Jacques Doriots Rebellion
Die fällige Krise des französischen Kommunismus
Von Boris Skomorowsky( Paris ) Nach Spanien , Norwegen und der Tschechoslowakei hat die sektiererisch- doktrinäre Politik der Komintern - Macht haber nun auch in Frankreich eine Krisis der Kommunisti schen Partei ausgelöst. Dabei ist Frankreich das einzige Land, in dem die überwältigende Mehrheit der organisierten Arbeiterklasse am Ausgang des Weltkrieges von der Komintern angelockt wurde: nicht die KP. hatte sich hier vom Baume der Gesamtarbeiterbewegung abgezweigt, sondern eine geringfügige sozialistische Minderheit war nach der Spaltung in Tours im Dezember 1920 ge zwungen, die ,, vieille maison", das alte Haus auf neuem Boden aufzubauen.
Diese vor fünfzehn Jahren mächtige Kommunistische Partei bewegt sich seither in einer steil absinkenden Kurve, die nur durch ganz kurze Eintagsausschwünge
unterbrochen wird. Die Mitgliederzahl der Partei ist auf
bis, von 130 000 auf 20 000, gejunken. Bei den letzten Kammerwahlen im Mai 1932 verzeichnete sie eine Abnahme von 300 000 Stimmen, also einem Viertel ihres Wählerbestandes, im Vergleich zu den Kammerwahlen vom Jahre 1928.
Die zum gtenmal gesäuberte“,„ reorganisierte“,„ bolschemisierte" Partei hat nun ihre Unzulänglichkeit von neuem kundgetan, als zu Beginn dieses Jahres der finanzielle und politische Stavisky- Skandal ausbrach. Während es den reaktionär- faschistischen Gruppierungen im Januar und Februar gelang, ihre Anhänger zu mobilisieren und in Paris auch auf die Straße zu führen, erwiesen sich die Kommunisten, die in Paris viel stärker sind als die Sozial demokratie( die kommunistische Organisation der Landeshauptstadt und der angrenzenden Industrieorte ist neben der Tageszeitung„ Humanité" der Haupttragpfeiler der französischen KP. , die in der Provinz mit wenigen Ausnahmen nur über ein bloßes Gerippe von Ortsgruppen verfügt), als unfähig, irgendeine Gegenaktion zu organi: sieren. Das Verlangen der lokalen kommunistischen Gruppen, in denen junge, aktive, opferbereite und heldenmütige proletarische Elemente sich bemerkbar machen, nach verstärkter Aktivitätsentfaltung, begegnete dem bürokratischen Widerstand der Parteiführung. Die Füh rung unterschätzte den Umfang der faschistischen Gefahr und beschränkte sich auf die Empfehlung,„ nicht nervös zu sein"( Artikel der„ Humanité" vom 1. Februar).
Erst am 6. Februar, als die Faschisten ihren großen Angriff gegen die Regierung Daladier unternahmen und ihre Anhänger aufriefen, das Kammergebäude zu stürmen, entschloß sich die KP., die Arbeiter auf die Straße zu führen, ohne ihnen freilich irgendwelche konkreten Parolen und Anweisungen zu geben. Dadurch aber stärkte
sie nur die Reihen der reaktionären Demonstranten, mit denen kleine Häuflein von genarrten Proletariern mitzogen.
Die blutigen Ereignisse des 6. Februar haben die kommunistische Parteispitze vollends aller Reste ihres politischen Verstandes beraubt. Statt alle Kräfte der Arbeiterklasse gegen den Faschismus zu mobilisieren, der nunmehr seinen ersten Sieg errungen hatte, richtete die KP. ihre Geschütze gegen die Mörder" Daladier und Frot: sie beschuldigte sie nicht etwa der Kapitulation vor der nationalen Einigung", in deren Zeichen Doumergue die Regierung aus Daladiers Händen übernahm, sondern sie beschuldigte sie der„ Mordtaten" bei der Niederwerfung der Demonstration des faschistischen Mobs. So schufen die Kommunisten die„ Einheitsfront" mit der ärgsten Reaktion, vertreten durch die royalistische„ Action Française". Sie wiederholten die bewährte Taktik ihrer deutschen Parteifreunde, die ein Jahr zuvor durch ihren Kampf gegen die sozialfaschistischen Arbeitermörder" Hitlers Machtergreifung begünstigt hatten.
Die Februar- Meuterei der Faschisten hat in den der Arbeiterschaft und der ihr benachbarten Schichten einen spontanen Drang nach der Einheit der Abwehraktion hervorgerufen. Die Einheitsbestrebungen wurden aktiv ge fördert von der Sozialistischen Partei, die ja kurz zuvor von dem ihre Politik stark beeinflussenden rechten Flügel durch die Neugründung der Neos" befreit worden war und die trok manchem Widerstand der Gewerkschaftsfüh rung für die einheitliche Aktion der Arbeiterklasse eintritt. Aber der Schaffung einer geschlossenen proletarischen Rampfesfront widersetzte sich nunmehr mit Entschieden heit die kommunistische Parteispitze; sie lehnte die von den Sozialisten vorgeschlagenen gemeinsamen Kundgebungen ab und rief ihre Anhänger zu einer eigenen
Demonstration auf.
Und nun brach der erbitterte Widerstand sowohl der Parteiperipherie als auch der der KP. folgenden prole
tarischen Schichten los: unter ihrem Druck wurde die
Partei gezwungen, an dem gemeinsamen Demonstra tionsstreik vom 12. Februar teilzunehmen, der sich zu einer grandiosen Kundgebung der antifaschistischen Kräfte gestaltete. Zum erstenmal seit 1920 waren in die Bewegung Maffen hineingezogen worden, die organisatorisch mit keiner der Arbeiterparteien verbunden sind.
Innerhalb der Kommunistischen Partei selbst rief die Politik der Zentrale eine akute Krise hervor. Gegen die Parteiführung rebellierte der zahlenmäßig stärkste und bestorganisierte kommunistische Bezirk Saint- Denis , geführt von dem Abgeordneten Doriot , dem Bürgermeister dieses proletarischen Vorortes von Paris und einem der angesehenjten Führer der Partei. Die Organi fation von Saint- Denis wandte sich mit einem Offenen Brief an die Komintern, und dieser Brief hat die Arbeiter stark beeindruckt. Darin wurde die politische Haltung der französischen KP. einer kühnen Analyse und scharfen Kritik unterzogen und die Forderung der Zulassung einer umfassenden und ausgiebigen Diskussion über die Fehler der Parteileitung in den Februartagen aufgestellt.
Das kommunistische Zentralkomitee hat versucht, eine Diskussion der Parteimitgliedschaft über seine Taktik nicht zuzulaffen. Die Stellungnahme Doriots wurde von der Humanité" böswillig entstellt, über die„ Doriotisten" wurden ganze Kübel Unrat ausgeschüttet, wobei den ,, Disziplinbrechern" selbstverständlich das Wort verweigert wurde. Aber Doriot organisierte einen regel rechten Aufstand" gegen die Parteiobrigkeit. In einer
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Haftbefehl gegen Norris
Der geheimnisvolle Engländer
Paris, den 29. Mai 1934. Vor einigen Wochen erregte der englische Finanzmann Francis Norris in internationalen Wirtschaftskreisen dadurch nicht geringes Aufsehen, daß er überall deutsche Weripapiere kaufte, ohne daß ersichtlich war, zu welchem Zwecke diese Auffäufe erfolgten. Irgendwelchen Rußen konnte sich Norris davon nicht versprechen. Durch den Rundfunk wurde eine amtliche Meldung verbreitet, wonach Norris nicht etwa als Beauftragter deutscher Kreise angesehen werden dürfe; es schwebe vielmehr ein Verfahren gegen ihn wegen Devisen vergehens.
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Die Gruppe Norris hat im März 1934 in Amsterdam einen Vertrag mit der Unilever - Gesellschaft abgeschlossen, der fich auf eingefrorene Marfforderungen dieser Gesellschaft im Werte von 10 bis 12 Millionen Franken bezieht. Diese Kredite sollten dadurch aufgetaut" werden, daß die Gruppe Norris mit ihrer Hilfe Auffäufe von Waren in Deutschland vornimmt, die dann exportiert werden. Man sprach von
einem Geschäftsumsatz im Werte von dreihundert Millionen Mart. Auch die Finanzverwaltung des Heiligen Stuhls soll der Gruppe Markforderungen in Höhe von 15 Millionen zu treuen Händen übergeben haben.
Jetzt wird bekannt, daß die englische Gesellschaft Uni lever durch ihre Pariser Niederlassung bei der Pariser Staatsanwaltschaft eine Klage wegen Betrugs eingereicht hat. Die Staatsanwaltschaft hat bereits eine Sicherheitspfändung vorgenommen und bei einer großen Anzahl nicht klar zu erkennen. Um dieses Bündel internationaler
Pariser Banfen die Konten der Norris- Gruppe durch einstweilige Verfügung gesperrt. Gegen Norris wurde gleichzeitig ein Saftbefehl erlassen, da er sich nicht in Paris befindet.
vieltausendköpfigen Versammlung legte er seinen Standmeister und Gemeindevertreter, um Neuwahlen in Saintpunkt dar und erklärte seinen Rücktritt als BürgerDenis zu erzwingen.
Das Einverständnis der proletarischen Wählerschaft mit Doriot war so offenkundig und alle Angriffe der Liniennistische Zentrale sich nach einigem Zögern genötigt sah, treuen prallten so augenscheinlich ab, daß die kommus von der Aufstellung eines parteioffiziellen Gegenkandi daten gegen den Rezer Doriot abzusehen! Unterstützt auch von den Sozialisten, wurde Doriot in einem wahren Triumph wiedergewählt. Der Streit zwischen dem 3K. und der Saint- Deniser Opposition ist inzwischen an die Komintern zur Entscheidung weitergeleitet worden.
Der Schwerpunkt der Differenzen liegt in der Frage der Einheitsfront. Für die linientreuen Kommu nisten ist und darf die Einheitsfront nichts anderes sein sozialistischen Führer und zur Zersetzung" der Sozialisti als ein demagogischer Kunstgriff zur„ Entlarvung" der schen Partei. In Wirklichkeit ist von der„ unvermeidlichen" Zersetzung der Sozialistischen Partei nichts zu merken; ihre Autorität unter der Arbeiterschaft ist zu sehends gestiegen. Troßdem geben die ihrerseits wirklich im Prozeß der Zersetzung befindlichen Kommunisten die Taktik des Kampfes gegen den„ Sozialfaschismus " nicht auf.
Im Gegensatz zu dieser offiziellen KP.- Taktik sind die Anhänger Doriots, ohne sich des Rechtes auf die Kritik der sozialistischen Politik zu begeben, zu der Einsicht gelangt, daß nur die Zusammenfassung aller Kräfte das Proletariat vor dem Zusammenbruch bewahren kann. Den Faschismus durch Verschärfung des Bruderkampfs im Proletariat bekämpfen: heißt das nicht, mit eigenen Händen die Galgen zu errichten, an denen die faschistischen Scharfrichter uns alle aufhängen werden? Um das zu verhindern, brauchen wir eine ehrliche Verständigung Ser proletarischen Parteien und der gewerkschaftlichen Organisationen.
In diesem Sinne haben zahlreiche kommunistische
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Weshalb jetzt die Staatsanwaltschaft bemüht wird, ist noch Bankinteressen liegt ein großes Geheimnis. Die Pariser Presse nimmt teils für, teils gegen Norris Stellung. Seine Beziehungen zu Deutschland sind nach wie vor völlig unge
flärt....
gangenen Woche sei hier das Pfingsttreffen von über 1000 Mitgliedern der Sozialistischen Arbeiterjugend der Schweiz in Basel hervorgehoben, auf dem Nationalrat Schneider , dessen klare marristische Politik in dieser Woche bei den Funktionärwahlen der Parteiversammlung einen entscheidenden Sieg davongetragen hat, jowie verschiedene Jugendliche, unter ihnen der Baseler SAJ.- Führer Bobbi Stohler, die Referate hielten. Der fommunistische Kampffongreß gegen Faschismus und Krieg", auf dem wieder einmal leider nur auf dem Papier exerziert wurde und schließ lich der Kongreß der schweizerischen statistischen Gesellschaft in Lugano , auf dem Professor Dr. Mangold- einer der vornehmsten Charaktere des Schweizer unversitären Lebens, dessen Hilfsbereitschaft gegenüber der geistigen Emigration des dritten Reiches" an dieser Stelle einmal besonders dankbar verzeichnet werden soll ein grundlegendes Referat über " Strukturwandlungen in der Schweizer Wirtschaft" hielt.
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Der Gasangriff des„ Angriff" gegen die Schweizer Presse hat die„ Neue Züricher Zeitung" zu einer verständnisinnigen Antwort veranlaßt, in der festgestellt wird, daß der„ Angriff" seit dem Dezember 1933 beinahe auf die Hälfte seiner Auflageziffer zusammengeschrumpft, nun auf das Nivean nadter Profitinteressen herabgesunken und daher einer vernünftigen Diskussion nicht mehr fähig sei. Die übrige Schweizer Presse tut den„ Angriff" mit der Bemerkung ab, „ daß er zumindest eine ungewöhnliche Methode verfolgt, um in der Welt für sein Land und dessen politisches Regime zu werben".
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In der altehrwürdigen Kulturstadt Basel läuft zur Zeit im Palermo " der sehenswürdige Film„ La bataille", in der Aibambra" der„ Rafoczymarich". Das Stadttheater bringt am 1. Juni eine Neueinstudierung des„ Julius Caesar ", am 3. und 5. Juni„ Familie Schimet" mit Mar Pallenberg. Die altehrwürdige Kulturstadt Basel hat einen großen Theater- und Konzertfreund verloren, den Erzherzog Eugen von Habsburg, einen vorbildlichen Emigranten, wie die Nationalzeitung" schreibt- mit einer guten Portion Franken in der Tasche, wie wir uns hinzu= zufügen erlauben.
Der Minderheitenschutz
Lokalorganisationen entgegen dem Verbot ihrer Zentrale den Weg zur Verständigung beschritten und mit den sozia ,, In der Emigration liegt das einzige Mittel..." listischen Ortsgruppen und an manchen Orten auch mit linksbürgerlichen Vereinigungen gemeinsame Aktionsausschüsse, antifaschistische Komitees usw. ins Leben gerufen. Von der KP. verlangt Doriot , daß sie diese ge= sunde Initiative der proletarischen Massen mit vollem Bewußtsein unterstützt und fördert.
In einem Auffag:" Frankreich und die Saar " nimmt die„ Neue Züricher Zeitung"( Nr. 955) in bes merkenswerter Weise zu der strittigen Garantiefrage Stellung. Sie schreibt:
Doriot ist der Meinung, daß den von der parlamentarischen Demokratie enttäuschten Volksmassen ein Aktionsplan dargeboten werden muß, der breite Schichten der Bauern und Mittelständler um die Arbeiterklasse scharen könnte. In ihrem Entwurf eines solchen AktionsJn programms übernehmen die Kommunisten von Saint Lösung als die natürliche empfände, als vielmehr durch die Denis fast wörtlich die Forderungen der Sozialistischen Partei.
Für gemeinsame Abwehr- und Angriffsaktionen der sozialistischen Bruderparteien, die Voraussetzung einer späteren organischen Einheit der Arbeiterbewegung, ist also ein äußerst günstiger Boden geschaffen. Verschließt sich die Komintern dieser Erkenntnis und gibt sie ihrer französischen Sektion keine entsprechenden Weisungen, so wird sie der gesamten französischen Arbeiterschaft einen schweren Schlag zufügen.
Schweizer Rundschau
Basel, den 30, Mai 1931. Wenn es von den Schweizern einst hieß:„ Im Sommer hüten sie ihre Kühe und im Winter revidieren sie ihre Verdiesmal scheint auch die Sommerzeit nicht faisuna", ohne Verfassungsänderungen vorübergeben zu sollen. Da wird jetzt nach dem frontistisch- rechtskatholischen Beispiel - auch von den Jungliberalen die Totalrevision der Verfassung gefordert: 200 000 Stimmberechtigte sollen von nun an das Recht haben, auf dem Wege der Initiative die Abberufung des Nationalrates zu verlangen, was im Falle des Gelingens auch die Neuwahl des Bundes- und des Ständerats zur Folge haben soll. Die Mitgliederzahl des Nationalrats soll durch Herauffezung der auf ein Mandat fallenden Stimmen vermindert werden. Besondere gesetzliche Vorschriften haben für eine gerechte" Berteilung des Arbeitsertrages und durch 9usgestaltung des Gesamtarbeitsvertragsrechts für einen„ gerechten Lohn" der Arbeiter zu sorgen.
Da wird eine Initiative der Sozialdemokratischen Partei gegen die bundesrätliche Notverordnung über die Beschränkung der Pressefreiheit vorbereitet.
Da ist noch eine Initiative zum Schuß der Armee" und
vor allem das von großen Teilen des Bauernverbandes und der Angestelltenorganisationen unterstützte Volksbegebren der freien Gewerkschaften zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise", das cine planmäßige Arbeitsbeschaffung, die Entlastung überschuldeter Bauernbetriebe, die Regulierung des Kapitalmarktes und Kontrolle des Kapitalexports sowie eine Kontrolle der Kartelle und Trusts fordert.
Von den zahlreichen Tagungen und Kongressen der ver
" Frankreich fühlt sich für die Meinungsfreiheit und dent persönlichen Schutz der zunehmenden Kreise der Saarbevölkerung, die Hifler feindlich gesinnt sind, mitverantwortlich. Das Prestige des Völkerbundes, aber darüber hinaus sein eigenes Ansehen, sind von der normalen Abwicklung der Abstimmung berührt. Nicht in dem Sinne, daß das Resultat einen Einfluß auf die Achtung der Welt hätte, die die deutsche Begleiterscheinungen, die sich ähnlich wie in der Pfalz gegenüber den Separatisten abspielen fönnten. Der Umstand, daß zahlreiche Emigranten sich in der Saar niedernationalsozialistische Deutschland Stellung nimmt und daß gefassen haben, daß die Sozialdemokratie scharf gegen das wenigstens ein Teil der katholischen Wähler ihre religiöse Unabhängigkeit verteidigen will, hat der Wahlalternative des Status quo höhere Aussichten verliehen als bisher und auf jeden Fall ein Minderheitenproblem geschaffen..
Hält sich die französische Regierung, wie es den Auschein hat, streng an die juristische Interpretation des Vertrages von Versailles , so wird man um eine Lösung des Minderheitenschutzes nicht herumfommen. Sie fann in einer bindenden Vereinbarung mit Hitler , mit der Deutschen Front" in der Saar , oder in der Bereitstellung von Völkerbundshilfe gefunden werden. Versagten diese Mittel, so würde Frank reich gemäß seinem Interesse an den Saargruben und seiner Ehre als Garant der persönlichen Freiheit der ihm ergebenen Bevölkerungsteile, vor allem der niedergelassenent Franzosen selbst, intervenieren müssen. Die Haltung des Pontius Pilatus würde ihm niemand ver= zeihen. Im Hinblick auf die Möglichkeiten von Repreffalien gegenüber der Minderheit wird eine freiere Praxis in der Zuteilung der französischen Nationalität befolgt. Der Code civil, der früher die Naturalisation an Gesuchsteller, die nicht auf französischem Territorium wohnten, ausschloß, erlaubt sie heute den Saarländern. Von den seit 1920 ausgewanderten Bewohnern der Saar , die auf 30-35 000 Personen geschäßt werden, sellen zwei Drittel bereits in Frankreich und Belgien Wohnsitz genommen haben. Ihre Zaal dürfte sich in den kommenden Monaten weiter vermehren. In der Emigration liegt auch hier das schmerzliche, aber einzig praktische Mittel, Schlimmeres zu verhien."
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