" Deutsche Freiheit", Nummer 90
Das bunte Blatt
Die Piraten der„ Validia" von Heinrich Jordan
Diese Geschichte ist alles weniger als ein Kriminalroman. Sie hat sich, so wie sie berichtet wird, vor ungefähr zehn Jahren in Frankreich ereignet. Daß sie erst heute bekannt wird, liegt daran, daß eben manche Beamte der französischen Polizei eine gewisse Vorliebe für mysteriöse Kriminalromane haben. Zumindest seit Stavisky..
Also es war im Jahre 1923, da fand ein Marseiller Bootsvermieter auf dem Kai des alten Hafens ein verschnürtes Paket. Als er es öffnete, war darin ein Stoß bedruckter Papiere, deren Bedeutung er sich erst erklären lassen mußte. Es waren argentinische Wertpapiere in Höhe von 60 000 Fr. Bisher ist die Geschichte noch nicht sehr aufregend, aber nur einen Moment Geduld... Der Marseiller Bootsvermieter trug die Wertpapiere als ehrlicher, braver Mann zur Polizei. Der Kommissar stellte eine Untersuchung an und machte dabei die Entdeckung, daß die gefundenen Papiere nur einen Teil einer großen Wertpapiersendung darstellten, die von Paris nach Argentinien mit dem Dampfer Validia" geschickt worden und niemals angekommen waren.
Es war zunächst schon auffällig, daß das Wertpaket über Marseille mit der„ Validia", die nur ausnahmsweise Post mitnahm, statt über Bordeaux mit einem regulären Dampfer abgeschickt worden war.
Während sich die Polizei mit diesem Problem beschäftigte, liefen bei der Post eine ganze Reihe von Reklamationen von Banken ein, denen gleichfalls Wertsendungen nach Buenos Aires verloren gegangen waren. Merkwürdigerweise führten alle Spuren immer wieder zur„ Validia"... Das schien ein seltsames Schiff zu sein. Der Marseiller Polizeifommissar begann schon an eine Art Fatalität zu glauben. Aber die Versicherungsgesellschaften glaubten weder an ein Ehrenwort noch an fatale Zusammenhänge, sondern lediglich daran, daß es Versicherungsschwindler gibt, und versuchten nun das Geheimnis der verloren gegangenen Sendungen zu ergründen. Dabei famen sie auf die Vermutung, daß nur eine vielverzweigte, mit äußerstem Raffinement arbeitende Bande imstande sein könne, sich der so gut verwahrten Postsendungen
zu bemächtigen.
Die Diebe waren schlau. Hätten sie die Wertsendungen gleich in Paris geraubt, so wäre die Post oder die Polizei in furzer Zeit darauf gekommen. Da der Diebstahl aber erst im Hafen von Marseille geschah, war die Gefahr gering. Die ,, Validia" brauchte fast einen Monat, um nach Buenos Aires zu kommen, zwei Wochen lag sie dann im Hafen, dann fuhr sie wieder einen Monat lang zurück- ehe da die Betroffenen darauf kamen, daß sie bestohlen waren, hatten die Räuber längst sich und ihre Beute in Sicherheit gebracht und die Spuren verwischt..
Auf Betreiben der Versicherungsgesellschaften forschte zunächst einmal die Polizei nach dem Verbleiben der restlichen Wertpapiere der Sendung, von der der Marseiller Bootsvermieter einen Teil gefunden hatte. Sie kam darauf, daß sie von zwei höchst authentischen spanischen Hidalgos mit den flangvollen Namen Espinoza und Garcia Ortega an eine Bank verkauft worden waren. Leider waren die Namen und die Adressen, die die beiden spanischen Ritter angegeben hatten, weniger authentisch. Sie existierten nämlich über haupt nicht...
