Straßburger   Wochenbericht

Raketen fürs Elsaß  

Verständlich, daß die Meldung, die vor einigen Tagen durch die Zeitungen ging, in der Lörracher   und Pirmasenser   Ge­gend würden von Hitlerdeutschland Abschuẞvorrichtungen für Raketen eingerichtet, im Elsaß   besondere Aufmerksam­keit fand. Denn schließlich würden solche Waffen sich in allererster Linie gegen das elsässische und lothringische Festungsgebiet und sein Hinterland austoben, wobei nach den Erfahrungen im Weltkrieg kaum ein Unterschied zwischen Zivilbevölkerung und Militär gemacht werden würde. Die Nachricht, die von mehreren hiesigen Zeitungen übernommen und entsprechend kommentiert wurde, stammt aus der ,, Wie­ner Sonn- und Montagszeitung", der man natürlich die volle Verantwortung für die Richtigkeit überlassen muß. Immerhin ist das Problem der Verwendung der Rakete als Waffe in dem fraglichen Aufsatz mit einer bemerkenswerten Offenheit behandelt. Auch die technische Seite kommt dabei nicht zu kurz. Wenn man die Anstrengungen der Hitlerherrschaft auf dem Gebiet der Wiederaufrüstung Deutschlands   verfolgt, so wird man zugeben müssen, daß die Nachrichten über Ein­richtung von Raketenabschußvorrichtungen durchaus nicht von der Hand zu weisen sind. Die meisten elsässischen und lothringischen Zeitungen nehmen daher die Meldung zum Anlaß, den Wert der französischen   Verteidigungsmaßnahmen an der Ostgrenze einer Kritik zu unterziehen, wobei aller­dings die jeweilige parteipolitische Einstellung der Zeitung der Kritik den Stempel aufdrückt... ls Positivum vermag man jedoch allen Kritiken zu entnehmen, daß das französische  Volk durchaus nicht gesinnt ist, sich ,, überraschen" zu lassen. Man hat im großen und ganzen zu der gegenwärtigen Regie­rung das Vertrauen, daß sie sowohl nach der militärischen, wie auch nach der politischen Seite hin alles unternehmen wird, um einigen politischen Abenteurern an der Spitze euro­päischer Nationen die Möglichkeit zu nehmen, verheeréndes Unheil anzurichten.

Royalisten ohne Publikum

In Bischwiller   sollte dieser Tage eine Versammlung der Royalisten stattfinden. Als die Einberufer ins Lokal kamen, mußten sie zu ihrem Schrecken feststellen, daß die Bischwiller  schaffende Bevölkerung den Saal bereits besetzt hielt und nicht gesonnen schien, die Ideen der Royalisten kennen zu lernen. Die Herren taten das Klügste, was sie in dieser Lage tun konnten: sie verzichteten auf die Kundgebung, in der dann gegnerische Redner erklärten, daß für den Royalismus in Bischwiller   kein Raum sei.

Sektion gegen den Antisemitismus

In Straßburg   wurde eine Sektion der Liga gegen den Anti­semitismus ins Leben gerufen. deren Ehrenpräsident der be­kannte aus Deutschland   emigrierte Professor Einstein  ist. Alle Gegner des Antisemitismus werden aufgefordert, sich der Sektion anzuschließen.

Zwei Jahre Gefängnis mit Aufschub

Die 49 Jahre alte Frau Morstadt, die am 20. April auf ihren Mann, als er morgens nach Hause kam, mehrere Schüsse abgegeben und ihn schwer verletzt hatte, wurde von der Strafkammer zu einem Franken Schadenersatz sowie zwei Jahren Gefängnis mit Aufschub verurteilt. Die Frau gab an, die Tat begangen zu haben, weil sich ihr Mann eine Geliebte gehalten habe.

Kleine Tageschronik

Bei einem Paddelbootunglück ertrank auf der Ill am Sonn­tagnachmittag in der Nähe der Katzenbrücke der 20 Jahre alte Eugene Irr aus Königshoffen. Die beiden anderen Per­sonen, die des Schwimmens unkundig waren, wurden gerettet. während Irr, ein guter Schwimmer, wahrscheinlich einen Schlaganfall erlitt.

Der 31. Jahreskongreß des Verbandes der französi­ schen   Epiciers findet am 18. und 19. Juni in Straßburg  statt. 90 Syndikate haben ihr Erscheinen zugesagt.

Am Sonntag, 17. Juni wird auf dem Bassin Vauban eine große internationale Ruderregatta ausgetragen, die unter dem Protektorat des Herrn Präfekten Roland Mar­cel steht.

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Vortrag Dr. Nachum Goldmann  

In einer überfüllten Versammlung im großen Saal des Hotels Stadt Paris  " sprach der Präsident der, Délégations Juives" in Genf  , Dr. Nachum Goldmann  , über die gegen­wärtige Lage des Weltjudentums und Palästinas". Dr. Gold­mann, einer der hervorragendsten Führer des Zionismus, be­merkte u. a., daß das Judentum nicht nach Weltherrschaft strebe, sondern nur gleiches Recht wie die Wirtsvölker ver­lange. In der deutschen Judenfrage könne es keine Kompro­misse geben. Der kalte Pogrom", der jetzt in Deutschland  an die Stelle der Exzesse getreten sei, schwäche die Stel­lung des Judentums dadurch, daß sich gegen ihn die Welt­meinung nicht so leicht mobilisieren lasse. Der Redner erhob

lichen Charakter haben sollten. Nun aber wurde auf Grund eines Einspruchs hiesiger Vereinigungen die Durchführung von Stierkämpfen untersagt.

