Waffen an der Saar  ? I Saarpatriot Röchling­

Polizeiamtliche Mitteilung

Amtlich teilt die Saarbrüder Polizeiverwal tung mit: Der Kaufmann Ostar Kraft, geboren am 22. Juni 1897 in Heidelberg  , zur Zeit polizeilich in Saar­

französischer Heereslieferant

brücken gemeldet, hat am 6. April 1984 vor Beamten ber Der Wortführer der ,, deutschen Front" trägt auf mehreren Schultern

Polizeidirektion in bestimmter Form Bekundungen über ein geheimes Waffenlager gemacht, das sich in einem Weinkeller innerhalb der Stadt Saarbrücken   befinden soll. Es wurde von ihm angegeben, daß sich in den Kellereien der Firma Hauck, Am Homburg Nr. 26,

würden.

ca. 1000 Gewehre Modell 98 bzw. 88, mehrere Maschinen: gewehre, zahlreiche Stielhandgranaten, Revolver, Munis tion und sonstiges Waffenmaterial in Verstecken befinden Die hierauf pflichtgemäß vorgenommene polizeiliche Durch suchung der fraglichen Räume verlief ergebnislos. Kraft erklärte, über die Gründe seiner Angaben befragt, er

wolle nicht zum Mitschuldigen an einer bewaffneten Aus­einandersetzung werden, die sich aus dem Waffenbesiz ent wickeln würde. Schließlich verlangte Kraft auch eine Be­lohnung für den Fall, daß die Waffen gefunden würden. Die Angaben des Kraft wurden auch noch aufrecht erhalten, nachdem die Durchsuchung bereits ohne Erfolg statt­gefunden hatte. Noch am 8. und 9. April hat Kraft sogar unter Vorlage eines detaillierten Verzeich= nisses über die angeblichen Waffenbestände seine Be hauptungen wiederholt. In dem Verzeichnis machte Kraft folgende Angaben über in Saarbrücken   gelagerte Waffen: zirka 1000 Gewehre, 98er Modell, zirka 275 Gewehre, 88er Modell, 3 schwere Maschinengewehre, 400 Seitengewehre, 6 Kisten Stielhandgranaten, 3 Kisten Revolver, 2 Kiften Eierhandgranaten, i Rifte mit Sprengkapseln usw., 8 Eisens faften mit Maschinengewehrmunition, 1 große Kiste Ins fanteriemunition, eine größere Menge Revolvermunition. Weitere Mitteilungen über die Lagerung dieser angeb­lichen Bestände hat Kraft nicht gemacht.

Rußland   zahlt mit Gold

Tempo des Währungssturzes vorübergehend aufgehalten

Berlin  , 10. April. Nach der starken Beanspruchung der Reichsbank zum Ultimo März, die mit 538,8 Mill. RM. den höchsten Betrag seit Dezember 1931 erreicht hatte, zeigt der Reichsbankausweis vom 7. April eine sehr starke

Entlastung, die mit 317,7 Mill. RM. schon mehr als die

Hälfte der Vierteljahrsbeanspruchung ausmacht. Im einzelnen haben die Bestände an Handelswechseln und -schecks um 192,2 Mill. auf 2951,6 mil. RM., an Reichs­schazzwechseln umt 60,0 auf 30,1 Mill. RM., an Lombard­forderungen um 73,7 Mill. auf 70,8 Mill. abgenommen, da­gegen die Bestände an deckungsfähigen Wertpapieren um 8,7 auf 358,5 Mill. RM. zugenommen. Die Bestände an sonstigen Wertpapieren zeigen mit 330,9 Mill. RM. eine Abnahme um 0,6 Mill. RM. Der gesamte Zahlungsmittelumlauf lag am 7. April mit 5427 Mill. RM. unter Vorjahreshöhe( 5488

Mill. RM.). Die täglich fälligen Verbindlichkeiten zeigen mit 502,1 Mill. RM. eine Abnahme um 45,4 Mill. RM. Eine Teichte Besserung weist die Entwicklung der Deckungsmittel auf, die sich lediglich um 4,6 Mill. Rm. vermindert haben, und zwar nahm der Goldbestand um 6,4 auf 230,7 Mill. RM. ab, während die deckungsfähigen Devisen um 1,9 auf 10,0 Mill. RM. zunahmen. Der geringe Abgang an Gold und Devisen ist nur verursacht durch die Ankunft von Russen­gold. Scheidemünzen erhöhten sich um 59,3 auf 229,2 Mill. RM. Die Notendeckung zeigt mit 6,9 Prozent gegenüber 6,7 Prozent in der Vorwoche eine leichte Erhöhung.

