Deutsche Stimmen Beilage zur Deutschfien Freifieit". Ereignisse und Geschichten

Freitag, den 27. April 1934

Da wendet sich der Geist mit Grausen Das Urteil eines Schweizers über das Schrifttum des ,, dritten Reiches"

Max Rychner , einer der klügsten, seine Worte fein und vorsichtig wägenden Publizisten der Schweiz , übt in der Nummer 706 der Neuen Zürcher Zeitung " Kritik an den Büchern auf dem Markte des ,, dritten Reiches". Sein Urteil verdient Kenntnisnahme in größerer Weite.

In Deutschland gibt es eine uferlose Romanliteratur, die nicht zur richtigen Literatur gehört, aber doch in Hundert­tausenden von Exemplaren verschlungen wurde. Die Produk­tion ist genau so stetig wie die Nachfrage, Export findet kaum statt; die Binnenmarktverhältnisse können als befrie­digend gelten. Die betreffenden Romane werden alle nach dem gleichen Küchenrezept hergestellt. Es hat sich bewährt, wie der Aufbau des Mittagessens etwa, dessen Schema: Suppe, Fleisch, Gemüse, Nachspeise, kaum mehr diskutiert werden

dürfte.

Das Romanschema ist ungefähr so: Graf Egon von Dunner­kiell, der prächtige Wildling, fällt in Liebe zu Kätchen Blaffke, dem scheuen Reh und Förstertöchterchen. Der wetterharte Vater Dunnerkiell ergrimmt ob seines Sohnes unstandesgemäßer Neigung, die Gräfinmutter hat reichlich Gelegenheit, manch stille Zähre zu weinen, denn der Familienstunk gerät alsbald in Gang.( Komplikationen: der schlimme Baron Adolar tänzelt um Kätchen, aber er ist ein Schwerennöter und meint es nicht ernst! Das züchtige Mäd­chen wendet unwillig errötend das Köpfchen ab. Zweite Komplikation: Auf dem Schlachtfeld von Gravelotte haben der alte Graf Dunnerkiell und Baron Falkenpfiff sich Brüderschaft geschworen und dabei noch abgemacht, daß ihre Kinder sich einst heiraten sollen. Aber Baronesse Elfriede von Falkenpfiff, das gertenschlanke Schloßfräulein von acht­zehn Jahren, reitet am liebsten mit dem witzigen Assessor Kuno Knapp von Knappsack über den Anger, und wäre um seinetwillen zu manch unüberlegtem Schritt fähig. Sie liebt Egon ebensowenig wie er sie. So entsteht auch in ihrem Hause Verdruß.) mida je 62

Selbst beim Regiment kann Egon sein Kätchen nicht ver­gessen. Der rauh- joviale Oberst merkt, daß mit seinem jüng­sten Leutnant etwas nicht stimmt. Nun gerät die Roman­handlung in große Fahrt, und alles kehrt sich zum Erfreu­lichen. Der eisenharte alte Schnauzbart von Oberst hat ein weiches Herz. Und wie er sich für seinen Leutnant beim alten Dunnerkiell verwendet und diesen beim Portepee faßt, unter Aufrufung gemeinsamer Jugenderinnerungen bei den Pasewalker Husaren, da gehen beiden die Augen über, Graf Dunnerkiell ruft seinen Goldjungen Egon, und wie dieser in guter Haltung im Jagdzimmer unter den Ge­weihen der Sechzehnender steht, öffnet Vater den Gewehr­schrank und wer entsteigt ihm? Kätchen, das errötende Kätchen! Große feuchte Szene, Verlöbnis usw. Mit einem anspielungsreichen Scherz empfiehlt sich der alte Oberst als Pate.( Baronesse Elfriedens Schicksale sind ähnlich; sie erhält den witzigen Kuno.)

