Pariser Straßenkalender
Bei dem von Pulcherrimus gewonnenen Hundertjahrpreis in Longchamps waren neben dem Justizminister Chéron und den beiden Pariser Präfekten u. a. die Botschafter der Ver einigten Staaten , von Belgien und Brasilien und der Gesandte von Kanada anwesend.
Gegen den Gangster Baron de Lussats wurde eine Anklage wegen Ueberfahrens eines Straßenfegers in Nice, der von dem Auto schwer verletzt wurde, erhoben.
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Maurice Martin du Gard , der Leiter der„, Nouvelles Littéraires", der für seine Voyage de Madagascar" den
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der Eroberer, fiel vom Gaul, mußte aufs Lager getragen werden und starb zu Rennes , in seiner Hauptstadt.
Im großen Hundertjährigen Kriege zwischen den Eng. ländern und den Franzosen war Mantes mit dem Seinelauf fast hundert Jahre englisch. Später hat der gute König Heinrich IV., der eigentlich Gründer des heutigen Frankreich , die schöne Stadt dadurch berühmt gemacht hat, daß er seine Geliebte Gabrielle d'Estrées , die jung starb, in ihren Mauern einquartierte.
Heute hat der Wahlkampf zwischen den beiden Gegnern
der Rechten und der Linken mindestens auch unzweifelhaft viel
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zur Hebung des Fremdenverkehrs beigetragen. Der ,, Große Hirsch" in Mantes hat durch die politischen Ereig. nisse erhebliche Berühmtheit erlangt, und die gleichzeitig mit Notre Dame zu Paris erbaute Notre- Dame- Kirche von Man tes mit der Navarra - Kapelle hatte sie schon. Mantes mit der Insel, auf der Seine - Fahrt nach Rouen gelegen, ist einer der schönsten Orte in der Seine - Landschaft. Sarret und Bergery haben für das Bekanntwerden dieses Idylls ebenso viel getan, wie der jetzt 300 Kilometer von Paris unter Ueberwachung bleibende böse Trotzky für den herrlichen Wald von Fontai
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Kolonialpreis der Literatur erhielt, bereitet Gedichtbände Der neue Leiter des Pasdeloup
und, wie er bei einem Interview erklärte, Arbeit an einer ,, Art kaiserlicher Republik" vor.
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In Amerika wird gegenwärtig ein Film über das Leben. des großen französischen Forschers Pasteur hergestellt.
Wilhelm Furtwängler dirigiert Ende Mai und Anfang Juni einige Aufführungen von Wagners„ Tristan" und ,, Meistersingern " mit Bayreuther Besetzung in der Pariser Großen Oper.
In der kommenden Woche finden die letzten Aufführungen von Mozarts ,, Don Juan", die Bruno Walter leitet, in der Großen Oper statt.
Adolphe Boschot , dessen„ Don- Juan"-Uebertragung unter Walters Leitung einen sensationellen Erfolg in der Pariser Großen Gper davontrug, arbeitet an einer NeuUebertragung der Originalfassung von Mozarts ,, Figaros Hochzeit ".
Artur Schnabel spielt nach seiner Palästinatournee am 11. Mai wieder in Paris , und zwar Werke von Mozart , Beethoven und Schubert( Salle Gaveau).
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Albert Wolff wurde soeben zum Leiter der Concerts Pasdeloup gewählt. Jeder Freund des Pariser Konzertlebens wird diese Wahl aufs wärmste begrüßen.
Wolff, der 1908 als Chordirigent an der Pariser Opéra Comique seine Karriere begann, die ihn zunächst zum ersten
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Dirigenten dieses Instituts aufsteigen ließ, wandte sich im
Jahre 1925 auch der Konzertdirektion zu: er wurde Mit
Dirigent des Orchestre Pasdeloup, das damals Rhené- Baton leitete. Im Jahre 1928 wechselte er als Chef zum Orchestre Lamoureux, das er bis zum heutigen Tage geführt hat, und dessen Ruhm unter seiner Leitung weit über den französi schen Kulturkreis hinauswuchs. 1930 erhielt Albert Wolff mit dem Lamoureux- Orchester den offiziellen Auftrag der musikalischen Repräsentation auf der algerischen Hundertjahrfeier. Im letzten Winter kam es dann mehrfach zu Meinungsverschiedenheiten zwischen der Leitung der Lamoreux- Gesellschaft, die Wert auf repräsentative Repertoirewerke und international bekannte Solisten legte, und Wolff, der junge Talente und neue Musik durchzusetzen versuchte, oft auch gegen das Votum des Publikums. Die Meinungsverschiedenheiten haben offenbar zu der jetzt bekannt werdenden Lösung der Verpflichtungen Wolffs beigetragen.
