Straßburger Wochenbericht

Nazisportler in Straßburg

Zum zweiten Male innerhalb kurzer Zeit weilte am ver­gangenen Karfreitag eine deutsche Fußball- Mannschaft in Straßburg , um gegen den bekannten Fußballklub Racing zu spielen. Es ist gewiß nicht die Schuld der hiesigen Bevölke­rung, die von Hitler- Deutschland nichts wissen will, wenn diesen Besuchen hitlerdeutscher Sportler ein Interesse ent­gegengebracht wurde, das nicht allein sportlichen Gefühlen entsprang. Schließlich weiß man allgemach auch im Ausland, daß die deutsche Sportbewegung ebenso vom großen Zuge der Gleichschaltung erfaßt wurde, wie viele andere Organi­sationen, die man mit großem Pomp und Getöse in das helle Scheinwerferlicht des völkischen Wiederaufbaugeschreis ge­stellt hat. Wenn darum heute deutsche Sportler ins Ausland reisen, so sind sie mehr denn zu anderen Zeiten Repräsen­tanten des neuen Geistes", in dem sich die angebliche Er­neuerung des deutschen Volkes und Staates unter Adolf Hitler vollzieht. Während das vor etwa vierzehn Tagen er­folgte Gastspiel der Phönix "-Mannschaft von Karlsruhe die Gemüter des Publikums nicht allzu sehr zu erhitzen ver­mochte, obwohl die Phönix- Leute mit dem römischen Gruß und Sieg- Heil- Geschrei den Platz betraten, gabs bei dem Gastspiel der bekannten Spielver­einigung Fürth am Karfreitag bemerkbare Gegen demonstrationen. Die Kommunisten hatten in der Nacht zum Spieltag einige nicht miẞzuverstehende Inschriften an der Umzäunung des Platzes angebracht. Als die Fürther den Platz betraten, um ohne Sieg- Heil, aber mit dem Hitler­gruß dem Sportpublikum ihre Reverenz zu machen, scholl ihnen ein kräftiges Pfui aus vielen Kehlen entgegen. Die Meinungen über die Nützlichkeit einer solchen Demon­stration, die weniger den Sportler als dem von ihnen ver­tretenen Lande galt, gingen allerdings unter dem Publikum erheblich auseinander. Die Pfuirufer erwirkten sogar bei einem anderen Teil der Zuschauer lebhaftere Beifalls­ausbrüche, als man sie im allgemeinen gewohnt ist. Ein oberflächlicher Beobachter ist leicht geneigt, in dieser Ant­wort des Publikums an die Pfuirufer eine Sympathiekund­gebung für die Hitlersportler zu erblicken. Wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß die Hitlerpresse auch in diesem Sinne berichten wird. Eine solche Schlußfolgerung aus der Beifallskundgebung des anderen Teils der Besucher zu ziehen, geht gehörig daneben. Diese Vorfälle dürfen lediglich als ein Beweis dafür angesehen werden, daß in demokratischen Ländern die traditionelle Toleranz eben auch den Vertretern eines intoleranten Volkes zustatten kommt, so wie ja der Faschismus in allen Ländern, vornehm­lich aber in Deutschland , sich der Einrichtungen der Demo­kratie bediente, um sie zu erwürgen. Solange also ein großer Teil des Volkes den Faschismus in seinem wahren Wesen noch nicht erkannt hat, wird man sich wohl oder übel mit dieser Haltung abfinden müssen. Nicht uninteressant ist in diesem Zusammenhang die Meldung einer hiesigen Zeitung, nach der sich die Hitlersportler später im vertrauten Kreis alles weniger als begeistert über die Zustände in Hitlerdeutschland ausgelassen haben sollen. Um die Fürther zuhaus nicht in Verlegenheit zu bringen, sei darüber geschwiegen. Es scheint also nicht jeder ein Nazimann zu sein, der in Deutschland eine braune. Uniform trägt. Das soll inzwischen auch schon Adolf und sein röhmischer oberster SA.- Konmmandeur ge­- merkt haben. gap 533773

Fort mit der Nazifahne, sonst...

