Englischer Brief to Papst und Kulturkampf

DOG. London, 24. Mai 1984. Segen und Aufmunterung für die deutschen   Katholiken

Die Nachwahl in Westham

Die Nachwahl in Westham, einem östlichen Vorort Lon­ dons  , die durch die Mandatsniederlegung des bisherigen konservativen Abgeordneten des Wahlkreises notwendig geworden war, brachte der Labour Party   einen neuen Erfolg. Die Eroberung der Mandate war der 6. Nachwahlsieg der Labour Party   seit den Generalwahlen von 1931. Diese Wahl war von besonderem Interesse. Ein­mal, weil der junge Konservative, Macnamara, der für die Regierung fandidierte, mit dem Faschismus Tiebäugelte. Macnamara hatte den Vorsiz der deutsch­englischen Gesellschaft übernommen, nachdem der Jude Lord Reading diesen Vorsiz aus Protest gegen das Naziregime niedergelegt hatte. Macnamara war auch in Deutschland   und darüber im Rundfunk nicht gerade unfreundlich berichtet, wenn er auch vom Antisemitismus des Regimes deutlich ab­rückte, Macnamara begann auch feßt seinen Wahlkampf mit einigen freundlichen Worten über den patriotischen Geist der englischen Schwarzhemden. Nachdem er vom fonfervativen Hauptquartier zurückgepfiffen worden war, machte er zwar einen Rückzieher und betonte feierlich, daß er fein Faschist sei, aber der erste Eindruck blieb bestehen.

Der zweite Faktor, der diese Wahl interessant machte, war die Kandidatur des Führer der radikalen Unabhängigen Arbeiterpartei, Fenner Brockway  , die ausschließlich gegen die Labour Party   gerichtet war. Brockway führte seine Kampagne lediglich mit Angriffen gegen den Labour- Kandi­daten, den faschistenfreundlichen Konservativen verschonte er. Die große Frage war, würde er genügend Wähler vom offi­ziellen Labourfandidaten abziehen, um die Wahl des Konservativen zu sichern. Nun, es gelang ihm nicht; mehr noch, er erlitt eine geradezu vernichtende Niederlage, er erhielt nicht mehr als 746 Stimmen gegen fast 12 000 des jetzt gewählten Labour- Kandidaten und etwa 7500 des Konser­vativen. Brockway und seine JLP. erhielten damit nicht nur eine moralische Ohrfeige, sie verloren auch das Pfand von 150 Pfund Sterling, das jeder Kandidat bei seiner Auf­stellung hinterlegen muß. Das Pfand verfällt dem Staat, wenn der betreffende Kandidat nicht mindestens ein Achtel der abgegebenen Stimmen erhält, trotz des scheinbar pluto­fratischen Anstriches ein heilsames Mittel gegen gewissen lose Parteizersplitterung.

Freilich, die Wahl in Westham muß dennoch den ernst haften Beobachter mit Sorge erfüllen. Die Wahlbetei= tigung betrug nur 50 Prozent. Die Labour Party  erhielt die Stimmenzahl von 1931, der Konservative verlor 7000 Stimmen, die niemandem zugute famen. Sind diese 7000 gleichgültig? Oder haben sie das Interesse an verloren und den bisherigen Parteien sind sie damit ein Refrutierungsfeld für den Faschis mus. Eine Frage, die vor der nächsten all­gemeinen Wahl nicht beantwortet werden kann, die aber mit Sorge erfüllen muß.

In der Zwischenzeit ist ein weiterer Labourkandidat für einen verstorbenen Parteigenossen ins Unterhans eingezogen und zwar ohne Wahl, da gar kein Gegenkandidat aufgestellt 9gavar, eine veitere Nachwahl in dem walli ischen Wahlkreis des verstorbenen Labourabgeord * neten Wallhead steht bevor, und zwar wahrscheinlich eine Wahl zwischen Labour, JLP. und Kommunisten. Das Inter­effante an diesen beiden Wahlen ist eine für die Labour Party  unerfreuliche Tatsache. Die Labour Party   braucht im Parla­ment dringend politische Führer. Landbury iſt alt und seit Monaten krank, Henderson ist alt und fast stets abwesend, so stehen neben Cripps   und Attlee nur wenige Redner für die allgemeinen Debatten zur Verfügung, viele gute Köpfe wie Morrison, Dalton, Baker, Alexander u. a. sind ohne Mandat. Die beiden genannten Wahlen in den fast sicheren Wahlkreisen hätten Gelegenheit geboten, die Führerbank zu verstärken, statt dessen wurden in beiden Bezirken, die in den Kohlenrevieren liegen, beruflich vielleicht tüchtige, aber politisch völlig unbekannte Bergarbeitervertrauensleute aufs gestellt, dadurch wird die Bergarbeitergruppe der Fraktion, die heute schon über 50 Prozent der Fraktion ausmacht, da

Das amtliche päpstliche Organ, der Osservatore Romano  ", berichtet in großer Aufmachung über den Empfang der deutschen   Bischöfe und Pilger durch Papst Pius am Vor­abend der Heiligsprechung des deutschen   Kapuzinerbruders Konrad von Parzam.

Der Papst sprach u. a. von einer so bedeutsamen, so schwierigen und so ernsten Stunde der deutschen   Geschichte", wandte sich besonders an die verfolgte katholische Jugend und wies den von den Nationalsozialisten erhobenen Vor­wurf zurück, daß es sich nicht um religiöse, sondern um politische Kämpfe handle.

,, Aber noch einen ganz besonderen Segen erteilte der Heilige Vater in diesem feierlichen Augenblick der ganzen deutschen   Jugend, deren Banner er vor sich sehe und die zu ihm sprechen zu wollen schienen; diese geliebte Jugend, die in diesen äußerst schwierigen Tagen

so viel zu leiden habe, diese so mutige Jugend, die in ihren Händen die Zukunft Deutschlands   trage, eine um so schönere Zukunft, weil sie in solchen Händen ruhe.

Schließlich wolle er noch alle jene besonders segnen, die für den fatholischen Glauben gelitten haben. Denn auch das müsse gesagt werden und gerade der Heilige Vater, der eine so schwere Verant­wortung vor Gott   und den Menschen habe, müsse es aus­sprechen, daß diese Leiden für die Religion und den Glauben ertragen wurden. Und wenn einige sagen, daß es sich dabei nicht um Glauben und Religion handle, so möge man denen nicht glauben. Es handle sich im Gegenteil wirklich um Glauben und Religion. Und gerade für diese Güter fämpfen so tapfer und heroisch die Bischöfe und Priester Deutschlands  ."

Staatsbürgerschaft en gros und en detail

Die verschiedenen Emigrationen und die Finanznöte, in denen sich viele kleinere Staaten befinden, haben einen neuen Geschäftszweig ins Leben gerufen, den Handel mit Staatsbürgerschaften. Das Geld, das in die Staatskassen fließt, ist manchen Regierungen wichtiger als der nicht un­berechtigte Vorwurf, daß der Verkauf von Staatsbürger­schaften den internationalen Gepflogenheiten nicht entspricht. Besonders in den letzten Monaten wird ganz öffentlich durch Zeitungsannoncen der Erwerb neuer Staatsbürger schaften für Emigranten angeboten. Viele werden glauben, daß da irgendein Schwindel dahintersteckt. Im allgemeinen aber sind solche Angebote durchaus ernst zu nehmen. Natür­lich lassen sich die Vermittler dieser Geschäfte für ihre Dienste ganz anständig bezahlen, aber sie verschaffen in der Regel tatsächlich die neue gewünschte Staatsangehörigkeit. Von vornherein ist allerdings darauf hinzuweisen, daß größere Länder bis jetzt noch niemals derartige Geschäfte getätigt haben. In Europa   gibt es überhaupt nur ein einziges Land, das seine Staatsbürgerrechte gegen ein mehr oler weniger hohes Entgelt abgibt. Dieses Land ist Portugal  .

Sicher ist, daß vielen Emigranten der Erwerb einer neuen Staatsangehörigkeit sehr vorteilhaft scheint, und es gibt eine Menge Leute, die sich einen ausländischen Paß und eine ausländische Staatsbürgerschaft eine Stange Geld kosten lassen. Besonders, da die Formalitäten durchaus einfach und leicht zu erfüllen sind und die ganze Abwicklung nur acht bis vierzehn Tage in Anspruch nimmt.

Angebote in portugiesischer Staatsbürgerschaft sind für den nicht geringen Betrag von 10 000 Schweizer Franken jeder­zeit vorhanden. Die ganze Geschichte dauert nur acht Tage. Der neue portugiesische Paß dauert nur acht Tage. Der neue portugiesische Paß sowie das Certificat d'inscription als portugiesischer Staatsbürger werden von der portugiesischen Gesandtschaft in Wien  , die gleichzeitig auch Generalfonſulat Gesandtschaft in Wien  , die gleichzeitig auch Generalkonsulat ist, ausgestellt. Ja, nach den durchaus seriösen Mitteilungen des Vermittlers kann die ganze Angelegenheit auch auf schriftlichem Wege durchgeführt werden. Anzahlungen oder Vorspesen sind nicht zu bezahlen. Die Zahlung ist erst nach Schweizer Franken   direkt an die Gesandtschaft, die restlichen 2000 an en Vermittler zu entrichten.

vollkommener Abwicklung zu leisten, und zwar find 8000

Bedeutend billiger, dafür wahrscheinlich weniger vorteil­

haft, stellt sich der Erwerb einer überseeischen Staatsbürger­schaft. Die Vermittlung in dieser Angelegenheit besorgt die Association des colonisateurs" bzw. deren Vertrauens­leute, die Compagnie d'Exportation et d'Echanges com­merciaug" in Paris  . Einige mittelamerikanische Staaten,

1981 fajt nur die Bergarbeiterwahlkreiſe gehalten wurden, Täglich Morddrohung

noch weiter verstärft. Parti fularintereffe fiegte also über Gesamtinteresse. Sier ist eine Schatten­seite der kleinen Wahlkreise, die sonst viel Gutes an sich haben.

Vorläufig kein Uniformverbot

Schon lange spricht man von einem Uniformverbot in England, seit dem die Mosleysche Schwarzhemden­pest in dem sonst so friedlichen England immer häufiger zu Zusammenstößen führt. Der Innenminister fommt zu feinem Entschluß. Da machte der konservative Abgeordnete Locker Lampson   neulich einen Vorstoß und brachte einen Gefeßantrag ein. Nun ist Locker Lampson eine etwas seltsame Figur, früher war er Bolschewiſtenfresser, jetzt hat er die Nazis aufs Korn genommen und hat sich in nicht gerade sehr ernsthafter Weise zum besonderen Proteftor Ein­fteins aufgeworfen. Man nimmt ihn nicht so völlig ernst, weil man immer etwas Reklame hinter seinen Aktionen wittert, er besitzt nicht gerade übermäßig viel Taktgefühl. Auch seine Rede gegen die Schwarzhemden war nicht geschickt, er hat Mosley   in seiner fontinentalen Tanzmeisteruniform mit den schmußigen Hemden" lächerlich gemacht; er gab cinem zweiten fonservativen Redner das Stichwort gegen den Antrag. Dieser Redner sagte, man solle den Harleki­naden Mosleys mit nicht mehr Ernst betrachten, als sie ver­

Saarbrücken, den 25. Mai 1934. Unter dem Poststempel vom 24. 5. 1934, aufgegeben Saar­ brücken  - Forbach  , wurde dem Führer der Freiheitsfront folgender Brief zugesandt:

Herrn Mar Braun, Chefredakteur der Bolksstimme" Saarbrücken  .

Wie fannst Du internationaler Lump und Verbrecher, Separatist und Indenführer, den Kaufmann Dümpel­mann, der zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, blok, weil er in der Hitlerpartei war, zum Nazihaupt­mann stempeln. Jedereine aus irgendeiner andern Partei hätte das auch machen können.

( Dann folgt eine lange Ausführung über die Schieber während der früheren Jahre. Der Schreiber schließt dann wie folgt:)

Darum, Maz Braun, wirst Du mit Deiner ganzen Ge= sellschaft mit beschränktem Hirn und den ehemaligen Zucht­häuslern an den Galgen gehängt, damit die Aasgeier was au fressen haben.

Freiheit durch Hitler  !

dienen. So wurde der Antrag Loder Lampions einstimmig Verhaltungen in Nürnberg  

abgelehnt, nicht aus Sympathie für Mosley  , aber weil man ihn nicht ernst nehmen will. Mosley   hat sich frei­lich jüngst dadurch sehr geschadet, daß er als neugebackener Antisemit den Juden Disraeli   attackierte, den die Engländer immer noch als einen ihrer größten Staatsmänner ver­ehren. Aber ob man wegen dieses Mißgriffs und wegen anderer Fehler die Mosleybewegung wirklich nur lächerlich ansehen sollte? Auch in Deutschland   hat man Hitler   allzu

Nürnberg  , 24. Mai. In Nürnberg   sind in den letzten Tagen eine größere Anzahl Verhaftungen vorgenommen worden. Es handelt sich fast durchweg um bekannte Sozial­

demokraten. Ursache ist eine illegal erschienene Zeitung. Die Namen der Betroffenen sind bis jetzt nur zum Teil bekannt.

lange nur als lächerliche Figur betrachtet bis es zu spät SAP.- Schriftleiter

war.

Blumen auf Wallischs Kampfplatz

Dem OND. wird aus Obersteiermark   berichtet: AI& Beichen ihrer unwandelbaren Treue für Koloman Wallisch  haben die Brucker und die Kapfenberger Arbeiter am 1. Mai auf dem Hochanger, wo die Schutzbundabteilungen Wallischs gefämpft haben, Blumen und Kränze niedergelegt.

furchtbar mishandelt

Berlin  , 24. Man( Inpreß.) Der Schriftsteller Dr. Klaus 3weiling, früherer Redakteur der" Plauener Volkszeitung", befand sich schon seit langer Zeit in Untersuchungshaft, und es wurde ihm der Prozeß gemacht wegen Fortseßung der SAP. Kürzlich brachte man ihn in das Columbiahaus, wo

er fürchterlich mißhandelt wurde. Seit dieser Zeit bekommt feiner seiner Angehörigen mehr Sprecherlaubnis,

Panama  , Venezuela  , Honduras   usw. nehmen durch ihre europäischen Gesandtschaften Einbürgerungsanträge ent gegen und erledigen die Naturalisation in fürzester Zeit. Angeblich stützt sich diese Art von Handel auf einen durch ES Verfassungsbestimmung ermöglichten Spezialer laß. wurde eine bestimmte Höchstgiffer für einzubürgernde Per­sonen festgesetzt, die wahrscheinlich auch überschritten wird, und die Formalitäten sind auch hier verhältnismäßig sehr einfach. Die Staaten verlangen von dem Antragsteller, daß er unbescholten ist, Angabe seines Lebenslaufes mit Refe­renzen und eine Bescheinigung, daß der Betrag von 2500 Schweizer Franken  , der alle Tagen, Gebühren und Honorare einschließt, bei der zu vermittelnden Gesellschaft oder einer Großbank zu ihren Gunsten deponiert ist. Allerdings mit dem Auftrag, den Betrag Zug um Zug gegen Aushändigung des ordnungsgemäßen Reisepasses auszuzahlen. Nach Ein­reichung der verlangten Dokumente dauert die ganze Sache vierzehn Tage. Versichert wird noch eine, visumfreie Einreise nach Deutschland  , England, Holland  , Schweiz  , Jialien, Por tugal, Spanier  , Merifo, Argentinien  , Brasilien  , Chile   und den meisten anderen süd- und mittelamerikanischen Staaten.

Diese Angebote sind absolut einwandfrei. Aber bei dem jetzt in Blüte stehenden Handel mit Staatsbürgerschaften gibt es natürlich auch viel Schwindel. So sind zum Beispiel Angebote größerer Länder, besonders europäischer, mit Aus­nahme Portugals  , mit allergrößter Vorsicht aufzunehmen. Aber auch bei regulärem Erwerb von ausländischen Staats­bürgerschaften ist mit Bedacht vorzugehen. Vor allem muß man sich darüber klar sein, daß die Aushändigung eines ausländischen Reisepass: 3 allein noch keine Aufnahme in den ausländischen Staatsverband darstellt. Zweitens ist zu be­achten, daß der Besitz zweier Staatsbürgerschaften nicht an­erfannt wird. Man muß sich erst von der alten Staats­

bürgerschaft entbinden lassen, dann kann man ohne weitere Folgen eine neue erwerben. Außerdem gibt es auch eine An­zahl von größeren Staaten, die infolge des immer mehr um sich greifenden Handels mit Staatsbürgerrechten eine burch Rauf erlangte Naturalisation von Portugal   oder eines mittelamerikanischen Staates nicht anerkennt und die Aus­stellung eines Visums verweigert.

Es bedarf also einer gründlichen Erkundigung, bevor man sich eine ausländische Staatsbürgerschaft fauft. Nicht immer Tönnen die Gesandtschaften den neugebackenen Bürger von Panama   oder Venezuela   so schüßen wie einen eingefleischten Panamanen oder Venezuelaner!

Vor allem aber das alles ist nur für reiche Rente die sich selbst helfen können.

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