Wettrüsten
,, Le Temps" schreibt:
Wo steht die deutsche Aufrüstung? Die Frage ist sehr umstritten. Der Mercure de France", der eine erste mit Dokumenten belegte Studie über dieses Thema veröffentlicht hat, widmet ihr in seiner letzten Nummer einige mit X... unterzeichnete Seiten, die die größte Beachtung verdienen. Der Verfasser. der nur die Zahlen verwendet, die dem Völkerbund offiziell durch die Berliner Regierung mitgeteilt wurden, stellt fest, daß, wenn man sich streng an die im Budget aufgeführten Ausgaben Deutschlands für das Jahr 1932 hält, das Reichsheer während dieses Jahres offiziell über 4291 Offiziere aller Grade, 20 913 Unteroffiziere und 63 987 Mannschaften verfügt hat. In der gleichen Zeit zählte das Reichsheer für die Führung von zwei Armeekorps, sieben Infanteriedivisionen und drei Kavalleriedivisionen 46 Generäle. Für das Kommando von 41 Regimentern führen die Listen 119 Obersten auf; für das Kommando von 91 Infanteriebataillonen, 122 Kavallerieschwadronen und 52 Artilleriegruppen. im ganzen 265 Einheiten, verfügte das Reichsheer über 703 Oberstleutnants und Majore; zur Leitung von 381 Infanteriekompagnien und 79 Artilleriebatterien zählte man 1930 Hauptleute und Leutnants. Das bedeutet die Verwendung von sechs Obersten in bestimmten Regimentern, vor allem in der Artillerie, und zum mindesten drei Obersten oder Oberstleutnants in den Infanterieregimentern; überdies verfügen die Regimenter aller Waffengattungen über einen Ersatzkader von höheren Offizieren, deren Vorhandensein nur durch die Mobilmachungspläne Deutschlands gerechtfertigt ist, die die Verwendung dieser Offiziere in neuen Formationen vorsehen.
Der Mitarbeiter des ,, Mercure de France" erinnert zudem an die Existenz der Offiziere aller Grade, die seit zwölf Jahren das Heer vor Ablauf ihrer Dienstzeit verlassen haben: 5700 Offiziere haben seit 1922 das Heer verlassen und man findet sie in den verschiedenen Ministerien und Ver
-
-
waltungsstellen des Reiches wieder. Und was die Unteroffiziere betrifft, von denen man eine allgemeine Ausbildung verlangt, die sie befähigt, Offiziersstellen auszufüllen, so Indet man in den offiziellen Listen 10 542 Unteroffiziere für 0635 Soldaten, d. h. einen Unteroffizier für vier Mann, Während tatsächlich nur einer für fünfzehn Mann vorgesehen ist. In der Artillerie befehligen 2231 Unterofiziere 8007 Mann und um zum Grade eines Unteroffiziers der Artillerie aufzurücken, haben die Anwärter Prüfungen zu bestehen, zu denen das Kommando über eine Batterie gehört. Bei den Pionieren findet man 700 Unteroffiziere für 2093 Soldaten; in den Nachrichten truppen 532 Unteroffiziere auf 3055 Mann. Schließlich bilden die Beamten mit Offiziersrang( in der Intendantur, den Arsenalen, an den Militärschulen und beim Befestigungsdienst) einen Bestand von insgesamt 1500 Offizieren.
Der Mitarbeiter des Mercure de France" schreibt:
Man sollte nicht verkennen, daß der Aufbau des deutschen Heeres und seine Mobilisierung unter den Bedingungen, die wir soeben aufgezeiegt haben, ein beachtliches Material zur Bewaffnung neuer Einheiten notwendig machen. Nun steht es fest, daß seit dem vergangenen Oktober Deutschland aus Holland äußerst wichtiges Material erhalten hat, das für die Herstellung von Kriegsgerät bestimmt ist. Man ist sich ebenfalls bewußt, daß die Untersuchungen, die in den Laboratorien der Armee und den Kriegsfabriken unternommen wurden, der Heeresleitung erlaubt haben, die Prototypen von völlig neuen Waffen herzustellen. Wenn man die industrielle Macht Deutschlands berücksichtigt, kann kein Zweifel darüber herrschen, daß das Reichsheer in kürzester Zeit mit dem Material versorgt werden kann, das es braucht.
Gewisse Informationen gestatten die Behauptung, daß die Herstellung von Kriegsmaterial in den letzten Monaten intensiviert worden ist und daß Deutschland seit dem letzten Januar über ein Artilleriematerial und Maschinengewehre zur Bewaffnung von 21 Divisionen verfügt. Man weiß auch, daß Deutschland ungefähr 3000 Geschütze vor der Kontrollkommission verborgen hat. Es scheint also, daß es in der Lage ist, nicht nur 21 Divisionen zu bewaffnen, von denen jede ungefähr mit 120 Kanonen ausgerüstet wäre, sondern auch eine Korpsartillerie und Armeeartillerie zu bilden sowie eine bedeutende Reserve.
Woraus man den Schluß ziehen kann, daß sich Deutschland ohne Frage zum Kriege rüstet und daß es die Sache Frank reichs ist, aus diesen deutschen Vorbereitungen die Konsequenzen zu ziehen, die es bezüglich der Reorganisation seines eigenen Heeres ziehen muß.
Die 300 000 Mann
Und was dazu gehört
Pierre Bernus schreibt in Journal des Débats ": Reichskanzler Hitler hat dem Berichterstatter der..Associated Preẞ" interessante Erklärungen abgegeben. Er drückt sich im Ton eines Mannes aus, der der Ansicht ist, niemand könne ihm widerstehen. Er hat die Stärke, die er für das Reichsheer fordert, auf 300 000 Mann festgesetzt, und er wird eine niedrigere Zahl nicht annehmen. Ich werde mich den Befehlen niemandes unterwerfen", sagte er.„ Wenn ich überzeugt bin, daß eine bestimmte Richtung gut ist, so verfolge ich sie bis zum Ende". Da man ja zu diesen 300 000 Mann die der militarisierten Polizei hinzufügen muß, so sieht man, daß das Reich ein beständiges Heer von mindestens 450 000 offiziell anerkannten Soldaten besitzen will. Der allmächtige Führer läßt keine Diskussion zu. Seiner Ansicht nach muß Deutschland durch ein Abkommen die Legalisierung alles dessen erhalten, was es unter Verlegung der bestehenden internationalen Verträge erreicht hat und, wenn möglich, noch einiges mehr. Was man ihm nicht gewährt, wird er sich nehmen.
Die Vergangenheit zeigt, was die Zukunft bringen wird. Wenn der Eingriff durchgeführt ist, wird die Berliner Regierung ihn wiederholen. Ohne Zweifel will Hitler den Anschein erwecken, daß, wenn er eine so große Zahl für das Reichsheer verlangt, er nicht gezwungen sein will, insgeheim zu tun, was ihm offiziell untersagt wäre. Das ist auch die Ansicht bestimmter nichtdeutscher Diplomaten, die be
haupten, das Reich würde mit seinen Rüstungen aufhören, wenn man es zufriedenstellte. Unglücklicherweise genügt es, die Augen nicht geschlossen zu halten und nicht von allen guten Geistern verlassen zu sein, um zu wissen, wie es in Wahrheit steht. Die Truppen, die Deutschland fordert, sind nur der Kern eines viel größeren Heeres, für das sie den Grundstock und den Rahmen bilden sollen. In dieser Hinsicht ist der Mangel an jeglicher Aufrichtigkeit beim Reichskanzler offenbar. Er will nicht, daß man mit Sicherheit mit den Hitlerformationen rechnet, die einer intensiven Ausbildung unterworfen sind, durch welche sie zu einem mächtigen Kriegswerkzeug werden. Das sind nur zivile Organisationen, versichert die Berliner Regierung ohne Lachen. Für diese angeblichen Zivilisten opfert diese Regierung im diesjährigen Budget eine Milliarde 500 Millionen französischer Franken, ohne die Summen zu berechnen, die von dem Etat der Militärpensionen genommen werden, um sie für die Hitler- Formationen auszugeben.
Für diejenigen, die wirklich über die Lage unterrichtet werden wollen, kann man die Lektüre der Nachrichten, die weiter über die Militärausgaben des Reiches gegeben werden, gar nicht dringend genug empfehlen. Durch eine einfache Prüfung des Budgets erhält man die wertvollsten Aufschlüsse. Und das ist nur ein Ausschnitt, den man durch viele andere ergänzen müßte, um eine genaue Vorstellung von der militärischen Macht Deutschlands zu erhalten. Z. B., um nur eins zu nennen, der Bau eines gewaltigen Netzes von Autostraßen erfolgt gewiß nicht allein aus friedlichen Gründen. Alles ist für die Zukunft berechnet. Um die modernen Ausdrücke zu gebrauchen, kann man sagen, daß auf militärischem Gebiet die deutsche Dynamik der französischen Statik gegenübersteht. Die Pläne zu einem Abkommen, die anzunehmen man uns einlädt, haben das Ziel oder hätten auf jeden Fall die Wirkung, die Dynamik zu fördern und die Statik beizubehalten. Die ganze Welt sollte das wissen und erkennen, daß eine solche Lösung für den Frieden nicht gut ist,
Die Meinung
des Generalstabs
L'Echo de Paris" schreibt zu der französisch - englischen Auseinandersetzung über die Abrüstung:
Diejenigen Blätter der englischen Presse, die am unverhülltesten den Machtstandpunkt zum Ausdruck bringen, gehen sich den Anschein, als betrachteten sie die französische Note vom 17. März nicht als eine Ablenkung des von England am 29. Januar vorgeschlagenen Kompromisses, um es der Abrüstungskonferenz zu ermöglichen, ihre Arbeiten fortzusetzen. Die Darlegungen der französischen Regierung, erklären sie im wesentlichen, sind nur eine Neuausgabe der früher in Paris schon verkündeten These über eine Verbindung der Abrüstung mit der Sicherheit. Aber die Londoner Vorschläge werden nicht Punkt für Punkt diskutiert.
Wir können diese Kritik nur schwer begreifen, denn trotz der ideologischen Entgleisungen von Paul- Boncour wurde die Ansicht der französischen Regierung über die einzelnen Probleme, die die Abrüstung mit sich bringt, nicht einmal, sondern zehnmal wiederholt. Auch war es durchaus nicht nötig, daß Barthou alle diese Dinge von Anfang bis zu Ende wieder aufgriff. In Wahrheit will London nicht verstehen und hofft, daß das Ministerium der nationalen Einheit früher oder später besiegt wird und daß an seine Stelle ein Kabinett der Kapitulation tritt. Folglich bemüht man sich, Zeit zu gewinnen und die Verhandlungen in die Länge zu ziehen.
Versuchen wir auf den Fragebogen der„ Times" zu antworten, wie klug er auch immer abgefaßt sei:
,, Ihr sagt nichts über die Dauer eines eventuellen Abrüstungsabkommens." Antwort: ,, Darum nicht, weil die Dauer des Abkommens in keiner Weise die Grundsätze, um die es sich handelt, berührt, nämlich die Anwendungsweise der Rechtsgleichheit, die uns vorgeschlagen worden ist."
,, Ihr geht stillschweigend über den englischen Plan bezüglich der Luftrüstung hinweg." Antwort:„ Wir haben ihn implicite angenommen, indem wir darauf hinwiesen, daß England in der Luft und sogar auf dem Wasser sich durchaus nicht zu der Gleichheit der Rechte zu bequemen scheint."
,, Ihr habt euch nicht zum Kaliber der Kanonen und der Größe der Tanks geäußert?" ,, Darum nicht, weil wir auf eine Erklärung warten, wie man einen Angreifer hindern wird, auf einem Schlachtfeld, das er wählt, und zu einer Stunde, die er festsett, mit den Angriffswaffen aufzutreten, deren uns das Abkommen beraubt haben würde."
,, Ihr verteidigt noch die Rechte, die ihr aus dem Vertrag
von Versailles ableitet." Darum, weil diese Rechte immer noch dem internationalen Gesetz entsprechen. Und es ist nicht unsere Sache, die Aufrüstung des Reiches zu legalisieren, die unter Verletzung des Vertrages durchgeführt wurde, solange wir den Verdacht haben können, daß ein Angriff beabsichtigt und vorbereitet wird. Wenn nach alledem morgen ein Konflikt ausbräche, so müßten die internationalen Tribunale, die ihr fordert, trotz allem wohl das bestehende Recht berücksichtigen. Und warum sollte das neue Abkommen von Deutschland strenger befolgt werden, als die früheren? Weil es freiwillig unterzeichnet haben würde? Verletzte es nicht die entmilitarisierte Zone im Rheinland , die doch in den Verträgen von Locarno bestätigt war, die es im Jahre 1925 als eine Gunst forderte? Und den Dawes- Plan ? Und den Young- Plan?
,, Deutschland stimmte der automatischen und periodischen Rüstungskontrolle zu: warum erwähnt ihr dieses Zugeständ
nis mit keinem Wort?" Antwort: Weil Deutschland sich niemals mit klaren Worten mit dieser Kontrolle einverstanden erklärte und weil wir der Ansicht sind, daß eine Kontrolle in einem so gedrillten Lande wie Deutschland nicht wirksam durchgeführt werden könnte. Was die militärischen Verbände betrifft, so genügt es, daß ihre Mannschaften im Marschieren und Schießen ausgebildet sind, um sie als Soldaten ansehen zu müssen."
,, Deutschland fordert nicht, daß ihr in den ersten Jahren eure„ ,, Angriffs"-Rüstung, über die ihr heute verfügt, herabsett."" Ohne Zweifel kann es die Angriffs- Rüstung auf jeden Fall in kürzester Zeit herstellen, und ihr, Engländer, nehmt es noch auf euch, ihre Abschaffung von uns zu ver910 340790 d
langen. Wie dem auch sei: hinsichtlich der in der Zeit der Vormobilmachung zur Verfügung stehenden Streitkräfte befriedigt uns die gegenwärtige Lage der Dinge nicht. Wir halten sie sogar für gefährlich. Das Mißverhältnis der Kräfte zwischen den Deutschen und uns ist allzu groß. Die Beibehaltung des Status quo liegt also schon nicht mehr in unserem Interesse."
,, Barthou fordert nicht nur Sicherheiten für die Durchführung des eventuellen Abrüstungsvertrages, sondern auch die Garantie der Grenzen." Antwort: Die Grenzsicherungen müssen billigerweise für den Fall vorgesehen werden, daß sich ein Staat der Waffen bedient, die er sich unter Verletzung des eventuellen Vertrages verschafft hätte, um in ein Nachbarland einzufallen und es zu besetzen."
,, Die Reichswehr , die heute 100 000 Mann umfaßt, würde nur auf 300 000 Mann erhöht werden.
Antwort: ,, Die Reichswehr zählt gegenwärtig 175 000, wenn nicht mehr. Und der achtmonatige Dienst verschlimmerte die zahlenmäßige Unterlegenheit der französischen Truppen, die in der Zeit der Vormobilmachung eingezogen werden könnten, noch weiter in verhängnisvoller Weise. Um den Vorschlag überhaupt nur in Betracht ziehen zu können, müßten die militärischen Verbände völlig verschwinden."
So liegen die Dinge. Man kann noch endlos fortfahren. Und während wir unbeweglich bleiben, verstärkt Deutschland jeden Tag die Macht seines Heeres.
Pertinax.
Frankreichs Schwierigkeiten Philippe Barrés schreibt aus Berlin im Matin": Die schlechte Laune, die hier die französische Note an England erregte, hat sich noch nicht gebessert und kommt mit aller Heftigkeit zum Ausdruck.
Was müsen wir davon denken?
Vom Rechtsstandpunkt aus ist es völlig klar: Deutschland verlangt von uns, daß wir eine Aufrüstung ratifizieren, die bereits jetzt unter Verletzung der Verträge zur Tatsache wird. Man wiederholt hier: Wir wollen nicht mehr das Militärstatut von Versailles . Die ganze Welt muß diese Weigerung zur Kenntnis nehmen.
Man ist sich darüber vollkommen klar, daß diese Haltung nicht gerechtfertigt ist. Man weiß sogar, daß die deutschen Rüstungen, von denen das deutsche Volk wenig weiß, in Paris wohl bekannt sind; aber in typisch deutscher Einstellung möchte man bis jetzt glauben, daß sogar dieses Wissen Paris zu Zugeständnissen veranlaßte.
Und weil diese Hoffnung sich nicht erfüllt, erregt die französische Antwort an England hier so großen Zorn.
Es gibt eine Formulierung, die für den, der das Reich kennt, sehr verwirrend ist. Man hört oft die Aeußerung: die Aufrüstung des Reichs ist eine vollendete Tatsache. Nein. Die Aufrüstung Deutschlands geht ihrer Vollendung entgegen. Das ist nicht das gleiche.
Deutschland hat eine erste Etappe erreicht, aber wenn man glaubt, es sei auf dem Rüstungsstand angelangt, den es erstrebt, so beginge man einen schweren Irrtum. Wenn die deutsche Aufrüstung schon jetzt vollendet wäre, so würde inan eine sehr viel schärfere Politik in Deutschland machen als gegenwärtig. Die Probleme des Anschlusses, des polnischen Korridors und der Saar , nur um diese zu nennen, würden viel rücksichtsloser behandelt als gegenwärtig, und Europa würde zu einem noch unruhigeren Erdteil werden
als er es bereits ist.
So handelt es sich darum, zu verhindern, daß es dazu kommt. Es handelt sich darum, sich nicht mit einer vollendeten Tatsache abzufinden, sondern eine zukünftige sehr bedrohliche Tatsache zu verhüten.
Wenn man sich darüber einig ist, kommt man zu folgender Frage: wie kann man die völlige Aufrüstung Deutschlands verhindern? Dazu sagen einige: um die Aufrüstung Deutsch lands zu beschränken, muß man seine teilweise Aufrüstung sanktionieren und es zu einem Abrüstungsabkommen veranlassen, das von den großen Mächten unterzeichnet ist. Dann hat man die Gefahr einer weiteren getarnten Aufrüstung Deutschlands zwar nicht gebannt, aber man hat ein System von Sanktionen gegen die Deutschen , und man wird eine internationale Front geschaffen haben, die gegenwärtig nicht vorhanden ist.
Diese Schlußfolgerung ist ganz überzeugend, aber sie ist doch nicht fehlerfrei.
Für Deutschland scheint es das Bequemste zu sein, der
Lage, die es unter Verletzung des Friedensvertrages geschaffen hat, Anerkennung zu verschaffen. Von dieser eroberten Stellung aus könnte es eine neue Etappe in Angriff nehmen, während Frankreich und die übrigen Länder sich durch die eingegangenen Verpflichtungen beschränkt sähen. Deutschland befände sich vielleicht einer gemeinsamen Front dieser Mächte gegenüber. Sie würden vielleicht Proteste oder Sanktionsandrohungen wegen dieser oder jener Ueberschreitung der zugelassenen Rüstungen erheben: aber man ist hier der Ansicht, daß ein Deutschland , das mit Verteidigungswaffen versehen ist, die es gegenwärtig fordert, und die durch nicht geringe mehr oder weniger geheime Rüstungen verstärkt sind, keine allzu starrköpfigen Gegner in Europa finden würde.
Wie dem auch sei, dieser Weg scheint durch die fran zösische Antwort verlegt zu sein. In der begreiflichen Annahme, daß man nicht zu einem Rüstungsabkommen gelangen kann, prüft man nun hier, was jetzt zu tun ist.
Deutschland wird nicht zum Völkerbund zurückkehren, über den es das Todesurteil gesprochen haben möchte. Es bildet sich auch ein, daß das Scheitern der Abrüstungsverhandlungen Frankreich zur Last gelegt würde. Auf militärischem Gebiet wird es offen volle Freiheit in Anspruch nehmen. Und indem es so das Wettrüsten eröffnet, wird es behaupten, Frankreich habe es so gewollt.
Keiner täuscht sich hier über die Schwierigkeiten dieser Taktik. Die Welt wird nicht entzückt sein, die deutschen Kanonen wiederzusehen; aber man rechnet auch damit, daß die Welt gegen Frankreich erzürnt sein wird. Frankreich , so sagt man, hat durch die Politik der Kon