Ein unliebsame Verzögerung seines Auto- Osterausflugs nach dem Elsaß mußte ein Abgesandter des Statthalters Sauckel aus Thüringen an der Rheinbrücke in Kauf nehmen. Er fuhr am Ostersonntag mit seinem hakenkreuz­bewimpelten Auto stolz wie ein. deutscher Hitlermann an der französischen Paẞstelle vor. Dort bedeutete man ihm sehr höflich und ebenso unzweideutig, daß er mit der Hit­lerfahne am Wagen nicht einreisen dürfe. Der gute Mann aber wollte den französischen Beamten nicht glauben, fuhr demonstrativ zurück und erkundigte sich bei den deut­ schen Grenzwärtern, ob er sich eine solche ,, fremdländische

Pariser Theaterbrief

Shakespearekonjunktur Die Comédie- Française"

-

-

So sonderbar es klingen mag: zur Zeit ist Shakespeare in Paris der erfolgreichste Dramatiker. Im Atelier" hat Charles Dullin seine bewundernswürdige Inszenierung von ,, Richard III " fast bis zur zweihundertsten Aufführung ge­bracht, und der nunmehr im Verlage der Nouvelles Editions Latines veröffentlichte Bearbeitungstext André Obeys erweist seine Stichhaltigkeit auch für den kritischsten Leser. Die " Comédie- Française ", die Repertoire- und Abonnementsver­pflichtungen zu halten hat, spielt bei geschlossener Abend­kasse, so oft, Coriolan" gegeben wird; sie hat sich unter diesen Umständen sogar zur Einschaltung einer Shakespeare­woche entschlossen, die neben dem aktuellen Römerstück noch ,, Hamlet " und ,, Der Widerspänstigen Zähmung" um­fassen wird, und, seit seinem Bestehen- d. H. seit 1681 dürfte das das erste Mal sein, daß sich ,, Haus Molières" so vorbehaltlos in den Dienst eines fremden Dramatikers stellt. Bei seinem stark entwickelten Sinn für Konjunktur" hat sich inzwischen auch Paul Abram, der Leiter des staatlichen Odéon", mit einer weiteren Shakespearevorstellung zu Worte gemeldet. Er hatte die noch aus den Zeiten Gémiers überkommene Verballhornung des ,, Kaufmanns von Vene­dig" durch einen Herrn Népoty schon vor einigen Monaten wieder auf den Spielplan gesetzt; jetzt hat er die alljährliche Galavorstellung der Freunde des Odéon" zu einer Wieder einstudierung von Troilus und Cressida " benutzt, das seit den Tagen Antoines auf keiner Pariser Bühne mehr gezeigt worden war. Es erscheint mir schon als Irrtum, dieses Shakespearesche Spätwerk durch Schubert- und Offen bachsche Musik zu illustrieren, denn diese Tragikomödie" ist unter allen Werken Shakespeares vielleicht das grau­samste. Diese neue Variation über das Romeomotiv spielt in einer aus den Fugen geratenen Menschheit, in der sich Ther­sites und Cressida als die extremen Pole gegenüberstehen. Die provinziellen Regiekünste und die meist durchschnitt­lichen Darsteller, mit denen man diesem schwierigen Werk im., Odéon" beizukommen versucht hat, erstickten die weni­gen Werte dieser Aufführung, unter denen die Cressida der bezaubernden Janine Crispin einen Sonderplats einnahm. Dullin und Emile Fabre haben uns durch ihren Einsatz für Shakespeare viel zu sehr verwöhnt, als das wir uns im » Odéon" den Rückfall in jene Methoden gefallen lassen

95

Einmischung" in seine Privatangelegenheiten gefallen lassen müsse. Als man ihm dort klar machte, daß auf der Straß burger Seite eben Frankreich und nicht das ,, wieder zu erobernde, deutsche Elsaß " beginne, zog er verduzt sein Fähnchen ein. Die flatternde Hitlerfahne am Auto war ihm doch den Verlust einer schönen Vogesentour, auf die er mit Hitlerfahne hätte verzichten müssen, nicht wert.

