86 sterben in der Grube

Die Bergwerkskatastrophe in Freiburg  

Karlsruhe  , 7. Mai.

Im Kaliwerk Buggingen   ist heute morgen 10 Uhr ein Großbrand ausgebrochen. Durch Knicken eines Pfeilers wurde eine elektrische Leitung durchschlagen und es ent: stand Kurzschluß. 70 Mann der Belegschaft konnten gerettet werden. 86 Berglente, die sich in der Grube befanden, sind verloren. Nachdem alle Ret: tungsarbeiten aussichtslos waren, wurde der Schacht ab= geriegelt.

Die Ursache

stausgez

dub. Freiburg   i. Br., 7. Mai. Nach dem Entschluß, den Brandschacht im Kaliwert Buggingen abzuriegeln, emp: fing Oberbergrat Ziervogel vom Bergwert Karlsruhe die Bertreter der Presse und machte Mitteilungen über die Ursache und Auswirkungen des Unglücks. Der Brand ent­stand unterhalb der 793- Meter- Sohle, und zwar bei der ein­fallenden Strede durch Kurzschluß. Es hatte sich ein Sabel= schlagen. Der Gloftrifas iomis der Buntouttalaer Sinzer. be: merkten eine 6 bis 8 Meter lange Stichflamme. Durch diese Stichflamme wurde der Holzaufbau in Brand gesezt. Das Feuer brach gegen 10 Uhr aus und ist sofort bemerkt worden. Es entstand sogleich überaus starte Rauchentwicklung. Die Rettungsmannschaft drang in Stärke von 14 Mann in den brennenden Schacht ein. Dort war die Rauchentwicklung so dicht, daß nichts mehr zu erkennen und an Rettungsmöglich­feiten auch mit Sauerstoffapparaten nicht zu denken war. Die Belegschaft war in Starte von 160 Mann heute früh um Uhr in die Grube gefahren und arbeitete in den Gruben­bauten in der Nähe der Unglücksstelle. Derjenige Teil der Belegschaft, der vor der Unglücksstelle arbeitete, konnte ins Freie gelangen, während durch die Geschwindigkeit der frischen Wetter der dichte Qualm in die übrigen Baue ge­tragen wurde und somit den dort beschäftigten Berglenten den Rückzug abschnitt. Sie sind durch Rauchvergiftung, be­sonders durch Kohlenoxyd, ums Leben gekommen. Man hat versucht, die Wetterführung auch umgekehrt laufen zu lassen, um etwa noch eingeschlossene Bergleute retten zu können. Doch war auch dies infolge der großen Wettergeschwindigkeit und des dichten Qualms unmöglich, so daß nichts anderes übrig blieb als schließlich die Grube abzudämmen.

Die Gesamtbelegschaft der Grube beträgt zur Zeit 450 Mann, die in zwei Schichten arbeiten. Sie stammen meist aus der näheren Umgebung, aber auch aus dem badischen Oberland. Die Grube selbst bleibt etwa 10 bis 14 Tage her= metisch gefchloffen. Erst dann fann an die Bergung der Leichen nherangegangen werden.

Fast in jedem Hause...

Die in Frage kommenden Dörfer sind von Trauer nieder­gedrückt. Aus dem etwa 1000 Einwohner zählenden Bug­ gingen   haben 26 Männer den Tod gefunden, davon in einem Hause allein vier Familienväter. In der achten Abendstunde setzte leichter Regen ein, aber die Zahl der Neugierigen, die in Autos, mit Rädern und sonstigen Ver­tehrsmitteln nach der Unglücksstelle eilen, wächst immer mehr an.

Das Bergamt erklärt

Nach dem Entschluß, den Brandschacht im Kaliwerk Bug­ gingen   abzuriegeln, empfing Oberbergrat Ziervogel vom Bergamt Karlsruhe   die Vertreter der Presse und machte Mitteilungen über die Ursache und Auswirkung des Un­

glücks. Der Brand entstand unterhalb der 793- Sohle, und zwar bei der einfallenden" Strecke 6 durch Kurzschluß. Es hatte sich ein Kabelschaden gezeigt. Der Sicherungsschalter wurde herausgeschlagen. Der Elektriker sowie der Gruben­steiger Hinzer bemerkten eine 6-8 Mefer lange Stichflamme. Durch diese Stichflamme wurde der Holzaufbau in Brand gesezt. Das Feuer brach gegen 10 Uhr aus und ist sofort bemerkt worden. Es entstand sogleich überaus ſtarfe Rauchentwicklung. Die Rettungsmannschaft drang in Stärfe von 14 Mann in den brennenden Schacht ein. Dort war die Rauchentwicklung so dicht, daß

