Pariser Berichte
Pariser Straßenkalender
Der Graf de Ségur, der bei Paris eine Landarbeiterin überfuhr und tötete und nach seiner Flucht verhaftet wurde, ist, wie sich herausstellt, der Gatte der berühmten Schau
Tél. Trinité 43-13
Métro Pigalle Deutsche Poliklinik
Paris, 62, Rue de la Rochefoucauld
a) Allgemeine Konsultationen mit 9 Spezialisten. b) Chirurgie c) Orthopädie d) Geburtshiltliche Klinik e) Zahnärztliches Kabinett Ordination täglich von 9-12 und 2-8; Sonntags und Feiertags von 10-12 und 2-4 Uhr
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Im Musée Galliéra, in der Nähe der Jéna - Brücke, avenue Pierre Ier de Serbie, wurde eine bedeutende Ausstellung von Glasmalerei, Mosaiken und Emailbildern in der Architektur eröffnet.
Bei Bauarbeiten am Pont Neuf , der übrigens, seines Namens ungeachtet, eine der ältesten Brücken von Paris ist, wurden die seltsamen und sagenhaften Masken repariert, die aus der Zeit des 16. Jahrhunderts stammen. In dieser Zeit war die Brücke der Haupttummelplatz von Paris und umgeben von zahlreichen Läden.
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Wie aus Lille gemeldet wird, hat sich dort eine junge Deutsche , das 32jährige Fräulein Anny Feit, auf offener Straße getötet. Sie wartete nachmittags 1 Uhr eine Zeitlang auf der rue Marquart und schoß sich dann eine Kugel in die Herzgegend. Sie sank um und der Browning entglitt ihren Händen. Die Unglückliche, die 12, rue de Bourgogne in der nordfranzösischen Industriestadt wohnte, wurde in hoffnungslosem Zustande in die Charité gebracht. Sie hatte, als der Wagen die Mauern der Klinik erreichte, ausgelitten.
Ein Pfingsthammel
In ganz Süddeutschland bekannt ist die Weinversteigerung am dritten Pfingsttag in Deidesheim in der Pfalz , zu der jedesmal ein guter Ziegenbock geliefert werden muß. Der Brauch ist schon alt, und der Kaiser Napoleon hat ihn, als er außer Uebung gekommen war, noch extra bestätigt mit dem Hinzufügen:„ qu'il soit bien cornu."
Ein ganz ähnlicher Brauch nun findet sich auch in Süd frankreich , und zwar an der spanischen Grenze, im Tal du Baretous, Kreis Oloron , in den unteren Pyrenäen. Dort muß die Gemeinde Arette jedes Jahr am Pfingstmontag einen Hammel an die nächstbenachbarte spanische Gemeinde liefern. Dieser Brauch geht bis auf die Zeiten Ludwigs XIV. zurück, in denen es keine Pyrenäen " gab, weil der Sonnenkönig dafür gesorgt hatte, daß die Bourbonen auch in Spanien herrschten. Die Hammelübergabe ist von Freudenschüssen, Volkstänzen und Liedern begleitet, während der Alcade eine Lanze, an der die spanischen
Farben flattern, scharf in die Erde steckt.
Diese Tieropfer zur Abzeichnung der Staatengrenzen sind eben alt.( Die Menschenopfer zu demselben Zwecke leider auch...)
Der ,, Intransigeant" erzählt: ,, Wie Gallus das hier vorausgesagt hat, fordert das sieghafte Nazitum von den Deutschen beiderlei Geschlechts, daß sie möglichst viele kleine ,, Fritzchen" und ,, Gretchen" in die Welt setzen sollen.
Die Propaganda des Dr. Göbbels hat aber auch, um den Zielen der Geburtenhäufigkeit zu dienen, ein unerwartetes Argument beigesteuert. Der Propagandadienst versichert, daß die Genies hauptsächlich aus kinderreichen Familien hervorgingen.
dub. Prag , den 24. Mai 1984. Bei der am Donnerstag durch die tschechoslowakische Nationalversammlung auf der Prager Burg vorgenommenen dritten Wahl T. G. Masaryks zum Präsidenten der Republik wurden von 420 anwesenden Mitgliedern der National: versammlung, die sich aus 281 Abgeordneten und 139 Senatoren zusammenseßen, bereits im ersten Wahlgang 418 gültigte Stimmen abgegeben. 327 Stimmen lauteten auf den Namen T. G. Masaryk , 38 Stimmen lauteten auf den Kandidaten der Kommunisten, den Abg. Clemens Gottwald. Da bei der ersten Abstimmung für die Gültigkeit der Wahl die Dreifünftel- Mehrheit der Stimmen aller Anwesenden erforderlich ist, erscheint Prof. Dr. Marsaryk mit i einer überwältigenden Mehrheit neuerdings zum Präsidenten der tschechoslowakischen Republik gewählt.
