Wille zur Offensive

Der französische   Parteitag in Toulouse  

abteilungen keinen Kampftrupp für den Sturm gegen den Kapitalismus darstellen, sondern Mittel zur Sicherstellung der Propaganda und der Organisation sind. Die Resolu­tion stellt das wirtschaftspolitische Aktionsprogamm der Sozialisierung des Kredits und der Schlüsselindustrien auf und erklärt gleichzeitig, daß die Partei an der Macht sich durch keinen Plan beschränken lassen kann.

Der französische   Sozialismus will eine Offensive. Er wird für sie eine gewaltige Kraftanspannung notwendig haben.

Sozialdemokratie in der Emigration

Paris  , 28. Mai 1984. A. Sch. Nach den faschistischen Siegen in Deutschland  und Desterreich steht die französische Sozialistische   Partei auf dem entscheidenden Posten des kontinental­europäischen Sozialismus. Der Sozialismus in Frank reich hat die Bewegungsfreiheit und kämpft auf dem Boden des mächtigsten Landes des europäischen  Kontinents. Das innere Leben der französischen   Sozialisti ,, Sitz Prag" schen Partei erhält dadurch eine internationale Bedeutung. Der Kongreß der Partei, der zu Pfingsten in Toulouse  tagte, war repräsentativ für die neue Lage des franzö fischen Sozialismus. Es war der Parteitag in der Krisenzeit. Seit dem 6. Februar gibt es in Frank­ reich   eine offene faschistische Gefahr. Frankreichs   innen­politische Krise 1934 ist die stärkste Erschütterung, die das Land seit dem Boulangismus und der Zeit der Dreyfuß­Affäre erlebte. Die Partei muß deshalb kampfbereiter als je sein, und grundsätzliche Entscheidungen treffen, die ihre Politik auf lange Zeit bestimmen müssen.

Die New York   Time3", die größte amerikanische  Tageszeitung, bringt einen Artikel ihres Prager   Korrespon­denten, Robert Radich, über die deutsche   Emigration in der Tschechoslowakei  . In diesem Artikel, der vor allem die wirtschaftliche und politische Lage der Emigranten schildert, beschäftigt sich Kadich auch mit der politischen Arbeit der deutschen   sozialdemokratischen Emigration,

Die Errichtung des Hauptquartiers der früheren deutschen sozialdemokratischen Partei ist ein Rapitel für sich. Hier ist der Sammelpunkt des deutschen   Sozialismus im Auslande, wo die Maßnahmen für eine energische Kampagne gegen die Nazis in allen Ländern Europas  , einschließlich Deutschlands  , vorbereitet und geleitet werden. Unter der Führung von Otto Wels  ,

Partei, jetzt noch Mitglied des Büros der 2. Inter­nationale ist, herrscht in dieser Zentralorganisation eine ebenso emsige Tätigkeit wie in dem sprichwörtlichen Bienen­stock.

wähnen von diesen ist die Wiederaufrüstung und die tr strielle Vorbereitung für den Krieg.

Die Tätigkeit dieses sozialistischen   Büros erstreckt sich ü alle Deutschland   benachbarten Länder, vor allem aber das Saargebiet, wo in Saarbrücken   täglich Deutsche Freiheit" erscheint. Von allen Seiten m die illegale Sozialistische Aftion" nach Deutschle hineingeschmuggelt. Auf diese Weise unternimmt das Bi von jedem günstigen äußeren Punkte aus strategisch geno men einen fonzentrischen Feldzug gegen den Hitlerism: Daß seine Wirkungen in Berlin   höchst übel verme werden, muß als Anerkennung für die Leistungen d Büros betrachtet werden."

Gegen die Berliner   Olympiade

Washington  , 28. Mai.  ( 3TA.) Das jüdische Mitglied d Kongresses der Vereinigten Staaten  , Celler, forderte de American Olympic Committe auf, eine Verlegung d Olympiade 1936 von Berlin   nach einer anderen europäische  Hauptstadt zu verlangen, da man den Versicherungen d reichsdeutschen Regierung nicht trauen könne, daß sie de Versprechen, jüdische Teilnehmer an der Olympiade nic zu diskriminieren, halten würde.- In der Presse wis darauf hingewiesen, daß die großartige Leichtathletin Fr Martel Jakob, der Tennismeister Daniel Prenn  , der Bo Doppelmeister Erich Seelig  , die Weltfechtmeisterin Heler Meyer usw. gezwungen wurden, Deutschland   zu verlasse.. und nicht zur Olympiade kommen können.

