Stavisky- Geschäfte des Röchling - Büros
Eine Haussuchung mit kompromittierendem Resultat
Die lothringer Zeitung„ Le Lorrain" bringt aus Paris folgende Meldung:
" Mr. Hude, ein mit der Untersuchung in der Stavisky: Affäre beauftragter Beamter, begab sich heute nach der Rue Ampere 61, wo sich die LORSAR( Societe anonyme des aciers fins de Lorraine et de la Sarre) befindet. Er nahm eine Haussuchung vor, die sich vor allem auf Be: weise für die Tätigkeit Stavistys auch an
der Saar fonzentrierte. Eine größere Menge
Abschnitte von Wertpapieren( coupures)
der Zeitung„ La Bolonte" fonnte von ihm
beschlagnahmt werden. La Volonte" ist die Zeitung, die vor einigen Monaten eine üble antifranzösische Hezkampagne in der Saarfrage betrieben hat."
Le Lorrain" bemerkt dazu, daß diese Angelegenhett ein neues Licht auf diese traurige Affäre wirft.
=
er=
Wir geben diese Meldung, die auch in der übrigen französischen Presse verbreitet wird, unsern Lesern zur Kenntnis. Man kann gespannt darauf sein, was die nähere Untersuchung dieser Verbindung Pariser Röchling Verkaufsstelle- Bolonte" bringen wird. Nicht minder interessant ist es zu erfahren, wie Hermann Röchling , der Hauptvertreter der deutschen Front", sich zu dieser Haussuchung in seinem„ LORSAR" ftellt und was es mit den„ coupures" der " Volonte " auf sich hat, die hierbei beschlagnahmt
wurden.-
Heute wollen wir daran erinnern, daß die„ Volonte ", eine Zeitung, die ehemals der französischen Linken nahe stand, seit einem Jahr ihre politische Haltung änderte und sich besonders hitlerfreundlich zeigte. Artikel dieser auf Göbbels umgestimmten„ Volonte " machten dann die Runde in der gleichgeschalteten und Nazipresse im Reich und noch mehr im Saargebiet. Ein Hermann Röchling Interview wurde dort veröffentlicht und besonders sympathisch für Röchling und die deutsche NaziFront an der Saar aufgezogen. Im ersten Röchling
Schulprozeß war, wenn wir uns recht erinnern, ein Ber treter dieses Blattes als einziger französischer Journalist anwesend. Er hat seinem Blatt einen Bericht übermittelt, der ebenfalls„ Verständnis" für die Haltung Röchlings zeigte.
Das sind doch interessante Verbindungen. Daß es aber nicht nur Zusammenhänge ideeller Art gab, sondern auch geschäftliche, darauf scheint die Haussuchung im Röchlingschen„ LOR SAR" mit der Beschlagnahmung einer Menge von Wertpapieren hinzudeuten.
=
Die Haussuchung in der Pariser Röchling - Verkaufsstelle wurde von einem in der Stavisky Affäre tätigen Beamten und in Verbindung mit dieser ausgeführt. Man suchte Verbindungen Staviskys mit Röchling und fand vorerst geschäftliche Beziehungen ausgerechnet zur hitlerfreundlichen „ Volonte ". Diese„ Volonte " aber ist am stärksten in der Stavisky Affäre belastet. 3hr Direktor sitt in Untersuchungshaft und ein Redakteur eines im gleichen Verlage erscheinenden Blattes( Paris Midi") ebenfalls. Die französische Linkspresse behauptet aber
schon seit Monaten, daß die„ Volonte " nicht nur von Stavisky, sondern auch vom„ dritten Reiche" bedient um nicht zu sagen gekauft wurde.
So laufen also die Fäden einer Affäre StaviskyVolonte" jetzt bis zu Röchling und ins Saargebiet und vielleicht auch darüber hinaus bis ins„ dritte Reich".
Paris , den 27. März 1934. Die Blätter bringen heute abend die Meldung, daß der Untersuchungsrichter in der Stavisty- Affäre M. Hude heute eine Haussuchung bei der Aktiengesellschaft für Verkauf Lothringischer und saarländischer Erze„ or far" abgehalten hat. Lorfar"( eine Abkürzung aus Société anonyme de vente des aciers fins de Lorraine et de la Sarre) hat seine Büroräume in der rue Ampere in der Nähe der Champs Elysees . Der„ Temps" teilt mit, die Haussuchung habe die Gegenständlichkeit der Anklagen des Gironde - Abgeordneten M. Henriot bewiesen, die soeben in dieser Sache erhoben wurden.
