Gestapo

Die Methoden, deren sich die Geheime Staatspolizei be­dient, um dunfelste und verwerflichste Ziele zu erreichen, übertreffen an hemmungsloser Strupellosigkeit alles normal Wägbare.

Abgesehen von den brutalen körperlichen Mißhandlungen, denen Gefangene oder zum Verhör bestellte Häftlinge aus­gesetzt werden, bedient sich die Gestapo der schonungslosesten Methoden individueller Verrätertätigkeit. Sie läßt bekannt­lich im In- und Ausland alle irgendwie einer anständigen, also hitlergegnerischen Gesinnung Verdächtigen bespizzeln. Sie bedient sich dabei letzten Lumpenpacks- und demgemäß find auch die von diesen Spizeln an die Gestapo gelieferten " Beweise" anzusehen, die aber oft genug als ausreichend für die Ueberführung" der unglücklichen Opfer angesehen werden, da ja die Gerichte des dritten Reiches" willig der braunen Kanaille gehorchen.

kiminetzeligere

Enschenken.

15

Prev

Beri in- Tempelhof, den 12.Oktober 1933, Kaiser Korso 20 b/ ildhagen,

bei

10

bestraße 9.

sehr geehrte Prau

Thre

haben sich gestern en wich gewandt, mit der Bitte um einige zeilen an sie. Die vermuten, daß Sie aus einer gewissen Puroht hersus nicht Dach Deutschland zur lokkehren.

Ich versiohere Ihnen hiermit, daß gegen Sie auch nicht das Geringste in Deutschland vorliegt und daß sie nach der Trennung von ihren nn angehindert nach Deutschland konses und hier leben können. Ich halte dies sogar für erforderlich - ich erinnere an meine früheren Schreiben nach- us in Berlin noch etwas für Sie und Ihr Kind zu retten. Sehr wahrscheinlich dürfte es demnächst wegen der Grenelpropegan da, die Ihr Mann im Auslande treibt und über die man na unterrichtet ist, zu seiner Aushlirgerung aus Deutschland koneen. Es könnte dann sein, daß des gesamte Eigentum vo Staat beschlagnahmt und eine zogen wird. Vielleicht kann durch Ihre Anwesenheit in Deutschland nach Trennung von ih Mann noch etwas für das Xind a rettet werden.

Deß es so kommen wirde war mir kler, and habe ich dies bereits in meinen früheren Schreiben an Sie zum Aus­druck gebracht. die Landsberg and

.3. degenerierts anormal veranlagtits paigesede durch ihre krankhafte Veran gung

kann nicht anders, trotz­den es gerade die Lindenberg war, die ihn in Deutschland reingerissen hat. Schließlich auß ja auch wissen, das die Prau Landenberg auch mittlerweile in Barcelona in den Geruch einer Hure gekommen ist. Trots ist an ine Anderang niemals zu denken, die Landenberg wird viel noch dahin bringen, wo k

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befindet.

sad del Ich halte für das Beste, daß sie sich umgehend mit

win Verbindung setzen und dann nach

Deutschland zurückkehren. Mit

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bin ich

Jhr

Behamn.

" Holo masturs Q. solisch

So arbeitet die geheime Staatspolizei

1. Nußbaum

Ein etwas neues Mittel ist es, politische Flüchtlinge durch unmittelbare Bedrohung ihrer im Reiche lebenden Angehörigen beeindrucken zu wollen. Aber noch neueren Datums dürfte die besonders raffinierte Methode sein, mit der dieser Tage der sattsam bekannte Kriminalrat Konrad Nußbaum vom Nachrichtendienst der Gestapo in Berlin versucht hat, die Ehefrau eines Emigranten unter Zufiche­rung vermögensrechtlicher Vorteile zur Trennung von ihrem Gatten und dann zur Heimkehr ins liebliche dritte Reich" zu bewegen, wo ihr feinerlei Gefahren drohen können". Er unterstüßt diese drobgemischte Verlockung mit heftigsten per­sönlichen Hinweisen auf... außereheliche Beziehungen des Gatten, um so noch ein wenig stärker und gemeiner auf die Frau einzuwirken, die allerdings trob Lockung und Drohung und Ueberredung dem Kriminalrat glatt absagte. Es steht außer Zweifel, daß wäre sie heimgefchrt fie nur als Geisel benüßt haben würde, um ihrem Gatten jede weitere Tätigkeit gegen Hitler mit der Pression, daß seine Frau sonst ins Konzentrationslager fäme, unmöglich zu machen

man

Die Gestapo und der Chef ihres famosen politischen Nach­richtendienstes", Kriminalrat Nußbaum, sind in der Wahl ihrer engsten Vertrauensleute und Mitarbeiter feineswegs wählerisch. Wir sind in der Lage, heute drei Urkunden im Faksimiledruck zu veröffentlichen, die dies schlagend be­weisen.

2. Die ,, adlige" Spionin

Mit dem Brief Nußbaums vom 12. Oftober 1933 wird die versuchte Verleitung einer Ehefrau zum Verlassen ihres Mannes unter Zusicherung vermögensrechtlicher Vorteile einerseits und intimster Enthüllung von Schlafzimmer­angelegenheiten andererseits angebahnt. Mit dem Ans­weis", den derselbe Herr Nußbaum am 5. Dezember 1933

Geheimes Staatspolizeiamt

Abt. III- Nachr.- Dienst.

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N./-.

3. Das Opfer

AUSWEIS !

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ausstellte, wird bewiesen, daß dieser famose Nachrichten­general des Herrn Göring eine Frau, die er selbst als tranf­haft veranlagte Hure" bezeichnet, gleichzeitig als- Spizel legitimiert! Mit der dritten Urfunde wird bewiesen, daß diese Frau- die Baronin Ruth Maria von Lan= denberg, geb. Könia- nicht nur Agentin der Gestapo ist, sondern auch gleichzeitig den Roman Die braune Best"( der gegenwärtig in der Saarbrücker Volks­stimme" erscheint und in kürze in der Schweiz als Buch herauskommen wird) durch den Verlag Farquarson in Lon­ don nach England vermittelt hat. So daß nur die Frage zu stellen übrig bleibt: läßt die Gestapo diese Frau von Landen­berg wissentlich antihitlerische Propagandawerke im Aus­land vertreiben, um auf diese Weise irgendwelches Aus­spionieren durch die nach außen hin als völlig links ein­gestellt" auftretende Baronin zu ermöglichen, oder leistet Diese Naziagentindes besseren Verdienstes wegen- nach beiden Richtungen hin ihre Dienste?

Immerhin muß vermerkt werden, daß die Gestapo die Personalakten der Freifrau von Landenberg sehr genau fennt: insbesondere, daß Fräulein Ruth Maria König, Toch­ter eines Schlächtermeisters in Berlin- Neukölln , durch eine von einem ihrer Freunde finanzierte reine Namensbeirat zur Baronin avancierte, indem dieser ihr den uradligen" Freiherrn Wolf- Dieter von Landenberg als Titel Ehemann faufte.( Die Ehe wurde sechs Wochen nach der formellen Heirat geschieden!) Der namengebende" Ehemann entpuppte sich später als mehrfach mit langjährigen Zuchthausstrafen vorbestrafter Erpresser und Betrüger, der zuletzt eine lange Freiheitsstrafe wegen Erpressungen im Zusammenhang mit der Eheschließung des Fräulein König bekam! Daß die Göringsche Gestapo selbstverständlich alle Grundsätze der Moral unbeachtet läßt, wenn sie dadurch ein Werkzeug findet, das sie gegen ihre Gegner im Auslande einsetzen fann, darf nicht überraschen. Die Nazibonzen schreien machtvoll gegen alle Art von Namensheiraten- aber wenn es sich um Spivel der Gestapo handelt, dann wird diese Walze sofort abgesetzt.

Serlin, den 5. 12. 1933

Ruth Maria Freifrau von Landenberg geb. König( geb. Berlin - Rixdorf 28.Marz 1930), reist im Auf­trage des Geheimen Staatspolizeiamtes.

Alle Behörden und Dienststellen werden ersucht, die Arbeit der Genannten zu erleichtern und ihr vorkommen­denfalls Hilfe und Beistand zu leisten.

Die Grenzüberwachungsorgane werden ersucht, in den Fällen, wo aur Veranlassung der Genannten Beschlagnahmen von illegalem Material, Drucksachen, desgleichen von Geli 1.3.w.vergenommen wird, ihr Auf Wunsch entsprechende Be­scheinigung auszustellen.

Frau von Landenberg weist sich durch Reisepass des Polizei- Präsidiums Berlin ( Charlottenburg ) aus.

bermes

Staatsbe

Leboliscia

Frau von Landenberg hat am 24. Dezember Barcelona wo ihr der Boden zu heiß wurde verlassen und sich wieder nach Berlin begeben. Im Flugzeug. In Stuttgart denun zierte sie alsbald einen Ingenieur, von dessen Beziehungen zu einem Auslandsdeutschen sie Kenntnis erhielt. Als ohn empfing fie 3000 Reichsmart von den im Fahrzeug des De­nunzierten gefundenen und beschlagnahmten" Wertsachen. Sie hatte auf diese Summe von offizieller deutscher Seite in Barcelona bereits einen Vorschuß von 2000 Peseten ausbe­zahlt bekommen. Das Opfer der Denunziation wurde am

..Kraft durch Freude "

wieder einmal plötzlich revidiert. Der Kassierer, ein früherer Kaufmann, stürzte sich während der Revision aus dem Fenster. Er starb den Herren sehr gelegen, sonst hätten sie in 3 Quartalen bereits den dritten Kassierer wegen Unter­schlagung entlassen müssen.

Görlig ist fein Einzelfall. Da die Mitglieder feinerlei Kontrollrecht mehr befizen, find Unterschlagungen außer­ordentlich erleichtert. In Essen erhängte sich der Kassierer

Für Nazibonzen aus den Gewerkschaftskassen Die Bonzen der Deutschen Arbeitsfront haben mit Ausnahme der mit Gehaltszahlung vielbeschäftigten Kassierer prat­tisch nichts mehr zu tun. Lohn- und Arbeitsbedingungen dik­tieren die Treuhänder( nach Infrafttreten des Verftlavungs­gesetzes am 1. Mai die Herren Unternehmer), Tanz vergnügen und Familienausflüge veranstaltet der Ver­gnügungsverein Kraft durch Freude ", so daß für die An­gestellten der Deutschen Arbeitsfront das ernsthafte Problem entsteht, wie sie ihre Bürozeit ausfüllen können. Die Deutsche Arbeitsfront fühlte sich deshalb verpflichtet, wenigstens für Geselligkeit zu sorgen und hat umfangreiche Neueinstellungen vorgenommen. Die Bezirksleitung Erfurt des Fabrikarbeiterverbandes z. B. beschäftigt jetzt 25 An­gestellte, während früher 3 wirklich Arbeit leisteten. In der Reichsbetriebsgruppe Metall wurden in der Ortsverwaltung Magdeburg, mit früher 9 Gewerkschaftern, 15 Nazibonzen untergebracht; Dortmund , mit früher 4 Gewerkschaftern, 9 Nazibonzen untergebracht; Gera , mit früher 2 Gewerf schafter, 7 Nazibonzen untergebracht; Görlitz , mit früher 2 Gewerkschaftern, 6 Nazibonzen untergebracht; Schwerte ( Ruhrgebiet ), wo alle Arbeit ehrenamtlich geleistet wurde, 3 Nazibonzen untergebracht: Barop ( Ruhrgebiet ), wo Arbeit ebenfalls ehrenamtlich geleistet wurde, 2 Nazibonzen unter­gebracht.

Wo früher 2 Vertrauensleute der Belegschaften arbeiteten, fisen heute 7 Nazibonzen. Selbstverständlich ist jedermann davon überzeuat, daß diese Ginstellungen unbedingt nötig waren. Hat doch der Staatssekretär Reinhardt soeben noch einmal erflärt: Es wird heute in Deutschland nicht eine Mark mehr ausaegeben, als zur Wahrung der allgemeinen Interessen des Volfsganzen unbedingt erforderlich ist."

( IT) Zur Verwaltung des von den Nationalsozialisten geraubten Vermögens der deutschen Arbeiterorganisationen wurde durch den Generalstaatsanwalt als Treuhänder Dr. Zen eingesetzt. In seinem Austraa verwalten" die Kassierer der NEBO. die geraubten Arbeiteraelder und die von der Hitlerdiftatur den Arbeitern abgevreßten Mitgliedsbeiträge. Die Praris diefer Treuhänder ist ungewöhnlich schwierig. In der Ortsverwaltung Görlik der Reichsbetriebsgruppe Verkehr und öffentliche Betriebe( früher Gesamtverband) mußten bereits 2 Raffierer. Die mein und dein verwechielten, hinausgeworfen werden. Am 25. Januar 1934 wurde zur Beruhigung der mißtrauischen Görlizer Arbeiter die Kasse

99

Harmonie"

Mit Krach und Schlägerei

Dear

4

FARQUHARSON,

HALSEY HOUSE.

RED ON SQUARE

LONDON , W.C.U

16th February, 1934.

20C

Baronesa de Landenberg wrote from aro 19

ona on the 15th October

had sent Mr. Farquharson BRAUNE PEST, and an adolet was sort on the 30th

a copy

Oct

DI

the manus oript.

The MS. of DIE BRAUNE PEST was handed to Mr. Ettinger on the

28th November, when he called at this,

office.

Yours faithfully ,.

Jand A

Seoretary)

17. Februar zu zwei Jahren Zuchthaus(!) verurteilt. Aller­größte Vorsicht ist gegenüber dieser gefährlichen, skrupellosen Naziagentin, die heute in Frankreich oder Spanien , morgen in Holland auftaucht und sich stets auf vor längerer Zeit er­schlichene Empfehlungen bekannter linksstehender Persön= lichkeiten stützt, unbedingt geboten.

Und nicht weniger vor ihrem hohen Chef, dem Kriminal­rat Nußbaum, der zwar bereits durch verschiedene Dinge schwer kompromittiert ist, jedoch erst vor wenigen Tagen in Berlin lächelnd äußern fonnte, an ihn könne niemand heran, selbst Göring nicht, und wenn es doch geschehe, dann werde er auspacken....

der NSBO., Neuhaus, dem die Unterschlagung von 21000 Reichsmart nachgewiesen wurde. In der Reichsbetriebs­gruppe Metall( früher Metallarbeiterverband) wurden in Weißwasser ( Brandenburg ) 4000 RM. unterschlagen, in Hirschberg ( Schlesien) 3000 RM.; in Hörde( Westfalen )

abgeschossen hat in den letzten Monaten Erfurt begnügte sich der Kassierer bescheiden mit 912 RM. Den Vogel ( Thüringen ). Dort hatten gleich 5 dieser wackeren Tren­händer Arbeitergroschen als ihr persönliches Eigentum ver­waltet". Die Braven haben wahrscheinlich einen Lieblings­satz des Reichspropagandaministers Dr. Göbbels zu wört­lich genommen: was wir einmal in Händen haben, lassen wir nie wieder los!

Tie Versammlung ist harmonisch verlaufen." Eine wunder­bare Harmonie".

In Düren im Rheinland kam es vergangene Woche in Richter werden gerüffelt

einer Bauernversammlung zu einer wüsten Schlägerei. Die Bauern wehrten sich gegen die neue Verfügung, die ihnen untersagt, die Milch an den Kunden zu liefern. Die Milch muß neuerdings an die städtische Molkerei abgeliefert wer­den. Früher bekamen die Bauern, bei direkter Lieferung an den Konsumenten pro Liter 0,22 RM., während sie heute nur noch 0,12 RM. dafür erhalten. Der von den Nazis ein­gesetzte Händler beliefert jetzt die ehemaligen Kunden der Bouern und steckt also die 0,10 RM. ein. Auf diese Weise Tommen die Pgs. in gut bezahlte Stellen. In dieser Ver­sammlung wurden Rufe laut, z. B.: Ihr habt uns belogen und betrogen". Der Referent der Versammlung erwiderte, daß die Maßnahmen von den Nazis durchgeführt würden, auch wenn die Hälfte der Bauern dabei auf der Strecke" bliebe.

Es kam zu Tumulten. Die Polizei mußte eingreifen, wurde jedoch aus dem Saale getrieben. SA. und SS. wurden zur Verstärkung der Polizei alarmiert, wurden aber gleichfalls aus dem Lokal geprügelt.

Was stellte sich am Ende heraus? Verhülle, o Röhm, Dein Haupt: der Führer der Opponenten, die Deine brave SA. und die zuverlässige SS. samt Polizei aus dem Saale irieben, war ein Sturmb führer Deiner eigenen SA.

Der Westdeutsche Beobachter" bringt zu dieser Versamm lung einen Bericht, worunter unter anderem zu lesen steht:

Staatssekretär Freisler im preußischen Justizministerium äußerte sich grundsäßlich über die Stellung des Richters zur friminellen Erbschaft der November- Republif. Er sagte u. a., ein Gericht dürfe sich nicht zum Richter über die Geschichte aufwerfen. Nichts anderes bedeute es, wenn ein Gericht ein Strafverfahren gegen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die aus der Deffentlichkeit abgetreten sind, zum An­laß nimmt, sich zur Zensur der politischen Qualitäten solcher Persönlichkeiten zu machen und sich in der Urteilsbegründung dem bereits gesprochenen Urteil der Geschichte entgegenzu­stellen. Vom nationalsozialistischen Standpunkt aus, der im Staat allein maßgebend sein könnte, bedeute es einen Rück­fall in die Methoden des neutralen Staates und somit eine Sünde wider den Geist, wenn etwa ein Gericht einen An­geklagten zwar wegen Untreue verurteile, aber gewisser= maßen entschuldigend glaube hinzufügen zu müssen, daß in­folge eines angeblich guten, vielleicht aber unzulänglichen politischen Willens in anderen Angelege heiten des deutschen Volkes dieser Mann nicht so scharf verurteilt werden dürfe. Das Volk kenne keine renigen Landesverräter. Die deutsche Justiz sei nicht dazu da, die Denkungsart der Männer von chedem und ihre fleinlichen Parteianschauungen auf dem 1mweg über die Urteilsgründe wieder zum Ansehen zu bringen.