Einheitsfront

Am Montag einigten sich Vertreter der sozial­demokratischen Landespartei Saargebiet und der kommunistischen Partei Saargebiet über folgende ' Aktionen im Rahmen der Einheitsfront:

1. Gemeinsamer Aufruf an die Werktätigen im Saargebiet.

2. Kundgebung am 4. 7. im Saalbau Saar­

brücken.

3. Gemeinsame Kundgebungen im ganzen Gebiet.

4. Bildung von Kampfkomitees gegen den An­schluß an Hitler- Deutschland.

Die Vertreter beider Parteien werden in stän­diger Verbindung miteinander bleiben und über die jeweils zu treffenden Maßnahmen entscheiden.

Schon jetzt herrschte Uebereinstimmung, daß im Monat Juli ein gemeinsamer Kampftag für die Freilassung aller antifaschistischer Gefangenen veranstaltet wird.

Verstörte SA. - Jugend ,, Unterhaltung im Flüsterton"

United Preß berichtet aus Berlin :

Die SA. - Leute und die zu einem nationalsozialistischen Radikalismus neigenden Jugendlichen, deren geheime Wünsche durch die gestrigen Geschehnisse einen schweren Schlag erhalten haben, machen auch heute einen verstörten Eindruck. Sie sind ganz offenbar in allem, was ihnen bisher teuer und heilig war, schwer getroffen worden.

Das Publikum hält sich äußerlich vollkommen zurück. Jedoch ist die in weiten Kreisen der Bevölkerung herrschende Erregung deutlich sichtbar. Aber jeder ist bemüht, seine An­fichten und Gefühle zu verbergen, um sich keine gefährliche Blöße zu geben. Die Unterhaltung im Flüster­ton, die nach dem Umsturz war, ist plöblich wieder da. Die Zeitungen haben die Ereignisse in großer Aufmachung, aber durchweg im gleichen amtlichen Wortlaut gebracht, so daß die Hauptseiten der verschiedenen Blätter kaum von­einander abweichen. Auch die sehr umfangreichen Kommen­tare der Zeitungen unterscheiden sich nur wenig voneinander. Auch solche Journalisten bringt die Geschichte wohl nur einmal hervor.

,, Nero war besser"

Vernichtende amerikanische Urteile

Washington, 3. Juli. Die amerikanische Deffentlichkeit und die Presse sind mit Schaudern dem Blutbad in Hitler- Deutschland ge­folgt.

Die Baltimore Sun" schreibt:

Es ist ja möglich, daß irgendeine Verschwörung aufgedeckt murde, aber alles scheint eher darauf hin zu deuten, daß es sich um den Anfang der Empörung eines enttäuschten und verratenen Volkes handelt. Die standesrechtliche Erschießung Schleichers und zahlreicher SA. - Führer läßt eine derartige bedrohliche Situation vermuten, daß die Nazis nur noch im Terror ihre Rettung erblicken."

Die Washington Post " schreibt:

Hitler und Göring wollten ihre Macht festigen, aber in Wirklichkeit haben sie die ganze Fäulnis im Nationalsozia: lismus bewiesen. Die Enthüllung über die sittliche Verfom­menheit der Nazis fällt zusammen mit dem vollständigen Bankrott des Hitlerismus auf politischem und wirtschaft­lichem Gebiet. Seit den 17 Monaten, wo Hitler die Macht in Händen hatte, häufte er Fehler auf Fehler. Im Vergleich mit seinem Regime war das des Kaisers Nero das Muster einer intelligenten aufgeflärten und glücklichen Regierung.

Wie diese Pressestimmen zeigen, hat Hitler- Deutschland den letzten Rest des Ansehens in der Welt verloren.

Abbau der alten SA. Auflösung des Presseamts

DNB. Berlin , 3. Juli. Der Reichspressechef der NSDAP . teilt mit: In Benehmen mit dem Chef des Stabes der SA. , Luzze, wird das Presseamt der Obersten SA. - Führung mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Der bisherige Aufgabenkreis des Presseamtes der Obersten SA. - Führung geht auf die Reichspressestelle der NSDAP . unmittelbar über.

Reichskriegertag abgesagt.

Der Kyffhäuser - Bundesführer Oberst a. D. Reinhard tetit mit: Der Deutsche Reichstriegerbund Kyffhäuser steht treu zur Regierung Hitler . Der 5. Deutsche Reichstriegertag, der vom 7. bis 9. Juli in Kassel stattfinden sollte, ist abgesagt und wird auf spätere Zeit vertagt.

,, Betriebsgemeinschaft der Gefolgschaft"

Berlin , 2. Juli. Das 8 Uhr Abendblatt" ist, wie diese Zeitung mitteilt, in den Verlag der Berliner Spät­blatt-- Betriebsgemeinschaft G. m. b. 5." übergegangen. Die neue Betriebsgemeinschaft setzt sich aus der bisherigen Be­triebsgefolgschaft Arbeitern, Angestellten und Schrift leitern des 8- Uhr- Abendblattes" zusammen.

Das Neueste

Wie aus bestunterrichteter Quelle verlautet, wird der französische Außenminister auf seiner Reise nach London von Kriegsminister Piétri begleitet sein. Biétri geht nach London , um an den Vorbesprechungen für die Flottenkonferenz teilzunehmen.

Die amerikanischen Luftstreitkräfte führen, wie Daily Herald" meldet, zur Zeit Versuche mit einem neuen Bombenflugzeug Typ Martin" aus, das eine Ge schwindigkeit von annähernd 370 Stundenkilometer bei voller Bombenladung erreicht. Diese Geschwindigkeit ist höher als die der amerikanischen Kampfflugzeuge, die dem Bombens

Röhms letzte Taten

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Ehrenbürger, Ehrendolche, Ehrenmänner

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Ehe Röhm sich in sein Landhaus zurückzog, um dort wie die deutschen Nachrichten behaupten eine Ver­eine Ver: schwörung anzuzetteln, hat er Pommern bereist. Es gab noch ganz den üblichen Heroenkult. Also: offizielle Rund­fahrt mit Extraempfängen, Aufmärschen, Paraden, An­sprachen, Beflaggungen. Natürlich in jeder Provinz­zeitung: Röhms Bild, groß aufgemacht, einmal, zwei­mal, dreimal in einer Nummer der Pommerschen Zeitung" gleich neunmal. Aufenhalt auf der Dorfstraße" Ein Glas Milch zur Erfrischung" Der Stabschef fährt vorbei" Kaffeepause", und was so der unver­geßlichen Momente mehr sind. Jn Stettin: Tag der SS., großes Feuerwerk, Luftkanonade, Bootsparade auf der Oder und Oderuferbeleuchtung, Röhm wird zum Ehren­bürger ernannt. Der Stettiner Generalanzeiger" röchelt:

,, Und während wir alle Pfingsten feierten und uns von der Mühe des Werktags erholten, arbeiteten Grafiker und Kunsttischler der Stettiner Handwerfer- Schule an der würdigen Gestaltung der hohen Ehrenkunde."

Die Hohe Ehrenkunde" wochentags herzustellen, wäre nämlich zu profan, es muß ausgerechnet Pfingsten ge­schehen.

Letzter Gruß

Laut der Fränkischen Tageszeitung" vom 29. Juni wurde Julius Streicher im Auftrage des Stabschefs Röhm der Ehrendolch überreicht. Das Blatt berichtet:

Gruppenführer von Oberniß erinnerte daran, wie Stabschef Röhm anläßlich der Besichtigung der SA. Frankens am Hainberg infolge dienstlicher Verhinderung des Frankenführers, der damals in wichtiger Mission fern von Nürnberg weilte, ihn, von Oberniß, beauftragte, dem Ehrengruppenführer den Ehrendolch der SA. zu über­reichen und ihn gleichzeitig als Ehrengruppenführer in den Dienst der Standarte einreihen. Der Stabschef habe gerade diese Standarte gewählt, weil sie hier die älteste und erprobteste sei. Dann erscholl wieder das Kommando Stillgestanden!" und Gruppenführer v. Obernig überreichte Julius Streicher den Ehrendolch.

Die Ursachen

Einen Tag später war Röhm erschossen und Streicher sandte Hitler ein Huldigungstelegramm. Ehrendolche für Ehrenmänner!

Röhm..abgeschliffen"

Das Deutsche Nachrichtenbüro meldet: Gruppenführer von Oberniß von der SA. , Gruppe Fran­fen, hat folgenden Sonderbefehl an die SA. erlassen:

1. Die Ehrendolche mit der Widmung Röhms sind sofort abzunehmen und durch Dienstdolche zu ersetzen. Ich bin da­mit einverstanden, daß nach der Entfernung der Bidmung Röhms durch Abschleifen der Klinge die Dolche als Dienst= dolche weiter getragen werden. Neue Anordnungen über einen Ehrendolch für alte Kämpfer werden vom Führer durch den Chefe des Stabes Luze erlassen.

2. Sämtliche Bilder Röhms und der anderen Verräter find sofort aus allen Dienststellen der SA. zu entfernen und zu vernichten.

