Der Goldstrom der Lotterie National über dem Elsaß
Nachdem bisher bei den Ziehungen der Lotterie National das Elsaß immer etwas stiefmütterlich bedacht worden war, leerte bei der achten Tranche die Glücksgöttin ihr Füllhorn in verschwenderischer Weise rund um das Straßburger Münster aus. Noch meldeten sich nicht alle Gewinner, ganz vorsichtige werden überhaupt ungenannt bleiben wollen, und doch dürfte so gut wie sicher sein, daß neben vielen Hunderttausendern auch etwa drei Millionen Gewinne nach dem Elsaß gefallen sind. So vermutet man in Straßburg selbst einen Millionengewinn, da die Serie M, die allein vier Millionen- Gewinne enthielt, fast ausschließlich in Straßburg verkauft wurde. In Wattweiler teilen sich zwanzig Personen, die das Los gemeinsam gespielt haben, in eine Million. Und auch in Mulhouse kassierte ein Geschäftsmann eine Million ein. Glück hatte das zwölfjährige Töchterchen des Bäckermeisters Utz in Geispolzheim, das sich in Straßburg ein Los kaufte und nun 100 000 Fr. damit gewonnen hat. In Herrlisheim verleibte ein junger Schreiner seiner Kasse 100.000 Fr. ein, während in Straß burg der Wirt der Marseillaise " am Broglieplats und ein Bäcker aus der Langstraße je 100.000 Franken einsteckten. Außerdem wurden noch zwei Lose, die 100 000 Fr. gewonnen haben, hier abgesetzt, doch zogen es die glücklichen Gewinner bis jetzt noch vor, unerkannt zu bleiben. Auch einige Gewinne von 50 000 Fr. entfielen auf hiesige Bürger. Die Glücksgöttin machte also bei der achten Tranche ihr Versagen bei den vorhergegangenen Ziehungen in bezug auf das Elsaß wieder wett. Die Losverkaufsstellen dürfen sich auf einen lebhaften Verkauf für die nächsten Ziehungen gefaßt machen.
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サワー
Wir lesen in der demokratischen Neuen Zeitung": Das ..Saarbrücker Abendblatt", das Organ des getarnten deutschen Nationalsozialismus, das aus Opportunitätsgründen die sonst jedem deutsc Edeling" eigene Wahrhaftigkeit und Offenheit zurückstellt und jetzt unter der Marke„ Deutsche Front" politische Geschäfte zu machen sucht, befaßt sich mit dem letzten Kongreß der Republikanisch- Demokratischen Partei in Straßburg . Aus den in dem üblen neudeutschen Schnodderstil gehaltenen Ausführungen geht hervor, daß vor allem der Zorn über die entschiedene Absage der Elsässer an den deutschen Nationalsozialismus mitspricht. Schon der Titel verrät es: Elsässische Französlinge befassen sich mit der Saarfrage". Die ganze Art und Weise, in der die einzelnen Redner und ihre Darlegungen dann zergliedert werden, erinnert in jeder Zeile an die bekannten Propagandastellen. Besonders unerhört findet
Es wird ungeheur viel geredet...
Die französische Sprache hat ein Wort„ touffu". Das heißt etwa: überladen, überhäuft, es ist das im Deutschen nicht existierende Adjektiv zu dem Worte Dickicht oder Haarschops. Ein Artikel ist zum Beispiel touffu und wird deswegen von der Pariser Zeitung abgelehnt. Aber, daß ein ganzer Gegen stand toussu ist, erlebt man zum ersten Male in diesem sonst so klaren lateinischen Land an der Angelegenheit des „ Metöken" Alexandre.
Meteques sind lästige Ausländer, Menschheitseremplare, die zur Zeit unter dem„ cent pour cent"-französischen Himmel nicht sehr beliebt sind. Die ganze Stavisky- Galerie jedenfalls hat, obwohl Madame Arlettes Wiege in dem Lande der sanften Verse eines Alfred de Musset stand und obwohl jetzt fogar bei einem leibhaftigen General mit dem unnachahmlich französischen Namen Bardi de Fourton hausgesucht wurde, in stavisfyschen Grundstücksdiensten stand, nicht dazu beigetragen, daß die Internationalität von Paris , wo immerhin eine Million Fremde wohnen, gesteigert wird..
