Mussolini   und Barthou   o Das Neueste

,, Nichts für den Frieden getan, cher für den Krieg"

Italienische Unfreundlichkeit

Rom, 29. Juni. Zum Abschluß der Balkanreise Bar= thous schreibt die Gazetta del Popolo", ihr Aktivum er­scheine keineswegs imposant. Wenn man die Bilanz ziehen wolle, müsse man vor allem eine ungerechtfertigte Beleidigung der nationalen Bestrebungen Ungarns   feststellen, die zu einem einmütigen Protest der Nation geführt habe. Die Haltung Frankreichs   sei insofern sonderbar, als es unbedingt für den Völkerbund eintrete, aber zugleich jede Revisionspolitik bekämpfe. Die Balfan­reise hat jedenfalls zu einer Verstärkung der Block= politik und der Balfanisierung der fran zösischen Politik geführt. Dagegen sei keine der schwe= benden internationalen Fragen von der Abrüstung bis zur Verbesserung der politischen Beziehungen einer Lösung ent= gegengeführt worden. Aber jener Abenteuergeist der Balfan­staaten sei verstärkt worden, der sehr oft in der unmäßigen Sprache Titulescus zum Ausdruck komme. Es sei nicht 3 für den Frieden getan, sondern eher tür den Krieg gewirkt worden, sowie für die Blocks- und Einfreisungs­politik, die Delcassé   eingeleitet und die dann 1914 zum Krieg geführt habe, für den die Geschichte Deutschland   nicht mehr die ganze Verantwortung zuschreibe. Zudem müsse man auch die Londoner   Reise des Generals Weygand in Betracht ziehen, mit der Frankreich   die Möglichkeit einer englisch  - französischen Zusammenarbeit auf militärischem Ge= biet prüfen wollte. Während sich so Frankreich   mit Blocks

und Bündnissen die Vorherrschah af dem Kontinent zu sichern suche, möchte es auch eine Stüße in England finden, dem es Schutz gegen die Luftangriffe zusichere.

Reise nach Rom  

Paris  , 29. Juni. Der römische Berichterstatter des Matin" will erfahren haben, daß die von Außenminister Barthou in einem Presseinterview abgegebene Erklärung, er würde gern nach Rom   fommen, wenn es sich nicht um einen protofollari­schen Besuch, sondern um eine allgemeine Reglung der fran­ zösisch  - italienischen Fragen handele, im Rom   günstig aufge= nommen worden sei. Die Unterredung des französischen   Bot­schafters mit Unterstaatssekretär Suvich am Donnerstag dürfte einem Meinungsaustausch über die etwaige Annähe­rung der französischen   und der italienischen   Stellungnahme zu den regionalen Paften und der allgemeinen Zusammen­arbeit in Europa   gedient haben Auch die diplomatische Mit­arbeiterin des Deuvre" versichert, daß Italien   sich lebhaft für die regionalen Pafte interessierte. Die römische Regie­rung habe sogar, wie verlaute, in Paris   einen Schritt unter­nommen, um sich über den Mechanismus" dieser Pakte und über die Gründe zu unterrichten, aus denen man sie nicht offiziell vom Ost- Locarno in Kenntnis gesetzt habe. In gut­unterrichteten französischen   Kreisen habe man am Donners­tag den Eindruck gehabt, daß die Reise Barthous nach Rom  vielleicht nicht mehr in allzu weiter Ferne liege.

Wie lange noch in Oesterreich  ?

Der Terror erreicht Gipfelpunkte...

Eisenbahnanschläge

dnb. Wien  , 28. Juni. Der Ministerrat ist am Donners tagnachmittag zusammengetreten, um über die zahlreichen Vorfälle der letzten Nacht zu beraten.

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Wie jetzt bekannt wird, ist in der vergangenen Nacht die bekannte Mittenwaldbahn Innsbrud- Gar= misch Partenkirchen an drei Stellen sprengt worden. An verschiedenen Stellen wurden an den Bahugleisen die Telegrafens und Telefonmasten durch Sprengungen umgelegt.

In Bludenz   sollen ferner die Schienen an einigen Stellen aufgerissen sein. Gerüchte, nach denen es sich hierbei um ein Attentat gegen den Zug handelt, mit dem der franzö= fische Außenminister Barthon nach Paris   zurückkehrte, finden feine Bestätigung. Die Sprengung der Eisenbahnstrecke soll vielmehr eine Stunde nach der Vorbeifahrt des französischen  Außenministers erfolgt sein. Auch bei Judenburg   in Steier mart, Brud a. d. Mur  , Amstetten   in Niederösterreich  , Vöckla bruck an der Westbahn und bei Salzburg   wurden Anschläge auf die Bahnförper verübt. Die Gleisanlagen wurden be: schädigt. Außerdem wurden längs den Bahnlinien verlaus fene Telegrafenleitungen durchschnitten und Telegrafen­

maften durchlägt.

Sprengstoffanschläge in Tirol und Vorarlberg  dnb. Wien  , 28. Juni. Zu den Vorfällen, die sich im Laufe der letzten Nacht hauptsächlich im Alpengebiet ereigneten, werden noch folgende Sprengstoffanschläge gemeldet:

Auf dem Innsbruder Eisenbahnviadukt wurde eine auf Zeit eingestellte Höllenmaschine gefunden, die jedoch nicht zur Explosion kam. An verschiedenen Orten Tirols wurden An: schläge auf die Elektrizitätswerte verübt. In Achensee   wurde der Versuch unternommen, den Standamm eines Kanals eines Elektrizitätswertes zu sprengen. Von seiten der Bes hörden wurde erklärt, daß Fußspuren von der bayeri ichen Seife her festgestellt worden seien. In Bor  : arlberg erfolgten in Bregenz  , Dornbirn   und Hohenems   An: schläge gegen Eisenbahnbrücken, Elektrizitätswerke, Tele grafen und Telefonleitungen. Durch die Explosion eines Sprengförpers wurde in Bludenz   eine erhebliche Störung in den Leitungsanlagen verursacht.

Zahlreiche Sprengstoffanschläge in Kufstein  

dnb. Kufstein  , 28. Juni. In der Nacht zum Donnerstag wurden in Kufstein   auf die Hochdruckwasserleitung des Elef­trizitätswertes und auf die Wasserleitung der Stadt Spreng­

stoffanschläge verübt. Die beiden Wasserleitungen wurden gesprengt und teilweise zerstört. Dabei wurde auch ein Hoch­spannungskabel zerrissen. Die Trümmer flogen Hunderte von Meter weit. Ein Stück flog ins Tal hinab und durch= schlug das Dach eines Hauses. Die Detonationen wurden in der ganzen Stadt gehört und gleichzeitig erlosch das Licht,

Im Völkischen Beobachter" veröffentlicht Reichswehr  = minister Generaloberst v. Blomberg einen Auf­sag über Die Wehrmacht im Dritten Reich  ", in der er u. a. sagt, die Wehrmacht diene diesem Staat, den sie aus innerster Ueberzeugung bejahe, fie stehe zur Führung, die ihr das vor: nehmste Recht wiedergegeben habe, nicht nur Träger der Waffe, sondern auch der von Staat und Volk anerkannte Träger eines unbegrenzten Vertrauens zu sein.

Die deutsch   englischen Transferverhands Iungen sind am Freitag fortgefest worden. Weber ihre Aussichten mischen sich zweifelnd und zuversichtliche Stim: men. Sehr fraglich ist, ob eine Einigung noch vor dem 1. Juli möglich ist, da sich die Reichsbank mit Rücksicht auf die übrigen Gläubiger nicht ohne weiteres zu Konzessionen be= reitfinden werde.

Wie von litauischer amtlicher Seite befanntgegeben wird, hat der Gouverneur des Memelgebietes den Landespräsidenten Dr. Schreiber seines Amtes enthoben. Die Maßnahme wird mit einer Förderung der national: sozialistischen Bewegung durch Schreiber begründet.

Nach einer Meldung des österreichischen Pressedienstes find dieser Tage 200 Bauern und Gewerbetreibenden aus der Kirche ausgetreten, weil in Braunau   vom Geistlichen die Waffen der Heimwehrleute gesegnet wurden, mit denen zuvor ein SA.- Mann ermordet worden war.

Der französische   Senat hat die von der Kammer bereits verabschiedeten Nachtragskredite für die Landes= verteidigung in Höhe von über drei Mil­liarden Franken angenommen.

Bei Bervins( Nordfrankreich) fuhr in der Dunkelheit ein mit sieben Personen besetzter Kraftwagen in einen Kanal. Von den Insassen konnten nur der Wagenführer, ein Ge­schäftsinhaber aus Bervins, und sein Neffe gereitet werden. Die übrigen fünf mit dem Fahrzeugbesitzer verwandten Per: fonen wurden erst nach mehrstündigen Bemühungen tot ge= borgen.

Im britischen Unterhaus wurde die Glearing: Bor  : lage am Donnerstagabend angenommen. Nachdem der Ge­segesvorschlag die königliche Zustimmung erhalten hat, ist er Gesetz geworden.

Nach einer Meldung aus Liffabon ist ein Fischerboot mit acht Mann in der Nähe des Hafens Nazare gefunken. Fünf Mann der Besagung ertranfen, der Rest konnte von einem anderen Fischerboot gerettet werden.

das erst später wieder in Gana aefeßt werden konnte. Der Zeuge Oberst von Hindenburg

Weg zum Kaisertal ist durch die niederströmenden Wasser­massen teilweise ungangbar gemacht.

Fast gleichzeitig wurden Anschläge auf das städtische Wasserwert Turer Reservoir" und auf das Transforma­torenhaus in der Nähe des Liszt- Denfmals verübt. Der Materialschaden ist sehr groß. Das Elektrizitätswerf steht unter polizeilichem Schutz. Die Erregung in der Stadt ist ungeheuer. Mehrere Personen wurden verhaftet.

Neue Zusammenstöße in Graz

dub. Wien  , 28. Juni. Wie aus Graz berichtet wird, haben sich dort am Donnerstag neue Unruhen ereignet. Zwischen Angehörigen der ostmärkischen Sturmscharen und Passanten ( Nazis?) fam es zu einem heftigen Wortwechsel, der schließ= lich in Tätlichkeiten ausartete. Die Polizei sah sich gezwun­gen einzugreifen und das Stadtzentrum abzuriegeln. Ueber die Gründer neuen Zusammenstöße liegen noch feine amt­lichen Mitteilungen vor.

Anschläge in Salzburg  

dnb. München  , 28. Juni. Wie der Oesterreichische   Presse­dienst aus Salzburg   meldet, wurde in den Morgenstunden des Donnerstag ein Sabotageaft gegen die städtische Wasser­leitung durchgeführt, der zur Folge hatte, daß die Trink: wasserversorgung Salzburgs auf 24 Stunden unterbrochen ist. In der Nacht zum 28. wurde ein Sprengstoffanschlag auf das Gebäude der Sulzburger   Landesregierung verübt, der aus dem Hause eine große Zahl von Steinquadern heraus riß. Auf der Bahnstrecke Salzburg  - Wien   wurde furz vor der Station Ederbauer ein Anschlag verübt, durch den ein Gleis zerstört wurde. Der Verkehr mußte eingleifig aufrecht erhalten werden. Im Zentrum der Stadt Salzburg   explo dierten am 27. Juni gegen Abend zwei große Sprengförper, und zwar der eine am Maquartplatz, dem sämtliche Fenster der Kanzlei der Baterländischen Front zum Opfer fielen. Ein zweiter Sprengförper explodierte in unmittelbarer Nähe und zerstörte einen großen Teil der Fenster des Salz= burger Stadttheaters sowie einen Teil der Fenster des Spielfalinos. Die Vorstellung im Salzburger   Stadttheater mußte unterbrochen werden.

Eli Todesurteile beantragt

Der dritte Racheprozeß wegen Ermordung eines SA.- Mannes im polischen Sircil Zwei Beschuldigte schon hingerichiel Wie das Deutsche Nachrichtenbüro" meldet, beantragte der bei dem Angeklagten Thalmann sen. im ersten Urteil nicht Staatsanwalt im sogenannten Dritten Hecklinger Mord- hinreichend dargetan, daß er mit den andern zum Zwecke des Ueberfalls in Verbindung gestanden habe. prozeß", der wegen der Ermordung des SA.- Mannes Cieslick geführt wird, gegen alle elf An= geflagten die Todesstrafe.