3. Die Gruppen- Dienststelle hat den Namen Ernst­Röhm Hau 3" abgelegt und wird in Zukunft als Dienststelle der SA.- Gruppe Franken, Nürnberg " be= zeichnet.

4. Der befohlene Urlaub der gesamten SA. wird auf Befehl des Chefs des Stabes Luze in vollem Umfang durchgeführt, damit die Angehörigen der SA. nach einein­halb Jahren angestrengten Dienstes Gelegenheiten zur Erholung und zum Zusammensein mit ihren Familien haben. Jeder SA.- Dienst ist, soweit es sich nicht um die notwendigste Besetzung der Dienststellen handelt, für den Monat Juli gemäß Befehl der Obersten SA. - Führung untersagt.

Verbrenne, was Du angebetet hast.

Rührend ist die Sorge des Gruppenführers um die Er holung und Ruhe seiner SA . Es ist auffallend, daß die SS die Polizei und die Reichswehr , die in diesen Tagen viel an= strengender haben arbeiten müssen, feinen Anspruch auf Er­holung haben und sich ihren Familien nicht zu widmen brau­chen. Höchst merkwürdig.

Der in der SA. tätige arme Prolet wird nach Hause ge= schickt. Der bessere" SS. - Mann tritt an seine Stelle.

Warum wurden Schleicher und Röhm ermordet? Von einer hervorragenden politischen Persönlichkeit aus der Zeit deutschen republika­nischen Regimes erhalten wir eine Mitteilung, die auf die Ermordung Röhms und Schleichers ein ganz neues Licht wirft und für das Blutbad eine überraschende Begründung gibt. Unser Gewährsmann schreibt uns:

Tief erschüttert über das furchtbare Ende Herrn von Schleichers wende ich mich an Sie mit der Bitte, dazu beizu tragen, daß einer Toten Gerechtigkeit widerfahre. Obgleich ich nicht zu den politischen Freunden oder gar Verehrern Herrn von Schleichers zählte, drängt es mich doch, das An­denken dieses Mannes, der ein Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohle war, von niedrigen Verdächtigungen und bös= willigen Verunglimpfungen retnhalten zu helfen. Man hat Bertu von Schleicher zu Lebzeiten von republikanischer Seite als einen raffinierten Intriganten hingestellt, der mit zynischer Strupellosigkeit seine politischen Ziele verfolge. Nach meiner Ueberzeugung hat man damit Herrn von Schleicher unrecht getan, wenn auch nicht geleugnet werden soll, daß der Schein manchmal gegen ihn sprach. Zu solchen verwerflichen Mitteln, wie sie ihm jetzt als Toten nachgesagt werden, hat er aber bestimmt niemals gegriffen. Für jeden, der Herrn von Schleicher auch nur oberflächlich kannte, ist es ganz ausgeschlossen, daß dieser zur Erreichung seiner innerpolitischen Ziele sich zu Verschwörungen mit einer aus­wärtigen Macht oder gar zu Zugeständnissen an diese auf Koften des nationalen Besitzstandes hergegeben haben könnte. Meines Erachtens liegen die Gründe für die abscheuliche Beseitigung Herrn von Schleichers an ganz anderer Stelle als in dessen angeblicher Tätigkeit gegen das heute in Deutschland herrschende System. Die Tatsache, daß er gleich­zeitig mit Oberstleutnant Röhm getötet wurde, ist für mich geradezu ein Beweis, wo die Zusammenhänge und wahren Gründe zu suchen sind. Bekanntlich haben Herr von Schleicher und Oberstleutnant Röhm bereits vor Jahren, als sie äußer= lich noch politische Gegner waren, zusammengearbeitet. Es ist heute nicht an der Zeit und entspricht nicht meiner Absicht, auf diese Dinge hier näher einzugehen. Aber ein Punkt ist von Belang. Oberstleutnant Röhm gehörte im nationalsozia= listischen Lager zu den Befürwortern eines guten Verhält: nisses zur Wehrmacht und daraus resultierend einer grund­säglichen Bereitschaft zur Beteiligung an einer, wenn auch nicht rein nationalsozialistischen Regierung, die imstande wäre, das im Interesse der deutschen Wehrkraft Notwendige ficherzustellen. Diese Bestrebungen sind bekannt, und ich vers rate, wenn ich hier auf sie eingehe, kein Geheimnis. Aus der häufigen Berührung zwischen dem Stabschef der SA. und Herrn von Schleicher ergab sich naturgemäß auf beiden Seiten ein Vertrauensverhältnis, das in politischen Fragen häufig zu weitgehender Uebereinstimmung führte. Es ist in eingeweihten Kreisen seit langem bekannt, daß diese poli: eingeweihten Kreisen seit langem bekannt, daß diese poli: tische Zusammenarbeit zwischen beiden Herren wesentlich zum Sturz des Reichsfanzlers Dr. Brüning beigetragen hat, zu dem Herr von Schleicher sich nicht zuletzt deshalb entschloß, weil Oberstleutnant Röhm ihm glaubte zusichern zu können,

