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" Deutsche Freiheit", Nummer 85

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Das bunte Blatt

Der Geächtete von Peter Bitter

Er hatte einen fleinen Laden in dem riesigen Gebäude­fomplex gegenüber der Trainfaserne im zwölften Bezirk.

Als die Schießerei allmählich aufhörte, Polizei und Heim­mehren das Viertel besetzten, sahen ihn einige Arbeiter in Begleitung eines Wachtmeisters die Straße entlang gehen. Der Polizist wies auf verschiedene Fenster.

,, Sie haben Ihren Laden hier- Sie müssen wissen, ob aus diesen Fenstern geschossen worden ist."

Ob er es wußte, ob er angab, daß aus jenen Fenstern ge­schossen wurde, konnten die lauschenden Arbeiter nicht fest­stellen aber er sah sich scheu um und senkte die Stimme, so daß der Polizist gezwungen war, näher an ihn heran­zutreten.

Jedenfalls nahm die Polizei sehr viele Verhaftungen vor, darunter auch einige Unterführer des Schußbundes. Bis heute ist noch feiner von ihnen zurückgekommen...

Obwohl der Großteil der Arbeiter jenes Viertels ohne Beschäftigung ist, ging sein Geschäft ziemlich gut- bis zu jenem Vorfall, da er mit dem Wachtmeister nach der Schießerei gesehen worden war. Seit jenem Tag betrat kein Mensch mehr seinen Laden. Die Arbeiter gingen mit geballten Fäusten und finsteren Wienen daran vorbei, ohne seine unterwürfigen Grüße und Bemerkungen zu beachten. Zuerst dachte er: Sie werden schon wieder kommen... Denn er war so ziemlich der einzige, der auf Kredit gab in der Siedlung.

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Dann aber, als bereits drei Tage verstrichen waren und sein Geschäft wie eine Pestgrube gemieden ward, schickte er seine Tochter vor ein Mädel von achtzehn Jahren, mit einem von Pickeln übersäten Gesicht. Sie ging zögernd von Tür zu Tür, erkundigte sich nach dem Befinden, sprach im Türrahmen mit den Frauen, ungeschickt und nicht imstande, Worte der Entschuldigung für den Bater zu finden, der unter so schwerem Verdacht stand. Die meisten Frauen nahmen diesen Besuch zum Anlaß, um, zwar schweren Herzens, ihr den Rest der gestundeten Beträge hinzuwerfen. Obzwar in diesen Tagen jeder Groschen mehrmals als sonst in der

Hand umgedreht wurde, bevor man ihn verausgabte. Und manche der Frauen warf eine Bemerfung hin. Unseren Vater haben sie geholt!"

Das Mädel zuckte unter diesen oder ähnlichen Worten mie unter einem Peitschenhieb zusammen, ging weiter von Tür zu Tür-, gab es schließlich auf und fam weinend in den Laden zurück.

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Nun beschloß der Alte, selbst den bitteren Gang zu ver­suchen. Mit unendlicher Beredsamkeit suchte er sich von dem Verdacht reinzuwaschen übersehend, daß gerade dies erst recht die Arbeiter von seiner Schuld überzeugen mußte. Und je mehr er redete, desto verschlossener und schweigsamer wurden die Bewohner der Siedlung, denen er immer wieder beteuerte, daß zwischen dem Gespräch mit dem Wachtmeister und den Verhaftungen fein Zusammenhang bestünde. Sie hörten ihn zwar an, aber ihre steinern abweisenden Gesichter spiegelten ihm die wahre Meinung jener wider, die vier Tage lang hinter Barrikaden der Polizei und den Heimwehr­soldaten getrost hatten. Er befam nur einfilbige Ant­worten: Und mein Mann?", und unser Vater?"

So ging das zwei Wochen. Kein Mensch betrat den Laden und jeder im Viertel, der es noch nicht wußte, erfuhr es: Wir haben ihn mit der Polizei gesehen, wir hörten, wie ihn der Wachtmeister ausfragte. Wir wissen, wie er, der von unseren schwer erworbenen Groschen profitierte, durch Dummheit oder Verrat dazu beitrug, daß unsere Genossen der Polizei in die Hände fielen."

Und eines Morgens prangte eine blutigrote, in aller Eile quer über sein Aushängeschild hingeworfene Aufschrift: Verräter!

Er gab sich keine Mühe, dieses Menetekel abzuwaschen. Als der Wagen vorfuhr, der sein Mobiliar wegbringen sollte, schien die Gasse und der große Bau tot. Aber hinter jedem Fenster, aus jeder Wohnung starrten haßerfüllte Augen auf sein verlegen geschäftiges Tun, auf jede seiner Bewegungen. Wenn Blicke töten fönnten, hätte er seinen verdienten Lohn erhalten, ehe er noch die Rollbalken hinter dem leeren Laden schloß.

Heimweh aus dem Aether

Tagsüber läßt es sich im Hotelzimmer allenfalls aushalten; aber wenn am Abend, beim fümmerlichen Licht einer spar­sam an die Decke geklebten Lampe die ganze Trostlosigkeit des unpersönlichen Raums deutlich wird, dann ko tommt die Budenangst des Emigranten, und man knausert lieber noch ein bißchen mehr am Abendbrot, um dann in irgendeinem Cafe stundenlang hinter einem einzigen" nature" oder ,, creme" fißen zu können.

Am Boulevard Saint- Michel gibt es viele Arten von Cafes ; große, strahlende Säle mit lebhaftem internationalen Hin und Her und richtige beschauliche Bistrots,- aber

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auch ein Cafe mit Musik, kein rauschendes Bums, wie an der Republike und keine aufgedonnerte Fremdenangelegenheit wie in der Avenue Wagram. Ein einfaches Studentenlokal mit fleinen Sofas, dunkelrot getönt und matt erleuchtet, und die Musik bestreitet ein Lautsprecher, der alle möglichen . Sender herbeiholt.

Ist es ein Wunder, daß allabendlich viele junge Deutsche hier hocken, die Musik lieben, aber keinen Lärm, um in dieser anspruchslosen Atmosphäre zu plaudern' oder zu arbeiten?

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die letzte Ansage war deutsch ; kaum einer hat es bemerkt. Aber nun ertönt- denn es geht auf Mitter: das Horst- Wessel- Lied... dann das Deutschlandlied... Das Mädchen am Ecktisch hebt erst den Kopf vom Brief an die Eltern, die drüben geblieben sind, stößt dann den Freund leicht mit dem Ellbogen an. Der blickt von seiner Zeitung auf und sieht ein wenig unsicher drein.

" Hab schon gehört. Macht es Dir immer noch was?" Das Mädchen hebt die Schultern, antwortet nicht. ,, Uebrigens hast Du recht," fährt er fort. Man glaubt oft, damit fertig zu sein; aber wenn ich das Deutschlandlied höre, wird es mi jedesmal wieder sonderbar zu Mute. Es war doch einmal unser Lied und unser Land."

Die stolzen Töne sind verflungen. Es Enact leise Man stellt einen anderen Sender ein... Plötzlich huscht selige Heiter eit durch den Raum. Das Mädchen lächelt. " Mozart , hörst Du? Der ist auch deutsch . Aber den können sie uns nicht fortnehmen. Der gehört uns auch jetzt auch hier... jenseits der Grenze!"

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2. A.

Freitag, 18. April 1934.

Das Geheimnis von Black

Reuport, 9. April. Im Sommer 1916 flog in Amerika am Ufer des Black Tom bei Jersen ein Munitionsdepot in die Luft. Hunderte von Menschen wurden getötet, und bald stellte es sich heraus, daß die Explosion durch ein Attentat des deutschen Spionagedienstes in den Vereinigten Staaten entstanden war. Trot vieler belastender Dokumente wurde von deutscher Seite dieses Attentat geleugnet. Jezt aber hat sich ein Zeuge gemeldet, ein Irländer James Larkin , der bisher im Gefängnis saß, und hat interessante Einzelheiten über die Sabotage zu Protokoll gegeben. Larkin hat in den deutschen Kolonnen, die vor Eintritt Amerikas in den Krieg heimlich in den Vereinigten Staaten arbeiteten, praf­tisch mitgewirkt und enthüllte die Tätigkeit eines deutschen Funktionärs während dieser Zeit; sensationell ist, daß diese Persönlichkeit zur Zeit Mitglied der Hitler - Regierung und persönlicher Freund des Kanzlers des dritten Reiches" ist. Für die Regierung in Washington ist die Erklärung des Fr= länders von unerhörter Bedeutung, da sie einen entscheiden­den Einfluß auf den Schadenersazprozeß haben wird, den die Vereinigten Staaten in dieser Angelegenheit gegen Deutschland führen. Der Prozeß wurde im Jahre 1932 unter­brochen, wird aber bestimmt, nachdem jezt neues Belastungs­material gegen Deutschland vorliegt, wieder aufgerollt werden.

Wissen sie schon...

