Hitler reißt Achselstücke ab

So fand er angeblich seine Kameraden....

München , 30. Junt. Ueber die Aktion Adolf Hitlers meldet die NSK. noch weiter von einem Augenzeugen: Der Führer meilte in Essen angeblich zur Besichtigung von Arbeitsdienst­lagern um die Verschwörer in Ruhe zu wiegen. Um 2 Uhr

Zahlreiche standrechtliche Erschicẞungen

Göring verbietet jede Kritik SA. darf nicht mehr zusammentreten Welter ohne Uniform und ohne Waffen

nachts flog er nach München und hörte bei seiner Ankunft out

um 4 Uhr nachts auf dem dortigen Flugplay, daß die dortige SA. in derselben Nacht unter der Parole alarmiert worden sei: Der Führer ist gegen uns die Reichswehr ist gegen uns, SA. heraus auf die Straßen. Der bayerische Innenminister hatte inzwischen die Obergruppenführer Schneidhuber und Schmidt gemaßregelt, ihnen den Befehl entzogen. Die Leute wurden verhaftet. Hitler riß den Leuten selbst die Achsel­stücke von der Uniform. Er fuhr dann weiter nach Röhms Landhaus in Wiesee, drang in das Haus mit seinen Mann­schaften ein. Röhm fügte fich wortlos und ohne Widerstand und ließ sich verhaften. Im gegenüberliegenden Zimmer weilte Heines, Obergruppenführer Schlesiens. Den Eintreten den bot sich ein schamloses Bild dar. Heines lag mit einem

homosexuellen Jüngling im Bett. Die widerliche Szene bei

der Verhaftung läßt sich nicht beschreiben. Sie wirft un­glaubliche Schlaglichter auf die Leute in der Umgebung des bisherigen Stabchefs. Mit Röhm wurde der größte Teil seines Stabes verhaftet. Eine ganze Reihe von S.- Führern wurden auf der Straße und in München aus den Zügen heraus verhaftet.

Wer ihn alles begleitete

Der überaus mutige Führer

Saarbrücken , den 2. Juli 1934. Der Propagandaapparat des dritten Reiches" versucht die scheußlichen Mordtaten des Blutkanzlers als ein Wunder des entschlossenen Mutes und fühner Selbstopferung des Führers hinzusteelln. Die bis jetzt verbreiteten Meldungen geben erfreulicherweise die Möglichkeit, dem vom Führer aufgebrachten Mut" ein wenig nachzugehen.

Die Reichspressestelle der NSDAP . schildert in ihrer Mel­dung vom 30. Juni, das unerhört tapfere Verhalten Hitlers bei dem Ueberfall auf Röhm und Heines. Es heißt in dieser Meldung wörtlich:

Der Führer begab sich mit wenigen Begleitern persönlich nach Wiessee , um dort jeglichen Versuch eines Widerstandes im Keime zu ersticken."

niform und ohne Berlin ,

Berlin , den 2. Juli 1934.

Im Laufe des Sonntag sind zahlreiche standrechtliche Erschieẞungen in Berlin , München und anderen Orten innerhalb der SA. vorgenommen worden. Die Namen der Erschossenen werden zur Zeit noch nicht bekanntgegeben. Die Bekanntmachung soll aber im Laufe des kommenden Tages erfolgen. Besonderes Aufsehen erregt die Tatsache, daß unter den Er­schossenen sich eine Anzahl von Polizeibeamten befinden.

Berlin , 2. Juli.

Die von vornherein schwächliche Stellung des neu­ernannten Obersten SA. - Chefs Luze ergibt sich aus dem Borgehen Görings gegen die SA. in Berlin . Nicht Lutze, sondern Göring hat folgenden Erlaß herausgegeben: 1. Untersagt ist jede Kritik, die sich mit der Erschießung der Gruppenführer befaßt, auch jede Kritik über die Maßnahmen des Führers.

2. Nichtbefolgung dieses Verbots hat Strafe zur Folge.

schwerste

3. Die Beurlaubung der SA. für den Monat Juli wird aufrechterhalten.

4. Das Tragen der Uniform und des Ehrendolches ist streng untersagt.

5. Die Standartenführer halten sich auf Abruf bereit. 6. Die inhaftierten Gruppenführer bleiben weiter in Haft. Die unschuldig Jnhaftierten haben sich bei den Ver­rätern zu bedanken.

7. Jeder Versuch der SA. , zusammenzutreten, wird streng bestraft.

8. Der Polizeigeneral Dalegue wird oberster Führer der SA. von Berlin- Brandenburg.

Da pfeift ein anderer Wind. Die SA. wird einem höheren Polizeiführer unterstellt und zur Bedeutungs­losigkeit dadurch herabgedrückt, daß sie nirgendwo zu­sammentreten darf. Die SA wird degradiert.

Wer daran noch zweifeln sollte, der mag die Goebbels Rede, die gestern abend über alle deutschen Sender ge­geben wurde, noch einmal aufmerksam durchlesen. Mit unmißverständlicher Deutlichkeit erklärt Goebbels im Einverständnis mit Hitler :

Der SS. und ihrer Führung gebührt höchstes Lob und der Dank der Nation für ihre vorbildliche Treue und Disziplin, die sie, wie so oft schon, in schwierigen Situationen, auch hier wieder bewiesen hat." Wohlgemerkt, nur der GS. wird gedankt, von der SA. kein Wort. Der Traum der SA. ist ausgeträumt.

Papens engste Mitarbeiter

Propagandaminister Goebbels bat in seiner geftrigen Oberregierungsrat v. Bose und Herrenklub- Mitglied v. Tschirsch erschossen

Rundfuntansprache über diese Situation folgende Schilde­rung gegeben:

" Außer seiner regulären SS. Begleitung dürfen noch seine treuen Kameraden Brückner, Schaub und Schreck sowie der Reichspressechef der NSDAP . Dr. Dietrich und ich mitfahren."

Hier ist zu den wenigen Begleitern bereits die stattliche SS.- Wache hinzugetreten.

Der ganze Nimbus zerstiebt aber vor der Darstellung, die der Sonderberichterstatter des Journal" in der Nummer vom 1. Juli seines Blattes daüber gibt. Es heißt dort:

" Dann stieg der Führer in sein Auto mit seiner Beglei­tung, die durch Reichswehrsoldaten verstärkt worden war und fuhr zur Villa am Wiessee , wo Haupt­mann Röhm wohnte."

Um einige im tiefsten Schlaf liegende SA - Führer mit ihren Luftfnaben zu verhaften, zieht der tapfere Führer mit seiner SS.- Wache, einer Reichswehrabteilung und seinen Freunden los.

Fürwahr fein Heldenstück!

Berlin , 1. Juli( Eig. Bericht.)

Papens engster Mitarbeiter, der Oberregierungsrat von Bose, Leiter der Vizekanzlei des amtlichen Büros des Vizekanzlers des dritten Reiches", ist erschossen auf­gefunden worden. Die amtliche Darstellung derüber gibt Selbstmord" an und behauptet, es habe' in der Bizes

daß die Rebellen" ansgerechnet mit Sowjet- Rußland landesverräterische Beziehungen angeknüpit haben sollten. Diese Meldung mit der Kennzeichnung Bol: schewiftenschred" ist natürlich allzu durchsichtig, um irgend welchen Glauben zu finden oder zu verdienen.

kanzlei des Herrn von Papen und insbesondere in den Papen

Amtsräumen des Herrn von Bose eine Untersuchung statt. finden müssen, bei der fich Herr von Bose selbst erschossen habe. Wahrscheinlich dürfte es sich mit diesem Selbstmord" ähnlich verhalten wie mit dem angeblichen Widerstand" des Katholiken= führers Klansener.

Auch einer der engeren Freunde des Herrn von Papen aus dem Herrenklub, Herr von Tschirsch, ist tot aufge: funden worden. Der amtliche Bericht behauptet auch bei ihm Selbstmord". Aber man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß Herr von Tschirsch der gleichen Methode zum Opfer gefallen ist, wie Herr von Schleicher und deffen Frau.

Abonniert die ,, Deutsche Freiheit" 3m 3usammenhang damit behauptet die Gestapo Görings,

Ernft Röhms Glück und Ende

Ernst Röhm , Schöpfer und Führer der SA. , ist, wie jetzt amtlich zugegeben wird, von seinen bis­herigen Kameraden kraft Befehls von Adolf Hitler ermordet worden. Sein abenteuerliches Leben hat ein nicht weniger abenteuerliches Ende gefunden.

Röhm wurde am 28. 11. 1887 als Sohn eines bayrischen Eisenbahnbeamten geboren. Er absolvierte 1906 das Gym­nasium in München und schlua dann die Berufsoffiziers­Laufbahn ein. Bei Kriegsbeginn Leutnant und Adjutant eines bayrischen Infanterieregiments, wurde er während des Krieges Oberleutnant, Kompanieführer und schließlich Hauptmann. Nach einigen Verwundungen wurde er zum Generalstab kommandiert. Nach Ausbruch der Revolution von 1918 nahm er nicht, gleich vielen seiner Standesgenossen, seine Entlassung aus dem republikanischen Heere, sondern diente in ihm nibelungentreu weiter.

Die deutsche Republik ahnte selbstverständlich nicht, wen fie in Röhm beschäftigte und bezahlte. Röhms Tätigkeit als Adjutant einer republikanischen Infanteriebrigade wurde unterbrochen, als er sich dem gegenrevolutionären Freikorps Epp anschloß, einer Söldnertruppe die der heutige Hitlerstatthalter von Bayern , General von Epp , führte. Mit diesem Freiforps beteiligte sich Röhm an der " Befreiung" Münchens . Nach Münchens Einnahme arbeitete er unter der sozialistischen Regierung Hoffmann in der Münchener Stadtkommandantur im Sinne der Gegen revolution und betätigte sich bei der militärischen Auf­ziehung der bayrischen Einwohnerwehren, die dem deutschen Reich in der Folge so viel außenpolitische Schwierigkeiten bringen follte. Schließlich trat er wieder zu dem inzwischen zur Schüßenbrigade" gewordenen Freikorps Epp zurück und wirkte mit ihm als Befreier Deutschlands im Umher­ziehen.

Als im Jahre 1920 der app Putsch ausbrach, mar­schierte er mit dem Freikorps in das Ruhrgebiet ein, um den Widerstand der Arbeiter gegen die hochverräterischen Putschisten niederzuhalten. Die Einsetzung Severings als Staatskommissar für das Ruhrgebiet durch die siegreiche Regierung der Republik konnte damals diesem Sput noch ein Ende bereiten. Nunmehr fand sich Röhm zur republi­fanifchen Reichswehr zurück und die deutsche Republik nahm ihn wieder auf und beschäftigte ihn im General­stab des Wehrfreiskommandos 7 zu München . Röhm selbst hat sein damaliges Wirken in einem Buch ausführlich ge­schildert, dem er bezeichnender Weise den Titel Die Ge ichichte eines Hochverräters" gab( München 1928). Seine Tätigkeit war in der Tat ein einziger fortgesetter Hochverrat gegen die deutsche Republif, deren Gehalt ein­austecken er sich aber nicht schämte.

Röhms hochverräterische Tätigkeit hatte das Ziel der Erhebung Hitlers zum politischen Führer. Röhm fam zur nationalsozialistischen Arbeiterpartei, als diese noch ein Grüppchen von beiläufig 40 Mann war und er war bald, wie Konrad Heiden sagt, der zielbewußte Organi­fator der zahlreichen Wehren, Freiforps und Bünde , die

aus Bayern ein Heerlaaer gegen die marristische" Re­publit und ihre Berliner Regierung machen wollten". Die Sturmabteilungen der NSDAP., die Brigade Ehrhard, der " Bund Oberland ", die Zeitfreiwilligenverbände, die Reichsflagge" und alle die sonstigen Verbände und Ver­bändchen, die damals das politische Leben Deutschlands un­ficher machten, hatten in Röhm einen Förderer und Gönner. Geheime Hochverratsdokumente der Hitler­partei lagen wohlverwahrt in Röhms Büro der republikanischen Reichswehr . Was anderer­feits die Hitlerpartei an Geheimnissen über die Reichswehr wiffen wollte, erfuhr sie von Röhm . Gegen den damals noch leidlich verfassungstreuen deutschen Offiziersbund, die Standesorganisation der deutschen Offiziere, gründete Röhm den Nationalverband deutscher Offi= ziere", dessen wichtigster 3wed es war, die aktiven und pensionierten Offiziere der Hitlerei zuzuführen und sie gegen die Weimarer Verfassung aufzuputschen. Die Republik beschäftigte und zahlte ihn weiter. Als er schließlich gegen die Münchener sozialdemokratische Maifeier vom 1. 5. 1923 bewaffneten Widerstand der sog." Kampfverbände" eigen­mächtig organisierte, unter der Parole, daß die Roten wie die tollen Sunde niedergeknallt" werden müßten, erhielt er zunächst den Abschied, seine Entlassung wurde aber in der Folge von dem General von Lossow zurückgenommen. Erst als sich am 1. 9. 1923 der " Bund Oberland ", die Reichsflagge" und die Sturmab­teilungen der NSDAP . zum vaterländischen Kampfbund" zusammenschlossen, trat Röhm endlich von sich aus aus der republikanischen Armee aus um seine volle Arbeitskraft diefer Putschorganisationen zu widmen.

Am Hitterputsch vom November 1923 nahm Röhm führend tell, wurde verhaftet und wegen Beihilfe zum Hochverrat zur gesetzlichen Mindeststrafe von 1 Jahr 3 Monaten Festungshaft und 100 Mark Geldstrafe verurteilt. Das pflichtvergefiene Gericht gewährte dem überführten Hochverräter in unverbüllter Sympathieerklärung für seine Tat volle Bewährungsfrist. Der Vorsigende dieses Gerichtes ist heute von Hitlers und Frants Gnaden Präsident des größten bayrischen Oberlandesgerichtes.

Am.1. April 1924 wurde Röhm auf Grund dieses Urteils aus der Haft entlassen. Einen Monat später war er als nationalsozialistischer Abgeordneter in den deutschen Reichstag gewählt. Ein halbes Jahr später wurde Hitler selbst, der von seiner fünfjährigen Frei­heitsstrafe nur sechs Monate hatte abjißen müffen, eben­falls mit Bewährungsfrist entlassen. Es begann nun die Zeit des Krachs zwischen Hitler und Ludendorff, von denen jeder bewaffnete Haufen gegen die deutsche Republik aufzog,

Wie lange noch?

Ueber den Aufenthalt Papens herricht immer noch Un­Klarheit. Das Hitler - Regime läßt die Meldung verbretten, daß Herr von Papen aus der Schuzhaft zwar entlassen fei, aber feine Wohnung nicht verlassen dürfte und unter Polizeiaufsicht stände.

Sonntagabend wird von gut unterrichteter Seite mitgeteilt, daß Reichsvizefanzler von Papen nicht mehr lange im Reichskabinett verbleiben werde. Er soll unter allen Um­ständen ausgeschifft werden. An seine Stelle soll, in Anerken­nung für seine scheußliche Blutarbeit, Göring treten.

woran Hitler auch die vom Gericht gestellte Bewährungsfrist feineswegs hinderte. Die bewaffneten Hausen Hitlers hießen SA. , diejenigen Ludendorff Frontbann". Führer des Frontbanns war während der Zeit, in der Hitler einge­sperrt war, Röhm geworden, denn ein echter deutscher Re­volutionär muß doch schließlich auch von etwas leben. Hitler wollte Ludendorff den Röhm als ein gutes Pferd aus dem Stall holen und bot Röhm deshalb die Führung feiner A. a n.

Röhm wußte aber damals noch nicht, ob Ludendorff oder Hitler das Rennen um die Führung des Hochverrats machen werde und lehnte deshalb Hitlers Angebot ab, legte aber auch, um sich nicht zwischen zwei Stühle zu setzen, die Füh­rung des Frontbanns" nieder und zog sich in das Privat leben" zurück, nachdem er vorher vergeblich versucht hatte, die beiden Haufen unter seiner Führung zu vereinigen. Vou Hitler erntete er hierfür fein Lob, wohl aber von Ludendorff , deffen damaliges Organ, der Völkische Kurier", ihm einen Abschiedsartikel widmete in dem er sagte, ohne Nöhm sei nicht nur die völkische, sondern überhaupt die nationale Bewegung in Bayern nach der Novemberrevolution undenkbar gewesen". Der Unterzeichner dieses Artikels war der Hauptmann a. D. Weiß, heute als journalistischer Leibtrabant Hitlers der " Führer" des Reichsverbandes der deutschen Presse.

Das Privatleben" Röhms bestand darin, daß er sich eine Tätigkeit als Söldner für einen auswärtigen Staat suchte. Ohne Soldatenspieleret zu leben, erschien ihm undenk­bar. Schließlich fand er ein Engagement für den südameri­fanischen Staat Bolivia , ließ sich zum bolivianischen Oberstleutnant" ernennen und brachte als Militärinstruk­teur den Bolivianern ihre vaterländischen Belange" bei. Zufällig brach ausgerechnet während dieses Wirkens von Röhm ein Putsch des bolivianischen Militärs gegen die zi­vile Regierung aus.

Röhm blieb Angestellter des bolivianischen Staates, bis die Hitlerbewegung in Deutschland einen solchen Umfang angenommen hatte, daß fie im September 1930 aum ersten Mal 107 Abgeordnete in den deutschen Reichstag entienden konnte. Ludendorff war inzwischen voll­ständig ins Hintertreffen geraten und galt in Deutschland und in der Welt nur noch als eine tragikomische Figur. Es stand also einem neuen Ausbruch von Nibelun­gentrene Röhms nichts mehr im Wege. Röhm ver­söhnte sich mit Hitler , tehrte nach Deutschland zurück und trat als Stabschef an die Spitze der SA . Deren Stärfe steigerte sich unter seiner Führung allmählich in die Hun derttausende, schließlich auf annähernd eine Million. Sie wurde ein Staat im Staat und eine ebensogroße Heraus­forderung wie Drohung der Weimarer Republik , die in­zwischen aus den Händen von Republikanern in diejenigen von Brüning, Treviranus und des JG. Farben­direktors Warmbold übergegangen war. Diefe Regie­rung exerzierte zum ersten Male in Deutschland der Oppo= sition vor, wie man am besten die Verfassung brechen und aushöhlen könne. Es tauchte zum erstten Male das Schlag­

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