Taktik in der Rüstungsfrage
Paris , Mitte April. A. Sch. Der gordische Knoten der Abrüstung- Aufrüstung sieht immer verwickelter aus. Sind früher Rom und London Unsicherheitsfaktoren bei den Abrüstungsverhandlungen gewesen, so kann es heute scheinen, daß selbst die bisher ruhenden Gegenpole im Kampfe um die Waffen, Baris und Berlin , Aenderungen in ihrer Taktik vorzunehmen beabsichtigen. Der französische Botschafter in Berlin , Francois Poncet , ist in diesen Tagen nach Paris mit deutschen Verständigungsvorschlägen gekommen. Der konkrete Inhalt dieser Vorschläge ist unbekannt. Ihr Vorhandensein, obwohl von der französischen offiziösen Presse bestritten, unterliegt keinem Zweifel. Es geht um das Kompromiß in der Rüstungsfrage und anderes mehr, allerdings in unbestimmter Form vorgeschlagen. Auch die Geschichte mit der Einladung an Barthou , bei seiner Reise nach Warschau und Prag Berlin zu besuchen, steht im Zusammenhange mit dieser Mission. Berlin macht also. wiederum den Bersuch, wie im Oktober- November, direkte Verhandlungen mit Frankreich anzuknüpfen. Jn irgendeiner Form will man Paris in die deutsch - polnische Verständigung einbeziehen. Wenn das möglich wäre, so nur durch eine Verzichtpolitik Deutschlands nach dem Westen, wie man mit zusammengebissenen Zähnen die Verzichtpolitik nach dem Osten eingeschlagen hat. Die Gründe einer solchen Sondierung find leicht zu verstehen: die Wirtschafts- und Finanzkrise gefährden die Aufrüstung Deutschlands . Berlin hat Angst, daß, wenn es eine Abrüstungskonvention ablehnt, es doch nicht imstande sein wird, ungehemmt die Aufrüstung fort zusetzen. Dann wäre vielleicht die beschränkte Aufrüstung im Rahmen eines internationalen Kompromisses doch weniger gefährlich, als durch die Wirtschaftskrise zwangsmäßig beschränkte Aufrüstung ohne Abrüstungskonvention, im Wettrüsten mit den finanziell stärkeren Ländern und mit der Perspektive der Konflikte und Sanktionen. Und doch sind diese Verständigungsversuche, mie man sie in Berlin einleiten möchte, hoffnungslos. Sie finden in Paris keine Gegenliebe. Barthouund Francois Boncet stehen ihnen ablehnend gegenüber. Man hält diese plötzlich aufgetauchten Verständigungspläne für gegenstandsios. Dazu kommt noch, daß die hitlersche Diplomatie diese Verständigungsversuche nicht als eine außenpolitische Offensive, sondern nur als ein lahmes diplomatisches Manöver betreibt. Jm Oktober November hat die ganze deutsche Presse für die deutschfranzösische Aussöhnung getrommelt. Man wollte Paris auch überzeugen, daß man in Deutschland eine Verständigung will, man versuchte, die Volksmeinung zu inszenieren. Heute ist es anders. Man flüstert zwar von der„ Verständigung" in den obersten diplomatischen Kanzleien, in der Presse und in der Deffentlichkeit geht in dessen die Hetze und das Säbelrasseln meiter. Auf die englische Demarche in der Frage der Steigerung des deuts schen Militäretats antwortete der„ Angriff" mit einem Ausbruch, zu dem als motto das Zitat aus dem„ Götz" durchaus passen würde. Man ist nicht einmal geschickt genug, die Versöhnungsstinimung vorzutäuschen.