Zehn Monate Gefängnis

für einen Leser der freiheit"

DNB. Mannheim, 10. April. Der Bauarbeiter Schneider hatte bei einem Besuch in Basel   die Deutsche Freiheit" rus der Schweiz   mit über die badische Grenze genommen; sie wurde ihm an der Grenze von einem Staats­polizeibeamten aus der Tasche gezogen. Das Badische Sons dergericht in Mannheim   erkannte auf eine Gefängnisstrafe von zehn Monaten. Der Staatsanwalt hatte eineinhalb Jahr Zuchthaus beantragt.

Greuellügen am Pranger"

Ein demütiger Rückzug

Prag  , 10. April.  ( Jnpreß.) Die deutschnationale Sudetent­deutsche Tageszeitung" hatte im vorigen Jahr die Berichte des Schriftstell rs Egon Erwin Risch, die nach seiner Haft= entlassung und Ausweisung aus Deutschland   erschienen, als erlogen" bezeichnet. Risch verklagte das Blatt, um den Hitlerpropagandisten Gelgenheit zu geben, vor Gericht nach­

Hermann Röchling, der Cherusker des Saarges bietes und der deutschen Front", hat sich bis heute über die Vorgänge in seiner Pariser   Firma ausgeschwiegen. Dafür aber mußte sich der deutsche   Nachrichtendienst ins Zeug legen und endlich nach Ostern der gleichgeschalteten Presse für das Saar  - und das ganze Reichsgebiet eine Meldung zuleiten, in welcher gegen den Vorstoß des elsässischen Senators Dr. Pfleger polemisiert wird, wobei dann auch nebenbei erwähnt wird, das Haus Röchling  habe natürlich niemals irgendwelche Verbindungen mit Staviskn gehabt". Dann heißt es weiter: Einen Staviskn heranzuziehen, hätte auch für Röchling   keinen Sinn ge­habt, da für die Firma Röchling   selbst ver­ständlich der strikte Grundsay gilt, Auf­träge für die französische   Rüstungs industrie nicht anzunehmen."

So mußte also das Deutsche   Nachrichtenbüro Röchling  und seine französischen Geschäfte, oder vielmehr die Ge­schäfte seiner französischen Firma decken. Hermann Röch

ling aber war bisher immer so vorsichtig, kein Wort über die für ihn anscheinend so peinliche Affäre seinen Leib­und Magenblättern der deutschen Front" an der Saar  zugehen zu lassen. Wenigstens ist bis heute keine Zeile dort erschienen und wir nehmen nicht an, daß man Hermann Röchling   nicht zu Wort kommen ließe.

Die Volksstimme" aber ist in der Lage, obige Notiz des Deutschen Nachrichtenbüros vom 4. April, die zum Bei­spiel in der Saarbrücker Zeitung  " unter der Ueberschrift " Französische Heze gegen Hermann Röchling  " erschien, als grobeunwahrheit in ihrem wesentlichsten Teil feststellen zu können. Das ist keine Erfindung von uns oder von anderer antifaschistischer Seite, sondern wir lassen die Röchling  - Firma in Paris   selbst [ prechen. Einen Briefbogenkopf abzudrucken genügt, um das Gegenteil zu beweisen, was da zur Verteidigung Hermann Röchlings im Deutschen   Nachrichtenbüro ver­sprechen. Die Titelüberschrift des Brief­kopfes lautet:

ACIERS   FINS

SOCIETE ANONYME FRANÇAISE

DES

FORGES& ACIERIES DE LA SARRE

CAPITAL 2 000 000 DE FRANCS

FOURNISSEUR DE LA MARINE NATIONALE, DES CHEMINS DE FER& DES PRINCIPALES ADMINISTRATIONS DE L'ETAT

links am Briefbogen vorbeilaufend: Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, steht darunter

" Usines à Voelklingen sur Sarre" Auf Deutsch   würde das ungefähr heißen: Französische   Feinstahl- Gesellschaft m. b. H. der Französische   Feinstahl- Gesellschaft m. b. H. der

Eisen- und Schmiedewerke an der Saar  Werke in Völklingen   an der Saar  

Also ist kein Zweifel mehr über die Firma. Darunter aber steht klein und unscheinbar über den ganzen Brief kopf:

Fournisseur de la Marine Nationale, des Cha­mins de Fer et des principales Administrations de l'Etat"

