Deutsche Freiheit Nummer 74
Das bunte Matt
Samstag, de« St. März 1984
UarfreitÄgs-Prozesiion in der Heiligen Stadt Ordensbrüder mit verhüllten Gesichtern am Titusbogen Alljährlich am Karfreitag durchziehen die Brüder des Miseri Cordias die Stadt Rom  , wobei sie ein grobes Holzkreuz mit sich tragen, um auf diesem Zuge und an diesem Tage des Passionsweges Christi zu gedenken. ywei Austen Frankreichs Bretagne, eine Welt für(Ich- Töte d'Or, eine Welt für andere
Cote d'Or  Am Fuße des maurischen Bergmassivs gelegen, auf dem schönen^Küstenstreifen zwischen Cannes   und St. Tropez   er­innert St. Raphaelan ein römisches Dorf, das in dem Gols  von Neapel   liegen könnte". Vom Westen her beschattet es der wilde, dunkelgrüne Wald, der an den Bergabhängen des maurischen Massivs wächst, im Osten scheinen die zwei sprungbereite Löwen   die Stadt zu beschützen. Am schönsten ist die Stadt abends kurz vor Sonnenuntergang. Die byzau- tinische Kirche und die farbigen Häuser erstrahlen in rotem Licht, die Fensterscheiben leuchten wie Rubinen und das Meer schillert wie Perlmutt. St. Raphael ist seit jeher die Stadt der Künstler und Intellektuellen gewesen. Das Klima der Stadt ändert sie immer wieder unter dem Einfluß der zwei Zonen, die sie beherrschen, der kontinentalen Zone und der Meereszone. Im Winter beträgt die Mitteltemperatur 10 Grad im Januar, ll im Februar, 12 im März und 13 Grad im April. Im Frühling ist die Mitteltemperatur 18 Grad, im Sommer 22 bis 28. Regenfälle sind äußerst selten, Nebel fast unbekannt und die Lust, die besonders mild und rein ist, ist außerordentlich wohltuend. Tie Vegetation ist wunderbar. Herrliche Pappeln neigen ihre Wipfel, grüne Palmen umrahmen die Küste, farbige Blumen schmücken die Gärten. Rosen. Geranien, Nelken. Mimosen, Iris und Beilchen blühen schon in den ersten Februartagen. In der Nähe der Wälder ist die Luit vom Duft des Lavendels, des Klees und der Veilchen durch- drungen. Solche duftende, leuchtende Orte liegen dicht nebeneinander an der ganzen Cote d'Or. Da ist Agay mit seinen roten Felsen, da ist Trayas, einer der größten Orte mit vielen Hotels und einer wunderschönen Promenade. Da ist St. Tropez  , der neueste und zur Zeit modernste Kurort der Cote d'Or  . Aber ob er klein oder groß, ob näher dem Meere oder am Gebirge gelegen, ähneln sich die Städte mit ihren iärbigen Häusern und ihrer märchenhaften Vegetation. Es ist im Grunde genommen ganz gleich, in welchem dieser Orte man Ausenhalt nimmt. Ueberall ist die blaue See, die Berge, die klare, reine Luft, überall ist es gleich unwahrscheinlich, märchenhaft schön. Die schöne Bretagne  Zu der Zeit der Eroberung Galliens   durch die Römer, berichtet die Geschichte, ließ sich ein mächtiges Fischervolk, die Beneten. an der Südseite des Atlantischen Ozeans   nieder. Seit dieser Zeit bilden die Fischer ein Volk für sich, das eine eigene Industrie besitzt und die den Eindruck erweckt, der ganzen übrigen Bevölkerung Frankreichs   ebenso, fremd zu sein, wie zur Zeit ihrer Einwanderung. In der Bretagne  haben die Fischer nichts mit den Bauern gemein und sprechen mit großer Verachtung von denErdarbeitern". Sie sind in Stämme" geteilt die jeder einen bestimmten Namen haben, die alte Rasse wird durch das stillschweigende Gesetz, daß Ehen nur innerhalb dieser Cliquen geschlossen werden, rein er-