Anders sieht die taktische Schwenkung Frankreichs in der Rüstungsfrage aus. Frankreich hat bisher aus allen Kräften gegen jegliche Aufrüstung Deutschlands gekämpft. Frankreichs Generallinie ging bisher dahin, die Steigerung der militärischen Macht Deutschlands zu verhindern. Dafür war es bereit, selbst etappenweise abzurüsten. Noch im März hat die Note Barthous an England Deutschlands Aufrüstung für glatten Vertragsbruch erklärt. Jetzt ändern sich die taktischen Zielsetzungen Frankreichs . Jm Vordergrund steht nicht mehr die Nichtzulassung der deut schen Aufrüstung, sondern deren Neutralisierung, Unschädlichmachung. Das kann auf zwei Wegen erreicht werden: einmal durch die Aufrechterhaltung der milis tärischen Kraft Frankreichs auf der jetzigen Höhe, durch die Ablehnung jeglicher eigener Abrüstung, dann durch die internationalen Vereinbarungen gegen die weitere Aufrüstung Deutschlands . Frankreich beginnt heute den zähen Kampf um das neue System der Sanktionen. Die Sanktionen des Versailler Vertrages sind nach der zehnjährigen Nichtanwendung abgeſtumpft worden. Neue Sanktionen, neue internationale Vereinbarungen, neue Strafmaßnahmen im Falle der weiteren Aufrüstung Deutschlands können nur auf Grund eines neuen und besonderen Abkommens erreicht werden. Nicht mehr die Wiederabrüstung Deutschlands auf das Niveau des Versailler Vertrages, sondern die aktive Unterstügung Englands bei der endgültigen Beschränkung der deutschen Aufrüstung dahin geht die Anstrengung Frankreichs . Es hieß früher: Nichtaufrüstung Deutschlands , sein Verbleiben im Rahmen des Versailler Vertrags bei der etappenweisen Abrüstung Frankreichs . Heute heißt es: Nicht- Wiederaufrüstung Deutschlands über ein bestimmtes Maß hinaus und Sondergarantien gegen jede weitere Aufrüstung bei der Nichtabrüstung Frankreichs . Das heißt nicht, daß Frankreich bereit ist, jetzt schon die Aufrüstung Deutschlands über den Rahmen von Versailles anzuerkennen. Aber Frankreich gibt zu verstehen, daß im Falle, wenn England wirksame Sicherheit gegen jede neue Aufrüstung Deutschlands geben wird, es die deutsche Aufrüstung des Jahres 1933 in irgendeinem Maße für den Stand des neuen anerkannten Gleichgewichts annehmen kann, wie das England und Jtalien verlangen.
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Eine solche Lösung würde keine Entspannung herbeiführen. Die Abrüstung würde endgültig zu Grabe getragen werden. Diese Lösung würde auch keinen Ausweg für das Hitlerdeutschland bedeuten, das meder seine Wiederabrüstung, noch auf die Dauer die Beschränkung seiner Aufrüstung dulden will. Der neue Apparat der Sanktionen würde wie ein Damoklesschwert über dem deutschen Faschismus schweben.
Stockholm , 14. April. ( Inpreß.) Die riesigen Fensterscheiben des großen jüdischen Warenhauses Nordiska Komaniet sind mit Diamanten zerschnitten worden; der Sachschaden beläuft fich auf 15 000 kronen. Auch die Fensterscheiben mehrerer fleinerer Geschäfte wurden zerstört. Diese Attentate werden als unmittelbare Folge der antisemitischen Hezze der„ Allehanda", des größten Organs der konservativen Partei, betrachtet.
3. Die neuen Berufe
Sechzehn Regierungen, die Mitglied des Völkerbundes sind, fanden sich zur ersten Sigung des Verwaltungsrates des hohen Kommissariates für die deutschen Flüchtlinge am 5. Dezember in Lausanne zusammen. Den Vorsiß führte ein Engländer und der temperamentvolle Verfechter der Sache der Emigranten war der französische Senator Bérenger, der auch schon im Völkerbundsgremium die hitlerdeutsche richten dieser Lausanner Sizung, daß das Thema, welches Minderheitenpolitik angegriffen hat. Man entnimmt den Beden beteiligten Regierungen am meisten am Herzen lag, war, wie man die deutschen Flüchtlinge am besten aus den Nachbarländern Deutschlands in die überseeischen Länder abschieben kann.
Senator Bérenger, aus Lausanne zurückgekehrt, machte in Paris darüber folgende Mitteilung: Den stärksten Zustrom von Verbannten hat Holland mit 5000 Flüchtlingen und Frankreich mit 30.000.( Diese Zahlen beziehen sich im wesentlichen nicht auf die gesamte Auswandererschaft, sondern weniger auf die aus wirtschaftlichen Gründen Deutschland verlassen Habenden, als die um Leben und Freiheit Fliehenden.) Im Verhältnis zur Größe der Länder und zur Anzahl Bérenger- damit an der Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit. der Einwohner seien diese beiden Länder so sagt Senator Aehnlich gehe es Tschechoslowakei , Polen und Schweiz . In Frankreich seien über 20 000 Flüchtlinge mit acht Millionen privat gesammelter französischer Franken verpflegt und beherbergt worden. Jetzt seien die privaten Mittel erschöpft, die französische Regierung stelle zwar als Unterkunftsräume entscheidende Aktion beginnen, um den Flüchtlingen, denen ehemalige Kasernen zur Verfügung, aber jetzt müsse eine man nur eine Uebergangszeit habe erleichtern können, zu Erwerbsmöglichkeiten zu verhelfen.
