Das Neueste

Vom Ersten Straffenat des Jenaer Oberlandesgerichts ist der frühere thüringische Bezirksleiter der Roten Hilfe", Erich Hausmann aus Erfurt , der sich bei der Ents laffung aus der Schußhaft verpflichtet hatte, nicht mehr im fommunistischen Sinne tätig zu sein, sich aber dann nach feiner Entlassung doch wieder staatsfeindlich betätigte, wegen Borbereitung zum Hochverrat zu 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt worden.

Die alten Stahlhelmabzeichen müssen nach einer Anordnung der Bundesleitung des NS. - Frontkämpfer: bundes eingesammelt und von den Ortsgruppen auf dem Dienstwege der Bundesleitung eingesandt werden, da sie Eigentum des Bundes find.

Am nächsten Montag beginnen im Reichsministerium des Innern die Besprechungen über die Durchführung einiger Bestimmungen des Reichstontordats. Der deutsche Epistopat ist vertreten durch den Erzbischof von Freiburg Dr. Groeber, den Bischof von Osnabrück Staatsrat Dr. Berning und den Bischof von Berlin Dr. Bares.

Der ich weizerische Bundesrat erklärte, daß sich die Regierung entschloffen habe, die Verhandlungen mit der deutschen Regierung über die Transferfrage und wirts schaftliche Angelegenheiten fortzusehen.

Die deutsch französischen Handelsvertrags: Berhandlungen haben am Freitagnachmittag pros grammäßig begonnen.

Die französische Kammer hat gestern einen Gesezentwurf angenommen, wonach die großen Sommerferien der franzö= fischen Schulen vom Monat August auf den Monat Juli vor: verlegt werden. Für die unteren Klassen werden diese Ferien bis 15. September dauern, während sie für die höheren Klas= sen sich auf zwei Monate beschränken. Die neue Regelung tritt jedoch erst ab 1935 in Kraft.

Am Strande von Biarrth riß eine Flutwelle fünf Badegäste ins offene Meer hinaus. Obgleich sofort Rettungs: boote ansgeschickt wurden, denen es auch gelang, alle fünf an Bord zu nehmen, war es nicht mehr möglich, zwei von ihnen ins Leben zurückzurufen.

Das Schwurgericht in St. Omer in Frankreich sprach am Freitag zwei Mitglieder der royalistischen Bereinigung von der Anklage des Totschlags frei und verurteilte sie nur zur Zahlung eines Schadenersages in Höhe von 50 000 Franken an die Witwe eines kommunisten, der während einer Kundgebung in Henin- Lietard, wobei es zu schweren Zusammenstößen mit den Royalisten gekommen war, getöret worden war.

Das Urteil gegen den früheren litauischen Minister: präsidenten Woldemaras, das auf zwölf Jahre schweren Kerfers lantet, ist am Freitag rechtsfräftig geworden, da Woldemaras von seinem Recht, Revision ein zulegen, feinen Gebrauch gemacht hat.

Die Provinz Behar in Britisch- Indien ist durch Uebers schwemmung größten Ausmaßes schwer heimgesucht worden. Man befürchtet den Verlust zahlreicher Menschenleben.

Sie werden wieder mutiger

Richter gegen Nazipresse

Zur Einleitung des neuen Sirtsiefer- Prozesses in Berlin hatten zahlreiche nationalsozialistische Blätter die tollsten Behauptungen über die Angeflagten aufgestellt und harte Urteile verlangt. Der zweite Verhandlungstag wurde nun vom Vorsitzenden, Landgerichtsdirektor Hoepfe, mit einem eindringlichen Appell an die Presse eröffnet. Der Vorsitzende äußerte das Befremden des Ge­richts darüber, daß einzelne Zeitungen schon am ersten Tage des Prozesses dem Urteil des Gerichts durch eine tatsäch lich unrichtige Darstellung des Sachverhaltes vor­gegriffen hätten. Es sei nicht richtig, daß die Angeklagten Stat- und Stammtischbrüder" des Angeklagten Hirtfiefer gewesen seien. Es sei auch nicht festgestellt, daß die Ange­flagten sich mit den Mitteln der Reichszentrale Landaufent­halt für Stadtkinder" selbst in die Ferien verschickt hätten. Falsch sei auch die Behauptung, daß es sich bei allen Ange­flagten um Parteibuchbeamte handele. Mehrere der Ange­flagten seien fachlich vorgebildete Berufsbeamte und der Verbandsleiter Gerlich habe dem Wohlfahrtsministerium nicht angehört. Es sei höchst unerwünscht, wenn schon bei Beginn eines so wichtigen Prozesses das Urteil darüber vorweg genommen werde, daß das Gericht erst in langer, mühsamer Beweisaufnahme ermitteln wolle.

Vor einigen Monaten noch wäre eine solche Kritik an der nationalsozialistischen Presse vom Richtertisch aus gänzlich unmöglich gewesen.

B

Scharfe englische Note

Hitler- Deutschland des betrügerischen Bankrotts bezichtigt

London , 22. Juni.

Die englische Regierung hat dem deutschen Botschafter am 21. Juni eine Antwortnote überreicht. In dieser Note macht die britische Regierung Hitlerdeutschland den unverhüllten Vorwurf, daß es die Gläubigerstaaten zu betrügen versuche, indem es falsche Vorspiegelungen mache und sich selbst fünfte lich in den Zustand der Zahlungsunfähigkeit gebracht habe. Verheimlichung Auch wirft die englische Regierung Hitlerdeutschland die Verheimlichung von Deckungsmitteln und die grobe Täuschung des Auslandes vor.

bie grobe

Die britische Regierung erflärt in ihrer Antwortnote, sie würdige die Schwierigkeiten der deutschen Regierung in der Devisenfrage. Sie sei aber nicht der Ansicht, daß diese eine vollständige Aufhebung des gesamten Transfers für Deutsch­ lands Schulden im Gefolge haben müßte. Die Vertreter der Gläubiger hatten Gründe für die Annahme gefunden, daß das augenblickliche scharfe Fallen der Reichsbank­reserven wenigstens zum Teil die Folge von außergewöhn lichen Belangen seien, die später Berichtigung finden würden, und daß gewisse Deviseneingänge zu erwarten seien, die überhaupt nicht in Rechnung gestellt wären. Man hätte zum mindesten erwartet, daß die Zinsenanleihe für die Dames- und Younganleihe voll gezahlt würden. Es be­stehe feinerlei Begründung dafür, daß eine völlige Aus­setzung des Transfers für sechs Monate notwendig wäre. Die britische Note verweist darauf, daß die deutsche Aus­landsverschuldung von 1930 bis 1984 von 33 Milliarden auf 18 Milliarden zurückgegangen sei und daß bis 28. Februar 1934 nicht weniger als 767 Millionen Schuldenverschrei­bungen zurückgekauft seien. Deutschlands Politik bestände offenbar darin, zu behaupten,

,, es feien feine Devisenbestände verfügbar und sodann die Bestände zu benutzen, um seine Anleihen zu den niedrigen Preisen zurückzukaufen, wobei die niedrigen Preise eine Folge der Nichtbezahlung der Anleihen feien".

Die deutsche Einfuhr nach England habe in den letzten 12 Monaten um 3,5 Millionen Pfund zugenommen. Die Einfuhr aus Deutschland in das Vereinigte Königreich sei stets größer gewesen als die Einfuhr britischer Produkte nach Deutschland . Allein der Ueberschuß genüge, um die Zinsen sämtlicher in London aufgelegten deutschen Anleihen mehr als dreifach zu decken. Und die Zinsen der Londoner An­leihe der Dawes- und Younganleihe mehr als zehnfach. Sodann warnt die englische Regierung die deutsche Regie­rung vor der Benachteiligung und Beschränkung im Ver­fehr mit England, insbesondere bei Baumwolle, anderen Garnen und dergleichen.

Zum Schluß erwähnt die britische Note die Tatsache, daß die Regierung sich Vollmachten für die Einführung eines Clearing- Abkommens habe geben lassen, um die britischen Interessen zu schüßen. Das Ausmaß des Schuzes werde da­von abhángen, welche Vereinbarungen mit Deutschland zu treffen seien. Die englische Regierung schlägt vor. bevoll­mächtigte Vertreter nach London zu entsenden. Frankreich und England Vereinte Gegenmaßnahmen

Paris , 23. Juni. In gutunterrichteten franzöfifchen poli­tischen Kreisen erklärt man im Zusammenhang mit der Freitagabend veröffentlichten Verlautbarung über die vont der französischen Regierung beschlossenen Maßnahmen für die Eintreibung der Young- und Dawes= Zinsen. daß diese Veröffentlichung in erster Linie eine Antwort auf die lette Rede des Reichsbank­präsidenten darstellen sollte, der bekanntlich erklärte, Deutschland müsse jeden Warenaustausch mit den Ländern einstellen, die eine Kompensationskasse einrichteten, um die Schulden einzutreiben. Ueber die genaue Art der von der Regierung beabsichtigten Maßnahmen bewahrt man jedoch nach wie vor größtes Stillschweigen. In gutunterrichteten Kreisen nimmt man aber an, daß sie sich eng an die englischen anlehnen. Man möchte jedoch vorläufig noch nichts verlautbaren lassen, um die Möglichkeit einer freundschaftlichen Vereinbarung zwischen Frankreich und Deutschland nicht zu stören.

dnb. London . 28. Juni. Die englische Presse beschäftigt sich ausführlich mit der deutschen Schuldenfrage und unter­streicht besonders die in der englischen Antwortnote an Deutschland enthaltene Einladung, daß deutsche Ver­treter weds einer Regelung des Problem& nach London fommen sollen. Wie Times" fest= stellt, sind die Londoner Geschäftsleute sich im Klaren über die praktischen Schwierigkeiten eines Clearingsystems. Im ganzen genommen würden die englischen Geschäftsleute die Schaffung einer Sonderabgabe nach der Art der Recovery- tag, die feinerzeit zur Erlangung der Reparationszahlungen gefchaffen wur­de, einem Clearing System vorziehen. Times polemisiert dann gegen die Forderung Dr. Schachts, daß die deutsche Rohstoffbasis durch Rückgabe der deutschen Kolonien wieder hergestellt werden soll. Die letzten Ausgaben des amtlichen deutschen Kolonialhandbuches hätten einwandfrei gezeigt, daß die deutschen Kolonien eine Belastung, nicht ein Aft vum geen seien.

Deserteure der deutschen Front"

Röchlings Furcht vor einer Massenflucht der Ernüchterten

Saarbrüden, 22. Juni. Der Landesleiter der deutschen Front", des Hochfapitalisten junger Mann Pirro gibt be­fannt, daß mit Wirkung vom 30. Juni die Aufnahme in die deutsche Front" des Saargebietes gesperrt sei. Gleichzeitig wurde angeordnet, daß für ausgetretene Mit glieder eine Wiederaufnahme nicht in Frage kommt.

Das ist eine vielsagende Mitteilung. Wären die Zahlen­angaben über die Stärke der deutschen Front" richtig, so wäre die Aufnahmesperre sinnlos. Wozu noch eine solche Maßnahme, wenn nach den offiziellen Verlautbarungen schon vor Monaten 93 v. H. der Saarbevölkerung in der deutschen Front" standen und nach den zahlreichen Aeuße­rungen Röchlings sogar 99 v. H. zur deutschen Front" ge­hören. Da wohl nicht anzunehmen ist, daß die paar Separa­tisten, Landesverräter, Marristen und sonstige Unter­

hemmen, wird den Deserteuren gedroht, sie würden später nicht mehr aufgenommen, gerieten also auf die Aechtungs­listen für die Abrechnung im Jahre 1935.

Diese Drohung wirft aber zur Zeit im Saargebiet nicht mehr so start wie noch vor einigen Wochen, wenn auch die Furcht vor dem Terror noch reichlich groß ist. Die peffimi­stische Stimmungsmache aus dem Reiche rückt ins Saar­gebiet vor. Der Glaube, daß die Unterwerfung des Saar­gebietes durch das dritte Reich" unvermeidlich sei, wanft

bei vielen, und nicht wenige davon wagen es schon, sich still aus der deutschen Front" zu drücken.

Das ist die Situation, und sie wird durch den Ufas der deutschen Front" ungewollt bestätigt.

menschen, die es nach Röchlings Angabe in einigen Erem Der Katzenjammer wächst

plaren mit Seltenheitswert im Saargebiet gibt, zur deut­ schen Front" zugelassen werden, ist die Aufnahmesperre un­verständlich und unnötig.

Dagegen ist der zweite Saz der Kundmachung sehr flar. Er gibt mit der bei den treudeutschen Herren üblichen hinter­hältigen Formulierung zu, daß viele Mitglieder aus der ,, deutschen Front" austreten. Um diese Mitgliederflucht zu

Judas Rache

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Sieg des Davidsterns über Hakenkreuz und Liktorenbündel Max Baer schlägt Schmeling und Carnera k. o.

Stimme der gleichgeschalteten ,, Saarbrücker Landes- Zeitung"

Die Saarbrüder Landeszeitung"( Nr. 165) schreibt: Leider scheint gerade im katholischen Rheinlande der Kampf gegen die katholischen Jugendverbände mit besonderer Heftigkeit geführt zu werden. Noch brennt in den Seelen der saarländischen Jungmänner d'e Schmach, die ihr ange­tan wurde durch ein amtliches Schreiben einer rheinischen Regierungsstelle, in dem erklärt wurde, der katholische Jungmännerverband habe gegen den nationalen Aufbruch des Vaterlandes gearbeitet". Es wird lange dauern, bis sie Augen= diese unerhörte Anklage vergessen haben wird. blicklich wird unsere Bischofsstadt Trier durch zahlreiche über die Straßen gespannte Schriftbänder verunstaltet, auf denen Inschriften folgender Art zu lesen sind:" Deutsche Jungens und Mädel! Meidet die konfessionellen Jugendverbände!"- Wer nicht, mit uns ist, ist gegen uns!" Der nationalsozialistische Staat fennt nur eine deutsche Jugend: die Hitler- Jugend und den Bund deutscher Mädels." Wenn der altersgraue Trierer Dom , der ja schon allerhand erlebt hat, eine Seele hätte, würde er wahrscheinlich über solche Agitationsmittel lächeln. Nicht lächeln würde er aber z. B. über die Tatsache, daß in diesem Jahre im ganzen Rheinland freilich auch nur im fatho­lischen Rheinland ! fein einziger Abiturient, der dem katholischen Schülerbunde Neu­deutschland" angehört, die Hochschulreife en erhalten hat. Eine Illustration zu der Regierungsver­fügung: Die Mitglieder der katholischen Organisationen dürfen irgend einen rechtlichen Nachteil in Schule und Staat aus ihrer Zugehörigkeit nicht erfahren." Wer gewöhnt ist, im Rahmen eines Rechtsstaates zu denken, steht ziemlich fassungslos vor der Art und Weise, wie hier mit den Be­stimmungen eines Vertrages umgegangen wird, der die Unterschrift des deutschen Reichspräsidenten trägt. Wun= den, die nach innen eitern, sind die schlimmsten Wunden."

Aus bisher noch nicht bekannter Ursache brach am Freitag in der zur Horremer Brifettfabrik gehörigen Braunkohlen­grube Fischbach bei Köln , die im Tagebau betrieben wird, Feuer aus, das auf den Oftftoß der Grube überschlug und dort bald großes Ausmaß annahm. Die freiwilligen Feners wehren der Umgebung und zwei Löschzüge der Kölner Renerwehr bekämpften den Brand mit etwa 30 Schlauchs leitungen. Es wird damit gerechnet, dak etma 50 000 cbm. Brauntohle den Flammen zum Opfer fielen, Menschenleben find nicht zu beklagen.

Bei dem Brande einer englischen Hühnerfarm in der Grafs schaft Effer fielen 4000 Hühner den Flammen zum Opfer.