Aber nicht nur nach der Ausländerei hin geht das touffu, auch nach der inhaltlichen Ausdehnung. Was sich da besonders ein Boulevardblatt an Zumutung an das Publikum leistet, geht auf keine Kuhhaut. Täglich Romanstoffe. Kaum brechen Diebe oder Neugierige in das Stavisky- Haus in Chamonix ein, gleich heißt es: geheimnisvolle Abgesandte der Mörder und es wimmelt überhaupt von Geistern, außer von denen an der einsamen Mordstelle der Combe- aux- Fées, die man ob nicht findet.
Fürchterlich ist der Romanstoff wieder bei der neuen touffuExpedition nach Guyana in Franzöfifch- Bentralamerifa, da, wo der Pfeffer wächst. Daß Stavisky den ehemaligen Abgeordneten dieses Gebietes, den merkwürdigen Zeitgenossen Jean Galmot im Jahre 1926 durch seine Bande ermorden ließ, steht für gewisse Leute außer Zweifel, oder wird mindestens mit so sensationeller Zubereitung aufgetischt, daß man, um ein ins Französische übergegangenes deutsches Wort zu gebrauchen, die Rockenbollen spürt. Dabei steht die Liebe des Gunaners zu Madame Arlette, damals noch unverheiratet, am Rande. Schließlich starb der guvaner Held, wie sich das in solchen Rittergeschichten gehört, an einer Vergiftung, die er sich an einem Trunke zuzog, und den sollen ihm, wie in der Renaissance bei den Borgia , die Verschworenen der Bande gereicht haben. So hat der Deputierte der Gironde , M. Henriot, vor dem Untersuchungsrichter ent= hüllt, der es einigermaßen den Atem verschlug.
Wohlgemerkt, alles das kann sein, und es ist jedenfalls den Stavistys zuzutrauen, auch wenn sich inzwischen wohl schon herausgestellt hat, daß einer der Hauptbelasteten,
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in Frankreich keine Ruhe haben. Nicht umsonst hat der Minister Chéron gesagt, daß eine Bande von Uebeltätern das Land in Trubel stürzt. Was ihnen sehr ge= lungen ist. Man sollte sich vielleicht auch etwas mehr um gewisse andere wichtige Dinge fümmern!
Im übrigen soll man die Schlagschatten dieser Abenteurer nicht übertreiben. Es ist ziemlich sicher, daß die Republik mit allen Kräften nach einer Reinigung der Atmosphäre drängt, mit den Sensationen fertig wird. Die Herren in Deutschland sollen sich nur nicht einbilden, durch diese Affäre, die den Kern des Franzosentums wirklich nicht berührt, irgendwie in Frankreich weiterfommen zu können. Ach nein, die Menschenrechte sißen hier sehr fest und werden es ewig bleiben, und wenn die Presse in Berlin nicht täglich einen Staucher von der Regierung friegte, dann sollte sie mal die Worte von Element Bautel in dem Rechtsblatt „ Journal" abdrucken, der so etwa gesagt hat: daß es manchmal lange dauert, bis die Diftatoren kommen, das einzige, was feststeht, ist, daß sie hier sehr schnell den tarpeiischen Fels hinunterfliegen. Wünschen wir Deutschland das Gleiche! Baptist.
Wie gemeldet wird, hat der französische Konsul int Nürnberg den Behörden in Dijon mitgeteilt, daß ein dunkles Auto, dessen Insassen die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich zogen, im Laufe des Monats durch Nürnberg fuhr. Die Nummer wurde notiert und der Surete mitgeteilt.
Auch Millerand?
Paris , 24. März. Der parlamentarische Staviffy- Ausschuß soll daran denken, die Einberufung des eben erst in die Ferien gegangenen Parlamente für die fommende Woche zu beantragen, damit die parlamentarische Immunität der schwer belasteten Senatoren Odin und Puis und der Abgeordneten Hulin und Prouit noch vor Ostern aufgehoben werde. Aus dem Verhör des Senators Odin ist zu ermähnen, daß der Zeuge einen früheren Präsidenten der Republik als Stavisfy Kunden bezeichnete. Nach längerem Zögern erklärte er, es handle sich, wie man behaupte, um Millerand. Vernommen wurde am Freitag auch der frühere Ministerpräsident Chautemps. Er behauptete, weder Stanisky, noch Arlette Simon, spätere Frau Stavistys, gefannt zu haben.
