Nieder mit Hitler! HOUST Ein Aufruf des Vorstandes der SPD  .

Deutsches Volf!

Die Verbrecherbande, die sich auf Deutschland   gestürzt hat, geht in Blut und Schmutz unter. Adolf Hitler   selbst beschuldigt seine nächsten Mitarbeiter, die Männer, die ihn in die Macht getragen haben, der abscheulichsten sifflichen Verderbnis, der verbr. herischen Vergeudung öffentlicher Gelder. Der Mord wütet unter den Führern der SA.

Hitler ist der Hauptschuldige an den Verbrechen dieser Männer. Er hat sie gerufen zu Terror, zu Mord, zur Vergewal­figung des Volkes. Er hat ihre Greueltaten gebilligt und geduldet. Er hat sie Kameraden genannt. Er hat die Ehre der Mörder, der Folterknechte, der sifflich verkommenen Burschen mit der seinen verbunden.

Zehntausende von Opfern aus dem freiheitliebenden Volk zeugen von der Blutschuld dieser Verbrecher, von der Schuld Hitlers  . Hitler   hat den Mord gepredigt. Hitler   hat die Mörder von Potempa gefeiert und befreit. Hitler   hat die Röhm und Heines genutzt, weil er Verbrecher brauchte. Hitler   hat jahrelang die Verbrecher gedeckt. Jedes Wort der öffentlichen An­klage und der Verachtung, das er ausspricht, richtet ihn selber. Diese Männer, ihre Verbrechen, ihre Schändlichkeit, das war sein System. Er hat Röhm zum Reichsminister gemacht. Er hat ihm die Jugend ausgeliefert, obwohl er den Mann kannte wie kein anderer. Jetzt sucht er mit geheuchelter sittlicher Entrüstung eines Schmierenkomödianten die Verantwortung abzuwälzen.

Jetzt läßt er seine Spießgesellen morden, nicht um ihrer Ver­brechen willen, sondern um sich selbst zu reffen. Hitler   trägt die Hauptschuld. Hitler   ist der Feind. Wer mit ihm gemeinsame Sache macht, ist mitschuldig.

Hitler  , Röhm und ihresgleichen das sind die Männer, in deren Hand die Ehre der Nation, das Schicksal und das Leben des Volkes gegeben wurde. Das sind die Kräfte, die Deutschland  reinigen und fifflich erneuern wollten. Sie haben alles zerschlagen, was in schwerster Zeit für Deutschland   getan und aufgebaut worden ist. Sie haben niedergetrampelt, was die deutsche   Arbeiterschaft und die deutsche Geisteswelt in Jahrzehnten aufgebaut haben.

Hunderttausende braune Bonzen haben sich wie ein Heu­schreckenschwarm auf das Reich, die Reichskasse, den Goldschah der Reichsbank auf die ganze deutsche Arbeiterschaft als eine willkommene Beute gestürzt.

Sie bereichern sich schamlos, verprassen in schwelgerischen Gelagen das Guf des Volkes und frönen widernatürlichen Lastern, während das Volk hungert, die Löhne sinken, Handel und Wandel veröden und das betrogene Landvolk immer mehr im Elend versinkt.

Wahrheit, Sifflichkeit, Ehrlichkeit, das wahre Deutschland  wurde unterdrückt und verfolgt, das Volk schamlos belogen und betrogen.

Jetzt hat Hifler selbst die Anklagen der Verfolgten gegen sein System bestätigt.

Für dieses System ist die Freiheit des Volkes, sind Ehre und Ansehen der Nation, die Zukunft seiner Arbeiterschaft und die Wohlfahrt seiner arbeitenden Schicht geopfert worden.

Die Gefahr, die Deutschland   bedroht, ist nicht der Bolschewis­mus, die Gefahr ist Hitler   und sein System.

Es ist genug, es ist übergenug.

Schreit hinaus, was Ihr an zorniger Empörung in Euch fragt. Wer darf noch schweigen? Heraus mit der Anklage gegen Mil­lionen. Offen sprechen, dann ist der Terror machtlos. Schluß mit dem Schweigen!

Wehe den Beamten, wehe den Richtern, die sich zu Henkers­knechten des wankenden Systems gegen die Massenempörung machen. Am Tage der Befreiung wird die Vergeltung fie erreichen.

Schluß mit dem System des Zwanges und der Unterdrückung. Kämpft gegen den Terror, kämpft nenen die Hungerlöhne, gegen die Versklavung des ganzen Volkes in Stadt und Land.

Es ebe der Sozialismus, es lebe die freie deutsche Republik!

Berlin  , den 1. Juli 1934.

200

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Pariser   Berichte

An wen wenden sich Emigranten?

Assistance médicale aux enfants d'émigrés

37, rue Julien Lacroix, Metro Couronnes.( Telefon Ménil­montant 67-23). Kostenlose ärztliche Sprechstunden für mittellose Emigrantenkinder. Montag, Mittwoch, Donners­15-17 Uhr. Sonntag 10-11 Uhr( nur für dringende Fälle).

Association des émigrés israélites d'Allemagne en France Berufsberatung jeden Mittwoch von 19-20 Uhr 30,, Chez Cohn", 17, rue Béranger( Métro République). Association des juifs polonais réfugiés d'Allemagne

12 bis, rue Guilleminot( Metro: Edgar- Quinet  ). Montag und Donnerstag von 17-19 Uhr. Service juridique

Rechtsstelle für deutsche   Flüchtlinge, 5, Avenue de la Ré­publique( 3. Etage), Paris XIe.   Sprechstunden: Montag, Mittwoch und Freitag, von 3-6 Uhr. Hechaluz

31, rue des Petites- Ecuries. Telefon: Province 11-93. Sprechstunden: 10-12, außer Sonnabend und Sonntag. Comité National

5, rue de la Durance( Dorian 78-91). Täglich von 8.45­12 Uhr. Sonnabend geschlossen, Sonntag von 9-12 Uhr. Association des Emigrés d'Allemagne en France( A. E. A.) 5, Cité du Retiro( Nähe Madeleine). Sprechstunden von 9 Uhr 30 bis 12 Uhr 30. Telefon: Anjou 70-24.

Emigranten dürfen nur 2000 RM. mitnehmen.

( Inpreẞ.) Das Amt für Devisenkontrolle hat den Höchst­betrag, den Auswanderer in Bargeld aus Deutschland   mit­zunehmen das Recht haben, von 10 000 auf 2000 Reichsmark herabgesetzt. Eine Ausnahme bilden Personen, die nach Pa­lästina emigrieren; sie haben eine Summe mitzunehmen, die für ihre Niederlassung in Palästina erforderlich ist.

Emigrantenelend in Paris  

Viele, die außerhalb des Machtbereiches der braunen Herr­schaft leben, machen sich nicht klar, wie groß seit Monaten

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des Beginns der deutschen   Emigration die Not ihrer Schick­salsgenossen geworden ist. Vor allem in Paris  , wo sich die größte Gruppe von deutschen   Emigranten befindet, hat das Elend jetzt erschreckende Ausmaße angenommen. Viele Emi­granten, die mit einigen Mitteln herausgekommen sind, haben monatelang ohne Hilfe davon gelebt und dabei gehofft, sie würden inzwischen eine Arbeit oder eine selbständige Exi­stenz finden. Andere verließen sich darauf, daß sie von An­gehörigen in Deutschland   wenigstens das Notwendigste ge­schickt erhalten würden. Die meisten dieser Hoffnungen sind enttäuscht worden. Es ist leider nur sehr wenigen gelungen, die carte de travail und eine dauernde Arbeit zu erhalten. In vielen Fällen sind Ausweisungen gerade dann erfolgt, wenn der Flüchtling einen Antrag beim Arbeitsministerium eingereicht hatte, ihm Arbeitserlaubnis zu geben, zuweilen sogar dann, wenn ihm diese seltene Erlaubnis erteilt war.

Dadurch werden alle Emigranten unruhig, ein Teil von ihnen wagt es nicht mehr, sich um die Arbeitsgenehmigung zu bemühen, und zieht die Unsicherheit einer selbständigen Tätigkeit im Handwerk oder Handel vor. Aber auch dort er­leben sie jetzt neue Enttäuschungen. Während anfangs ein Teil der neu eingerichteten kleinen Betriebe wie Wäsche­

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und Doktor Axel Geschlechtskrankheiten, Männer und Frauen Nase, Hals, Ohren 123, Bd. Sébastopol.- Sprechstunden v. 9-12 u. 2-8 Uhr; Sonntags vormittags Metro Reaumur, St. Denis  . Tel. Centr 32-10

reien, Schneiderwerkstätten, Pelzgeschäfte, Schuhmachereien und ähnliches kraft des Zuspruchs von Bekannten, Sym­pathisierenden und anderen Emigranten sich zu tragen schien, zeigen sich nun allenthalben schlimme Krisenzeiten. Man hat nicht mehr die notwendigen Mittel, um die Miete für den bevorstehenden ,, terme" aufzubringen, Steuern, Gas, Licht wollen bezahlt werden, aus Deutschland   kann man sich nichts mehr schicken lasssen, selbst wenn dort Verwandte oder Freunde es noch tun wollten. Die neuen verschärften Divisen­bestimmungen versperren auch diesen Ausweg.

Am schlimmsten sind aber die daran, die ohne Hilfsmittel hier eingetroffen sind, oder die erst in der letzten Zeit an­kommen. Sie finden jetzt niemand, der sich zu einer Hilfe bereit erklärt. Das Comité National darf keine neuen Flücht­linge mehr aufnehmen, es ,, liquidiert" nur und weist selbst die Verzweifelten ab. Ganz vereinzelte Ausnahmen ändern nichts an dieser Regel. Das Matteotti- Comité hat keine Unter­stützungsmittel mehr, die Entr'Aide Européenne hat ihr Tagesheim, ihren Service Social, ihren Kinderhort völlig ge­schlosssen, sie bemüht sich nur noch in einer kleinen Ab­teilung einige Leute aufs Land zu bringen, aber auch das mit schwachem Erfolg. So kommen die vielen, vielen Armen, die Hunger leiden und kein Quartier haben, seit Wochen zur Deutschen   Kommission, deren bescheidene Mittel aber nicht ausreichen, um sie vor der schlimmsten Not zu bewahren. Sie finden keine Arbeit, keine Hoffnung auf Beschäftigung, müssen sogar ihre Ausweisung befürchten, wenn sie bettelnd angetroffen werden. Und doch ist das jetzt das Mittel ge­worden, von dem eine große Zahl dieser Emigranten noch lebt, sonst müßten sie elend umkommen. Darf dies so bleiben? Alle Verantwortlichen müssen endlich auf Abhilfe sinnen. K.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Piz in Dud. weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken  . Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden& Schüßenstraße 5, Schließfach 776 Saarbrüden,