Das bunte Matt«Deutsche Freiheit", Nummer 102Die Atunöe der FreiheitAus einem Vomanfragment.» Von PierreIn gigantischen, schweigenden Staffeln stand das Volk quider unendlichen Fläche des Tempelhofer Feldes. Vorn, inlangen Kolonnen, die stumpfbraunen Uniformen der SA-,hinter ihnen die Belegschaften der Berliner Betriebe, undschließlich, weit an die Peripherie des Paradeplatzes ge*roorfen, die Zuschauer. Das gewaltige Gerüst der Tribünenragte wie ein vorsintflutliches Skelett zum Himmel empor,mit unzähligen Hakenkreuzwimpeln geschmückt, die in demlauen Wind des bereits vorsommerschwülen, ersten Mai-tages träge hin- und herschaukelten. Ein leiser silbrigerDunst hing wie eine durchsichtige Wolke über dem Horizont,die Musikkapellen hatten zu spielen aufgehört und eine fastunheimliche Ruhe umspannte den menschenüberfluteten Platz,auf dem nur die heiseren Schreie der Limonaden- undWürstchenverkäufer zu hören waren, monotone Schreie, diesich in der Akustik des Kilometerfeldes wunderlich undgrotesk verzerrten.Auf den Tribünen standen die«Führer des Volkes". EinenAchtungsschritt vor den andern der Chef selbst. Noch immerfiel ihm die kunstvoll arrangierte Stirnlocke malerisch-verträumt in die niedre Stirn, noch immer sprachen diehysterisch-gespreizten, unruhevoll greifenden Hände jene auf-wühlende, peitschende Sprache, mit denen er in den Sturm-tagen der Bewegung die gläubigen Massen an seine Fahnengehestet batte. Das in militärischer Straffheit dressierteLippenbä.Ichen, das diesem von Eitelkeit verfressenen Gesichtmit den flackernden Augen einen treuherzigen, spießbürger-lich-kowischen Anstrich gab. stand wie ein Ausrufungszeichenüber der gepreßten Mundpartie.Hinter dem Chef kauerte, in sich zusammengesunken, derkleine, zynische Propagandaminister! die lauernden Augendes„Mephisto", wie ihn seine intimen Feinde zu nennenpflegten, spielten unablässig über das Feld, um von Zeit zuZeit mit einem schrägen, musternden Seitenblick auf demChef hasten zu bleiben. Nicht weit entfernt von seinem Platzräkelte sich, in letzter, eleganter SA.-Paradeuniform derGeneral. Die vielfältige Buntheit seines Gewandes warerstaunlich. Goldene und silberne Tressen wetteiferten mitdunkelbraunen Schnüren, um der Erscheinung des Generalseinen fast exotischen Anstrich zu geben. Die Zahl der Ordens-Bänder, die seine Brust schmückten, war Legion.Aus der Menge der Uniformierten, die die Tribüne füllten,riß sich plötzlich eine Gestalt los, ging mit kurzen, nervösenSchritten auf die unterhalb des Lautsprechers aufgestelltenSpielmannszüge der SA. zu und gab mit kurzer, abgehackterStimme einen Befehl. Es war Dr. Ley, der Führer der„deutschen Arbeitsfront". Trommelwirbel ertönten. An denbeiden Riesenmasten gingen die Hakenkreuzfahnen des„dritten Reiches" hoch. Aus der Diplomatentribüne, die vollbesetzt war, richtete man die Ferngläser. Von der nahenNeuköllner Kirchturmuhr klangen, dumpf und hohl, zweiGongschläge. Die Trommeln verstummten. Der Führer tratvor, mit ausgestreckter Römerhand.