,, Frankreich wird sein Heer verdoppeln"

Frankreich

Das verebbende Abrüstungsgerede

London , 12. Mai. Unter der Ueberschrift Frankreich wird sein Heer verdoppeln" meldet Daily Herald" in großer Aufmachung, daß die von General Weygand und dem französischen Generalstab geforderte Dienstzeiterhöhung von einem auf zwei Jahre mit größter. Wahrscheinlichkeit in aller Kürze von der französischen Regierung bewilligt werden wird. Dies bedeute nichts anderes als eine Ver­doppelung des stehenden Heeres Frankreichs , da man in Paris überzeugt sei, daß ein Zusammenbruch der Ab­rüstungstonferenz unvermeidlich jei. Gleichzeitig meldet

der außenpolitische Mitarbeiter des Blattes, daß das fran­ zösische

Kabinett sich zur Zeit energisch um die engite 3u

sammenarbeit mit Rußland bemüht, da Frankreich seine Hoffnungen auf ein Bündnis mit England vorläufig auf gegeben habe. Der französische Außenminister sei von seiner Osteuropareise mit der Ueberzeugung zurückgekehrt, daß die von Herriot angestrebte russisch - französische Zusammenarbeit die richtige Politif sei. Alle Gespräche im französischen Außenministerium drehen sich daher zur Zeit", so meldet die Zeitung weiter, um die russische Botschaft in Paris , wo in den letzten Tagen dauernd führende fran­ zösische Politiker, Zeitungsredakteure und führende Persön­lichkeiten des französischen Handels ein- und ausgingen. Alles ist erörtert worden, die wirtschaftliche, die diploma tische und die militärische Zusammenarbeit. Jedes Gespräch hat sich als befriedigend für beide Seiten erwiesen." Was die militärische Seite betreffe, fo hätten französische Sach­verständige, die neulich in Rußland waren, sehr günstige Be­richte über die Stärke, Disziplin und Ausrüstung der Roten Armee und der russischen Luft flotte vorgelegt.

Deutschland

DNB. London, 12. Mai. Ueber das Ergebnis des Besuchs Hendersons in Paris berichtet Reuter, es sei mehr als aweifelhaft, ob Eden der französischen Regierung die Sicher heitsgarantien anbieten tönne, die Frankreich fordere. In einer Unterredung mit einem Reutervertreter erklärte Herr v. Ribbentrop , daß Deutschlands Haltung in der Abrüstungsfrage sich nicht geändert habe.

England

DNB. London, 12. Mai. Der Lordfiegelbewahrer Eden reist am heutigen Samstag nach Paris ab, nachdem er von

Das Neueste

Die Berbreitung der Tageszeitungen Westfälische Landes­zeitung Note Erde"," Der Mittag", Der Angriff" wird bis auf weiteres im Saargebiet verboten.

Eine Silfsexpedition hat in den französischen Alpen m Fuße des Rippert- Baillat- Passes die Leiche der Schweizer Bergsteigerin Gertrud Schneider gefunden, die verunglückt war, weil sie es unterlassen hatte, sich auf der von ihr unter: nommenen gefährlichen Tour anseilen zu lassen.

Frankreich legt in der Schuldenfrage nach wie vor Zurückhaltung an den Tag. Man läßt durchblicken, daß eine

weitere Schuldenteilzahlung an Amerita als nuwahriche

lich angesehen wird.

Aus Kairo wird gemeldet, daß einem dort einaclanfenea Telegramm zufolge neue Bemühungen um einen Waffen­tillstand zwischen König Jbn Saud und dem Imam des Yemen im Gange sind. Der Imam von Demen habe seine Vertreter im Reiche Ibn Sands angewie­sen, Waffenstillstandsverhandlungen zu eröffnen. 63

Präsident Roosevelt hat die Schaffung eines zufäß­lichen Wiederaufbaufonds in Höhe von 1322 Millionen Dol­lar beschlossen. In der nächsten Woche wird dem Präsidenten die Silbervorlage unterbreitet werden, auf Grund deren Silber neben Gold als Währungsdeckung in den Vereinig: ten Staaten dienen soll.

