Pariser Straßenkalender
Das Ungeheuer von Cherbourg", der von uns beschriebene Fisch aus der Familie der Haie, ist in Paris im Jardin des Plantes eingetroffen, wo das Skelett untersucht wird.
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Als Nachfolger Painlevés wurde der schwerkriegs. beschädigte Professor Julia. dem die Nase weggeschossen wurde und der an ihrer Stelle eine schwarze Binde trägt, in die Akademie gewählt. Der neue Akademiker war an zweiter Stelle präsentiert worden, wurde aber mit 32 gegen 21 Stimmen unter die„ Kuppel" berufen. Professor Julia ist Lehrer der Differentialrechnung und Integralrechnung und erst 41 Jahre alt.
Die Mistinguett wurde zum zweiten Male als Zeugin im Falle der Ermordung des Revuetheaterbesitzers Dufrenne
vernommen.
Die Erschießung eines Bankiers in der rue Clichy namens Lignac durch einen Kunden namens Dendreve, der sich von ihm bedrückt fühlte, erregt stark die Oeffentlichkeit.
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Ein Kongreß der vormaligen politischen französischen Gefangenen, die während des Krieges in deutscher Haft waren, trat in Lille zusammen. Den Vorsitz führte den Senator d' Hauburdin, der mitteilte, daß mehrere von der deutschen Besatzungsbehörde zum Tode Verurteilte bis jetzt noch nicht die französische Kriegsmedaille erhalten hätten.
Ein Gärtner in Nanteuil- le- Haudoin erschien vor den Ge schworenen wegen elf Ueberfällen und Sittlichkeitsverbrechen auf junge Mädchen und Frauen während der Jahre 1932 und 1933 Bei einem Ueberfall auf eine junge Polin, die in Ormoy- Villers nach Hause ging, wurde er verhaftet. Der Mann wurde den Opfern vorgeführt und zeigte keine Reue. Er erhielt neun Jahre Zuchthaus.
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Morgen abend, Samstag, den 10. März, um 21 Uhr, veranstaltet der nicht gleichgeschaltete Pariser Deutsche Klub ein geselliges Beisammensein in der Université du Parthénon, 64, Rue du Rocher, Paris 8°( am Bahnhof St. Lazare ). Frau Mitzi Bera singt heitere Lieder und lustige Chansons. Gäste gerne willkommen. Eintritt 5 Franken( für Stellungslose
2 Franken).
Aufhebung der Einheitspreisgeschäfte
Der Kampf um die Einheitspreisgeschäfte in Frankreich , der seit einiger Zeit heftig geführt wird( und von einer gewissen Presse mit antisemitischen und teils gegen die deutschen Emigranten gerichteten Bemerkungen begleitet wird) hat zu einem interessanten Beschluß geführt. Die Kammer hat, weit über den Entwurf hinausgehend, der u. a. eine Sondersteuer von 1 bis 6 Prozent auf den Umsatz einführen wollte, einen Gegen entwurf angenommen, der die Einheitspreisgeschäfte völlig verbietet. Und zwar erfolgte dieser Beschluß einstimmig, mit 588 gegen 2 Stimmen.
Die ,, Prixunics" haben sich nach diesem Beschlusse innerhalb drei Monaten in gewöhnliche Warenhäuser umzuwandeln. Neue ,, Prixunics" dürfen nicht mehr errichtet werden, auch keine neuen Filialen oder sonstigen Vergrößerungen. Der Beschluß der Abgeordneten geht nunmehr an den Senat. Es ist sehr ungewiß, was in dieser Frage geschehen
wird.
Citroen unter Bankenaufsicht
Die offizielle Mitteilung, daß eine Reihe von Banken und ähnlichen Unternehmungen mit Hilfe der Bank von Frankreich die Stützung der großen Autofabrik Citroen übernommen haben, ist ein sicheres Anzeichen dafür, daß die Weltkrise auch nach Frankreich fortschreitet. Trot großem Auftragsbestand und an sich sehr günstigem Abschluß hat das gewaltige Motorenhaus an der Seine, das riesige Neueinrichtungen geschaffen hat, es nicht verstanden, mit den Gesetzen der schwierigen Wirtschaftslage von heute Schritt zu halten. Das nähere über diesen Fall des Hochkapitalismus in einem Gründerreiche werden wohl die Nationalökonomen sagen. Der Beobachter entsinnt sich des großen Streikes, der im Vorjahre in dem Hause geführt wurde, und des gewaltigen Festessens für Tausende von Personen, das der König des Reiches André Citroen vor neuen Hallen wie ein zweiter einiger Zeit in den Renaissancefürst gab.
Kleine Geschichten
Das verlorene Goldstück
Baron James de Rothschild spielte eines Abends Ecarté mit Talleyrand und mehreren anderen Herren.