„Volksgenossen und Volksgenossinnen!" so begann er,„meine deutschen Männer und Frauen! Schwer lastet auchaus uns die wirtschaftliche Sorge dieser Tage! Aber derdeutsche Mai, wie wir ihn heute feiern, zeigt, daß diesesVolk unbesiegbar ist, wenn es nur volksgemeinschaftlich zu-sammensteht! Manch einer von Euch hat darüber gemurrtund war enttäuscht, daß wir die Löhne senken mutzten, daßdie Arbeitslosigkeit wieder zugenommen hat.Wer enttäuscht ist, Volksgenossen und Volksgenossinnen,der ist kein Nationalsozialist! Vertrauen verlange ich vonEuch, Vertrauen und nochmals Vertrauen! Zehn JahreFrist habe ich von Euch gefordert, aber ich werde vielleichtfünfzig Jahre verlangen müssen! Glaube keiner von Euch.uns drohen, uns beschimpfen zu können! Unüberwindlich istunser Glaube an den endlichen Sieg, unüberwindlich aberauch die Macht unserer BajonetteVon der südlichen Seite des Feldes kam plötzlich derschwache, erstickte Widerhall von Gewehrschüssen. Verwor-rener Lärm stieg von weit her aus. Auf der Tribüne steckteman die Köpfe zusammen. Schweigend, reglos, mit ver-bissenen Mienen und mit starren Gesichtern standen dieMassen.Aber der Führer sprach weiter.„Unerbittlich werden wir sein, unerbittlich und unbarm-herzig, wenn es gilt, unsere nationale Revolution zu ver-teidigen! Hunderttausende, ja, Millionen stehen bereit, umjeden Versuch eines Widerstandes mit eiserner Hand nieder-zuschlagen! Ihr hungert, sagt Ihr? Ja, hungern wir dennnicht alle?! Das Preußen Friedrich des Großen hat sichgroßgehungert! Auch das Deutschland Adolf Hitlers wirdsich großhungern!"Aus der Tribüne entstand lebhafte Bewegung. Ein Mannin SS.-Uniform raste, schweißbedeckt, aus einem Motorradheran, sprang taumelnd ab und brach, direkt vor demGeneral, der sich erregt von seinem Platz erhoben hatte, indie Knie—.«Exzellenz," stammelte er, während die zitternden Finger-spitzen den Mützenrand zum militärischen Gruß suchten,„ander Hermannstratze sind soeben bewaffnete Arbeiter durch-gebrochen! Mehr als achttausend Mann! Ganz Neukölln istin Aufruhr! Aus den Häusern strömen sie, um sich anzuschließen! Das schwillt an wie eine Lawine! Zwei Polizei-wachen sind gestürmt, in der Steinmetz- und in der BerlinerStraße wehen rote Fahnen!!"Der Meldefahrer röchelte nur noch.„Die Hunde!" schrieder General und gab dem Hiobsboten einen Stoß, daß erzusammenstürzte,„mit Brandbomben die Verbrecher nieder-machen!"Der Führer sprach noch. Mit heiserer, krächzender Stimme,mit fahrigen Gesten, mit flackernden, wut- und angst-verzerrten Augen, drohend, bittend, beschimpfend...Der Lärm, der wie eine Gewitterwolke von Süden kam,wuchs. In die Reihen der Hunderttausende, die den Platzbesetzt hielten, kam eine leise, lauschende Bewegung. Siesteckten die Köpfe zusammen, sie flüsterten...„Es geht los!"knirschten sie durch die Zähne,„sie kommen!" Und in diesenWorten lag eine Welt! Eine Welt des Hasses, eine Weltfressender Wut...Noch immer sprach der Führer. Schweißbedeckt, mit flat-ternden Händen, ächzend, stöhnend.Wie die Wellen einer Brandung über die Klippenichäumen, so lief die Nachricht vom Aufbruch des gepeinigtenVolkes durch die vorher so stummen Reihen. Sie flüstertennicht mehr, sie schrien schon„Rote Fahnen in Neukölln!Zwei SS.-Stürme am Reuterplatz zusammengeschlagen!" soriefen sie sich zu. Der Rausch der Erlösung überkam dieungeheure Menge. Auch die braunen SA.-Kolonnen gerietenin Unruhe...