Deutsche   Stimmen Beilage zur Deutschen Freifieit" Ereignisse und Geschichten

Mittwoch, den 30. Mai 1934

Versteht uns die Jugend noch?

Von Willi Schlamm  

Die Frage nach den jungen deutschen   Menschen, deren Werdejahre mit der Hitler- Bewegung verbunden sind und von ihr ganz erfaßt werden, hört nicht auf, alle um Deutschlands   Freiheit Kämpfende zu be­schäftigen. Dieser Aufsatz von Willi Schlamm   i den ,, Europäischen Blättern" zeigt mit Klarheit die tiefe Sineswandlung dieser Jugend. Aber auch noch mehr: wie hart der Weg sein wird, um sie einzuordnen in die Denkweise europäischer Humanität. Das Problem ist da, aber tausendfach schwieriger noch ist die Auf­gabe: ,, Menschen nach unserem Willen zu formen". Sie wird dadurch schon in Angriff genommen, daß wir sie mit rückhaltlosem Wahrheitswillen erkennen.

Redaktion der Deutschen Freiheit".

,, Der jetzt achtzehnjährige SA.- Mann Georg Beil aus Neuendettelsau  ( Mittelfranken  ) ist seit fünf Jahren, also seit seinem dreizehnten Lebensjahr, Stürmer'- Verkäufer." Mieles, end, Der Stürmer  ', Nürnberg  , Nr. 18, Mai 1934. Die Fotografie über diesem Text läßt mich nicht mehr los: Sie zeigt einen hübschen Buben in SA.- Uniform, und trotzdem mit weichem, unverdorbenem Gesicht. Er schaut mir ins Auge, aber vor die Brust hält er ein Exemplar des , Stürmer'. Seit fünf Jahren liest und verkauft er ihn; seit seinem dreizehnten Lebensjahr. Das ist die Jugend, die Hitler uns hinterlassen wird wenn sie nicht vorher, mit uns zusammen, im Krieg verbrennt. An dieser Jugend werden wir uns zu bewähren haben, oder die menschliche Kultur zerbricht an ihr.

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Die Niederlage der deutschen   Linken vollendet sich in der Emigration: Sie hat ein altes Bild Deutschlands   in die Fremde mitgenommen und merkt nicht, daß dieses Bild schon lügt. Sie versteht die deutsche Welt nicht mehr und macht das nicht sich, sondern ihr zum Vorwurf. Aber diese deutsche Welt, das sind fünfundsechzig Millionen leben­dige Menschen, die sich in Lebensformen und Begriffen mit jedem Augenblick verändern. Es wächst eine Jugend heran, die reinen Herzens alles wahr machen wird, was uns vor einem Jahr und mit Recht als Unzucht gegen die mensch­liche Natur erschienen ist. Heute haßt uns diese Jugend erst; in ein paar Jahren aber wird sie uns nicht mehr verstehen. Wir werden zu ihr sprechen, aber was wir sagen, wird sie für Annamitisch halten. Immer schmäler werden die Ver­ständigungsstege in ein paar Jahren sind sie eingestürzt. Es ist eine gespenstische Posse, wie die ursprünglich die im Geist der kritischste und lebensnächste Soziologie marxschen Dialektik den ruhelosen und qualitativen Wandel aller menschlichen Begriffe und Beziehungen zu erforschen begann heute, da ihre politische Repräsentanz aus eigenem Verschulden niederbrach, in den abgestandenen Tümpel ältester Naturrechtsphilosophie versichert: Der" Mensch wird ihr zu einer unveränderlichen Kategorie, ,, legten Endes" entscheiden ,, denn doch" die gewissen in der menschlichen Natur" begründeten Motive. Mag was auch immer geschehen, sie glauben an jene prästabilierte Har­monie, die sie akademisch mit Leidenschaft bestritten, aber in ihrem Vorstellungsbereich wirkender behalten haben als die skeptischen Lehren von Marx und Engels.

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,, Den" Menschen gibt es nicht; vor unsern Augen wird eben ein neuer Typ dieser vielfältigen Art geformt: die Jugend der faschistischen Länder. Sie lernt, anders zu den­ken, anders zu lieben, anders zu hassen als wir. Und wir dürfen uns nicht länger gestatten, diese Wirklichkeit ironisch zu glossieren.

Seit siebzehn Jahren wächst in Rußland   eine neue Jugend; nichts gelang dem herrschenden Bolschewismus mit solchem Erfolg wie die Aufzucht der nächsten Generation: Diese neue russische Jugend hat fast nichts mit den Lebensformen, Begriffen und Zielen der Jugend in den kapitalistischen   Län­dern zu tun. Und es war das ein Sieg der Ideologie. Denn ihre Einfügung in die bolschewistische Planmäßigkeit hat nicht etwa eine rationale Erkenntnis von der fühlbaren Nüglichkeit und materiellen Fruchtbarkeit des Geschehens vollbracht; diese wunderbare russische Jugend handelt nicht nach den Grundsägen des klugen Kaufmanns, der da gibt, weil man ihm gibt. Sie steigt freiwillig zu den qualvollsten Arbeiten in die verkommensten Bergwerke hinunter, ist bis zur Selbstaufgabe führungsfromm und unduldsam gegen jede innerparteiliche Kritik, hungert sich aus einem Fünf­und alles das, weil es den herr­jahrsplan in den nächsten

schenden Ideologen gelang, diese Jugend zu sich zu zwingen. Weil sie den Sozialismus in Verwirklichung sieht? Nein, weil sie an die Verwirklichung des Sozialismus glaubt! Was sich in der materiellen Evidenz begibt, läßt kritische, durch die parteiliche Ideologie weniger bezwungene Arbeiter Ruß­ lands   ja im Gegenteil daran zweifeln, ob ihr Staat tatsächlich den Sozialismus realisiert. Wenn zum Beispiel, siebzehn Jahre nach dem sozialistischen   Umsturz, eine bevorrechtete Spezialistengruppe im reservierten Laden zehn- und fünf­zehnmal so viel bekommt wie der einfache Arbeiter für den gleichen Rubel am Verkaufsstand nebenan, dann wird jener Arbeiter skeptisch Aber nicht der junge Russe. Er wird nie skeptisch; ihm imponiert die Evidenz nicht; er kümmert sich wenig um sein materielles Ergehn. Daß er wenig zu essen, schlechte Schuhe und kein Zimmer hat, ist für ihn bedauer­lich und unwichtig: wichtig ist allein, daß die Partei mächtiger, ihr Plan erfüllt und Rußland   unangreifbar wird. An dieser russischen Jugend zeigt sich die formende Kraft einer Idee, weit über die materielle Wirklichkeit hinaus.

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Die russische Jugend ist jener Idee hörig wird man uns erwidern weil es eben die gute, die vernünftige, die sozialistische Idee ist; und deshalb kann sich ihr eine ent­flammte Jugend opfern, auch wenn sie es nicht faẞbar mit besserem Essen, ganzen Schuhen und einem eignen Zimmer vergolten bekommt. Denn es ist eine menschliche und darum allein entflammende Idee. Der Faschismus aber ist die Un­menschlichkeit selbst; darum wird sich ihm die Jugend ,, letten Endes" entziehn.

Daß solcher Einwand von Sozialisten erhoben wird, ändert

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nicht seine rettungslose Befangenheit im längst überholten bürgerlichen Weltbild. Es stammt aus jener Sphäre des pausbäckigen, optimistischen neunzehnten Jahrhunderts, dem die Welt unaufhaltsam einer ,, vernunftgemäßen" Vollendung entgegenzueilen schien, weil die Geschäfte ja so gut gingen. Eine Epoche, die im Fehlurteil gipfelte, daß der Mensch gut sei; daraufhin kam zuerst der Krieg und dann der Faschis­mus. In allen andern Wissenschaften vom Menschen, in der modernen Psychologie vor allem, ist der positivistische Glaube an die organische Neigung des Menschen zur Ver­nunft und zum Guten für immer zertrümmert; in der vulgär­marxistischen Soziologie aber spuken noch immer die Gespenster des ,, naturgemäßen" Fortschrittglaubens. Sie will nicht begreifen, daß innerhalb der tausendfachen Variations­chancen des Individuums und der Gesellschaft der Sozia­lismus eben auch nur eine Chance ist, und zwar keineswegs die der natürlichen Triebstruktur des Menschen gemäßeste. Ob eine Ideologie eine Zeit ergreift und formt, darüber entscheidet nicht ihr Ideenwert und nicht ihre Vernünftig­keit, sondern allein die gesellschaftliche Macht, mit der sie die nächste Generation überwältigt. Für uns sind die neu­deutschen Begriffsquallen von Blutgebundenheit, Rassen­schicksal and nationalem Mythos völlig leer und überdies- weil wir eben in unserm vernünftigen Koordinatensystem denken als vorbedacht dosierte Injektionen des Volks­körpers durch schwerindustrielle Interessenten entlarvt; aber der achtzehnjährige SA- Mann Georg Beil aus Neuendettelsau  liest und verkauft seit fünf Jahren den, Stürmer'. In Deutsch­ land  , in Italien   und nun auch in Oesterreich   wächst eine Jugend, deren Gehirn und Nerven auf den abstursesten Gedankenabhub mit der Zeit ganz präzise reagieren werden. Die verfluchte Generation, die unsre Zukunft vergiftet hat, liest den, Stürmer noch mit schlechtem Gewissen; aber die heranwachsende wird seine Haltung schon mit subjektiver Ehrlichkeit und mit Bombenflugzeugen über die restliche Welt tragen. Es wird das nämlich ihre Ideologie sein, und innerhalb des eignen Koordinatensystems ist sogar noch diese Ideologie zu rechtfertigen, kann sogar noch Streichers Lumpentum eine Jugend aufzüchten, die sich für eine Idee

einzusetzen und zu opfern vermeint. Denn der Mensch ist weder vernünftig noch gut; er ist nur formbar.

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Zwischen uns und dem Faschismus gibt es nichts als haẞ­volle Feindschaft. In diesem Haß darf uns nicht einmal die Bereitschaft stören, ihn zu verstehn"; solche Verständnis­bereitschaft signalisiert innere Schwäche, morgen schon kann ihr die äußere Kapitulation folgen. Aber wir können nicht aus der Welt emigrieren, die der Faschismus formt. Und erst dann sind wir verloren, wenn in die von ihm gestaltete Welt nicht einmal mehr unser Gedanke dringen kann, weil sie ihn einfach nicht mehr verstünde.

Der Rassismus, glauben wir zum Beispiel, ist, eine Ver­gewaltigung der geschichtlichen Wahrheit und ein abscheu­liches Gift. Aber es wird auf die Dauer nicht möglich sein, ihn mit fragwürdigen Wigen und jener munteren Selbst­verständlichkeit abzutun, die durch den stereotypen Hin­weis auf den jüdischen Gesichtsschnitt des Goebbels seinen ideologischen Zauber für einige Millionen deutscher   Jugend­licher zu schwächen meint. Nicht nur die reine Idee wird Macht, wenn sie die Massen ergreift, sondern auch die After­idee. Also müssen wir lernen, dieser deutschen   Jugend unsre guten Gründe mit so zwingendem und gründlichem Ernst, mit solcher sprachlichen Gewalt auseinanderzusetzen, daß sie uns trotz aller systematischen Verbiegung der Gehirne ver­stehn kann. Ironie ist die Mitteilungsform des Siegers; der Geschlagené hat seinen Wiederaufstieg mit den strengsten, den härtesten Ansprüchen an sich selbst, an sein Wissen und an sein Talent zu beginnen.

Und also beginnt unsre Arbeit erst. In Deutschland  , in Italien  , in Oesterreich   wächst eine Jugend, die unsre Urteile nicht teilt, unsre Begriffe nicht begreift, unsre Sprache nicht spricht. Die Verderber dieser Jugend haben wir nicht zu überzeugen, sondern unschädlich zu machen; eben deshalb müssen wir lernen, das Ohr und das Auge, das Gehirn und das Herz der Verdorbenen zu erreichen. Zu ihnen führt nicht die Kapitulation vor dem Lumpentum, sondern die härteste, strengste Arbeit an uns und an unsrem Weltbild. Wir müssen seine Konturen so fest zeichnen, seine Fundamente zu sol­cher Tragfähigkeit verbreitern, seine Leuchtkraft so ver­stärken, daß es selbst diese fremde Jugend bannt. Sie ist sie ist nur formbar. nicht gut. sie ist nicht vernünftig, Wenn wir fähig werden und die zwingende Kraft entwickeln, sie nach unserm Willen zu formen, dann ist sie morgen unser Bundesgenosse. Sonst begräbt sie uns und unsre Zeit.

Professor Otfried Nippold  

Man schreibt uns:

Der am 21. Mai, mit Erreichung der gesetzlichen Alters­grenze, aus dem Amt geschiedene Präsident des Obersten Saargerichtes in Saarlouis  , Prof. Otfried Nippold  , gehörte zu den in Deutschland   verkannten Juristen, die es als Berufspflicht ansahen, auch politisch für das Völkerrecht zu wirken. Die Erfüllung dieser Berufspflicht war für Nip­ pold   eine Lebensaufgabe, von der er auch nicht im geringsten abwich, als sich die Schwierigkeiten für deutsche Völker­rechtsjuristen bergehoch türmten. Es war der große Fehler der weimarischen Republik, daß sie es nicht verstand, einen Mann wie Nippold   in führende Stellung zu nehmen, dessen Charakterfestigkeit del Ausland und vor allem den neutralen Ländern eine Bürgschaft für Deutschlands   völkerbindende Mission geben konnte. Heute gilt das Saargebiet als Zu­fluchtsstätte der ehrlichen deutschen   Anhänger europäischer Verständigung. Leider war dies schon so in der Zeit gleich nach dem Weltkriege nur hier im Saargebiet, nicht in Deutschland  , konnte der antipreußisch- föderalistisch einge­stellte Völkerrechtslehrer Nippold   zu Amt und Würden kommen... und mußte sich auch hier noch dagegen wehren, daß ein angeblich pazifistisches deutsches Blatt- die ,, Frank­ furter Zeitung  " ihm das Leben sauer machte. Nippold  wurde bereits 1920 vom Völkerbund als Experte mit den Vorarbeiten für den ständigen internationalen Gerichtshof im Haag betraut. Welche Gelegenheit bot sich hier für Deutschland   in der Person Nippolds, die alten pazifistischen Traditionen des Imperator pacificus germanicus den Zu­satz pazifistisch führten die alten deutschen   Kaiser von Amts wegen! im Völkerbund und seinem Gerichtswesen zur Geltung zu bringen.

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Nippolds Arbeit in Deutschland   für den Völkerfrieden hätte nach dem Weltkrieg zu einer Ehrenrettung Deutsch­ lands   vor der Welt werden können in keinem anderen Lande war das Problem, das von den Worten Chauvinismus und Nationalismus umschlossen wird, so gründlich angefaßt worden, wie gerade in Deutschland   durch den Verband

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für internationale Verständigung", dessen Vorsitzender Nippold   war. Im Jahre 1912 ließ Nippold   eine kleine Schrift erscheinen: ,, Die auswärtige Politik und die öffentliche Meinung". Heute, wo wir Deutsche   vor einem moralischen Trümmerhaufen stehen, für den die Welt uns als verantwort­lich ansieht, kann man Nippolds damalige Broschüre nur mit Wehmut lesen. Da heißt es: ,, Viele gute Vaterlandsfreunde, die aber mehr mit dem Herzen als mit dem Verstande ar­beiten, glaubten patriotisch zu handeln, wenn sie die fan­tastischen Forderungen der Alldeutschen und ihrer Presse unterstützten... Wir brauchen eine öffentliche Meinung, die so hoch steht, daß die Suggestionen nicht an sie heranreichen, die die wirkliche Meinung des Volkes zum Ausdruck bringt und davon Zeugnis ablegt, daß das deutsche   Volk über seiner Ehre wacht, daß es aber dabei friedliebend ist und auch den Nachbarn zu Ehren kommen läßt. Und diese öffentliche Meinung muß stark werden, so stark, daß sie in kritischen Zeiten auch eine Stütze unserer auswärtigen Politik bedeuten kann."

Ein Jahr vor Ausbruch des Weltkrieges erschien von Nippold   ,, Der deutsche Chauvinismus". Darin erklärte er: ,, Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Chauvinismus in Deutschland  , namentlich im letzten Jahrzehnt, gewaltig zuge­nommen hat. Das fällt am meisten denjenigen auf, die längere Jahre im Auslande gelebt haben... In welchem Sinne sich die Wandlung der deutschen   Volkspsyche vollzogen hat, davon wollen die nachstehenden Blätter ein Bild geben." Das Bild, das nun folgte, entsprach einer deutschen   Geistesverfassung. die on einmal in Deutschland   geherrscht hatte nämlich

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zur Zeit der mittelalterlichen Glaubenskriege. Kaum ein einziger Zug fehlte. Der nationale Fanatismus aus der deutschen   Zeit vor und nach dem Weltkrieg war die Kopie des religiösen Wahnsinns aus der Zeit der Ketzerverfolgung und des Hexenwahns. Heute haben wir in Deutschland   das Volksgericht" für Landesverrat und die Konzentrationslager sowie die Verleugnung jedes objektiven Rechtes. Im Mittel­alter hatte man dafür die Inquisitionstribunale, die Scheiter­haufen und die Fürsten als oberste Glaubenshüter von abso­luter Bindungskraft....

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Nippold   sah seine politische Aufgabe darin, ein Erwachen des deutschen   Volkes herbeizuführen. In diesem Sinne waren seine Kriegsaufsätze geschrieben, die 1919 unter dem Titel ,, Durch Wahrheit zum Recht" erschienen. In der Serienfolge Deutschland   und das Völkerrecht" behandelte er ausführ­lich: Die Verletzung der Neutralität Luxemburgs und Belgiens  ."

Das Hauptgewicht der Nippoldschen Tätigkeit lag aber nicht auf diesen mehr populären Arbeiten, sondern bei den wissenschaftlichen Werken. Schon 1894 hat er die Idee des Völkerbundes aufgenommen und sie wissenschaftlich ver­tief in dem Werke: Der völkerrechtliche Vertrag, seine Stellung im Rechtssystem und seine Bedeutung für das inter­nationale Recht." 1907 erschien ,, Die Fortbildung des Ver­fahrens in völkerrechtlichen Streitigkeiten" und 1917 Die 1917,, Die Gestaltung des Völkerrechts nach dem Weltkrieg".

Die Erreichung eines politischen Dauerfriedens für Europa­erschien Nippold untrennbar mit einer politischen Sinnes­änderung des deutschen   Volkes verknüpft. Da diese Sinnes­änderung in ihren Anfängen stecken blieb, so sah Nippold  eine Verschlimmerung der politischen und wirtschaftlichen Zustände kommen. In dieser Auffassung hat er leider nur allzusehr Recht bekommen,

Zeit- Notizen Oberammergau  

Die erste offizielle Aufführung des Passionsspiels in Ober­ ammergau  , die am Pfingstmontag stattfand, war schon am Vortag bis auf den letzten der 5200 Plätze ausverkauft. Das Wetter begünstigte das Spiel, das in derselben Rollen­besetzung wie am Donnerstag aufgeführt wurde. Unter den Zuschauern befanden sich Staatssekretär Meißner, hohe geist­liche Würdenträger, auch das Ausland war stark vertreten, u. a. durch etwa 500 Engländer, 200 Amerikaner, durch größere Gruppen aus Spanien  , Belgien  , der Schweiz  , Tschechoslowakei  , Holland  . Die nächste Aufführung findet am kommenden Sonntag, den 27. Mai, statt.

Hartung geht nicht nach Bern  

Wie das ,, Berner Tagblatt  " vernimmt, hat der Verwaltungs­rat des Berner Stadttheaters am Dienstag die von ihm bisher vertretene Kandidatur des gegenwärtigen Regisseurs des Zürcher   Schauspielhauses, Hartung, fallen gelassen. Die Fremdenpolizei hat also gesiegt... Neue Verhandlungen sind im Gange, wobei eine Berufung des früheren Berner  Stadttheaterdirektors Albert Kehm wieder im Vordergrund zu stehen scheint.

Dessauer

Der Landespressedienst" Frankfurt   meldet: Der ordent­liche Professor für das Fach der physikalischen Grundlagen der Medizin Dr. Friedrich Dessauer ist auf Grund des§6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufs­ beamtentums   in den Ruhestand versetzt worden.