... daß die ersten Mannequins aus Holz oder Wachs waren. Die vornehmen Damen der Provinz ließen sie sich einmal im Jahr aus Paris fommen. Die Roben dieser Mannequins wurden kopiert, dann wurden die Puppen wieder nach Paris zurückgeschickt. nadal el

.... woher das Fragezeichen stammt? Das Fragezeichen wurde im 16. Jahrhundert von dem berühmten vene­

zianischen Druder Aldus Manutius zum erstenmal ge=

braucht,

wer den ersten Filzhut trug? Der erste Filzhut schmückte das kaiserliche Haupt Karls V. im Jahre 1547. Der Hut war mit Samt überzogen und sehr leicht. Karl V. trug ihn bei der Musterung seiner Truppen. lg bennomsind

.. wann der erste Kraftwagen" gebaut wurde? Der erste Kraftwagen" war ein Segelwagen, ein Wagen mit Segel, der für den Prinzen Moris von Oranien um das Jahr 1600 von dem Holländer Sevin erbaut wurde. Der Wagen konnte bei günstigem Wind 30 Menschen mit der ziemlich großen Geschwindigkeit über 30 kilometer pro Stunde befördern.

wo die ersten Zigaretten geraucht wurden? Die ersten Zigaretten wurden in den spanischen Kolonien gerqucht. Nach Europa kamen sie erst in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

.. wieviel Fernsprecher es in Deutschland gibt? Das Deutsche Reich besitzt 3,5 Millionen Fernsprecher, davon fallen rund 300 000 auf die Viermillionenstadt Berlin . Der Bildungshunger in der Sowjetunionbl

Eines der bedeutsamsten Zeichen des Bildungshungers der Sowjetarbeiter ist die rasche Entwicklung der Abenduniversi­täten und der sog. Universitäten des freien Tages". In ver­hältnismäßig furzer Zeit seit ihrem Bestehen haben sich diese Einrichtungen bereits in den meisten Industriezentren einen festen Plaz geschaffen. Zu ihren Hörern gehören neben jungen auch ältere Arbeiter. Allein in Gorfi( fr. N.- Now­ gorod ) bestehen 8 Volksuniversitäten,

Neues Napoleon - Museum auf St. Helena

Paris, 12. April. Kommandant Marcel, ein alter verdienter Offizier der französischen Armee, ist auf dem Wege nach der fleinen Insel St. Helena , deren Name für jeden Franzosen einen traurigen Klang hat. Hier starb der große Rorse nach sechs­jähriger Verbannung, hier war der Sieger von Austerlitz und Jena ein alter Mann geworden. Kommandant Marcel

fährt mit Zustimmung des Auswärtigen Amtes, um das Haus von Longwood, in dem der gestürzte Kaiser den Rest seines Lebens verbrachte, zu einem Museum umzugestalten. Am 5. Mai, dem Todestag Napoleons , wird Marcel den Traum seines Lebens verwirklicht und auf St. Helena eine würdige Erinnerungsstätte geschaffen haben.

Die Vorarbeiten für dieses Museum laufen schon seit langen Jahren. Die Engländer, die Feinde von einst und Freunde von heute, haben ihre Einwilligung zu allen Ar­beiten auf der Insel gegeben. So wird das Haus von Long­wood, das bisher verfallen war und teilweise als Stall be­nußt wurde, seine Wiederauferstehung feiern und Fremde auf die Insel locken.

Das neue Museum wird eine vollständige Kollektion der alten hervorragenden Gravüren aufweisen, die das Leben des General Bonaparte" auf der Insel zeigen. Die alten

Möbel werden wieder herangeschafft, die der englische Gou­

verneur, der sich zu einem brutalen Gefängniswärter er niedrigt hatte, sofort nach dem Tode des Kaisers in sein Schloß schaffen ließ. Die wundervolle Einrichtung des faiserlichen Eßzimmers ist noch vollständig erhalten, und die Engländer stellen die Möbel selbstverständlich dem Museum zur Verfügung.. Man will versuchen, das Haus von Long­wood wieder so herzurichten, wie es zur Zeit Napoleons aussah.

Der Kommandant Marcel, der mit dieser ehrenvollen Auf­gabe betraut wurde, hat sein Leben lang nach Spuren seines großen Kaisers in der ganzen Welt gesucht. Er hat vor dem Bett in Ajaccio gestanden, wo eine Mutter einem Heros das Leben gab. Er hat die Schule von Brienne besucht, deren Bänke einst ein kleiner Bonaparte gedrückt hat. Auf allen Schlachtfeldern Italiens , in Austerlitz und Wagram hat

Kommandant Marcel den Weg des Kaisers verfolgt. Und jetzt wird die Errichtung des Museums auf St. Helena die Krönung seines Lebens sein. Er behauptet, daß Frankreich vieles gut zu machen habe, was es gesündigt hat. Wohl ind im Jahre 1840 die Gebeine des Toten mit feierlichem Prunk nach Paris überführt worden und an den Ufern der Seine beigesetzt, inmitten der Stadt, die der Kaiser so sehr liebte. Aber hiermit wurde nichts weiter erfüllt als der letzte Wunsch im Testament Napoleons . Aber St. Helena blieb bis jetzt vergessen weit draußen im fernen Meer....