das Organ der„ Deutschen Front" das in der Entschließung Bronil bet, ein alter Stavisty- Freund, um die Zeit gar einigen Tagen an einem Hause eine Tafel mit der Inschrift
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zum Ausdruck gebrachte Verlangen, daß die Ehrlichkeit der Abstimmung gewahrt werden müsse, daß der Warenaustausch auf alle Fälle in Fluß bleibe. Daß es der„, Deutschen Front" beim Verlangen nach Ehrlichkeit so behaglich zumute wird, wie dem Mephistopheles , dem man das Kreuz hinhält, wirkt in keiner Weise überraschend. Naiv ist die Frage, was denn die Demokratische Partei die Saarfrage angehe". Das mag wohl in erster Linie davon herrühren, daß uns der Vertrag von Versailles noch nicht so weit aus der Erinnerung entschwunden ist wie den Herren, die in der Nebelwelt des dritten Reiches" leben. Die„ Fröntler" werden es einstweilen schon noch hinnehmen müssen, daß Frankreich - und damit ist eine Stellungnahme der verschiedenen französischen Parteien gegeben sich dafür interessiert, was an der Saar wird Vielleicht besitzt das Abendblatt unter des gewaltigen Teutonen Schlemmers Führung soviel Mut, diese Abfuhr seinen Lesern vorzusetzen. Dann kommen die Herren Redakteure dort wenigstens nicht aus der Uebung, sind sie doch im Zitieren gewisser lothringischer Pressestimmen sonst. so tüchtig."
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Die Radikalen gegen den Faschismus
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Auf der Generalversammlung der Radikal- Sozialistischen Partei des Bas- Rhin wurde eine Entschließung angenommen, in der u. a. gegen die faschistischen Umtriebe protestiert wird, die bereits blutige Zwischenfälle hervorgerufen und die Wirtschaftstätigkeit paralysiert haben und die das Land dem Bürgerkrieg entgegenzuführen drohen, indem sie Frankreichs Sicherheit in Gefahr setzen. Die Féderation des Bas- Rhin ersucht die Regierung, diesen Treibereien ein Ziel zu setzen. Unter Bezugnahme auf die verschiedenen Skandalaffären verlangt die Féderation der RadikalSozialisten, daß die Partei unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen ergreife, um die unerwünschten Elemente, ohne Rücksicht auf die Persönlichkeit, auszuschließen. Die Féderation ist der Ansicht, daß die Aufgabe, die sich das Ministerium Doumergue auferlegt hat, energisch durchgeführt und schnell beendet werden muß, damit man wieder zu normalen Regierungsmethoden zurückkehren kann.
An unsere
Bezieher und Leser!
Wir erhalten in letzter Zeit Beschwerden da rüber, daß die Deutsche Freiheit" entweder verspätet oder auch garnicht ankommt.
Wir bitten alle Beschwerdeführer, sich an ihrem Ort mit der Post oder der Bahn in Verbindung zu setzen, da von Saarbrücken aus die Zeitung nach wie vor pünktlich jeden Tag abgeht. An der Post oder Bahn des Auf gabe- Ortes liegt die Verzögerung nicht, davon konnten wir uns überzeugen.
Verlag der ,, Deutschen Freiheit"
nicht in Guyana war. Und die Witwe es vergifteten Galmiot hat erklärt, daß sie Stavisky nie gesehen hat. Wie dem aber auch sei, selbst wenn der schöne Alexandre mit seiner Maffia vor acht Jahren einen Abenteurer des Ruhms aus dem Lande Guyana tötete, so bringt dieser Tatzusammenhang die Suche nach der„ Affäre", nach den Mördern des Rich= ters Prince, noch nicht weiter. Und solange diese Mörder von Dijon nicht gefunden sind, wird das politische Gewissen
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angebracht: Hier wohnte der fommunistische Landtagsabgeordnete Erich Steinfurth . Er wurde am 2. Februar von der Geheimen Staatspolizei( SS .) ermordet. Wir werden seinen Tod rächen, indem wir in seinem Geiste handeln. Sommu nistische Portei." Außerdem wurden sämtliche Straßenschilder mit Zetteln:„ Erich- Steinfurt- Straße" überflebt. Die Täter fonnten nicht verhaftet werden.