Die Wiederwahl Masaryks mit großer Mehrheit war vorauszusehen. Masaryk steht unter allen Präsidenten der Erde an hervorragender Stelle. Ein glänzender Wissenschaftler, ein glühender Freund seines Landes, ein guter Mensch, vereinigt er alle diejenigen Eigenschaften in sich, die ihn würdig machen, die aufstrebende und junge Republik zu führen. Anders als Hindenburg , ist Marasaryk nicht ein
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auf mindestens 10 Prozent der Zechen gerechnet werden müssen und meistens höher, kaum irgendwo abgeschafft. Dagegen sind sie in manchen Betrieben zentralisiert. Gegen die dabei üblichen Bräuche erhoben nun die Kellnervertreter in der Verhandlung bei dem Ministerialdirektor heftige Einwendungen. Sie verlangten, daß in solchen Fällen ein Buch der Verteilung geführt werde.
Die Unternehmer lehnten dagegen diesen Vorschlag ab. Eine Kontrolle der eingehenden Gelder der Gäste ist unter diesen Umständen also ziemlich erschwert, auch wenn sie in anderer Ausführung beschlossen wurde.
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Die zentralen Trinkgelder sind in Frankreich übrigens durch Gesetz geregelt. Es gibt ein Gesetz darüber vom 19. Juli 1933. Aber die Unternehmer behaupten, daß die Verteilung wegen der Verschiedenartigkeit der Dienste unmöglich sei, und daß die Bestimmungen vor allem die drei Stufen des Pariser Kellnerdienstes: Halle, Stockwerke, Restaurant, nicht durcheinander werfen dürfe. Die patrons" erhoben den Anspruch, nach eigenem Ermessen die Trinkgelder verteilen zu dürfen die sie bekanntlich nicht aus ihrer Tasche zahlen. Zunächst wurde ein Vorschlag des Regierungsvertreters, einen Prozentsats, proportionell zur Zahl der Angestellten zugrunde zu legen, abgelehnt. Ferner wurde auch die Reglung, die bereits in Hotel- Restaurants vielfach eingeführt ist, abgewiesen. Und, nach dieser Haltung sahen die Kellnervertreter auch ihre Vorschläge abgelehnt. Nach diesen sollte neben einer Kontrolle der Prozentaufschläge bzw. der Trinkgelder ein Mindestlohn garantiert werden, bei dem das Personal der Halle mit 30 Franken den Tag bedacht war, die Bedienung der Stockwerke mit 40, der Restaurantdienst mit 50 und die maitres d'hotel mit 60 Franken täglich.
Die Reglung der Trinkgeldfrage, die naturgemäß auch das Publikum stark interessiert, bleibt also einstweilen ungelöst. In einer neuen Besprechung mit den Inhabern und dem Vertreter des Arbeitsministeriums, die Anfang Juni festgesetzt ist, soll versucht werden, eine Lösung zu finden.
Als Beispiele werden Bismarck , Kant, Rembrandt , Mozart , Die stehende Lüge
Wagner und Bach genannt, die alle ein halbes Dutzend Brüder gehabt hätten.
9.50
Blatt.
Die Verteilung der Trinkgelder in Paris
Kurz vor diesen hochpolitischen Pfingsten hat in Paris auch eine nicht unwichtige Debatte über die leidige Frage der Trinkgelder in den Wirtschaften stattgefunden. Man hat sich bei einer großen Zusammenkunft der Kellner der verschiedenen Wirtschaftsarten, von den Hotels bis zu den Cafés, insbesondere über die Verteilung der Trinkgelder unterhalten. Bekanntlich sind die Trinkgelder, die praktisch in Paris
Zu den Lügen, die die Nationalsozialisten immer wiederholen, gehört die von der ,, humanen" Revolution. In einem Artikel im ,, Deutschen Holzarbeiter" vom 5. Mai wird dreist behauptet:
,, Im Gegensatz zu anderen Revolutionen, die den Vorgang der Umwälzung in Blut vollzogen und von jahrelangen erbitterten Kämpfen begleitet waren, vollzog sich die deutsche Revolution des Jahres 1933 ohne Massenschlachtung und Guillotine, völlig unblutig...