Stavisky und Mülhausen

In Mülhausen beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft bei einer gewissen Lina Rein, deren Schwester zum Freun­dinnen- Kreis des Millionenschwindlers Stavisky gehörte, Schmucksachen, Fotos und Briefe, die mit der Affäre in Ver­bindung stehen sollen. Lina Rein ist die Freundin eines Mül­hausener Industriellen, der ihr eine luxuriöse Achtzimmer­wohnung eingerichtet hat.

Der General der l'Armée de la Mission

Von der Strafkammer wurde der 46 Jahre alte August Sund zu zehn Monaten Gefängnis und 100 Franken Geld­strafe verurteilt. Bei Sund handelt es sich um den geriebenen Schwindler, der im vergangenen Jahr unter der Firma L'Armée de la Mission" hier ein Unternehmen er­öffnete, das durch seine Bettelagenten Straßburger Bürger um zirka 30 000 Fr. schröpfte. Sund selbst führte den Titel eines Generals und legte sich auch eine ent­sprechende Fantasieuniform zu. Trotz seiner Rafi­nesse ist er nur ein kleiner Schwindler. Die Generäle" im ,, dritten Reich", siehe Göring , verstehen das Geldmachen viel besser, als er.

05

Große Waldbrände bei Weißenburg und Bitsch

Am Ostersonntag entstand aus bis jetzt noch ungeklärter Ursache im sogenannten Pfaffenteich bei Weißenburg ein ausgedehnter Waldbrand, dem etwa sechzig Morgen besten Waldbestandes zum Opfer fielen. Die rasch herbei­geeilte Feuerwehr sowie Militärabteilungen waren lediglich in der Lage, die weitere Ausdehnung des Brandes zu ver­hindern. Man nimmt an, daß das Feuer böswilliger Weise an­gelegt wurde. ndersh

Am Dienstagnachmittag gegen drei brach in der Nähe des Lagers Bitsch, hart an der pfälzischen Grenze ein großer Waldbrand aus, zu dessen Bekämpfung neben der Feuerwehr das gesamte 153. Infanterieregimet ausrücken mußte. Nach 24stündiger Bekämpfung konnte das Feuer ein­gedämmt werden. Teilweise war auch das Munitionsdepot bei Bitsch- Lager in Gefahr. Man nimmt auch hier Brandstiftung als Ursache an.

Am Dienstagabend wurde Förster Ebelmann vom Forsthaus Gutenbrunnen zusammen mit dem Straßenwärter Cantin aus Dann in Haft genommen. Die beiden Männer werden beschuldigt, das Forsthaus Gutenbrunnen in Brand gesteckt zu haben.

Protest der Beamten

Die Beamtenförderation übergibt der Presse eine Note, in der aufs lebhafteste gegen die Gehaltskürzungen protestiert wird. Die Beamten fordern auf, sich zur Aktion gegen die Sparmaßnahmen der Regierung bereit zu halten.

Straßburger Kunstkalender

Es ist notwendig, nochmals auf das Konzert des berühmten Violinkünstlers Hubermann hinzuweisen, der am 10. April im Sängerhaus gastiert. Vorverkauf bei S. Wolf. Huber­mann stellte bekanntlich die Reineinnahmen seines Konzertes in Amsterdam den Komitees für deutsche Flücht­linge zur Verfügung. Herr Motte- Lacroix, früher Lehrer am Konservatorium in Straßburg , gibt am Frei­tag, 13. April, im Hektor- Berlioz- Saal ein Klavierkonzert. Vorverkauf bei S. Wolf. Im Stadttheater stehen ,, Tief­land", Paganini ", Pelléas et Mélisande ", Max Halbes Der Strom" und, Hasenklein kann nichts dafür" auf dem Pro­E. D.

gramm.

möchten und dürften, die zeitweilig zu völliger Entfremdung Shakespeares von der französischen Bühne geführt hatten.

Wenn wirklich, wie es heißt, Antoine und Jacques Copeau im Laufe der kommenden Spielzeit wieder als Theaterleiter tätig werden, so ist bestimmt darauf zu rechnen, daß sie über ,, Shakespeare in Frankreich weiteren wichtigen Aufschluß liefern werden, hat doch Copeau noch aus seiner denk­würdigen Zeit im ,, Vieux- Colombier" eine Bearbeitung von ,, Wie es Euch gefällt " vorliegen, deren szenische Realisation zu seinen liebsten Plänen zählt, obwohl er sie vielleicht aus kollegialer Rücksicht auf ein Parallelprojekt Victor Barnows­kys hinter andere Aufgaben zurückstellen wird. Und in der Tat ist es letzten Endes auch weniger Shakespeareerneuerung als die Raumschaffung für junge einheimische Werte, die seine Bewunderer von Jacques Copeau erwarten.

-

59

Oft meist zu unrecht hört man, daß die Comédie­Française" der jungen Generation keinen Raum gönne. Wenn sie nicht alles tut, was gerade hier ihre Aufgabe sein könnte, so liegt das einmal an der grundsätzlichen Konzeption ihrer Aufgabe, die in der Pflege des gesamten französischen Dra­mengutes besteht. Gewiß, es ließe sich im einzelnen hier einiger Wandel schaffen; vereinzelte Honoratioren der So­ciété des Auteurs Dramatiques" wären vielleicht durch wert­vollere jüngere Kollegen zu ersetzen. Immerhin spielt die ,, Maison de Molière" die Werke Raynals und Achard, Zim­mer, Lang, Boussac de Saint- Marc, Guitry , und Cocteau standen und stehen in den letzten Jahren, als Vertreter des standen und stehen in den letzten Jahren, als Vertreter des zeitgenössischen Schaffens, u. a. auf ihrem Spielplan. Für viele Autoren von heute ist jedoch die allgemein begehrte Ehre, auf der traditionsgeheiligten Nationalbühne gespielt zu werden, bestimmt nur ein halber Gewinn. Zuerst materiell, werden, bestimmt nur ein halber Gewinn. Zuerst materiell, da ein Haus, das rund 150 Werke im Jahre anzusetzen hat, keine Serien spielen kann, dann aber künstlerisch, da die Riesenbühne und der feierliche Raum der ,, Comédie" für Grazie und Subtilität einen höchst gefährlichen Rahmen bilden. Hier könnte und müßte zwar durch die Schaffung eines Studios" Abhilfe zu schaffen sein, was Qualität und Quantität des Ensembles ohne weiteres erlauben würden, doch liegt dem französischen Staat jede Neigung zum Mäze­natentum auf dem Gebiet der Kunst und insbesondere des Theaters so fern, daß eine praktische Erfüllung derartiger Forderungen bis auf weiteres in das Gebiet der Wunsch­träume zurückverwiesen werden muß. Zwei neuerliche Beispiele mögen dennoch hier erwähnt

, Hausmeister a. D."

Brief eines Erwerbslosen

.. Bin nun schon seit dem 27. April 1933 ohne Stellung. Führe jezt den Titel Hausmeister a. D.". Du meinst, ich hätte selbst gekündigt? Sehe ich denn so aus? Wieso? Nachts gegen 1 Uhr kamen Leute von der Hilfspolizei und bestellten einen Gruß vom diensthabenden Wachtmeister, ich möchte un­bedingt mal zur Wache kommen. Ich ahnte nichts Böses, denn meine Weste war rein. An einer einsamen Stelle, da, wo auf 200 bis 300 Meter feine Häuser stehen, wurde ich von hinten gefaßt. Das Maul mit einem Knebel zugehalten und dann sanft auf den Bauch gelegt. Je ein Mann an jeder Hand und jedem Bein. Drei oder auch vier, hinten hat man ja teine Augen, schlugen nun feste mit Gummifnüppel auf meinen Unaussprechlichen bis zu den Kniefehlen. Einige Tritte und gut gezielte Faustschläge ins Gesicht und dann durfte ich nach Hause friechen. Meine Frau, welche Du ja von der Fotografie her kennst, kannte ihren Mann nur an der Wäsche wieder. Man halber Körper war schwarz. Am anderen Vormittag brachte mein Nachbar( Polizeibeamter) mir die fristlose Entlassung ans Bett. Auf den Rücken fonnte ich leider nicht fallen, denn da lag ich ja bereits drauf. Das heißt, ich lag mehr auf der Gegenseite, denn mein Rücken war zu empfindlich geworden. Acht Wochen Bettruhe war das Ergebnis dieses nächtlichen Spazierganges. Und was meinst Du, soll ich verbrochen haben? Rate mal; einige Träger der Nationalen Erhebung hätte ich beleidigt oder darüber etwas gesagt. An meine Stelle kam ein hiesiger NSDAP - Gemeindevertreter. Außer mir hat man noch zwei von hier schwarz und grün begummiknüppelt...

,, Arbeiter Zeitung " verboten

Saarbrücken , 6. April. Die Regierungskommission hat die kommunistische Arbeiter- Zeitung " auf eine Woche ver­

boten. Das Verbot wird mit Artifel 15 Nr. 5 der Ver­ordnung vom 28. November 1933 begründet, dessen Tat­bestand durch einen Artikel in der heutigen Nummer des Blattes als erfüllt angesehen wird, der die Ueberschrift trägt: Roter Rampfmai der Saar- Werftätigen".

Die Deutsche Freiheit"

Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands muß man regelmäßig lesen

Bestellschein

Ich ersuche um regelmäkige Zusendung der ,, Deutschen Freiheit" Name:

Straße

Oris

hezo

den

Unterschrift

ПА A

Verlag der ,, Deutschen Freiheit" Saarbrücken 3. Schützenstraße 5- Postschliestach 776

sein, um die Berechtigung eines Rufes nach Abhilfe zu be­weisen. Als jüngste Novität ist in der, Comédie- Française " ein Stück von Jean Sarment zur Einstudierung gelangt, das La Caurenne de Carton"( Die Pappkrone) heißt. Man kann sich vor diesem Werk des begabten Verfassers nicht gegen den Eindruck verschließen, daß des seligen Meyer- Förster Studentenprinz und Hamlet . Prinz von Dänemark , die Ge­vatter seines jungen Königs gewesen seien. Das bemerkens­werte an dieser Aufführung, die vielleicht keinem dringenden Bedürfnis der Stunde entsprach, war die Wirkungslosigkeit, zu der Sarments vielgepriesener Dialog, der mir oft etwas geistreichelnd- prätenziös erscheinen will, sich in der er­drückenden Pracht des Nationaltheatersaales verurteilt sah. Und selbst bei Musset gelangt man manchmal zu der gleichen Beobachtung. Trotz aller Bemühungen der Theater­leitung, den Bühnenrahmen für die Mussetaufführungen möglichst zu verengern, folgt das Publikum einem hundert­prozentigen Mussetabend im ,, Hause Molières" nicht mit dem vollen Genuß, den diese erlesenen doch meist zarten Kunst­werke zu spenden vermögen. In beiden hier zitierten Fällen wäre es sinnlos, für das Verpuffen mancher Textpassagen bei der Darstellung die Schuld zu suchen, denn in La Cou­ronne de Carton" standen neben Jean Yonnel , dem Träger der Hauptrolle, unüberbietbare Künstler wie Madeleine Renau und Ledoux auf der Bühne, und selten hat wohl... On ne badine pas avec l'amour"( Man scherzt nicht mit der Liebe) von Musset dem Ideal so nahe kommende Darsteller gefunden wie Germaine Rouer und Maurice Escande , durch deren Gewinnung sich das Nationalensemble vor kurzem un­schätzbar bereichert hat; neben diesem sah man an dem Mussetabend den genialen Komiker Dubosq und Jean Weber in seiner strahlenden Jugend, der erstmalig in dem ab­schließenden Verszweiakter Louison" den Herzog gab.

-

-

-

Aus den erwähnten neuen Vorstellungen der, Comédie­staatlichen Sprechbühne an wertvollen Kräften gewiß nicht Française" ging wieder eindeutig hervor, daß es der ersten gebricht, daß aber szenisch, besetungstechnisch und regielich hauptsächlich bei Musset recht viel zu wünschen übrig bleibt, und daß andererseits der Rahmen des historischen Hauses für darstellerische Echtheit eine aufschlußreichere Prüfstelle bildet als für den dichterischen nicht aber für den rein dramatischen Wert eines Bühnenwerkes. Hans Adalbert v. Maltzahn, Hans. Adalbe

-