In einem ersten Prozeß wegen der Ermordung des SA.­Mannes Cieslick wurden zwei Angeklagte zum Tode verurteilt, die inzwischen bereits hingerichtet sind. Gegen eine Reihe weiterer Angeklagter, die sich wegen Mit­täterschaft zu verantworten hatten, wurde vor dem Schwur­gericht in Dessau   im November 1983 ein zweiter Prozeß durchgeführt, der mit der Beurteilung von zehn Angeklagten zum Tode endete.

Dieses Urteil wurde vom 6. Straffenat des Reichs= gerichts aufgehoben und ide Sache zur Verhand­lung an das Dessauer Schwurgericht zurückverwiesen. In der Begründung, mit der das Reichsgericht das Urteil seinerzeit aufgehoben hatte, war wie berichtet- u. a. zum Ausdruck gebracht worden, daß es für die einzelnen Verurteilten nicht hinreichend geklärt sei, ob sie die Tat als ihre eigene gewollt hätten; menn das Schwurgericht erneut zu der Feststellung fommen sollte, daß die Angeklagten, auch soweit sie nicht geschossen hätten, den Mord gewollt hätten, so müsse es bei jedem einzelnen die Tatsachen flar­legen, aus denen es diesen Schluß ziehe; insbesondere sei

Auf den Staatsanwalt hat offenbar die Angst vor dem Terror mehr Eindruck gemacht als die Rechtsbelehrung durch das höchste deutsche Gericht. Er hat schon zwei der Be­schuldigten dem Scharfrichter überliefert und will nun noch elf Arbeiter föpfen lassen. Der Staatsanwalt übertrumpft die Forderung nationalsozialistischer Agitatoren, die für jeden gefallenen SA.- Mann zehn Marristen gemordet wissen

Der Gereke- Prozeß enthüllt weiter

dnb. Berlin  , 28, Juni. In der Donnerstagfizung des Pro­zesses gegen den ehemaligen Reichskommissar Gerefe trat Oberst Oskar v. Hindenburg   erneut als Zeuge auf. Er hatte seine nochmalige Bernehmung gewünscht, weil gewisse Gegensäße zwischen seiner Aussage und der Aussage der Schwester Margarethe Sprung bestanden. Der Zeuge ging auf die Behauptungen ein, wonach Dr. Gerefe in seiner Wohnung eine Summe Geldes in einer Matraße vernäht aufbewahrt habe und daß er, der Zeuge, von dieser Tatsache gewußt hätte. Oberst v. Hindenburg   betonte, er habe schon bei seiner ersten Bernehmung erflärt, daß er von der An­gelegenheit nichts wisse und die Wohnung Dr Gerefes überhaupt nicht gefannt habe. Der Zeuge erklärte sodann, daß er Dr. Gerefe während der ganzen Wahlperiode nicht ein einziges Mal, weder in seiner Wohnung, noch im Hotel Prinz Albrecht in irgendeiner Form gesprochen habe.

Oberst v. Hindenburg

dnb. Berlin  , 28. Juni. Im Verlaufe seiner Vernehmung erklärte der Zeuge Oberst v. Hindenburg   zu der Aussage der Zeugin Margarethe Sprung, er habe erst nach dem ersten Wahlgang Dr. Gerefe in seiner Wohnung aufgesucht. Der Vorsitzende hielt dem Zeugen sodann die Aussagen der Zeu­gin Sprung vor, die ausgesagt habe, daß am 26. 2. 1932, also vor dem ersten Wahlgang, Dr. Gerefe zwei Telefongespräche mit dem Obersten v. Hindenburg geführt habe. I'm Verlaufe des ersten Gesprächs habe Dr. Gerefe gesagt, es müsse irgendetwas geschehen, die Seitensprünge des Silberfuchses ( Hugenberg) zu durchfreuzen, um einer Kandidatur Düster= bergs, die von Hugenberg beabsichtigt war, entgegenzumir­fen. Dabei habe Gerefe weiter gesagt, um diese Kandidatur abzuwehren, müsse er leider den Zeitungsfonds angreifen. Nach der Aushändigung der 500 000 Marf an den früheren deutschnationalen Reichstagsabgeordneten Oberfohren habe Gerefe dann in einem zweiten Telefongespräch dem Obersten v. Hindenburg   mitgeteilt, daß er zu den vorhandenen vier­hundertachtzigtausend RM. noch 20 000 RM. aus eigenen Mit­teln zugelegt habe, weil die andere Seite 500 000 M. ver= Inngt hätte.- Oberst v. Hindenburg   erklärte dazu, daß er fich eines solchen Gespräches nicht erinnern fönne. Die Zengin Sprung blieb bei ihren früheren Bekundungen über den In­halt der Telefongespräche.

