England verlangt Zahlung
dnb. London , 25. Juni. Das Unterhaus nahm am Montagabend das Clearing- Gesez in zweiter Lesung ohne Abftimmung an.
Im Unterhaus erflärte Echatzfanzler Neville Thamberlain bei Einbringung der zweiten Lesung der briti= schen Clearing- Haus- Vorlage u. a., er freue sich, daß die Einladung nach London von Deutschland angenommen worden sei. Er hoffe, daß es weiterhin möglich sein werde, eine Vereinbarung zu treisen, die eine billige Behandlung für die britischen Bondsinhaber und Kaufleute vor dem 1. Juli sicherstellen würde. Trotzdem könne aber die britische Regierung die Annahme des dem Unterhaus vorliegenden Gesetzes nicht verschieben. An und für sich habe die britische Regierung feine Vorliebe für das Kontingentssystem, und es bestehe bei ihr augenblicklich nicht die Absicht.
Folgende Punkte seien nach Ansicht der Regierung für eine befriedigende Vereinbarung wesentlich:
1. daß eine volle Bezahlung der Dienste der Da wes: und Younganleihe, die gefeßlichen Vorrang haben, er: folge;
2. daß mit Bezug auf andere Fragen zwischen englischen und anderen Gläubigern feine Unterscheidung zuungunsten englischer Intereffen stattfinde.
Chamberlain gab weiterhin der Hoffnung Ausdruck, daß selbst, wenn es notwendig fein sollte, ein Clearing- Haus zu errichten, um diese zwei Ziele zu erreichen, es mönlich fai würde, die britische Ausfuhr nach Deutschland außerhalb des Wirkungsbereiches des Clearingamtes zu belaffen und daß ein Eingriff in den Handel unterbleiben fönne.
Aus Chamberlains Rede
Unter Hinweis auf den am Samstag veröffentlichten Notenaustausch zwischen den Regierungen Deutschlands und Großbritanniens sagte er, eine Durchficht der Noten werde die Umstände klar machen, infolge derer die britische Regierung zu ihrem sehr großen Leidwesen" sich gezwungen gefehen habe, die Vorlage einzubringen.
reserven an Gold und Davisen sehr stark betont. Man erfläre, diese Reserven feien geopfert worden, um die Zahlungen der deutschen Vernflichungen aufrechtzuerhalten. Es set aber nichtsdestoweniger Tatsache, daß ein sehr großer Teil diefer Verminderung der Reichsbaufreserven auf besondere Maßnahmen zurückzuführen sei.
Zu dem Angebot der englischen Gläubiger lain: Dieses Angebot war sehr initio Dentichland und bei den Berliner Transfernerhandlungen jagte Chamberseine Ablehnung war unverständlich. Auf jeden Fall fann ich feiner Grund einsehen, worum Deutschland aus wirtschaftlichen oder finanziellen Gründen irgendwelche Einwände erheben follte.
Shamane
te Sanam Schl der englischen Note sei der deutschen Regierung flargemacht worden, daß die Tür für weitere Verhandlungen immer noch offenstehe.
Die deutsche Regierung murde eingeladen. Vertreter fr weitere Besprechungen nach London zu entsenden in der Soffnung, daß die Möglichkeit gefunden werde, die Anwen dung der im Gesez vorgesehenen Vollmachten zu vermeiden. Ich fann mit Befriedigung mitteilen, daß dieses Angebot
angenommen wurde. Ich hoffe, daß es immer noch möglich
sein wird, irgendeine Abmachung mit den deutschen Behör den vor dem 1. Juli zustandezubringen, die eine gerechte Behandlung für die britischen Bondsbesitzer sicherstellt. Gleichzeitig fönnen wir jedoch die Forderung an das Unter: hana. Sin tiern Malleren nicht aufschieben
tn der Hoffnung auf eine Päinng, die vielleicht legten Endes doch nicht erzielt mert n fann.
Die Regierung bofft daher, daß das Clearing- Gefeh noch am Montag fämtliche Abstimmungsabschnitte durchläuft, da mit es sofort in Kraft gefeßt werden fann, falls sich dies als nötig erweisen follte. Der Schatzfanzler besprach dann die Klaufeln des Clearing- Gesetzes.
Zum Schluß teilte Chamberlain mit, daß der genlante Kleine Beratungsausschuß nicht nur Vertreter des Schatzamtes und des Handelsantes fondern auch der Bank von England , der Aftienbanken. des Verbandes der britischen Industrie und der Handelskammer einschließen werde.
Faschismus bedeutet Armut
Die pessimistische Rede Benito Mussolinis
Mussolini hat kürzlich in einer aufsehenerregenden Rede der Krieg gefeiert. Die außenpolitischen Gesichtspunkte der Rede haben die Aufmerksamkeit der Welt so start in Anspruch genommen, daß der Innen- und wirtschaftspolitische Teil darüber zu kurz gekommen ist. Das ist schade. Denn mit einem nicht zu überbietenden 3ynismus
es stehen noch weitere Robusenkungen bevor. In dieser Tonart geht es fort. Auf alle Klagen nur ein achselzuckendes„ Ich kanns leider auch nicht än dern!"
Das ist die Resignation eines der großen Prahlhäuse, die einst Wunder der Wirtschaft verhießen, über die die Welt
den Gründen diefer unerwarteten Offenheit. Es scheint nur eine Erklärung stichhaltig zu sein:
Mussolini hat eingesehen, daß für den Kapitalismus der einzige noch offene scheinbare Rettungsweg der Sprung in das kriegerische Abenteuer ist.
Daher denn auch seine Erklärung, daß für Meliora tionsarbeiten zum Zweck der Arbeitsbeschaffung kein Geld mehr da sei, sondern daß die einzige fünftige Arbeitsbeschaffung Aufrüst ut it g heiße.( Und das, nachdem das Reklame- Triumphgeschrei über die Gründung zweier Städte im Gebiete der ehemaligen Pontinischen Sümpfe faum verhallt ist!)
Arbeitsbeschaffung durch Aufrüstung! Das bedeutet: Arbeitsbeschaffung durch unproduktive Arbeit, Arbeitsbeschaf= fung durch Aufzehrung des für die Produktion nunmehr verlorenen Kapitals, und damit Verewigung des Elends. Und als letzter Ausweg ergibt sich dann der Verzweiflungssprung in die friegerische Katastrophe.
Das ist das Horoskop, das der erste der Diftatoren für die fünftige Entwicklung stellt. Es braucht kaum unterstrichen zu werden, daß fast alle seine düsteren Zukunftsperspektiven in ganz ähnlicher Weise auf Deutschland zutreffen. Aus den Worten Mussolinis läutet die Totenglocke des faschistischen Kapitalismus, der seine Unfähigkeit eingesteht, je wieder der Welt den Wohlstand zurückzubringen!
Das rote Wien lebt
Immer wieder sozialistische Demonstrationen
Trotz den verschärften faschistischen Terror häufen sich, wie der OND. as Wien erfährt, die spontanen sozialistischen Demonstration. So wurde am 14. Juni in Sieging an derselben Stelle, an der vier Monate vorher der SchußMünichbündler Münicht eiter verhaftet worden war reiter wurde als erher standgerichtlich zum Tode verurteilt eine und obwohl schwer verlett, aufgehängt große Straßenfundgebung veranstaltet. Rote Fahnen wurden entfaltet and Reden gehalten. Am nächsten Tag, am 15. Juni wurde in einer anderen Gegend des Bezirkes Hiebing eine spontane Demonstration peranstaltet. In der Gegend eines Blockes von neuer Gemeindehäusern ertönte plöslich mit gewaltiger Stimme der Ruf:„ Achtung! Achtung!" De Passanten glaubten, daß ein überstarker Lautsprecher in Betrieb gesetzt worden sei. In Wirklichkeit war es ein Sprech chor. Im Nu waren die Straßen voll Menschen. Da ertönte, wieder unsichtbar, offenbar aus einem Keller, eine Stimme: Arbeiter, wir fämpfen für die rote Herrschaft! Wir fämpfen für das rote Wien! Es lebe der revolutionäre Sozialismus!" Mit einem dreimaligen Hech. fiel der unsichtbare Sprechchor ein.
Ein Hobsschicksal
Der frühere sozialdemokratische Landeshauptmann von Niederösterreich , einer der ersten Vertrauensmänner der
Wiener Arbeiter, der Obmann der Organisation des Arbeiterbezirfes Ottakring, Albert Sever ist von einem wahren
meget der italienische Duce für den Faschismus die Erklärung kopfstehen würde: Und nun nimmt Mussolini den Betrüge- letzt. Seine Wohnung wurde zu einem Trümmerhaufen zu
abgegeben, ass 5- s daß er sich unfähig fühle, die Welt: aus dem Abgrund des fapitalistischen Zusammenbruchs zu retten, daß die Welt des Faschismus eine Welt des Elends, der Armut- natürlich einer heroisch zu ertragenden" eine Welt der Asteje( Leibesabtötung) fei.
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Das Interessanteste an diesem Geständnis ist, daß es ohne fede Retouche, ohne den Versuch einer Verschleierung, we man ihn etwa in Hitler- Deutschland beliebt hätte, abgelegt worden ist. Mussolini erklärte vielmehr in schneidender Schärfe,
daß der alte Wohlstand bei allem technischen Fortschritt nicht mehr wiederkehren würde!