In wesentlichen Punkten fönnen wir uns mit Bérengers Meinung einverstanden erflären. Bérenger ist nicht nur der französische Vertreter in dem Völferbundskommissariat für die deutschen Flüchtlinge, sondern auch Präsident der größten französischen Hilfsvereinigung des Comitée Nationale de Secours des Réfugiés Allemands". Es geht aus feinen Aeußerungen ziemlich eindeutig hervor, daß die Nachbarländer Deutschlands nicht mehr zur finanziellen Unterstübung der deutschen Flüchtlinge bereit sind. Das muß offen ausgesprochen werden.
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Und so zwingt auch diese Tatsache neben den vielen anderen- zur Berufsumichichtung. Diejenigen, die nach monatelangem Bemühen feine Möglichkeit gefunden haben, in den Gastländern ihren alten Beruf auszuüben, müssen umlernen. Und zwar müssen sie so umlernen, daß sie nicht für ein paar Gelegenheiten versorgt sind, sondern sie müssen sich die Grundlage zu einer neuen Existenz schaffen. Da die Nachbarländer Deutschlands große Schwierigfeiten machen bei der Annahme von Arbeitsstellen, gibt es nur zwei Wege: entweder solche Berufe und Stellungen zu finden, in denen das Gastland feine Beeinträchtigung der eigenen Arbeitnehmerschaft sieht. Oder aber in überseeischen Ländern ein neues Leben zu beginnen.
Soweit wir Senator Bérenger verstanden haben, erwartet das Völkerbundskommissariat für die deutschen Flüchtlinge aus Amerifa zehn Millionen Dollar, wovon zunächst die große jüdische Vereinigung Joint Distribution Comitee" zweieinhalb Millionen Franfen zur Verfügung stellt. Diese Gelder scheinen lediglich für Ansiedlungen und Berufsumschichtungen in Uebersee bestimmt zu sein.
Die beiden Möglichkeiten der Emigration stehen also flar vor uns. Beide beginnen und enden mit der Berufsumschichtung.
Was kann der einzelne tun? Wie fann er feststellen, für welchen Beruf er nicht nur geeignet ist, sondern der gleichzeitig auch genügend Chancen bietet?
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Die Frage ist nur individuell zu lösen. Generell ist dazu lediglich folgendes zu sagen: Mitglieder der soge nannten freien Berufe scheinen in jeder Beziehung am härtesten von der Emigration getroffen zu sein. Es gibt wenig Chancen für fie, sich in den Gastländern ohne meiteres in ihren alten Berufen zu etablieren. Besonders schmieria scheint die Situation für Politiker und Schauspieler. Beide sind an die Claque ihrer Heimat gebunden. Ein paar Politiker haben in China und Rußland Anstellungen gedarf funden, der große Rest soweit er unvermögend ist sich nicht über die wahre Lage täuschen, wenn die internationale Presse in Zeiten der Anti- Hitlerfonjunktur ein paar Artikel von ihnen gebracht hat. Auch die Schauspieler, die nicht in der Lage sind, in kürzester Zeit eine fremde Sprache so zu lernen, daß sie zur zweiten Muttersprache wird, und die außerdem nicht die besonderen Schwierigkeiten der international angewandten Kontingentspolitik überwinden fönnen, sollten sich, ohne zu zögern, genau wie die Politifer, neuen Berufen zuwenden. Für einen Teil der Schrift= steller und Journalisten gibt es augenblicklich noch eine Kon
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junktur; sie wird aufhören, wenn das Interesse der Welt für die Vertriebenen erlischt, und wenn sich erst aus der großen Anzahl der deutschen Emigrationszeitungen herausgestellt haben wird, welche zwei oder drei von ihnen übrig bleiben. In der Sprache des Gastlandes zu schreiben, ist erst nach jahrelangem, vielleicht jahrzehntelangem Aufenthalt vielleicht möglich. Und mit Uebersegern journalistisch zu arbeiten, wird auf die Dauer weder erfreulich noch rentabel sein. Musiker und bildende Künstler haben höchstwahrscheinlich nicht zu sehr unter den typischen Qualen der Emigration zu leiden, ihre Arbeit ist meistens weder an Sprache noch an Arbeitsbewilligung gebunden. Man hört sogar, daß Musiker, die sich auf Filmmusik verstehen, Chancen haben.
Soweit der Bericht über Politiker und Künstler.- Medi3iner, Juristen und Nationalökonomen fönnen nur, wenn sie über größere Mittel verfügen, verschiedene Gramina der Gastländer nachholen. Viele, besonders der Mediziner, finden augenblicklich in Laboratorien Arbeitsmöglichkeiten oder praktizieren gemeinsam mit Aerzten der Gastländer. Man hört viel Widerspruchsvolles über diese Methode, recht viel Ablehnendes, denn es sei eine Verschlep= pung der Krise und ein Ausweg von zweifelhafter Wirkung. Die größten wirklichen Chancen scheinen Mediziner und Juristen in gewissen überseeischen Ländern zu haben; uns find mehrere Fälle bekannt, in denen es Deutschen gelungen ist, in China und im südlichen Amerika in ihren alten Be
rufen zu arbeiten.
Wir sind uns der Schwere dieser Feststellung bewußt. Es muß aber immer wieder gesagt werden, daß uns allen nur geholfen wird, wenn wir flar sehen. Und wer von den Intelleftuellen dazu körperlich und seelisch in der Lage ist, sollte es versuchen, sein Brot mit manueller Arbeit zu verdienen. Einer der bekanntesten deutschen Soziologen, Universitätsprofessor und Ehrendoktor, verkauft in einer holländischen Stadt Gemüse, das er selber zieht. Einer der bekanntesten deutsche Autoren von internationalem Ruf lebt in Süd frankreich als Bauer und fühlt sich so schreibt er heiter und glücklich wie noch nie". Jeder weiß, daß diese Beispiele hundertfach vermehrt werden können. Und es ist eigentlich fein einziger Fall befannt geworden, in dem Intelleftuelle nicht mit ihrem neuen Beruf landwirtschaftlicher oder handwerklicher Art zufrieden gewesen wären.
Für die Kaufleute ist die psychische Lage komplizierter, real aber einfacher. Sie befizen selten die Uebung, ihren Alltag von geistigen Erkenntnissen bestimmen zu lassen, und so fällt ihnen die Ueberlegenheit, mit der Intellektuelle den Berufswechsel vornehmen können, viel schwerer. Troßdem hört man von Hunderten von Fällen, in denen Kaufleute sich zur Berufsumstellung entschließen konnten und gut dabei gefahren sind. Es gibt ja in den neuen Berufen auch immer wieder Möglichkeiten, unter Anlehnung an die früheren Erfahrungen, faufmännische Möglichkeiten auszunuzen. Wer irgend Rapital hat, versucht es, in den Gastländern mit jenen Artikeln Geschäfte zu machen, deren das Gastland bedarf und die es noch nicht oder unvollkommen be= sitzt. Man kann übrigens dabei die Feststellung machen, daß ein größerer Prozentsaz der kapitalfräftigen deutschen Kaufleute in Holland und in den nordischen Ländern lebt. Auch in Frankreich sind eine Reihe von meist kleineren Unterneh= mungen gegründet worden, zum Teil als Kollektivs. Spielwaren, Schofolade, Schlagsahne, Autowinfer sind Artikel, die man in Deutschland besser herstellt als in Frankreich . Hier boten sich Möglichkeiten, die alle ausgenußt werden. Das Eigenartige bei den Kaufleuten ist ja gerade, daß sie meistens innerhalb ihres eigenen Berufes umschichten.
Es bleibt noch über die vielen jungen Mädchen zu sprechen, die entweder ihre Hörsäle und Kontore in Deutsch land verloren haben, oder aber die die Luft dieses Deutsch lands nicht atmen zu fönnen glaubten. Soweit sie nicht in den Cafes gelandet und gestrandet sind, sondern wirklich die Haltung und die Würde besaßen, die eine derartige Emigration von ihnen verlangt, so haben sie beinahe alle als Stenotypistinnen, Fotografinnen oder Haushaltsgehilfinnen Unterkunft gefunden.
Die neuen Berufe verlangen ganze Menschen. Die Um stellung, die von den meisten verlangt wird: vom Kopfarbeiter zum Handarbeiter, ist in den meisten Fällen nicht nur Gewähr für eine neue Gristenz, sondern auch den Betroffenen selber in jeder Beziehung nüßlich. In fast allen Ländern wird es zum Frühjahr Bedarf an Landarbeitern geben. Nichts ist empfehlenswerter, als diese Chancen auszunüßen, und die eigene Neigung zu dieser Arbeit kennen zu lernen. Wir leben in einer Zeit der Umformung vieler sozialer und menschlicher Werte. Die geistigen Menschen Deutschlands haben in den letzten Jahren schmählich versagt. Hoffen wir auf das Geschlecht, das bei dem Neuaufbau unseres Deutschlands nicht nur den Himmel, sondern auch die Erde fennt.
Chile- Equador- Kolumbien
Möglichkeiten für einwandernde Juden
Santiago de Chile , 14. April( 3TA.) Der Außenminister von Chile gibt amtlich den Wortlaut einer Erklärung bekannt, die er als Antwort auf Bitten, die Einwanderung deutscher Juden nach Chile zu erleichtern, abgegeben hat. Die Erklärung lautet:
Die Regierung steht den verschiedenen an sie gelangten Gesuchen betreffend die Einwanderung deutscher Juden nach Chile mit großer Sympathie gegenüber. Die Regierung wartet Informationen und die Beantwortung von Anfragen zwecks Herausgabe eines detaillierten Kommuniques zu diesem Gegenstand ab. Von Spanien aus hat die Regierung das Ersuchen um Einwanderungserlaubnis für 2000 deutsche Juden erhalten. Obwohl die chilenische Regierung in Einwanderungsfragen feinen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden macht, hält sie doch eine Einwanderung solchen Ausmaßes mit Rücksicht auf die starke Arbeitslosigkeit im Lande nicht für wünschenswert. Die gegenwärtig in Chile lebenden 12 000 Juden stellen ein arbeitsames Bevölkerungselement dar, das sich den Landesverhältnissen at angepaßt hat.
( PG.) Seit 1928 bis zum heutigen Tage besteht auf dem ganzen Gebiet der polnischen Republik das standrechtliche Verfahren für einen großen Teil der im Strafgeseze vorgesehenen strafbaren Handlungen, einige politische Delifte in begriffen. Das charakteristische an diesem Verfahren ist, daß nur eine Instanz besteht und daß als einzige Strafe die Todesstrafe ausgesprochen werden kann. In diesen 5 Jahren wurde diese Ausnahmejustiz, die fast zur Regel
Neuyork, 14. April .( 3TA.) Aus Quito , der Hauptstadt der südamerikanischen Republik Equador , wird der Jüdischen Telegrafen- Agentur mitgeteilt:
Die an Naturschäßen reiche, aber wirtschaftlich noch nicht entwickelte Republik Equador besitzt Möglichkeiten für jüdische Einwanderung bestimmter Berufskategorien. Namentlich für Kleinindustrien besteht weiter Spielraum. Die iüdische Gemeinschaft in Equador ist die jüngste und darum fleinste in ganz Südamerika . Meist kommen die Juden nach Equador aus der benachbarten Republif Peru. Es wäre zu wünschen, daß die zuständigen jüdischen Institutionen Eu ropas die Möglichkeiten einer jüdischen Einwanderung in Equador prüfen und zum besten ausnußen.
Aus Bogato wird der JTA. meeldet, daß eine gemischte
jüdisch- kolumbianische Kommission unter der Leitung des bekannten Politikers David A. Pardo die Möglichkeiten einer jüdischen Einwanderung nach Kolumbien studiert. Die Minister für auswärtige Angelegenheiten, Handel, Industrie und Landwirtschaft stehen dem Plan mit Sympathie gegen= über.
geworden ist, so gehandhabt, daß durchschnittlich jeden Monat 7 Todesurteile vollstreckt wurden. Von den gefällten Todesurteilen wurden 62,7 Prozent vollstreckt. In den zwei düsteren Jahren des zaristischen Regimes 1906-1908, die der der Diftatur ergebene Strafrechtslehrer Makowski in seinem„ Strafrecht" als die„ blutigsten" bezeichnet, wurden bloß 40 Prozent der gefällten Todesurteile vollstreckt. Es gibt in der Welt wenige Staaten, in denen in Friedenszeiten eine so grausame und blutige Strafgesetzgebung und Strafjustiz besteht.