„Wer sich uns entgegenstellt, den zerschmettern wir!"brüllte der Führer, kaum seiner Stimme noch mächtig, insMikrofon.Da brach ein Schrei aus den vor Erregung bebendenMündern der Hunderttausende, ein ungeheurer, ein be-freiender, orgiastischer Schrei. Er war so Elementar und kamso fürchterlich lebenswahr aus den unerklärlichen Tiefen ge-quälter Herzen, daß die Männer aus der Tribüne totenbleichwurden. Der Führer sprach noch, aber im Tosen der entfesselten Masse ging alles unter, was er an Wut und Angstin die Lüste spie.Freitag, 4. Mai 1934.Piefkes TriumphDie^Pariser Wochenschrift„Gringoire", herausgegeben vondem Schwiegersohn des Ex-Polizeipräsidenten Chiappe, istkeineswegs immer nach unserem politischen Geschmack. Mehrrechts als links, hat sie nämlich seit den Ereignissen des K.Februar nicht nur gelegentliche Anfälle von reaktionärerBösartigkeit. Das hindert nicht, daß„Gringoire" übereinen Mitarbeiter, Lavier de Hauteclocque, verfügt, der beiseinen Abstechern ins„dritte Reich" schärfer auf den Grundder Dinge sieht als mancher allzu gutgläubige Korrespon-dcnt der Linkspresse, der sich von den Nazis leicht einwickelnließ. Bei seinem ersten Beiuch im braunen Deuischland imFrühjahr 1933 suchte man ihm auch, nicht ganz ohne Erfolg,Potemkinsche Dörfer hinzuzaubern, aber da er gleichwohlauch von dem Unerfreulichen, allzu Unerfreuliche» berichtete,das in sein Blickfeld getreten war, zeigten ihm die Haken-kreuz-Bonzen bei seinem zweiten Besuch in diesem Jahre diekalte Schulter. Wie Hauteclocque mit seiner Reportage„Nacht über Deutschland" ins Schwarze zu treffen vermag,beweist das„Piefkes Triumph" betitelte Kapitel, das wir imfolgenden wiedergeben:„Ein Kops aus Marzipan, mit Schmiergelpapier abge-rieben, lediglich ein Bürstchen stachlicher Haare auf demScheitel, unter weißen Wimpern fahle, verkniffene, nurscheinbar gutmütige Augen, ein über den Panzerkragenquellendes Fettpolster, eine Schnüfslernase, ein anmaßendumfangreicher Hinterer und ein Wanst, der bewegt ist gleicheiner Treibmine im Meer? ein Beieinander von grobenKnochen und Speck, eingewickelt in Stoff von schreienderFarbe, sauerampsergrün oder Gäysedreck; eine verblüffendeGespreiztheit bei den unwichtigsten Handlungen, dann wiederunpassende Gebärben und Bemerkugen, die einen Affenzum Erröten brächten,- fähig zu Liebedienerei, doch zur ein-saen Höflichkeit unfähig, gern lümmelhaft gegen Frauen,Schwächere oder kleinere Leute, obwohl sich mit seiner Rit-terlichkett brüstend, aber vor allem unter jovialer Außen-sc einen Kern von Grausamkeit und Blutdurst bergen—das ist Herr Pieske, karikaturistisch wirkendes Urbild des Ost-deutschen, den Süddeutsche und Rheinländer verabscheuenund verulken.Jedes Land hat seine Spießer. Wir Franzosen haben, umgewisse nationale Schattenseiten zu verkörpern, MonsieurPrudhomme, Monsieur Homais und den Va-Uebü, die wederappetitlich sind noch zum Photographieren einladen. AberUebü, Homais und Prudhomme stellen keine bevorrechteteKaste dar. Dagegen regierte Herr Pieske vor dem Kriege,unter dem wirklichen Adel, der sich in den hohen Aemternund im Heer eingenistet hatte, die preußischen Lande und re-gierte sie anerkennenswert gut. Vier Jahre blutiger Marternund fünfzehn Jahre trockener Martern ließen Herrn Pieskeverschwinden. Viele waren gefallen, Pieske ist nicht feig. TerRest kümmerte in den Kulissen der Verwaltung und in denNiederungen des Handels dahin, denn die Demokratie warso schuftig, daß sie mit diesen getreuen und bestialischenDienern der Göttin Vorschrift nichts anzufangen