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Deutsche Freiheit", Nr. 152
Autarkistan
bald ARBEIT UND
Bisher wurden nur 33 Prozent des deutschen Heringsbedarfs in deutschen Häfen gedeckt. Um diesen Prozentsatz zu vergrößern, wurde heute die ganze Organisation des Heringsfangs umgebaut. Die Fangflotte wurde vergrößert, so daß 170 Schiffe zur Verfügung stehen. Außerdem wurden Flugzeuge zur Dirigierung der Schiffe eingesetzt. Man hofft so 75 Prozent des deutschen Heringsbedarfs zu decken.
Gleichzeitig hat man den Versuch begonnen, in der Kieler Bucht Schollen zu züchten. Falls das Experiment gelingt, will man in der Ostsee Fischzuchten anlegen. Durch Propaganda für den Konsum von Fischen soll den Deutschen das Fleischessen abgewöhnt werden; durch Futtermangel ist nämlich mit starker Erhöhung der Fleischpreise zu rechnen. Das Kurioste aber ist der Plan, die deutschen Austernbänke wieder ,, auf ihre alte Höhe zu bringen". Der preußische Staat besitzt bei Sylt und anderen nordfriesischen Inseln Austernbänke, die bis 1926 im Betrieb waren, dann aber des geringen Ertrags wegen eingestellt wurden. Die Nazipropaganda behauptet nun, sie werde aus diesen Austerbänken soviel Austern hervorholen, daß die Auster zum Volksnahrungsmittel werde. Ein Blick auf die Statistik lehrt, wie groß diese Lüge der Nazipropaganda ist. In den ertragreichsten Jahren brachten die Austernbänke alle zusammen nie mehr als 4 bis 5 Millionen im Jahr. Und daß vor dem Krieg die Auster in Deutschland ein Volksnahrungsmittel gewesen ist, kann der goebbelsischteste Goebbels nicht behaupten.
Das Einkaufsverbot für Wolle ist verlängert worden. Verboten ist der Kauf von Kammzug, Kämmlingen, Wolle und Gespinsten aus Wolle, soweit hieraus Verpflichtungen entstehen, deren Erfüllung nach den devisenrechtlichen Vorschriften einer Genehmigung der Devisenstellen bedarf.- Der Reichswirtschaftsminister hat die Ausfuhr von Rohkupfer
in allen Formen verboten.
Breslaus Verwaltungs- und Finanzlage
Einer in der„ ,, Schlesischen Zeitung"( Nr. 161) veröffentlichten Rede des Oberbürgermeisters Dr. Rebitzki entnehmen wir folgende Stellen:
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,, Auf Grund des Berufsbeamtengesetzes seien 194 städtische Angestellte hiervon 41 wegen nichtarischer Abstammung und 67 wegen politischer Unzuverlässigkeitpensioniert oder entlassen worden. Dafür habe man bewährte Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung an deren Stelle
gesetzt...“
,, Die Finanzlage der Stadt bezeichnete der Oberbürgermeister als ernst, besonders hinsichtlich ihres Schuldenstandes."
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WIRTSCHAFT
Die Selbstblockade
Motto: ,, Gott strafe England!"
( Deutscher Gruß aus dem Jahre 1914.)
In wenigen Wochen werden genau zwanzig Jahre vergangen sein, seitdem England die Blockade über die deutschen Küsten verhängte. Damals schrie die offizielle Presse auf, daß dies der brutale Krieg gegen die Zivilbevölkerung, der Mord an Frauen und Kindern sei. Die Begrüßungsformel ,, Gott strafe England!" wurde zur Vorläuferin des heutigen ,, Heil Hitler !"
Was damals das größte Verbrechen einer auswärtigen Macht gegen das deutsche Volk genannt wurde, das führt die jetzige nationale Regierung von innen her ein, sie verhängt über Deutschland die Selbstblockade. Die Entwicklung zu diesem Schritt entbehrt nicht eines pikanten Reizes: Erst hieß es, daß man für den Fall eines kommenden Krieges Deutschland gegen eine erneute Hungerblockade wappnen müsse. Nun kann man den Krieg der andern gar nicht abwarten, man führt zur Probe Krieg aber gegen sich selber! Ein Krieg ist zwar noch nicht die Blockade ist schon da.
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In den Reden der braunen Halbgötter handelt jetzt regelmäßig ein bedeutsamer Abschnitt von Ersatz. Hitler , Goebbels , Göring - keiner verfehlt darauf hinzuweisen, daß die Welt demnächst das Wunder der deutschen Ersatzstoffe erleben werde, die dem gesamten internationalen Handel ein anderes Gesicht geben würden.