Die Räuber des Millionärs und Delindustriellen William F. Gettle haben Gettles Rechtsanwalt Rancpn angerufen und von ihm die Ueberweisung von 75 000 Dollar Löseveld verlangt. Während der Rechtsanwalt noch über diese Forde

Briefe aus dem Reich Bricic

Nachstehende unveränderte Auszüge aus 3 Briefen stammen aus Berlin , Breslau und Nürnberg . Manche Wendungen sind mit Rücksicht auf die Zenjur gebraucht. 10. April 1934.

Vielen Dank für Ihr Schreiben und die geschäftlichen Informationen, die Sie mir zukommen ließen. In diesen Wochen jährt sich zum erstenmal die etwas plöbliche Aende­rung der Verhältnisse. In dieser Zeit ist viel Wasser den Laisebach hinuter geflossen- aber sauberer ist er auch nicht geworden.

Ueber die hiesige Geschäftslage ist nicht viel Erfreuliches zu berichten. Von den einschneidenden Einfuhrverboten hat bisher die breite Oeffentlichkeit taum Notiz genommen. In der Nationalökonomie neigt man vielmehr wie in der Medi­zin dazu, lediglich die Symptome zu sehen. Infolgedessen sieht man hier zunächst sonst nichts als die Erfolge der so­genannten Arbeitsschlacht. Auch Durchbruchsschlacht genannt

in der jetzt beliebten militärischen und auf allen mög­lichen Gebieten angewendeten Terminologie. Wie die Finan­zierung der Binnenfonjunktur" auf die Dauer eriolgen soll, davon liest man nur wenige und schüchterne Andeu­tungen in den Handelsteilen großer Blätter. Nur für den Kenner, nicht für den Durchschnittsleser, sind diese Andeu­tungen allerdings sehr aufschlußreich. Sie zeigen, daß unsere vor einem Jahr aufgestellte Prognose langsam in Erfüllung zu gehen scheint.

In eingeweihten Wirtschaftsfreifen wird man sich jetzt allmählich klar über die geradezu strangulierende Wirkung der jüdischen Boykottpropaganda. gegen die nicht start genug Stellung genommen werden kann. Es ist zuzugeben, daß wir allesamt die Wirkung dieser Propaganda unterschäßt haben. Aber was soll jest geschehen, etwa eintenten? So weit die bestehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten von dem fleinen Mann" erfannt werden, hört man übri­gens sehr häufig den Hinweis auf die Fehlerhaftigkeit der bisherigen Raffepolitit, wenn man in diesem Zusammen­hang überhaupt von Politit" sprechen kann. Die Möglich­feit, einen radikalen Kurswechsel einzuschlagen, besteht wohl faum, und so muß unser deutscher Weg zu Ende gegangen werden. Aus staatsfeindlichen Kreisen hörte ich neulich die

dem inzwischen nach London zurückgekehrten Präsidenten der Abrüstungskonferenz, Henderson, einen Bericht über die Be­sprechungen mit Barthou entgegengenommen hat. Henderson wird heute auch Außenminister Simon über den Verlauf seiner Pariser Besprechungen berichten.

Pertinax meldet dem Daily Telegraph ", Henderson habe in feiner Unterredung mit dem französischen Außenminister angedeutet, daß England zwar nicht an neue Verpflichtungen auf dem Westlande denke, möglicherweise aber eine neue Auslegung" der Locarnoverpflichtungen geben könne.

Zusammentritt

der französischen Kammer Arbeit bis tief in den Sommer

DNB. Paris, 12. Mai. Am Dienstag, 15. Mai, genau nach ameimonatiger Pause, tritt das französische Parlament zur Fortsetzung seiner ordentlichen Sizung wieder zusammen. Die parlamentarischen Arbeiten werden mindestens bis Ende Juni, wahrscheinlich sogar bis Mitte Juli dauern. Hauptgegenstand wird zunächst die Verab­schiedung der von der Regierung auf dem Verordnungswege wichtigen Gegenstand bilden auch die Verfassungsreformoor­in der Zwischenfession erlassenen Steuerreform sein. Einen schläge, die jedoch in den zuständigen Ausschüssen noch nicht endgültig ausgearbeitet sind. Hierzu gehört vor allem die Verstärkung der Exekutive durch Erleichterung der Kammer­auflösung, eine Maßnahme, von der der Präsident der Repu­blik praktisch nicht Gebrauch zu machen pflegte. In der Frage einer Abänderung des Wahlgefeßes gehen die Ansichten zwischen Kammer und Senat auseinander. Letzterer wünscht feine Abänderung des jeßigen Systems der Einerwahl inner­halb der festgesetzten Wahlbezirke, während im Staatsreform= ausschuß der Kammer der Antrag auf Einführung der rest­

