Freiheit für zum Tode Verurteilte!
Wer hat die Polizeioffiziere auf dem Berliner Bülowplatz erschossen?
Unter dem Druck des vom Weltfomitee für die Opfer des Hitlerfaschismus entfachten Weltprotestes hat das Gericht in dem Prozeß gegen Albert Kunz und seine Kameraden, dem sogenannten Bülow- Plaz- Prozeß, nicht gewagt, gegen alle Angeklagten die Todesstrafe zu beantragen. Es verhängte„ nur" drei Todesurteile und für die anderen 60 Jahre Kerfer. Gegen Albert Kunz selbst konnte die unmögliche Konstruktion der Anklage nicht aufrechterhalten werden. Der Staatsanwalt selbst mußte die Einstellung des Verfahrens beantragen. Er war gezwungen, die von dem Ausschuß zur Untersuchung des Bülow- Plaz- Prozesses gemachten Feststellungen zu bestätigen.
Die drei Todesurteile sind aber ebenso wenig haltbar wie der ganze Prozeß. Das wird bestätigt durch die Aussagen des Sachverständigen während der Verhandlung. Das fran zösische Hilfskomitee für die Opfer des Hitlerfaschismus hatte zwei bekannte französische Schriftsteller Charles Bildrac und Stefan Pria cel zum Studium des Hitlerfaschismus nach Berlin entsandt. Obwohl es ausländischen Journalisten verboten ist, Gerichtsverhandlungen gegen Kommunisten beizuwohnen, gelang es Stefan Priacel, während der Dauer des ganzen Prozesses als Zuhörer teilzunehmen und uns über den Prozeß zu berichten.
Ueber die Aussagen des Sachverständigen berichtet Stefan Briacel: Die Aussage des dritten Sachverständigen ist toichtig. Seine Aufgabe ist, festzustellen, aus welcher Waffengattung Revolver oder Pistole die tödlichen Schüsse auf Anlauf und Lenk abgegeben sind. Eine lange, mathematische Untersuchung, wie sie in diesen Fällen üblich ist, führt zur Schlußfolgerung, daß diese Kugeln weder von Thunert ( gegen den der Staatsanwlat die Todesstrafe beantragte) noch von irgendeinem anwesenden Angeflagten abgegeben werden konnten. Der Gerichtshof, der sonst freudig und ohne jede Kontrolle belastende Aussagen entgegennimmt, sperrt Mund und Nase auf, wie hier in völligster Logif eines seiner Hauptargumente zusammenbricht. Der Vorsißende fordert den Sachverständigen auf, noch einmal nachzudenken und diese schwerwiegende Aussage zu überprüfen. Der Sachverständige ist einverstanden und beginnt von neuem, ausführlich und mit den vorhandenen Waffen, eine regelrechte Demonstration vor dem Gerichtshof aufzuführen. Er beharrt energisch auf seinen ersten für die Angeflagten denkbar günstigen Aus
führungen."
Für Thälmanns Rettung
Internationale Juristenkommission
Neuyorf, 21. Juni. Der aus dem Londoner Gegenprozeß bekannte deutsche Rechtsanwalt Dr. Kurt Rosenfeld ist in Neuyorf angefommen. Bei seiner Ankunft fand ein Empfang durch amerikanische Juristen, darunter der bekannte ameritanische Jurist Hays, statt. Rechtsanwalt Rosenfeld sagte bei diesem Empfang, daß er nach Amerifa gekommen sei, um im Auftrage des Welt- Hilfskomitees für die Opfer des Hitlerfaschismus mit den amerikanischen Freunden über die Bildung einer großen Juristenkommission zu sprechen. Die Juristenfommission wird sich beschäftigen mit dem geplanten Prozeß gegen den Führer der Komunistischen Partei, Ernst Thälmann , mit der Terrorjustiz und mit den Todesurteilen, die jest wieder in zahlreichen Fällen gegen antifaschistische Kämpfer in Deutschland gefällt worden sind.
Der amerikanische Jurist Hans teilt mit, daß drei namhafte amerikanische Juristen zum Studium dieser Fragen nach Deutschland fahren werden.
Keine Einheitsfront!
Abbruch von Verhandlungen in Paris Paris
, 21. Juni. Die Verhandlungen, die seit einiger Zeit zwischen den Margisten und Kommunisten gepflogen
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Der Sachverständige hat festgestellt, daß keiner der Ange= flagten die tödlichen Schüsse abgegeben haben kann.
Er hat die Frage nicht positiv beantwortet, durch welche Kugeln Anlauf und Lenk getötet worden sind. Angesichts dieser Tatsache muß man annehmen, daß die beiden Polizeioffiziere den Schüssen ihrer eigenen Untergebenen zum Opfer gefallen sind. Dies wird auch wahrscheinlich durch die Ausführungen des ersten Sachverständigen Frenkel, über die Stefan Priacel bericNet: „ Er( der Sachverständige) überschlägt sich vor Eifer, dem gegenwärtigen System dienstbar zu sein. Er erklärt lang und breit, die mikroskopische Untersuchung der Kugel habe ergeben, daß sie durch den Rücken in die Lunge eingedrungen sei. Er fügt allerdings hinzu: es könnte aber auch sein, daß sie durch die Brust eingedrungen ist."
Diese unklare und widersprechende Feststellung des Sachverständigen vor Gericht läßt deutlich erkennen, daß in diesem Prozeß etwas versteckt werden sollte, nämlich, mit welchem Kaliber und auf welche Entfernung die beiden Polizeioffiziere getötet worden sind.
Denn fast jeder Laie weiß, daß Schüsse aus der Nähe abgegeben, eine andere Wirkung( Einschuß, Ausschuß usw.) haben als Schüsse aus meiter Entfernung. Die These des Sachverständigen Frenkel, daß der Schuß, der Anlauf tötete, vom Rücken aus in die Lunge eingedrungen sei, sollte die Anklage stützen, daß die beiden Polizeioffiziere von hinten erschossen wurden, so wie es der Polizeizeuge Willich behauptete. Aber der Sachverständige mußte hinzufügen: Es fönnte aber auch sein, daß sie( die Kugel) durch die Brust eingedrungen ist. Das Ergebnis der Obduktion der Leichen der beiden Polizeioffiziere ist niemals bekanntgegeben. Dies und die Aussagen der Sachverständigen beweisen, daß dieser Prozeß gegen 25 Funktionäre und Mitglieder der Kommunistischen Partei eine Konstruktion der Gestapo ist, eigens zu dem Zweck, um durch Todesurteile den Prozeß gegen Ernst Thälmann vorzubreiten.
Drei Menschen sind in diesem Prozeß bedroht. Es ist der Weltöffentlichkeit gelungen, 12 Angeklagte durch ihren Protest vor Todesurteilen zu retten. Jetzt muß dieser Protest verstärkt werden. Niemand darf zulassen, daß drei Unschuldige hingerichtet und andere in den faschistischen Ruchthaushöllen begraben werden. Wir fordern die Freilassung aller in diesem Prozeß Angeflagten und Verurteilten!
wurden, um eine sogenannte Einheitsfront für den Kampf gegen den Faschismus aufzustellen, deren erstes Ziel die ,, Befreiung Thälmanns" sein sollte, sind abgebrochen worden, weil angeblich die Kommunisten die Waffenstillstandsbedingungen nicht geachtet haben. Das Organ der 3. Internationale, die" Humanité", hatte in einem fürzlich erschienenen Artikel die Marristen als die Handlanger der sogenannten Bourgeoisie bezeichnet und zum Kampf gegen sie aufgefordert. Der Generalsekretär der Marristen, der ehemalige Abg. Paul Faure , hat daraufhin den Verwaltungsausschuß der Pariser 2. Internationale einberufen und mit 22 gegen acht Stimmen beschließen lassen, daß die eingeleiteten Besprechungen mit den Kommunisten mit sofortiger Wirfung abgebrochen würden. In einem Schreiben an den Verwaltungsrat der 3. Internationale wird dieser Beschluß den Kommunisten zur Kenntnis gebracht.
Sozialistische Aerzte diskutieren
Die Pariser Sektion des Vereins sozialistischer Aerzte veranstaltete am Montag einen ersten Diskussionsabend über soziale, hygienische und ärztliche Probleme des deut schen Faschismus. Die erste, gutbesuchte Diskussion beschäftigte sich in eingehender Stellungnahme mit dem Buch des Arztes und Psychoanalytikers Dr. Wilhelm Reich: ,, Massen psychologie des Faschismus ". Nach einleitenden Worten des Vorsitzenden, der betonte, daß der V. S. Ae. auch in der Emigration seine Arbeit, auf dem Boden der Einheitsfront der sozialistischen Richtungen und in unmittelbarer Verbindung mit der proletarischen Massenorganisation stehend, fortsetze, referierte der Genosse Dr. F. über das Reichsche Buch und kritisierte anschließend einige Hauptthesen. Reich erhebt gegen den Marxismus und die materialistische Geschichtsauffassung den Vorwurf, daß es ihnen nicht gelungen sei, eine genügende Analyse der Bewußtseinsvorgänge und psychologischen Kriterien der vom Faschismus gefangenen, vornehmlich kleinbürgerlichen deutschen Massen vorzunehmen, deshalb seien auch alle Versuche der mar xistischen Parteien, die Massen vom Hakenkreuz zurückzugewinnen, gescheitert. Reich sieht den zentralen Faktor der Ideologienbildung in der Stellungnahme zu den sexuellen Problemen und behauptet aus dieser sexual- fixierten Einstellung heraus, daß die ,, Sexualpolitik", zum wesentlichsten Kampffelde in der proletarischen Kulturfront erhoben, den Schlüssel zur Erforschung der psychologischen und soziologischen Strukturen des Kleinbürgertums wie auch des Proletariats abgeben würde. Der Referent und nach ihm viele andere Diskussionsteilnehmer nahmen gegen eine derartige Uebertonung sexualpolitischer Argumente Stellung, die den wesentlichen Kampf gegen den Nationalsozialismus auf eine schiefe, nicht genügend schlagkräftige Ebene abdrängten. Niemand verschließe sich der Feststellung, daß die Arbeiterbewegung vor Hitlers Machtergreifung dem Kleinbürgertum und der vom Hitlertum verführten proletarischen Masse gegenüber versäumt habe, den psychologischen, vornehmlich durch Familie und Erziehung verursachten Tiefenbindungen und Reaktionen dieser Massen nachzugehen, aber der Kampf gegen den Faschismus darf nicht unter Parolen geführt werden, die Marx mit vulgärfreudianischen Ideologien ,, verbessern" wollen. Vielmehr müsse die klare historischmaterialistische Erkenntnis Ausgangspunkt des antifaschistischen Kampfes bleiben; sie schließe natürlich keineswegs die psycho- analytische Auseinandersetzung mit dem Faschisaus. Einhellig wurde aber in der Diskussion Reichs Versuch gewürdigt, zum erstenmal außerwirtschaftliche, sehr relevante Fragen des Kampfes gegen den Faschismus mit dem Willen aufs Tapet gebracht zu haben ,,, im Denken und Ueberlegen umzulernen" und mit Selbstkritik alte Fehler und Denkschemata, die sich in die Politik der marxistischen Parteien eingeschlichen hatten zu überwinden. In diesem Sinne ist Reichs Buch ein ermunternder Auftakt. Die Diskussionsabende sollen von jetzt ab regelmäßig fortgesetzt dn.
mus
werden,
BRIEFKASTEN
Frontsoldat G. S. Saarlouis . In der Fülle von Meldungen über den Krieg zwischen den Nazis und den Stahlhelmern haben wir nicht davon Notiz genommen, daß in Berlin das alte Stahlhelm". Zeichen verboten worden ist. Was Ihnen Ihr Freund geschrieben hat, stimmt, jedoch ist das Berbot, soweit wir wissen, einstweilen nur in Berlin erlassen worden. Es wird aber wohl auf ganz Deutschland ausgedehnt werden.
Molcho, Paris . Besten Dank. Wir wollen die Anregung durch einen sachkundigen Mitarbeiter behandeln lassen.
Europäische Hefte Nr. 10 soeben erschienen. Aus dem Inhalt: Willi Schlamm „ Die Entdeckung Amerifas"; Leo Trozti „ Genug Flugzeuge- zu wenig Pferde"; Mar Bergner " Deutsche Juden, die Glück haben"; Ignazio Silone , Benia mino und die Polenta"; Just in Steinfeld„ Blick auf Irland "; Umschau; Notizen.
Pfarrer N. N. Besten Dank für das wertvolle Material, das Sie uns über Ihre Reise durch Deutschland übermittelt haben. Ihrem Wunsche, einige Verse der alten protestantischen Kampflieder zu veröffentlichen, die jetzt auf den massenhaft besuchten Gemeindetagen auch von Leuten begeistert gesungen werden, die selten eine Kirche von innen sehen, entsprechen wir hier:
O komm, du Geist der Wahrheit und fehre bei uns ein, verbreite icht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, daß jeglicher getreuer den Herrn erkennen fann.
Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trog aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium.
Wach auf, du Geist der ersten Zeugen, die auf der Maur als treue Wächter stehn, die Tag und Nächte nimmer schmeigen und die getrost dem Feind entgegengehn, ja, deren Schall die ganze Welt durchdringt und aller Völker Scharen zu dir bringi
Ach, daß die Hilf aus Zion fäme! O, daß dein Geist, so wie dein Wort verspricht, dein Volk aus dem Gefängnis nähme! O, würd es doch nur bald vor Abend Licht! Ach, reiß, o Herr, den Himmel bald entzwei und tomm herab zur Hilf und mach uns frei!
Zeuch an die Macht, du Arm des Herrn, wohlauf und Hilf uns streiten! Noch hilfft du deinem Volfe gern, wie du getan vor Zeiten; mir sind im Kampfe Tag und Nacht; o Herr, nimm gnädig uns in acht und steh uns an der Seiten! wir Drängt uns der Feind auch um und um Iaffen uns nicht grauen; du wirst aus deinem Heiligtum schon unsre Not erschauen. Fort streiten mir in deiner Hut und widerstehen bis aufs Blut und wollen dir nur trauen. Hans Sch., K. Wir entsprechen Ihrem Wunsche und sehen das Lied hierhin, das Sie in Deutschland von SA.- Leuten fingen hörten: 1. Wir sind noch nicht zu Ende, Noch ist der Kampf nicht aus, Zu Fäusten ballt die Hände, Wir geh'n noch nicht nach Haus. Die erste Schlacht gewonnen, Die war der Anfang nur, Kämpft weiter, Sturmkolonnen, Für Hitlers Diktatur.
2. Solange noch ein Jude Von seinen Zinsen lebt, Solange noch ein Bonze In seinem Sessel klebt, Marschieren wir noch immer, Jm Glauben stark und fest, Vierhundert tote Brüder, Die sind noch nicht gerächt. 3. Gedenkt der toten Brüder, Die man zu Grabe trug, Fürs Hakenkreuz stürmt meiter, Für das man sie erschlug. Sie fielen unter Streichen, Betreten und bespuckt,
Heut wird das heil'ge Zeichen Auf jeden Schund gedruckt.
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann is in Dud weiler ; für Inserate: Ctto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden 3, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrüden.
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