Wiens neue Herrens Woldemaras Putsch

Die Pläne der faschistischen Gemeindeverwaltung

Ein kommunalpolitischer Fachmann schreibt dem OND. aus Wien  :

Der faschistische Bürgermeister von Wien   hat nun das Programm der neuen, durch Staatsstreich eingesetzten Ge­meindeverwaltung bekanntgegeben Die Körperschaft, der dieser Plan vorgelegt wurde, ist der ernannte Rat der Stadt Wien", der vom Bürgermeister auf Kommando der Vaterländischen Front berufen wurde Wien   hat keine ge­wählte, sondern nur eine ernannte Gemeindeverfreiung. Die Grundsäße, die für diese Ernennung maßgebend waren, fennzeichnen das neue System und sein Programm: Räte der Stadt Wien   sind Großunternehmer und Großhandels­Icute geworden, die bei Wahlen niemals in den Gemeinde­rat entfendet worden wären. Arbeitervertreter" ge­hören dem neuen Rat" im ganzen sechs oder sieben unter 64 Räten an, dabei sind diese Arbeitervertreter" christlichsoziale Gewerkschaftssekretäre, die überhaupt nie­mand hinter sich haben.

Die Ernennung der Räte ist auch für das Programm, das ihnen vorgelegt und selbstverständlich ohne Debatte ge­nehmigt wurde die Sizungen der faschstischen Körperschaft find geheim fennzeichnend. Die faschistische Stadtverwal­tung hebt alle Steuern, die die Reichen unmittelbar treffen, auf: die Nahrungs- und Genußmittelabgabe, die zuletzt nur mehr von Nachtlokalen und anderen ausgesprochenen Luxus­Vergnügungslokalen der Bourgeoisie bezahlt werden mußte; die Hauspersonalabgabe, die große Haushalte mit mehr als drei Hausgehilfen zu entrichten hatten; die Pferdeabgabe, die Bourgeois zu bezahlen hatten, die sich Renn- und Reit­pferde halten können; die Wertzuwachsabgabe, die den Uebergewinn von Hausbesißern erfaßt, die ihre Häuser ver­faufen; die Inferatenabgabe, die die großen fapitalistischen Beitungen trifft. Alle diese Steuern, wegen der die Kapita­listen die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung leiden­schaftlich bekämpft haben, werden nun von der faschistischen Verwaltung im Interesse der Reichen aufgehoben.

Außerdem wird die Steuer, die von den großen Woh nungen und Billen entrichtet werden mußte, wesentlich her: abgefegt. Die fleinen und mittleren Wohnungen bleiben trop den Steuererleichterungen, mit denen sich die neue Ge­meindeverwaltung einführen will, so besteuert wie bisher. Dafür führt die faschistische Gemeindeverwaltung Massen­steuern ein, die die Allerärmsten treffen. Es war ein Stolz der sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung, daß sie den Wienern das ausgezeichnete Hochquellen wasser bei­nahe ohne lede Entschädigung zur Verfügung gestellt hat. Das war ein Stück Massenfultur. Die faschistische Gemeinde­verwaltung räumt mit dieser Kulturtat auf und setzt die Menge des Wassers, das gratis abgegeben wird, auf die Hälfte herunter. Mehr als eine Million Schilling sollen die Wiener   Haushalte nun für das Wasser aufbringen. Es ist selbstverständlich, daß den größten Teil davon die Haus­halte der Wiener   Arbeiter und Angestellten aufbringen müssen.

Die zweite Abgabe auf die Massenkultur ist die Abgabe, die die Gemeindeverwaltung für die moderne und hygienische Sehrichtabfuhr einheben will, die unter der sozialdemokra­tischen Gemeindeverwaltuna eingeführt worden ist. Nicht meniger als 5 Millionen Schilling im Jahre sollen durch diese Abgabe der Gemeinde zufließen selbstverständlich vor allem durch Belastung der kleinen Haushalte, die durch diese neue Mist- Steuer ungleich schwerer getroffen werden als die großen Haushalte.

Die neue Gemeindeverwaltung will auch ein Investitions­programm aufstellen. In zwei Jahren sollen. 60 Millionen Schilling ausgegeben werden, ein Bruchteil, deisen, was die * Sozialdemokratische Gemeindeverwaltung zur Wirtschafts Sanfurbelung verivendet hat: Wichtig ist aber vor allem, daß

Unklare Nachrichten.

Der frühere Ministerpräsident verhaftet Tilfit, den 7. Juni 1934. Eine ,, Gruppe von Offizieren"

Wie aus Kowno   gemeldet wird, ist dort in der Nacht zum Donnerstag in Militärputsch vor sich gegangen, der von den Anhängern des ehemaligen Ministerpräsidenten Wolde­maras in Szene gesetzt wurde. Woldemaras, der in der Nacht mittels Flugzeugs in die Nähe von Kowno   gebracht worden war, wurde von seinen Anhängern zum Miniffer­präsidenten ausgerufen. Ueber den Erfolg des Putsches tref­fen die widersprechendsten Nachrichten ein. Zunächst hieß es, daß Woldemaras sich erfolgreich durchgesetzt und die Re­gierung bernommen habe, später verlautete, daß er mit dem Flugzeug wieder zurückgeschafft worden sei, daß aber die Regierung nicht gegen ihn vorgehen wolle, angeblich, weil das Militär ihn gegen seinen Willen nach Kowno   ge­bracht habe. Die Verhältnisse sind dadurch besonders undurch­sichtig, daß sich offenbar auch das Militär in seiner Stellung­nahme zu Woldemaras gespalten hat. Sicher scheint zu sein. daß Veränderungen in der Regierung bevorstehen, da man unter allen Umständen den Forderungen des Militärs Rech nung tragen will.

Der Putsch war mustergültig vorbereitet. Es gelang den Afteuren die völlige Geheimhaltung bis zu seinem Ausbruche.

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Nach einer späteren Meldung aus Kowno   soll Woldemaras

verhaftet sein Angeblich herrsche im Lande vollkommene Ruhe.

Kowno  . Zu den Vorkommnissen in Kowno   gibt die Litau­ische Telegraphenagentur bekannt, daß eine Gruppe von Offi zieren einen Druck auf die Obrigkeit der Republik   in der Richtung auszuüben versuchte, die icßige Regierung& Gunsten einer Regierung Woldemaras um= zubilden. Nachdem der Staatspräsident derartige Ver­suche auch nur zu erörtern ablehnte, ist der Generalstabschef Kubillanus zurückgetreten und sein Bosten mit Generalleut­nant Jackus besetzt worden. Woldemaras wurde der Staatss sicherheitspolizei übergeben. Bisher sind sieben Verhaftungen. erfolgt:

Die litauische Regierung ist, was man begreifen kann, um Verkbeinerung des Putsches bemüht. Ihre Telegra­fenagentur schreibt, daß Woldemaras von den Flieger­offizieren selbst dem Generalstab und von diesen den Orgas nen der Staatssicherheitspolizei übergeben wurde. Er be­findet sich zur Zeit zu deren Verfügung. Somit sind alle Ge­rüchte über einen erfolgten Umsturz, über Verhandlungen mit Woldemaras zwecks Bildung einer Regierung, über dessen Aufenthalt im Palais des Staatspräsidenten und über die Bildung einer Regierung durch Woldemaras er= funder Im ganzen Lande und in allen Armeeteilen herrscht vollkommene Ruhe und Disziplin.

Frauen in Barbarien

In den Wahnsinn getrieben?

Noch immer wird die Frau des von der Gestapo   ermorde­ten Rote Hilfe- Sekretärs Erich Steinfurth   gefangen geval ten. Ueber die brutale Art, mit der ihr im Gefängnis der Tod ihres Mannes mitgeteilt wurde, wie sie unter schwerer SS.  - Bewachung zu seinem Grabe geschleppt wurde, haben wir schon berichtet.

Seit dem Tage der Beerdigung ist nichts mehr über den Aufenthalt von Frau Steinfurth   zu erfahren. Sie soll zu erst wieder ins Gefängnis gebracht worden sein. Aber in der letzten Zeit fehlt jede Spur von ihr. Ihre Angehörigen die gesehen haben, in welch entießlichem Zustand sich die ge­peinigte Frau befand, befürchten auf Grund bestimmter Anze chen, daß Frau Steinfurth   in den. Wahnsinn getrieben worden ist und von der Gestapo   in einer Anstalt festgehalten wird, wo sie von niemand besucht werden kann.

Wir fordern Aufklärung über das Schicksal die er Frau der die Faschisten den Mann gemordet haben. D'e Delega­tionen, welche nach Deutschland   kommen, um die Lage der Gefangenen zu prüfen werden nicht verfehlen. auch nach Frau Steinfurths Verbleib zu forschen und mit allem Nach­druck ihre Freitasuna su fordern. se

Die ehemalige Nationalsozialistin

Die illegale Rote Hilfe Deutschlands   erhält alarmierende Nachrichten über die Gesaugenhaitung der ehemaligen Nativ­nalsozialistin Tina Schmidt aus Zwickau   m Ronzentrations­lager Hohenstein.

die faschistische Stadtverwaltung bei der Geldbeschaffung den Tina Schmidf felben Banfrott meg beichreifen will, den die Regierung Dollfun beschritten bat. Die Regierung mußte fich in ihrer Finanznot feinen anderen Weg, als Schabicheine zu begeben, das heißt für die Bedeckung der Staatsausgaben Banknoten drucken zu lassen. Nun will auch die Gemeinde Wien   Schatz­scheine, und zwar an die Großbanken beneben. Außerdem sollen die städtischen Unternehmungen Wechfel ausstellen, was das Eingeständnis einer Inflationspolitif ift. Die Nehriette des großfapitalistischen Finanzprogrammes der faschistichen Gemendeverwaltung, die Politik bedenken­losen Schuldenmachens unb des Banfnotenbruces ist volf8­wirtschaftlich außerordentlich bedeutungsvoll. Unter diesem Regime faschistischer Demagogte geht Oesterreich   neuen wirtschaftlichen Katastrophen entgegen.

Ting Schmidt, die Frau eines hohen Nazi- Funktionärs und selbst langjähriges Mitglied der NSDAP   war, erfänne die frauenfeindliche Rolle dieser Parte, wandte sich von ihr ab und suchte einen Weg auf dem sie für die Rechte der Frauen ein: reten fönne. Eine bürgerliche Hausfrauenzeitung schickte sie nach der Sowjetunion  , damit sie sich dort von den bol­schewistlichen Greuein" überzeugen ollie. Doch wurde Tina Schmidt durch alles, was sie in der USSR.   sah, davon über­zeugt,

Antisemitische Flugb'ätter verbo eng, daß die rau bisher nur in der Sowjetunion   wirff ch

In der Tschechoslowakei  , nicht in der Streicherei Prag  , 7. Juni( 3. T. A.) Abgeordneter Dr. Angelo Gold­stein legte fürzlich dem Justizministerium ein Flugblatt vor, das heftige Angriffe gegen die jüdische Nation und Beschul­digungen gegen jüdische Emigranten erhob. Das Flugblätt war in Mährisch- Ostrau   gedruckt und in großer Auflage in mährischen Städten verbreitet worden. Aus zahlreichen Or­ten erhielt die Jüdische Partei Mitteilungen über Verbrei­tung dieses heßerischen Flugblattes.

Das Justizministerium teilt nun in einer Zuschrift dem Sekretariat der Jüdischen Partei mit, daß es der Staats­anwaltschaft in Mährisch- Ostrau   den Auftrag erteilt habe, die gesamte Auflage des Flugblattes zu beschlagnahmen.

Die deutschen   Auswanderer

90 bis 95 Prozent sind Juden

( Inpreß.) Nach den soeben veröffentlichten statistischen An­gaben betrug die Zahl der deutschen   Auswanderer, die über deutsche   Häfen mit dem Ziel Uebersee   die Heimat verließen, im ersten Vierteljahr 1934: 2441. Davon wanderten 1748 Deutiche nach den Vereinigten Staaten   aus. In den ersten 8 Monaten des laufenden Fiskaliabres bewilligte die USA  bereits 2395 Einwanderungavisen, während im ganzen Fis­faljahr 1982-83 nur 1241 Visen erteilt wurden. 90 bis 95 Prozent der in den 8 Monaten Ausgewanderten sind Juden.

Verbrecherkämple In Amerika  25 000 Dollar Kopfprämie

( DNB.) Washington  , 8. Juni. Unter einer Reihe von Ge­jeben zur Bekämpfung der steigenden Kriminalität in den Vereinigten Staaten   unterzeichnete Präsident Roosevelt   auch eine Verordnung, durch die das Justisdepartement ermächtigt wird, auf die Ergreifung von notorischen Verbrechern einen Preis in Höhe von 25 000 Dollar auszusetzen. Damit werden für die Ergreifung Dillingers nunmehr 25 000 Dollar Be­lohnung ausgezahlt.

Einer von Dillingers Haupthelfern namens Tommy Car­rol wurde am Donnerstag in Waterloo  ( Jowa) bei einem Zusammenstoß mit Polizisten tödlich verlegt. Er starb wenige Stunden später in einem Krankenhaus. Ein mit ihm auf gegriffenes Mädchen, das sich als seine Frau bezeichnete, gab zu, daß sie und Carrol bei einer Schießerei in einer Wald­

ökonomische und gesellschaftliche Freiheit genießt. Statt da­her in Deutschland   antibolschew stische Vorträge zu halten, sprach Tina Schmidt nach ihrer Rückkehr öffentlich als begei­sterte Freundin der Sowjetunion  . Als sie ein zweites Mal mehrere Monate nach der Su fuhr, fehrte sie mit gefeit gter sozialistischer Weltanschauung zurück, überzeugt, daß nur die Errichtung des Sozialismus auch in Deutschland   und allen anderen Ländern die Befreiung der Frau bringen fönne. Seitdem verzichtete sie auf das bequeme Leben einer Bourgeoisdame und fämpfte oft in bitterster Not, Seite an Seite mit den antifaschistischen Frauen für dieses Ziel, vpn ihnen als ehrliche Kampfgenosin und zuverlässige Kamara­din geliebt, und geachtet.

Wütendster Haß und giftigste Verleumdung traf sie von jeiten der Nationalsozialisten. Schon vor Hitlers   Macht­ergreifung wurde sie von SA.   überfallen. Und der Dr. Goebbels   ließ es sich nicht nehmen in den Spalten seines Angriff" persönlich gegen Tina Schmidt zu polemisieren. Aber nachdem Hitler   Reichskanzler und Goebbels Prova­gandaminister geworden waren benußten sie ihre fragwür­digen ge'ſtigen" Waffen nicht mehr. Tina Schmidt wurde

verhaftet.

Die Nazis handelten besonders schurki.ch an ihr, indem sie ihr die Papiere abnahmen und einer Nationalsozialistin übergaben, die als Epißelin auf Emigranten im Saargebiet und anderswo losgelassen wurde. S'e hofften, mit dem bei der Arbeirichaft bekannten Namen der ehemaligen Natio= ichmußigen Geschäfte machen zu fönnen.

doch ist dieser Plan von der Roten Hilfe sehr schnell aufge­deckt und entlarvt worden.

Eine Zeitlang saß Tina Schmidt im Berliner   Frauen­gefänanis in der Barnimstraße. Dann wurde sie von einem Konzentrationslaner ins andere geschleppt. Sie sollte phn­sisch vernichtet werden. Jest ist fie feit Monaten im Pager Hohenste'n, völlig am Ende ihrer Kräfte. Sie ist nicht mehr imitande zu aehen und ihr förperliches Befinden ist so schlecht daß schmerste Lebensgefahr besteht.

Wie die ärztliche Behandlung der schmerkranken Frau Tussieht, erbellt aus der Tatsache, daß der Arzt der wöchent= fich einmal aus der Nachbarstadt in das Konzentrationslager fommt über tausend Hästl'nde zu betreuen" hat.

Wir appellieren an die Weftöffentlichkeit, das bedrohte Leben der ehemaligen Nationalsozialistin, die zur glühen­

schenke im Staate Wisconsin   am 28. April beteiligt gewesen ſeien, bei der mehrere Polizeibeamte, erschossen worden sind. Neunort, 8. Juni. Drei wegen eines Mordes zum. Tode verurteilte Männer wurden um 23 Uhr im Singsing- Gefäng­

den Antifasch stin wurde, zu retten. Wir müssen verhindern, daß Tina Schmidt, die den ganzen Barbarismus und Kor­ruptionssumpf des National, ozialismus kennen gelernt hat und daraus mutig die Konsequenzen zog, der braunen Rache zum Opfer fällt.

Frauen im Konzentrationslager Die muß waschen, bis sie auf der Schnauze liegt..."

Die Hitlerregierung ist bemüht, über die Lage der Frauen in den Konzentrationslagern undurchdringliches Dunkel zu brei   en Die Herrschaften im Propagandaministerium pilegen fogar mit verdächt ger Regelmäßigkeit zu erklären, daß es gar keine Frauen in Konzentrationslagern gibt. Diese Er­klärungen sind unwahr, wie fast alles, was aus Goebbels lands it' m Besitz der ausführlichen Schilderung einer 30 bis Herrschaftsbereich kommt. Die illegale Rote Hilfe Dentich= jährigen Frau über ein Konzentrationslager, in dem Frauen gefangen gehalten werden.