In diesem Zusammenhang teilte der Vorsitzende mit, daß über diese Frage demnächst auch Hugenberg ver= nommen werden soll. Der Angeklagte Gerefe erinnert nun den Zeugen Obersten v. Hindenburg   daran, daß er schon vor der Konstituierung des Hindenburg  - Ausschusses mit ihm wiederholt gesprochen habe und auch damals schon die Not­wendigkeit einer Zeitungsgründung erörtert worden sei. Zeuge v. Hindenburg gibt die Möglichkeit solcher Gespräche

au, aber die Zeitungsfrage sei nach seiner Erinnerung erit

später vor dem zweiten Wahlgang Gegenstand von Ver­

bandungen gewesen.

Rechtsanwalt Dr. Langbehn: Jit dabei auch der Plan besprochen worden, die Reichskanzlerschaft Brünings durch eine Kanzlerschaft Schleichers abzulösen und hängt damit auch der Zeitungsplan zusammen?

Zeuge v. Hindenburg  : Nein, es wurde ja ausdrück­lich festgelegt, daß die zu gründende Zeitung über den Par­tein stehe und feinen Interessen dienen solle.

Damit ist die Vernehmuna v. Hindenburgs beendet. Es tritt eine Pause ein, da der Angeklagte Gerefe wiederum. einen Schwächeanfall erlitt.

wollen. Die Losung des Staatsanwalts ist: Dreizehn für Diebesgemeinschaft

einen!

Man vergegenwärtige sich, was den blutigen Zusammen­stößen an gegenseitiger Verhegung, an Herausforderung von der einen zur anderen Seite, an Terror und Haß voraus­gegangen ist, erst dann bekommt man einen Maßstab für die Größe des Verbrechens, das der Staatsanwalt gegen die an dem Streit Beteiligten fordert. Es ist eine rein barbarische Rachejustiz, die sich nur gegen die Linke auswirkt. Mit Recht hat ein solches Gerichtsverfahren nichts mehr zu tun. Das. bleibt bestehen, selbst wenn das Urteil statt elf Todesstrafen elf endlos lange Zuchthausstrafen verhängen sollte. Freilich würde Zuchthaus wenigstens das Leben der elf Anti­faschisten retten, und daß sie die harten Zuchthausstrafen nicht bis zum Ende abzubüßen haben, dafür wird die Ent­widlung in Deutschland   sorgen

Der bekannte Arzt und Schriftsteller Dr. Friedrich Wolf  , der Verfasser des Dramas Zyanfali", aber auch einer populären Naturheilkunde, teilt das Schickjal vieler linksgerichteter Schriftsteller: das dritte Reich" stiehlt ihm sein Vermögen. Aber in diesem Falle glaubte das Landes­polizeiamt Württemberg- Dr. Wolf wohnte zuletzt in Stuttgart   noch ein übriges tun zu sollen: es forderte jedermann auf, der Vermögensstücke des Beraubten in Ge­mahrsam habe oder über ihren Verbleib Bescheid wisse, dem Landeann zeiamt Anzeige zu erstatten. Wer die Anzeige unterließe, so hieß es weiter, stelle sich damit außerhalb Der weitsgemein.chaft.

Wobei sich das edle Landespolizeiamt wohl nicht ganz klar darüber gewesen ist, daß es mit diesem Hinweis die Volfs= gemeinschaft Hitlerscher Couleur zu einer Diebes­gemeinschaft degradiert hat.