Höchst leibhaftig eristierte hingegen ein gewisser Lovisi, ein
wolle, und diesmal wieder recht wenig auf das Amtsgeheimnis bedacht, teilte sie diese Absicht vorher sehr ausführlich der Presse mit. Als nun der Tag der Verhaftung der vier Matrosen herankam, waren sie, dem Schicksal für die rechtzeitige Warnung dankbar, über alle Meere und Berge davon. Da geschah eines Tages von neuem ein sensationeller Diebstahl an Bord der„ Validia". Nun betraute die Polizei zwei ihrer verläßlichsten Inspektoren mit den Nachforschungen. Diese waren in ihren Recherchen noch gar nicht weit vorgedrungen, als sie sich eines Tages einem damals noch gar nicht sehr bekannten Herrn... Alexander Stavisky gegenübersahen. Von diesem Augenblick an hörten sie auf, verläßliche Polizeiinspektoren zu sein. Der schöne Serge Alexander verfügte schon damals, in den zarten Anfängen seiner wunderbaren Karriere, über einen unwiderstehlichen Scharm im Umgang mit Polizisten... Die beiden ließen also Stavisky ungeschoren und machten sich auf die Jagd hinter zwei andere Herren, Levinski und Nebucco. Diese hatten den unschäzbaren Vorzug, nicht zu existieren.
Donnerstag, 19. April 1934
JUSIN JIC
... it mööglich..." sagt Grock
Der große Clown Grod ist zur Zeit gar nicht sehr spaßig aufgelegt, seine Tochter macht ihm viel Kummer. Die wenig sten Menschen wußten überhaupt, daß Grock eine reizende, begabte Tochter hat, die schon einmal unter dem Pseudonym Bianca Bordini in Paris ein erfolgreiches Konzert gegeben hatte. Der Vater hielt seinen Sprößling immer versteckt und hatte ihm strikt verboten, jemals zur Bühne zu gehen. Jahrelang hat das arme Mädchen auf dem Landsiz des Clowns an der Riviera gesessen und sich, getreu dem Gebote des Papas, schrecklich gelangweilt. Jetzt aber ist das Unglück geschehen, die junge Bianca hat sich verliebt, und zwar zu allem Unglück in einen jungen erfolgreichen Artisten namens Marchal Hall... Die beiden wollten heiraten, aber Grock weigerte sich energisch, seine Einwilligung zu geben. Doch die Liebe ist stärker als väterlicher Widerspruch, Fräulein Grock ist bereits Frau Hall geworden und debütiert als Artistin in Paris in demselben Theater, in dem auch Grock vor vielen Jahren seine erste Vorstellung gab. Grod aber brummt ärgerlich ein ,, nit mööglich" in seinen imaginären Bart, aber alle Welt hofft, daß das väterliche Pardon den Erfolg des jungen Paares frönen wird.
Zwei Jahre später sprach man wieder von der„ Validia". Die Pariser Polizei hatte das Pech, daß in Brüssel ein Individuum verhaftet wurde, das aus einem Raub auf der„ Balidia" stammende Papiere verkaufen wollte. Dies war ein ge- Operation um eine Zahnbürste wisser Marcel Benda. Als man ihn fragte, woher die Wertpapiere stammen, gab er an, sie von seinem Freunde Stavisky zum Verkauf erhalten zu haben. Benda schien aber wegen seiner Verhaftung weiter gar nicht besorgt. Er ließ wissen, daß er mehrere Male hintereinander Attaché im französischen Innenministerium gewesen sei und über sehr einflußreiche Freunde verfüge, die unter Umständen der Karriere eines zu eifrigen Untersuchungsrichters hinderlich in den Weg treten könnten. Erschrocken verzichtete der Pariser Richter darauf, gegen Benda ein Auslieferungsverfahren zu stellen und ihn zu vernehmen.
Usher Schupad aus Brooklyn hat seine Zahnbürste verschluckt. Er machte sich darüber weiter feine Sorgen, bis er nach einigen Tagen doch solche Magenschmerzen bekam, daß er sich zum Arzt bequemte. Eine Röntgenaufnahme stellte die Lage der Bürste im Mageninneren fest. Mister Usher wurde auf den Operationstisch gelegt, eine kleine Narkose
Kurz darauf geschah aber wieder ein Malheur. Es wurden neuerlich, diesmal in Paris , Aktienpapiere beschlagnahmt,
deren Spur sich auf der„ Validia" verloren hatte. Als man das Finanzinstitut, das die Papiere zu dieser Zeit besaß, über die Herkunft befragte, verwies es auf einen Herrn Stavisfy. Nun ließ sich die Polizei einmal Alexander Stavisfy fommen. Man brauchte ihn nicht lange um Ausfunft zu bitten:
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„ Die Papiere hat mir ein Freund anvertraut, Herr Nebucco," erklärte er.