In diciem Bericht heißt es:

" Ich wurde im Herbst 1933 verhaftet. Während meiner ersten Bernehmung gab ich zu, früher Mitglied der PD. gcivesen zu sen. Man wollte mich absolut zur kommunistischen  urierin stempeln, was ich aber nicht war und abstritt. Wäh­rend man mich am Tage zum größten Teil zufrieden ließ, wurde ich jede Nacht zum Verhör gebracht. Kaum war ich wieder in der Zelle, mußte ich von neuem zum Verhör. Nacht für Nacht ging es so. 14 Tage habe ich nicht geschlafen, brannte das elektrische Licht unbarmherzig in meiner 3elle. Ich lag noch keine halbe Stunde, da wurde ich wieder zum Verhör gerufen. So ang es ununterbrochen. Kein Verhör, das we= niger   als zwei Stunden dauerte. Oft nahmen mich 12 bis 14 Beamte ins Krenzfener. Das längste Verhör dauerte fast sechs Stunden. Da Gefangene am Tage nicht liegen dürsen, fann fich ieder meinen Zustand nach diesen 14 Tagen vor­stellen. Bei einem Verhör äußerte sich der Assessor X. zynisch: Wir brauchen Sie nicht zu chlagen. Wir können Sie auch durch andere Methoden zermürben und physisch vernichten." Schließlich wurde ich in das berüchtigte Konzentrationslager H. gebracht. Es liegt mehrere hundert Meter hoch in einer der reizvollsten Gegenden Deutschlands  . Früher war es eine Jugendherberge, und Scherz. Spiel und Gesang der wan­dernden neend um önte seine Mauern. Aber das drifte Reich" hat eine entsetzliche. Marterhölle, eine Stätte des furchtbarsten Grauens daraus gemacht. Während meiner dreimonatigen Schußhaft in& haben nicht weniger als zehn Häftlinge aus Verzweiflung oder unter Nachhilfe der Be= wachungsmannschaft Selbstmord durch einen Sprung aus dem Fenster oder von der Mauer in die Tiefe verübt. Außerdem find mehrere io mißhandelt worden, daß sie in die Irren­anstalt überführt werden mußten.

Bei meiner Einlieferung bestand die Belegschaft aus 700 Männern. 40 Frauen und 250 SA. Bewachungsmannschaften. Ich wurde in de Waschküche geschickt, wo zehn Frauen Tag für Tag die ganze Wäche für die 1000 Menschen des Lagers waschen mußten. Mit den Worten: Die muß waschen, bis fie auf der Schnauze liegt!" wurde ich dem Leiter der Wasch­füche übergeben. So stand ich dann, während die anderen Frauen manchmal stopfen oder flicken durften, mit von Seif und Chlor verfressenen Händen am Waschtrog oder mußte auf dem Boden oder im Hof bei bitterster Kälte Wäsche auf­hängen. Mehr als einmal bin ich zufammengebrochen, aber immer wieder wurde ich zur Weiterarbeit gezwungen.

Für uns we bliche Gefangene gab es keine weibliche Be­wachung. Unsere Räume wurden Tag und Nacht von den SA.   Penten fontrolliert, die uns oft nach's mit ihren Blend= laternen weckten und morgens beim Waschen störten. Tie A. Bewachinasmannschaft gehört zu dem übeliten Men­ichenmaterial, das mir ie benennet ist. Soniel Rohheit und Gemeinheit habe ich noch nie beisammen gesehen. Die männ­lichen Gefangenen wurden oft von ihnen geschlagen. Sie wur­den dazu in einen bestimmten Saal geholt. Am nächsten Tage mußter wir Frauen donn diefen Saal vor den Bløtiprikern und leith: und Santteken. die am Fußboden und an den Wänden hingen. reinigen. Oft habe ich gesehen, daß unsere Cameraden nach inlchen Tagen' bre Leidenscenossen zum Abort tragen mußten.

Mehrmals hatten wir schon Besuch von Ministern und Journalisten Doch aus Furcht vor Mikhandlungen wagte niemand etwas zu sagen oder Beschwerde zu führen. Aber die Wahrheit über die Konzentrationslager kommt doch an den Tag

nis auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Ein vierter mit

ihnen zum Tode Verurteilter wurde im letzten Augenblick für zwei Wochen begnadigt, weil er auf seinen Geisteszustand hin untersucht werden soll.