Machen Sie keine Narrenstreiche

Es war ferner ein Parteitag ohne Rechts oppos fition. Zum erstenmal seit dem Einigungsparteitag von 1905 fand ein Parteikongreß ohne den rechten Flügel statt. Die reformistische Ideologie und Taktik waren in Toulouse   überhaupt nicht vertreten. Der franzöſiſche   Bärte, der 18 1038 018, sem früheren Vorfißenden der In Schweden  Reformismus   hat die Partei verlassen und dadurch als sozialistische Richtung politischen Selbstmord begangen. zu gleicher Zeit mit dem Kongreß in Toulouse   tagte in Paris   der Kongreß der Neo- Sozialisten, auf dem Marquet die Parole des Anti- Margismus verkündete. Die Ab­splitterung der Neo- Sozialisten führte zur Vereinheit lichung und Konsolidierung der Partei. In Toulouse   ist nicht mehr darüber gestritten worden, ob Koalition oder Opposition, ob felbständige Politik der Partei oder Links. kartell mit den Radikalen. Die Diskussion entfaltete sich jetzt in einer neuen Ebene: welche soll die auf die Macht­eroberung und die Verwirklichung des Sozialismus ge­richtete Taktik sein?

Die Auseinandersetzung in Toulouse   ging einmal um die Fragen der antifaschistischen Abwehrtaktik. Hier stand dem Zentrum", das etwa zwei Drittel Stimmen hatte, die Linke entgegen. Die Linke sprach von der letzten Krise des Kapitalismus   und faßte die Perspektive der weiteren politischen Entwicklung Frankreichs   in die Formel " Sozialismus oder Faschismus". Das waren die grundsätz lichen, ideologischen Voraussetzungen ihrer Position. Tak­tisch verlangte sie einen militanten Antifaschismus und die tatsächliche Bereitschaft, den Faschismus mit allen Mitteln abzuwahren. Es geht nicht darum, unsere Schutz­abteilungen in den blinden und ungleichen Kampf zu werfen. Aber es ist notwendig, die Massenbewegungen vorauszusehen, die in einer bestimmten Lage aus einer bestimmten sozialen und politischen Temperatur entstehen können," sagte der Sprecher der Linken Marceau­Pivert, der fich gegen den Vorwurf von Neo­Blanquismus" wehrte. Das Zentrum warnte vor den Ge­fahren einer Militarisierung der Bewegung. Die Organi­sation würde durch die Militarisierung in der innerpartei­lichen Demokratie gefährdet werden, da ein militarisierter Parteikörper sein Schicksal in die Hände einiger weniger Führer legen müsse. Die Bekämpfung des Faschismus sei in erster Linie eine politische, nicht eine militärische Aufgabe. Es wird entscheidend sein, nicht ob die Partei aufrüsten, sondern ob ihr die Abrüstung, die Entwaff­nung des Kapitalismus gelingen könne, d. h. eine solche Durchdringung der Armee mit sozialistischen Jdeen, daß bei den Trägern der Waffe, bei den Agenten der Staats­gewalt, die Waffe von den Händen fällt, erklärte der Ver­treter des Zentrums Severac, der zweite Sekretär der Partei.

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Dr. Paul Herz, der langjährige Sekretär der sozial­demokratischen Reichstagsfraktion, der vor einiger Zeit bei der Londoner   Untersuchung über den Reichstagsbrand seine Zeugenaussage abgab, erledigt ebenso tüchtig wie begeistert seine freiwillig übernommenen Pflichten.

Uebrigens trägt jeder seinen Anteil an dem Kampfe bei. Das Hauptsächliche Ziel des Büros ist ein politisches: es will den Geist der sozialistischen   Gemeinschaft in Deutsch­ land   aufrechterhalten, der, wie man sagt, heimlich im Wach­sen sei wegen der zunehmenden Enttäuschung in den Reihen der Nats; es will die freiheitliche Meinung im Auslande gewinnen und sammeln, indem es die übelsten Nazimethoden gewinnen und sammeln, indem es die übelsten Nazimethoden in Druckschriften bloßstellt und bekanntgibt, und es bereitet der allerdings ein anderer Tag sich auf den Tag" vor sein wird als der, auf den die deutsche   Armee vor 1914 ihren Toast auszubringen pflegte. Das Büro hält dauernde enge Verbindung mit zuverlässigen Anhängern der Bewegung in Deutschland   aufrecht, deren Berichte über die einzelnen Seiten der Lage hell in gewisse dunkle Winkel der gegenwärtigen Zustände in Deutschland   hineinleuchten. Besonders zu er­

