Deutsche   Stimmen Beilage zur Deutschen Freifieit"' Ereignisse und Geschichten

Donnerstag, den 5. April 1934

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Hut ab- oder deutscher Gruß"?

Das hat Hermann angerichtet.. E01 000 e

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Stelle mit noch stärkerem Nachdruck, als dies bisher ge­schehen ist, auf die Anwendung des deutschen   Grußes ge­halten würde.

Die Zitate, die wir nachstehend veröffentlichen, muß jeder wörtlich lesen. Wer nach der Erkenntnis der deut­schen Seele" strebt, wird aus ihnen die wertvollsten Auf­schlüsse empfangen. Sie stammen aus dem Sprechsaal der ,, Deutschen Allgemeinen Zeitung" und behandeln die nun Studienrat Dr. Kügler: schon seit Monaten tobende Streitfrage, ob man beim Gruß den Hut abnehmen oder sich mit dem deutschen Gruß" begnügen soll. Wir geben jedem, der hin und wieder eine gleichgeschaltete Zeitung zur Hand nimmt, den Rat, sich nicht in politische Leitartikel zu verkrampfen. Hier spricht nicht eine Meinung, hier spricht Gäbbels. Darum sehe er weiter hinten nach, suche die scheinbar un­politischen Artikel und Notizen und er wird vom ,, dritten Reich viel mehr, vielleicht alles wissen...

Also: Ein gewisser Hermann hatte geschrieben, ältere Leute und Damen solle man zuerst durch Abheben des. Hutes begrüßen. Hier das Echo: id not

Oberstleutnant a. D. Eylerts:

Lüneburg  , 26. 3. Als alter Offizier möchte ich nur ein Beispiel anführen, das beweist, daß zu einem höflichen Gruß durchaus nicht un­bedingt das Abnehmen der Kopfbedeckung" erforderlich ist, vielmehr auch früher schon eine andere Grußform völlig gleichberechtigt daneben bestand, nämlich der militä­rische Gruß durch Anlegen der Hand an die Kopf­bedeckung. Unsere Frauen haben es jedenfalls niemals als ein Zeichen von Unhöflichkeit angesehen, daß wir vor ihnen nicht die Mütze oder den Helm abnahmen. Daß gegenüber neuen Formen, wie es der deutsche Gruß ist, bei der älteren Generation zunächst gewisse Hemmungen bestanden, ver­stehe ich aus eigener Erfahrung durchaus. Ich würde es aber als einen Fehler bezeichnen, wenn der deutsche Gruß in ge­wissen Fällen durch Abnehmen der Kopfbedeckung ergänzt werden sollte, wodurch er selbst als nicht vollwertig gekenn­zeichnet würde. Wer die Hemmungen nicht so schnell über­winden Katin, mag lieber den alten Gruß beibehalten, bis das Verhalten der anderen auch ihn an den neuen Gruß gewöhnt hat.

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Pfarrer Kuck: diy spin Berlin  , 26. 3.

,, Als der deutsche Gruß eingeführt wurde, geschah dies sicher nicht in der Absicht, den männlichen Teil der Be­völkerung der selbstverständlichen Pflicht zur Höflichkeit ( d. h. zum Abnehmen des Hutes) zu entbinden." Die hier

Berlin  , 27. 3.

Den temperamentvollen Ausruf ,, Flaps ab" von O. Her­mann vermag ich ganz und gar nicht zu billigen. Der soge­nannte deutsche Gruß ist den Beamten und Lehrern inner­halb der Dienstgebäude vorgeschrieben, und sie sollen ihn möglichst auch außerhalb anwenden. Wer beim Heere gedient hat, mußte sich für die Zeit, die er des Kaisers Rock trug, auch an eine andere Grußform gewöhnen, selbstverständlich auch den Damen gegenüber! Inwiefern soll vor ihnen denn nun der allgemein gültige deutsche Gruß flapsig sein? Ich selber werde ihn nun erst recht anwenden und werde ab­warten, ob es jemand wagen sollte, mich deswegen zu be­leidigen! Any me

Werner Ostmar:

Berlin  , 27. 3.

Hitlers   Gefolgschaft ist durch viele Jahre bis heute mit dem Gruß ,, Heil Hitler  " ausgekommen. Er ist spontan von allen Menschen guten Willens, von den Behörden, und dann auch von den Schulen übernommen worden. Er ist m. E. nach die beste und ausdrucksvollste Form der Ehrerweisung, die ein Deutscher dem andern und gleichzeitig dem Führer darbringen kann.

