, 14. Juni.
Und die Musik spielt..., die Militärmusik nämlich. Für Paris war das ein großes Ereignis, als im größten Konzertsaal die hohen Militärs, die Diplomatie, die Eleganz im Parkett Platz nahmen, während auf der Bühne ein uniformiertes Orchester malerisch gruppiert war. Der Dirigent hebt den Taktstock, die Musiker im Militärrock setzen sich in Positur, und es beginnt der Galaabend des französischen Militärmarschs.
Militärmusik- das muß nicht immer gerade kriegerisch klingen, das ist nicht nur rauhe Musik im Takte des Kanonendonners; Militärmusik kann auch zu zarteren Instrumenten passen. Das wurde an diesem Abend demonstriert, als die Militärmärsche aus mehreren Instrumenten nacheinander aufklangen, und zu dem packenden Rhythmus dieser Musik paßte es gar nicht schlecht, daß neben dem hohen General im vollen Ordensschmuck eine elegante Dame im leuchtenden Abendkleid saß. Es war ein Abend des bunten Nebeneinanders, ein festliches Bild. Als dann in der Pause die Wandelhallen sich füllten und eine lebhafte Parade des Sehens und Gesehenwerdens sich entwickelte, da hörte man fast soviele Sprachen, wie es Völker auf der Erde gibt, und Paris konnte einmal beweisen, daß es ein wahrhaft internationales Zentrum ist.
Vielleicht könnte es seltsam erscheinen, daß so hohe und bunte Gesellschaft sich gerade unter den Klängen von Militärmärschen zusammenfand, vielleicht könnte einem der Gedanke kommen, daß gerade dies nicht der richtige Anlaß sei, um Menschen vieler Nationen unter ein friedliches Dach zu bringen. Aber Militär und Militärmusik sind eben doch etwas Verschiedenes, und wenn die Staatsmänner sich nur darum den Kopf zerbrechen müßten, wie die Aufrüstung der Militärmusik international zu regeln sei, dann wäre die Abrüstungskonferenz wahrhaftig kein Problem mehr!
So saßen sie also friedlich nebeneinander, die Staatsmänner, die Politiker, die Diplomaten, die Militärs, und ihre Gesichter waren gar nicht sorgenvoll. Denn wer wollte auch ein finsteres Gesicht machen, wenn die Musik spielt, selbst wenn es Militärmusik ist!
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Die Kunst geht nach Brot, so sagt man wohl. Aber die Künstler fahren gern im Auto, das ist eine Tatsache. Man kennt ja bis zum Ueberdruß aus den illustrierten Zeitungen jene Bilder, auf denen man den Filmstar Sowieso am Steuer seines ,, schnittigen" Wagens bewundern kann, und man weiß, wie solche Bilder dem Ruhm förderlich sein können, bei den anhimmelnden Backfischen..
Paris hat auch für diesen Sport" einen Rahmen gefunden, und so wird in jedem Jahre einmal das AutoChampionat der Künstler ausgetragen. Die echten Sportler werden mit Recht über dieses Championat" lächeln, denn wer das meiste Geld hat, kann sich eben auch den schönsten Wagen leisten diese Meisterschaft zu gewinnen, ist also gerade kein besonderes Kunststück. Aber es ist wieder ein Anlaß, um die Eleganz dieser Stadt zu zeigen, um die berühmten Namen von den Plakatsäulen in einen großen, herrlichen Garten herabzuholen, wo sie sich in voller Pracht dem ,, Volke" zeigen können.
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Auch dieses Mal sah man wieder viele schöne Autos und noch mehr schöne Frauen, kurz, man sah tout Paris "; es war ein Stelldichein jener Leute, die man darum bewundern müßte, weil sie anscheinend keine Sorgen haben oder die wenigstens so tun, als hätten sie keine. Dieser Nachmittag konnte tatsächlich in manchen Augenblicken die Illusion schaffen, als sei der europäische Himmel auf ewig wolkenlos, als sei das Leben eine Spazierfahrt in kostbaren Autos.- Aber diese Illusion zerreist ja sehr bald wieder von allein warum also soll man sich dagegen wehren?
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Auch eine andere Meisterschaft wurde gleichzeitig, sozusagen nebenher, ausgetragen die Meisterschaft im Fotografiert- werden, Sieger in diesem Wettbewerb blieb zweifellos mit vielen Längen Georges Carpentier , der von den Fotografen förmlich umlagert war. Er hat nicht nur den Ruhm des Filmschauspielers für sich, ihn umglänzt auch der Nimbus des Meisterboxers und vor den Athleten hat selbst der oft wankelmütige Ruhm den meisten Respekt.
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Das schönste Auto, die schönste Frau, ach, es gibt soviele prämiierte Superlative der Schönheit, daß es auf einen mehr oder weniger gar nicht mehr ankommt. Warum sollen also nicht auch die schönsten Kinder ausgezeichnet werden?
Keine Sorge, auch diese Frage ist in Paris beantwortet worden. Es gibt jetzt ,, Herrn Paris" und ,, Fräulein Parisette" und die Wahl hat auf höchst feierliche Art stattgefunden. Da marschierten draußen im Schwimmbad die Jungen und Mädels im Alter von drei bis acht Jahren auf, jeder ,, Kandidat" mußte sich auf einem Podium im vollen Glanze seiner Minderjährigkeit zeigen und gleich ein paar Worte in den Lautsprecher sagen, um für seine Wahl zu plädieren. Aufgeregt standen die diversen Mütter daneben, denn welche Mutter wollte nicht den schönsten Jungen oder das schönste Mädchen ihr eigen nennen? Mutterstolz kann sich mitunter auf seltsame Wege verirren.
Schließlich waren die Sieger gefunden, die kleinen Glückspilze sonnten sich in ihrem jungen Ruhm, erhielten Geschenke und sie werden sogar mit der Frau Mama ein paar Tage gratis am Meer verleben dürfen.
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Spectator.
BRAUNBUCH II
über den Reichstagsbrandprozeß mit Enthüllungen
über die wahren Brandstifter und 800 nach
NU Dauid
gewiesene Morde an Wehrlosen
Mit einem Sonderbeitrag von GEORGIJ DIMITROFF ..Was wollte Hitler mit dem Reichstagsbrandprozeß?"
und dem ersten autorisierten Abdruck der großen Schlußrede Dimitroffs vor dem Reichsgericht in Leipzig
Braunbuch II
wird eingeleitet durch ein Vorwort des bekannten französischen Verteidigers MoroGiafferi und enthält neben einer erstmaligen Gesamtdarstellung und Würdigung des Leipziger und Londoner Prozesses, neue Enthüllungen über den Reichstagsbrand und die wahren Brandstifter in folgenden Kapiteln:
ERSTER TEIL:
Der erzwungene Prozeß Vorbereitung des Prozesses
vor
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Die juristische und kriminalistische
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Popoff
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Das
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Das Urteil
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Die Polizei- Kaserne Das Rätsel van der Lubbe und Taneff ,, soldatische Recht" angesteckt?
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ZWEITER TEIL:
800 Morde an Wehrlosen in Hitlerdeutschland Romain Rolland und Lion Feuchtwanger erschossen"
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Der legale Mord
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Beiträge von
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,, Auf der Flucht
22 Morde mit dem Hand
beil 800 Namen klagen an: Eine von Juristen nachgeprüfte Liste der in Hitler - Deutschland Ermordeten
Dimitroff contra Göring : BRAUNBUCH II
erscheint im gleichen Großformat wie BRAUNBUCH I im Umfange von 360 Seiten. Das Buch bringt zahlreiche, teils unbekannte Dokumente, viele Illustrationen, kriminalistische Zeichnungen und auf 40 Seiten Kunstdruck etwa 80 meist unveröffentlichte Bilder
Preis des brosch. Exemplars. Fr. 20.- Preis des gebund. Exemplars. Fr. 30.
Buchhandlung der„ Volksstimme" GmbH.
Saarbrücken 3, Bahnhofstraße 32 Neunkirchen, Hüttenbergstraße 41
Steuerfragen Gesellschaftsgründungen
Wenden Sie sich an
F. BRIQUEU
LICENCIE EN DROIT ehemaliger Kontrolleur der direkten Steuer. behörden, um vom offiziellen Standpunkt aus beraten zu werden.
In St. Blasien im Schwarzwald ist am Mittwoch der BRIEFKASTEN
Dichter Theodor Däubler im Alter von 58 Jahren gestorben Eine schon halb vergessene Aera der deutschen Literatur fommt mit seinem Namen ins Gedächtnis zurüd: der deutsche Expressionismus der frühen Nachkriegszeit. Mit seinen versponnenen und versunkenen Versen, die Leben und Welt in fosmische Bezirke übertrugen, war Theodor Däubler Halbgott und Pagode der expressionistischen Jugend, die heute schon im fräftigen Mannesalter steht. Unter Däublers nicht sehr zahlreichen Werken stand der hymnische Gedichtband„ Das Nordlicht" obenan, angefüllt mit schönen und dunklern Versen, die selbst die Eingeweihten nicht immer begriffen.
Mit seiner mächtigen Figur und dem wehenden, schon früh ergrauten Vollbart war Theodor Däubler auf den internationalen Kongresen der Dichter und Schriftsteller stets eine repräsentable Erscheinung. Einige Jahre spielte er im Pen- Klub eine führende Rolle. Zuletzt hieß es, er habe seinen aristrokratischen Anarchismus abgeschworen und sich zum dritten Reich" bekannt. Aber beglaubigt ist das nicht. Der allzu schnell Alternde war zuletzt völlig verstummt.
Politische Karikaturensammlung
Eine große Sammlung poli ischer und gesellschaftlicher Karikaturen( Originalblätter von Daumier , Cham , Gavarni , Beaumont, Rowland son , Gillray und vielen andern) billig zu verkaufen. Interessenten wollen sich schriftlich melden unter Nr. 1000 an die ,, Deutsche Freiheit" Saarbrücken .
W. J. Gand. Besten Dank für die Einsendung. Im Augenblick ist der Aufsatz für uns unverwendbar.
P. H ., San Sebastian . Es ist schön, daß Sie eine so hohe Meinung von uns haben, aber in Ihrem Falle überschäßen Sie unsere Möglichkeiten hoffnungslos. Wir sehen feinen Weg, Ihnen zu helfen.
A. G., Oslo . Wir freuen uns, von Ihnen zu hören, daß die Aktion für Thälmanns Befreiung auch in Norwegen größeren Umfong annimmt und insbesondere zahlreiche einflußreiche Intellektuelle und Gewerkschafter sich beteiligen.
Matfabäer. Das Mitglied des Präsidiums des Deutschen MaffabiKreises Dr. Friedenthal hat in einem Vortrag in Berlin erklärt, zur Olympiade 1936 sei Palästina als eigener Landesverband zugelanen, neben den Flaggen aller anderen Länder werde auf der Berliner Olympiade auch die palästinensische Flagge wehen. Wir fönnen uns vorstellen, daß die jüdische Jugend aus Palästina ge= rade in Berlin mit besonderer Freude boren wird.
Junges Mädchen
gebildet, kinderlieb, gesund, tüchtig ( nur gelegentliche Hilfe vorhanden) als Haustochter nach Antwerpen gesucht.
Später Ferien und Reisevergütung. Gefl. Angebote mit Bild, Lebenslauf und Ansprüche befördert unter Frau G. M." die Expedition.
INSERIEREN
BRINGT GEWINN
Helene. Aus einem Brief an Sie:... In der Kantine eines sehr bekannten Berliner Warenhauses, in dem auch Juden beschäftigt sind, befindet sich folgender Anschlag auf dem Brett:" Im Mittelafter war es üblich, Frauen, die sich des Verkehrs mit Juden schuldig gemacht hatten, an den Pranger zu stellen. Wir machen die Frauen in diesem Geschäft darauf aufmerksam, daß sie ein ähnliches Geschick ereilen wird, wenn ihr Verkehr mit Juden nicht sofort aufhört."
Pariser Klub
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Im nichtgleichgeschalteten Pariser Deutschen Klub( Université du Parthénon, 64, Rue du Rocher am Bahnhof St. Lazare ) ist am Samstag, dem 16. Juni, um 21 Uhr ein geselliges Beisammensein mit Tanz. Gäste gern willkommen. Eintritt 5 Fr.( Stellungslose 3 Fr.)
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Biz in Dude weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdrud und Verlag: Berlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden& Schüßenstraße 5, Schließfach 776 Saarbrüden
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