wußte...Jetzt erscheint Pieske wieder. Tie„nationale Revolution"hat ihm seinen Borrang im Staate zurückgegeben und thnin die erste Rolle gestellt. Was im alten Preußen vorsint-slutlich war, erlebt seine Auferstehung.Statten wir gegen Mitternacht dem„Zigeunerkeller" sinBerlin) einen Besuch ab. Seit undenklichen Zeiten dientedieses ungarische Lokal mit seinen Sängern, deren blaueBlusen mit Blumen bestickt sind, mit seinen Gerichten,die mit Paprika zubereitet werden, und mit seinem Tokayer.der heiß und brutal ist wie die Musik, als Hauptquartier zurAnknüpfung leichter Liebschaften. Noch letzten Mai war dasSchauspiel nicht abstoßend. Bataillone blonder, rotbackigerBurschen im Braunhemd machten ihren„kleinen Verbttn-deten". frisch und ländlich wirkenden Berliner Lausmädelsforsch den Hof. Münbchcn, die die Schminke, das Vergnügenund der Wein ausgefrischt hatte, kräftige Brüste unter dunk-lem Stoff, ungestüme magyarische Lieder, im Chor aufge-nommen— eine Atmosphäre triumphierender Jugendschwebte über allem.Heute eine Aenderung von Grund auf!Der Keller ist gestopft voll. Zwischen den drei- bis vier»hundert Gästen zähle ich ein Dutzend Hitlerianer in Uniform.Mexikos seltsamste yeitungDer Direktor des Gefängnisses von Mexiko City willseinen Gefangenen das Leben so angenehm wie möglichmachen. Die Verbrecher sollen gebessert werden und nichtbestraft, ist sein Leitsatz. Seit kurzem hat er eine eigene Zeitung für seine Gefangenen begründet. Der Chefredakteur istder einzige Mitarbeiter dieses Blattes, der sich auf freiemFuße befindet. Alle anderen Mitarbeiter sitzen in ihrenZellen und arbeiten für ihre Zeitung. Diese Zeitung soll eineder interessantesten des ganzen Landes sein, denn da hier nachall den vielen Revolutionen viele Kämpfer dieser blutigenTage in unfreiwilliger Mutze sitzen, verfügt die Redaktionüber einen Stab hervorragender Mitarbeiter, wie sie kaumeine andere Zeitung auszuweisen hat.Ein neuer s>tratosphärenfliegerDer Ruhm der Stratosphärenflieger läßt dem jungenAmerikaner Mark Ridge keine Ruhe. Er hat sich in Londonnach eigener Konstruktion eine neuartige Stratosphären-gondel bauen lassen, mit der er bis zu dreißigtausend Meteraussteigen will. In dieser Höhe soll eine Kälte von etwahundert Grad unter Null herrschen, aber seine, aus einemAluminiumgemisch hergestellte Gondel soll diese Kälte nichtin das Innere dringen lassen. Er hat diesen Versuch schon ineiner sogenannten„Kältekammer" unternommen und hatsich im Innern der Gondel recht wohl gefühlt. Bei günstigerWitterung soll der Aufstieg bald erfolgen.Arbeitslose als GoldgräberDie Arbeitslosigkeit hat viele wieder in das Land deSGoldrausches getrieben. Aber nicht mehr so wie einst gehensie mit Hacke und Goldpi'anne los zum großen Abenteuer inden Bergen. Man ist nüchterner geworben. Die Ouellflüssein den Bergen Kaliforniens sind stark goldhaltig, aberimmerhin nicht so stark, daß sich ein organisiertes Auswaschenlohnen würde. Die Arbeitslosen können hingegen, wenn siesich zusammentun, in zäher Arbeit doch täglich für ein paarDollar Gold aus den Flüssen waschen. Und so sitzen sie dannmit ihren Pfannen und sieben an den Ufern und verdienensich ihre paar Dollar, die sie zum Leben brauchen.Italienischer HumorFolgende Witze sind in der italienischen Presse nicht er-schienen, obwohl die Ernennung Balbos zum Gouverneurvon Lydien dazu herausforderte.