Ein folcher Satz muß selbst dem gefühlsseligen alten Mütferlein sämtliche Illusionen rauben, die es sich über ein mit dem Faschismus anbrechendes goldenes Zeitalter einst ge= macht hat. Ebenso müssen die düsteren Prophezeiungen des
uce,
daß das Leben der kommenden Geschlechter in einer Askeie hingehen werde, von der fich die heutigen kaum eine Vorstellung machen fönnten, daß der Lebensstan dard der künftigen Menschheit ein wesentlich tieferer sein würde als der heutige usw. usw.,
alle Anhänger der Privatwirtschaft, die noch auf eine innere Gesundung des Rapitalismus gehofft hatten, mit schwarzer Berzweiflung erfüllen. Denn deutlicher könnte ihnen ein Sozialist auch nicht das Bersagen des Kapitalismus enthüllen!
Mussolinis Säße sind eine Bankrotterklärung des altersftarren, faschistichen Rapitalismus in aller Form. Das einzige, was man fich fragen fönnte, wäre: Welchen 3 wed verfolgt diese plögliche Offenheit, nachdem die diversen„ Führer" der schwarzen, braunen und sonstfarbigen Hemden jahrelang die Völker mit den üppigsten Verheißungen begaufelt, nachdem sie sich zur Macht aufgefchwungen haben durch die immer wiederholte Beteuerung, ihre Herrschaft werde alles Elend in eitet Wohlstand verwandeln? Warum nun diese offene Bankrottanjage?
Man muß zunächst bedeuten, daß Mussolini nicht in der glücklichen Lage Hitlers iſt, ſeine Mißerfolge auf ein frü heres Regine abwälzen zu können. Zu lange fchon regiert er selber: die„ vierzehn Schmachjahre", auf die Hitler alles Unglück schiebt, sind für Mussolini fast restlos- feine eigenen. Die Not wegzulügen wäre zmedlos, dafür ift fte gerade in Italien viel zu offenkundig. So begnügt sich der Diftator denn, im Bewußtsein seiner Macht und der Machtlosigkeit der Gepreülten, mit einem bedauernden Achselauden.
Denen, die über zu hohe Steuern flagen, erklärte Mussofini gelassen, er würde die Steuern gern senfen, aber die Lage der Finanzen erlaube das nicht. Punktum. Die Gehälter der Beamten find so gewaltig herabgesetzt worden, daß diese vielfach hungern. Traurig, jagt. Mussolini , aber ihr werdet
nen auch noch die Zukunftshoffnung. Der einzige Trost, den er spendet, ist die herrliche Versicherung, man sei auf einem Tiefpunkt angelangt, so daß es tiefer nicht mehr ginge. Es werde nun entweder einige Zeit so bleiben oder ganz langsam aufwärtsgehen.
Aber direkt an diesen mehr als mäßigen Trost schließt sich
die bereits erwähnte Warnung, ja nicht an eine Wiederkehr des alten Wohlstandes zu glauben und die noch hoffnungslosere Versicherung, daß, der Lebensstandard der Menschheit
in der Zukunft sehr viel tiefer liegen werde als in der Vergangenheit.
Hiubsichickjal betroffen worden. Er wohnte im Ottakringer Arbeiterheim und harrte dort mit seiner Frau auch während der Beschießung durch die Polizei und das Heer aus. Severs Frau wurde von einer Granate getroffen und tödlich perjamurengeichofien. Sever felbst wurde wegen Hochverrates" verhaftet und als Obmannstellvertreter des fozialdemokratischen Parteivorstaides noch länger in Haft gehalten als d'e onderen Parteivorstandsmitglieder. Dabei ist Sever, der 67 Jahre alt ist, in der Haft feelisch und körperlich schwer erfranft. Sever hat ein schweres Augenleiden( Star). Außer= dem ist er physisch zusammengebrochen. Der Mann, der von einem wahren Hiobsschicksal heimgesucht ist, mußte wegen der Schwermut, in die er verfallen ist, der psychiatrischen Klinik übergeben werden.
Ein schlimmeres Verdammungsurteil läßt sich dem Stapi Abonniert die ,, Deutsche Fretheit"
talismus faum sprechen und immer wieder sucht man nach
Weltkongreß der Frauen
gegen Krieg und Faschismus
Die Aussichten für den Kongreß gestalten sich immer günstiger
Man schreibt uns:
Es werden uns, fortwährend Neubildungen von LandesInitiativkomitees gemeldet.
In Kanada wurde ein Komitee auf sehr breiter GrundLage gebildet; es organisiert in allen Teilen des Landes Konferenzen zur Vorbereitung des Weltfongresses.