Beim Bezahlen ließ Rothschild ein Goldstück zu Boden fallen. A
Er begann zu suchen. Er blickte auf den Teppich, unter die Stühle...
Da zog Talleyrand eine 500- Franken- Note aus der Tasche, faltete sie in der Länge zusammen, zündete sie an der Kerze als Fidibus an, und sagte höflich:
Darf ich Ihnen leuchten?"
Mit vorzüglicher Hochachtung
Professor Promethfe war seinerzeit ein berühmter Spezialist für Haarhygiene. Er stand. fann man sagen, im Scheinwerferlicht sämtlicher Glazen des Kontinents.
Aber nicht jeder hat das Geld, persönlich die Reise zum Professor zu machen. Daher ordinierte der Professor zu= meilen auch brieflich.
Eines Tages erhielt er ein Schreiben, dessen Absender über leichten Haarausfall flagte und genau die Symptome befchrieb.
Professor Promethfe verordnete ihm eine Salbe, ermutigte den Patienten und forderte ihn auf, zwecks Kontrollierung der Kur jeden Monat ein Haar einzusenden.
Drei Monate lang trafen die Kuverts mit dem Haar pünftlich ein. Im vierten Monat war dem Haar folgendes Begleitschreiben beigelegt:
Hochgeehrter Herr Professor,
indem ich dieses Haar übermittle, halte ich es für meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß ich meine Sendungen fünftig leider einstellen muß. Es ist das letzte Haar, welches ich auf meinem Kopfe auffinden konnte. Mit vorzüglicher Hochachtung 69 514 usw. usw.
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Biz in Dud. weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden& Schüßenstraße 5.- Schließfach 776 Saarbrüden.
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Von Victor Schilf
Der Vergleich zwischen dem heldenmütigen Untergang der österreichischen Sozialdemokratie und dem, was man allgemein als das kampf und ruhmlose Verschwinden der deutschen Sozialdemokratie zu bezeichnen pflegt, ist naheliegend. Darf man überhaupt bemerken, daß er hinkt? Es ist heute ein undankbares Beginnen, der Auffassung zu widersprechen, daß die Sozialdemokratie die Schuld am Zusammenbruch der Weimarer Republik trüge. Und der tragische Endkampf der österreichischen Schutzbündler, die wenigstens die Ehre gerettet" haben, wird jetzt als ein Beweis mehr für die schmachvolle Kapitulation der SPD ." angeführt.
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Kein Wort der Bewunderung wäre übertrieben, um die Größe des historischen Opfers zu preisen, das die öster reichischen Arbeiter oder richtiger gesagt: jene leider nur kleine Minderheit, die gekämpft oder wenigstens gestreikt hat ihrem Freiheitsideal dargebracht haben. Aber es tut bestimmt dem Ruhm dieser Kämpfer keinen Abbruch, wenn man jener Gegenüberstellung: Berlin , 20. Juli 1932 und Wien , 12. Februar 1934 mag fie noch so naheliegend und„ populär" sein entschieden widerspricht.
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Man braucht nur daran zu erinnern, daß die deutschen Arbeiter überhaupt nicht das Maß von Waffen hatten, mit denen die österreichischen Sozialdemokraten wenigstens zum Teil versehen waren. Qualitativ war die Bundesheeres, das über Artillerie, Tanks und MinenBewaffnung des Schußbundes, gemessen an der des werfer verfügte, allerdings hilflos. Und diese Unterlegenheit hatte nur ausgeglichen werden können durch die andere, ungeheure Waffe des Generalstreiks. Doch ist es inzwischen bekannt geworden, was ein jeder von uns bereits von den Berichten vom ersten Kampftage mit Schrecken vernahm, daß die Streikparole nur von einem geringen Prozentsaz der Arbeiterschaft befolgt worden ist; und dies in einem Lande, dessen Mitgliederzahl in Partei und Gewerkschaften seit jeher Staunen und Bewunderung in allen anderen Teilen der Internationale erregten, dessen Arbeiterschaft als die bestorganisierte, einheitlichste und disziplinierteste Europas galt.
Wenn man schon unbedingt vergleichen und gegenüber stellen will, und zwar nicht nur um billige Verdammungs urteile gegen die sozialdemokratischen Führer zu fällen, sondern um nützliche Lehren für die Zukunft zu ziehen, dann soll man zunächst bei diesem Punkte verweilen. Die Frage, warum die reichsdeutsche Arbeiterschaft keine Waffen hatte, werde ich nicht scheuen, zu beantworten. Aber der Raum fehlt mir hier dazu, denn ich müßte auf die Ereignisse nach dem November 1918, auf die Spar takusputsche in Berlin und München , auf die darauf fols gende Entstehung der bayerischen und sonstigen Einwohnerwehren, auf die außenpolitischen Ereignisse( Dik tate von Versailles und Spa) und auf viele andere Dinge eingehen.