Die„ Corsar" ist, wie berichtet wird, zur Hälfte aus französischen, zur Hälfte aus deutschen Elementen zusammengesezt. Der Direktor ist ein Deutscher, im Temps" wird er pelin genannt, der Paris Soir" spricht von einem ,, wohlbekannten Deutschen " Roechlin.
"
In den Räumen der„ Corsar" wurden Zeitungsausschnitte aus der Volonte" gefunden( deren Beziehungen zu Sta visfy sowohl wie zu Hitlerdeutschland via Dubarry bekannt find), und zwar besonders antifranzöfifche", wie Paris Soir" sagt. Ebenso wurden Dokumente aus den Monaten Oktober, November und Dezember 1933 beschlagnahmt, aus der Zeit, in der man in Frankreich , wie ebenfalls das ge= nannte Blatt sagt, über die Ungeeignetheit einer Abstimmung an der Saar sprach.
Wie eine Saar - Entführung entstellt wird
Die Verschleppung des jüdischen Kaufmanns Katz bei Schwemlingen ins dritte Reich" wird naziamtlich jetzt so bestätigt und„ beschönigt":
„ DNB. Trier, 27. März. Ein Kaufmann aus Deutsch land , der der KPD. angehörte und sich vor etwa einem Jahr in Saarlouis niedergelassen hatte, fam dieser Tage mit einem Auto über die Grenze auf deutsches Gebiet. Grenzbeamte fanden in dem Wagen zwei Radioapparate, die der Kaufmann in Deutschland verkaufen wollte sowie staatsfeindliche Druckschriften. Radioapparate, Druckschriften und Auto wurden beschlagnahmt, der Besizer festgenommen."
Jst das nicht harmlos? Dabei weiß man, daß Katz in eine ihm gestellte Falle gelockt wurde und daß der Steller dieser Falle zur Zeit im Saargebiet im Gefängnis sitt, um sich wegen dieser Verschleppung demnächst vor der Strafkammer zu verantworten.
Drei Köpfe auf dem Block
Düsseldorfer Arbeiter werden hingerichtet
Dienstag morgen find in Düsseldorf wieder drei Kommunisten hingerichtet worden. Die Erfrather Arbeiter Emil Schmidt, Peter Hiperz und Otto Lukat. Der offizielle Kommentar des Deutschen Nachrichtenbüros teilt mit, daß der Ministerpräsident von seinem Begnadigungsrechte feinen Gebrauch gemacht habe, da die„ ruchlose Zat" ein typisch kommunistisches Verbrechen" set. Die Vorgänge des 20. Juni 1932, die dem Urteil zugrunde liegen, werden so dargestellt, als hätten sich die Erkrather Kommynisten planmäßig zu einem Ueberfall auf die harmlosen SA. Rameraden zusammengeschlossen und den SA.- Wachmann Hilmer feige aus dem Hinterhalt erschossen.
In Wirklichkeit wissen wir, aus einwandfreier Quelle, daß der Sachverhalt ein ganz anderer war. Die Erkrather SA.- Leute gehörten zu den berüchtigten Mordkolonnen von Düsseldorf und Umgebung. Sie terrorisierten planmäßig alle Antifaschisten, organisierten Feuerüberfalle und machten die Arbeiterviertel von Erkrath und Gerres heim unsicher. Mehrere Tote sind auf ihr Schuldkonto zu fetzen.
Anfangs Juli 1932 war eine Gruppe von Gerresheimer Arbeitern aus einem fahrenden Zug beschossen worden. Ein Arbeiter wurde verlegt. Der Täter gehörte der Erkrather SA. an. Die Arbeiter, denen die Geduld gegenüber diesem mörderischen Treiben ausging, beschlossen eine Protestdemonstration. Sie zogen in Gruppen nach Erkrath . Dabei wurden sie von der SA., die in Gräben und Hauseingängen Deckung genommen hatte, beschossen. Sicherlich werden einige Kommunisten nicht ganz waffenlos gewesen sein. Es kam zu einer gegenseitigen Schießerei, bei der der SA.- Mann Hilmer, dessen Tod jetzt durch die Hinrichtung der drei Kommunisten gesühnt" sein soll, sein Leben ließ.
Seltsam war allerdings das Untersuchungsergebnis. Danach war einwandfrei festzustellen, daß Hilmer von hinten aus nächster Nähe erschossen worden war. Also konnte Hilmer nur von seinen eigenen Kameraden getötet worden sein. Diese Tatsache sollte. durch die Aussage eines früheren Kommunisten, der zu den Nazis übergetreten war, widerlegt werden. Auf Grund der Denunziation dieses Renegaten wurden außer den drei jetzt hingerichteten Kommunisten weitere 9 Leute verhaftet. Die Angeflagten fonnten jedoch die Unwahrheit der Angaben des Verräters nachweisen und vor allem feststellen, daß der jeßige SA.- Mann bei den Straßentämpfen selbst beteiligt war. Alle Angeklagten, einschließlich des SA.- Mannes, waren im September vom Schwurgericht Düsseldorf zum Tode verurteilt worden. Bei drei Kommunisten wurde die Strafe vollstreckt, alle übrigen Verurteilten wurden zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Der SA.Verräter gehört natürlich zu den letzteren.
Das Deutsche Nachrichtenbüro knüpft an die Tatsache der Begnadigung eine seltsame Schlußfolgerung: Der Miniſter präsident habe von seinem Begnadigungsrecht Gebrauch gemacht, weil der größte Teil der Bevölkerung von Gerres heim durch jahrelange Arbeitslosigkeit in den Bann des Kommunismus" geraten sei. Dieser„ Bann" sei jetzt gebrochen. Das Wahlergebnis vom 12. 11. 1983 habe gezeigt. daß sich Gerresheim „ geschlossen" zu Adolf Hitler befenne. Und als Belohnung quasi für diese„ Einmütigkeit" solle Gnade vor Recht" ergehen.
Die„ Gnade" des Herrn Ministerpräsidenten hat weniger sentimentale Hintergründe. Er ist sich wohl nicht im unflaren darüber, welche Auswirkungen eine Hinrichtung von 12 Mann unter der Düsseldorfer Arbeiterbevölkerung und darüber hinaus im ganzen Industriegebiet hervorrufen würde. Und so mächtig ist er nicht, daß er diesen Faktor bedenkenlos übergehen könnte.
Rache
Hagen i. W., 26. März. Die Polizeiverwaltung Milspe teilt mit: Am Montagmorgen wurden auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Hagen 16 Personen wegen des Verdachts des Hochverrats, der Ausführung von Sprengstoffanschlägen und des Waffenbesizes festgenommen. Die den Fest genommenen zur Last gelegten Beschuldigungen fallen in die Zeit vor der national sozialistischen Revolution.(!!) Die Verhafteten werden in absehbarer Zeit wegen dieser Delikte zur Aburteilung gelangen.
Illegale
Drei mußten freigesprochen werden
In Rostod fand wieder einmal ein Kommunistenprozeß" statt. 11 Rommunisten hatten sich wegen hochverräterischer" Handlungen zu verantworten. Illegale Verbreitung von Flugschriften, Zeitungen und Broschüren warf ihnen die Anklage vor.
Es wurden verurteilt drei Angeklagte zu einer Gefängnisstrafe von je zwei Jahren sechs Monaten, zwei Angeklagte erhielten je zwei Jahre Gefängnis, ein Angeflagter 15 Monate Gefängnis, ein weiterer Angeklagter 13 Monate Gefängnis, vier Angeklagte wurden zu einer Gefängnisstrafe von je einem Jahr verurteilt, ein Angeklagter wurde lediglich wegen Vergehens gegen das Schußwaffengesetz zu einer Gefängnisstrafe von einem Monat verurteilt. Drei Angeklagte wurden auf Kosten der Staatsfaffe freigesprochen. Die beschlagnahmten Gegenstände werden eingezogen.
Unter den Angeklagten befand sich auch ein Russe namens Cohnfeld. Das Verfahren gegen ihn wurde abgetrennt, da man anscheinend noch nicht genügend„ Belastungsz.ugen" gegen ihn aufmarschieren lassen konnte.
In der Urteilsbegründung wurde viel geredet von den „ staatsgefährlichen“ und„ hochverräterischen" Handlungen der Angeklagten. Der Russe Cohnfeld wurde als„ besonders gefährlich" bezeichnet, da er nach Deutschland gekommen sei, um die politischen Ziele der KPD . durchzuführen“.
Drei der Angeklagten wurden freigesprochen. Ein Beweis dafür, wie übereilig man denen den Prozeß macht, die„ fpmmunistisch" verdächtig erscheinen. Denn wäre auch nur der leiseste Schatten eines Verdachtes geblieben, fein Richter des„ dritten Reiches" hätte diese Staatsfeinde" freigesprochen.
( Inpreß.) Im Stuttgarter Hochverratsprozeß gegen neunzehn Kommunisten wurden alle Angeklagten zu Gefängnisstrafen von sechs Monaten bis zu zwei Jahren und elf Monaten bestraft.
( Jupreß.) In Köslin wird augenblicklich ein Hochverratsverfahren gegen 26 Kommunisten aus Kolberg durchgeführt. Die Angeklagten sind beschuldigt, die KP: illegal meitergeführt zu haben.
( Inpreß.) Vor dem Sondergericht für, das Land Sachsen , das im Schwurgerichtssaal des Dresdner Landgerichts tagt, begann ein Hochverratsprozeß gegen 52 Angeklagte, die der illegalen Tätigkeit zugunsten der SP. beschuldigt werden.
Hochverrat
-
Zuchthaus
( Inpreß). Der Straffenat des Hamburger Oberlandes gerichts verhandelte im Rostocker Ständehaus wegen Hochverrats gegen drei Angeklagte, von denen zwei ie drei Jahre Zuchthaus, der dritte drei Jahre Gefängnis erhielt. Im Anschluß an dieses Urteil ist die Verhandlung gegen weitere 16 Angeklagte wegen des gleichen Delikts aufgenommen worden.
( Inpreß.) In dem fürzlich erschienenen Buch von Göring lesen wir:„ Ich gab die schärfsten Anweisungen, ich forderte rücksichtslos den Einsatz der ganzen Person in der Niederringung staatsfeindlicher Elemente. Ich erklärte damals vor Tausenden von Volksgenossen, jede Kugel, die aus dem Lauf einer Polizeipistole geht, ist meine Kugel. Wenn man das Mord nennt, dann habe ich gemordet, das alles habe ich befohlen, ich decke das, ich trage die Verantwortung dafür und ich habe mich nicht zu scheuen."
Briefkontrolle!
Vorsicht bei allen Briefen nach Deutschland Aus Polen wird uns geschrieben:
„ Daß die aus Deutschland ins Ausland gehenden Briefe stichprobenweise zensiert werden, ist wohl allgemein bekannt. Aber weiß man in Kreisen der Emigranten auch, daß die nach Deutschland gehende Post durchschnüffelt wird? Es wurden in letzter Zeit mehrere Briefe von mir angehalten und beschlagnahmt. Als Beweis dafür lege ich einen Brief bei, den ich von einem Freunde erhielt. Ich glaube, daß Sie vielleicht im Interesse der Emigranten in Ihrer Zeitung darauf hinweisen könnten, daß auch die aus dem Auslande nach Deutschland gehenden Briefe durchsucht und beschlagnahmt werden. Es war mir früher schon öfters aufgefallen, daß Briefe mit ein bis zwei Tagen Verspätung bei den Adressaten in Deutschland angekommen waren. Vermutlich wurde da immer die ganze Post durchsucht."
Der beigelegte Brief lautet:
,, Dein letzter Brief von Ende Februar ist nicht bei mir angekommen, er ist in Aachen festgehalten worden. Warum? das weiß ich nicht. Hattest Du etwas Verdächtiges gegen Deutschland geschrieben? Das Polizeipräsidium schichte mir einen Brief, ich möchte sofort Deine Adresse angeben und Deinen Beruf. Hast Du von dort schon etwas gehört? Ich möchte Dich nun bitten, doch recht vorsichtig zu sein, sonst läßt man dich nicht mehr in Deutschland herein, obschon ich weiß, daß es vielleicht ganz harmlos war, was Du geschrieben hast. Was auch kommen mag, ich halte fest und treu zu Dir..."
•
Weil er den Eltern die Wahrheit schrieb Das Sondergericht Nürnberg- Fürth verurteilte den sechs Die richtige Instanz
undzwanzig Jahre alten verheirateten arbeitslosen Mechanifer Johann Renner, weil er in einem an seine in Rotter dam lebenden Eltern gerichteten Brief unwahre Angaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland gemacht hatte, zu vier Monaten Gefängnis. Die staatsgefährliche Kanzel
Das Sondergericht Dortmund verurteilte in Warendorf ( Westfalen ) den Rektor des Klosters Vinnenberg, D. Böcker, wegen schwerer Angriffe gegen die Regierung und verleumderischer Beleidigungen des Reichsministers Dr. Göbbels und des preußischen Ministerpräsidenten Göring zu zehn Monaten Gefängnis und fünf Monaten Festungshaft. Strafverschärfend wirfte die Tatsache, daß die Beleidigungen zum Teil von der Kanzel erfolgt waren. Das Gericht ging über den Antrag des Staatsanwalts, der wegen Verstoßes gegen den Kanzelparagrafen drei Monate Festungshaft beantragt hatte, noch hinaus.
Für die Hochschulreife
Die Gebietsführung Ost land der, Sitlerjugend" und der Gau des Bundes, Deutscher Mädel" haben vom Oberpräsidium in Königsberg ein Vorschlagsrecht für die 3ubilligung der Hochschulreife zugebilligt erhalten. Das Vorschlagsrecht wird durch Sonderbeauftragte des Gebietsführers der H. J. und der B.- d.- M.Gauleitung ausgeübt werden.
Angst vor Eva