halten. Es gibt einige Familiennamen, die immer wieder vorkommen. So z. B.Porsmoguen, Guilcher und Milner" in der Gegend der Insel Sein. Ter Fischsang, der zuerst nur betrieben wurde, um der Bevölkerung die nötige Nahrung zu verschaffen, hat sich mit der Zeit zu einem Handelszweig ausgebildet. Ein schwung- hafter Fischhandel wurde an den Ufern des Meeres betrieben und es entstand das Bedürfnis nach Häfen. Seltsamerweise wurden die bretonischen Häfen, deren ursprünglicher Zweck ja der Handel mit Fischen war, hauptsächlich Kriegshäsen. Und erst in der l^ten Zeit kehren sie wieder zu ihrem ur- sprünglichen Zweck zurück. So ist Lorient   auf dem Wege, ein großer Fischhandelsplatz zu werden. Im Hasen von Lorient  und in der Gegend der Insel Croix liegen jetzt durchschnitt- lich 1300 Schiffe, die meist der SöOO-Tonnen-Klasse angehören. Große Konservenfabriken tragen zur Belebung des Handels bei. Aber das Zentrum der Konservenindustrie ist nach wie vor Nantes   geblieben. Schon 1800 erfand Francois Appert aus Nantes   ein neues Verfahren, das ermöglichte, Lebens- mittel längere Zeit in verschlossenen Büchsen frisch zu er- halten. Und es geschah gleichfalls in Nantes  , daß der Groß- industrielle Jean Colin zum ersten Mal das Verfahren von Appert   zum Konservieren von Sardinen anwandte. Seitdem hat die Konservenindustrie in Nantes   einen unerwarteten Aufschwung genommen, dem auch wahrscheinlich das An- wachsen der Bevölkerung an der Küste zu verdanken ist. Die ganze Küste der Bretagne   wimmelt von Fischerbooten, die in der Nacht ihre dunkelblauen Netze, die kaum vom Wasser zu unterscheiden sind, nach den Sardinen auswerfen. Hätte man vor dem Kriege von Brest  , als von einem Handelshafen gesprochen, so würde man bestimmt als Un- wissender ausgelacht worden sein. Brest   war vor dem Kriege ein grober Kriegshasen, der schon seiner Lage nach sich schlecht zum Handelshafen eignete. Handelshafen waren Penmarch und Douarnenez  . Diese Häfen waren aber wieder zu flach und wurde nach langem Hin und Her doch Brest   zum Haupt- Handelshafen ernannt. Es wurde ein großes Bassin aus- gebaggert, auf das dieBrester" noch heute sehr stolz sind. Diesem Bassin verdankt Brest   die bedeutende Rolle, die es beute in dem Fischhandel spielt. Bon der ganzen Küste der Bretagne   werden hier die Fische abgeladen, die im Lause der Woche gefangen wurden. Hier werden sie sortiert. Ein Teil wirb nach Nantes   an die Konservenfabriken verkauft, ein Teil auf verschiedene Schiffe verladen, die dann in alle Teile Frankreichs   und manchmal sogar in andere Länder verschickt werden. Das alte Fischervolk, das zur Zeit der Eroberung Galliens  durch die Römer eingewandert ist, hängt mit so tiefer Liebe an seinem Küstenstrich, ist so tief verwurzelt mit ihm, wie der Bauer an seiner Scholle. Der harte Kampf mit der See hat den Bretonen gestählt, das entbehrungsreiche, schwere Leben hat ihn wortkarg und verschlossen gemacht. Es gibt kaum an der ganzen Küste Frankreichs   noch ein Volk, das so seine Sitten und alten Gebräuche festgehalten hat, wie das
bretonische.
MTP.
