Saar - Abstimmungskommission

Das Schweizer Mitglied trat zurück

Genf , den 7. Juni 1984. Der Völkerbundsrat bemüht sich seit Tagen, die Saar­abstimmungskommission zu ernennen. Die von der Hitler­presse vor einiger Zeit bereits erfolgte Meldung über die

Ein Dokument Wie die F

Wie die Flaggenbegeisterung zustande kommt

vollzogene Ernennung der brei Kommiſſionsmitglieder ist Bei der nächsten Gelegenheit"

den Tatsachen vorweggeeilt. Auch in der Geheimsizung vom Donnerstag ist es nicht möglich gewesen, die Kommission zu ernennen. Es ist bisher nicht gelungen, ein schweizerisches Mitglied für die Kommission zu finden. Ursprünglich war der Regierungs- und Ständerat Mouthet als Mitglied vorgesehen. Nach Rücksprache mit der Berner Regierung hat

Das untenstehende Dokument, dessen Original in un seren Händen ist, wurde in unzählig vielen Exemplaren in Berlin verschickt. In allen Ortsgruppen der NSDAP .

Mouthet die Berufung endgültig ausgeschlagen, Man glaubt. S. D. A. p.

auch bei anderen schweizerischen Juristen auf Schwierig­keiten zu stoßen. Solange nicht die den Schweizern vorbe­haltene Stelle besetzt ist, wird auch die Ernennung der beiden anderen Mitglieder, des Schweden und des Holländers nicht vollzogen. Immerhin ist die Wahl des schwedischen Gouver= neurs Roths und des Holländers de Jong als gesichert zu betrachten.

Judenhetze an der Saar

Eine Kostprobe

Die Volfsstimme" schreibt:

Es gibt befanntlich nach den Hitlerschwüren der sogenann ten deutschen Front" an der Saar keinen Terror und feinen Boykott gegen Andersdenfende. Auch wird immer wieder bestritten, daß irgendwelche religiösen, raffischen oder politischen Minderheiten irgend etwas zu befürchten hätten. Was es mit diesen Versicherungen und Erklärungen der sogenannten deutschen Front" auf sich hat, das zeigt am besten wiederum einmal die Freitag- Nummer ihres Hauptorgans an der Saar , die Deutsche Front", in der sich folgende tolle Heze gegen die Juden befindet:

Die Firma Sigurd GmbH., Juhaber Kurt Maybaum in Kaffel, gab sich seit dem Frühjahr 1933 die größte Mühe, ihre Anzeigen in nationalsozialistischen Zeitungen unterzubringen. Da die ursprünglich jüdische Firma den Nachweis erbrachte, daß ihre Anteile an einen arischen Besitzer übergegangen sind, Tagen gegen eine Aufnahme ihrer Anzeigen in der NE.- Presse keine Bedenken vor. Inzwischen haben aber Ermittlungen er­geben, daß es sich um einen raffiniert, getarnten Scheinverkauf handelt. Man hat feststellen müssen, daß die Anteile der Firma nach wie vor sich zu 99 Prozent im Besitze des Juden Manbaum besinden Sowie dieser Tatbestand geklärt war, hat die NS.­Breffe selbstverständlich die weitere Veröffentlichung der An­zeigen abgelehnt.

Ein Fall von vielen, der als Beweis dafür gilt, daß der Hang zum Betrügen nun einmal im Juden drinstedt. Daß aber eine Judenfirma es wagt, die NS .- Preffe, also die Organe der nationalsozialistischen Be­wegung, zum Opfer ihrer Betrugsmanöver zu wählen, ist denn doch der Gipfel der Unverschämtheit. Man wird annehmen, daß der Betrug des Juden Maybaum aus Kassel noch kriminelle Folgen haben wird."

Wenn eine jüdische Firma in Naziblättern inseriert und dafür hinterher verprügelt wird, so erntet sie eigentlich nur, was sie gesät hat. Wenn aber das Hauptorgan der sogenannten deutschen Front" an der allen Juden Saar schwarz auf weiß von erklärt, daß der Hang zum Betrügen nun einmal im Juden drinsteckt," so ist das eine so ungeheuerliche Beschimpfung. Diffamie= rung und Heze, wie sie in schrofferem Wider= spruch zu allen Royalitäts- und Garantie= Reiches" nicht erflärungen des dritten stehen fan n.

Champagner in Oranienburg

So leben wir...

Ein Schweizer Journalist, der unlängst das Konzentra tionslager Oranienburg besichtigte, gibt der Roten Hilfe Deutschlands darüber folgenden Bericht:

Mit zwei Wagen der Gestapo fuhren wir nach Oranien­ burg . Dort wurde uns zunächst das Museum gezeigt. Gegen­stände, die man den Arbeiterorganisationen gestohlen hatte, waren in reflamehafter Aufmachung ausgestellt und sollten ,, die Gefährlichkeit der Kommune" beweisen. Gefangene wur­den herangeholt, denen Fingerabdrücke abgenommen wur­den, als ob sie kriminelle Verbrecher wären. Eine ganze An­untereinander in abfälliger Weise über diese Art, gegen die Antifaschisten Stimmung zu machen.

Gau Groß- Berlin , Kreis VII Ortsgruppe Landsberger plat

Sehr geehrter Volksgenosse!

ergab sich die Notwendigkeit, auf diese unzweideutige und drohende Weise der mangelnden Volksverbundenheit nachzuhelfen. Wohlverstanden! Diese Schreiben mußten gedruckt werden, weil sie in großer Zahl benötigt wurden.

Berlin AO 18, im Februar 1934. Strausberger Straße 12

Am 30. Januar d. Js., dem Jahrestag der Machtübernahme durch unseren Kanzler Adolf Hitler , ist allgemein bemerkt worden, daß Sie nicht das siegreiche Hakenreuz­banner gehißt haben. Ich glaube nicht, daß Sie sich in bewußten Gegensatz zu dem Großteil unserer Bevölkerung setzen wollen, oder daß Sie sich von der Verbundenheit des gesamten Volkes, die sich durch das Flaggen zeigt, ausschließen wollen. Wahrscheinlich liegt es daran, daß Sie keine Hakenkreuzfahne besitzen. Die Fahnen sind heute aber so billig und in allen einschlägigen Geschäften zu haben, daß ich annehme, Sie werden in Zukunft ebenfalls beweisen, und zwar durch Zeigen der Hakenkreuzfahne, daß Adolf Hitler auch Ihr Führer ist. Ich bitte Sie nun, Ihren Entschluß, sich eine Haken­kreuzfahne anzuschaffen, baldmöglichst auszuführen, weil sonst die Gefahr besteht, daß es wieder vergessen wird. Bei der nächsten Gelegenheit, am 25. Februar 1934 zur Gründungsfeier der N.S.D.A.P., hoffe ich, auch bei Ihnen eine Fahne zu sehen.

Heil Hitler!

Joh. Lübeck

Ortsgruppenleiter

Bei Strafe des Verhungerns

den ewigen militärischen Dienst satt hat, sendet uns das folgende Schreiben, das ihm von seinem Obertruppführer

zuging:

SA . der NSDAP .

Wie die SA . zusammengehalten wird ( Sopade) Die braune Armee ist angeblich der Zu zahl von Teilnehmern unserer Journalistenguppe sprach ſammenschluß der treuesten Anhänger des Syſtems, die gewillt sind, notfalls auch ihr Leben für den Bestand der Diktatur in die Schanzen zu schlagen. Röhm hat erst kürzlich die SA. als die Schuggarde der nationalsozia­listischen Revolution gefeiert. Jn Wirklichkeit ist selbst in den Reihen dieser alten Kämpfer die Begeisterung für das ,, dritte Reich" eine rare Sache geworden, und viele Tau­sende. Braunhemden sind längst des militärischen Drills müde, mit dem sie tagaus, tagein gequält werden.

-

Im Lager selbst wurden wir von der Verwaltung auf­gefordert, das Mittagessen zu probieren. Es gab- man hatte unseren Besuch offensichtlich angekündigt- Kartoffeln, Hering und Champagner! Deutscher Schaumwein, wie man uns sagte. Und es wurde behauptet, daß die Gefangenen ihn zu trinten befämen. Jeder, der die deutschen Verhältnisse fennt, weiß, daß die deutsche Bevölkerung überhaupt keinen Wein trinft mit Ausnahme eines fleinen Prozentsazes der in den Weingegenden lebenden Anwohner. Ja, es gibt Millionen Menschen in Deutschland , die nie in ihrem Leben Wein getrunken haben. Trotzdem wollen uns die national­sozialistischen Propagandisten glauben machen, daß es zum faschistischen Strafvollzug gehört, den Gefangenen Cham­pagner zu geben.

War aber in vielen Fällen der Beitritt zur SA. nicht die Folge eines freien Entschlusses, sondern das Ergebnis eines mehr oder weniger starken Drucks, so ist es geradezu unmöglich, ohne Gefahr für die persönliche Freiheit und für die wirtschaftliche Existenz aus der braunen Schutzgarde der nationalsozialistischen Parteidiktatur mie­der herauszukommen. Ein SA. Mann, der ebenfalls

Fünfundzwanzig Arbeiter vom Tode bedroht

Rache an Unschuldigen für zwei Polizeioffiziere

Vor dem Berliner Sondergericht hat, wie schon kurz gemel­det, der Prozeß gegen Albert Kung und 24 Arbeiter wegen Beihilfe zum Mord begonnen. Daß dieses Verfahren über­haupt eröffnet worden ist, beweist zur Genüge, daß die Hitler­justiz 25 Menschen mit schwersten Freiheitsstrafen oder sogar mit der Todesstrafe bedroht, ohne auch nur den Schatten eines Beweises dafür zu haben, daß die Angeklagten in irgend einer Form an der Erschießung der beiden Polizei­offiziere auf dem Bülowplatz in Berlin am 9. August 1931 beteiligt gewesen sind. Selbst der Staatsanwalt hat in seiner Anklage zugeben müssen, daß diejenigen, die auf die beiden Polizeioffiziere geschossen haben, ins Ausland entkommen

find.

Die zwei Polizeioffiziere, die die Bevölkerung Berlins und besonders der Umgebung des Karl- Liebknecht- Hauses Tag und Nacht drangialierten gerieten bei einem von ihnen selbst befehligten Feuerüberfall unter die Kugeln der von allen Seiten auf friedliche Passanten blind schießenden Polizei. Die faschistische Regierung will aus Rache 25 Arbeiterfunk­

tionäre als Geiseln morden lassen. Im Rundfunk und Presse ist die Mordheze voll im Gange.

Auf Anregung des Welthilskomitees für die Opfer des Hitlerfaschismus hat sich schon vor mehreren Tagen die Un­tersuchungskommission zur Aufklärung und Verhinderung von Greueln in Hitlerdeutschland mit der Mordanklage aegen die 23 Angeklagten beschäftigt und bereits eine Reihe von Zeugen vernommen. Die Kommission hat jetzt schon fest= gestellt, daß die Angeklagten völlig schuldlos sind. Der Unter­suchungskommission liegen Erklärungen der Täter vor, in denen bezeugt wird, daß sie von niemanden den Befehl erhal­ten haben auf die beiden Polizeioffiziere zu schießen, und daß sie im Augenblick des Zusammenstoßes mit der Polizei spontan gehandelt haben.

Die Untersuchungsfommission ist auf die Nachricht hin, daß der Prozeß gegen Albert Kunz und die übrigen 24 Ange­

Elagten bereits begonnen hat, sofort erneut zusammengetre­

ten und hat beschlossen, in Permanenz zu tagen,

Nachrichtensturmbann der Brigade Fernsprechsturm.

An den SA.- Mann.

9

., den.. 3. 34

Auf Grund Ihrer Interessenlosigkeit am Dienst, dauern­der Entschuldigung ohne stichhaltigen Grund, werde ich An­trag auf Ausschluß aus der SA. beim Nachrichtensturm­bann stellen. Sie werden hiermit aufgefordert, sich am Mon­tag, den 5. März 34 im Sturmlofal 20 Uhr bei mir zu mel= den und Ausweis und Versicherungskarte mitbringen. Ich verbiete Ihnen hiermit das Tragen der SA .- Uniform und mache Sie darauf aufmerksam. daß ich Sie sofort fest= nehmen lasse, falls Sie entgegen dem Verbot die Uniform ti agen sollten.

Sollten Sie am Montag ohne Entschuldigungsgrund nicht erscheinen, wäre ich gezwungen, Sie vorführen zu lassen. Des weiteren mache ich Sie darauf aufmerksam, daß der Ausschluß aus der SA . eine Mitteilung davon an Ihre Sie beschäftigende Firma und an das Arbeitsamt zur Folge hat.

Der Führer des Fernsprechsturms ( Unterschrift) Obertruppführer

Dieses Schreiben ist ein Kulturdokument des Hitlerschen 3wangsstaates. Wer einmal in den Dienst der braunen Diktatoren getreten ist, der ist ein rechtloser Ge= fangener. Er hat willenlos zu gehorchen, sonst riskiert er siehe das Schreiben Vorführung durch die SA ., Festnahme wegen verbotenen Tragens der SA- Uniform, und im Falle des Ausschlusses die Denunziation bei seinem Arbeitgeber und damit die Vernichtung seiner mirt­schaftlichen Existenz. Jst er arbeitslos, dann wird ihm auch noch das Arbeitsamt die Zahlung der Unter­stügung und die Vermittlung einer neuen Arbeitsstelle wegen staatsfeindlichen Verhaltens" verweigern.

Während Goebbels und sein Lautsprecher gegen die Miesmacher und Kritikaster, gegen Juden und Saboteure zu Felde ziehen, wird in der Kerntruppe der Nazibeme: gung, in der SA ., ein stiller und wirksamer Terror geübt, um die Enttäuschten und Ernüchterten immer von neuem in die braune 3wangsjacke zu zwingen.