Man beglückwünscht jedenfalls das Orchestre Pasdeloup zu der Wahl dieses Dirigenten, der heute neben Monteux und Ansermet als einer der besten französischen Kapellmeister gelten darf.
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in einem Briefwechsel mit Albert Einstein seine radikal Billige Reisen nach Orléans
pazifistischen Gedankengänge auseinandersetzte, gibt am Montag, dem 7. Mai in der Salle Rameau( Pleyel) sein letztes Konzert in dieser Saison.
Eine neue Vereinigung der französischen Orchesterleiter hat sich soeben gebildet( 33, rue du Chateau, Neuilly ).
Am 20. Mai findet in Lille ein internationaler Musikwettstreit statt, zu dem 109 Musikgesellschaften aller Länder sich bereits angemeldet haben. Man rechnet mit mehr als 5 000 aktiven Teilnehmern.
Der Dichter Drieu La Rochelle , der den Renaissance- Preis soeben bekommen hat, ist ein Mann mit einem breiten und realistischen Gesicht, ein geborener Normanne, der die ,, Komödie von Charleroi", geschrieben hat. Bei Char leroi wurde er im Kriege verwundet. Das zweitemal traf ihn eine Kugel in der Champagne.
Drieu La Rochelle ist ein pazifistischer Dichter. Bekannt ist vor allem sein Band ,, Neues Vaterland", der Gedanken über den Frieden enthält, und sein Stück ,, Frisches Wasser", das in der Comédie des Champs Elysées gespielt wurde. Zur Zeit schreibt er an einem Stück„ Der Chef", das sehr aktuelle Dinge behandeln soll.
Weltanschaulich steht der Preisträger unzweifelhaft der
Dieser Tage besteht die Möglichkeit, zu halbem Fahrpreis hin und zurück nach Orléans zu reisen. Die Karten gelten vom nächsten Sonntag, dem 5. Mai, bis Dienstag, den 8. Mai. Am 7. und 8. Mai findet in Orléans , wie alljährlich, das Fest der Befreiung der Stadt durch die Jungfrau statt. Es handelt sich um ein Fest ausgesprochen kirchlichen Charakters, das sehr interessant für Touristen ist. Der große Umzug findet am 8., 13 Uhr statt.
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Linken nahe, doch ist er als ausgesprochener Individualist Spionage in den Tuilerien
kaum in einem bestimmten Lager unterzubringen.
Fernand M az ad e, der den( mit 12 000 Franken doppelt so hohen) Preis Petitdidier einheimste, ist ein eigenartiger Versdichter mit Versuchen einer neuen einfachen Musikalität. Sein letzter Gedichtband ,, Erstes Buch der Liebe" enthält viele Verse dieser Art.
Kriegsgedichte schrieb André Piot, der den( mit 5 000 Franken dotierten) Blémont- Preis davontrug. Der Preis Verlaine in gleicher Höhe fiel an Raymond Christoflour für einen Band ,, Die Rose und der Schatten". Den EdgarAllan- Poe- Preis endlich erhielt ein Belgier, die in Flandern wohnende Camille Mello y für das Buch„, Kinder der Erde".
Man sieht, an Ermunterungen der Literatur der Jungen mangelt es in Frankreich nicht. Die Verteilungen an den Tagen des Buches zu Paris haben es wieder gezeigt. Ob die Bücher aber alle auch gekauft werden?
Aus dem Lande Bergerys
Es ist wenig bekannt, daß Mantes , das Städtchen der großen Wahlschlacht Franklin- Bouillons gegen Bergery, auch in der Geschichte schon eine große Rolle gespielt hat. Kein geringerer als Wilhelm der Eroberer , der Normannenherzog, der 1066 England( ganz ohne Uboote) besetzte, trug Verlangen nach dem schönen Orte an der Seine. Er verlangte von Philipp, dem König von Frankreich , der durch Geiz berühmt war, daß dieser ihm Mantes- la- Jolie zur Abrundung seines Besitzes abträte. Indessen Philipp erwiderte mit einem schlechten Witze über Wilhelms Bauch, und darauf brach natürlich ein Krieg aus. So wird es wenigstens am Orte erzählt; der eigentliche Grund wird aber wohl gewesen sein, daß Philipp insgeheim mit dem ungeratenen Sohne des Eroberers im Bunde gewesen war.
In dem Kriege um Mantes , der 1087 stattfand, äscherten die Normannen die begehrte Stadt ein. Aber ihr Führer,
Man weiß nicht, was in Paris so alles vorgeht, die Reportage über den deutschen Spion Krauẞ polnischer Herkunft liest sich jedenfalls man wieder als ein Kriminalroman der Wirklichkeit.