Auf Deutsch   heißt das nichts anderes als: ,, Lieferant der französischen   Nationalmarine, der Eisenbahn und der wichtigsten Staats­verwaltungen"

Also: Röchling liefert nicht an die französische   Rüstungs­industrie, nein, Gott   bewahre! Aber seine Verkaufsgesell­schaft in Paris   empfiehlt sich ausdrücklich als Liefe. rant für die nationale Marine Frankreichs  , für die französische   Eisenbahn und für alle wichtigen Verwaltungen im französischen  Staat. Die Volksstimme" fragt bei dieser Gelegenheit

erneut:

Stimmt es, Herr Röchling  , daß das doch auch unter Ihrer Führung"(?) stehende Unternehmen ,, Aciéries de Longwy", an welchem die Röchlingbetriebe mit 50 Pro­zeit beteiligt find, 200 000 Tonnen Stahl für die fran­ zösischen   Rüftungswerke geliefert hat? Und weiter, Herr Kommerzienrat Röchling  : Ist es wahr, daß Ihr Spe­3ial- Federwerk, neu eingerichtet, seine Pro­ukfe im wesentlichen nach Frankreich  absetzt?

Herr Röchling, der deutsche- Front"-Ritter von der Saar  , schweigt zu der Stavisky- Volonte- Verbindung des Pariser Röchlingsunternehmens Lorfar". Er wird sich auch weiterhin ausschweigen und Göbbels Journalisterei seine Verteidigung überlassen. Aber die Wahrheit läßt sich nicht totschweigen.

Röchlings Rechte- Röchlings Linke

sich wundern könne, wenn Pläne dieser Befestigungen in die Hände Röchlings und der Lorsar gefallen feien.

Paris  , 10. April.  ( Eig. Meldg.) Im Zusammenhang mit den polizeilichen Durch suchungen in den Geschäftsräumen der Lorsar erinnert die Lumiere", die bekannte Wochenschrift der französi Weiter weist die Lumiere auf den Briefkopf der Lorsar schen Linken, daran, daß das Gründungskapital dieser hin. Dort steht: Lieferant der nationalen Marine, der Gesellschaft zu 50 Prozent von der Société Lorraine Eisenbahnen und der hauptsächlichen Staatsverwal Minière et Métallurgique, d. h. der französischen   Groß tungen" Natürlich sind die französischen   Verwal­industriellen- Familie Dreug und zu 50 Prozent von Röch tungen gemeint, und die erbauliche Tatsache wird offen. ling dem Geldgeber Hitlers   und eingefleischten Feinde kundig, daß Herr Röchling, während er die rechte Hand Frankreichs  " stammte. Das Blatt hat schon vor Jahres- zum Hitlergruß emporreckt, mit der linken die Gelder frist darauf aufmerksam gemacht, daß Röchling   gemeinsam einsteckt, die ihm aus den Lieferungen für den französis mit den lothringischen Hüttenbefizern für die frar zösischen Staat und nicht zuletzt aus denen für den Bau der schen Ostbefestigungen arbeite, und es fragt heute, ob man gegen Deutschland   gerichteten Festungen zufließen.

Abenteuerliche Rettungsflüge

zuweisen, daß die von ihm veröffentlichten Greuelnach Die Flugzeuge auf der Tscheljuskin"-Scholle

richten" unrichtig seien.

Jetzt hat die Sudetendeutsche Tageszeitung" ihre da­malige Behauptung auf Grund eines außergerichtlichen Ver­gleichs öffentlich widerrufen, weil sie es auf die Durchfüh= rung des Prozesses nicht ankommen lassen wollte. Die in threm Blatt veröffentlichte Erklärung hat folgenden Wort­laut: Grenellügner am Pranger.

Unter diesem Titel brachten wir in unserm Blatte vom 16. Mai 1933 einen Artikel, der heftige Angriffe gegen den Schriftsteller Egon Ermin Risch enthielt, durch welche sich Herr Kisch mit Recht beleidigt fühlen konnte. Diesen Artikel haben wir aus einem Berliner   Pressedienst entnommen. Da wir uns von der Unhaltbarkeit der in diesem Artikel gegen E. E. Kisch eobenen Angriffe überzeugt haben, erlän wir hiermit, daß wir una mit diesen Angriffen nicht identi= fisieren fönnen und widerrufen darum mit dem Ausdruck des Bedauerns alle gegen E. E. Kisch erhobenen Angriffe und Beleidigungen, selbstredend auch die Beschuldigung der Verbreitung von Grenellügen über Deutschland  . Die Re­daktion."