Man muß fast glauben, daß nur übergroße Rücksicht auf die ausländischen Erzeuger von Gummi, Baumwolle, Benzin usw. bisher die Deutschen davon abgehalten habe, von den Möglichkeiten ihres reichen Erfindergeistes ausgiebiger Gebrauch zu machen. Freilich, die Deutschen im Alter von
Dreißig aufwärts haben auch noch einige Erinnerungen an die Qualitäten dieses Ersatzes: Sie erinnern sich der Hemden, die im Waschkessel sich in Gallert auflösten, sie erinnern sich an die Anzüge, die zu Zunder zerfielen, wenn man sie einige Wochen lang getragen hatte, sie erinnern sich einer Auto- Ersatzbereifung, deren Stößen kein menschlicher Magen gewachsen war usw. usw.
Aber das soll inzwischen alles viel, viel besser geworden sein: Synthetischer Kautschuk, Zellulose- Stoffe, BraunkohlenBenzin. Warten wir's ab. Jedenfalls war das meiste der Ersatzstoffe bisher mit den Naturprodukten nicht konkurrenzfähig, denn sonst hätte es konkurriert. Man wird zum mindesten für schlechtere Qualitäten höhere Preise zahlen müssen, als bisher für die guten.
Ganz dunkel bleibt dabei, welchen ,, Ersat" man für jene
Der Absatz der Gaswerke sei von 59 Millionen Die Lebensversicherungen 1933
Kubikmeter im Jahre 1932 auf 55 Millionen Kubikmeter im Jahre 1933 zurückgegangen. Ebenso betrage der Wasserverbrauch rund 200 000 Kubikmeter weniger gegenüber dem Jahre 1932. Rund 1500 Brennstellen wurden in der Straßenbeleuchtung neu in Betrieb gesetzt. Was den Straßenbahn- und Omnibusbetrieb angehe, so führte der Oberbürgermeister aus, seien die Einnahmen zurückgegangen, obgleich die Beförderungsziffer um rund 25 Prozent gestiegen sei. Die Einführung des Zehnpfennig- Tarifes sei zwar nur ein Versuch gewesen; aber trotz des Verlustes sei dieser Versuch noch nicht abgeschlossen, da die Hoffnung bestehe, daß sich die Wirtschaftslage bessern werde."
,, Immerhin stehe Breslau mit 101,9 Arbeitslosen auf je 1000 Einwohner noch an erster Stelle der deutschen Großstädte. Die wirtschaftliche Fürsorge habe einen Mehrzuschuß von rund 1,4 Millionen erfordert bei noch ständig steigender Tendenz."
,, Die Stadt Breslau , so führte er aus, sei nicht imstande, den Haushaltplan durch Mnaßnahmen eigener Entschließung zum Ausgleich zu bringen."
,, Noch heute ist die Finanzlage unserer Stadt bei einem Defizit von rund 16 Millionen bitter ernst, eine ungeheure Summe, deren Ausgleich ohne Beihilfen des Staates mindestens im Plane der vorgesehenen Höhe not
Der Kapitalertrag des Versicherungsbestandes ging 1933 um 81,7 Milionen RM. zurück. Die Versicherungssumme erreichte mit 17,3 Millionen Mark in der Mitte des Jahres ihren Tiefstand. Es gelang durch Gruppenversicherungen den Versicherungsbestand zu erhöhen; doch drängte das Publikum einige Zeit hindurch zu diesen Gruppenversicherungen nur, um sie vor dem Verbot noch durchzubringen. Das Verbot der Gruppenversicherungen erfolgte Mitte Dezember 1933. Der Durchschnittsbetrag der einzelnen Versicherungssumme ging gegen 1932 um 10 Prozent auf ca. 1000 RM. zurück. Die Prämieneinnahmen ergaben 1933 721,4 Millionen RM. gegenüber 749,3 Millionen im Jahr 1932. Der Zuwachs der Vermögensanlagen im Neugeschäft war mit 377,4 Millionen geringer als 1932, er betrug damals 395 Millionen RM. Von der Möglichkeit des Rückkaufs wurde 1933 weit stärker Gebrauch gemacht als 1932. Die Zahlen werden charakteristischer Weise nicht angegeben! Zur Verdunkelung der künftigen Statistik wird bereits jetzt mitgeteilt, daß diese so ,, vereinheitlicht" werden wird, daß nicht mehr die Zahl der Versicherungsverträge, sondern die durch Verträge versicherten Personen gezählt werden sollen.
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Aufwertung amerikanischer
wendig ist. Dabei ist noch nicht an eine Tilgung Versicherungen
der Defizite der Vorjahre zu denken, die auch nach Durchführung der Umschuldung noch erheblich sein werden. Es kann nicht nachdrucksvoll genug vor der verfrühten Ansicht gewarnt werden, daß Breslau schon bald aus eigener Kraft Herr seiner Finanzlage Finanzlage werden könne."
Der„ Stellungskrieg"
Dr. Eugen Kruschke, Schriftführer des Sachverständigenbeirates der NSBO. teilt einiges über die Auswechslung des Personals der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung mit. Die Nazi übernahmen 26 603 Beamte, Angestellte und Arbeiter. Davon entfernten sie sofort 3372 Arbeitskräfte. Von den 13 Landesarbeitsamtspräsidenten wurden 3 Präsidenten und 6 Stellvertreter entlassen, 4 Präsidenten wurden beurlaubt. Außerdem wurden, sagt der Kruschke: noch eine sehr große Anzahl von marxistischen Angestellten durch Kündigung außerhalb der Anwendung des Be. rufsbeamtengesetzes ausgeschieden und durch Nationalsozialisten ersetzt". Wie hoch diese Zahl ist, sagt Kruschke nicht, er deutet es auch gar nicht näher an. Aber ungefähr dreimal soviel Angestellte wie durch das Berufsbeamtengeset brotlos gemacht wurden, brachten die Nazi in Stellung, nämlich 11 000 neue Kräfte, von denen 50 Prozent SA.- Männer sind und Mitgliedsnummern unter 300 000. Kruschke legt Wert auf die Feststellung, daß bei all diesen Brotlosmachungen und Anstellung von Parteibuchbesitzern die Gau- und Kreisleitungen der NSDAP . und NSBO. mitgewirkt haben.
Einen krasseren und gemeineren Materialismus hat es doch in keiner politischen Bewegung gegeben,
Die Reichsgemeinschaft amerikanischer Versicherten e. V., Berlin W. 50, Tauentienstraße 20, teilt uns mit:
Die Frage, welche Aufwertung die amerikanischen Versicherungsgesellschaften den deutschen Markversicherten zu zahlen haben, soll demnächst endgültig vom Reichsgericht in einem dort gegen die New York Life Insurance Company anhängigen grundlegenden Rechtsstreit entschieden werden. In diesem ist geltend gemacht worden, daß die Grundsätze des Reichsgerichtsurteils vom 28. Juni 1932 für die Aufwertung ausländischer Lebensversicherungen anzuwenden seien, und daß demnach unabhängig von den im Aufwertungsstockverfahren durch den Treuhänder gemachten Zahlungen eine Aufwertung nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen stattzufinden haben. Diese Ansicht wird erneut von dem bekannten Kenner des Aufwertungsrechts, Excellenz Mügel , vertreten.
Inzwischen sind die amerikanischen Gerichte auch in der Berufungsinstanz über die russischen Rubelfälle ebenfalls zu einer den Versicherten günstigen Einstellung gekommen, und haben die in Anspruch genommene amerikanische Gesellschaft verurteilt, den Versicherten den vollen Goldwert ihrer Einzahlungen nebst Zinsen zurückzuvergüten( Urteil in Sachen Dougherty gegen Equitable, Juni 1933).
Die deutschen Versicherten erheben aufgrund der ihnen bei Abschluß der Verträge gemachten Zusicherungen Anspruch darauf, daß sie einen Ausgleich erhalten, der über die geringe im Aufwertungsstock verfahren gezahlte Quote erheblich hinausgeht.
Es ist zu erhoffen, daß nunmehr auch das höchste deutsche Gericht in dieser Frage eine Stellung einnimmt, wie sie der Entscheidung der Gerichte im Heimatstaat der Gesellschaften entspricht,
Zweige des Erwerbslebens finden will, die ausschließlich auf dem Außenhandel basieren, vor allem für Schifffahrt und Schiffsba u. Man kann doch nicht schließlich bloß zu ,, Kraft und Freude " Schiffe bauen, die dann obendrein noch so schlecht navigiert werden, daß sie stranden. Wenn jetzt der deutsche Außenhandel, worauf alles hinweist, gänzlich einschrumpft, werden voraussichtlich Hamburg und Bremen Hakenkreuz- Flaggengala anlegen!
Immerhin, Hitler kann sagen, daß er wenigstens einen seiner Programmpunkte ganz oder nahezu ganz erfüllt hat: die vielgepriesene Autarkie ist auf dem Wege, sich zu vollenden. Nur muß das Volk nun feststellen, daß es no ch schlimmer ist, wenn Hitler seine Versprechungen erfüllt, als wenn er sie nicht erfüllt!
Allerdings sehen wir schon die Stelle, wo der Autarkie das erste empfindliche Loch droht: Deutschland befindet sich, wie ein großer Teil Europas , in der Gefahr einer Miß. ernte infolge des überaus trockenen Frühjahrs. Das Getreide steht dünn und ist stellenweise notreif geworden, die Kartoffeln sind zurückgeblieben und noch winzig klein, der erste Grasschnitt war fast ertraglos. Natürlich kann ein Wetterumschwung einiges, wenn auch nicht mehr allzuviel retten. Immerhin: man liest bereits, daß angesichts des drohenden Mißergebnisses der Kartoffelernte den Landwirten der verstärkte Anbau von Kohlrüben anbefohlen wird, und da überschleichen einen allerhand Erinnerungen!
Die Menschen werden ja nun irgendwie durchkommen, aber das liebe Vieh ist in diesem Punkte anspruchsvoller: wenn kein Futter da ist, muß man es abschlachten, denn unterernährtes Vieh ist lediglich fressendes Kapital. So entsteht die nicht uninteressante Frage, womit die autarken Herren Devisenverwirtschafter die notwendige vermehrte Einfuhr von Futtermitteln finanzieren wollen, oder ob sie es zu einer Massenabschlachtung wie im Kriege kommen lassen wollen, der Schweine"-Schmidt kann ja da nähere Auskünfte geben!
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Eine Mißernte dürfte jedenfalls dem deutschen Volke Wert und Nutzen der nationalsozialistischen Autarkiebestrebungen in besonders deutlichem Lichte zeigen. Zum Ersatzstoff wird dann auch noch die Lebensmittel. karte treten. Ganz wie im Kriege... Obgleich doch, wenn man es genau besieht, gar kein Krieg ist, sondern ,, nationaler Aufstieg". Und keine Blockade, sondern Moratorium von Schachts Gnaden... Seltsam, daß diese Dinge einander so ähnlich sehen! Bald dürfte der deutsche Gruß lauten: " Gott strafe Hitler!"
mit 55.000
Die jetzt bekanntgegebenen Zahlen über die Siedlungstätigkeit unter dem System Hitler zeigen deutlich, daß auch auf diesem Gebiet, auf dem die Nazi ein Paradies versprachen und das sie in ihrem agitatorischen Geschwät immer wieder in den Vordergrund stellen, glatt versagt haben. Im Jahre 1933 wurden 4571 Neusiedlerstellen Hektar Gesamtfläche geschaffen; 1932 aber, als Hitler und die braunen Gesellen ihr Prinzip von Blut und Boden noch nicht zum Staatsprinzip erhoben hatten, wurden 9046 Neusiedlerstellen mit 102 000 Hektar Gesamtfläche geschaffen. Einige Detailzahlen sind aufschlußreich: in Kochs Ostpreußen wurden 1933 687 Stellen mit 8800 Hektar, 1932 1490 mit 17 700 Hektar geschaffen. In Brandenburg - wir setzen die 1933 607( 1135), Zahlen aus dem Jahr 1932 in Klammern
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in Pommern 533( 2312), in der Grenzmark 91( 223), in Niederschlesien 419( 1078), Schleswig- Holstein 191( 481), Oberschlesien 469( 759), Mecklenburg 586( 888). Lediglich in Hannover und in Oldenburg wurden 1933 mehr Siedlerstellen errichtet als 1932 und zwar: Hannover 556( 325), Oldenburg 127( 12).
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Der Aprilausweis der Sparkassenstatistik behauptet, daß in den deutschen Sparkassen 11,669 Milliarden RM. liegen. Weit bezeichnender als diese Zahl ist die Tatsache, daß die Sparkassenbücher von fast einem Drittel aller Sparer Beträge unter 100 Mark enthalten. Von 22 Millionen Sparkassenbücher weisen 7 Millionen Beträ antor 10% Mark auf,
Zolleinnnahmen sinkend
Die jetzt bekannt gegebenen Zollerträgnisse für 1933 Be trugen 1044 Millionen RM.; 1932 betrugen die Zolleinnahme rund 1156 Millionen RM.
Schiffahrt
passiv
Außenhandelsmonopol oder Kriegswirtschaft? Der Wirtschaftsdienst" meldet: ,, Der Führer der Wirtschaft hat nachstehende Anordnung erlassen: Mit Rücksicht auf eine bevorstehende Zusammenfassung der Außenhandelsaufgaben der deutschen Wirtschaft haben bis auf weiteres organisatorische Veränderungen der bisher auf dem Gebiete des Außenhandels tätigen Organisationen ohne meine Zustimmung zu unterbleiben."
Zunahme der Auswanderung
Die Auswanderung von Deutschen nach Uebersee , die seit 1927 ständig abgenommen hat, hat 1933 erstmalig zugenommen. Gegen 1932 beträgt die Zunahme 24 Prozent. Zu diesen Zahlen stellt der ,, Wirtschaftsdienst" ausdrücklich fest, daß die politische Auswanderung hier nicht einbegriffen ist, da diese gewöhnlich über die deutsche Landgrenze stattfindet. Die stärksten Abgabegebiete neben den Hansestädten sind Württemberg und Baden,