nichts mehr zu erkennen

und an Rettungsmöglichkeiten auch mit Sauerstoffapparaten nicht zu denken war. Die Belegschaft war in Stärke von 150 Mann heute früh um 6 Uhr in die Grube gefahren und arbeitete in den Grubenbauten in der Nähe der Unglücks­stelle. Derjenige Teil der Belegschaft, der vor der Un­glücksstelle arbeitete, fonnte ins Freie gelangen, während durch die Geschwindigkeit der frischen Wetter der dichte Qualm in die übrigen Baue getragen wurde und somit den dort beschäftigten Bergleuten den Rückweg abschnitt. Sie find durch Rauchvergiftung, besonders durch Kohlen­oryd, ums Leben gekommen. Man hat versucht, die Wetter­führung auch umgekehrt laufen zu lassen, um etwa noch eingeschlossene Bergleute retten zu können. Doch war auch dies infolge der großen Wettergeschwindigkeit und des dichten Qualms unmöglich, so daß nichts anderes übrig­blieb,

als schließlich die Grube abzudämmen.

Diese Maßnahme war notwendig, da sonst infolge der Size die Grubenbaue zusammenbrechen würden, so daß später jede Bergungsaktion überhaupt unmöglich würde."

Reichsminister a. D. Hermes vor Gericht

Leidenschaftlicher Protest des Angeklagten

Berlin  , 8. Mai. Vor der 11. Straffammer des Berliner  Landgerichts begann ein Prozeß gegen den Reichsa minister a. D. Dr. Hermes, dem fortgesetzte Untreue in mehreren Fällen und Vergehen gegen das Genossenschafts­Gesetz vorgeworfen wird. Die Staatsanwaltschaft erhebt gegen den Angeklagten den Vorwurf, daß er aus Rationalis fierungsmitteln im Betrage von etwa 3,5 Millionen, die im Jahre 1929 von der Preußenkasse der Landwirtschaft zugeteilt worden waren, einen Betrag von etwa 1,5 millionen nicht zu Zwecken der Rationalisierung der landwirtschaftlichen Genossenschaften, sondern im wesentlichen zur finanziel Ten Stärkung der wirtschaftspolitischen Ver­einigung der deutschen christlichen Bauern­vereine, deren Präsident er damals war, verwandt habe.

Nachdem der Vorsitzende einen kurzen Ueberblick über die Verhandlungsführung des auf drei Monate berechneten Prozesses gegeben hatte, schilderte der Angeklagte Dr. He r mes seinen Lebenslauf. Er ist jetzt 50 Jahre alt und Vater von fünf Kindern. Von März bis August 1933 hat er sich in Untersuchungshaft befunden. Nach einer praktischen land­wirtschaftlichen Tätigkeit und zahlreichen Studienreisen in Europa   und Amerika   wurde Dr Hermes im Herbst 1920 Reichsernährungsminister, nachdem dieses Amt erstmalig geschaffen worden war. Von 1921 bis zum Abschied des Kabinetts Cuno befleidete er dann das Amt des Reichsfinanzministers. Für die Zentrumspartei  war er Landtagsabgeordneter und bis in die letzte Zeit hinein auch Reichstagsabgeordneter. 1928 war er Präsident der deutschen   christlichen Bauernvereine und von 1930 bis 1983 Präsident des dann gegründeten bäuerlichen Einheits­

verbandes.

Ueber seine Vermögensverhältnisse befragt, erklärte der Angeklagte, als Präsident der Vereinigung der deutschen christlichen Bauernvereine habe er jährlich 18 000 RM. er­halten; als Präsident des Einheitsverbandes jährlich 12 000

alm

RM. Außerdem stand ihm eine Pension als Reichsminister in Hoge von ebenfalls 12,000 RM. zu.

Während der Verhandlung ereignete sich ein Zwischenfall, als der Angeklagte Hermes zu seiner Entlastung ein Schrei­ben des damaligen Präsidenten des Reichslandbundes, des Grafen Kalkreuth, verlas. Als der Vorsitzende sein Er­staunen darüber äußerte, daß dieses Schreiben der Staats­anwaltschaft nicht schon in der Voruntersuchung vorgelegt worden sei, erklärte der Angeklagte, daß er sich

Einbürgerungsfabrik

Aus der Schweiz   erhielten wir folgende Zuschrift, die wir gerne veröffentlichen, obwohl wir nicht jede Zeile unterschreiben:

Unter obigem Titel sind in den Zeitungen Die Front" und Schweizer banner" abwehrende Protesteinsendungen erschienen, die sich gegen ein Inserat wenden, welches in der " Deutschen Freiheit" erschienen sein soll. Fragliches Inserat offeriert Emigranten und Staatenlosen die Vermittlung der Einbürgerung innerhalb 10 bis 14 Tagen in einem euro­ päischen   Staate, auch für Nichtarier.