Krauß, der polnischer Offizier gewesen war und wegen Schulden und Unterschleife ausrücken mußte, wurde in Ost preußen für die deutsche Spionage angeworben. Krauß ist der Mann, der den jetzt in Belfort wieder neu verhafteten französischen Militärintendanten Frogé aufs schwerste belastet. Er soll von dem bekannten Kurort Vichy aus nach Belfort gefahren sein und Frogé unterwegs aus dem durch den unseligen Prince- Fall so bekannten Dijon ein Telegramm geschickt haben.
Krauß. der unter fremdem Namen auftrat und aus Oppeln gebürtig ist, arbeitete so, daß er als M. Tworyt folgendes Inserat in Paris aufgab:
,, Kapital an solvente Schuldner, besonders Beamte und Offiziere."
Ein Offizier aus einer Garnison im Osten Frankreichs , der mit dem Spion in Verbindung getreten war, benachrichtigte, als er merkte, wes Geistes Kind der Ausleiher" war, die Polizei. Scheinbar ging er auf das Angebot, Dokumente zu
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liefern, ein. Ein Treffpunkt wurde vereinbart, und der Offizier erhielt großzügig die Reisekosten als Vorschuß. Der Brief des Spions war ,, Germaine" unterzeichnet, um eine Liebesangelegenheit vorzutäuschen. Die Geldsendung war mit dem Vermerk ,, Rückzahlung alter Schulden" getarnt.
Das Rendezvous wurde im Tuileriengarten vereinbart. Dort ging der deutsche Spion trotz einer großen Menge Vorsichtsmaßnahmen ein. Zwei versteckte Beamte verhinderten ihn am Untertauchen und nahmen ihn fest.
Krauß will Frogé 100 000 Franken gegeben haben. Frogé leugnet entschieden. Der Fall erregt großes Aufsehen
BRIEFKASTEN 200
Evelyn Paris. Ob es richtig ist, daß eine Mode heranrückt, die zur roten Frühjahrstroilette rote Zähne trägt? Wenn Sie davon gelesen haben, wird es wohl stimmen. Was wir dazu sagen? Die steiermärkischen Bauern haben ein Sprichwort: Geschmäcke und Maulschellen sind verschieden."
A. V. Rotterdam . Bei dem 31jährigen Diplomvolkswirt Kurt Fren, der jetzt Treuhänder der Arbeit geworden ist, handelt es sich in der Tat um den Belastungszeugen im Reichstagsprozeß. Frey wollte Torgler zusammen mit van der Lubbe und Popoff gesehen haben. Ein solcher Mann hat wirklich einen gutbezahlten Posten im Staat verdient.
Stud. theol. Sie machen uns auf die Antrittsrede des neuen Landesbischofs in Hamburg aufmerksam. Dieser Diener Gottes , der auf den Namen Tügel hört, proklamierte von der Kanzel:„ Wer mir nicht hundertprozentiges Vertrauen entgegenbringt, soll wenigstens hundertprozentigen Gehorsam melden." Zu Befehl, Herr Bischof! Schon Schiller sagt:„ Gehorsam ist des Christen Schmuck." Das Gedicht, aus dem das Zitat stammt, heißt bekanntlich:" Der Kampf mit dem Drachen." Heute könnte Schiller Sie und Ihren Reichsbischof und andere kirchliche Ungetüme zu einer schaurigen Ballade verarbeiten.
Dr. Robert Ley . Ihre Mitbonzen machen sich hinter Ihrem Rücken lustig über die schwammigen Predigten, die Sie in Alkohollaune vor Arbeitern und Unternehmern halten. Sie fühlen sich als der Heilsprediger der deutschen Arbeitsfront und machen in Popularität und Volksliebe. Etwa so: Mit ernsten Worten dankt Dr. Ley und bringt ein Sieg- Heil auf den Führer aus, dann ist er verschwunden. Verschwunden in der Masse der Arbeiter, die von allen Seiten auf ihn einstürmen. Das müßten die Arbeiterführer" von gestern sehen..."
Ja, das möchten die„ Arbeiterführer von gestern" wirklich einmal gerne sehen. Aber nicht von Gefängnisfenstern und vom Konzentra tionslager aus! In Freiheit und in freier Rede möchten sie einmal mit ihnen vor den Arbeitern diskutieren. Jezt, nach mehr als einem Jahre drittes Reich! Wie wäre es Herr Dr. Robert Ley ? Sie werden sich hüten.
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Piz in Dud weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrücken.
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