Aber neben dieser taktischen Auseinandersetzung verlief auf dem Kongreß noch eine andere sehr lehrreiche Dis kussion: über die politischen Methoden des Kampfes um die gesellschaftliche Umwälzung und über die Formen der fozialistischen Verwirklichung. Es war die Auseinander­fegung zwischen den Planisten" und den Anti­Planisten". Die Gedanken de Mans, der Plan der Belgischen   Arbeiterpartei haben im französischen   Sozialis­mus starken Widerhall gefunden. Die Planisten" ver­langen die Aufstellung eines konkreten, deutlichen, wirt­schaftspolitisch durchdachten und rationellen Aktions­programms der ersten Phase der sozialistischen   Verwirk lichung. Es soll ein Sofort- Programm sein, mit dem die Partei die Massen mobil macht und zur Macht aufsteigt. Der Plan soll gleichzeitig die zentrale Propaganda­lösung und das fachlich- fundierte, sich aus den Möglich keiten und den Notwendigkeiten der wirtschaftlichen Umwälzung ergebende Verwirklichungsprogramm des Sozialismus fein, ausgehend von der Nationalisierung des Kredits und der Schlüsselindustrien. In den tak tischen Fragen stehen die Planisten eher dem linken Flügel der Partei näher und viele Vertreter der Linken sind für den Plan. Die Mehrheit der führenden Politiker des " Zentrums" stehen dagegen dem Plan skeptisch oder gar ablehnend gegenüber: so Blum, Paul Faure, Lebas, Severac. Es ist eigenartig, daß die Vertreter des Zentrums der Partei den Gedanken des Plans als eines Ecksteins der Parteipolitik eben mit radikalen Argumenten bekämpfen. Sie werfen der Plan- Jdeologie ben beschränkten, stufenweisen Charakter ihrer Sozialis fierungsforderung vor und lehnen die Festlegung der Partei auf ein beschränktes Aktionsprogramm ab. Die Redner des Zentrums halten es für unmöglich, daß der Sozialismus auf die restlose und gleichzeitige Sozialifie rung verzichtet.

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h. b. In Stockholm   fand in diesen Tagen ein großer poli tischer Prozeß statt, in dem sich der schwedische Naziführe Furegaard und seine Parteifunktionäre Clifford und Stil: zu verantworten hatten. Sie waren wegen Beleidigung de Stockholmer Polizeichefs Betterquist angeklagt worden un erhielten jeder zwei Monate Gefängnis,

Als der Führer" Furegaard im Gerichtssaal erschier grüßte er den Vorsitzenden mit dem deutschen Gruß". De Gerichtsvorsitzende wies ihn barsch zurecht: Machen Si feine Narrenstreiche! Vor einem schwedischen Gericht ver beugt man sich!"

Nachdem der Angeklagte sich nach dieser Zurechtweisung gerichtet hatte, trat man in die Verhandlung ein.

Naziagitation in Norwegen  

Wie aus der Literatur" hervorgeht, sollen die Intellek tuellen Norwegens   demnächst einem Trommelfeuer voi. Naziagitation ausgesetzt werden. Alle möglichen Agitations schriften sollen für Pastoren, Lehrer und Aerzte" nach Nor  wegen gebracht werden. Wenn der Naziplan gelingt, dann Alles Wühlen gewisser Kreise müßte verstummen, weil de Tatsachen des Könnens und der hochstehenden Leistung kei: Mensch widerstehen kann", besonders dann, wenn man ihi. in ein Konzentrationslager sperrt.

PASSIONSSPIELE

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TYSKLAND venter paa DEM

Das bekannte Werbeplakat» Deutschland   erwartet Sie!<< -leicht verändert durch den Zeichner des» Ekstrabladet«, Kopenhagen  

Aber diese Meinungsverschiedenheiten waren überbrück­bar. Die Verständigung über die einheitliche Linie der Partei erfolgte ohne Schwierigheiten und die gemeinsame Resolution, die die Grundlage für die kommenden Kämpfe der Partei bilden soll, ist beinahe einstimmig angenommen worden Sowohl in der Frage der antifaschistischen Ab­wehrtaktik als auch in den Methoden des Plans erwies sich bie einheitliche Linie der Partei als möglich. Die Proklamation des Toulouser   Kongresses verlangt von der Partei, angesichts der vorhandenen faschistischen Gefahr den Zustand der permanenten Kampfbereitschaft und ordnet die Förderung der Schutzabteilungen( Group de blauen Himmel ein mächtiges Kreuz. Das ganze

Das Werbeplakat für Oberammergau   zeigt über dem

spiel, Stätte des Leidens und des Grauens, hinter Gittern: das ist der Gegenstand der bitteren Satire des liberalen

defense) an; aber die Resolution erklärt, daß diese Schutz- Hitler Deutschland   als einziges Passions Inischen Blattes, das zu den meistgelesensten des Landes gehört.