Das holländische Komitee organisiert eine große An
In Spanien nimmt die Bewegung trotz der enormen Schwierigkeiten( Ausnahmezustand, Verhaftung von antifaschistischen Kämpferinnen) einen großen Umfang. Eine große Anzahl von Gewerkschaften, z. B. Gewerkschaft der Telegrafisten, der Untergrundbahn, Gewerkschaft des Transports, der Flugzeugjabrifen, Gewerkschaft der Handelsangestellten und der Lehrerinnen haben sich der Bewegung angeschloffen und Delegierre gewählt. In mehreren Fabriken Katalonien bestehen schon zahlreiche Komitees. Wegen des haben sich stomitees gebildet. In Galizien , in Viscann Ausnahm uitandes we der für den 23. ir 24 i geplante Kongreß auf Mitte Juli verschoben werden. Das fatalonische Komitee hat einen Aufruf herausgegeven, der in jämtlichen fatalonischen Blättern veröffentlich wurde
zahl öffentlicher Versammlungen.
Der faschistische Terror in den Balfanländern hat die Vorbereitung des Weltkongresses nicht verhindern fönnen. Neue Komitees in Rumänien , Jugoslawien , Griechenland werden uns gemeldet.
In Frankreich verbreitet und vertieft sich die Bewegung täglich. Unter vielen Beispielen greifen wir das der sozia listischen Frauen des 15. Arr. in Paris herans, die sich einstimmig zugunsten des Kongresses ausgesprochen haben. In Levallois ( Vorort von Paris ) arbeiten sozialistische Frauen eifrig im Romitee mit, das schon eine Arbeitsbasis in den und Roger u. Gallet Parfümerie])
doch einsehen, daß der Staat ebensowenig wie ein Privat Betrieben hat( Jaeger[ Metallurgie], Rosengard[ Autos]
mann dauernd mehr Geld ausgeben als einnehmen und von Echulden feben fann. Außerdem beziehe ich, der Diktator, feit 1928 Fein Gehalt mehr!( Er verdient genau wie Hitler auf Umwegen Millionen.) Die Arbeitslöhne sind trotz ihres Tiefstandes gejenft worden. Aber, erklärt Muffolini, unjere Deflationspolitif ist richtig und muß fortgefeßt werden, d. h.:
An der Dordogne hat sich ein ganzes Dorf dem Kongreß angeschlossen.
Jm Yonne- Gebiet meldet uns eine Lehrerin den Anschluß. von 40 Weinbäuerinnen. Der Norden Frankreichs wird 100 Delegierte der Textil- und Bergarbeiterbezirke schicken.
Ueberall nahmen die Arbeiterinnen begeisterten Anteil an der Patenschaftsbewegung. Betriebs-, Hausfrauenund örtliche Komitees werden für die Reisefosten der Dele gationen aus faschistischen Ländern sorgen.
Auch die intelleftuellen Frauen leisten uns Hilfe, Lehrerinnen, Aerztinnen, Erzieherinnen haben aktiven Anteil an der Komiteearbeit, veranstalten Meetings, beteiligen fich an Sonderfommissionen, wie den Presse- und Dokumentations= fommissionen.
Zahlreiche Organisationen haben uns ihre Teilnahme ge meldet. Unter den neueren befinden sich: die Organisation der Kriegerswitwen( 100 000 Mitglieder), Eisenbahnergewerf= schaft( 85 000 Mitglieder), die Baugewerkschaft und der allgemeine Beamtenbund( Sektion von Charente), angeschlossen an die CGT
Die Eisenbahner- und Bauarbeitergewerkschaften machen eine ausgezeichnete Propaganda- Arbeit; die letztere hat, obwohl ihre Anzahl an weiblichen Mitgliedern klein ist, doch ihre Organisation in die Bewegung einbezogen und ihre Mitglieder zur Mobilisierung der Frauen angeeifert.
In Chifago, Boston , Philadelphia , Los Angeles , San Franzisko, Milwaufe, Neuyort haben vorbereitende Versammlungen für den Kongres stattgefunden. In San Franzisko waren 10 Städte mit 100 Delegierten von insgesamt 30 Organisationen vertreten. In Pittsburg sind zwei Delegierte, eine Metallarbeiterin und die Frau eines Bergarbeiters zum Varifer Kongreß gewählt worden. In Neuvorf sind von einem Teil der Schuhwaren-, Metall- und Bekleidungsindustrie Versammlungen abgehalten worden. Sie haben einen Wettbewerb organisiert, um die Organisation für die Propaganda für den Weltfongres zu verstärken.
: Aus dem Saargebiet sind uns 15 Delegierte gemeldet worden.
Ferner wird uns eine Delegation von 9 jungen Schweizer Sportlerinnen gemeldet, die sowohl an dem Weltfongreß der Frauen als auch an der Sportveranstaltung teilnehmen, die am 11.- 15. August stattfinden wird.