Hierzu wäre zur Beruhigung der Protestrufer vor allem zu sagen, daß bei Kenntnis der Einbürgerungstaktik in der Schweiz   eigentlich eine Vermittlung zur Erlangung des Schweizer   Bürgerrechtes gar nicht in Frage kommen kann. Denn erstens muß beachtet werden, daß die meisten Städte und Gemeinden, welche Ausländer einbürgern, sich an die Bestimmung halten, daß Ausländer zum mindesten 5 bis 10 Jahre niedergelassen sein müssen, bevor an eine Auf­nahme in ein Ortsbürgerrecht zu denken ist, wobei dann immer noch die Leistung einer gewissen Einkaufssumme je nach den Umständen vorbehalten bleibt. Erst dann, wenn diese Vorbedingungen erfüllt sind und die Bewilligung einer Ortsgemeinde vorliegt, entscheidet auf Gesuch hin die zu= ständige eidgenössische Behörde über die Erteilung des Schweizer   Bürgerrechtes. Diese Notizen mögen für Aus­länder( Emigranten und Staatenlose) wegleitend sein in dem Sinne, daß die Vermittlung des Schweizer   Bürger= rechtes keine leichte Sache ist, und es könnte wirklich den An= schein haben, daß das fragliche Inserat lediglich den Zweck hat, unerfahrene Leute, die glauben, mit ein wenig Geld sich woanders einbürgern zu können, zu gänzlich nutzlosen Unkosten- Vorschüssen zu veranlassen. Die Annahme einer Spefulation auf die Taschen solcher, die nirgends mehr recht zu Hause sind, ist nicht ganz abwegig.

Arbeitslose, welche nicht über erhebliche Mittel verfügen, kommen in gegenwärtiger Zeit für eine Einbürgerung mit vorhergehender lang befristeter Niederlassung sowieso nicht in Frage.

Eine andere Sache ist es mit Emigranten, welche als politische Flüchtlinge odere als Staatenlose fich darum be­mühen, irgendwo wieder festen Fuß fassen zu können. Auch für solche, vorausgesetzt, daß die zuständigen schweizerischen Behörden spezielle Umstände besonders bei Staatenlosen be­rücksichtigen wollten, wird eine Einbürgerung innerhalb furzer Frist nur dann möglich sein, wenn die Mittel zum Einkauf und zugleich für eine eigene Existenzgründung als selbständige Erwerbende vorhanden sind, also gewissermaßen die Grundlage geboten wird, daß neu Eingebürgerte nicht gleich der sozialen Fürsorge zur Last fallen. In politischer Hinsicht dürfte es gegeben sein, wenn mit Rücksicht auf die Anforderung, daß eine gewisse Assimilation gewährleistet sein möchte, für eingebürgerte Ausländer, insonderheitlich politische Flüchtlinge, die Bestimmung festgesetzt würde, daß solche erst nach Ablauf einer Anzahl Jahre wahl- und stimmberechtigt werden.

Hierzu wäre im übrigen zu sagen: das schweizerische Asylrecht kann, wird und muß die Grundlagen bieten, daß Staatenlosen die Möglichkeit haben, in der Schweiz   eine neue Heimat zu finden, und die Bestimmungen für die Ein­bürgerung können solchem Bedürfnis in sehr weitgehender Weise entgegenkommend Rechnung tragen, beziehungsweise sinngemäß angewendet werden. Denn warum soll ein Mensch unbeschadet seiner politischen oder religiösen Gesinnung, der willens ist, sein Brot ohne Nachteil für andere zu verdienen und sich in die Volksgemeinschaft einzufügen, nicht als Bür­ger Aufnahme und eine Heimstätte erhalten können? Ge­wiß, die Einbürgerung von Ausländern soll einschränkenden Bestimmungen unterworfen sein; aber allzu ängstliche Protestrufe sind wegen des etwas malitiösen Inserates sicherlich nicht angebracht und unseriöse Prattifen werden nicht allzulange ausgeübt werden können, denn allfällig Ge­rupfte werden schon ihre Stimme hören lassen. H. U. M.

feine persönlichen Akten aus den Geschäfts Flucht aus dem Reich

räumen der Vereinigung habe abholen lassen, und daß sich in diesem etwa 25-30 Bände umfassenden Material eine Reihe von Briefen befunden habe, die ihm für seine Verteidigung von Bedeutung schie=

Itent.