Adolf"- nicht viel wert

Deutschland hat eine Kolonie in der Süd- Atlantik

Seit hundertundneun Jahren landete vor einigen Tagen wieder ein Engländer, der Milford" an der Küste einer fleinen Insel in der Süd- Atlantik, die Jahre hindurch die Mysteriöse" hieß. Aber die Franzosen nennen dieses Eiland Bouvet", weil der Franzose Bouvet im Jahre 1789 die Ge­stade entdeckte und dort das Banner Frankreichs hißte. Als er von seiner Entdeckung nach der Heimat zurückkehrte, hatte Frankreich andere Sorgen, als sich um einen fahlen Felsen da irgendwo im Meer zu fümmern. Man vergaß die Ent­deckung, und erst 1825 pflanzte der englische Kapitän Noris das englische Banner auf die Insel und nahm im Namen seines Königs von dem Lande Besitz.

Wieder vergingen Jahrzehnte; im Jahre 1893- der Fran­zose Bouvet und der Engländer Noris waren längst ver­

geffen- ging wieder ein Schiff not bet ne

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diesmal war es ein deutscher Dampfer, die deutsche Flagge wehte jetzt auf der Mysteriösen". Und im Jahre 1927 ging wieder die deutsche Fahne am Mast des Caps dieser selt samen Insel hoch. Das Reich hatte sich ohne viele diplo­

matische Vorverhandlungen eine Kolonie erobert, eine Kolonie, die nicht viel wert ist, die keine Einwohner hat,..ber immerhin eine Kolonie. Im folgenden Jahre trat England generös seine Rechte auf die Insel an Deutschland ab, das dort eine meteorologische Station errichten wollte.

ford", gab nun der staunenden Welt Bericht von dieser Insel, die heute stolz den Namen Adolf" führt. Die Insel Adolf", vor kurzer Zeit zu Ehren des deutschen Kanzlers auf diesen Namen getauft, ist also offiziell eine deutsche Kolonie. Die Engländer sind großzügig, auch die Franzosen wollen nicht das alte Dokument aus den Archiven suchen, sie finden nur, daß der Entdecker Bouvet etwas zu kurz gekommen ist. Sie sagen selbst, daß die Insel nicht viel wert sei, für längeren Aufenthalt ungeeignet, nichts als eben ein Felsen im Meer, aber schließlich hat sie doch ihr Landsmann entdeckt und 39 nicht der Deutsche Adolf", dessen Namen sie heute trägt.

Die seltsamste Straße der Welt

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Die brasilianische Stadt Santana ist nur durch einen Straßendamm von der uruguanischen Stadt Rinera getrennt. Mitten durch diese Straße läuft die Grenze, auf dem einen Bürgersteig gehen die Brasilianer spazieren, auf dem anderen die Uruguayer. Eine ausgezeichnete Gelegenheit bietet sich hier den Verbrechern, die in aller Seelenruhe auf der einen Straßenseite einen Laden ausplündern können, gemütlich über den Damm gehen und die alarmierte Polizei vom frem­den Band aus hösnisch auslachen. Jetzt aber hat die uru­guayische Regierung mit der brasilianischen ein Abkommen geschlossen, daß in diesem Ausnahmefall die Polizisten beider Länder zusammenarbeiten dürfen, und daß das Ausliefe­rungsverfahren im kleinen Grenzverkehr" vereinfacht 1. rd.

Büro- Adresse: D- Zug

Die englische Eisenbahn will ihre Hilfe zur Ueberwindung der Krise beweisen; fie glaubt noch immer, daß Zeit Geld ist, eine Weisheit, die durch die Millionen Arbeitslosen der Welt schon zur Genüge widerlegt worden ist. In den großen Fern­zügen wird jezt ein Waggon eingestellt, der aus zwei Sabinen besteht. Hier stehen dem Publikum Schreibmaschinen. damen und Schreibmaschinen zur Verfügung. Die Abteile sind wie reguläre Büros eingerichtet, mit allen Adreßbüchern, Federhaltern, Bleistiften, Durchschlagpapier bis zu den Heft­flammern herunter. Der englische Kaufmann wird also die Briefe einer schönen Sekretärin diktieren können, während der Zug im Hundert- Kilometer- Tempo davonsauft. Die fer­tigen Briefe werden auf den Hauptpostämtern sofort per

Eland trat Rechte ab, die eigentlich Frankreich zu ner­geben hatte, denn irgendwo in den Archiven des französischen Marineministeriums wird eine Urkunde eines gewissen Bouvet schlummern, in der die Entdeckung der Insel und die Hissung der französischen Fahne kundgetan wird. Vizeadmiral Evans, der Kapitän des Kreuzers Mil. Expreß weitergeleitet.