Gedächtnisfeiern für Kleber und Desaix

Für die Straßburger   Generäle Kleber und Desaix  , die am 14. Juni 1800 in Aegypten  , der eine durch Mörderhand, der andere auf dem Schlachtfeld von Marengo, den Tod fanden, veranstalteten die Behörden schlichte Gedächtnisfeiern, die mit Kranzniederlegungen durch die Militärbehörden an den Denkmälern der beiden Generale und kirchlichen Zeremo­nien verbunden waren.

die Forderung nach einem jüdischen Weltkongreß, der sich BRIEFKASTEN

mit der Vertretung der Rechte des Judentums zu befassen habe. Zur Lage in Palästina forderte der Redner im Einver­nehmen mit England die Bereinigung der politischen Schwie­rigkeiten.

Die Johannismesse

Straßburg rüstet zu seinem groen traditionen Volks­fest, der Johannismesse, die am 23. Juni in den Gärten des Wack en eröffnet wird. Die Messe sollte als besondere At­traktion auch Stierkämpfe bringen, die allerdings rein sport­

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Die neue Weltbühne, Heft 24, ist soeben erschienen und enthält a. a. folgende Beiträge: H. Budzislawski: Die klugen Defaitisten, Gunnar Leistikow: Krise im Butterland, Alfred Apfel  : Standel um Horst Wesel, Heinz Pol  : Kronzeuge Goebbels  , Ernst Ottwalt  : Matthias Ratost, Ludwig Marcuse  : Dreijahrsplan der Gottlosig­fcit?

A. B., Neuyork. Besten Dank für Ihre Mühe, aber wir hatten schon einige Tage vorher einen Bericht über die Nazi- Versamm lung in Irvington erhalten und veröffentlicht.

Hamburgerin. Eine Freundin hat Ihnen geschrieben, als in Hamburg   jüngst Don Carlos" gespielt worden sei und der Marquis Posa fein berühmtes Wort gesprochen habe:" Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!", sei das Publikum in minutenlangen dröhnenden Beifall ausgebrochen. Das Stück jei darauf vom Spiels plan abgesezt worden. Der Dramenschreiber Friedrich Schiller  , dieser Miesmacher, Kritikaster und Intelligenzler hat sich leider schon vor mehr als hundert Jahren dem Konzentrationslager durch den Tod entzogen. Ein solcher Saboteur ist in jenen finsteren Zeiten Hofrat   gewesen und die andere Intelligenzbestie, Goethe, sogar Minister.

Schwundgeld." Ihre währungsreformerischen Ermahnungen an uns in Ehren, aber über die Stellung des dritten Reichs" zu Ihren Forderungen sind Sie schlecht unterrichtet. Durch eine Ver­ordnung des württembergischen Innenministeriums werden die in Württemberg   bestehenden Verbände, die durch die Einführung von Freigeld, Verrechnungsverkehr" oder sonstige Kunststücke eine wirt­schaftsgesundung herbeiführen wollen, aufgelöst und ihr Vermögen beschlagnahmt. Es handelt sich um den Rolands- Bund, Wära- Bund, Internationale Freiwirtschafts- Liga, Reichsbund für Arbeitsbeschaf fung, den Deutschen   Freiheitsbund und den Deutschen   Volksbund. H. N. Ihr Aufsatz Der organisierte Sadismus bringt zu wenig Material. Was er enthält, hat fast alles in der Deutschen Freiheit" gestanden. Es liegen uns auch jetzt noch viel gründlichere Berichte über die Konzentrationslager vor.

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H., Saarbrüden. Sie hörten auf einer Eisenbahnfahrt im Saar­gebiet Reichsdeutsche sehr wenig respektvoll von den deutschen Reichsministern sprechen. Am meisten galt diesmal der Spott dem Dr. Goebbels  . Einer meinte: Jedes Land hat seinen Fuß. Frank­ reich   den Drenfuß, Oesterreich den Dollfuß, und wir haben den Klumpfuß." Ein anderer ergänzte: Wissen Sie, warum Minister Goebbels   hinft? Nein? Nun, Rügen   haben furze Beine." Sind es auch Kalauer, so zeigen sie doch die Stimmung. M. R., Paris  . Sie scheinen in Paris   den Sinn der deutschen Sprache etwas verlernt zu haben. Wir haben keinen Grund, unseren Korrespondenten, der im illegalen Kampfe steht und nicht in der Emigration, gegen Ihren unsinnigen Vorwurf in Schuß zu nehmen. Für sachliche Belehrung sind mir immer dankbar, aber leider fcheinen Sie sich anders als in heftigen Vorwürfen nicht mehr be­wegen zu können. Auch dafür haben wir Verständnis, aber zu langen Korespondenzen fehlt uns die Zeit. Begnügen Sie sich mit dieser Antwort und werden Sie etwas ruhiger. So bösartig, wie Sie glauben, find wir nicht; vielleicht auch nicht ganz so dumm.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pig in Dud. weiler; für Inserate: Cito Kuhn in Saarbrüden Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH. Saarbrücken 3, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrücken.

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