lofen Berhältniswahl nur mit Stimmenaleichheit- 16 gegen Tendenz, die sich für die Einerwahl mit den fett bestehenden 16 Stimmen abgelehnt wurde, so daß also der anderen Wahlbezirken einsett, ebenfalls die Hände gebunden sind. Anträge auf Aufhebung der Immunität, Finanz- und Wirt­schaftsfragen, Arbeitsbeschaffungsprogramm und außen­politische Interpellationen sowie Interpellationen über die Tätigkeit durch Ermächtigungsverordnungen vervollständigen die reichhaltige Themaauswahl, die dem französen Parla ment bei Wiederaufnahme der Arbeit von nächster Woche ab zur Verfügung steht. Die Regierung Doumergue wird sich vor allem in der Diskussion der Steuerreform und der Regierungstätigkeit durch Ermächtigungsverordnungen, die von der Linken bekämpft werden, zu verteidigen haben.

rung verhandelte, wurden von der Mutter Gettles telefonisch, anscheinend von anderen, 40.000 Dollar Lösegeld für ihren Sohn verlangt.

Der gewaltige Sandsturm, der gestern über dem Gebiet

Denunziert Juden!

Die neueste Aufmunterung des ,, Angriff"

Berlin , 11. Mai. Der Angriff" richtet eine Aufforderung an alle Leser, Parteigenossen, SA.- Männer und Arbeiter", der Schriftleitung jeden Fall von jüdischer Un­verschämtheit mitzuteilen, der sich in den letzten Monaten und Wochen ereignet hat", damit dieses Material veröffentlicht werden könne. Das nationalsozialistische Blatt begründet dies damit, daß zahlreiche Juden in lezter Zeit glauben, wieder durch arrogantes Betragen auffallen zu dürfen", nachdem fie fich eine Zeitlang zurückhaltender be­nommen hätten. Das bedeute feinen Pogromgesang, sondern es handle sich um einen Anstandsunterricht für die ge= schonten und geduldeten Staatsbürger jüdischen Glaubens". Reiner rühre die Juden an! Aber jeder gebe acht auf sie, auf der Straße, im Freien, in den Lokalen, im Beruf, auf Reisen, überall, wo er einzeln, besonders aber, wo er in Scharen auftritt".

SA. und Kirchenpolitik

Röhm verbietet die Teilnahme

an kirchenpolitischen Kundgebungen

Berlin , 12. Mai. Das Presseamt der Obersten SA.- Füh rung teilt mit: Um die Versuche gewisser Elemente, An­gehörige der SA. in firchenpolitische Streitigkeiten hinein­zuziehen und dadurch dem Ansehen und der Geschlossenheit der SA. zu schaden, ein für allem al unmöglich zu machen, hat Stabschef Röhm einen Erlaß an die SA. her= ausgegeben, in dem angeordnet wird, daß die Teilnahme von SA.- Angehörigen an firchenpolitischen Demonstrationen verboten ist. Gleichzeitig wird jede Art von Amts= hinderungen oder Maßnahmen gegenüber den Pfarrern beiden Konfessionen unter­sagt.

Hermes vor Gericht

Der neueste Korruptionsprozeß

Berlin , 11. Mai. In dem Prozeß gegen den früherent Reichsminister a. D. Dr. Hermes wurde am dritten Ver­handlungstage die Verlesung des ausführlichen Schrift­wechsels zwischen der Bauernvereinigung und der Preußen­tasse fortgefeßt. Das verlesene Korrespondenzmaterial be­handelt zunächst die Vorgeschichte bis zur Stellung des An­trages der christlichen Bauernvereinigung, auch fie bei der Begebung von Mitteln für die Landwirtschaft zu bedenken. Der Vorsitzende fragte den Angeflagten, ob die einzelnen Bauernvereine von sich aus Anträge gestellt hätten oder ob fie dazu aufgefordert seien. Dr. Hermes erklärt, die Bauern­vereine feien nicht aufgefordert worden, denn das hätte zu einer Flut von Anträgen geführt. Er habe die Frage nur mit den maßgebenden Herren der verschiedenen Bauernver­einigungen durchgesprochen und sie beauftragt, entsprechendes Material zusammenzutragen.

des Minifippi- Fluſſes und an der Atlantiktüte bis hinauf Nicht Arbeiter, sondern

zur kanadischen Grenze wütete, hatte ungeheure Sandmengen hochgewirbelt. Das Gewicht der Sandwolfe, die zeitweilig vom Staate Montana bis nach Neuport reichte, wird von Sachverständigen auf 300 Millionen Tonnen geschäßt. Die Krankenhäuser in Neuyork find start beansprucht, da zabl reiche Personen, denen der Sand in die Augen geflogen war, ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußten.

Günstige" Entwicklung

Wenn die Einnahmen schwanken und sinken

Das Deutsche Nachrichtenbüro" meldet unter der Ueber­schrift" Anhaltende günstige Weiterentwicklung der Bei beschaffungsmaßnahmen der nationalen Regierung haben immer weitere Scharen von Volksgenossen in Arbeit und Brot zurückgeführt und dadurch auch die Beitragseinnahmen in der Sozialversicherung wieder ansteigen laffen. Schon im Dezember 1933 fonnte die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte mitteilen, daß ihre Beitragseinnahmen seit August 1983 langfam, aber stetig ansteigen. Die Erwartungen auf ein weiteres Anhalten dieser günstigen Beitragsentwicklung sind auch in den verflossenen vier Monaten des Jahres 1934 bestätigt worden. Die Beitragseinnahmen haben betragen: im Januar 25 251 700., im Februar 23 896 396 RM., im März 26 875 521 9., im April 24 953 451 9.

Bemerkung, daß am Anfang alle Diktatoren herrliche Zeiten versprechen, daß die Sache aber schließlich endet bei Gas­granaten und Papierhemden. Diese von mir sofort scharf zurückgewiesene Bemerkung zeigt aber, daß man sich über die bestehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten Gedanken macht und plant, fie für sich auszunuzen. Es heißt also, auf

der Hut zu sein.

Unsere Wirtschaftsaussichten( gemeint ist die Sozialdemo­tratie. D. Red.), die vor einem Jahr im Dunkel verliefen, beginnen, wenn auch vorerst langsam, sich zu bessern. Natür­lich müssen wir tüchtig arbeiten, um unsere sehr herabgewirt­schaftete Firma wieder auf die Beine zu bringen, aber wir sehen doch endlich wieder ein Ziel und greifbare Aussichten. Ich denke, daß wir in ein bis zwei Jahren ganz anders mit­einander reden können. Privatim ist alles in Ordnung. Man hat sich gewöhnt. Wenn es nötig ist und erwünscht, komme ich gern später.

Herzliche Grüße:

Lieber Bruder!

19. April 1934. 19

Daß ich mich an Dich wende, ist nicht, um irgend ein Schreibbedürfnis zu befriedigen oder um Dir Neuigkeiten mitzuteilen, sondern die Bitte, unsere Familiennot lindern zu helfen, also Silfe in dringendster Not zu erbitten, vor­ausgesetzt, daß Du helfen kannst. Niemand kann geben, wenn er selbst nichts hat. Ich habe mich ständig um Arbeit bemüht Ohne Erfolg. Ich bin wegen Versicherungen ge­reist und habe trotz aller Anstrengungen noch nicht den Ver­schleiß der Stiefelsohlen verdient. Durch das Treppen­steigen bin ich so heruntergekommen, daß es mir zu allem Familienelend auch noch förperlich sehr schlecht geht. Auch habe ich jeden geistigen Halt verloren, so daß ich mich immer wieder frage, welchen Sinn hat das Leben überhaupt noch, eigentlich ist man ja überflüssig auf der Welt und sollte ver­schwinden. Aber da tommt immer wieder der Gedanke, eigentlich bist du dann ein Feigling gegenüber deiner Fa­milie und deinen Leidensgenossen, wenn du die Konse quenzen aus dem Entschluß der Ueberflüssigkeit ziehst. Was soll man aber anfangen und welchen Ausweg gibt es, daß man nicht buchstäblich verhungern muß? Ich kann keinen Ausweg erspähen und möchte doch so gerne das Elend lin­dern. Die Wohnung habe ich schon verkleinert, aber 34 Mark ist immer noch viel Geld bei 14,40 Mart Unterstüßung. Der

Erpresser"

Wofür es sechs Monate Gefängnis gab

Berlin , 11. Mai. Wegen Verbreitung von Greuelnach richten verurteilte das Berliner Sondergericht die 54jährige Ehefrau des pensionierten Studienrats Professor Sege­brachts zu sechs Monaten Gefängnis. Am 15. Ot tober 1933 wurde in der Wohnung des Professors für das Eintopfgericht gesammelt. Als der Mann gerade im Be­griff war, eine Mart zu geben, ging die Frau dazwischen und erklärte:" Auf keinen Fall zahlst du etwas, nicht einen Pfennig geben wir diesem Arbeiterstaat, das sind nicht Ar­beiter, sondern Erpresser." Das Gericht berücksichtigte bei der Strafzumessung, daß es sich um eine start hysterische Frau handele, die ihre Zunge nicht so in der Gewalt habe, wie man es von einem Manne hätte erwarten tönnen.

Der Abenteurer Trebitsch Lincoln , einftmals englischer Unterhausabgeordneter, der jetzt als buddhistischer Priester die Welt bereift, wurde am Freitag von der englischen Be hörde wieder abgeschoben. Unter polizeilicher Begleitung wurde er zum Dampfer Duchess of Yort" gebracht. Lincoln war erst vor einigen Tagen an Bord desselben Dampfers aus Canada in England eingetroffen. Neun seiner Schüler" begleiten ihn nun nach dem Fernen Often.

Sohn hat geheiratet, die Einnahme fehlt. Die Töchter mußten umlernen und verdienen in der Konfektion weniger als das Stempelgeld. Heute heißt es, die Hauptsache ist die Arbeit und nicht der Lohn Wer nicht will, muß nach Mecklenburg zur Landarbeit. Wir sind jetzt vier Erwachsene, alle über 20 Jahre alt und haben pro Tag 1,38 Mart zu ver­leben. Vielleicht könnte ich in P. nebst meinen Kindern Ar­beit bekommen? Aber der Umzug und die Wohnung kosten doch Geld und nicht wenig und woher nehmen? Hast Du noch etwas übrig zur Linderung meiner Not? Geschäftlich. tit bier gar nichts los, überall wird furzgearbeitet, und es find nur noch 4 Betriebe unserer Branche vorhanden. Ge­werkschaftliche Unterstützung bekomme ich nicht, froh mehr als 30jähriger Mitgliedschaft. Wenn Du also einen Ausweg weißt, dente daran, daß ich die Hilfe recht schnell brauche. Herzliche Grüße:

18. April 1984.

Du fragst nach unserem Befinden. Nach den täglichen Siegesmeldungen der Arbeitsschlacht müßte es uns glan­zend gehen. Wir lesen täglich diese Siegesmeldungen mit großem Interesse. G3 gelingt uns aber leider nicht, davon unsere Familie fatt zu machen und Arbeit finden wir keine, trotzdem bereits angeblich Mangel an Arbeitskräften vor­handen sein soll. Am Arbeitswillen fehlt es bei uns gewiß nicht. Aber es ist beim besten Willen nicht möglich, etwas zu finden. Sum freiwilligen Arbeitsdienst sind wir schon zu alt, sonst würden wir es vielleicht einmal damit versuchen. Die Familie wäre dann allerdings auch nicht versorgt. W. hat es einmal mit Versicherungen versucht. Aber Du weißt ja, wie es da aussieht. Ein Massenaufgebot versucht es auf diesem Gebiet, dabei werden infolge des allgemeinen Miß­trauens weniger Versicherungen gemacht als je. Ich beziehe gegenwärtig Krankengeld und soll nächste Woche operiert werden. G. geht stempeln. Wenn nicht bald eine Aenderung fommt, gehen wir alle zugrunde. Diejenigen, die durch die Maßnahmen der Arbeitsschlacht Arbeit bekommen haben. brauchen wir nicht zu benetben, denn sie sind zum gro Tetl noch schlechter bran, als die noch nicht vom Sieg die er Schlacht Berührten Nun fannst Du Dir vorstellen, welche Gedanken man hier über diesen Arbeitsbeschaffungs­schwindel hat.

Viele Grüße: