Der Lärm um Papen

langen. Er bekommt eine Poftfarte mit vorgedrudtem Tert zugeschickt. auf der seine Beförderung auf die Quengler- Liste vermerkt wird, und dann hat er Stoff genug, um sich sein ganzes Leben über diefe unglaubliche Vernachlässigung seiner Rechte aufzuregen."

Noch immer großer Widerhall im Ausland warum fchließlich der Dentiche, der keine Rechte mehr

London , 21. Juni. ( Inpreß.) Der diplomatische Mitarbeiter des Daily Herald" glaubt zu wissen, daß von Papen seine Marburger Rede im Einverständnis mit den Groß­agrariern gehalten hat, die eine Zusammenarbeit zwischen den Vertretern ihrer Interessen und gewissen Raziführern radifaler Richtung" als unmöglich betrachten. Die Indu striellen und Agrarter, die Hitler zur Stärkung ihrer Macht bennzt haben, beabsichtigen heute, die Regierungsgeschäfte selbst zu führen, statt sie durch Mittelspersonen führen zu lassen. Zur Durchsetzung ihrer Ziele, erklärt das englische Blatt, stüßen sie sich auf die Reichswehr und auf die Autorität des Feldmarschalls Hindenburg , der sich gegenwärtig, un geben von Großgrundbefizern, in Nended aufhält. Diese Kreise denten daran, eine Militärdiktatur aufzurichten, die das Vorspiel zur Restauration der Monarchie bedeuten soll. Man wird jagen können", schließt Daily Herald", daß die rivalisierenden Gruppen im Laufe der kommenden Wochen fich eine entscheidende Schlacht liefern werden".

,, Irgend ein Ereignis..."

London , 21. Juni. Das konservative Blatt Eve­ning Standard" hält die Rede von Papens und ihr Berbot als das erste sichtbare Zeichen für die Spaltung, die im nationalsozialistischen Regime durch die Wieder: bildung der Rechten und der Linken verursacht wurde. Das Blatt glaubt, Papen habe den Gefühlen der Junker Aus­druck gegeben, die durch die Drohung einer Güter aufteilung aufgeschredt worden feien, welche jene fordern, die davon profitieren würden. Ta Hitler nicht beide Gruppen gleichzeita zufriedenstellen kann, glaubt das englische Blatt die Zeit nabegerückt, wo feder zu einer hei­tigen Aktion Zuflucht nehmen merde, um dem anderen zu­vorzukommen. Die Zeitung schließt folgendermaßen: Irgendein Ereignis, zum Beispiel der Tod des Reichspräst­denten, kann das Signal zum Ausbruch eines Konfliktes sein, in welchem Hitler und fein Regime auf immer ver­schwinden werden."

Das liberale Blatt Star" geht in seinen Schluß­folgerungen weniger weit, stellt ebenfalls das Bestehen eines Konfliktes feit und fragt sich, ob die deutsche Schwerindustrie, die Hitler zur Zertrümmerung der Demokratie und der Freiheit die Hände frei machte, jetzt Hitler nicht mehr für den rechten Mann halte.

Ein Alarmruf

Paris , 21. Juni. Temps" will in den Reden Hitlers , Goeb bels und Papens ein Zeichen für die wachsende Beunruhigung, Verwirrung und Plantofig­feit sehen, die in Deutschland herrsche. Diese jenseits des Rheines ausgebrochene Beunruhigung erkläre den Besuch des Reichskanzlers in Benedig, die Rede Goebbels ' in War­ schau und die Sondierungen Ribbentrops in Paris . Weiter gibt das Blatt der Ansicht Ausdruck, die Rede Papens, die die Tür zu allen möglichen Vermutungen offen lasse, sei ein Klarmruf, ein Aufruf gegen die radikalen Elemente des Nationalsozialismus, und nach Ansicht gewisser Streise sogar eine Herausforderung an die Adresse des Reichspropaganda­Male Papen ,

Bedeutung bei, da sie in scharfem Gegensatz zu dem tatsäch­lichen Stand der Dinge steht.

München , 21. Juni. ( Inpres.) In München sind die Erem­plare einer schweizer Zeitung, die Auszüge aus der Mar­burger Rede von Papens veröffentlicht hatte, beschlagnahmt worden.