flugzeug bei Uebungen nicht zu folgen vermochten. Die ame: ritanische Flugzeugindustrie sieht sich daher vor der Aufgabe, eine neue noch schnellere Kampfmaschine herauszubringen. Der japanische Militärattachee in Pefing Siba: jama hat der chinesischen Regierung im Zusammen: hang mit dem Attentat auf den Expreß Mukden : Peking Forderungen übermittelt über die Säuberungs: aftion gegen diejenigen Elemente, die sich die Aufgabe ge: stellt haben, um jeden Preis die Eisenbahnverbindung zwis schen Mukden und Peling zu zerstören. Da durch das Attens

bu

daß Adolf Hitler sich an einem darauffolgenden Kabinett des besonderen präsidentiellen Vertrauens entweder direkt be= teiligen oder es doch tolerieren werde.

In seinen Unterhaltungen mit Herrn von Schleicher machte Oberstleutnant Röhm aus gewissen, sonst gänzlich unbekannten Interna der NSDAP . und ihres Führers fein Geheimnis, Herr von Schleicher hat über die ihm anvertrauten Dinge zunächst nicht gesprochen, ließ aber Dritten gegenüber durchblicken, daß er im Besitze von Kennt

en sowohl über die NSDAP . als über die Person Adolf Hitlers sei, deren Veröffentlichung für den letzteren schlechts hin untragbar sein und seiner politischen Laufbahn ein so= fortiges Ende machen würde. Herr von Schleicher war auf Grund seiner geheimnisvollen Kenntnisse gegenüber den An­griffen der nationalsozialistischen Bewegung noch während seiner Kanzlerschaft seiner Sache so gewiß, daß er bis zuletzt eine Möglichkeit seines Sturzes durch die Nationalsozialisten überhaupt nicht in Erwägung zog. Was ihn bewog, dann von seinem Material doch keinen Gebrauch zu machen, ist mir unbekannt. Ich glaube aber zu wissen, daß jedenfalls Stellen außerhalb der Reichsgrenzen über die Dinge unterrichtet find, vielleicht nicht einmal durch Herrn von Schleicher selbst und auch keinen seiner Mittelsmänner, sondern von dritter Seite, die mit der in Frage kommenden Angelegenheit direkt im Zusammenhang steht. Soweit ich unterrichtet bin, handelt es sich um die Herkunft eines Teils der außerordentlichen, den Nationalsozialisten bis 1932 zugeflossenen Geldmittel. Doch sollen auch andere Punkte mehr privater Natur zur Sprache gekommen sein.

Nach dem Angeführten bin ich überzeugt, daß sowohl Herr von Schleicher wie auch Oberstleutnant Röhm in den Augen Adolf Hitlers höchft gefährliche Mitwisser peinlicher Geheims nisse waren. Da Herr Hitler sich ausdrücklich zu dem Grund­sag Machiavellis bekennt, daß man einen gefährlichen Geg: ner nicht reizen, sondern entweder versöhnen oder vernichten müsse, so ergeben sich die Folgerungen von selbst.

Hochachtungsvoll

( Unterschrift.)

Wir veröffentlichen dieses überraschende Schreiben so, wie es uns zuging. Lediglich Datum und Unterschrift sowie eine Stelle im Tert wurden weggelassen, um den Briefschreiber nicht zu verraten. Die Persönlichkeit des Absenders bürgt absolut für die Glaubwürdigkeit der darin gemachten Mit­teilungen. Diese besagen flipp und klar:

Röhm und Schleicher waren für Hitler zwei gefährliche Mitwisser, die er sich mit einem gemeinsamen Schlage vom Halse geschafft hat.

tat japanische Polizeibeamte verlegt wurden, verlangt der japanische Militärattachee Entschädigung für die Familien der Betroffenen. Die chinesische Regierung prüft die vom jananischen Oberften Sibaiama überreichten Forderungen. Das japanische Rabinett hat am Dienstag feinen Nutriit beschlossen. Der Beschius tam nicht unc.wortet. Er soll wie verlautet, mit dem bekannten Aktienskandal in Zusammenhang stehen, der frühere Minister und ein Mits glied des gegenwärtigen Kabinetts in den Verdacht der Bestechung gebracht hat,