Ferner verpflichtete fich das Blatt, außer den bereits ent­standenen Prozeßkosten einen Sühnebetrag in Höhe von 1000 Kronen für die Unterstützung von Emigranten zur Ver fügung zu stellen.

SA.- Leute schänden eine Synagoge in Westfalen  Zwölf große und künstlerisch wertvolle Fenster der Syna­goge zu Beverungen   in Westfalen   wurden zertrümmert, die Tür der Synagoge wurde aus den Angeln gehoben. Wie die Polizei mitteilt, find als die Täter Mitglieder der SA.­Sportschule in Beverungen   ermittelt worden.

Moskau  , 10. April.

Wie aus Wanfarem gemeldet wird, sind drei russische Flieger zur Rettung der Ticheljusfin"-Be­jagung aufgestiegen. Bei der Bandung   auf dem von der Mannschaft errichteten Flugplatz brach die rechte Achse des Fahrgestells des einen Flugzeugs. Das Flugzeug soll an Ort und Stelle instandgesezt werden und dann wieder auf­steigen.

Die beiden anderen Flugzeuge mit den Fliegern Ramanini und Molokow landeten glatt, nahmen fünf Mann der Tschuljustin"-Besagung an Bord und brachten fie nach

Wankarem.

Die Zahl der Geretteten hat sich damit auf fünfzehn erhöht, nachdem am 5. März durch den Flieger Liapedewsfi die Frauen und Kinder der Besagung, insgesamt zehn, ge­

rettet wurden.

Bei den unerhört schwierigen Witterungsverhältnissen ist der Flug der beiden Russen eine fliegerische Großtat. In­zwischen bemüht sich die Ticheljusfin"-Besagung täglich aufs um Freihaltung der Flugzeuglande­fläche, die immer wieder infolge Gisverschiebungen zer­trümmert wird. Es scheint aber, daß nun am Ende des zweiten Monats ihres Gefängnisses auf dem Eis Hoffnung auf endliche Erlösung besteht.

Ein seit dem 28. März vermißtes Flugzeug, das zum lug von Anadir nach Kap Wantarem aufgestiegen war, aber seitdem vermißt wurde, ist jetzt aufgefunden und seine Be= jagung lebend gerettet worden. Das Flugzeug hatte infolge der ungünstigen Wetterlage bald nach dem Ab­flug von Anadir eine Notlandung in der Eiswüste vor­nehmen müssen. Die drei Insassen blieben bei der Not

landung unverletzt und begannen eine Fußwanderung nach Anadir. Unterwegs verloren aber zwei Mann den Weg, während der Flieger Razin   sich nach Anadir hin schleppen konnte. wo er völlig erschöpft und halb ver­hungert am vorigen Donnerstag eintraf.

Schlitten expeditionen retteten dann auch die beiden Zurüdgebliebenen. Diese hatten sich dann wieder zu ihrem Flugzeug zurückbegeben und schon die Hoff­nung auf Rettung verloren. Als man das halbverschneite Flugzeug freimachte, fand man sie im Innern der Maschine auf und brachte sie nach Anadir.

Der russische Dampfer Smolens f" befindet sich zur Zeit auf der Fahrt nach Olutarsky. Der Dampfer hat drei Flugzeuge an Bord, die bei den Rettungsarbeiten für die Besazung des gesunkenen Polardampfers Ticheljuskin" ein. gesetzt werden sollen.

Mostan, 10. April. In einem Funkspruch aus dem Lager der Tscheljustin"-Besaßung heißt es, daß seit gestern die Witterungsverhältnisse wieder eine ungünstige Wendung ge= nommen haben. Der im Lager gelandete Flieger Slepnew, der beabsichtigte, neue Mitglieder der Besatzung nach Wan­farem zu bringen, hält sich gegenwärtig noch bei den Schiff­brüchigen auf, da er den Start wegen des Witterungsum­schlags verschieben mußte. Desgleichen haben die anderen russischen Flieger, die von Wanfarem nach dem Lager des Profeffors Schmidt fliegen wollten, einstweilen auf den Start verzichtet. Die am Samstag von den Fliegern nach Wanfarem gebrachten fünf Personen aus dem Lager des Professors Schmidt wurden gestern mit dem Flugzeug nach Bellen befördert, da ihr Gesundheitszustand außerordentlich gelitten hat.