Wie Anfang 1918

Soweit der Plan, der möglicherweise bald Wirklichkeit sein hat, noch das Recht haben soll, Eingaben zu machen?

Pfarrer eingesperrt

Berlin , 19. Juni. ( United Pres".) Pastor Schmundde aus Neu- Trebbin an der Oder, der wegen Gehorsam&- verweigerung gegenüber der Kirchenregierung in sei­nem Amt juspendiert worden war, trotzdem aber auf seinem Posten verblieb, ist heute ins Gefängnis von Potsdam eingeliefert worden. Aus ähnlichen Gründen wurde der pemmersche Pastor Reimers in das Gefängnis von Neu­Stettin gebracht. Im Rheinland wurden zwei Pastoren nach tagelanger Polizeihaft wieder freigelassen; fie mußten fich jedoch verpflichten, ihr Amt nicht mehr auszuüben.

Ein Hildesheimer Einwohner, der in einer Gaststätte Be­merfungen machte, welche sich gegen den Nationalsozialis mus richteten, wurde in Haft genommen. Der Be treffende war gerade aus dem Konzentrations

Madrid , 20. Juni. Die linksrepublikanische Zeitung GI Liberal" schreibt u. a.: Die Hitlerdiktatur befindet sich nach kaum eineinhalb Jahren der Machtübernahme in einer ebenso beängstigenden Lage wie das Kaiserreich Anfang 1918. Nicht die immer noch verängstigten und schweigfamen einde Gerade aus dem Konzentrationslager entlassen! sind schuld daran, sondern die Unfähigkeit der Nazis zu re­gieren, der Kampf zwischen den verschiedenen Richtungen der Partei und vor allem der tragische, aber auch groteske Wider­spruch zwischen den demagogischen Versprechungen und den armseligen Resultaten. Die itlerturannei hat sich gegen ihre Urheber gewendet. Der zu den ungeheuren Rüstungsaus= gaben gekommene wirtschaftliche Boykott hat Deutschland in lager entlassen worden und nach Hildesheim zurück­die schlimmsten Tage des Weltkrieges zurückgeführt. Das Gold der Reichsbank verflüchtigt sich, der Außenhandel iſt Null, das Geld für die Einfuhr des Unerläßlichen fehlt. Nie mand will Deutschland Kredit schenken, das an die Rückkehr zu dem Lebensmittelrationalisierungssystem der Kriegszeit denkt, und automatisch tauchen die Risie in dem Ding auf, welches ein Granitblod zu sein schien. Wie lange wird die zerierung dauern? Wo wird das dritte Reich" hingefangen? Gegenwärtig steht nur etwas fest: Es ist unmöglich, den Zusammenbruch der Razidiftatur aufzu­halten."

Die Quenglerschlacht

ob

Außer Miesmachern und Kritifastern gibt es noch die Quengler Quengler find Leute, die mit dem Kopf durch die Wand wollen und die die Behörden mit Eingaben zur Ver­zweiflung freiben. Das Reichsverwaltungsblatt veröffent licht einen sorgfältig ausgearbeiteten Plan zur Bekämpfung der Quengler. Als sicherstes Mittel schlägt er die Einfüh­rung einer Quenglerliste vor. Auf diese Liste sollen alle Staatsbürger fommen, die trop Bescheidung durch die oberste zuständige Behörde nicht davon ablassen, die Behörden mit offenbar grundlosen Eingaben, Anträgen und Beschwerden zu belästigen. Wer auf der Quengler- Liste steht, fann von feinem Gericht, feiner Staatsanwaltschaft und keiner Ver­waltungsbehörde mehr ein Eingehen auf seine Eingabe ver­

gefehrt.

Die Gestapo stiehlt

Das geheime Staatspolizeiamt hat auf Grund der geseh­lichen Bestimmungen über die Einziehung staats- und volf feindlichen Vermögens das Vermögen einschließlich bes Schriften- und Bureaumaterials des Bundes der jüdi schen Arbeitnehmer mit seinen Unter- und Neben­organisationen zugunsten des preußischen Staates ein gezogen.

Goldreich" loob n

Eine dunkle Geschichte

Aus Berlin wird berichtet: Das Sondergericht verurteilte den amerikanischen Staatsangehörigen Ar­mand R. Goldreich wegen Betruges in zwei Fällen sowie wegen Vergehens gegen die Verordnung vom 21. März 1938 zu einer Gesamtstrafe von einem Jahr sechs Monaten Gefängnis. Goldreich, der Jude ist, hatte sich unerlaubt die Uniform und das offizielle Parteiabzeichen angelegt. Als Sturmführer der SA. und Verbindungs­mann des Stabes der NSDAP . suchte er jüdische Aerzte auf, denen er porgab, ihnen gegen Zahlung eines Vorschusses zur Wiedererlangung der verlorengegangenen Kassenpraxis zu verhelfen.

SPD. - Führer vor dem Reichsgericht

miniſters Goebbels . Zum ersten Mote babe Boven, jeitdem Mehrjährige Gefängnisstrafen für Hochverrat

er Hitler babe, öffentlich Gedanken drud gegeben, die den von nationalsozialistischen Führern befundeten Tendenzen diametral entgegengesett feien.

In anderen franzöfifchen Zeitungen wird gemeldet, Papen habe ein Glückwunschtelegramm Hindenburgs erhalten.

,, Nur langsam"

Washington, 21. Juni. ( Havas.) Baltimore Sun" schreibt zur Rede Papens: Die Rede ist besonders bezeich nend für denjenigen, der die sonstige außerordentliche Vor­ficht Papens fennt. Es ist wenig wahrscheinlich, daß er das Hitlertum ebenso direkt und scharf angegriffen hätte, wenn er nicht die Ueberzeugung hätte, einen gro= ßen Teil der öffentlichen Meinung hinter sich zu haben, die zum mindesten bereit ist, die Diftatur beim ersten Signal durch einen Mann aufheben zu lassen, der Mut genug hat, um die Leitung der Opposition zu über­nehmen. Der Nationalsozialismus ist seit seinem kurzen Be­stehen der schwierigsten Lage gegenübergestellt. We gen des Terrors, dem das deutsche Volk unterworfen ist, wird die Krise nur langsam heraussteigen."

,, Endgültig geregelt"

Berlin , 21, Juni,( Inpreß.) In offiziellen Kreisen bemüht man sich, den Zwischenfall, der durch die Marburger Rede von Papen hervorgerufen wurde, als endgültig geregelt darzustellen. Man beruft sich darauf, daß der Vizekanzler einem Bankett beigewohnt hat, welches Dr. Goebbels gestern abend veranstaltete. Eingeweihte Persönlichkeiten meifen je­doch dieser scheinbar freundlichen Zusammenfunit feinerlei

Das Neueste

Der marristische Populaire" will aus dem Bulletin des Comite des forges( franzöfifche Schwerindustrie) ersehen haben, daß die Bant von Frankreich der italienischen Lira eine bedentende Unterstützung habe zuteil werden laffen. Es scheine aber auch, als ob diese Unterstützung auch angen­blicklich noch andanere. Wenn dies den Tatsachen entspreche, so erklärt das Blatt, müßten dabei politische Erwägungen eine Rolle spielen.

Die Tagung des ständigen Rates der Kleinen Entente wurde am Mittwoch beendet. Ueber die Ergeb= niffe wurde ein Remmunique herausgegeben, das zehn Ents schließungen aufzählt,

Der Dampfer" Dresden " des Norddeutichen Lloyd, der fich zur Zeit auf einer Urlauberfahrt Straft durch rende" befindet, ist an der navmenischen Rüfte durch Grnudberührung led gemorden Die Bajagiere murden an Land gebracht, und auch die Befagung hat das Schiff vers lafen.

Mittmachnachmittag ereignete fich auf der Karsten Jens trumsgrube bei Essen ein schweres Unglück durch Zubruch­gehen einer Strede. Ein Steiner nnd fedha Bergleute war: den durch Gefteinsmaffen verschüttet.

In dem Städtchen Siedlce in Kongreß- Polen wurden während eines Gewitters drei Personen durch Bligschlag getötet.

Jm Ungarischen Oberhans hielt Ministerpräsident Göm 638 am Mittwoch eine Rede, in der er ernent den Neviz sionsanspruch Ungarns betonte und eine Zusams menarbeit mit der Kleinen Entente ablehnte.

