Schweres Grubenunglück

in Südbelgien

Paris, 16. Mai. Nach einer hier in den späten Nacht­stunden vorliegenden Meldung aus Mons   in Südbelgien er­eignete sich auf der Grube Lambrechies ein Schlagwetter­unglück, das über 30 Menschen das Leben kostete. Die Ex­plosion, die sich in etwa 800 Meter Tiefe ereignete, soll so heftig gewesen sein, daß die in der Nähe des betroffenen Stollens arbeitenden Bergleute teilweise bis zur Unkennt­lichkeit zerstückelt wurden. Von etwa 45 Arbeitern, die in den Mittagsstunden eingefahren waren, fonnten bisher drei in schwerverleẞtem Zustande geborgen werden. Eine Anzahl Leichen wurde bereits ans Tageslicht gefördert.

( DNB.) Mon 8,( Belgien  ), 16. Mai. Im Laufe der Nacht find vier weitere Tote des Bergwerksunglücks aus dem Schacht herausgeschafft worden. Die Zahl der bis jetzt ge­borgenen Leichen hat sich auf acht erhöht. Man nimmt aber an, daß auch die meisten der in der Grube eingeschlossenen Bergleute verloren sind. Die bis jetzt geborgenen Leichen find fast unkenntlich. Die Grube brennt. Die Bergungs­arbeiten gestalten sich infolge der Hitze und der ausströmen­den Gase außerordentlich schwierig. Eine Stunde vor Aus­bruch der Katastrophe hatte noch eine Grubeninspektion statt­gefunden, die aber nichts Auffälliges bemerkte.

Die Zahl der eingeschlossenen Berglente beträgt nach neuesten Feststellungen 36.

Populaire"

Geheimnis um Thälmann   und seine Mitgefangene

Englische   Delegation wird nicht vorgelassen

Berlin  , 16. Mai.  ( Inpreß.) Die englische Delegation, be­stehend aus bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Englands- Earl of Listowel, Mitglied des Ober­hauses; seiner Frau; der Schriftstellerin William Ellis   und dem Rechtsanwalt Benabue, die sich nach Berlin   begeben hatten, um Thälmann  , Offießty, Torgler  , Neu­bauer, Mühsam, Rechtsanwalt Litten sowie Frau und Kind Gerhart Segers und einige in Konzentra tionalanern internierte Geistliche zu besuchen, ist wieder ab­gereist, ohne zu den Gefangenen vorgelassen worden zu sein. Lowovi die Delegation sich fünf Tage in Berlin   aufhielt, hat Lord List omel nicht einmal Antwort auf seine an den Justizminister Gürtner und den Chef der Geheimen Staatspolizei, S.- Führer Himmler, gerichteten offi­ziellen Briefe erhalten, in denen er um Besuchserlaubnis nachsuchte. Von nationalsozialistischen parteiamtlichen Stellen wurde der Delegation verschiedentlich versichert, daß ihr die Möglichkeit einer Begegnung mit Ernst Thälmann   und anderen politischen Gefangenen gegeben werden würde. Am Montag, dem 14. Mai, wurde Lord Listowel von dieser Seite jedoch verständigt, die gewünschte Begegnung könne erst in 10 Tagen stattfinden. Man muß fragen, was in diesen 10 Tagen geschehen sollte. Wollte man Zeit gewinnen, um die Spuren von Mißhandlungen zu beseitigen? Sollten die politischen Gefangenen, bevor sie von der englischen Dele­gation besucht wurden, in andere Gefängnisse transportiert

werden, damit vorgetäuscht werde, daß diese Häftlinge, für deren Lage sich die internationale Oeffentlichkeit interessiert, würdig untergebracht sind? Es gibt keine andere Erklärung für das Verhalten der amtlichen nationalsozialistischen Parteistellen als die, daß die offiziellen Stellen in Hitler­deutschland eine Begegnung fürchten, die die Wahrheit über das Schicksal der politischen Gefangenen ans Licht bringen tönnte. Die Haltung der Regierungs- und Parteistellen be­stätigt, daß es über die Lage der politischen Gefangenen etwas zu verbergen gibt, und es kann sich nur darum han deln, vor der öffentlichen Meinung zu vertuschen, daß die Häftlinge unmenschlicher Behandlung unterworfen sind oder sogar, wie im Falle Ernst Thälmann   erwiesen ist, gefoltert werden. Die Behandlung, die die englische Delegation er­fahren hat, beweist, in welcher Gefahr sich die politischen Gefangenen befinden. Insbesondere Thälmann  , für den die Nazipresse jetzt schon offen die Todesstrafe fordert, ist un­mittelbar aufs schwerste bedroht.