Herr Hermann verlangt für die älteren Mitmenschen" und für ,, Damen  " erst Entblößung des Hauptes. Ich habe noch nicht bemerkt, daß ältere Deutsche oder ältere deutsche Frauen jemals den Gruß, der für den Führer gilt, für sich als zu geringwertig erachtet hätten. Die Gedanken, die Herr Hermann widergibt, sind für den Nationalsozialisten gar nicht denkbar. Gibt es jemand in Deutschland  , der eine höhere Ehrerweisung verlangen darf als der Führer selbst? Unsere früheren Grußformen ließen sich so wunderschön nuancieren( man konnte auch etwas anderes als nur Hoch­achtung im Gruße zum Ausdruck bringen), je nach Stand und Interessen, die im Spiele waren. Man konnte die Klassen­

unterschiede prächtig herausheben. Der Hitlergruß hat dem ein Ende gemacht; er gilt für die ganze Volksgemeinschaft total, ohne Kompromiß. Jede Erörterung anderer Grußmög­lichkeit würde eine Deklassierung des Hitlergrußes be­deuten Er macht es, Gott sei Dank, unmöglich, noch einen Titel hinzuzusetzen. So ist er der einzig mögliche Gruß für den, der sich der Volksgemeinschaft verbunden fühlt. In Berlin   und auch wohl anderswo findet man heute oft ein Türschild mit der Aufschrift: Hier gilt nur der deutsche Gruß ,, Heil Hitler  !" Damit sind Sorgen, wie Sie Herrn 0. Hermann plagen, ein für allemal gebannt. Ernst Benecke:

Berlin  - Steglit, 26. 3.

Die Aera Hitler hat die Jugend aufgerüttelt; Höflichkeit und Achtung gegen das Alter und das weibliche Geschlecht sind überall zu bemerken. Flapse hat es immer gegeben, solche Dickhäuter werden nie ganz aussterben. Der deutsche Gruß gibt bei seiner Einfachheit jedem Volksgenossen die Möglichkeit, auch das Alter zu ehren, indem man mit dem Erheben des rechten Armes eine Verbeugung verbindet. Beim alten Gruß war ja dieses auch üblich. Den Kombinationsgruß lehne ich jedenfalls ab.

Georgi Stoll:

Berlin   Charlottenburg  , 27. 3.

Der deutsche Gruß ist heute die Grußform, bei welcher der Hut auf dem Kopf bleibt. Abgesehen davon, daß es amt­lich vorgeschrieben ist ich weiß es aus der Schule, die ja besonderen Wert auf Grußformen legt sieht es auf der Straße zu komisch aus, wenn- namentlich ältere Leute verwirrt an den Hut fassen, dann den Arm ausstrecken, wie­der an den Hut fassen, endlich den Hut unten haben und die Person grüßen die meistens dann schon vorbei ist. Stel­len Sie sich doch bitte einmal vor, daß der Grüßende eine Mappe oder ein Paket unterm Arm hat. Was soll der Unglückliche tun? Viel­leicht stehen bleiben, das Paket hinstellen, den Hut ab­ziehen und dann den Arm hochheben? Ich glaube, es wäre dann schon besser, die zu grüßende Person zu bitten, so lange stehenzubleiben, bis man mit der Prozedur fertig wäre. Der deutsche Gruß aber soll erstens von allen

ausgeübt werden und zweitens nicht lächerlich gemacht wer­den, denn er drückt einen Dank dem Führer gegenüber aus und wirkt ohne störendes Beiwerk schön. Es werden diesmal nicht die jungen Menschen, sondern die älteren Leute etwas zulernen müssen.

Das kultische Schwein

von Herrn O. Hermann ausgesprochene Ansicht erscheint Der Schweinehaß der Juden, von Darré demaskiert

Man weiß, daß es der Reichsernährungsminister Pg. Walter Darré   besonders mit ,, Blut und Scholle" hat. Bei ihm fängt der deutsche Mensch erst an, wenn er nachweisbar eine Mi­schung aus deutschem Boden und deutschem Blute ist. Doch, schung aus deutschem Boden und deutschem Blute ist. Doch, wie diese Merkmale einwandfrei feststellen? Da kam dem Darré ein Genieblitz: Das Schwein muß helfen! Der Mann, dem heute die deutsche Ernährungswirtschaft ausgeliefert ist, setzte sich hin und schrieb eine Schrift, die er also be titelte: Das Schwein als Kriterium für die nordischen Völker und Semiten".

mir abwegig. Der deutsche Gruß, wie ihn unser Volkskanzler wünscht, ist in seiner ästhetisch schön wirkenden Form die Höflichkeit; nur darf er nicht salopp ausgeführt werden. Das Abnehmen von Hut oder Mütze obondrein würde den deut schen Gruß schwerfällig und hinfällig machen, sobald der Grüßende nur etwas in der Hand zu tragen hätte. Der mili­tärische Gruß, bei dem der Grüßende den Helm oder die Dienstmite auf dem Kopf behält, galt und gilt doch auch nicht als unhöflich. Nein: nicht deutscher Gruß und alte Form des Hutabnehmens, sondern der deutsche Gruß, mit stram­mer Haltung und Aufmerksamkeit ausgeführt, muß jetzt als die Höflichkeitsform schlechthin hingenommen werden. Un­schöner als die frühere Höflichkeitsform ist die neue ganz gewiß nicht; warum aber dann unhöflicher?- monumentaler Abhandlung zwei aufschlußreiche Zitate hier

W. Böhringer:

nadinell Duisburg  , 25. 3. Wenn ich heute als Vierzigjähriger nicht allein meine Freunde, sondern ganz ebenso jede Frau und jeden Mann, auch jeden wirtschaftlich Bessergestellten, wenn ich beim Be

treten eines Geschäftes oder Büros mit dem deutschen Gruß grüße, so hat das weder mit Belieben", noch mit Erziehung" etwas zu tun. Wenn der Pimpf, wenn der Hitlerjunge und das Hitlermädchen, der SA. und SS.  - Mann, wenn jeder Deutsche der deutschen   Frau und dem deutschen   Mann, gleich viel welchen Alters, diesen Gruß entbietet, so hat auch dies nichts mit Belieben" oder Erziehung" zu tun. Wir benützen diesen Gruß einfach, weil er für uns heute die ein­zige Möglichkeit bedeutet. Warum soll denn in dem

Damit man erfährt, womit heute im einstigen Lande der Denker und Dichter Papier   bedruckt wird, seien aus Darrés hergesetzt. Auf Seite 6 offenbart sich Herrn Darré die Welt des Schweins folgendermaßen: Das Schwein ist durchaus das Opfertier des nordischen Sonnenkults oder hängt wenig stens damit zusammen. Die Einehe in bezug auf die freiheitliche Stelle der Frau, wohl eine Sonderheit nordischer Menschen, ist der Sonne geweiht und wird in Rom   noch lange durch ein Schweineopfer bestätigt. Es scheint festzustehen, daß genau in demselben Maße, wie die Semiten alles ablehnen, was mit dem Schwein zusammen­hängt. dieses Tier umgekehrt bei den nordischen Völkern in allerhöchstem Ansehen stand. Man kam zu dem erstaunlichen Ergebnis, daß die germanische agrarische Gesetzgebung sich

straff ausgeführten deutschen Gruß weniger Achtung und Solidarität in Holland  

weniger Höflichkeit liegen als in dem Abnehmen der Kopf­bedeckung? Lag und liegt denn im Gruß von uns Vorkriegs­und Kriegssoldaten und von unseren Reichswehrsoldaten weniger Achtung, weil Müge oder Helm nicht abgenommen werden? Ist etwa der deutsche Gruß nicht deshalb am Plate, weil er den Aelteren etwas Neues bedeutet? Freut es denn nicht jede deutsche Frau und jeden deutschen   Mann, vor allem wenn der junge Bub und das Mädel mit gerecktem Arm und blankem Auge uns sein ,, Heil Hitler  " entbietet, und sieht denn nicht jeder den freudigen Dank und Stolz, wenn wir ebenso erwidern? Auch in diesen kleinen Din­gen steht die Revolution noch vielfach am Anfang.

Jeffer, Reg. V. Präsident i. R.:

Der Auffassung, daß die Anwendung des deutschen   Grußes die wünschenswerte Höflichkeit vermissen ließe, muß ent­schieden widersprochen werden. Im Gegensatz zum Abnehmen

Hubermann spielt für die Flüchtlinge

fast völlig um das Hausschwein herum zu gruppieren pflegt."

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Aus dieser Gruppierung um das Hausschwein bezieht der Verfasser den Schreibstoff für die nächsten zwei Seiten seines gedankentiefen Werkes, um dann auf Seite 8- glücklich den historischen Ursprung unseres ganzen Weltelends auf­gespürt zu haben: ,, Aus dem Dunkel der alten Geschichte tauchen zwei menschliche Rassen auf, die in ihrer Ein­stellung zum Schwein vollkommene Gegensätze sind. Während die Semiten das Schwein weder kennen noch an­nehmen, es mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln aus ihrer Volksgemeinschaft ausschließen, steht das Schwein im Kult der nordischen Völker an erster Stelle."