und als er aufwachte, zeigten ihm die Aerzte freudestrahlend die Bürste:„ Die Operation ist gut abgelaufen, sehen Sie. hier ist der Fremdförper." Aber Mister Usher Schupack aus Brooklyn besah sich lange kopfschüttelnd das Ding, das der Arzt in der Hand hielt.„ Nein, Herr Doktor, Sie haben sich geirrt, das ist nicht meine Zahnbürste, ich laß' mir nichts einreden, ich kenn sie ganz genau, schon an der Farbe." Es half nichts, daß der Arzt dem Patienten zu beweisen versuchte, daß durch die Magensäure eine chemische Veränderung der Bürste erfolgt sei, der Patient blieb noch einige Tage im Krankenhaus, bis die Wunde verheilt war und erzählt jetzt in ganz Brooklyn herum, daß die Aerzte eine fremde Zahnbürste aus seinem Magen herausgeholt hätten.
Als die Polizei nach diesem forschte, fonstatierte fie, daß Seltsamer Goldfund
Nebucco mit Marcel Benda identisch war.
So war glücklich der Kriminalfilm bei der. Vaudevilleepisode angelangt. Benda hatte von Stavisfy, Stavisfy hatte von Benda... Sie werden nun meinen, daß mit einer Gegenüberstellung von Benda und Stavisky das Geheimnis der Validia" in einer Viertelstunde zu lösen wäre. Hier aber beginnt sich wieder die Vorliebe der Pariser Polizei für mysteriöse Kriminalfilme bemerkbar zu machen- und sie konfrontiert Benda und Stavisfy nicht!
Die belgische Polizei aber dachte und handelte prosaischer. Sie hatte Benda auf alle Fälle gerichtsmäßig aburteilen und auf ein Jahr einsperren lassen. Als die Strafe um war, lieferte sie ihn der Pariser Polizei aus. Diese fonnte nicht
In der Nähe von Kraljevo wurden von einem Bauern Goldbarren gefunden, die merkwürdig geformt sind und zirfa 10 Kilogramm pro Stück wiegen. Man nimmt an, daß es sich um einen Goldfund handelt, der vor mehreren hundert Jahren anläßlich eines Türfeneinfalles von serbischen Flüchtlingen vergraben wurde. Ein Drittel muß an den Staat abgeliefert werden. Die Funde lassen erkennen, daß es sich um im Lande gewonnenes Metall handelt, und man hegt die Hoffnung, noch die Goldminen zu finden, die im Mittelalter von den Rumänen und später von den Serben ausgebeutet wurden.
Italiener , der gleichfalls einen Teil der gestohlenen Wert- umhin, sich bei Benda nun doch ein wenig wegen der ent- Ein Ungeheuer geboren
papiere verfauft hatte und sogar ausfindig gemacht werden fonnte. Dieser war ein Bruder des Kapitänstellvertreters der„ Validia", der die Schlüssel zu den Schiffskassen besaß, in denen die Postsendungen untergebracht wurden.
Es wäre ein leichtes gewesen, sich von Lovisi in das Innerste des Geheimnisses führen zu lassen. Es manifestiert sich aber zu diesem Zeitpunkt erstmalig die Freude der Polizei an unentwirrten, mysteriösen Kriminalromanen. Sie lud Lovisi nicht vor... Hingegen fündigte sie an, daß sie vier Matrosen der„ Validia" in den nächsten Tagen verhaften
wendeten Papiere zu erkundigen. Was glaubt man, antwortete Benda auf alle Fragen? Ich erinnere mich an nichts mehr, mein Gedächtnis läßt mich völlig in Stich... Anfall von Amnesie... übrigens kann man mich nicht zweimal wegen des gleichen Delifts verurteilen.... und Stavisfy tenne ich überhaupt gar nicht..."
Da nun Benda Stavisfy nicht fannte, wollte der Untersuchungsrichter schon gar nichts mit ihm zu tun haben. So debütierte der schöne Alerander in der Welt der Geschäfte...
In dem städtischen Krankenhaus der Stadt Tucuman in Südamerika gebar eine Frau ein Kind, das zum Entsetzen der Aerzte die Formen eines Meertieres hatte. Das Neugeborene hatte die typischen charakteristischen Merkmale eines Fisches, ein Meertier ohne Geschlechtsorgane. Die Speiseorgane der Mißgeburt erinnern an die einer Kaulquappe. Die Beine, die zusammengewachsen sind, enden in einem Fischschwanz ähnlichen Gebilde. Das Kind starb sofort nach der Geburt. Die Mutter schwebt in Lebensgefahr.
Die großen Preise aus frankreichs literarischem Leben
Es wäre gewiß kein Beweis von genauer Kenntnis der Sachlage, wenn man zwischen der Verteilung der wichtigsten Literaturpreise und dem jeweiligen Stande des literarischen Lebens eine enge Verbindung konstruieren wollte. Immerhin. das Jahr 1933 hat als Träger der wichtigsten Anerkennungen auf diesem Gebiet erheblich belangreichere Erscheinungen bezeichnet, als das letzthin im allgemeinen üblich war, und es will scheinen, als ob diese Beweise von Urteilsfähigkeit der verschiedenen Jurys auf die Selbstkritik der Autoren einen eher günstigen Einfluß geübt hätten. Bekanntlich war es im vorigen Jahr Henri Duvernois , der durch den Großen Literaturpreis der„ Academie Francaise " ausgezeichnet worden war; dem greisen Antoine hatte der Rat der„ unsterblichen" Vierzig den Prix Brie u g" zuerkannt, Andre Malraux wurde zum Träger des„ Goncourdpreises" und Charles Braibant , Verfasser des Romanes„ Le Roi dort"( Verlag Denoel et Steele) zum Laureaten des„ Prix Theophraste Renaudot" erwählt. Den„ Preis des ersten Romans" erhielt ein Autor namens Raymond Housilane für einen Band, der„ Individu " heißt( Verlag Grasset) und unter dem Pseudonym Housilane" verbirgt sich der jüngere Bruder des bekannten katholischen Romanciers und Akademikers Francois Maurice, der soeben durch die Zusammenfassung einer Reihe älterer Gelegenheitsauffäße zu einem Buch, das er Journal" nennt( Verlag Grasset ), den befremdenden Beweis einer beginnenden Selbstüberschätzung geliefert hat. Von den wichtigsten Prosaautoren französischer Zunge sind vier der bekanntesten mit der Schaffung mehrbändiger Romane beschäftigt, deren Abschluß sich zum Teil noch schwer übersehen läßt. So wartet das geistige Frankreich mit ungeduldiger Spannung auf die zwei Schlußbände, in denen Roger Martin du Gard seinem umfassenden Ursprungsplane zuwider sein herrliches Hauptwerk„ Les Thibaults"( Verlag Gallimard ) zu Ende führen will. Seit dem Erscheinen seines furzen, doch darum nicht minder be
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langvollen Dorfromanes„ Vielle France" arbeitet dieser große Dichter in der Abgeschlossenheit des Mittelmeerstädtchens Cassis an dieser entscheidenden Modifikation seiner Lebensschöpfung. Romain Rolland , dem Frankreichs weitere Kreise bei allem Respekt vor seiner schriftstellerischen Leistung mit einer unfaßlichen Indifferenz gegenüberstehen, hat im Laufe des letzten Jahres zwei weitere Bände seiner„ Ame enchantee"( Verlag Albin Michel ) herausgegeben, der produktive Jules Romain wirft paarweise die 24 verheißenen Bücher seines unerfreulichen Riesenromanes auf den Markt, der unter dem Sammeltitel„ Les hommes de bonne volonte"( Verlag Flammarion ) herauskommt, während Georges Duhamel uns mit Le Notaire du Havre" und" Le Jardin des Betes