„In der Sdiuic der Nnedrisdiaft" Deufsdilonds innerpolillsdien Wirren und auoenpoliflsdien Manöver In französischer Deleudifniig Die Konflikte „Journal de» Debats" schreibt: Die innerpolitische Lage in Deutschland ist schiedst, daran besteht keinerlei Zweilei. Vom finanziellen und wirtschaftlichen Standpunkt aus ist sie erbärmlich. Der Nationalsozialismus hat bei dem fanatisierten Volk Hoffnungen auf eine schnelle Verbesserung seiner Lebensbedingungen erweckt. Nichts davon ist eingetreten. Ohne Zweifel ist die Arbeitslosigkeit zurückgegangen, aber zum großen Teil durch künstliche Mittel, vor allem durch die Militarisierung der Jugend, die in die sogenannten Arbeitslager geschickt wird, wo sie vor allem gedrillt wird; im übrigen hat die Herstellung von Kriegsmaterial bestimmten Industrien Auftrage verschafft. Indessen existiert eine wirkliche Unzufriedenheit. Die wiederholten Warnungen an diejenigen, die sich beklagen oder die Regierung kritisieren, sind in diesem Zusammenhang bedeutungsvoll. Hitler beschloß seine Rede, die er gestern in Thüringen hielt, mit einer Drohung gegen sie. Die Rede ist allerdings vor allem für das Ausland bestimmt. Der Kanzler wollte gern in der auswärtigen Politik Gründe für die Zufriedenheit des Volkes finden. Darum veranstaltet er zahlreiche Kundgebungen und unternimmt diplomatische Schritte. Die Zusammenkunft in Venedig ist darum im rechten Augenblick gekommen. Der Führer rechnet damit, daß die kommenden Wahlen in Oesterreich , die von Musso lini zugesagt worden sind, für die nationalsozialistische Partei einen Erfolg bedeuten werden. Eine Zusammenkunft mit Marschall Pilsudski und Barthou würde ihm sehr zusagen. Hier liegt auch wahrscheinlich der Grund für die Reise von Goebbels nach Warschau und die von Ribbcntrop nach Paris . Der Chef der deutschen Regierung möchte gern als Sieger nach Genf zurückkehren, als ein Mann, den man nicht entbehren kann und der Bedingungen zu diktieren und nicht Entschuldigungen vorzubringen hat. In dieser Absicht zeigt er sich als ein Musterknabe. „Wenn mir die Frage vorgelegt uiiid: Was wollen Sie tur Befriedigung der Welt tun? so sage ich: wie haben das Höchste getan, indem mir ein 70-Millionenvolk(eine. Zahl die, stellen teir es fest, unterstellt, daß Oesterreich bereits annektiert ist) nicht nur im Geiste der Selbstachtung, sondern auch zum Geiste der Achtung der Rechte der andern erzogen haben." Diese erstaunliche Behauptung wird durch die Aufforderung an die Staatsmänner anderer Länder ergänzt, die gebeten werden, dem inneren Leben ihrer Nation einen Teil der Aufmerksamkeit zu widmen, die sie den äußeren Ereignissen zuwenden. Daß Adolf Hitler , der Führer der Nationalsozialisten und Schöpfer des Regimes, das in Deutschland die Konzentrationslager eingeführt hat, der Mann, der in„Mein Kampf " schrieb, es sei die Pflicht des Reichs, Frankreich zu vernichten, die Achtung vor den Rechten anderer predigt, ist prachtvoll. Am gleichen Tage hielt von Papen in der Universität Marburg eine sehr seltsame Rede. Der Vizekanzler, der sich verschiedentlich, vor allem während seines Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten so verhalten hat, daß man kein Vertrauen zu ihm haben könnte, ist doch über gewisse nationalsozialistische Methoden betroffen. Er beklagte sich über das Vorgehen der Nationalsozialisten. Er erklärte, das System dieser einzigen Partei sei nur so weit und so lange gerechtfertigt, als es notwendig war, um die Macht zu erlangen. Er erklärte, das deutsche Volk setze sich großen Gefahren aus, wenn es sich außerhalb der christlichen Völker stellte. Er forderte„Menschlichkeit, Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz" und beeilte sich hinzuzufügen, als wolle er sich für eine solche Kühnheit entschuldigen,„das seien keine liberalen Konzeptionen, sondern christliche und urdeutsche Forderungen". Die Worte von Papen sind ein Zeichen für die Konflikte, die zwischen gewissen Nationalsozialisten und den alten deutschen Konservativen bestehen. Diese sind entsetzt über bestimmte Konsequenzen des Nationalsozialismus. Vor allem ist ihnen der Kampf gegen die Kirche unangenehm. Das ist umso begreiflicher, als er weit davon entfernt ist, abzuflauen. Die höchsten Würdenträger der katholischen Kirche werden immer noch von der Polizei beobachtet, und in den Konzentrationlagern sind noch zahlreiche Priester. Aehnliche Feststellungen können für die protestantischen Kirchen gemacht werden. Freitag, das heißt zwei Tage vor der Marburger Rede', erschienen sieben mecklenburgische Pastoren in Schwerin vor einem der Sondergerichtshöfe, die grade erst geschaffen worden"sind und gegen deren Urteile es keine Berufung gibt. Zwei wurden freigesprochen, die Pastoren Holtz. Schwartzkopf und Fahrenheim wurden zu sechs, vier und drei Monaten Gefängnis und die Pastoren Ohse und Berg zu 1000 Mark oder einem Monat Gefängnis, beziehungsweise zu 700'Mark oder drei Wochen Gefängnis verurteilt. Der Kampf zwischen zahlreichen Pastoren, die sich um A iemoeller und den berühmten Bischof Müller gruppieren, dauert fort. Weiter hört man von der Agitation in Universitätskreisen. Gegen bestimmte alte Studentenkorporationen in Bonn und Heidelberg wurden Maßnahmen ergriffen. In Heidelberg hat man sogar zwei Corps aufgelöst, die sich weigerten, alte Mitglieder, die mit Juden versippt sind, auszuschließen. Aus diesen Tatsachen und vielen anderen Erscheinungen, die man anführen könnte, schließen wir gewiß nicht, daß das Hitlerregime ernstlich bedroht ist, wie gewisse Leute es tun. Männer, die die Macht in der Hand haben und sich ihrer skrupellos bedienen, werden sie sich nicht entreißen lassen. Alle Diktaturen haben Krisen erlebt, die ihren baldigen Zusammenbruch erwarten ließen. Die Tatsache aber bleibt, daß die Wirren in Deutschland vorhanden sind, daß sie groß sind und daß sie bedeutende Folgen haben können. Die Politik des Reiches ist so, daß man sich dazu beglückwünschen muß. Man würde einen unverzeihlichen Fehler begehen, wenn man dem Kanzler Hitler helfen würde, die Schwierigkeiten leicht zu überwinden. Man dürfte ihm zum Beispiel zu keinerlei scheinbaren oder wirklichen diplomatischen Erfolgen verhelfen, die er sucht, und man sollte sich zu keinerlei Zusammenkünften bereitfinden, die er wünscht. Aus diesem Grunde muß man auch seinen Abgesandten, wie dem höflichen von Ribbentrop, mißtrauen, der bereits im vergangenen Herbst der Vermittler für das berühmte Interview im Matin war. Jahrelang machte man die größten Anstrengungen, Deutschland zu helfen, weil man annahm, daß der Verfall Deutschlands furchtbar sein würde. Diese Politik war verhängnisvoll. Die wirtschaftlichen finanziellen. politischen und moralischen innerdeutschen Wirren sind ein glückliches Phänomen für Europa , das durch ein einiges, handlungsfähiges Reich bedroht wäre. Das wäre nicht so, wenn Deutschland sich verändert hätte. Aber das Deutschland des Dritten Reiches ist in einer noch viel schlimmeren moralischen Verfassung als das Wilhelms II., das den furchtbarsten der Kriege verschuldet hat. Pierre Bernau. Es isf mögllth... P e r t i n a x schreibt: Am Sonntag hielt der Vize-Kanzler von Papen an der Universität in Marburg eine Rede, die in Deutschland Aergernis erregte. Dieser hohe Würdenträger des Staates hat den Mut gefunden, die Auswüchse der nationalsozialistischen Revolution anzuprangern. Er hat wörtlich erklärt, daß das Einparteisystem nur eine Zeitlang dauern dürfe, und daß, sobald die Gründung des neuen Deutschland einmal auf festen Füßen stehe und die Führer eingearbeitet seien, der Wille des Volkes wieder zu seinem Rechte kommen müsse. Der Mann, der diese Aeußerungen macht, ist mehr als irgend jemand für die Ereignisse des 30. Juni 1933 verantwortlich. Er war es, der den Rücktritt des Reichskanzlers von Schleicher vorbereitete, indem er den Reichspräsidenten von Hindenburg davon überzeugte, daß er ohne Furcht die staatliche Macht dem Führer der Braunhemden übergeben könne. Ohne Zweifel bildete er sich ein, daß er und seine deutsch - nationalen Freunde, mit der Unterstützung der Beamtenherrschaft und der Armee, die wirkliche Macht in Händen behalten würden. Nun schreit er Alarm und seine Rede verschwindet aus den Zeitungen auf Anordnung des Reichskanzlers, Aus den telegrafischen Nachrichten ist zu entnehmen, daß die„Frankfurter Zeitung " im Handumdrehen von dem umstürzlerischen Text bereinigt wurde. Stehen wir gegenüber einer abgesonderten Gebärde oder müssen wir daraus schließen, daß eine Welle der Unzufriedenheit sich inDeutschland zu erheben beginnt? Es ist unmöglich, diese Frage zu beantworten. Was die materiellen Interessen betrifft, die so hart angegriffen sind, der leidende Zustand der deutschen Wirtschaft unter den Zwangsmaßregeln, die sie von allen Seiten einschnüren, die Zaghaftigkeit des Kapitals, das keinen Weg findet, durch die Maschen der Kontrolle durchzuschlüpfen, so zeugt dies alles von Untätigkeit und Resignation. Was die geistigen Interessen betrifft, die im allgemeinen sich am heftigsten zu verteidigen pflegen, so ist die Prüfung weit davon entfernt, entscheidend zu sein. Hochgestellte Persönlichkeiten haben ihre Stimme erhoben, der Kardinal Fauihaber, Erzbischof von München , zum Beispiel, dessen Fastenpredigen ein Beweis von staatsbürgerlichem Mut sind, der protestantische Theologe Karl Barth usw. Aber es scheint nicht, daß die Massen bewegt sind. Kürzlich wurde auf katholischer Seite der Bischof von Würzburg in seinem Palais wiederholt von der Hitlermenge beschimpft, und auf evangelischer Seite hält der Reichsbischof Müller dem „Pfarrernotbund " ohne Schwierigkeiten Stand. Im Januar haben sich alle Pfarrer der Opposition untergeordnet. Einzig und allein die westfälischen evangelischen Kirchen haben ihre Selbständigkeit gewahrt. Es ist möglich, daß das Prestige Hitlers in den letzten Monaten erschüttert worden ist. Abel daß Adolf Hitler 10 bis 13 Prozent seiner moralischen Macht eingebüßt hat, hat wenig Bedeutung für die unmittelbare Zukunft. Was die fernere Zukunft betrifft, so muß man sich fragen, ob Deutschland in der Schule der Knechtschaft den Sinn staatsbürgerlicher und politischer Freiheit erfassen wird oder, ob es bei der geringsten Erleichterung der Verfassung, die eintreten könnte(und der Einfluß der Fanatiker scheint sich abzuschwächen), sich als eine gefällige, befriedigte und mit wenigem zufriedene beeinflußbare Masse zeigen wird. Die zweite Möglichkeit hat vielleicht mehr Aussicht auf Erfolg. Nerv oslfäl der deulsdien Diplomatie „Le Temps" schreibt: Die deutsche Diplomatie zeigt weiter eine Aktivität, die von einer gewissen Nervosität nicht frei ist. Sie äußert siel, auf den verschiedensten Gebieten; sie arbeitet mit Improvisationen, die vor allem auf die Fantasie des Volkes wirken und über die wahre Lage des Reichs in Europa nach anderthalb Jahren Hitlerdiktatur bei den Massen jenseits des Rheins Illusionen erwecken sollen. Der Führer sieht sich in seinen eigenen Schlingen verstrickt, er ist der Gefangene seiner Mystik, seiner Lehre und seiner nationalsozialistischen Anhänger, er macht wütende Anstrengungen, einen Ausweg aus der Lage zu finden, die durch die diplomatische Isolierung Deutschlands geschaffen wurde. Ein Deutschland , das einzig durch seinen Willen den Bestimmungen des Versailler Vertrags zum Trotz eine Rechtsgleichheit wiedererlangt, die einer militärischen Vorherrschaft gleichkäme, ein Deutschland , das gegen Genf und gegen ganz Europa strahlend seine sogenannte Mission eines auserwählten Volks unter Beweis stellt, das ist das Wunschbild, durch das man ein großes Volk über seine Not, seinen betrügerischen Bankrott, seine moralische und politische Isolierung hinweg zu trösten versucht. In Wahrheit aber ist das Reich für das Scheitern der Abrüstungsverhandlungen verantwortlich zu machen Das Mißtrauen der ganzen Welt dem Reich gegenüber, der Verzicht auf eine Expansion nach Osten— aus der Notwendigkeit heraus, ein Abkommen mit Pol-n zu schließen, um sich volle Bewegungsfreiheit Oesterreich gegenüber zu sichern— das Scheitern der wahnwitzigen Kampagne gegen die Wiener Regieret, x, die, wenn die Zusammenkunft in Venedig irgendeine Bedeutung hat, heute in dem Verzicht auf einen nationalsozialistischen Angriff, in der wenigstens vorläufigen Anerkennung der Unabhängigkeit Oesterreichs seineu Ausklang findet, die Möglichkeit einer deutschen Niederlage bei der Volksabstimmung an der Saar durch die Ahne zu g der Katholiken und saarländischen Sozialdemokraten und endlich die Spannung mit Rußland in der gleichen Stunde, in der dieses in den Kreis der großen Mächte zurückkehrt und zu einem wesentlichen Faktor aller Sicherheit in Osteuropa wird, sind ein endgültiges Hindernis für eine deutsche Vorherrschaft. Gegen diese Tatsachen wehrt sich der Kanzler, der einzig darauf bedacht ist, sein Regime zu retten, wenn er auch einige der Grundsätze opfern muß, die in den Augen des deutschen Volkes, das vom Rassenwahnsinn besessen ist, das Dasein des Dritten Reiches rechtfertigen. Dem Manne fehlt es weder an Mut noch an Geschicklichkeit, aber er wird durch die harte Wirklichkeit beherrscht. Der zauberhafte Aufzug in Venedig sollte vor allem den Anschein erwecken, daß das Dritte Reich trotz allem die Freundschaft und die Stütze einer großen Macht auf dem Kontinent gefunden habe. Der offizielle Besuch des Propagandaininistcrs Goebbels in Warschau in dem gleichen Augenblick wurde von derselben Absicht diktiert, das deutsche Volk von der Bedeutung des Reichs für das internationale Geschehen zu Uberzeugen und von der Bedeutung des Vertrages, den man sich nicht scheut, deutsch -polnische Freundschaft zu nennen. Weiter unternahm v. Ribbertrop, der das V ertrauen des Kanzlers Hitler genießt, privatim eine Demarche in Paris , wo er mit Louis Barthou eine Unterredung über die deutsch - französischen Beziehungen hatte. Schließlich erfährt man, daß der deutsche Botschafter in Moskau , Nadolny, in Ungnade gefallen ist, und daß er durch den Grafen von Schulenberg ersetzt werden wird, der Gesandter in Bukarest war, wo es ihm bekanntlich trotz größter Anstrengungen weder gelungen ist, die Außenpolitik Rumäniens zu beeinflussen, die Titulescu mit starker Hand führt, noch die Festigung der Kleinen Entente und den Abschluß des Balkanpaktes zu verhindern. Diese ganze ein wenig wirre Tätigkeit der Diplomatie des Reichs verrät die Unruhe, die in Berlin bezüglich der kommenden Entwicklung der internationalen Situation herrscht. Das Versprechen einer deutsch -italienischen„engen Zusammenarbeit" dürfte nicht genügen, die Lage so zu verbessern, daß der Führer für sein Regime daraus großes Kapital schlagen könnte. Italien wird die Politik des Reichs unter gewissen Umständen wohl erleichtern können, aber die Tatsache, daß es sich weigert, eine Initiative zu ergreifen, um die Rückkehr Deutschlands nach Genf zu beschleunigen, beweist zur Genüge, daß Mussolini die..enge Zusammenarbeit" mit dem Kanzler Hitler nicht so weit zu f treiben gedenkt, daß er die Aussichten seiner eigenen Politik gefährdet. Nun ist für das Reich kein Ausweg ohne seine Rückkehr in den Völkerbund und ohne eine ehrliche Regelung des Abrüstungsproblems möglich. Der Führer wollte sich ohne Zweifel über die Möglichkeiten, die auf Seiten Frankreichs vorhanden sein könnten, Rechenschaft ablegen und beauftragte deshalb v. Ribbcntrop, hier vorsichtig vorzutasten. Man sah den Vertrauensmann des Reichskanzlers bereits in London operieren, wo er sich bemühte, die französisch-britische Front zu durchbre hen und wo man ihn kurz abwies. Darauf sah man ihn in Rom , wo man ihn mit größerer Willfähigkeit anhörte, wodurch Italien veranlaßt wurde, sich seiner Stimme über die Entschließung, die tatsächlich die französisch englisch-ameri- kanische Front in Genf schuf, indem sie der Sicherheit den ersten Platz einräumte, zu enthalten. Die Stellung Frankreichs ist bekannt; sie lag eindeutig fest. Sie ist hinsichtlich der Prinzipien wie auch hinsichtlich der Sicherheitsmaßnahmen, welche die riesige Aufrüstung des Reichs verlangt, fest Die Regierung der Republik hat keinen Grund, sie zu ändern. Sie wird nicht durch die Um- stände gezwungen, wie die deutsche Regierung. Sie stützt sich auf die ganze Nation, sie hat volle Bewegung«freih»it für ein ehrliches Handeln. Sie betreibt eine Politik der Sicherheit und des Friedens, die niemanden bedroht, dio aber auch durch keinen Druck und durch keinerlei auswärtige Manöver gefälscht wird. Deutschland hat die V er- handlungen freiwillig verlassen. Es kann morgen seine* Platz wieder einnehmen, aber es sollte nicht erwarten, dal es durch wesentliche Zneeständnisse für einen Abfall b» lohnt wird, der einen wahren Verrat an der Sache der ath gemeinen Abrüstung und des Friedens darstellt. Wenn die offizielle deutsche Presse den Besuch vo» Goebbels in Warschau mit befohlener Begeisterung aus?*» beuten versucht, so zeigt die polnische Presse im u*gensaf dazu bei diesem Thema große Zurückhaltung. Tn ihrei* Wunsch, das Prestige des Führers zu stärken, gefallen sich die Deutschen darin, zu unterstellen, die Demarche von Goebbels habe das Ziel, eine baldige Zusammenkunft des Kanzlers Hitler und des Marschalls Pilsudsky vorzubereiten, die z. B. in Danzig stattfinden könnte. Danzig wäre so das Gegenstück zu Venedig . Was ist an diesem Gerücht? Man wird bald über diesen Punkt Bescheid wissen. Aber inzwischen begnügt man sich auf polnischer Seite damit, zu versichern, daß eine aufrichtige und tiefe Freundschaft Polen mit dem demokratischen Frankreich verbindet, daß die Diktatur des Proletariats Polen nicht gehindert hat, sich mit Sowjetrußland zu verständigen, und daß, wenn die deutsche Regierung mit seinen Nachbarn gute und ehrliche Beziehungen pflegen will, Polen gern damit einverstanden ist. Eine Verständigung mit Deutschland könne allerdings nicht bedeuten, daß Polen auch nur einen Augenblick daran denkt,„seine Pflicht zu größter Wachsamkeit" außer Acht zu lassen. Es gibt, wie man sieht, eine ganze Reihe von Zeichen für die diplomatische Aktivität des Reichs, auf die hingewiesen werden muß und die vor allem darlegt, daß es für Berlin notwendig ist, Kontakt zu suchen, um sich von der Isolierung zu befreien, in der sieh Deutschland freiwillig verschanzt hat.
Ausgabe
2 (24.6.1934) 143
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten