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湯
Panipale
மேலு
Aus dem Inhalt
Nekrologe? Nein: Reveille
Seite 3
Harte Charakterproben
Seite 3
Täglich besser und besser
Seite 5
Kardinal Schultes Kampf
Seite 7 "
Provokateure an der Saar
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Hitlers Verzweiflungsrufe Gestern und freute
Die deutsche Wirtschaft in Erstickungsnot
Seit 24 Stunden ist die deutsche Presse, die bisher Tag für Tag erlogene Siegesmeldungen aus der deutschen Wirt schaft verbreitete, in tiefer Niedergeschlagenheit. Die Ankündigung schärfster Drosselung der Einfuhr und neuer noch strengerer Devisenbestimmungen zeigt die Schwere der Entscheidungen an.
Was geschieht, möge man aus einem sehr verständlichen Beispiel ersehen: Im Rahmen der Arbeitsbeschaffung sind Millionen Fejtanzüge für die Mitglieder der Arbeitsfront in Auftrag gegeben worden. Aufatmen in der Textilindustrie, in der Konfektion und im Schneiderhandwerk: Eine monatelange Konjunktur zu lohnenden Preisen und bei sicherer Bezahlung schien bevorzustehen. Die Arbeiter murden zur Bestellung der Festanzüge gezwungen und die öffentlichen und privaten Unternehmer wurden zu Vorschüssen an ihre Arbeiter, Angestellten und Beamten für die Festanzüge veranlaßt. Aber leider kann die Textilindustrie nicht arbeiten ohne Einfuhr aus dem Auslande. So ging denn mit Rücksicht auf die Notwendigkeit vermehrter Tuchproduktion die Einfuhr von Wolle sprunghaft in die Höhe. Die ausländischen Lieferanten aber fann man nicht, wie das inländische Arbeitsbeschaffungsprogramm mit faulen Wechseln der öffentlichen Hand, die in Jahr und Tag einmal eingelöst werden sollen, zufriedenstellen. Für die Einfuhr braucht man Devisen. Die aber sind unter Schachts und Hitlers Autarfiewahn dahingeschwunden bis auf einen schäbigen Rest. Also wurde schleunigst Order ge= geben, die Einfuhr von Wolle zu drosseln. Lange Gesichter bei Textilindustriellen, Konfektionären und Schneidern: Die erhoffte Ronjunktur schrumpfte zusammen. Die Zahl der Festanzüge muß viel geringer gehalten werden, und die Einfuhrdrosselung bedeutet Geschäftsstille für viele Unternehmer und weitere Erwerbslosigkeit für noch mehr Arbeiter. Es fehlen also die Devisen für die allernotmendigste Einfuhr. Das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichsregierung, soweit es sich nicht mit inländischen Rohstoffen behelfen kann, scheitert also durch den Devisenmangel für ausländische Rohstoffe.
Am 7. März hat die Reichsbank noch einen Bestand von 319 Millionen Mark für Gold und Devisen angezeigt. Die Bedeutung dieser Ziffer wird erst flar, wenn man sich er: inuert, daß der frei verfügbare Goldbestand der Reichsbank Ende 1928 auf dem Höhepunkt der Inflation eher über als unter diefer Summe gelegen hat.
Was tut der Reichsbanfpräsident in dieser verzweifelten Situation? Er hat auf dem Jahresbankett der amerikani schen Handelskammer in Deutschland am Freitagabend im Hotel Adlon zu Berlin eine seiner berüchtigten aynischen Reden gehalten und zweierlei angekündigt:
1. ein deutsches Lohndumping zur teilweisen Rüderobes rung des Weltmarktes und zur Beschaffung von Devisen, 2. die totale Zahlungseinstellung Deutschlands gegenüber seinen privaten Auslandsgläubigern.
Zur Begründung dieser Bankrottmethode hat sich Dr. Schacht einen Dreh ausgedacht, der seiner würdig ist, aber nicht zum ersten Male vorgetragen wird. Er behauptet unter Bezugnahme auf den Layton- Bericht von 1981, daß 10,3 Milliarden Reichsmark aus den kommerziellen Auslandsanleihen niemals in die deutsche Volkswirtschaft hineingelangt, sondern direkt zu Reparations zahlungen verwendet worden seien. Wenn
Bei den Nationalsozialisten werden seltsame Dinge geflüstert. Man sagt, der kürzlich geschworene Eid der Amtsvon seinen walter entbinde den Schwörenden sogar religiösen Verpflichtungen, wenn der Führer es verlange. Dem Kardinal- Erzbischof von Köln ist das Geflüster zu
SOS.- Rufe wie 1918 Ohren gekommen. Er antwortete mit einem Hirtenbrief, der
man zu ihnen noch die Zinsen zuzahlt, und wenn man weiter beachtet, daß unsere Auslandsschuld heute nach den unge heuren Rückzahlungen, die wir geleistet haben, nur noch 15 Milliarden Reichsmart beträgt, so sieht man, daß der gesamte heute noch bestehende deutsche Auslandsschuldenbetrag genau seinem politischen Ursprung entspricht."
Der Reichsbankpräsident verwandelte also die privaten Auslandsschulden Deutschlands auf dem einfachsten Wege in politische Schulden, deren Verzinsung und Tilgung rein politisch zu betrachten ist. Da das Ausland nach der Meinung Schachts und Hitlers eine miserabel schlechte Politik gegen Deutschland macht, und die edlen Menschenfreunde und sparsamen Hausväter an der Spiße des deutschen Reiches verkennt, sind die fremden Völker und ihre Regierungen schuld, wenn die 15 Milliarden Reichsmark Auslandsanleihen von Deutschland weder verzinst noch getilgt werden können.
Mögen die privaten Auslandgläubiger, die vertrauensvoll glaubten, private Ansprüche an deutsche Schuldner au haben, sich mit ihren Regierungen auseinandersehen. Die allein tragen Schuld, wenn Deutschland . nach einjähriger ruhmvoller Sitlerherrschaft nicht in Gold und Devisen schwimmt und Hitler seine feierlichen Eide auch auf finanziellem Gebiet brechen muß.
Schacht jedenfalls fündigt unzweideutig an, daß Deutsch land bis auf weiteres die ausländischen Schuldner nicht befriedigen kann.„ Die Schulden der Vergangenheit laffen fich aber nicht aus dem gegenwärtigen Beharrungszustand, sondern aus der fünftigen Geschäftsbelebung abzahlen."
Künftige Geschäftsbelebung!" Damit sollen sich die Auslandsgläubiger auf Jahr und Jahr trösten. Nicht eine Spur der Belebung des deutschen Auslandsgeschäftes und damit verbesserte Devisenbilanz ist zu entdecken.
Die Schwierigkeit ist um so größer, da die Preise für Rohs stoffe eine steigende Tendenz zeigen, die der Fertigwaren noch nicht. Deutschland muß also für die gleiche Menge an einges führten Rohstoffen mehr bezahlen, während sein Erlös für Fertigwaren, die es hauptsächlich ausführt, noch immer fällt. Und während die Einfuhren bar bezahlt werden müssen, muß im Export lange kreditiert werden,
Das sind Schachts Sorgen, und sie sind um so größer, als seine Vorgesezten, die Hitler und Ley und Heß und Konsorten davon nichts verstehen. Zu den zahllosen Schandtaten gegen die deutsche Kultur kommt der Ruin des deutschen Wirtschaftslebens durch eine verbrecherische Regierungspolitik, für die auch Schacht die volle Verantwortung zu tragen hat.
harischer
Betrügerischer Bankrott nicht nur gegenüber dem Ausland, sondern auch gegenüber dem eigenen Volksgenossen: Das ist das Ergebnis eines Jahres Hitlerunheils über Deutschland .
Im Herbst 1918 richtete das militärisch und wirtschaftlich bankrotte Kaiserreich seinen Hilferuf an den amerikanischen Präsidenten Wilson.
Jetzt ergeht Schachts Hilferuf im Namen des banfrotten Hitlerreichs wieder an einen amerikanischen Präsidenten, an Roosevelt . Er soll retten und drohend werden die internationalen Folgen eines deutschen Wirtschaftszusammenbruchs ausgemalt. So endet Hitlers Traum von Deutschlands Selbstbefreiung, aber die Kosten des Wahns zahlt leider die deutsche Nation.
In höchster Not!
Rückkehr zur Kriegszwangswirtschaft- Dle Mark am Ende Ohne Gold und Devisen
Nach wahnsinnigen Substanzverlusten ist die deutsche Wirtschaft jetzt an einem entscheidenden Wendepunkt angekommen. Die Reichsbant bereitet Maßnahmen vor, durch die die bisherige Reichsmarkwährung praktisch zu existieren aufhören wird. Die Gefährdung der Mark ist so groß, daß nur die völlige freiwillige Absperrung Deutschlands vom Weltmarkt die Währung dem äußeren Schein nach noch eine Weile aufrechterhalten kann.
Nach Meldungen der großen deutschen Handelspresse, die fich dort nur an ganz verstedter Stelle finden( zum Beispiel " Frankfurter Zeitung ", Nr. 136), ist folgendes beabsichtigt: Die deutsche Einfuhr, die bereits vor einem Monat gewalt
Mindestmaß herabgedrückt werden. Es soll an Stelle der bisherigen allgemeinen Kontingentzuteilung in jedem einzelnen Fall geprüft werden, ob die Einfuhr irgendeines Gutes wirt. lich ganz unentbehrlich ist; andernfalls wird die Genehmigung rücksichtslos versagt werden, das heißt der Importeur wird von der Reichsbank keine Devisen zur Bezahlung erhalten, Nachdem die deutsche Wirtschaft sich bereits seit vielen Monaten namentlich mit solchen Rohstoffen eingedeckt hat, die im Kriegsfalle gebraucht werden, glaubt man heute auf gewisse Rohstoffe für einige Zeit verzichten zu können. Diese Einschränkung und Kontrolle der Einfuhr mutet be
a. Schärfe alles bisherige übertrifft; spricht von Verführung Heidentum und zum Abfall von Christus und
Zune
Christentum.
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Es ist ein ernstes Thema. Manche Leute sehen an ihm freilich zunächst nur das Politische. Der Nationalsozialismus ist eine Macht, deren Grenzen vorläufig noch schwer erkenn bar sind; die Kirche ist ebenfalls eine Macht, und wie weit sie reicht, hat sie in 2000 Jahren genug bewiesen. Geistige Mait gegen geistige Macht und das Ergebnis ein heranziehendes politisches Gewitter mit tödlichen Blitzen im Schoß. Von der katholischen Kirche ist hier die Rede. Die protestantische ist mit den bekannten Methoden des„, dritten Reiches" geknebelt. Trotzdem bleibt auch sie bei den drohenden Kampf zwischen Religion und Machtpolitik beteiligt. Die Pfarrer können von den Kanzeln heruntergeholt werden. aber in den Gemütern tobt die Schlacht dennoch, auch bei den Protestanten. Denn hier steht nicht Mensch gegen Mensch, sondern der einzelne selbst ist das Schlachtfeld, und in ihm streiten die Engel mit den Dämonen. In der Tat sieht es nach Zusammenstoß aus. Einflußreiche nationalsozialistische Führer kündigen ihn fast frohlockend Man braucht nur die Reden des Reichsmit jedem Tage an. jugendführers Baldur von Schirach zu lesen. Der junge Mann, der noch vor anderthalb Jahren an dem Portal der Münchener Universität Flugblätter verteilte und sich vor dem Pedell versteckte, macht sich heute anheischig, das Rad der Weltgeschichte in eine neue Richtung zu lenken. Baldur von Schirach ist ein persönlicher Freund Hitlers , Vielleicht gehört er trotzdem nicht zum Geheimtrust des Nationalsozialismus. Aber innerhalb der Reichsleitung ist er Repräsentant des wertvollsten Rohstoffs, den die Partei besigst, nämlich der Jugend. Was er spricht, drückt auf irgend eine Weise das Gefühl dieser Generation aus, die morgen das Denken des ganzen Volkes formen soll.
Es kommen schwere Zeiten für Hitler, denkt mancher. Aber vielleicht kommen schwerere Zeiten für die Kirche.
Zu Beginn des Anno santo 1933 wurde auf dem PetersPlay in Rom vom Papste eine große Messe zelebreirt.
Katholische Blätter verkündeten mit Stolz, daß 30 000 Wenn Menschen daran teilgenommen hätten. 30 000... Hitler , Mussolini , Stalin sprechen, fängt es bei 100 000 an. In Deutschland ist man bei den ganz großen Gelegenheiten schon über die Million hinausgegangen. Die alte Geistesmacht und die neuen Geistsmächte nehmen sich wenigstens in den äußeren Größenverhältnissen wie zierliche gotische Dome neben Wolkenkragern aus.
In den letzten Jahren blühte in Deutschland das Sektenwesen. Eine unzufriedene, vom Kirchlichen nicht gesättigte Religiosität, die wahrscheinlich nach Millionen zählte, suchte und fand neue Gehäuse. Wer achtet schon auf solche Kulturdokumente wie farbige Ansichtskarten? Aber sie waren weitverbreitet, jene Postkartenbilder, auf denen eine mehr oder minder nackte Gemeinde in verzücktem Schauer die auf..
gehende Sonne anbetete. Das war nicht„ Kulturbolschewismus"; es kam von der völkischen Seite. Wahrscheinlich strömt das alles heute der neuen Religiosität des Nationalsozialismus zu. Rudolf Steiner , der Antroposoph, erscheint mit seinem magischen Einfluß auf die Gemüter als Vorläufer Hitlers . Ganz sicher ist das Band, das die katholische Kirche mit ihren Gläubigern verbindet, viel fester als die hier langsam entstehenden neuen Bindungen. Ihre gütige Disziplin ist ernster, ihre Lehre tiefer. Und das Band mag auf die Länge das dauerhaftere sein. Aber man soll sich doch ja nicht einbilden, daß der Papst nur den Finger zu heben brauche, um den Gegenpapst Hitler zu kindlichem Gehorsam auf die Knie zu zwingen. Argus.
Handelsmonopol an und ist der Methode nach der Beginn einer Art Kriegswirtschaft.
Weiter soll die bisherige Möglichkeit, bei Auslandsreisen pro Reisepaß 200 Mart mitzuführen, beseitigt werden. Fer ner wird es Auswanderern in Zukunft unmöglich sein, wie bisher Vermögen bis zur Höhe von 10 000 Mark mitzunehmen.
Man spricht auch davon, ausländische Wertpapiere in deutschem Besit ihren Eigentümern gegen Entschädigung in deutschem Gelde wegzunehmen. Der Gesamtwert dieses in Deutschland vorhandenen Auslandswerte wird auf 1,5 Milliarden Reichsmart geschätzt.
Die Folge der geplanten Einfuhrdrosselung wird natürlich sein, daß das Ausland seinerseits noch weniger als bisher von Deutschland kauft, daß die deutsche Ausfuhr noch stärker zurückgeht, die Reichsbank noch weniger Devisen bzw. Gold erhält und die deutsche Reich 3 mart jedenfalls als Wäh
jam um 10 Prozent perringert wurde, soll nunmehr auf ein reits wie ein starker Schritt zu dem bolichemistischen Außen- rung vom Weltmarkt verschwindet. Sie wird zu einem reinen