Die englische Delegation, die auf Grund der dilatorischen Antworten der Parteistellen und der Tatsache, daß weder Gürtner noch Himmler es für nötig erachtet yaben, aut vit ziell an sie gerichtete Briefe zu antworten, nach London  zurückgekehrt ist, wird in einer groß angelegten Kampagne die öffentliche Meinung Englands über die Gefahr, in der sich Thälmann   und alle politischen Gefangenen befinden, aufklären.

sung Revolverschüsse auf Brüning? die A

anitösung 15

verlangt Kammerauflösung

DNB. Paris, 16. Mai. Der Populaire" schreibt gegen die gestrige furze Sammersizung, die eine Schmach und Schande für die Würde des Parlamentarismus darstelle. Eine Kam­mer, die sich von einer Regierung eine solche entehrende Behandlung gefallen lasse, bestehe überhaupt nicht mehr. Die Stammer sei tot. Man müsse endlich die politische Atmosphäre von diesem Leichnam reinigen, der allmählich in Verwefung übergehe. Es müsse verhindert werden, daß sich die Verachtung der Deffentlichkeit gegenüber der Kammer auch auf die republikanischen Freiheiten ausdehne, und daher gebe es nur ein Mittel, nämlich die Auflösung.

Das Blatt macht sich ferner zum Sprachrohr gewisser Ge­rüchte, wonach die Pariser Informationspresse in gemein­samer lebereinstimmung beschlossen haben soll, über die dem­nächst stattfindende sozialistische Landesparteitagung in Tou­ louse   überhaupt nicht oder nur in ganz beschränktem Rahmen zu berichten.

Einbürgerungs ,, fabrik"

Eine Erwiderung auf die schweizer Protestrufe des Artikels ,, Einbürgerungsfabrik"

Man schreibt uns: Müssen in der Welt immer Betrüger und Betrogene leben? Müssen sich immer bösartige Menschen gleich beutegierigen Haien über die Taschen der armen Staatenlosen und Emigranten stürzen und sie des letzten geretteten Vermögens berauben? Kann es denn nicht auch möglich sein, daß eine reelle und legale Möglichkeit, durch das maliziöse" Inserat, besteht, die wirklich Menschen helfen

Tann  ?

Der Einsender der Notiz Einbürgerungsfabrik" gibt klar die Einbürgerungsmöglichkeit in der Schweiz   an, fommt dabei aber nicht zum logischen Schluß, daß nach diesen die Schweiz   nicht in Frage kommen kann. Alle Achtung vor dem Nationalstolz der Schweizer  , aber Europa   hat auch noch andere Länder! Wenn der Einsender, vor allem aber die Proteſtſtimmen der anderen schweizer   Blätter, sich mit dem Inserat beschäftigen zu müssen glaubten, wäre es doch das Gegebene gewesen, an die angegebene Adresse das verlangte Rückporto einzusenden und dann die Antwort abzuwarten. Aber diese scheint gerade von diefer Seite gefürchtet worden zu sein, weil dann die Artikel, die man so hübsch politisch drehen und wenden kann, gegenstandslos geworden wären; vielleicht hätten dabei auch die Einsender aus dem ihnen zugegangenen Schreiben erfahren müssen, daß feinerlei Vor­schüsse o. ä. bezahlt werden müssen. Es ist aber menschlich, über eine Sache zu schreiben und iemand zu verdächtigen, ohne sich vorher über die Tatsachen genau zu unterrichten. Hoffentlich wird dem Einsender und allen Kritikastern, die sich über das Inserat ärgerten, nicht die Zeit zu lang, bis einer der angeblich Gerupften" seine warnende Stimme hören läßt." N. H. S.

Die Mitgliederversammlung marschiert

Aus dem deutschen   Gewerkschaftsleben

Es geschehen noch Zeichen und Wunder im dritten Reich". Die faschisterten Gewerkschaften halten Mitglieder versammlungen ab. Die Mitglieder des Deutschen Arbeiterverbandes des grafischen Gewerbes", Ortsgruppe Berlin  , wurden zur Generalmitgliederversammlung"( mie das klingt) aufgefordert. Zutritt nur gegen Eintrittskarten mit einem Personal- Abschnitt zur Saalkontrolle. Die Karten mußten bezahlt werden. Die Mitglieder begaben sich zu ihrer Generalversammlung in Kolonnen nach folgendem Aufmarschplan:

Die Belegschaft eines Betriebes sammelt fich nach Be­triebsschluß und marschiert von dort geschlossen zum Sport­palast. Bei der Wahl des Anmarschweges ist lediglich zu beachten, daß die Bannmeile nicht berührt wird. Der Ab­marsch muß so erfolgen, daß der Zug rechtzeitig den Sport­palast erreicht. Bei ungünstig liegendem Betriebsschluß ist zu versuchen, beim Betriebsführer einen früheren Arbeits­schluß zu erwirfen. Diese Art des Anmarisches ist allen größeren Betrieben zu empfehlen. Es bleibt aber den Ver­bandsamtswaltern überlassen, den gemeinsamen Anmarsch zu wählen oder Einzelbesuch zu veranlaffen."

Die NSBO.- Fahnen der Berliner   Drucker- und Papier­verarbeitungsbetriebe sammeln sich um 7 Uhr in der Bier­schwemme des Sportpalastes. Die Verbandsamtswalter sind dafür verantwortlich, daß die Belegschaft in möglichster Geschlossenheit erscheint..."

Nachdem die so in Reih und Glied formierte Generalmit gliederversammlung angetreten war, der Verbandsbonze Coler seiner Truppe von der Herrlichkeit des National­sozialismus berichtet hatte und das Horst- Wessel- Lied ge­stiegen war, durften die Berliner   Buchdrucker wieder nach Hause wandern. Rehrt, weggetreten, die Mitglieder generalversammlung   ist aus."

Wir würden zur Vervollständigung künftiger General­versammlungen und zur Belebung der Mitgliederparade noch folgende Befehle im Anschluß an den Bericht bes Ber  bandsleiters vorschlagen: Achtung Mitgliedschaft, erteilt Entlastung, Hände hoch."" Entlastung ist erteilt. Rührt Euch."

Die Hetze gegen den Zentrumskanzler

Der Kopenhagener Vertreter des Neuen Wiener Jour­nal" drahtet seinem Blatt: Wie ich soeben von einem hier eingetroffenen führenden Mitglied der Berliner SA  , erfuhr, ist in der vorigen Woche in Berlin   ein Revolverattentat auf den ehemaligen Reichskanzler Dr. Brüning verübt worden. Der Täter, ein SA.- Mann, hat auf den ehemaligen Reichs­fanzler zwei Schüsse abgegeben, die jedoch beide ihr Ziel ver­fehlten. In den Kreisen der Berliner   SA. gibt man unver­hohlen seinem Bedauern über das Mißlingen des Attentats Ausdruck, während die Berliner   Regierungskreise das Atten­tat verurteilen sollen.

Auf Brüning sind bereits mehrfach von aufgehezten SA.­Leuten Attentate unternommen worden, wobei ihm sogar erhebliche Verlegungen zugefügt wurden, so daß er seinerzeit ein Krankenhaus aufsuchen mußte. Auch das iezige Attentat

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beweist von neuem, wie wenig die Berliner   Regierung ihre verhezten SA.- Leute noch in der Hand hat." and bat."

Der frühere Reichskanzler Dr. Brüning hat sich in den ersten Monaten der Kanzlerschaft Hitlers   in einem fatho­lischen Krankenhaus aufgehalten. Eine Gruppe von national­sozialistischen Aerzten stellte aber ein Ultimatum, sie würden ihren Dienst aufgeben, wenn der Landesverräter" nicht aus dem Hause verschwinde. Brüning ist darauf zu Freunden in einem Vororte Berlins   gezogen, wo er ohne jede politische Betätigung lebte.

In den Zeitungen und in Reden haben nationalsozialistische gebäffia tat es der Oberpräsident von Brandenburg  , Kube. Führer immer wieder gegen Brüning gehebt. Besonders Es wäre sehr begreiflich, wenn so aufgehetzte SA  .- Leute sich hätten zu Gewalttaten hinreißen lassen.

Wieder 300 Pfarrer abgesetzt

In der vergangenen Woche wurden von der obersten Kirchenbehörde der evangelischen Kirche erneut drei hundert oppositionelle Pfarrer abgesezt. Diese Maßregel hat in den kirchlichen Streisen gewaltige Auf­regung hervorgerufen. Man erblickt in ihr den Beweis dafür, daß die Friedensreden des Reichsbischofs Müller nur tat­tischer Natur waren. Müller hat vor furzem neue Reden gehalten, die kämpferischer waren als je zuvor. Sie wurden in Berlin   von einigen gemaßregelten Pfarrern in überfüllten Versammlungen ebenso leidenschaftlich beantwortet. Einige dieser Versammlungen wurden von Beamten der Gestapo  aufgelöst.

Auch einer Tagung der freien Synode von Berlin- Branden­ burg   wurde von der Polizei ein gewaltsames Ende bereitet. Der Führer des Berliner   Pfarrer- Notbundes, der vor einigen Monaten von der SA  . schwer mißhandelte Pfarrer Jacobi, erwähnte in seiner Ansprache den Namen Hitler  . Ein anwesender Beamter der Geheimen Staatspolizei unter­brach ihn mit der Bemerkung, daß der Reichskanzler nicht in Zusammenhang mit firchlichen Streitfragen genannt werden dürfe. Schließlich wurde die Versammlung von der Polizei

protestantischen Geistlichen Schwedens   in Stockholm   gegen die firchlichen Zustände in Deutschland  gefunden. Eine Entschließung wendet sich gegen den Reichs­bischof Müller und die Religion des Blutes. Die von den Deutschen Christen verbreiteten Lehren werden als Jrr­lehren zum Schaden der Christenheit bezeichnet: Wir evan­gelischen Christen eines stammesverwandten Voltes haben mit Bedauern gesehen, daß die deutsche Kirchenführung jene, die ihren christlichen Glauben nicht aufgeben wollen, mit Gewaltmitteln bekämpft. Durch ein solches Vor­gehen wird der Name Christi   besudelt. Mit tiefster Teilnahme verfolgen wir den heldenmütigen und opferwilligen Kampf der unterdrückten Christen, die das evangelische Christentum in Deutschland   verteidigen.

Solch stammesverwandten Proteste machen auf die Deutschen Christen sowohl wie auf die Neuheiden nicht den geringsten Eindruck. Sie verfolgen die Männer, die die evangelische Freiheit bekennen und predigen, rücksichtslos weiter bis die Kirche zerbrochen ist.

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aufgelöst- seltsamerweise in dem Augenblick, wo ein Rebner Konkordatsverhandlungen

von einem Bilde Hitlers   sprach, das in der Kirche über den

Altar aufgehängt werden sollte. Derartige Anregungen geben

jetzt vielfach von seiten der deutschen Christen aus. Ueberall möchte man jetzt die Gotteshäuser mit solchen Porträts " schmücken".

Besonders heftig ist die Opposition gegen den Reichsbischof in Westfalen  . Der Präses der westfälischen Bekenntnis­synode, och, hat in einem Briefe den Reichsinnenminister zum sofortigen Einschreiten gefordert, um den offenen Kirchenbruch zu vermeiden. Er forderte die Wieder­Herstellung der vom Reichsbischof dusendfach verletzten Kirchenverfassung, Widerruf aller Disziplinarstrafen, Auf­hören jeder staatlichen Einmischung ins firchliche Leben. Von allen Seiten wird die Position des Reichsbischofs, dessen Autorität immer weiter gesunken ist, berannt.

Ein besonderes Augenmerk richtet die Geheime Staats­ polizei   auf die jetzt vielfach anberaumten und sehr stark be­suchten Versammlungen der inneren Mission. Man erblickt in ihnen unkontrollierbare Widerstandsnester. Vier vom Zentralausschuß der inneren Mission angekündigte Vorträge in der Berliner Singakademie sind von der Ge­heimen Staatspolizei verboten worden.

Sehr scharfe Worte hat eine große Versammlung der

in Berlin  ?

Berlin  , 15. Mai. Die römischen Konkordatsverhandlungen sind ergebnislos abgebrochen worden. Der deutsche   Ver­treter, Regierungsrat Buttmann hat dem Reichskanzler Be­richt erstattet. Die Reichsregierung will noch einen letzten Versuch machen, sich mit dem Heiligen Stuhl zu einigen, angesichts der wachsenden inneren Schwierigkeiten. Aus diesem Grunde verhandelt man jezt in Berlin   mit den Bischöfen Kardinal Schulte( Köln  ), Bischof Gröber von Frei­ burg   und einem dritten, der nicht näher bezeichnet wird. Nach einer Meldung des Pariser Temps" soll die deutsche  Regierung außer durch Buttmann dabei ausgerechnet durch Ley und Baldur v. Schirach vertreten sein, deren fatholikenfeindliche Aeußerungen hinreichend bekannt sind. Aus vatikanischen Kreisen soll es sich dabei aber nicht um Fortsetzung der eigentlichen Ronforbatsverhandlungen handeln, sondern nur um vorbereitende und aufklärende Be­sprechungen.

Zum politischen Konflikt mit der katholischen Kirche   treten jetzt auch noch sehr stark religiöse Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Kirchen stärker in den Vordergrund. Reichsbischof Müller hat fünait davon gesprochen, daß sich in Deutschland   die Verwirklichung des alten Luthertraums einer romfreien, allgemeinen deutschen   Kirche vorbereite...

Faschistischer Staatsstreich in Lettland  

Aufhebung aller Volksrechte

dnb. Riga  , 16. Mai. Amtlich wird bekanntgegeben: In An­betracht der Gefahr, daß innere Unruhen im Staate ent­stehen könnten, welche die Sicherheit der Einwohner be­drohen, wird über ganz Lettland   für sechs Monate der Aus­nahmezustand verhängt. Der Ausnahmezustand tritt in Riga  am 15. Mai um 23 Uhr in Kraft, im übrigen Lettland   am 16. Mai um 1 Uhr morgens. Allen Einwohnern, den Selbst­verwaltungsbehörden ist vorgeschrieben, sämtliche Pflichten ohne Widerspruch zu erfüllen, die ihnen durch die gesetzlichen Bestimmungen über den Ausnahmezustand vom Jahre 1919 auferlegt werden. Diese Verfügung ist gezeichnet vom lettländischen Ministerpräsidenten Ulmanis   und vom lett­ländischen Kriegsminister General Balodis.

Der Uebergang zur autoritären Staatsführung hat sich etaitwellen in aller Ruhe vollzogen. Wie vorläufig noch un­bestätigt verlautet, sollen in der Nacht der marxistische Parla mentspräsident Dr. Kalnin und sein Sohn, der berüchtigte deutschfeindliche Marristenbeber Bruno Kalnin, verhaftet worden sein.

Die Lettländische Telegraphen- Agentur gibt noch ergänzend u. a. bekannt:

Zur Durchführung der notwendigen Maßnahmen und zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung wurden noch in der Nacht auf Mittwoch außer der Polizei die Schuhwehr und Teile der Rigaer Garnison   eingesetzt. Eine Reihe von öffentlichen Gebäuden wurde besetzt, auch das Parlament wird von Militär bewacht. Die Bahnhöfe, die Post-, die Tele­grafen- und die Fernsprechämter sind beseßt. Der Fern­und Telegrafenverkehr war von 12.30 Uhr nachts bis 8 1hr morgens unterbrochen. In den Straßen Rigas sieht man be: waffnete Ratrouillen von Polizei und Militär, auch Panzer­wagen fahren durch die Stadt.

marxistischen Volkshauses durchgeführt. Auf diesem Hause marristischen Volkshauses durchgeführt. Auf diesem Hause sah man zum erstenmal statt der roten Fahne die rot- weiß­rote lettländische Staatsflagge wehen.

Eine größere Aktion wurde vom Militär im Bezirk des