Wenn die Nationalsozialisten hoffen, daß die Hunderte von Mordtaten und die Einkerkerungen von zehntausenden unschuldigen Personen, ihre qualvollen Folterungen so rasch vergessen sein werden, wenn sie glauben, daß die groben Geschichtsfälschungen einmal ihr Alibi sein werden, so irren sie
sich!
muß man regelmäßig lesen
Bestellschein
Ich ersuche um regelmäßige Zusendung der ,, Deutschen Freiheit" Name:
Straker
Orti
den
der Deutschen Freiheit"
Saarbrücken 3• Schützenstraße 5
"
Postschliestach 776
W. A. Ihrem Briefe entnehmen wir:„ Aus absolut authentischer Berliner Quelle erfahre ich, daß der Polizeipräsident von Potsdam , Graf Helldorf , vor einigen Tagen Selbstmord begangen hat. Wie ich höre, ist der Grund in begangenen Unter schlagungen zu suchen." Es handelt sich um eines der„ Gerüchte", gegen die dieser Tage der Potsdamer Oberbürgermeister tobte.
Katholik Saargemünd . Die Geschichte mit der Befehrung des päpstlichen Nuntius in München zu Hitler verhält sich in Wirklichkeit so: Bei irgendeiner offiziellen Veranstaltung wurde der Nuntius dem Reichskanzler vorgestellt. Der Nuntius ist schwerhörig, und als in der Unterredung Hitler , darauf aufmerksam gemacht, seine Worte wiederholte, erwiderte der Nuntius:„ Ich hatte Sie nicht verstanden, Herr Reichskanzler. Jezt verstehe ich Sie erst!" Das hatte die nationalsozialistische Propaganda ausgewertet! Man ließ ein Flugblatt drucken, das den päpstlichen Nuntius Vasallo di Torregrossa zeigt, wie er dem Kanzler die Hand reicht. Darunter stehen die Worte:„ Ich habe Sie lange nicht verstanden, ich habe mich aber darum bemüht, jetzt verstehe ich Sie." Natürlich soll damit vor der fatholischen Bevölkerung der Eindruck erweckt werden, als ob der Nationalsozialismus nicht kirchenfeindlich sei. Auf den Protest des Nuntius mußte das Machwert zurückgezogen werden.
Aachen . Während überall der Bettelsack für hungernde Volksgenonen geschwungen wird, widmen sich Eure nationalsozialistischen Cherbonzen noch immer der Liebe und dem Suff. Was doch die fromme Kaiserstadt Aachen jezt für Rowdies zu Führern hat! Allmählich haben sich diese Saufereien und Surereien in Aachen rundgesprochen. Einige der Brüder haben daher ihre Amusements nach Fringshaus auf belgischem Boden verlegt. Ob dort auch schon das Mobiliar bei den solennen Schlägereien in Trümmer gegangen ist? A. R., Lille . Ihre Erfahrung deckt sich ganz mit der unsrigen. Jeden aus dem dritten Reichy", der uns begegnet, fragen wir, ob drüben im Ernst jemand an die Wirtschaftsbelebung glaubt. Jeder antwortet: Nein!
Schatten, den man aus Propagandazweden in den Vorders grund schiebt. So wie er während des Krieges der aktive Führer der tschechischen Minderheit gewesen ist, hat er sich während seiner Präsidentschaft als fluger, gemäßigter, aber auch entschiedener Lenker des Staatsschiffes gezeigt. Unvers geffen sind seine denkwürdigen Worte über die Anerkennung der deutschen Minderheit und der deutschen Sprache, unvers geffen auch seine Proflamationen für den Frieden.
S. Atyr jr., Antwerpen , Sie schreiben uns:„ Um den ewigen Rügen, daß die Nazis überhaupt keinen Sinn für Humor hätten, daß die Herren Minister feinen Spaß verstünden, ein Ende zu bereiten, hat S. Erz. Herr Ministerpräsident Göring sich entschlossen, ein Preisausschreiben zu veranstalten. Preisgekrönt werden die besten Wige
a) über den Reichstagsbrand- Prozeß,
b) über Morphium und Uniform- Manie,
c) über das arische Gesicht S. Erz. des Herrn Reichspropaganda Ministers .
Die Preise bestehen in:
1. Drei Jahren Zuchthaus,
2. Zwei Jahren Konzentrationslager,
8. Einer freien Besichtigung der Gestapo - Keller mit anschließendent Verhör."
Amfterdam. Wir danken für die Uebersendung der„ Getem 3ondagavond". Obwohl es eine unpolitische Sportzeitung ist, nimmt sie doch in einem Leitaufsatz scharf gegen die Pogromhezze des Reichsministers Dr. Göbbels Stellung. Ein Zeichen für die Stimmung in den breiten Schichten Hollands .
M., Neuyort. Besten Dank für die Bilder von der Maidemonstration, die zeigen, daß die Beteiligung wesentlich größer war als in früheren Jahren.
Aus Frankfurt a. M. Aus einem Privatbrief an Sie ersehen wir, daß in Frankfurt a. M. große Unzufriedenheit herrscht über die tief gesunkenen Löhne. Wie überall. In der Eisenbahnwerkstätte, wo während der bekannten vierzehn Jahre" Löhne bis zu 45 Mark gezahlt wurden, kommt jetzt niemand über 20 bis 25 Mart. Die Flüche über den„ Sozialismus der Tat" sind entsprechend. Am Flughafen sind Erwerbslose beschäftigt, die für 160 Stunden Arbeit im Monat als Zuschlag zu ihrer elenden Unterstützung einen Bedarfdeckungsschein über 25 Mark bekommen.
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F. B. Prag . Schon vor Monaten haben wir mitgeteilt, daß im Reiche das Gerücht verbreitet ist, in Nürnberg seien anläßlich des Reichsparteitages der NSDAP . Schulmädchen von SA. - Leuten geschwängert worden. Nun erlassen der Stadtrat und die Polizeis direktion eine Warnung vor diesem Klatsch". Demnach scheinen die Erzählungen doch auch in Nürnberg selbst geglaubt zu werden. Sie teilen uns nun mit, daß allein in Zirndorf bei Nürnberg etwa 80 Mädchen infolge des Parteitages sich der unehelichen Geburtenschlacht des dritten Reichs" geweiht haben. Was Sie aber über eine Rede des Pornographen Streicher vor Schulmädchen schreiben, ist so ungeheuerlich, daß wir es selbst diesem Burschen nicht zutrauen. Vielleicht ist aber Ihre Schilderung dennoch richtig. H. S. Antwerpen. Sie schreiben uns: Auch die Kommu= nisten sind im Industriegebiet sehr rührig. Sie haben dadurch bei der nur gefühlsmäßig politisch eingestellten Bevölkerung Sympathien. In Essen hatten die Kommunisten am 1. Mai zahlreiche Häuser und Bürgersteige mit der Parole Ga Tebe der rote Mai. R. F." beschrieben. Die Polizei nahm 40 Verhaftungen vor, von denen nur ein kleiner Teil aufrecht erhalten wurde.
V. Prag . Sie teilen uns mit: In einer vom Propagandaministerium veröffentlichten Liste von Gegenständen, die für unzulässig im Sinne des Gesetzes zum Schuße der nationalen Symbole erflärt wurden, befinden sich SE.- Männer mit Aufstellblech und verzerrten Gesichtern sowie hölzerne Vogelscheuchen, die einen SA.- Mann darstellen." Es wird die Zeit fommen, in der SA.-Männer nur noch als Vogelscheuchen benutzt werden.
Die neue Weltbühne, Prag I, Melantrichova 1/ III. Seft 20 ift soeben erschienen und enthält folgende Beiträge: H. Budzislawski: Hitlers Sündenböcke ; Gerald Hamilton: Rüstungsinternationale; Ernst Funke: Arabisches Kriegsporspiel; J. Halperin: Japans gepanzerte Faust; Heinz Pol : Bernhard Ruit; A. Kantorowicz: Gerettete Bücher; Ritualmord; Hans Konrad: Block der Bettler; Stefan Heym : Der Schwerindustrielle; Bemerkungen Antworten.
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Biz in Dud. weiler; für Inserate: Ctto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdruc und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Eaarbrücken.
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Braunbuch IL
Fischerei, zur Einrichtung eines Touristen- Dimit off contra Göing
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Strasbourg,
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Werbt für die ,, Deutsche
Freiheit"