«Wissen Sie. warum Deutschland unbedingt Kolonienbraucht? fragt ein Berliner seinen Nachbar.—„Natürlich.Weil Hitler nicht weiß, wo er sonst mit Göring hin soll."„Wissen Sie, unter welchen Bedingungen Sarraut fran-zösischer Ministerpräsident bleiben kann?" fragt ein franzö-sischer Abgeordneter den andern.—„Natürlich. Er mußChautemps zum Gouverneur der Sahara, Daladier zumBizekönig des Kongogebietes und Bonnet zum König vonTonkin ernennen."Die Dampfwalze brach los. Soweit die SA. nicht überliefund mit dem Volk gegen die verhaßten Unterdrücker aus derTribüne anstürmte, wurde sie niedergemacht, zertreten, zurSeite gefegt...Es dauerte nur wenige Minuten...Dann gingen an den beiden Riesenmasten, über den zer-setzten Tüchern des niedergeschlagenen Systems die rotenFahnen der sozialistischen Freiheit hoch.Und die Menge, plötzlich still geworden, sah sie aufflammenwie eine überirdische Erscheinung. Dann aber erklang überdas weite Feld das ewige Sturmlied der Internationale...Sie tragen eine Bluse nach englischem Schnitt, Lackstiesel,silberne Abzeichen am Kragen: Ossiziere. Bon den jungenNazis des letzten Jahres, diesen fröhlichen Burschen mitnichts in der Tasche, die ihre Fabriken und Geschäft« ver-lassen hotten, um die Nacht zu erobern, keine Spur mehr!Dafür welch erstaunliche Fressen, mit alten Schmissen zebra-Haft gestreift und die unzüchtige Nacktheit dieser Schädel, diedas kokette Büschel Scheitelhaare noch unterstreicht, kugel-förmig aufgeblähte Westen, Hosenböden prall zum Bersten,aber vor allem diele zugleich aufschneiderischen und bissigenVisagen— d a s i st P i e f k e, der im Triumph in seine guteStadt zurückgekehrt ist Pieske, der wahre Sieger!Schmutzige Tische. Allein an einem späht eine Dirne,mager und melancholisch wie ein Zinshahn, nach Kundschaft.Nähern sich zwei Männer und zwei Frauen, teuer, aber ge-schmacklos gekleidet, alle vier nicht mehr im ersten Stadiumder Bezechtheit. Sie trinken und traktieren das arme Luder.Sie traktieren sie anscheinend auch mit Flegeleien, denn siesteht auf und geht. Im Borbeigehen bemerke ich ihr wüten-des Gesicht und Tränen in ihrem Auge.Drüben aber erhebt sich schwankend ein reiferer Herr mitgoldenem Geklimper aus der Weste und hält, mit den Armenfuchtelnd wie ein Irrsinniger, mitten in dem Lärm eine An-spräche. Das könnte ein Ministerialdirektor sein. Ist ermorgen ernüchtert, wird er seine Stenotypistinnen an-schnauzen, weil sie die Lippen ein klein wenig gefärbt habenoder eine zu weit ausgeschnittene Bluse tragen."Sicher will diese unbarmherzige Schilderung Pieske nichtmit dem ostdeutschen Menschen gleichsetzen, wie es auch inWest- und Tüdbeutschland Piefkes gibt,- es ist mehr ein sozialals ein regional bestimmter Typ. Auch hat der Franzose inmanchem von Pieske noch eine zu günstige Meinung, dennihm war die sichere Etappe weit lieber als die Front, und wieer unter der Dreiklassenwahlschande Preußen regiert hat,ist nur zu bekannt. Aber im wesentlichen hat Hauteclocquerecht: die aus tausend Lautsprechern in die Welt gebrüllte«nationale Revolution", die„Erneuerung Deutschlands", der„deutsche Frühling" ist nichts anderes als der Triumph desordinären, platten, geist- und herzlosen, vorgestrigen Macht»geht-vor-Recht-Spießers. Heil Hitler! heißt: Heil Pieske!