an und wurde wegen einer politischen Schlägerei zu 10 Monaten Gefängnis ver­urteilt.

Ueber das Schubhaftlager auf dem Heuberg sol­len sich die beiden Arbeiter Graf und Schick aus Pforzheim  abfällig geäußert haben. Dafür wurden sie zu 5 bzw. 6 Mo­naten verurteilt.

Der arme Göring  ! Der Bauarbeiter Karl W. aus Lörrach   hat das schwere Verbrechen begangen, den armen Ministerpräsidenten Göring   zu beleidigen. Auch meinte er, das Proletariat würde unterdrückt, die Zeitungen in Deutsch­ land   brächten allerdings nur Gutes, aber nicht das Ausland. Dafür erhielt er 5 Monate Gefängnis.

Das oberste Landgericht in München   verurteilte den Ma­fergehilfen Jafob Schorz, den Erdarbeiter Herbert Kies und dessen Ehefrau Karoline, sämtliche aus Kaiserslautern  . we­gen je eines Verbrechens nach§ 2 des Gesetzes vom 14. Juli 1933 betreffend Neubildung von Parteien und zwar Schorz zu 1 Jahr 3 Monaten, Knies zu 1 Jahr 6 Monaten und die Ehefrau Knies zu 1 Jahr Gefängnis.