Womit Darré triumphierend verkünden kann, überzeugend bewiesen, zu haben, daß das Schwein tatsächlich ein Krite­rium für nordische Völker sei. Nur der bekenne sich zum Schwein, der ein echter, nordischer Mensch sei, nach Rasse und Geburt. Damit sei auch die Unterscheidung zwischen hochwertigen und minderwertigen Menschen erleichtert. Denn minderwertiges Geschöpf dieser Erde ist, wer sich nicht rück­haltlos zum Schwein bekennt.

Nicht erst Darré hat dem Schwein diesen Ehrenplatz im ..dritten Reich" zugewiesen seine Anbetung hat am 30. Januar 1933 begonnen!

alt für alle Theaterbegeisterten in Europa   war. Die Bergner, dieses schwindsüchtige Geschöpf, das zusammen mit ihrem kindlich- naiven Tonfall und einer affektierten Singsprache die Frau mit den hundert Komplexen auf die Fühne brachte, war eine Treibhauspflanze des Weimar  - Deutschlands   Ebert­Scheidemann- Reinhardt. Max Reinhardt  , der Oberzauberer der Demokratie, Erbe des Theaters Brahms  , machte dieses 90pfündige Nervenbündel zur Eleonore Duse des November­deutschland. Die Bergner, nach der die geschäftstüchtige Judenkonfektion seidene Blusen benannte, träumte von Ruhm, verwandelte ihre abendlichen Rekordgagen in Festungsmauern für ihre Villa in Dahlem   und heiratete, nach­dem die Zeitungen der Welt über ihr trautes Zusammen­sein" genügend geschrieben hatten, den Juden Czinner aus Wien  , einen Menschen von geradezu abschreckender Häßlich­keit. Damit hatte das jüdische Lieschen zum drittenmal ihren Namen gewechselt. Die Heirat fand statt unter ellenlangen Hofberichten" aller Boulevardblätter auf einer Spritztour nach England, wohin sie beizeiten ihr Geld und nach dem 30. Januar auch ihre unschäthare Persönlichkeit rettete."

Bronislaw Hubermann gibt am 23. April in Amsterdam   ein Konzert, dessen Gesamteinnahmen an Noodfonds 1933"( voor bijzondere Joodsche be­langen) an das Neutraal Vrouwen comité voor de vluchtelingen" und an den Academisch Steun­fonds voor Intellektueelen" abgeführt werden. Huber mann hat auf jede Entschädigung verzich tet. Die an die Komités abgeführten Summen sollen rest­los zur Unterstützung deutscher   Flüchtlinge dienen. Den Ehrenvorsit des für dieses Konzert gebildeten Ehren­komités führt der Amsterdamer Bürgermeister Dr. W. de Vlugt. Karten( Preise: f. 2.50, f. 3,50 und f. 4.50) können schriftlich vom Büro des Notfonds 1933", Amsterdam  , Westeinde 12, angefordert werden.

der Kopfbedeckung, das als Grußform zwischen Menschen Feinste Deutsche Front"

an Unterwürfigkeit grenzt, ist das Hochstrecken des Armes beim deutschen Gruß ein stolzer Gruß, wie ihn schon unsere Urväter und mütter angewendet haben. Daß dieser Gruß sich noch nicht allgemein eingeführt hat, beruht teils auf einer gewissen Schwerfälligkeit der Gewöhnung, bei vie­len aber auch auf Vorurteil und Opposition gegenüber allen Neuerungen. Wollte man sich nach den Vorschlägen dea Herra H. richten, der bald den Hut abnehmen, bald den deutschen Gruß, bald beide Grußformen nacheinander an­wenden will, so. lauft das auf ein Kompromiß hinaus, das an üblen Parlamentarismus erinnert, Angesichts solch verfehlter Vorschläge wäre es erwünscht, wenn von autoritativer

Das jüdische Lieschendalian)

Wörtlich aus der Deutschen Front" in Saarbrücken  ( 14. März 1934): ,, Räumt die Leichen weg!" Nestroy

Der selige Nestroy hätte wohl nie geglaubt, daß er ein­mal zum Leichenbitter für eine so berühmte Nachfahrin aus dem Walzerland mißbraucht würde, wie es die heilige Liẞ­beth", alias Elisabeth Bergner   und noch früher polnische Jüdin mit unaussprechlichem Namen aus dem Ghetto Wiens

Leers bedauert..

In der Frauenbeilage des., Angriff" vom 10. Februar findet sich im Anzeigenteil in winzigster Aufmachung folgendes Inserat:

Berichtigung

In meinem Buch ,, Juden sehen dich an" sind auf Seite 8 die Herren Buggisch und Reißner als Juden aufgeführt worden. Dieselben haben ihre nichtjüdische Abkunft glaub­haft versichert, so daß ich ihre Aufführung als Juden be­dauere, Dr. J. von Leers,