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Bei Bischheim versuchten drei junge. Kerle ein Auto auf offener Straße anzuhalten. Der Chauffeur wich ihnen aus. Daraufhin schossen die Wegelagerer mehrmals hinter ihm her, verfehlten jedoch glücklicherweise ihr Ziel. Sie. wurden verhaftet. Mit 500 Fr., die er als Anzahlung leistete, ergaunerte sich ein hier ansässiger Italiener bei einem Garagisten ein Auto, das 6000 Fr. kosten sollte. Als der Garagist nicht zu seinem Geld kommen konnte, stellte er Strafantrag. Nun erfuhr er, daß das Auto längst den Weg ins Pfandhaus angetreten hatte. Der Italiener wurde festgenommen, später aber bis zu seiner Aburteilung auf freien Fuß gesetzt. Einem Schiltigheimer Händler wurde ein zur Reparatur übergebenes Motorrad bei der Probefahrt gestohlen. Schon schickte er sich an, seinem Klienten den Verlust zu ersetzen, da fuhr ein Unbekannter auf dem Rad an seinem Laden vor. Er ließ ihn sofort fest
nehmen, worauf sich herausstellte, daß der Festgenommene das Rad zu einem Spottpreis von einem Deutschen erstanden hat. Dieser ist natürlich verschwunden. Riesenverluste der ,, France Mutualiste"
Durch Gesetz ist den ehemaligen Kriegsteilnehmern in Frankreich die Möglichkeit gegeben, sich durch Einzahlungen in eine Pensionskasse eine Rente zu sichern, wobei der Viele Staat zu den Einzahlungen 25 Prozent beisteuert. Elsässer Kriegsinvaliden und Kriegsgefangene zahlten ihre Beiträge an die France Mutualiste", bei der nun eine aus dem Elsaß entsandte Untersuchungskommission große Verluste festgestellt hat, die infolge verschiedener Fehlspekulationen eintraten. Unter den Einzahlern herrscht darüber große Erregung, da sie mit Recht den Verlust ihrer Gelder befürchten. Man scheint aber eine Reglung treffen zu können, durch die die von den Einzahlern geleisteten Beiträge erhalten werden.
Das giftige Medikament
Das Söhnchen eines Automechanikers in Barr , der sein krankes Auge mit einem ärztlich verschriebenen Medikament zu kurieren suchte, erwischte die Arzneiflasche und trank ihren Inhalt. Das Kind starb einige Stunden später unter großen Schmerzen.
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Briefmarkenausstellung
Ueber die Osterfeiertage findet in Mülhausen eine große Briefmarkenausstellung statt, zu der Interessenten aus dem ganzen Elsaß erwartet werden.
Der neue Schachmeister
Die Straßburger Schachmeisterschaft für 1934 fiel an An Herrn Wolf Gaston vom Cerele d'Echees 1924. zweiter Stelle folgen Girardot und Zetlin.
Kunstkalender
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Mit einem Konzert, dessen Programm selten gehörte Kompositionen von Haydn , Mozart , Bach und Kuhnau aufwies, beschloß die Société de Musique de Chambre im HektorBerlioz- Saal des Konservatoriums unter Leitung des Direktors Fritz Münch die winterliche Konzertsaison. Die Werke wurden in der Urfassung mit Clavecin gespielt, zu dessen Handhabung die hervorragende Clavecinistin Alice Ehlers aus London gewonnen war. Das Konzert wirkte dadurch besonders reizvoll. Der Jazzdirigent Ray Ventura heimste im überfüllten Sängerhaus einen triumphalen Erfolg ein. Die Darbietungen seines Orchesters offenbarten eine eminente Virtuosität und sprühten von Witz und Humor. Mit der Programmnummer: Hallo, hallo, ici radio Jerusalem : Jazz Adolf Hitler " bewies Ray Ventura seinen Sinn für zeitgenössischen Wit in der Musik. Das Wiener Phil. harmonische Orchester unter Bruno Walters Leitung gastiert am 25. April im Sängerhaus, der berühmte Geiger Hubermann hat sein Erscheinen im gleichen Saal auf den 10. April angekündigt. Vorverkauf für beide Konzerte bei S. Wolf in der Meisengasse. Am Dienstag, Eine 27. März, treten die Donkosaken im Sängerhaus auf. umfangreiche Gemäldeausstellung, von vier in Paris lebenden Künstlern veranstaltet, lockt in den Aubette- Saal. Ueber die Kunst im Elsaß im 15. und 16. Jahrhundert sprach der Konservator des Gemäldemuseums im Lesesaal des Rohanschlosses. Das Stadt. theater brachte Lehars Operette ,, Paganini" in neuer Inszenierung heraus. Das Pariser Théatre de l'Odéon gastierte zum erstenmal in Straßburg mit dem erfolgreichen Schauspiel von Henri Clere: Le beau Métier". E. D.
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