Als der Staatsanwalt darauf erklärte, daß ohnehin im Ver­fahren der Verdacht aufgetaucht sei, es sei bewußt Ma terial dem Zugriff der Behörden entzogen worden, erwiederte der Angeklagte in großer Erregung:

Das Gegenteil ist richtig. Ich habe nie daran gedacht und nie meine Hand dazu geboten, Akten zu beseitigen. Die Vor­untersuchung hat nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür ergeben."( Mit der Hand auf den Tisch schlagend): Es ist unerhört, trotzdem diesen Vorwurf zu wiederholen!"- Der Vorsißende ermahnte darauf den Angeklagten zur Mäßigung und erklärte, daß der Verdacht doch tatsächlich entstanden sei. Es würden auch in der Hauptverhandlung Zeugen zu diesem Punkte vernommen werden. In der Hauptverhandlung werde sich herausstellen, ob etwas Wah­res an dem Verdacht sei. Nach längeren teilweise recht er= regten Auseinandersetzungen wurde beschlossen, den den Ver­handlungen beiwohnenden Sachverständigen mit dem Ange­flagten Hermes in dessen Wohnung zu senden, um dort das fragliche Material in Empfang zu nehmen.

Stimmungsbilder aus dem dritten Reich"

( Sopade.) Die Kritik im dritten Reich" wächst rasch. Das zeigen sogar die Reden von Hitler  , Göbbels  , Röhm usw. Im Gegensatz zum Vorjahr wird wieder das sozialistische Ziel besonders betont, und es wimmelt von Drohungen gegen die soziale und politische Reaktion. Die Ursache für diese Schwenkung und die offensichtliche Unruhe, die bei der Führung herrscht, liegt in der kritischen Stimmung des Volkes. wie sie aus den folgenden Beobachtungen erkenn­bar ist.

In früheren Zeiten war Göbbels   in Berlin   der belieb­teste Redner der Nationalsozialisten. Jetzt wollen ihn die Berliner nicht mehr hören. In der NSDAP  . und in der SA.  ist er direkt verhaßt. In der SA. wird Göbebls als der größte Schwindler der Welt bezeichnet. Zu seiner lebten Ver­fammlung im Sportpalast mußten SA.  - Leute in Živil und ohne Parteiabzeichen kommandiert werden, um ausländischen Vertretern Volksstimmung" vorzutäuschen.

Der Berliner   SA.- Gruppenführer Ernst, den man in der NSDAP  . offen als den Urheber des Reichstagsbrandes Lezeichnet, beginnt für Göring   ein schweres Sorgenfing zu werden. Göring   wollte Ernst bereits beseitigen lassen. Aber der Versuch mißlang. Als Ernst von der Göring  - Polizei ver­haftet wurde, stellte die S. ein furzbefristetes Ultimatum und Ernst war in wenigen Stunden wieder frei. Ernst wird von Röhm gehalten. In Kreisen der Rechtsopposition wird er offen als Frau Röhm bezeichnet. Auch das Attentat Unter den Linden   hängt mit dem Streit Röhm- Göring- Ernst zuſammen.

Für die Enttäuschung in der SA.   find die zahlreichen

99

Selbstmorde bezeichnend. In den letzten sechs Wochen sind in der Berliner   SA. allein 18 Selbstmorde zu verzeichnen. Zahlreiche Opfer erfordern auch die internen Auseinander­sezungen mit Waffen zwischen SA., SS.   und Hitler- Jugend  . Jeden Tag liefert die Feldpolizei, eine auch gegenüber der SA. und SS.   mit besonderen Rechten ausgestattete Truppe, Leute deswegen ins Gefängnis ein.

Für die Stimmung in der Arbeitsfront ist die Leere und Teilnahmslosigkeit der Versammlungen fennzeichnend. Volle Versammlungen sind nur mit den schärfsten Terrormaßnah­men zustandezubringen. Gelegentlich verlaufen aber auch Versammlungen der Arbeitsfront sehr stürmisch, ein Zeichen Versammlungen der Arbeitsfront sehr stürmisch, ein Zeichen des beginenden aktiven Widerstande s. So wird aus Görliz berichtet, daß jeder, der in Versammlungen der Arbeitsfront das Wort verlangt, um Fragen zu stellen, für drei bis sechs Versammlungen von der Teilnahme ausge­schlossen wird. Diese Fälle haben sich von Woche zu Woche vermehrt.

600 Entmannungsurteile!

Gehts auch mit der Arbeitsschlacht nur langsam vorwärts, so sind wir doch in der Frage der Sterilisation in Baden an der Spizze. Bis jetzt wurden bereits 600 Ent mannungs­urteile von badischen Gerichten gefällt. Einem amtlichen Bericht zufolge sind über 10 000 Entmannungen fällig. So ist wenigstens für Arbeitsbeschaffung auf diesem Gebiet gesorgt. Unter den in Frage kommenden Personen befindet sich natürlich kein brauner Bonze,

Aus einem Privatbrief:

Zum Schlusse eine grauenvolle Selbstmordstatistik aus dem Paradiese des dritten Reiches" aus der Aachener Presse in der Zeit vom 27. März bis einschließlich 5. April 1934.

1. Wer kennt die Tote? Am 27. 3. 1934 gegen 8 Uhr wurde aus dem Hangeweiher eine weibliche Leiche geborgen, die erst furze Zeit im Wasser gelegen hatte. Die Ermittelungen ergaben, daß Freitod vorliegt. Irgendwelche Ausweis­papiere waren bei der Leiche nicht zu finden. In einem braunen Lederbeutel befanden sich folgende Gegenstände uiw. 2. 29. März 1934. Erhängt aufgefunden. Aus Schwermut machte er seinem Leben ein Ende.

Gestern morgen wurde von einem Zollangestellten in der Nähe des Elleterberges im Aachner Stadtwalde eine männ liche Person an einer Tanne erhängt aufgefunden. Der frei­willig aus dem Leben geschiedene fonnte idendiffiziert wer­den. Es handelt sich um einen 1893 geborenen Anwohner der Turmstraße. Der Grund des Freitodes dürfte Schwermut sein.

3. Frelenberg, Wurmrevier, den 3. April. Ein Bergmann  aus der Siedlung, welcher seit vielen Jahren auf der Grube Carolus Magus beschäftigt ist, hat am Morgen des 1. Oster­tages im Frelenberger Wäldchen seinem Leben durch Er­hängen ein Ende gemacht. Als Motiv wird Schwermut an­gegeben.

4. Wer kennt den Toten? 3. April 34. Brand. In der Nähe der Haumühle wurde an einer Tanne ein Mann erhängt aufgefunden. Es gelang bisher nicht, den Toten zu identifi= zieren, da er feinerlei Ausweispapiere bei sich hatte usw. Es folgt die Beschreibung.

5. Büsbach  , 4. April 1984. Ihren schweren Verlegungen er­Tegen ist die Frau, die man im Branderwalde bewußtlos auf­gefunden hatte. Die 31jährige Frau, die noch vor einigen Wochen ihrem vierten Kinde das Leben geschenkt hatte, war vor kurzem nach Münsterbusch   zugezogen. Wie die Aerzte feststellten, hatte die Frau eine Menge Veronaltabletten ge­

nommen.

Auch die Leiche des im Branderwalde erhängt aufgefun­denen Mannes fonnte identifiziert werden. Es handelt sich um einen 40jährigen Mann aus Stolberg  .

6. Eschweiler  . Erhängt aufgefunden. Eschweiler  , den 4. April 1934. Spaziergänger fanden am Ostersonntag in einer Fich­tendichtung des Probsteierwaldes in der Nähe der Dreibogen eine teilweise schon in Verwesung übergegangene männliche Leiche. Der Körper war mit einem Strick um den Hals an einem Baum etwa 100 Schritt von dem Weg entfernt ange­bunden. Es handelt sich um einen Glaser aus Düsseldorf  . 7. Düren  , 5. April. Gestern abend verübte das Ehepaar Schleicher aus Schlich Selbstmord, indem es sich bei der Sta­tion Langerwehe   von einen aus Aachen   kommenden Per­sonenzug warf. Ueber den Beweggrund der Tat war bisher nichts in Erfahnung zu bringen.

Es sind demnach in 10 Tage allein im Aachner Bezirk 8 Selbstmorde zu verzeichnen. Es wird nicht mehr age dauern, so werden die Zeitungen auch diese grauenvolle Be­richte nicht mehr bringen dürfen, genau so wie bei den Ver­Haftungen.

In Anlage noch einen Bericht eines Aachener Genossen aus einem Betriebe der gewiß intereffieren wird. Mit bestem Gruß

Claus Veritas.