sauvages" die beiden ersten Teile seiner„ Chroniques des Pasquiers" beschert hat, die diesen bedeutenden Erzähler erneut in seiner eigenartigen Meisterschaft zu voller Geltung bringen. Von besonderem Interesse ist aus der Feder Georges Duhamels auch ein " Remarques sur les Memoires imaginaires" betiteltes Büchlein, in dem der Autor die eigene Schaffensart in Gegensatz zu der Roger Martin du Gards und Jules Romains itellt und die Forderung der Abgeschlossenheit des einzelnen Bandes zu einem Grundprinzip für den Fortsetzungsroman erhebt, während er sich andererseits, wie Roger Martin du Gard , als Gegner der untransponierten Autobiografie erklärt und damit in das Thema der Auseinandersetzungen zwischen du Gard und Andre Gide eingreift, die durch dessen Buch„ Uns nährt die Erde"( Si le grain ne meurt) hervorgerufen worden war. Daß der heute völlig der Politik zugewandte Andre Gide der Literatur nur noch den Tribut einer Revision seiner„ Gesammelten Werke", die im Verlag Gallimard erscheinen, zollt, wird von Gegnern und Freunden sehr unterschiedlich interpretiert.
Hat sich Andre Maurois zur Zeit wieder hauptsächlich als Biograf erprobt und einem Lyautey"( Verlag Plon) eine Vie de Voltaire" folgen lassen, so hat sich Henri Duvernois
durch den Roman A l'ombre d'une femme" ( Verlag Grasset) erneut als einer der zartesten und tiefsten Seelenschilderer der gereisten Generation gezeigt; Züge dieses Meisters fallen einem auch in einem Erstlingswerk auf, in Feux du Matin" von Charles Mauban( Ver lag Grasset ), der mit ergreifender Reinheit zu erzählen weiß, wie ein Jüngling in sündige" Liebe zu seiner Stiefmutter verstrickt wird. Bücher wie dieses und wie der in seiner Kunstlosigkeit so erschütternde Flucht- und Irrfahrtenbericht des russischen Emigranten Michel Matveev , der den Titel „ Les Traques"( Die Gehezten) trägt( Verlag Gallimard ) verdienen, als neue Regungen in Frankreichs Literatur, be= stimmt stärkere Beachtung als die Riesenauflagen, in denen jede Emanation eines Bedel, Morand oder gar eines Dekobra auf den Weltmarkt lanziert wird.
Während junge Kräfte wie Malraux , Dabit und einige andere das geistige Leben mit Ungestüm nach vorwärts zu treiben bemüht sind, scheint unter den Mitgliedern der ,, Academie Francaise " eine Art von Retrospektivkrankheit ausgebrochen zu sein. Nicht nur Poincare , Cambon, Paleologue und andere politische Persönlichkeiten fahren fort, ihre ,, Denkwürdigkeiten" in die Welt gehen zu lassen, auch Paul Bourget , Maurice Donnay , Henry Bordeaux sowie Henri de Regnier , von denen man zumindest nicht be. haupten möchte, daß sie von weltbewegender Bedeutung seien. Unter der Kuppel des„ Palais Mazarin" ist außer Paul Valerys subtiler Dialogstudie„ L'Idee Fire"( Verlag Galli mard ) in jüngster Zeit nur wenig Dauerhaftes gewachsen, denn über die Grammatik soll hier nicht geredet werden.
Zu den„ Sensationen", die uns die letzten literarischen Ereignisse in Frankreich gewährt haben, gehört dagegen die Veröffentlichung eines schönen Versbandes,„ Encore un instant de Bonheur", durch Henry de Montherlant ( Verlag Graffet), der uns gleichzeitig informiert, daß sein seit Jahren angekündigter und inzwischen vollendeter sozialer Roman La Rose de Sable" niemals erscheinen wird. Ein solches Beispiel der kritischen Einstellung zur eigenen Leistung könnte eigentlich sogar den erlauchten Geistern zu denken geben, die gegen das Entgelt der„ Unsterblichkeit" die Wacht über Frankreichs Sprachgut übernommen haben.