Wenn eine Frau sichverfleht" Mißgeburt verursacht durch einenKiug»Koug"»Film? Der alte Volksglaube, daß gewisse Geschehnisse und Ein- drücke auf eine werdende Mutter Gestalt und Charakter des Kindes maßgebend bestimmen sollen, das von vielen Aerzten als schlimmer Aberglauben bezeichneteVersehen" von Schwangeren, scheint wieder einmal eine beglaubigte Be- srätigung gefunden zu haben: Tie Tochter des Hausierers Traußig in Preßburg   brachte dieser Tage ein Kind zur Welt, das mehr einem Affen als einem Menschen glich. Es hatte abnorm lange Arme und einen dichtbehaarten Fleischwulst als Kopf Die Mißgeburt war so häßlich, daß man sie oer unglücklichen Mutter gar nicht
zeigte. Das Kind lebte nur einige Stunden und wurde im Anatomischen Institut der Preßburger   medizinischen Fa- kultät präpariert. Als Ursache der Mißgeburt wird der Umstand bezeichnet, daß sich das schwangere Mädchen vor mehreren Wochen den amerikanischen   Sensations-FilmKing-Kong" angesehen hat. dessen Hauptrolle bekanntlich ein Menschenaffe spielt. Das Mädchen war von dem Kinobesuch mit allen Zeichen des Ent­setzens und Ekels nach Hause gekommen und tagelang litt sie unter starken Depressionen, die ihr der Film verursacht hatte. Auch die Aerzte erklären es in diesem Fall für durch- aus möglich, daß die schwere seelische Erschütterung während der Schwangerschaft, die durch die Erscheinung des Affen- menschen auf der Leinwand ausgelöst worden war. die Ur- fache für die Bildung der seltsamen Mißgeburt gewesen ist.
Rarwoche O Woche, Zeugin» heiliger Beschwerde! Du stimmst so ernst zu dieser Frühliugswonue, Du breitest im verjüngten Strahl der Souue des Kreuzes Schatte» auf die lichte Erde» Und senkest schweigend deine Flöre nieder? Der Frühling darf indessen immer kelmeu» Das Veilchen duftet unter Blütenbänmeu Und alle Bögleiu singen Jnbellieder. O schweigt, ihr Böglein auf den grünen Auen! Es hallen rings die dumpfen Glockeukläuge, Die Engel singen leise Grabgesänge? O still» ihr Böglein hoch im Himmelblauen! Ihr Beilchen, kränzt heut keine Lockenhaare! Euch pflückt mein frommes Kind zum dunkeln Strauß«, Ihr wandert mit zum Mnttergotteshanse, Da sollt ihr welken auf des Herrn Altare. Ach, dort, von Tranermelodien trunken, Und süß betäubt von schweren Weihrauchdüften Sucht sie den Bräutigam in Todesgrüfte», Und Lieb und Frühling, alles ist versunke«! M ö r i ck e. Gin Hund als Angeklagter Bor dem Friedensrichter des 18. Arrondifsements stand Mlle?)., eine schöne, ranke, schlanke, blonde Französin, aber ihre Miene war gar nicht so liebreizend, wie man es von einer so schönen Pariserin erwartet. Sie klagte gegen einen jungen armen Maler, der in einer Dachkammer des Monr- parnasse haust oder vielmehr gegen dessen Hund. Mlle.?). ist von Beruf Modell. Während sie in Ausübung ihres Berufes in der Dachkammer, gleich unter den Dächern von Paris  , auf einem Podest stand und das Borbild des Gemäldes einer schaumgeborenen Venus darstellte, sprang der Hund des Malers ins Zimmer und biß der Venu» in die Wade. Die Venus verwandelte sich in eine Furie. Der Schluß deS Dramas spielte sich jetzt vor dem Friedensrichter ab. der den Biß mit 2 Hundert-Franken-Scheinen heilen wollte. Da der Maler, wie es in diesem Beruf häufig