Aber, so wird man einwenden, am 20. Juli 1932 hatte die preußische Schupo do ch Waffen und das Reichsbanner hätte als Hilfspolizei eingesetzt und bewaffnet
werden können!
Jch setze als selbstverständlich voraus und zweifle natürlich nicht daran, daß jeder, der heute so spricht und schreibt, damals nur darauf brannte, auf die Barrikaden zu steigen und in aussichtslosem Kampfe gegen die Koa lition Reichswehr - Stahlhelm- SS. - SA., die sich automa tisch gebildet hätte, zu sterben, nur um die Ehre der Republik zu retten. Daß ein solcher Kampf, bei dem übrigens jeder Schupooffizier und mann sich von vorn herein bewußt für Severing gegen Hindenburg hätte ent scheiden müssen, im voraus verloren war, darüber sind fich hoffentlich auch die schärfften Kritiker der Sozial demokratie, wenigstens heute nach Wien im klaren, wenn sie es vielleicht in der ersten Erregung nach dem 20. Juli 1932 noch nicht zugeben wollten. bag
Aber der Generalstreik? Ja, glaubt man etwa, daß jene Parole, die nicht einmal in Wien , wo zwei Drittel der Bevölkerung sozialdemokratisch war, befolgt wurde, in Deutschland größeren Erfolg gehabt hätte? Hat man denn ganz vergessen, daß bei den Preußenwahlen im Frühjahr 1932 die Sozialdemokratie nicht ganz 20 Prozent der Stimmen erhielt, etwa die Hälfte dessen, was die Nazis allein erlangten? Die Wahrheit ist, daß die Republik in Preußen bereits vor dem 20. Juli besiegt war, und zwar durch das allgemeine Wahlrecht. Sie führte nur noch ein Schattendasein, gestützt auf gewisse Bestimmungen der preußischen Verfassung und der Ge schäftsordnung des preußischen Landtages, die das Weiterbestehen der Regierung Braun- Hirtsiefer als Geschäftskabinett mit einem Mindestmaß von politischer Autorität ermöglichten.
Die Wiener Streikparole perpuffte, weil die Arbeiterschaft durch Krise und Arbeitslosigkeit demoralisiert war. Die Erwerbslosenziffer von 6 bis 7 Millionen in Deutsch land war eine Tatsache, die schwerer wiegte als alle etwaigen Generalstreiksbeschlüsse. Ein Vergleich mit dem siegreichen Generalstreik gegen Kapp im März 1920 kommt schon wegen der katastrophalen Durchsetzung ge rade der Beamtenschaft von oben bis unten mit Nazis überhaupt nicht in Frage. Das alles gilt für den 20. Juli 1932 ebenso wie für den 30. Januar 1933( Hitler. ernennung) oder für den Morgen nach dem Reichstagsbrand.
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Jn Desterreich aber, so stand kürzlich in einem Pariser Emigrantenblatt zu lesen, war wenigstens der Wille zum sozialistischen Aufbau spürbar, in Deutschland dagegen nur, fozialer Bürokratismus".
Kein Wort hier, das als eine Herabsetzung der groß artigen Leistungen der roten Gemeinde Wien gedeutet werden könnte. Ich selber habe sie einst besungen und habe nie so stark den Stolz empfunden, Sozialdemokrat zu sein, wie beim Anblick des Mary- Hofes, des Amalien Bades, der Sandleiten- Siedlung und der frischen, selbstbewußten ungeheuren Massenaufmärsche unter roten Fahnen auf der Ringstraße.
Jene Wiener Arbeiter, die mit dem herrlichen Freundschaft"-Gruß auf den Lippen starben, sie wußten, wofür sie kämpften, fie waren von Begeisterung und Liebe zu ihrer Partei erfüllt, die so Großartiges für ihre Klasse vollbracht hatte.
Und in Deutschland ? Nun, es war, wenn auch unter ganz anderen gesetzlichen Voraussetzungen und finan ziellen Methoden, kaum weniger Schönes geleistet wor den. Nur kannte man es nicht oder man wollte es nicht kennen und jedenfalls nicht anerkennen. Manch linksstehender reichsdeutscher Journalist, der es als eine an genehme Pflicht empfand, die Wiener Gemeindehäuser und das Amalienbad sich vorführen zu lassen und daheim zu besingen, hätte sich lieber die Hand abhacken lassen als die Leistungen sozialdemokratischer Kommunalpolitiker in Berlin , Hamburg , Dresden oder Magdeburg zu beschreiben und zu loben.
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Das Amalienbad in Favoriten herrlich, weltbekannt! Das Stadtbad in der Gartenstraße wo ist das eigentlich? Berlin N, 150 Meter vom Stettiner Bahnhof na, wenn schon: wird schon wieder so eine Geldverschwendung roter SPD. - Bonzen sein. Die Rehberge? Ach, Sie meinen wohl die Sandwüste, wo man als eingezogener Muschkote schießen lernte? Reine zehn Pferde kriegen mich wieder hin zu trübe Erinnerungen. Wat? Herr licher Volkspark daraus gemacht? Glaube ich Ihnen aufs Wort, ist mir aber viel zu weit. Strandbad Wannsee ? Na ja, is schon allerhand übrigens ist der Stadtbaurat Wagner aus der SPD. ausgetreten und schreibt für die Weltbühne“. Sehnse, leistet einer von denen was, dann hält er es nicht lange beim SPD. - Stumpffinn aus. Neue Untergrundbahnstrecken nach Lichtenberg und Gesund brunnen ? Der Stadtrat Reuter hat'n Vogel, der läßt Bahnen bauen, als ob wir die reichste Stadt der Welt wären. Der sollte lieber eine Zwischenstation zwischen Wittenbergplag und 300 einlegen direkt vor dem Romanischen Cafe. Magdeburger Stadthalle? Wahnsinn -wozu braucht Magdeburg so'n Eisenbau? Der Ober Beims hatte typischen Sozigrößenwahn und hat gerade für Hitler den Versammlungsraum geschaffen, den er dort brauchte.
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Scherz beiseite! Jst es nicht so gewesen, daß es bei uns geradezu als Sünde wider den„ lebendigen Geist der Kritik" galt, etwas zu sagen oder zu schreiben, was geeignet gewesen wäre, die Vorurteile im eigenen Volke gegen die sozialdemokratischen Führer zu erschüttern, ihre tatsächlichen Leistungen zu würdigen, Vertrauen und Liebe zu der einzigen republikanischen Massenpartei zu propagieren?
Heute sind es oft gerade dieselben, die jahrelang ihre ganze Kraft und bei manchen füge ich hinzu: ihr großes schriftstellerisches Talent- daran gesetzt haben, der deutschen Arbeiterklasse ihre Republik zu ver ekeln, und die jetzt die Führer schelten, weil diese es nicht gewagt hätten, die Massen zu einem ebenso mörderischen wie aussichtslosen Barrikadenkampf aufzurufen.
Und nun vernehmen wir aus verschiedenen Organen der Emigration, daß die europäische Linke, insbesondere die Sozialdemokratie, niemals begriffen hätte, was Neuester Beweis für dieses Un Macht bedeute. vermögen: der rein gefühlsmäßige Bannfluch englischer, französischer, tschechischer Sozialisten gegen Dollfuß . Das sei keine Politik. Dollfuß müsse als legter Damm gegen Hitler gehalten werden.
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Wohlgemerkt: ich diskutierte diese These nicht. Denn die Parole, die Leon Blum im Wagramsaal unter tosendem Beifall von 8000 Pariser Sozialisten schleuderte:„ Ob Hitler oder Heimwehr der internationale Sozialismus hat keine Wahl zwischen zwei Abarten des Faschismus zu treffen, die Unabhängigkeit Desterreichs interessiert uns nicht mehr!", diese Parole vermag mich auch nicht zu befriedigen. Sie stellt auch keine Lösung dar.
Aber ich bewundere die Gemütsstärke jener Realpolitiker, die es fertig bringen, während immer noch neue Schutzbündler an den Galgen gehängt werden, zu verkünden, daß Dollfuß das„ kleinere liebel" sei und daher gestützt werden müsse, allen Ressentiments zum Troß, die nur von sozialistischer Unfähigkeit zeugten, die Begriffe ,, Macht und Gewalt" zu erfassen.
Ach jaals wir uns seinerzeit weigerten, die Weimarer Koalition in Preußen bei jeder Lappalie in die Luft zu sprengen, da schallte es uns entgegen:„ SPD . Bonzen, die an Aemtern und Gehältern kleben! Schluß mit den Kompromissen! Immer wieder eure Redensart vom„ kleineren Uebel". Es wird einem speiübel dabei." Und als man gar Brüning tolerierte, um Hitler den Weg zu versperren, da ging es erst recht hoch. Für die Kommunisten, die ihre Stimmen dem Hitler- Hugenbergschen Volksentscheid gegen die Regierung Braun zuführten und bis zum 20. Juli 1932 gemeinsame Sache mit dem Faschismus gegen die„ SPD . Bonzen" machten, hatte man immer Verständnis, immer Entschuldigungen. Denn sie taten es letzten Endes, nicht wahr?, aus Empörung gegen die ewige SPD. - Politik des kleineren Uebels.
Es ist immerhin ein Trost, daß die Erkenntnis von der Notwendigkeit, Dollfuß gegen Hitler zu stüßen, gerade von denen verkündet wird, denen die deutsche Sozial demokratie nie radikal und revolutionär genug war...