Die fünf Engländer, die von chinesischen Seeräubern ge: fangen genommen und verschleppt worden waren, sind be freit worden. Sie befinden sich an Bord eines englischen Kriegsschiffes,

Die Frankfurter Zeitung " berichtet:

Leipzig , 2. Juni. Unter der Anklage der Vorbereitung zum Hochverrat hatten sich heute der langjährige Redak­teur des Vorwärts" Franz I. fein Schwiegerjohn Friz Neu beder und der ehemalige Parteisefretär der SPD. für den Bezirk Brandenburg - Grensmart Wilhelm Krüger vor dem 4. Straffenat des Reichsgerichtes zu ver­wurde außerdem noch vor­

antworten. Den Organifatorlichen Zuiammen.

geworfen, den

hang der Sozialdemokratischen Partei Deutsch­ lands nach dem Erlaß des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1983 weiter aufrecht erhalten zu haben.

In der Verhandlung wurden Vorgänge erörtert, die fich furz nach der Verkündung dieses Gesetzes, und zwar von Ende Juli bis Mitte August 1933 abgespielt haben. Während dieser Zeit trafen sich in Berlin in verschiedenen Lokalen kleinere, aus vier bis acht Personen bestehende Gruppen von früheren SPD. - Funktionären, die zum Teil gehobene Posten befleidet hatten und sich auch persönlich nahestanden, zu einer Reihe von Besprechungen. An diesen Zusammenfünften hat vor allem der Angeklagte Krüger teilgenommen.

Zu einer diefer Konferenzen im engen Kreis war nun am 8. August auch der frühere Vorsitzende der SVD. im Bezirk Brandenburg , Stahl, erschienen, der zu der emi­grierten Parteileitung in Prag enge Be­ziehungen unterhielt, häufig in der Tichechollowatei meille und für seine Prager Genossen in Deutschland bestimmte Milfionen zu erfüllen hatte. Nach der Darstellung der Ant­geklagten hat Stahl in diefer Besprechung den Wunich des Parteivorfizenden Wels mitgeteilt, daß dieser gerne ein­mal einen alten erfahrenen Parteifreund über dessen Ansicht von der Lage in Deutschland sprechen möchte, um dadurch zu erfahren, wie es um die Möglichkeit einer wei teren Partetarbeit im Reich bestellt sei. Der Vor­wärts"-Redakteur Iüß, der zusammen mit seinem Schwie­gerjohn nur in dieser Konferenz zugegen war, hat sich dar­auihin bereit erflärt, nach Prag zu fahren. Er hat die Reise gemeinschaftlich mit Stahl auch unverzüglich aus­geführt, die Grenze beimlich ohne Pak überschritten und in Prag im dortigen Büro der Parteileitung Wels, Bogel und Stampfer einen Besuch abgestattet. Aus Prag hat Klüß einige Eremplare des dort erscheinenden, in Deutschland ver­botenen Vorwärts" und das Emigrantenorgan in Saar­ brücken Deutiche Freiheit" mitgebracht. die später dann bei Haussuchungen beschlagnahmt worden find.

Krüger, der von Klik einige dieser Zeitungen erhieft, hat seine Stellungnahme zu den Verhältniffen in Teutich land auf Bitten von Stahl in awei Berichten mit der Ueber­schrift 3ie ich es iebe" Ichriftlich figiert und diese Aus arbeitung dem Brager, Vertrauensmann überreicht. Die Anflage hat vermutet, daß diefe Berichte als Unterlagen für ausländische Preffeveröffentlichungen gedient haben.

Ueber den 3wed ihres Tuna äußerten sich die An­geflagten übereinstimmend, daß ihnen illegale Bestrebungen ferngelegen hätten und sie im Gegenteil bemüht gewefen jeien, einen flaren Trennungsstrich zu dem Parteivorstand in Prag zu ziehen, unbeschadet der besonders bei Klüß vorhandenen persönlichen freund schaftlichen Beziehungen au seinen Mitgliedern auf Grund der jahrelangen engen Zusammenarbeit. Sie hätten zu dem Teil der SPD . gehört, der die Emigration des Partei­vorstandes und seine Auslandstätigkeit als falsch an­gefeben und deshalo abgelehnt habe. Aus diesem Grunde habe man in den Zusammenfünften das Ansinnen Stahls, die Parteiarbeit fortzuführen, auch stets einhellig abgelehnt. Alüß sei von der Versammlung nicht nach Prag delegiert worden, sondern aus freien Stücken dorthin gefahren. Er

will hier auch den Parteivorstand nicht im unflaten darüber gelaffen haben, daß die Auslandsarbeit der Partei nicht nur zwecklos, sondern sogar geeignet sei, die Lage der früheren Parteigenoffen in Deutschland zu verschlechtern und ihr moralisches Ansehen zu schädigen. Die Zeitungen habe er nicht zu propagandistischen, sondern nur zu informatorischen 3meden mitgenommen.

Die Aussagen der Zeugen, unter denen sich auch der frü­here Reichstagsabgeordnete Ebert befand, bewegten sich in der gleichen Richtung."

Der Vertreter der Reichsanwaltschaft führte in seinem Plädoyer aus, daß man sich nicht durch den Eindrud. der Persönlichkeit der Angeklagten täuschen lassen dürfe, unt so zu der Meinung zu fommen, ihnen sei nicht zuzutrauen, daß sie sich in den Dienst der Illegalität hätten stellen wollen. Auch die Mitglieder der Prager Parteileitung feien alte, gewiffermaßen in der Legalität grau gewordene Männer, die sich zu einem rein revolutionären Vorgehen entfchloffen hätten und nicht da= vor zurückschreckteni, das Gift einer unter­irdischen Propaganda in Deutschland aus= zubreiten. Die Beschuldigten hätten anders lasse sich ihr Verhalten nicht erklären den Weg zum Prager Parteivorstand gesucht, und zwar aus Verärgerung darüber, daß man zum Wiederaufbau der SPD. in Deutschland jüngere Kräfte verwendet habe. Prag habe die Tattik verfolgt, die jungen Leute gegen die älteren Funktionäre auszuspielen, um diese dadurch aufzurütteln.

Der Reichsanwalt betonte, daß Klüß menschliche Achtung nicht versagt werden fönne, weil er sich im Gegensatz zu anderen hohen Parteifunktionären, ohne einen meniger befannten Parteigenoffen vorzuschieben, zu der ge­fährlichen Reise nach Prag selbst bereitgefunden habe. Aus diesem Grunde könne die Aberfennung der bürgerlichen Ehrenrechte für ihn nicht in Frage kommen. Wegen Vor­bereitung zum Hochverrat beantragte der Anflagevertreter gegen Klüß zwei Jahre Zuchthaus , gegen Krüger zwei Jahre Gefängnis und gegen Neubecker wegen Beihilfe hierzu neun Monate Gefängnis.

Das Urteil

Das Urteil des 4. Straffenats gegen Klüß und Krüger lautete auf je zwei Jahre neun Monate Gefäng nis, Neubecker wurde freigesprochen.

In der Urteils begründung wies der Senatsvors fizzende darauf hin, daß Krüger sich der Bestimmung seiner zwei an Stahl übergebenen Berichte für die Bartelleitung in Prag bewußt gewesen sei, und daß er den Einfluß Stahls als Verbindungsmann nach Prag genau gefannt habe. Auch die zurückgebliebenen Führer der SVD. seten sich über die Absichten der Prager Zentralleitung voll­tommen im flaren gewesen, die fein anderes Ziel ver folat babe, als auf gewaltfame Beife die Neuordnung des Reiches zu vernichten, um sich selbst wieder an die Macht zu bringen. Ik set in dem Bewußtsein nach Prag gefahren, daß von dort aus der Hochverrat gegen das Deutsche Reich betrieben werde Wenn er auch die Form der Arbeit der dort führenden Männer als unflug angesehen habe und wenn er auf ihre Methoden habe mäßigend einwirken wollen, so sei doch das eigentliche Ziel dieser Bemühungen von ihm gebilligt worden. Aus diesem Grunde habe er auch von den Parteigenossen, mit denen er in Fühlung ge­treten sei, die illegalen Schriften mitgenommen. Zur Höhe des Strafmaßes bemerkte der Borfiyende, daß die Verurteilten durch ihre Einficht in das parteipolitische Leben die befondere Gefährlich fett ihres Bor gehens genau gefannt hatten, das jetzt vom Gesetzgeber mit den schmersten Strafen, ja selbst mit der Todesstrafe, bedroht werde.