vorkommen soll, über' Barmittel in dieser Höhe nicht verfügte, begnügte sich die Klägerin mit dem Bild der schaumgeborenen Venus, deren unglückliches Modell sie war. Protest mit einer Pferdekraft Die Bäter aller Gemeinden haben jetzt große Geldsorgen. Und in den Rathäusern zergrübelt man sich die Köpfe, wie man um alles in der Welt neue Geldquellen erschließen könne. Die Ortsgewaltigen einer kleinen irischen Gemeinde bei Cork   sind auf die geniale Idee verfallen, den Motor- verkehr in ihrem Orte zu besteuern. Aber die Autobesitzer wußten sich zu helfen. Bor der Gemarkung der Stadt etablierte sich ein Pferdehändler. Unter großem Hallo wurde vor jedes ankommende Auto ein Pferd gespannt und so trabte das Roß mit seinem Auto friedlich durch die Straßen. Da man Pferdefuhrwerke beim besten Willen nicht als Fahrzeuge mit motorischer Kraft bezeichnen kann, wurden die armen Stadtväter um ihre Steuer geprellt und mußten das Gesetz wieder rückgängig machen. Die Fahne Unter den ehemaligen Kriegsteilnehmern Frankreichs  herrscht große Aufregung. Es stellt sich jetzt heraus, daß die Fahnen der 279 Regimenter, die nach dem Kriege auf- gelöst sind, nur noch Fetzen sind. Sie waren bisher im Armeemuseum aufbewahrt, wo sie wohl hauptsächlich durch die Zentralheizung schweren Schaden genommen haben. 93 Banner tapferer Regimenter scheinen fast vernichtet. Die übrigen haben auch schon schwer gelitten. Jetzt will man auf dringende Forderung der alten Frontkämpfer die Reli- quien des Sieges retten und sie in lustdichten Vitrinen auf- bewahren, um sie vor weiterem Verfall zu retten. pariser Taxichauffeure lernen fliegen In Toussu bei Paris   haben sich verschiedene Pariser   Taxi- chausfeure zu einer Fliegerschule zusammengetan. Sie wollen fliegen lernen, weil sie glauben, dies in absehbarer Zeit durch die billigen Bolksflugzeuge, den» bereits für 1300 Franken gibt es kleine Modelle, die für die Schulung völlig ausreichen. Bald werden also die Pariser   mit Luft- taxen durch die Stadt sausen und mitleidig auf das Ge- wimmel in den durch den Riesenverkehr völlig verstopfte» Straßen herunterschauen.
Wilde Löwen gesucht
Für einen Film wurden eine Anzahl besonders wilder Exemplare des Königs der Tiere verlangt. Da aber alle Löwen   Kaliforniens   durch ihre lange Gefangenschaft und ihre Mitarbeit am Film so zahm geworden sind, daß sie beim besten Willen nicht mehr als Raubtiere anzusprechen sind, mußte extra für diesen Zweck eine Löwenschule ge- gründet werden, in der die Tiere wieder zu Raubtieren erzogen werden sollen. Das Fleisch wird ihnen, in mensch- liche Puppen verpackt, gereicht, damit sie sich wenn sie an diese Ernährungsart gewöhnt sind als wild?^'lmdar- steller präsentieren. Hilfe gegen den Gastod 7 Durch Einatmen von Kohlenoxydgasen, meist in verschlos­senen Garagen, finden alljährlich 3000 Menschen den Tod. Für alle diese Menschen, die durch das Ausströmen von Gasen in Lebensgefahr geraten sind, ist jetzt Rettung mög- lich. Den Vergifteten wirb eine Infektion von MethylengaS gemacht, das in den Blutstrom eindringt und die grau- famen Wirkungen des Oxygens absorbiert. Die Versuche, die mit dieser eigenartigen Heilmethode gemacht worden sind, haben bereits zu guten Resultaten geführt.