Jüdische Sorgen in Palästina

Das jüdische Volk wird es nicht dulden......

Genf  , 15. Juni( 3TA.). Wladimir Jabotinsky   und Dr. Wolfgang v. Weist, die in den letzten Tagen Zürich   und in Bern   in großen Versammlungen sprachen, haben in Genf  vor einem fleinen Kreis internationaler Journaliſten Er­klärungen abgegeben, in denen sie die tragische Lage des jüdischen Volfes schilderten und die Politik der Mandatar­macht Palästinas   unter besonderem Hinweis auf die Ein­wanderungsbeschränkungen für arbeitende Juden einer scharfen Kritik unterzogen. Die beiden revisionistischen Führe verließen nach eintägigem Aufenthalt Genf  . Sie haben hier weder mit Mitgliedern der Mandatskommission, noch mit diplomatischen Vertretern irgendwelcher Staaten gesprochen. Jabotinsky   fehrte nach Paris   zurück, Dr. v. Weist begab fich nach Palästina. um dort die Petitionsbewegung zu organisieren.

Die Erklärung Jabotinskys an die internationale Presse Ianier u. a.:

solchen Regime zu unterwerfen gewillt ist und hierin der festen Stüße des ganzen Volkes sicher ist.

Diese Erflärung darf nicht als eine Zurückweisung des Mandatsystems oder als ein Proteft gegen die Wahl Eng­lands als Mandatsmacht aufgefaßt werden; aber unmiẞ­verständlich ist sie eine gewollte Verurteilung eines Regimes, das in jener Schule folonialer Bürofratie ausgebildet worden ist, in deren Hände England die Verwaltung Pa­ lästinas   zu legen beliebte; ein Regime, das unversöhnbar ist mit dem Geist des Mandates, schädlich den Interessen und dem guten Namen der Mandatar- Nation, und des sind wir sicher in der englischen öffentlichen Meinung selbst schärfste Verurteilung finden würde, falls die ganze Wahrheit über Palästina dem englischen Volf zum Bewußtsein gebracht werden sollte.

Geleitet von diesem Hartnäckigen Glauben an die fairneẞ des Volkes, in dessen Namen das Versprechen gegeben wurde, Palästina als das Nationalheim des jüdischen Volkes neu zu erbauen, hat die Weltunion der Zionisten- Revisionisten die Initiative zu einer jüdischen nationalen Petitionsbewe­gung ergriffen. Die Petition ist an die Regierungen der Länder der jüdischen Diaspora, an den Völkerbund und an Regierung, Parlament und Volf von Großbritannien   und dem British Empire gerichtet worden.

Am 23. Mai d. J. brachte die jüdische Bevölkerung Pa­ lästinas   die Gefühle ihres Protestes gegen die Art der Ver­waltung seitens der Mandatarmacht durch einen sieben­stündigen Generalstreif in allen Zweigen jüdischer Tätigkeit vehement zum Ausdruck Die Manifestation wurde mit einer Einmütigkeit durchgeführt, wie sie bei ähnlichen Anlässen selten erlebt worden ist; sie erfaßte das Proletariat und den Mittelstand aller Parteirichtungen. Durch Stockschläge der Polizei in den Straßen von Tel Aviv   wurden in beträcht= licher Zahl sowohl Revisionisten als Sozialisten verletzt einen schlagenderen Beweis der Einmütigkeit aller Juden gegenüber der Administration fann man sich nicht denken. Alles das zu einer Zeit, in der Palästina eine Dauer­periode wirtschaftlicher Prosperität durchmacht. Die Leistungen der Zionisten haben auch bei antizionistischen Beobachtern aufrichtige Bewunderung gefunden. Es geht ein Zuftrom ausländischen Kapitals ununterbrochen vor sich, private Initiative schafft täglich neue wirtschaftliche Ge­Igenheiten, ein Mangel an jüdischen Arbeiterhänden macht fich in allen 3meigen fühlbar. Ist es nicht bezeichnend, daß gerade in einer solchen Zeit eine mächtige und einmütige jüdische Manifestation vor sich geht, die ihre Wurzel hat in der Verzweiflung, in dem Gefühl, daß die gesamte Arbeit für den Aufbau eines jüdischen Palästina unter den obwaltenden politischen Bedingungen vergeblich, hoffnungslos ist und Reich erschöpfende Waferlinien befist und denen Bevölkerung fultate zeitigen muß, die dem eigentlichen Ziel de jüdischen Arbeit entgegengesest sind? U.

Die Judenheit Palästinas   ist in vollkommenem Einflang mit der Weltjudenheit heute unerschütterlich davon über= zeugt, daß die Palästina- Administration die Beschäftigung nichtjüdischer Arbeiter in den neuen industriellen und land­wirtschaftlichen Unternehmungen der Juden erzwingen will; deshalb ermutigt fie die Einwanderung indischen Kapitals und hindert die Einwanderung jüdischer Arbeiter; fie nüßt sowohl die zionistische Begeisterung als auch das jüdische Beltelend dazu aus, um auf Kosten jüdischen Geldes, In­teffefts und opfervollen Pioniertums ein nichtjüdisches Pa­lästina zu schaffen, wo, wie überall sonst, eine jüdische Minder­heit als eine fremde Enklave- richtiger: in einem Ghetto - lebt.

Das jüdische Volf aber wird es nicht dulden, daß sein Idealismus und sein Vertrauen zu einem ihm feierlich ge= machten internationalen Gelöbnis zu Zwecken ausgenutzt werden, die auf den grausamiten Ruin feiner Intereffen und Soffnungen hinausgehen. Die Ereignisse am 23. Mai in Balästina heben bemiesen, daß die Palästina Judenheit, Vor­hut der Zionistischen   Weltbewegung, sich nicht länger einem

..Kraft durch Freude  "

Ein aufschlußreicher Bildungsabend Man schreibt uns aus der Pfalz  :

Von einem Betriebsarbeiter aus Ludwigshafen   wird uns berichtet, daß man mit Vorliebe die alten Funktionäre der freien Gewerkschaften jest wieder zur Einfassierung der Bei­träge der Mitglieder heranzieht. Um die alten Kämpfer für den Aufstieg der Arbeitnehmerschaft für diese Tätigkeit in der neuen Organisation Kraft durch Freude  " zu gewinnen, verspricht man ihnen, soweit sie erwerbslos find, Arbeit und Brot. Berschiedentlich ist dies auch wahr gemacht worden. Eines Tages erhalten iämtliche Einfassierer einer industrie­stadt in der Pfalz   eine Aufforderung, zu einem Bildungs­abend" zu erscheinen. Mancher mag widerwillig zu einem solchen Bildungsabend gegangen sein. Aber der drohende Verlust der Arbeitsstelle ließ ihn etwaige Bedenken über­winden. Der Bildungsabend sollte um 7 Uhr abends be­ginnen. Als um 8 Uhr der Referent noch nicht zur Stelle war, wollten etliche Anwesende wieder den Heimweg an­treten. Der Versammlungscinberufer erklärte jedoch, daß sie unter allen Umständen zu bleiben hätten. Es täme jemand

Jabotinsky   schilderte eingehend den Inhalt der Petition, erläuterte den Sinn der Balfour- Defloration und der Formel Rüdisches Nationalheim" als die flare Abficht, einen iüdischen Staat mit iüdischer Mehrheit zu schaffen, und führte dann aus, das iüdische Volf babe die festgegrün= dete Ueberzeugung, daß Palästina innerhalb seiner natür­lichen und historischen Grenzen zu beiden Seiten des Jordans durchaus fähig ist. eine volle Pölung der Indenfrage herbei= zuführen. Wesentliche Bedinoung sei die Oeffnung Trans­fordaniens für jüdische Einmanderung und Siedlung. Von autoritativen transiordanischen Kreisen wird dies gegen= märtig glühend gewünscht. Ein Hindernis bithet aher die Mandatar- Administration Welche uncebeuren Mönlichkeiten würden fich unserem Aufbaumert eröffnen, wenn dieses sich auf Transiordanien ausdehnen dürfte, das beträchtlich größer ist als der meftliche Teil und donpelt in lanne, nie

nur den vierten Teil derjenigen Palästinas   ausmacht. Würde Cis- und Transjordanien so dicht benöffert fein wie bas benachbarte inon, in mirde es eine Bevölkerung von fünf bis sechs Millionen Seelen befiken; hei Ausnutzung cller Möglichkeiten aber noch viel mehr., so daß wir im Verlauf meniger Jahrzehnte eines der tranischsten Probleme

Attentat in Polen  

Der polnische Innenminister tot

Warschau  , 15. Juni. Freitag nachmittag um 15.30 Uhr wurden auf den polnischen Innenminister Pieradi in dem Augenblick, als er das Haus Nummer 3 in der Fotsalstraße betreten wollte, von einem Attentäter drei Schüsse abgegeben. Innenminister Pieradi wurde am Kopf schwer verlegt.

Junenminister Pieradi ist im Militärlazarett, wohin er nach dem Attentat übergeführt wurde, seinen Verlegungen erlegen.

Das Begräbnis findet auf Staatsfosten und mit allen militärischen Ehren statt.

Ueber das auf den Innenminister Bronislaw Pieraci verübte Attentat liegen folgende

vor:

Einzelheiten

Als der Minister um die genannte Zeit im Begriff war, das Haus in der Zofialstraße 3 zu betreten, um hier, wie gewöhnlich, in den Gesellschaftsräumen des Klubs des Regie= rungsblocks das Mittagsmahl einzunehmen, trat in dem Augenblick, als ihm der Portier das Haustor öffnete, ein junger Mann von hinten an ihn heran und gab aus einem Revolver drei Schüsse ab. Zwei Schüsse trafen den Minister am Hinterkopf so schwer, daß er bewußtios in das Militär­lazarett in der Nähe des Ujardowski- Parts übergeführt wer= den mußte. An dem Aufkommen des Ministers wird ge= zweifelt. Der Täter, ein fleiner, schmächtiger junger Mann, ergriff unmittelbar nach Abgabe der Schüsse die Flucht und fonnte noch nicht festgenommen werden; die Polizei ist ihm aber auf der Spur. Auf der Flucht hat der Täter einen ihn verfolgenden Polizeibeamten durch einen Revolverschuß ver­lept.

Innenminister Pieracki  , der im Jahre 1895 geboren ist, gehörte zu dem engsten Kreis um Marschall Pilsudifi, zu der sogenannten Oberstengruppe. Als ehemaliger Regionär­offizier erlangte Pieracki   den Militärgrad eines Obersten im polnischen Generalstab. Im Jahre 1928 ist er als einer der Spizenkandidaten dee Regierungsblocks in den Sejm ge= wählt worden. Seit vielen Jahren gehört Bieracki der Regie­

rung an.

Man nimmt an, daß es sich bei dem Attentat um ein Racheaft polnischer Nationalisten für die Auflösung ihrer Organisationen handelt.

Der Täter festgenommen

Warschau  , 16. Juni. Der Mann, der den Anschlag auf Innenminister Pieradi ausführte, ist festgenommen worden.

der Geschichte ohne jeden Schaden für unsere nich jüdischen Strafen für Landesverrat

Nachbarn fösen könnten.

Jabotinsky   erläuterte den Inhalt des von ihm der Per­manenten Mandat@ fommiffion des Völkerbundes unter= breiteten Memorandums als eines der Zwischenstadien der Petitionsbewegung; in diesem Memorandum wird der flare Sinn der Balfour Defloration und des Mandats dahin erflärt, daß ein jüdischer Staat geschaffen werde( im Mandat ist die Rede von der Wieder- Errichtung" des jüdischen Nationalheims). Jabotinifn schloß: ir find dra endlichen Sienes unserer Bemoanne ficher im Sinne ienes Glenben?, defen Tempel die Stadt Genf   ift. Bir alauben an die un­beficabare Macht einer iufta caufa, die im Namen von Leid und Hoffnuna. non menschlichen Prinzipien und den Geboten der Gerechtigkeit fämpft.

In Rußland  

( FSU  ). Durch Beschluß des Volfskommissarenrates sind neue Strafbestimmungen gegen Vaterlandsverrat in das Strafgesetzbuch der Sowjetunion   aufgenommen worden, die militärischen Landesverrat und Uebergang zum Feinde unter Todesstrafe stellen. Auch die bloße Kenntnis solcher Pläne und die Unterstützung derselben kann mit dem Tode bestraft werden. Für Militärpersonen tragen ihre erwachsenen Fa­milienangehörigen die legale Mitverantwortung. Die revo­lutionäre Gefeßgebung der Sowjetunion   fannte bisher den Begriff des Landesverrats nicht. Hochverrat und fonter­revolutionäre Verbrechen wurden als eine Einheit behandelt und unterlagen in den meisten Fällen der Gerichtsbarkeit der Politischen Staatsverwaltung( OGPU.), deren Aufgabenfreis die Bekämpfung der Konterrevolution, der Spionage und des Banditismus war. Durch die neuen Bestimmungen tritt eine Verschärfung der Strafen ein, gleichzeitig aber auch der Uebergang der Ahndung des Landesverrates von der

Musterung von Landhelferinnen DGPU. an die ordentlichen Gerichte.

Kasernenhofmanieren gegenüber Frauen

( Inpreß.) Ueber die Art, wie Frauen und Mädchen, die

als Landbelferinnen vorgefeben sind, ärztlich ausgemustert

werden, gibt ein Bericht aus Pankow   Ausschluß. Die Frauen und Mädchen wurden in Fünfergruppen untersucht. In fünf Minuten waren zehn Personen vom Stadtarzt als gesund

und tauglich befunden; Atteste der Hausärzte wurden nicht beachtet; auf die Erklärung einer Frau, daß sie an Eierstock­entzündung leide, antwortete der beamtete Arzt: Faule Brut." Personen, die als untauglich vom Lande bereits

zurückgekommen waren, wurden abermals als tauglich be­

funden.

Aus cinem

deutschen   Arbelterbriel

von der Gauleitung. Um 8.30 Uhr fuhr eines der üblichen» Du glaubst nichts, was uns zugemutet wird"

eleganten Autos vor. Ihm entitieg ein eleganter Unifor­mierter, der sich sofort, natürlich ohne irgendwelche Ent­schuldigung zum Vortragspult begab. Er verlangte ein Blatt Papier  , das ihm ein Anwesender in der Meinung, der Herr Referent wollte sich Notizen machen, sofort zur Ver­fügung stellte. Der Herr Referent von der Gauleitung Papier   mehrere Male zusammen und zerriß es

... Du glaubst nicht, wie furchtbar das alles ist, was uns heute zugemutet wird. Unser Gauleiter, der berühmte Kon­ditor Schmalz in Hannover  , der nach dem Siege der natio= nalen Revolution sozusagen vom Lehrling gleich zum In­nungsehrenobermester mit Ehrendolch ernannt wurde, möchte zu gerne glänzen. Seine Stellung als Gauleiterstell­

Festigkelt

der österreichischen Arbeler Das Fiasko der Einheitsgewerkschaft

Ein Gewerkschaftler schreibt dem OND. aus Wien  : Die faschistische Einheitsgewerkschaft hat nun selbst die Nieder­lage des neuen Regimes eingestanden. Die Regierungs­presse berichtet, daß sich zum Eintritt in die faschistische Einheitsgewerkschaft im ganzen 100 000 Arbeiter und Angestellte angemeldet hätten. Diese Zahl ist an­gesichts genauer Berichte, die wir bekommen, falsch. Es haben fich nicht mehr als 70 000 Arbeiter zum Eintritt gemeldet und zwar vor allem Arbeiter und Angestellte solcher Betriebe, die öffentliche Aufträge haben und bei der Auftragserteilung gezwungen werden, den Beitritt zur Einheitsgewerkschaft zu vollziehen. Aber selbst wenn die Zahl von 100 000 Neubei­tritten richtig wäre, so hätte die faschistische Organisation noch immer weniger Mitglieder, als die christlichen und deutschnationalen Gewerkschaften vor dem Februar hatten. Die Regierungspresse behauptet ferner, daß etwa zwei Drittel der Mitglieder der Einheitsgewerkschaft früher freien Gewerkschaften angehört hätten. Danach hätten also etwa 60 000 reigewertschaftler ihren Beitritt zur Einheitsge­werkschaft vollzogen, so wäre das ungefähr ein Zehn= tel des Mitglieder standes der freien Gewerf­schaften. Neunzig Prozent der Mitglieder der freien Gewerf= schaften haben also ihren Organisationen trop faschistischent der Einbeitsgewerkschaft noch größer als diese von der Re­gierungspresse zugegebenen Zahlen zeigen. Die Arbeiter stehen dem austrofaschistischen System und seiner nelben Ge­merfichaftsorganisation in unversöhnlicher Feindschaft gegen über.

faltete bade, bie er mit den Worten: So sehen die Be- vertreter ist ihm zu wacklig. Darum kopiert er seinen Kolle- Terror die Treue gehalten. In Wirklichkeit ist die Blamage

richte aus, die bei uns in der Gauleitung eingehen," in den Saal schleuderte. Er wollte also damit ausdrücken, daß die aus dem Bezirf eingehenden Berichte nichts als wertloje Geßen bedeuteten. Er fuhr dann in echt militärischem Ton fort: Das muß anders werden. Bis jetzt fönnen wir feit­stellen, daß nicht eine einzige richtige Abrechnung bei der Gauleitung eingegangen ist. Es werden Abrechnungen ein­gesandt, ohne daß die vereinnahmten Gelder auch mit ab­geführt werden. Andere wieder schicken Teilbeträge der Ein­nahmen an die Gauleitung ein, mofür jegliche Abrechnung fehlt. Entweder wird in einem Fall zu viel oder zu wenig Geld eingesammelt. Nirgends herrscht. Ordnung. Ich muß schon sagen,

menn wir das Unglüd hätten, heute von Marristen oder anderen Gruppen abgelöst zu werden, dann würde die Welt staunen über die Unordnung und den Misthaufen, den fie nach einem Jahr Hitlerregierung und nach einem Jahr Arbeitsfront vorfinden. Während wir bei der Uebernahme der freien Gewerffchaften vor allen Dingen alles in bester Ordnung vorfanden, ist heute der reinste Saustall vor: handen.

Also nochmals, es muß anders merden, sonst müssen wir mit allen Mitteln dazwischenfahren."

Mit diesen Worten und noch einigen Drohungen und Veriprechungen schloß der Herr Referent von der Gauleitung feinen Bildungsabend".

gen Koch aus Ostpreußen   und macht den amtlichen Stellen blauen Dunst vor. Und so kommt es, daß wir in unserem Ve­

zirk an der sagenhaften Autobahn in zwei Schichten beschäf­

tigt werden. Trotzdem glaubt niemand von uns an die Fer=

tigstellung dieser Bahnen. Aus diesem Grunde ist es für

uns um so schlimmer, diese furchtbare Plackerei und Schin­derei zu ertragen.

In der letzten Woche hatte ich Frühschicht. Das heißt, ich

Hinrichtung

muß um 2 Uhr nachts aufstehen, fahre 3.15 Uhr mit der für Kameradschaft sche

Eisenbahn an meinen Arbeitsplas, wo um 4 Uhr morgens mit der Arbeit begonnen wird. Die Arbeitszeit banert bis 12.30 Uhr mittags. Um 2.15 Uhr bin ich völlig zerschlagen wieder zu Hause.

Schlafen kann ich nicht vor dem Dunkelwerden, da in unserem urmeleutehause, wie Du weißt, am Tage viel Le­ben ist. Trotzdem muß ich die nächste Nacht um 2 Uhr wieder hoch.

In der anderen Woche habe ich dann Tagesschicht. Dann muß ich morgens 10.45 Uhr abfahren und komme aben: 3 11 Uhr wieder zu Hause an.

Und für solch eine Pferdetour von mehr als 12 Stunden bekommen wir den horrenden Lohn von brutto vier Mark. Von diesem Pohne gehen noch alle Abzüne und Fahrgeld herunter, so daß faum das Nötige zum Leben bleibt. Man hat uns Arbeitern von der Reichsautobahn   also nicht, nur die Freiheit und die Arbeitskraft, sondern, wie Du aus zeitung", die in Rottweil   erscheint. bat ihr Erscheinen obiger Zeitrechnung ersiehst, auch die Sonne gestohlen. Aber trotzdem lassen wir den Mut nicht finfen..."

Im 135. Jahrgang!

Die im 135, Jahrgang stehende Schwarzwälder Bürger­

eingestellt.

Der Jude und die Arierin

3TA. Die Prager Zeilungen melden: Der türkische Jude Wolf Rose, der feit sechs Jahren mit einem Interimspaß für Staatenlose in Deutschland   lebt, wurde am 22. Februar 1934 von der Geheimen Staatspolizei verhaftet, weil er, der Jude, mit einem deutschen   Mädchen in Kameradschaftsehe gelebt hat. Nach wochenlanger Haft wurde er am 31. Mai ins Polizeipräsidium Berlin- Alexanderplatz geschafft. Dort wurde er in ein rotes Auto gesetzt und entführt. Die Fahrt ging nach Görlig in Schlesien  , von dort weiter. Rose wurde in den Keller eines Hauses gesperrt, dann herausgehoft und mit vorgehaltenem Repolver gezwungen, den Hut vor das Gesicht zu halten. So wurde er in einen Wald geführt und dort au einem Baum aufgeknüpft. Durch ein Geräusch wurden die Täter veriagt, so daß sie nicht funstgerecht die Hinrichtung vollziehen fonnten. So gelang es Wolf Nose, am frühen Morgen das Haus des Hermann Lorenz   in Ober sich freizumachen und die Flucht zu ergreifen. Er erreichte Herzdorf bei Friedland, der ihn, der über und über mit Blut befleckt und vollkommen verstört war, aufnahm.