Nun gibt es einen konventionellen Schluß und einen revo­lutionären. Der konventionelle ist solcherart: gleich nach dem Verlöbnis stellt sich heraus, daß Kätchen gar keine Blaffke ist, sondern keine Geringere als Komteẞ Adelheid Mettmenstetten! Allerlei Familienbelange brachten es mit sich, daß der Schleier des Geheimnisses über dieses inter­essante Kind gebreitet werden mußte. Einzig Förster Blaffke und sein treues Weib Martha Blaffke wußten darum. In knorriger und dennoch devoter Rede enthüllt der fächer­bärtige Förster dem Grafen das Notwendige. Nun dreht dieser edle und fromme Mann die Augen himmelwärts und dankt unvermittelt dem, der alles so weise vorbedacht. Die Gräfinmutter weint ein übers andere Mal, ihr schmerzliches Glück sprengt ihr fast das Herz. Egon heiratet ebenbürtig! ( Baron Adolar bleibt ein Schwerennöter und Junggeselle. Er führt eine flotte Klinge und ist bei seinem Regiment als frohgelaunter Tausendsassa ungemein beliebt.)

Der revolutionäre Schluß jedoch lautet so: die Dunner­kiells forschen aufgeregt in Kätchens Stammbaum herum erfolglos. Sie ist und bleibt eine Bürgerliche, ein Blaffke. Egon geht sehenden Auges eine Mesalliance ein. Nicht ein­mal Geld hat sie, dabei könnte man's wohl gebrauchen. Aber da solltet ihr einmal ihren Herzensadel sehen! Ihre Sinnes­art ist so beschaffen, daß man sie als vornehm bezeichnen muß. Inmitten dreist- hochmütiger, giftig zischelnder Neide­rinnen von Stand behält sie einen unbeugsamen Takt, eine schlafwandlerische Sicherheit voller Herzenspracht. Die alte Fürstin Bentlingsberg erkennt das als erste, zieht die Er­rötende am Ohrläppchen und krächzt auf ihre drollige Weise: ,, Kopf hoch, Kindchen! Für diesen Lausbuben von Egon scheinst mir noch lang gut genug! In guten und schlimmen Zeiten halt dich nur an mich, die alte Julie- Louise, ich bin über die Flausen hinaus! Und nun gib mir einen Kuẞ..., nein da, auf die Stirn, sonst sticht dich mein Bart." Auf dieses Signal hin bekehren sich die hochgesinnten Hoch­geborenen zu Kätchen, die bösen Verstockten bleiben ver­stockt. Egon und Kätchen aber werden glücklich und kinder­reich.

Dieser Roman ist mit ganz kleinen Varianten, Tausende von Malen geschrieben und vielmillionenmal gelesen worden, er ist also soziologisch bedeutsam. Kleinbürger( vielfach, und mit größten Erfolg, Frauen!) haben ihn erdichtet und mit ihren Herzensträumen ausgestattet. Mit abgöttischer Verehrung werden die oberen Stände geschildert, d. h. in einer Art von Oeldruckmanier kitschig aufgeschönt und mit

der Monomanie ihres eigenen Standesbegriffs versehen. Aber so undurchlässig im allgemeinen die Stände gegenein­ander abgegrenzt sind, es zeigen sich doch schon Risse in dem simpel entworfenen Gesellschaftsgefüge, und mit devo­ter Frömmelei vor den Oberen entwerfen die Unteren in ihren Erzählungen eine besondere Ethik der Mesalliance, d. h der Durchdringung und Durchsetzung der Oberen von unten her. Ein kleiner Wurm nagt eben doch manchmal in den Biederen, deren Fantasie sich mit so viel Glanz beschäftigt,

oder ein zages Selbstgefühl, das denn auch vor gewissen Anmaßungen nicht zurückscheut.

In äußerster Verdünnung werden fast mythische Bestände der Geschichte dargeboten: etwa im Verhältnis des braven und furchtlosen Dorfpfarrers zum Grafen Dunnerkiell. Beide brauchen und schätzen einander, oder sie necken sich ein wenig und versuchen gelegentlich Uebergriffe- hinter dieser verplatteten Idyllik sogar ist noch etwas spürbar von der mittelalterlichen Lebenspopularität Adel und Geistlich­keit, weltliche und geistliche Herrschaft, oder Kaiser und Papst. Nur daß alles ins Winzige gedreht ist und an Stelle von zwei Weltprinzipien kleine Behauptungswettstreite von Selbstgefälligkeiten getreten sind.

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In diesen erwähnten Romanen, die ganz neunzehntes Jahrhundert sind, wird bei aller triefenden Ehrfurcht unbe­wußt ein wenig rebelliert: die bestehende Ordnung wird zwar als Ordnung schlechthin jenseits aller Zweifel hinge­nommen, aber in aller Ehrbarkeit geben die Verfasser zu bedenken, ob nicht mancher, der jetzt unten ist, eigentlich

Ständestaat Oesterreich

Wir sind der christliche Ständestaat, Wir haben Kanonen und Kerker parat Und Galgen, Henker und Strick. Erst kommt die Beichte und Kommunion, Dann kommt der rasch gekürzte Lohn, Denn wir schlugen die rote Revolution Und besiegten die Republik .

Gott hat uns persönlich als Führer gesandt, Drum sind wir in Uniform gar so charmant, Hartherzig, die Hirne sind weich.

Wo Hitler brüllt, da sind wir zart, Mit Höflichkeit wird nicht gespart, Wir hängen auf eine schwarzgelbe Art, Bitte schön! und: Bitte gleich!

Aus Ständen wird, das ist bekannt, Jetzt aufgebaut das Vaterland Samt Schußkorps- Apparat.

Drum haben wir jetzt manchen Stand: Den Ruhe und den Uebelstand,

den Hand-, den Not-, den Naschmarktstand Im Uebelständestaat!

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F. B.

nach oben gehörte und umgekehrt. Ganz unbewußt lassen Braunbuch II Dimitroff contra Göcing

sie durchblicken, mit der Ständeordnung stimme es schon, aber die Besegung der Stände sei nicht durchaus gerecht. An diesen Stellen kommt dann etwas zum Vorschein, was zwar nicht so festgebacken und scharf umrissen ist wie das ,, Klassenbewußtsein" des gedrückten Bürgers oder Arbei­ters, aber doch die Parallelerscheinung ist zu dem, was an­prangernd bei den Oberen als Standesdünkel gemalt wird. So kämpferisch programmatisch wie das französische Bürger­tum in der großen Revolution hat sich das deutsche nie gegen die Feudalität aufgelehnt, denn als es soweit hätte sein können, war es seinerseits schon bedroht durch die von unten her zustoßende Klasse des Proletariats.

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Diese Literatursorte bleibt am Aeußerlichen kleben, an dem, was den Autoren große Lebensform scheint. Ihre Egons, Bothos usw. preschen auf schäumenden Rappen über ihre Güter oder veranstalten einen Ball. Das Patriarchalische, die Verantwortlichkeit von oben nach unten, entgeht ihnen. Standesdünkel ist ihnen die Ueberhebung der rein Reprä­sentativen über die Leistungstüchtigen. Wohl haben auch die in so sonderbarem Goldpappglanz gezeigten Repräsenta­tiven Gelegenheit zur Leistung: bei der Armee. Ein stän­diger Held der kleinbürgerlichen Feudalromane ist ,, das Regiment". Unerschütterlicher Friede herrscht, und dem­nach ist das Regiment ein vergnügter Verein prächtiger Jun­gens, drollig lebenslustiger Offiziere mit Pumponkels, und väterlicher alter Obersten. Auch das Militärische bildet nur

Nächster Tage erscheint Braunbuch II, das nicht minder wie Braunbuch I geeignet ist, die Weltmeinung aufzuwühlen. Braunbuch II gibt die erste geschlossene Darstel lung des Leipziger Prozesses mit allen seinen Hintergründen. Es leuchtet erbarmungslos hinter die Kulis­sen. Es ist eine leidenschaftliche Anklage gegen die wahren Brandstifter. Es enthält das gesamte Material, das während und nach dem Prozeß über den Reichstagsbrandprozeß be­kannt geworden ist. Es enthält eine große Anzahl unbekann­ter wichtiger Tatsachen, die für die Schuld der Nazis am Reichstagsbrande sprechen. Vier sensationelle kriminalistische Zeichnungen geben eine grafische Darstellung aller Ver­dachtsmomente gegen die Nazis. Das Buch enthält über 100 Fotos und 30 Dokumente, darunter Criginalbriefe Dimi­troffs. Das Vorwort zu dem Buche schrieb D. N. Pritt, Eng­lands größter Rechtsanwalt, Vorsitzender des Untersuchungs­ausschusses zur Aufklärung des Reichstagsbrandes. Beiträge stellten zur Verfügung Romain Rolland und Lion Feucht­ wanger , Frans Masereel gab dem Braunbuch eine Original­zeichnung, und der Held und Sieger von Leipzig , Georgij Dimitroff ist mit einem großen Originalbeitrage vertreten, der den Titel führt: Was wollte Hitler mit dem Reichstags­brand? Braunbuch II. wird seinen Weg ebenso machen wie das erste Braunbuch.

einen heiter stimmungsvollen Rosahintergrund. Doch es ist Die Bücher des Europäischen Meckuc bezeichnend, daß die militärische Gliederung und Hierarchie niemals und unter keinen Umständen durch die Handlung oder durch eine Figur in Frage gestellt wird; da klappt es bis ins Letzte mit der Rangordnung und jeder steht nach seinen Verdiensten an der richtigen Stelle. Denn hier wird gleichsam ,, bürgerlich" gewertet, nämlich nach der Leistung und Befähigung; man wird in den Oberstenrang nicht hinein­geboren. Da herrscht nicht das mindeste Ressentiment, und nie wird ein Offizier des Standesdünkels verdächtigt.

Der niedere Film hat jahrelang dann den Motivschrank dieser Literatur geplündert. Nur daß er um des äußeren Glanzes willen die erste Rolle oft der Geldaristokratie zu­hielt, die für ihn dem Geburtsadel gleichwertig war. Mit welcher Eleganz wurden erst hier die sozialen Scheidewände übertänzelt! Der Millionärssohn heiratet zwangsläufig das Wäschermädchen, die verwöhnte Tochter den mausarmen genialen Künstler. Und immer will ein starrer Standes­dünkel die Liebenden daran hindern. Neben die Exklusivität des Blutes trat die des Geldes. Das Geld aber trat in Kon­kurrenz zum Blut, heiratete Rittergüter und historische Namen.

Bis vor dem Krieg war es in einer deutschen Residenz beim Hofball Brauch, daß der Tanzsaal durch ein farbiges Seil abgeteilt wurde: diesseits tanzte der Adel, jenseits der Kordel die Bürgerlichen, staunend und lammfromm. Nach dem Krieg wurde der Hof dann fortgeschickt, kein Seil ver­mochte ihn mehr zu halten. Es kamen die paar Jahre De­mokratie mit Gleichheitsgrundsätzen. Die sind jetzt auch vor­über. Der ständisch- hierarische Gedanke setzt sich wieder durch, in der Führerauslese, also im Rahmen der Partei­rangordnung. Es wird viel von ,, neuem Adel", von Lei­stungsadel" gesprochen, bei dem die Lebenswerte und ihre Repräsentanz auf eine dieser Zeit faßlichere Weise zusam­mengestimmt werden sollen als vielfach beim Geburtsadel. Dieser wird nicht in Bausch und Bogen des Standesdünkels geziehen, was auch ein schweres Unrecht wäre, er soll auch nicht in die Rolle der ci- devants abgedrängt werden, soweit er im Zeitalter der Volksverbundenheit ostentativ dem ,, Kastengeist" abschwört.

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Die feudalitätstrunkene Volksliteratur, deren Konstruk­tionsschema wir hersetzten, hat in naiv schwelgerischer Weise Rasse( als ,, Rassigkeit" der Bothos, Egons usw.) und Boden­ständigkeit der Geschlechter verherrlicht, moralisierend einen eigenhändig fabrizierten Schein mit einem mißverstan­denen Sein innig zu verknüpfen getrachtet, mit schüchternem Ansats, die vorausgesetzte Hermetik der oberen Stände bür­gerlich aufzulockern. Es sollen ihr keine prophetischen Gaben unterstellt werden, aber in der Rückschau gewinnt sie schon eine gewisse Bedeutung: mit ihrer Leserschaft muß anders gerechnet werden als früher.

Was man sich zuflüstert

Samuelsohn steht vor Gericht.

,, Ihr Vorname?" fragt der Richter streng. Isidor!" sagt Samuelsohn bekümmert. ,, Unter diesen Umständen", be­merkt der Staatsanwalt. können wir wohl auf eine Beweis­aufnahme verzichten. Der Angeklagte scheint bereits über­führt..."

Pips in der Wahrheit".

ララ

Das Frühjahrsprogramm des Europäischen Merkur, Paris , bringt zahlreiche bemerkenswerte Neuerscheinungen: Ernst Gläser veröffentlicht seinen neuen Roman ,, Der letzte Zivi­list", von allen dichterischen Erzeugnissen dieser Epoche deutscher Geschichte das erste von wahrer Gültigkeit; Peter Mendelssohn seinen neuen Roman ,, Das Haus Cosinsky", de Geschichte einer Familie des hannoverschen Landadels. Fer­ner erscheint Margrit Angers Erstlingswerk, der Roman ,, Ist es vorbei?", ein vielversprechender Anfang. Besonders inter­essant sind Paul A. Robert ,, Der mißbrauchte Mensch", eine Auseinandersetzung mit den wichtigsten ideellen Grundlagen des heutigen Geschehens, und Rudolf Oldens Hindenburg­Biographie, eine blendende Darstellung eines allzu unbe­kannten Ausschnittes deutscher Militärgeschichte. Eugen Lennhoff zeigt in seinem Buch Die großen Liberalen", die Leistungen des heute so geschmähten Liberalismus. Das billige Zehn- Francs- Buch, eine neue Schöpfung des Verlages, bringt ,, Marianne in Indien", Novellen von Lion Feuchtwanger und den ersten Tatsachenbericht über die deutsche Emigration von Ika Halpern und Rudolf Olden . Fortgesetzt wird die in­teressante ,, Streitschriften"-Reihe. Auf Heinrich Mann und ein junger Deutscher ,, Der Sinn dieser Emigration" folgt Jo­seph Amiel Palästina, das erlaubte Land", ein Bericht über die Möglichkeiten der Einwanderung in diese neue jüdische Heimstätte, und Albert Grimm ,, Gibt es Arier?", eine ebenso gründliche wie amüsante Untersuchung der deutschen Ras­sentheorien.

Zeit- Notizen

Was ist Sozialismus?

Was ist Sozialismus?

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Auf die Frage: Was ist Sozialismus" gab der Oberregie­rungsrat Dr. Drück vor der Gauversammlung der württem­bergischen Juristen eine Antwort, die von der Nazipresse als Drück sagte: ,, wissenschaftlich gründlich" gerühmt wird.

,, Unter Sozialismus verstehen wir, bereit zu sein, auch da noch zu geben, wo man selbst einen Mangel verspürt." Eduard Lichtenstein

Einer jener zahlreichen Künstler, denen der Arierparagraf jede Arbeits- und Lebensmöglichkeit in Deutschland unter­bunden hat, gab in diesen Tagen in Saarbrücken im Fest­saal der ,, Landeszeitung" ein Konzert. Seine geschulte Stimme und die Kraft seiner Gestaltung erzwangen vor einem willig mitgehenden Publikum einen großen Erfolg. Prager Ausstellung stark besucht

Die von der deutschen Gesandtschaft beanstandete Prager Ausstellung wurde am Sonntag von rund 3000 Personen be­sucht, was einer Demonstration gegen die Auslandszensur der Hitlerregierung gleichkommt. Die wirkungsvollen Fotomon­tagen John Heartfields erzeugten besondere Aufmerksamkeit der Besucher.

Balzac staatsgefährlich

Die Nazipresse meldet: Gemäß Verordnung des Herrn Reichspräsidenten vom 4. Februar zum Schutze von Volk und Staat ist das Buch: Die drolligen Geschichten des Herrn von Balzac ' und Bildern von Dord, Verlag: Martin Maschler, Berlin , verboten und beschlagnahmt worden."